Beiträge von Quintus Sabbatius Aurelianus

    "Das weiß ich selbst nicht so genau. Er meinte, dass er noch was erledigen wollte und dass er, sobald es ginge, nachkommen würde. Zumindest hoffe ich, dass er nachkommen wird. Der Weg nach Rom ist ja nicht die Schwierigkeit. Einfach der Via Ostiensis folgen. Allerdings die Wege in Rom sind eine Schwierigekeit - sogar eine sehr große. Sie werden immer die schlimmsten Feinde der Familie Sabbatia sein."

    Ich betrat das Lokal zum ersten Mal. Es war, Fortuna sei Dank, nicht so kitschig eingerichtet wie das letzte, hatte aber dennoch seinen eigenen Charme. Ich folgte Livilla zum Tisch.


    "Es gefällt mir. Genau nach meinem Geschmack."

    "Aber bei großen Opfern stehe ich nicht unmittelbar neben dem Tier, was geopfert wird."


    Still und heimlich machte ich mir eine geistige Notiz, dass ich niemals in den Cultus Deorum eintreten könnte. Da ich aber die Götter nicht verärgern wollte, ließ ich es dabei bewenden und half Livilla (und machte mich dabei nicht dreckig :D ).

    Doch sehr erstaunt über die Wirkung meines Vorschlages, in einen anderen Raum zu gehen, war ich nun Zeuge einer panikartigen Massenflucht. Denn Anfang machte Tristan, der regelrecht darum bettelte zu gehen. Da ich keine Lust hatte, ihn einer Situation auszusetzen, die ihm sichtlich unangenehm war, erlaubte ich ihm dies, vergewisserte mich aber vorher, dass er keine Dolche oder andere lebensgefährliche Dinge bei sich trug ;)


    Kyria verließ danach gleich den Raum und ging in den Garten. Detritus, anscheinend von er Massenflucht angesteckt, war ebenfalls verschwunden, ohne überhaupt den Grund seines Besuches zu nennen.


    Etwas verdutzt stand nun alleine im Raum des Stadtschreibers. Was, bei den Göttern, ist hier gerade passiert ? Unschlüssig stand ich da und suchte nach Hinweisen. Ich schweifte mit den Augen von der einen in die andere Ecke. Nichts! Nichts, was mir nur im entferntesten weiterhelfen könnte und mir sagt, was hier vor wenigen Minuten geschehen ist. Ich entschloss mich, dieses Ereignis erstmal ad acta zu legen und ging dann in den Garten, wo Kyria bereits auf mich wartete.

    Kyria wartete bereits, als ich die Gärten im kleinen Park hinter der Curia betrat. Die Gärten waren voll gestellt mit den sonderbarsten Pflanzen, die bereits meine Vorgänger in der Stadtverwaltung gepflanzt haben. Noch gut kann ich mich daran erinnern, wie ich als frischgebackener Scriba das erste Mal die Curia betrat und von der doch recht eigensinnigen Einrichtung überrascht war. Wer vermutet schon einen Park versteckt hinter einem Verwaltungsgebäude? Damals hatte sich allerdings schon lange keiner mehr um die Pflanzen gekümmert und sie sahen dementsprechend aus. Mit Detritus zusammen, der früher noch Magistratus von Ostia war, versorgten wir die Pflanzen so gut es ging und konnten sogar noch einige retten. Jetzt war aber Winter und ihre Pracht war verborgen, wodurch der Park eine eisige Eleganz erhielt.


    Ein kühler, schwacher Wind wehte. Kyria stand neben einen der großen Pflanzenkübel und sich sah das Gewächs an. Ich schritt auf sie zu.


    "Kyria, es tut mir wegen vorhin leid. Ich hoffe, du hast keinen zu großen Schock erlitten. Irgendwie ist alles ein wenig außer Kontrolle geraten."

    Das ganze Ritual hatte etwas sehr tiefgründiges und bedeutsames und ich wollte es nicht kaputt machen, weswegen ich nichts weiter sagte. Ich nahm den Käfig und folgte Livilla nach draußen.


    Die Strahlen der Sonne blendeten, als wir aus dem doch sehr spärlich belichteten Tempel hinaus ins Freie kamen und nun auf dem großen Platz vor dem Tempel standen. Es wehte trotz des fast wolkenlosen Himmels ein eisiger Wind, der einen bis an die Knochen ging und das Blut gefrieren ließ. Irgendwie hoffte ich doch insgeheim, dass dieses Opfer bald vorbei wäre und nahm mir fest vor, das nächste Mal alles soweit hinauszuzögern, dass wir im Hochsommer das Opfer zelebrieren und nicht im Winter.


    Der Taube schien die Kälte ebenfalls nicht zu gefallen, als ich sie aus dem Käfig nahm und sie gut festhielt, damit sie nicht einfach davonfliegen konnte.

    Das, was in den letzten Minuten in dem Arbeitszimmer geschehen ist, konnte ich nur schwer begreifen oder auch nur ansatzweise erahnen. Zu schnell und zu viel ist einfach passiert. Tristan, der anscheinend durch meine Frage nur noch mehr verwirrt war, als er es ohnehin bereits der Fall war, bekam einen weiteren Anfall, als Kyria und Detritus das Zimmer betraten. Die große Anzahl der Personen im Raum – wir waren einschließlich meiner Wenigkeit drei Gäste in der kleinen, stickigen Stadtschreiberstube – schien ihn noch nervöser, wenn nicht sogar noch verrückter zu machen. Die Panik stand Tristan regelrecht im Gesicht geschrieben und man musste keine Sibylle sein, um vorauszusehen, dass bald etwas Schreckliches passieren würde.


    Stille herrschte, nachdem Kyria den Dolch von Tristan genommen hatte und damit den Brief geöffnet hatten, den sie mir nun vorlas. Ich bekam von den gesprochenen Worten nur die Hälfte mit, aber der eigentliche Inhalt des Briefes blieb mir nicht verwehrt.


    "Kyria, ich danke dir, dass du mir das mitgeteilt hast. Ich hatte sowieso vor mit Livilla und Regulus nach Mantua zu reisen. Dort können wir dann alles Weitere besprechen. Auch wäre ich dir sehr verbunden, wenn du die Vorbereitungen übernehmen würdest. Ich muss noch einen kleinen Abstecher nach Rom in den Tempel der Iuno unternehmen und kann deswegen nicht direkt nach Mantua reisen."


    Ich sprach zwar die ganze Zeit mit Kyria, hatte dabei aber Tristan im Augenwinkel. Er hatte sich wieder beruhigt und starrte nun auf den Boden, als ob es nichts Interessanteres als diesen auf der Welt geben würde. Da ich nicht riskieren wollte, dass Tristan gleich wieder einen Anfall bekommt, wollte ich die Anzahl der Personen in dem Raum so schnell wir möglich verkleinern oder zumindest eine bessere Umgebung schaffen.


    "Wie wäre es, wenn wir in einen anderen Raum gehen würden? Dieser hier ist doch für so viele Personen etwas zu klein und stickig. Außerdem habe ich Durst und würde gerne etwas trinken. Was meint ihr? :)


    Ich blickte in die Runde und schaute jeden dabei erwartungsvoll an.

    Ich war froh, dass Livilla mir sagte, was ich zu tun hatte. Dies war zwar hier nicht mein erste Opfer für die Götter, allerdings wollte ich auch nichts falsch machen bei diesem wichtigen Anlass. Ihre Anweisungen beruhigten mich, dass sie alles in Griff hatte und nichts schiefgehen wird.


    Aus dem Nebenraum holte ich die vier Schüsseln und zündete danach den kleinen Span an der Fackel an, wie sie es mir gesagt hatte.


    "Und nun?"


    fragte ich ruhig.

    Der Weg von Ostia nach Rom schien sich über Nacht um das doppelte verlängert zu haben, denn unendlich lang war die Reise, sodass ich nun mit etwas (;)) Verspätung am Tempel der Iuno ankam. Livilla wartete bereits. Neben ihr stand eine Frau, mit der sie sich zu unterhalten schien. Vielleicht hatte Livilla dadurch gar nicht gemerkt, dass ich zu spät war. :D Am besten gar nichts anmerken lassen, sagte ich zu mir selbst und ging freudestrahlend auf sie zu.


    "Salvete ehrenwerte Damen."