Beiträge von Apollonius von Samothrake

    Apollonius nickt, setzt sich wieder und verschränkt die Arme vor seinem sich vorwölbenden Leibesumfang.


    "Gut, gut! Wenn der Senator es so wünscht!" Er zwirbelt sich den Bart.


    "Wie alt sind die Beiden? Und haben sie schon Unterricht genossen? Griechisch, Rethorik, Logik und Philosophie?"

    Apollonius nickt zufrieden. "Sehr gut! Das freut mich sehr!" Er schiebt Iulian die restlichen Trauben hin.


    "Gut, die beiden jungen Männer werde ich natürlich nach Art der Griechen im Freien unterrichten, wenn es das Wetter erlaubt und ich würde das auch gerne hier im Garten der Schule machen."


    Er reibt sich den Bart. "Es wird bestimmt auch kein Problem sein, dass die Beiden von einem Wächter der Schule abgeholt und wieder nach Hause gebracht werden."


    Dann steht er auf. "Aber ich möchte die Beiden doch jetzt gerne kennen lernen. Weilen sie hier in Tarraco? Und ist der Senator zur Zeit in Hispania?"

    Apollonius mustert den Leichnahm und dreht sich einmal um die eigene Achse, um sich die ganze Situation noch mal vor Augen zu führen.


    "Hmm!" Apollonius atmet langsam ein und wieder aus und kniet sich nieder, um die Unterseite der Füße zu betrachten. Sein Blick wandert von den Zehen bis zu der Ferse des Toten.


    Dann richtet er sich abrupt wieder auf und wendet sich an Balbus. "Der Mann wurde durchs Strangulieren getötet. Es gibt jedoch einige merkwürdige Umstände."


    Er tritt an den Regionarius heran. "Er ist gestorben, als seine Säfte noch in ihm geflossen sind. Normalerweise führt das jedoch auch dazu, dass betreffende Säfte von dem Körper ausgeschieden werden, wie das bei den meisten Todesfällen der Fall ist. Die Muskeln erschlaffen und der Körper kann Schleim und Exkremente nicht mehr an sich halten."


    Er deutet auf den Boden. "Aber hier ist nichts! Ebenso ist kein Blut zu sehen. Da jedoch die Zeichen auf Strangulation hindeuten, ist es sehr wahrscheinlich, dass das Gesicht nach dem Eintreten des Todes zerstört wurde. Also zu einem Zeitpunkt, wo die Säfte zum Stillstand gekommen sind. Aber wahrscheinlich ist der Tote auch hierher gebracht worden, nachdem er schon tot war."


    Er reibt sich den Bart und blickt auf. "Ähm...ja, also Tod durchs Strangulieren!"

    Apollonius nickt Lucilla noch hinterher. "Vale, meine Dame!" fügt er leicht lächelnd hinter. Seufzend betrachtet er die weggehende Lucilla. "Ach, wenn ich noch zwanzig Jahre jünger wäre..."


    Er seufzt melancholisch und blickt ärgerlich zu Merkur. "Hör auf zu grinsen, Junge. Du hast wohl zuwenig Arbeit? Da kann ich abhelfen!" Mit den Worten zieht er Merkur wieder in die Schule und in den Kräutergarten.

    "Aristoteles hat bestimmt keine Vivisektionen durchgeführt!" Apollonius hebt beschwichtigend die Hände.


    "Ganz gewiss nicht! Aber es gab Männer meines Faches und Philosophen, die das getan haben. Besonders für die Forschung um das Pneuma, der Lebensatem und Odem unserer Seele! Aber das ist bestimmt kein Thema für das Tor hier!" Er lächelt leicht.


    "Aber zu den Eiern. Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mir so um die 5-7 Eier die Woche zukommen lassen würdet, solange ich meine Forschung in diesem Felde betreibe und wenn Ihr auch noch andere Eier hierher liefert. Würde das möglich sein?"

    Apollonius schmunzelt. "Das kommt darauf an, ob man überzeugt ist, ob die Götter zuerst das Ei oder zuerst das Huhn erschaffen haben. Oder vielleicht kam erst das Ei, dann Rom und schließlich das Huhn?"


    Er zwirbelt an seinem Bart herum. "Nun, in den Zeiten als Sektionen am Menschen noch üblich waren, und sogar Vivisektionen, hat man angeblich solche Strukturen im Menschen gefunden. Und im Gegensatz zu vielen Philosophen hat Aristoteles etwas unorthodox mit Beobachtungen einige seiner Erkenntnisse gesammelt. Besonders in der Naturphilosophie..." Er nickt. "Aber es ist unter uns Gelehrten sehr umstritten so vorzugehen."

    Apollonius nickt. "Das wäre in der Tat großartig! Es würde mir einige Gänge in die Stadt ersparen!" Er reibt sich gut gelaunt die Hände.


    "Nun, ich beschäftige mich auch mit der Naturphilosophie. Und besonders mit der Entwicklung eines Lebewesens, in diesem Fall das Huhn. Warum entwickelt sich das Innere von einem Ei von einigen Blutklumpen bis hin zu einem atmungsfähigen Küken." Er verschränkt die Hände hinter dem Rücken.


    "Warum atmet dieses kleine Wesen im Ei noch nicht? Wann fängt das Herz an zu schlagen? Das sind alles hochaktuelle Fragen mit der sich sowohl die Philosophen als auch die Medici beschäftigen. Schon Aristoteles hat auf diesem Felde großes geleistet. Empedokles und Hippokrates natürlich auch!" Er lächelt und seine Augen glitzern aufgeregt.


    "Diese Erkenntnise sind sehr gut auf den Menschen übertragbar! So ist Aristoteles fest davon überzeugt, dass der Ursprung allen Lebens im Ei liegt..." Er stockt. "Ähm...ich möchte Euch nicht mit langen Vorträgen langweilen, meine Dame!"

    Apollonius blinzelt erstaunt. "Eigentlich, werte Dame, war ich lediglich an 5-10 Eiern die Woche interessiert. Für meine Forschung. Da müssen sich jedoch lebende Küken in den Eiern entwickeln. Ansonsten nützen sie mir nichts und solche Eier sind schwerlich für den Verzehr geeignet."


    Er sieht sie entschuldigend lächelnd an. "So seht Ihr, müsst Ihr Euch trotzdem an Pollux wenden!" Er nickt Pollux kurz zu dabei.


    "Aber wenn Ihr einige 'überreife' Eier übrig hättet, wäre ich sehr daran interessiert!" fragend sieht er Lucilla an.

    "Ich habe Dir doch gleich gesagt, Merkur, dass eine Frau zu unterrichten genaus ein schwieriges Unterfangen für mich ist, wie für einen Gladiator ohne Waffen gegen ein Rudel hungriger Löwen anzutreten. Eine Frau hat einfach nicht die nötige Disziplin für die Wissenschaften!"


    Apollonius kommt auf das Tor zugelaufen. Ihm folgt sein kleiner Gehilfe. "Und ich sag Dir, das Mädchen ist wirklich eine Löwin...!" Grummelnd kommt er näher und wendet seinen Blick zu Merkur. "Und wo bekomme ich bloss die Hühnereier her? Eine Idee?"


    In dem Moment tritt er an das Tor und blickt überrascht auf die Besucherin. Ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. "Ah! Werte Lucilla! Es freut mich Euch wieder zu treffen. Sucht ihr jemanden? Nun, ich denke, es kommt gleich ein Wächter, um Euch behilflich zu sein...Oder kann ich Euch helfen?"

    "Hmmm!" Apollonius blickt durch den Eingang ins Lagerhaus. "Erhängt? Immerhin etwas solider als das mit dem Faß!" Er nickt und krazt sich in seinem dichten, ergrauten Bart.


    "Ich schau mir das mal an...!" Mit den Worten marschiert er an den Wächtern vorbei und in das Lagerhaus hinein.


    Einen Schritt hinter dem Eingang bleibt er stehen und mustert die gesamte Situation. Dann fällt sein Blick auf den Boden und danach wieder auf den Erhängten. Leicht grummelnd tritt er langsam näher und stellt seine Tasche neben dem baumelnden Mann ab.


    Langsam und immer wieder auf den Boden schauend, geht er um den Mann herum. Mit gerunzelter Stirn bleibt er wieder stehen und sein Blick wandert nach oben.


    "Das ist doch wirklich verrückt...!" Er schüttelt den Kopf. Dann mustert er wieder den Toten. "Was haben wir bisher...Beide männlich, Beide unkenntlich gemacht...relativ ähnliche Statur...hmm!" murmelt er leise vor sich hin. Er dreht sich abrupt um und öffnet seine Tasche und holt sein Instrument mit dem Vergrößerunsglas hervor, was er sich um seine Stirn schnallt. Mit dem Glas vor dem Auge geht er näher an den Körper heran, um ihn sich wieder etwas genauer anzuschauen...

    Apollonius Hand umspielt die Trauben und er isst einige, während er Tertius Iulian mustert.


    "100 Sesterzen?" Er kaut wieder auf einer Traube und lehnt sich zurück. "Nun, ich bin gerne bereit die Beiden zu unterrichten. Senator Meridius sollte jedoch wissen, dass ich an dieser Gladiatorenschule auf jeden Fall weiterarbeiten werde und meine Zeit demensprechend etwas begrenzt ist. Es wäre mir jedoch möglich, die beiden jungen Männer vormittags zu unterrichten."


    Er legt den leeren Traubenstengel auf den Tisch. "Aber was ist mit dem anderen Anliegen. Ich bin doch in erster Linie zum Senator gekommen, um wegen einem Patronat anzufragen. Hat er sich diesbezüglich entschieden? Würde er mich als seinen Klienten annehmen?"

    Etwas später kommt Apollonius herangelaufen. Über seiner Schulter hängt die ältere, leicht ausgebeulte Ledertasche mit seinen Instrumenten. Suchend sieht er sich um und geht dann schnurstracks auf Balbus zu.


    "Salve, Regionarius. Eine der Wachen hat mir Bescheid gegeben, dass es einen neuen Mord gab." Er krazt sich am Bart. "Dieselbe Weise?"

    "Sehr gut!" Apollonius nickt leicht. Er blickt zu dem Wächter und schickt diesen mit einem leichten Kopfnicken aus dem Raum.


    Dann setzt er sich auf einen der Stühle und blickt Tertius Iulian. "Wir können das auch hier besprechen! Wir haben hier mehr Ruhe als in meinem Arbeitsraum!"


    Sein Blick wird fragend. "Und? Welche Kunde bringst Du mir von der Familie Decimus?" Dabei greift seine Hand zu den Trauben.

    Etwas später trifft ein älterer Mann in einem langen, dunkelgrauen Gewand ein. Er hat an der Wange eine leichte Erdspur und eine gerunzelte Stirn, als er in den Warteraum eintritt.


    Er blickt sich kurz um und dann auf Tertius Iulian.


    "Salve! Mein Name ist Apollonius von Samothrake. Bist Du Tertius Iulian?"

    Etwas grummelnd mustert Apollonius seine beiden Schüler.


    "Na gut!" Er wandert wieder auf und ab. "Wie ihr seht, kann das Auge durchaus täuschen. Deswegen sollte ihr bei Eurer Schlussfolgerung einer Situation immer auch auf Eure anderen Sinne horchen. Das gilt genauso für die Medizin!"


    Er bleibt stehen. "Jetzt fragt ihr Euch sicherlich, was hat das Ganze mit der Medizin zu tun?" Langsam setzt er seine Wanderung vor dem Brunnen wieder fort.


    "Genauso wie alles um uns herum, von den vier Elementen bestimmt wird, ist das mit unserem Körper genauso! Es gibt diesbezüglich auch noch einige andere Theorien, das würde jedoch für Euch zu weit gehen. Die Elementelehre ist die anerkannte Gelehrtenmeinung, die schon von Aristoteles und Platon bestätigt wurde." Er blickt zu seinen Schülern. "Vielleicht habt ihr schon von diesen Philosophen gehört?"


    "Die Elementelehre ist die Grundlage der Medizin, denn auf ihr beruht die Humoralpathologie."


    Seine Hände hinter dem Rücken verschränkt, bleibt er stehen. "Die Elemente müssen im Körper im Einklang stehen, damit der Körper gesund und kräftig ist. Ist eines der Elemente zuviel oder zuwenig vorhanden, dann wird der Mensch krank oder stirbt daran!"


    Er hebt seinen Finger. "Es gibt vier verschiedene Säfte im Körper, die den vier Elementen entsprechen! Merkur...?"


    Er winkt seinem Gehilfen, der schnell herankommt und ein Papyrus ausrollt.



    "Wie ihr hier sehen könnt, sind die vier Säfte folgende:


    Das Blut, was der Luft entspricht. Dem Blut werden die Eigenschaften des Feuchten und Heißen zugesprochen und nimmt seinen Ursprung im Herzen!"


    Er deutet auf das Papyrus.


    "Dann die gelbe Galle, was dem Feuer entspricht und trocken und heiß ist. Sein Ursprung ist die Leber!"


    Er zeigt es wieder.


    "Die schwarze Galle, kalt und trocken, ist der Erde gleichzusetzen und kommt von der Milz!"


    Nachdem er es gedeutet hat, dreht er sich wieder um. "Und als letztes der Schleim, der dem Wasser entspricht, kalt und feucht ist und aus dem Gehirn kommt." Er tippt sich dabei auf den Kopf.


    Dann mustert er die beiden Sklaven. "Fragen?"


    In dem Moment kommt zupft ihm Merkur an dem Arm und flüstert ihm etwas ins Ohr.


    Apollonius richet sich auf und blickt zu den Beiden. "Merkur hat mir gerade mitgeteilt, dass ihr noch gar nicht gefrühstückt habt! Holt das jetzt nach und kommt danach wieder hierher!"


    Er richtet sich zum Gehen und bleibt noch mal stehen. "Und Eure Fragen könnt ihr nach der Pause stellen! Ach, und schaut Euch zusammen noch mal das Papyrus an. Sica kann ja lesen!" Er winkt Merkur Sica das Papyrus über die Humoralpathologie zu geben und geht dann von dem Garten weg.