Beiträge von Apollonius von Samothrake

    Kleine Schweißperlen waren auf der Stirn von Apollonius zu sehen. Mit träger Handbewegung nahm er sein kleines Linnetüchlein und wischte sich über die Stirn. Was für eine Hitze! Da fühlte er sich ganz wie nach Alexandria zurück versetzt. Sein Blick glitt für einen Moment sehnsuchtsvoll in Richtung Süden, wo er sein Wahlheimat vermutete. Was für ein bitteres Los hielt ihn doch von dem pulsierenden Herzen der Weisheit und Wissen fern. Nachdenklich nickte Apollonius. "Ja, ich denke, es sollte auf jeden Fall ein Mann sein! Und einer, der sowohl Apollo als auch der Göttertrias opfern kann. Und die Laren würden auch nicht schaden! Aber da kennen sich die Priester in Rom sicherlich besser aus als ich!" Apollonius spähte zu den Arbeitern runter. Ob Phokas ihm auch was zukommen ließ? Vielleicht sollte er noch mal die junge Frau herrufen. Gerade wollte er Glabrio zu einem kleinen Zwischenmahl einladen, als Schritte von hinten zu hören waren.


    Auch hörte man ein grunzendes Schnaufen von dort. Träge drehte sich der Medicus um und erblickte einen dickleibigen, glatzköpfigen Mann, der seine wenigen Haare über seine Glatze gestrichen hatte. Wegen der Hitze sah er ziemlich mitgenommen aus und die offentsichtliche Priesterrobe war mit Wein und Schweiß beschmiert. Schnurstracks ging der Priester auf den Sonnenschutz zu und blieb im Schatten stehen. "Was tut man nicht alles fürs liebe Geld!" murmelte der Priester. Sein Blick fiel auf Glabrio. "Ah, salve magistratus!" Ungeniert nickte der Priester Glabrio zu. Apollonius streifte er nur mit einem kurzen Blick und wandte voll der Verachtung seinen Blick wieder ab. "Ist das die Baustelle, magistratus?"

    Apollonius nickte der junge Sklavin zu. "Bring uns etwas verdünnten Wein!" wies er sie an und widmete sich gleich wieder dem Magistrat. Das Auftauchen jenes Mannes nahm Apollonius auch die schwere Entscheidung ab, ob er untätig, was gegen seiner Natur wäre, hier sitzen bleiben würde oder doch noch mal versuchen wollte, die seltsame Spinne von vor einer Stunde zu fangen. Seine Gedanken streunerten auch prompt zu dem kleinen Tier hinweg, so daß die Worte von Glabrio ein wenig an ihm vorbeirauschten. So brauchte Apollonius einen Moment ehe er den Sinn dahinter ermittelte. Ein mißmutiges Runzeln erschien auf seiner Stirn. Ja, sollte er bauen oder Verkaufsgespräche führen? Irgendwie sollten das doch lieber die Magistrati tun. Schließlich sackte die Stadt und Calldius ja den größten Teil des Gewinnes ein.


    "Nun ja, das ist ja erfreulich!" Entstammte nicht jener Callidus aus der selben Gens, wie der der die Villa kaufen wollte? Warum fragte er nicht seinen Verwandten einfach? Apollonius kratzte sich verwirrt den Bart, fuhr jedoch fort zu sprechen. "Aber ich kann nicht Beides. Den Käufern in Rom Besuche abstatten und gleichzeitig hier die Bauaufsicht führen. Nein, das ist wohl kaum bei den Distanzen möglich!" Außerdem bin ich auch nicht mehr der Jüngste, fügte Apollonius in Gedanken hinzu. Da kann man doch nicht erwarten, daß er von einem Ort zum Anderen reiste, nur zum Vergnügen einiger Römer! Apollonius griff nach dem Becher Wein, der ihm von der Sklavin gereicht wurde und reichte ihn an Glabrio weiter. Dann nahm er sich den Zweiten und trank einen tiefen Schluck. "Möchte er hinsichtlich der Fresken und Innenausstattung oder dem Grundbau informiert werden?"


    Huldvoll winkte Apollonius die Sklavin weg, die geduldig stehen geblieben war. "Übrigens wird später noch ein Priester hier vorbeikommen, der das Land weihen soll und ein kleines Opfer für die Bauarbeiten durchführt. Wir haben einen lokalen Sacerdos dafür in Anspruch genommen. Ich möchte jedoch vorschlagen, daß wir für die Weihung am Schluß beim Cultus Deorum in Rom für einen etwas höher gestellten Priester anfragen. Was meint Ihr dazu?"

    Aufmerksam, so aufmerksam Apollonius sein konnte, lauschte er der Patrizierin. Dabei widmete er sich auch dem Zwirbeln seines griechischen Bartes und gab ab und an ein leises 'Mhm' von sich. Auch nickte er hin und wieder, schwieg aber bis Livia ausgesprochen hatte. "In der Tat kann ich Eure Überlegungen nachvollziehen. Was die Malereien angeht, ist das eine Arbeit die am Schluß erfolgen wird. So habt ihr durchaus noch Zeit Eure Gedanken und Pläne konkreter zu gestalten und sie mit Eurem Gemahl abzusprechen. Deswegen halte ich es auch nicht für notwendig, wenn ich die kostbare Zeit Eures Gemahls mit dieser Angelegenheit in Beschlag nehme!"


    Apollonius hatte vage gehört, daß jener ein recht hohes Tier bei den Praetorianern war. Und solchen Männern, die einfach so jemanden verschwinden lassen konnte, wollte er wirklich nicht begegnen. Und wenn, dann nur in Öffentlichkeit und in einer Masse von vielen Leuten. Man konnte nie wissen bei den, für ihn, manchmal verrückten Römern, wobei sie sich wieder beleidigt fühlten. Aber sie waren nun mal empfindliche Barbaren. Daran konnten auch viele Generationen des Ideenklau aus seiner Heimat nicht viel ändern. Nichts von all dem äußerte sich jedoch auf Apollonius Gesichtsausdruck, der wie immer von einer ruhigen und etwas abwesenden Gelassenheit geprägt war.


    So etwas wie ein vages Lächeln erschien auf Apollonius Gesicht. "Gut, dann freue ich mich auf Eure Ankunft in Misenum. Ich danke Euch, daß ihr Euch die Zeit für mich genommen habt. Mir ist durchaus bewußt, daß auch Ihr mit viel Arbeit für das Wohl Roms beschäftigt seid." Apollonius musterte sie und jetzt kam doch eine brennende Neugier auf. Sollte er fragen? Oder lieber doch nicht? Das mit dem Verschwinden von Männern ging ihm nicht ganz aus dem Kopf. Und diese Frau hatte ihren Mann bestimmt genug im Griff, um selbiges zu erwirken. Apollonius zögerte und ließ es dann auf sich beruhen. Neugier konnte manchmal eher gefährlicher sein als dass sie seinem Wissendurst genügen konnte. Apollonius stand auf und neigte höflich den Kopf. "Dann möchte ich mich verabschieden, werte Tiberia Livia."

    Träge und etwas erschöpft von der Hitze saß Apollonius auf seinem thronenden Platz unter dem Sonnenschutz. Sein Blick schweifte über die nächste Baustelle und er nickte langsam und durchaus zufrieden. Vielleicht könnte er schon nach der schlimmsten Mittagshitze aufbrechen und Phokas den Rest des Tageswerkes überlassen. Zwar könnte sich Apollonius noch die hiesige Flora und Faune betrachten, doch es dürstete ihn nach einem Ausflug zum Vesuv. Aber auch aufs Meer hinaus. Vielleicht könnte er von einigen Fischern sogar einer jener sonderbaren Fische erwerben, die angeblich sogar Lungen hatten. Aber bevor der Priester nicht aufgetaucht war, konnte Apollonius schwerlich die Baustelle verlassen. In seinen Gedanken versunken bemerkte Apollonius darum den Magistrat recht spät. Erst als er bei ihm angekommen war, blinzelte der ältere Medicus und sah auf.


    "Ah! Salve, Sergius Glabrio! Nehmt doch Platz." Mit den Worten deutete Apollonius auf eine Sitzgelegenheit neben sich. "Was für ein heißer Tag, nicht wahr? Möchtet Ihr etwas verdünnten Wein haben? Oder lieber etwas Fruchtsaft?" Apollonius sah sich um und winkte die junge Sklavin herbei, die eben noch den Arbeitern das Essen ausgeteilt hat.

    Gut gelaunt betrat der etwas ältere Medicus die Taberna, Zu den Mänaden. Ein alter Bekannter, den er das letzte Mal in Rom wieder getroffen hatte, erzählte ihm von dieser Lokalität. Ein Ort, wo hauptsächlich Griechen zusammen trafen, zog Apollonius natürlich magisch an. Auch wurden ihm die Bauarbeiten in Misenum einfach zuviel, so daß er sich eine kleine Auszeit in Rom gegönnt hatte. Schließlich hatte Phokas dort alles im Griff. Aufmerksamen Blickes trat der Medicus hinein, zog sein griechisches Gewand zurecht und sah sich in dem Gewölbe um. Sehr schön die Örtlichkeit! Verwirrt schaute Apollonius kurz dem Hühnen am Eingang. Hatte der gar gerade ihn durchsuchen wollen? "Nein, ich hab keine Waffen bei mir!" erwiderte Apollonius etwas mürrisch und setzte einfach seinen Weg fort.


    Apollonius blieb stehen und sah auf die Fläche, wo Diotima stand. Blinzelnd betrachtete Apollonius die Frau und ging zu einem freien Tisch. Dort ließ er sich ächzend nieder und winkte einem der Sklaven heran. "Etwas Wein bitte, zwei Drittel Wein, ein Drittel Wasser. Nicht mehr und nicht weniger, ja?" Dabei ließ Apollonius auch seinen Blick kurz über den jungen Mann gleiten. Hatte sein alter Bekannter ihm nicht auch gesagt, daß dies sogar ein Lupanar war? Ganz den griechischen Interessen auch angepasst? Das galt heraus zu finden. Apollonius seufzte leise und etwas melancholisch. Ja, so etwas war schon lange her und irgendwie sehnte er sich wieder nach der Liebesfreude. Außerdem musste er an seinen letzten Artikel in der Acta denken. Sollte nicht auch Apollonius mal wieder seinem Säftehaushalt etwas Gutes tun? Doch in jenem Moment widmete er sich wieder den Ringwettkämpfen. Wer wohl antreten wollte?

    Zuerst war natürlich die Wahl des Landes äußerst wichtig. Denn viele Faktoren waren zu beachten, wenn man die Lage der Villen auswählte. Da die Villen auf einer Anhöhe gebaut wurden, sollten sie nicht den starken Winden, die vom Meer herkamen, ausgesetzt sein. Mild und angenehm sollte der Wind sein. Zu tief sollten die Villen jedoch auch nicht liegen, denn sonst würde bei jedem kleinen Unwetter die Luxushäuser mit Wasser überschwemmt werden. Aber auch zu entfernt vom Meer sollte es auch nicht sein, denn das Plätschern des Wassers, so wusste wenigstens Apollonius, war gut für Geist und Körper. Auch etwas, was nicht nur Phokas, sondern auch Apollonius einbringen konnte, war der Einfluss von Kälte und Wärme auf die Säfte. So musste bei den Grundstücken darauf geachtet werden, dass es nicht alleine den Plätzen der direkten Sonne und dann wieder völligem Fehlen der Sonne ausgesetzt war. So musste viel bedacht werden, was von dem Sklaven Phokas ausgerichtet, ausgemessen und überprüft wurde. Dann ging es weiter in der Arbeit, nachdem erst mal die ungefähre Lage der Villen ausgemacht wurde.


    Parallel auf verschiedenen Grundstücken, welche grob angezeichnet wurde, bauten die Männer die Meßinstrumente auf. Ein Fluchtstab, oder auch groma genannt, wurde aufgestellt und mit dem Lot in ungefähre Linie gebracht. An anderer Stelle fanden auch andere Geräte ihre Anwendung, wie eine dioptra*. Ein Sklave wiederum trat mit seinem Fuß den Weg um das Gründstück an, um nach Phokas Anweisung mit seinem Beinen das Fußmaß zu ermitteln. Das brauchte nicht sonderlich lange, doch die anderen Instrumente erforderten genauere Kenntnisse und Phokas arbeitete und arbeitete und dirigierte die Männer in alle möglichen Richtungen. Der ältere Sklave eilte dabei von Baustelle zu Baustelle und koordinierte alles, wobei er unermüdlich ans Werk ging. Mittels Stäbe, die mit Leinenstreifen verbunden wurde, steckten die Männer das Baugelände ab und nach einigen Stunden wurden schon die ersten groben Formen sichtbar. Die Sonne wanderte übers Firmament und brannte erbarmungslos auf die Männer herunter, die teilweise nur mit Lendenschurze arbeiten. Die Grillen zirpten wieder nach ihrem anfänglichen Schreck und ab und an erbarmte sich die Meeresbrise mit den arbeitenden Männern. Immer wieder liefen kleine Sklavenkinder herum, um den Männern aus Holzeimern mit großen Schöpfkellen Wasser darzureichen. Als die Sonne mehr als die Hälfte ihres Tageswerkes am Himmel getan hatte, war es bei den Männern auch so weit und sie machten erst dort ihre wohlverdiente Pause. Die Männer setzten sich in einem kleinen Pulk zusammen auf einer der sonnenverbrannten Wiesen und eine Sklavin, die extra dafür ausgeliehen wurde, ging mit Schalen und einem großen Topf umher, um dicke Fischsuppe zu verteilen und sehr stark verdünnten Wein zu verteilen.


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    *Eine Dioptra besteht aus einem senkrechten Holzzylinder, der eine drehbare Scheibe trägt, die mit einer Gradeinteilung beschriftet ist. Außerdem ist auf dieser Scheibe eine horizontale Achse hervorgehoben, die an ihren beiden Enden mit Aufsätzen versehen ist, in die man Sichtschlitze eingefügt hat.

    Es war ein schöner und sonniger Sommermorgen. Gerade hatten sich die ersten Strahlen hinter dem Horizont gewagt und beleuchteten idyllisch die Halbinsel vor Misenum und das tiefblaue Meer darum herum. Einige Vögel zwitscherten und eine Lerche erhob sich trillernd gen Himmel. Doch kurz darauf flatterten die Vögel erschrocken davon und riefen mit ihrer Vogelstimme hastige Warnrufe aus. Denn einige Männer, mit Wägen und Werkzeugen, näherten sich trampelnd dem zukünftigen Baugelände. Auf einem Wagen thronend, fuhr Apollonius von Samothrake, Medicus und offizieller Architekt dieses Bauvorhabens, auf dem provisorischen Weg, der dort hin schon gelegt wurde. An der Spitze angekommen, verharrten die Männer und drehten sich zu Apollonius um. Der wiederum wandte sich an seinen Sklaven Phokas, der den Bau leiten sollte. „Nun? Wann kommt der Priester?“


    Phokas blickte von einer Schriftrolle auf und verzog das Gesicht. „Heute Nachmittag. Vorher war er nicht bereit aufzustehen. Er muss wahrscheinlich noch seinen Suff ausschlafen!“ Die Antwort wiederum trieb Apollonius ein angewidertes Runzeln auf der Stirn. Wie sehr er doch solche Lottergestalten verachtete. Mäßigung war Apollonius Wunderrezept und er selber hielt sich fast immer daran. Beim Essen klappte es jedoch nicht so gut wie beim Wein. Was die Frauen anging...? Nun ja, da hatte er als älterer Mann nicht unbedingt die Wahl. „Musste es ausgerechnet dieser Priester sein? Er war äußerst ungnädig dieser ganzen Sache gegenüber!“ murrte Apollonius. Phokas rollte mit den Augen und antwortete. „Ja, leider haben wir keinen anderen Priester auftreiben können hier. Sind wahrscheinlich alle nach Rom gezogen!“ Mit den Worten erhob sich Phokas und sprang vom Wagen herunter. Fast so voller Elan wie ein junger Mann. Aber die Aufregung wieder Bauen zu dürfen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Schnellen Schrittes, so schnell es auch Phokas Alter erlaubte, trat er zu den Männern, die geduldig vorne mit ihren Gerätschaften warteten. „Los geht’s, Männer! Folgt mir!“ Mit der Hand winkend marschierte er einige Meter weit ehe er sich zu einem Arbeiter beugte und ihm leise etwas befahl. Der Arbeiter nickte und wandte sich wieder um.


    Apollonius stieg auch von dem Wagen, aber eher langsam und bedächtig. Mit dem Blick folgte er kurz seinem Sklaven ehe er sich abwandte. Mit Entzücken sah er eine kleine Viper, die zwischen den Sträuchern verschwand. Apollonius lächelte und der sonst so selten abergläubische Medicus fühlte, dass der Bau schon seine ersten guten Vorzeichen hatte. Neugierig lief er langsam an einigen Sträuchern vorbei und beschirmte seine Augen, um das Meer zu mustern und erneut zu versuchen den Vesuv mit den Augen auszumachen. Hatte nicht Plinius, der Jüngere an dieser Stelle den Untergang von Herkulaneum und Pompeji beobachtet? Gerade mal eine Generation war es her, als die dunkle Säule gen Himmel stieg und zwei der schönsten Städte Italias unter sich verschwinden ließ. Was für eine Schande um die vielen schönen Bauten, dachte sich Apollonius. An die vielen Menschen, die dabei gestorben sind, dachte er wenig und es kümmerte ihn eigentlich auch nicht.


    In dem Moment trat einer der Bausklaven an Apollonius heran und räusperte sich verlegen. „Herr? Phokas wies mich an, Dir einen Unterstand zu errichten!“ Apollonius drehte sich um und sah auf einer Erhöhung tatsächlich einen bequemen Korbstuhl aufgestellt und ein Dach aus Segeltuch darüber. Erstaunt hob Apollonius die Augenbrauen. So eine aufmerksame Gestik hätte er wirklich nicht von seinem Sklaven erwartet. Mit einem Seufzen, was sehr erleichtert klang, nahm er den kleinen Aufstieg zur Hügelspitze auf sich. Dort ließ er sich plumpsend auf den Sessel nieder. Noch erstaunter merkte er, dass ihm ein Becher mit verdünntem Wein in die Hand gegeben wurde. Milde gestimmt lehnte sich der Medicus zurück und betrachtete aus der Ferne Phokas und die Männer, die dem Wort des Architektursklaven gehorchten und sich an die Arbeit machten.

    Erschöpft von der Hitze kam Apollonius mit seinem Sklaven wieder zurück in die Taberna. Seufzend ließ sich Apollonius an einem der Tische nieder und winkte der Wirtin, dass sie ihm etwas Wein brachte. Dabei deutete er Phokas sich ihm gegenüber zu setzen. „Was ist dann jetzt zu erledigen?“ fragte der Medicus. Träge nahm sich der Medicus einer seiner Schriftrollen und fächerte sich etwas Luft in der Hitze zu. Erleichtert griff er nach dem Becher Wein, den die Wirtin brachte und sah fragend zu seinem Architektursklaven.


    Phokas holte aus seiner Linnentasche eine Kreidetafel hervor und sah auf seine Notizen. „Abgesehen von den Männern muss ich mich um den Kalklieferanten für den Guss für das Fundament kümmern und natürlich den späteren Mörtel. Auch sollte der Marmor und die Steine langsam mal geliefert werden. Vielleicht muss ich noch mal beim Steinbruch vorbeisehen!“ Phokas sprach bewusst von ich und nicht wir, da er kaum glaubte, dass der Medicus ihm eine Hilfe sein würde. Eher im Gegenteil! Apollonius merkte von all dem jedoch nichts und trank nur, mit einem Blick auf das Meer, von seinem Wein. „Gut, ich werde mich auf das Zimmer zurück ziehen.“ murmelte Apollonius und stand auf. „Du kümmerst Dich um den Rest?“ Phokas sah Apollonius für einen Moment grimmig an, dann nickte er langsam. Gut gelaunt lächelnd, denn Apollonius kannte Phokas finstere Miene, verschwand der Medicus in Richtung seines Zimmers.


    Einige Stunde später...


    Müde gähnend verließ Apollonius sein Zimmer. Ein Nachmittagsschläfchen war doch immer wieder etwas Herrliches. Ausgeruht und bei der nachlassenden Hitze betrat der Medicus wieder den Tabernaraum und die Terrasse. Verdutzt blieb er stehen und sah auf einen wahren Tumult und einer Ansammlung von Männern. Zwischen all jenen Männern saß Phokas und redete mit einem etwas schmierig aussehenden und dicklichen Mann, einem Sklavenhändler. „Frisch aus Syrien! Ich sag Dir, es gibt nichts Besseres für das heiße Klima. Sie können auch so gut anpacken und machen nicht schlapp wie die Germanen. Und ich leih sie Dir auch wirklich für einen guten Preis. Sagen wir 5 Sesterzen für jeden Mann und pro Tag!“ Phokas lachte hart auf und schüttelte den Kopf. „5 Sesterzen? Das ist doch lächerlich. Zum einen weiß jeder, dass die Syrier allesamt verlogenes Pack sind und klauen und stehlen wie es nur geht. Außerdem nehmen wir gleich ein paar Hundert. Du verdienst auch bei einem Sesterz noch zu viel. Ich sag Dir, ich nehme eine Hundertschaft für einen festen Preis. Sagen wir 120 Sesterzen für die nächsten drei Wochen!“ Der Händler rang mit den Händen und schüttelte energisch den Kopf.


    Apollonius musterte das eine Weile, dann ging er von der Terrasse weg und auf einen kleinen Weg, der sich um die Taberna herumschlängelte. Neben einem Oleanderbusch und über den zirpenden Zikaden blieb der Medicus stehen und genoss die Abendluft. Das Lärmen, Feilschen und Schwätzen geriet in den Hintergrund. Irgendwann hörte er jedoch, dass eine große Menge von Männern die Taberna verließ und dann die Schritte von Phokas. Sein Sklave blieb etwas hinter dem Medicus stehen und meinte schließlich. „Wir haben die Männer zusammen!“ Apollonius nickte langsam. „Gut!“ Mehr sprachen die beiden Männer nicht. Was hatten sie sich sonst noch zu sagen. Irgendwann ging Apollonius los und ließ Phokas zurück. Er wollte sich in der Abendsonne noch die Stadt etwas ansehen.

    „Ein Symposion? Ja, das wäre in der Tat sehr erfreulich! Gibt es denn noch andere erbauliche Gelehrte in dieser Gegend? Oder Dichter? Einen wirklich guten Dichter hab ich schon lange nicht mehr getroffen!“ Apollonius seufzte leicht melancholisch. Das war nun mal der Preis unter vielen Barbaren zu leben, wenn auch die Römer nicht so ganz barbarisch waren wie die Germanen oder Hispanier. Aber trotzdem waren die meisten Römer eher desinteressierte Menschen, so hielt der Grieche fest an seinen Vorurteilen fest.


    “Ja, wir fangen morgen an! Geländemaß, Opferung, Fundamente und solcherlei Dinge. Aber ich denke, wir haben alles gesehen, was ich wissen muss. Was die Kaiservilla angeht wäre ich sehr erfreut, bald näheres zu erfahren. Aber gehen wir doch! Die Hitze setzt mir doch arg zu.“ Apollonius wandte sich ab und winkte Phokas heran. Zusammen mit dem Magistrat machte er sich wieder auf und zurück.


    Sim-Off:

    Hab etwas abgekürzt, aber dann können wir mit dem Bauen anfangen. Kannst Dich ja immer gerne einschalten :)

    Nachdenklich betrachtete Apollonius Glabrio als jener Hesiod zitierte. Apollonius beneidete ihn doch um sein gutes Gedächntnis. In letzter Zeit entfiel ihm so viel, was er früher aus dem Stehgreif hätte zitieren oder wiedergeben können. Aber er wurde nun mal nicht jünger und die Zeit verlangte ihren Tribut. Aber ihm gefiel die Bildung von Glabrio durchaus. Die Römer, die er in letzter Zeit traf, waren doch außergewöhnlich und verbesserten tatsächlich Apollonius Bild von den römischen Barbaren. Ein Bild, was er sich in seiner Zeit in Alexandria machen konnte. Auf den Vorschlag hin nickte Apollonius zerstreut. "Ja, gerne doch!" Sein Blick schweifte über die Landschaft und er versuchte die andere Küstenseite zu erkennen, dort wo der Vesuv war. Ob er noch zu einer kleinen Expedition dorthin kommen würde? Er wollte gerne hochsteigen und jene Tiere, die dort lebten untersuchen. Ob sie Feuerluft atmen konnten? Das würde bestimmt interessant werden.


    "Die Verhandlungen?" Apollonius wurde aus seinen naturphilosophischen Träumereien heraus gerissen. "Nun, am Weitesten sind die Verhandlungen mit der Dame Tiberia Livia, die für ihren Mann gesprochen hat. Senator Helvetius war leider nicht anzutreffen. Ansonsten können die Fundamente und die ersten groben Züge durchaus angegangen werden. Änderungen sind in jener Phase immer noch möglich. Wißt ihr eigentlich genaueres über die kaiserliche Villa? Wie mir im Moment einfällt, erwähnte Aelius Calldius in dieser Hinsicht nicht genaueres."

    Apollonius zwirbelte seinen Bart und verfolgte mit den Augen einer Möwe, die am Himmel entlang glitt und hinter einigen Bäumen verschwand. Dabei trank er einen Schluck Wein und beobachtete wieder Phokas. Langsam nickte Apollonius. "Wenn ihr die Stelle in der Ilias meint, als die Götter sich trefen, um die Sieger des Krieges zu ermitteln, so scheint mir meine Erinnerung ähnliches zu sagen. Doch interpretiere ich das eher so, daß die Götter sich dem Schluß der Moiren über das Schicksal der Menschen beugen und weniger, daß die Götter selber dem Schicksal unterworfen sind. Sind doch nach Hesiod zwei der Weberinnen selbst Töchter des Zeus." Apollonius wandte sich zu Glabrio. "Dann glaubt ihr, daß die Parzen und die Moiren unterschiedlicher Natur sind? Sind sie nicht Ein- und Dieselben nur mit anderen Namen?"


    Apollonius reichte den leeren Weinbecher an den Aufseher zurück und ging einige Schritte näher an das Gelände heran, was für eine der Villen geplant war. "Es besteht die Möglichkeit, daß bald das Ehepaar Tiberia Livia und ihr Gatte Vinicius Hungaricus hier eintreffen werden, um sich eines der Landstücke auszusuchen. Da sie die ersten Käufer sind, dachte ich, daß es kein Problem sein wird. Oder ist das schon verplannt?" Apollonius sah fragend zu Glabrio.

    Apollonius sah sich aufmerksam auf dem Gelände um. Zufrieden musterte er Phokas, der am Arbeiten war. Inzwischen war er wirklich froh, dass diese griechische Schönheit und Witwe ihm den Sklaven angedreht hatte. Aber er konnte ja nicht ahnen, was für ein fleißiger Mann das war und so ungemein nützlich. Wenn er nur etwas freundlicher wäre. Aber man konnte nicht alles haben und ab und an prüften einen nun mal die Götter auf Geduld und Nervenkraft. Mit dem verdünnten Wein war das auch leichter zu erdulden und Apollonius schlürfte einige Schlücke.


    "Phokas? Oh ja, ein wirklich fähiger Architekt. Ein wacher Geist und kreativer Kopf ist er schon. Tja, zu schade, dass ihn das Schicksal mit der Sklaverei belegt hat. Aber die Moiren sind da nun mal wählerisch, für wen sie die Wege der Unfreiheit und für wen die Wege der Freiheit und des Aufstrebens auswählen. Findet Ihr das nicht auch höchst faszinierend? Nur ein Faden anders gelegt und vielleicht stände einer von uns unter all jenen Sklaven und würde der simplen und doch sehr schweißtreibenden Arbeit nachgehen müssen!"


    Apollonius verstummte und sah über die Sklaven hinweg, die dort noch beschäftigt waren. Apollonius sinnierte über das Schicksal und ganz kurz kam ihm der Gedanke, ob er Phokas vielleicht mal frei lassen sollte. Doch er verwarf das gleich wieder. Wo sollte jener schon hin? Aber wirklich von Phokas Leben wußte Apollonius nicht viel. Nur, dass er ebenso Grieche war.


    "Ich denke, wir können morgen mit der Vermessung und dem Abstecken der einzelnen Villengrundstücke beginnen. Ich werde heute abend noch die passenden Sklavenarbeiter heraussuchen und dann können wir das Projekt anpacken. Meint Ihr nicht auch, Magistrat?"

    Mehr oder minder aufmerksam hörte der Medicus der Patrizierin zu. Dabei war er sehr froh, daß Phokas hinter ihm sich befand und wahrscheinlich Notizen zu den Anmerkungen von Livia machte. Apollonius hätte sich wahrscheinlich nicht allles gemerkt und ihm war das durchaus bewußt. Ab und zu schweiften seine Gedanken zu der kleinen Echse, die er auf dem Weg zur Casa Vinicia entdeckt hatte. Er hättte sie zu gerne gefangen, aber sie war zu flink für die beiden älteren Männer. Auch gab Apollonius das Bemühen auf als zwei unverschämte Flegel über die Beiden gelacht hatten als diese mit wehenden Gewändern einer kleinen Echse hinter her gerannt waren.


    Ein Bad nur für das Ehepaar? Wahrlich dekadente Zeiten! Apollonius Finger zwirbelten seinen Bart. Aber so waren die reichen Römer nun mal. Und schließlich würde es ihm auch etwas mehr Geld einbringen als die sonstigen Bauten. Die Lykischen Bauern im Bad? Verblüfft ließ Apollonius die Hand sinken. Ob das ein spezieller, römischer Humor war? Interessant, sehr interessant. Sein Blick auf diese Frau veränderte sich etwas. Denn anscheinend kannte sie sich mit Ovid durchaus aus. Gebildet war sie und wohl auch nicht auf den Kopf gefallen. Apollonius seufzte am Ende der Rede von Livia und ihren vielen Fragen. Nicht wegen ihrer Worte, sondern weil wieder mal eine Römerin unwissentlich an seinem Weltbild herumschraubte und das behagte ihm gar nicht.


    "Es wird sicherlich kein Problem sein, wenn ihr das Gelände besichtigt und Euch das Grundstück aussucht. Noch besteht die freie Wahl dazu und Euer schneller Entschluß hat Euch diesbezüglich einige Vorteile eingebracht. Auch Eure persönlichen Vorstellungen, was die Größe und Anzahl der Räumlichkeiten angeht, ist genauso variabel im Moment noch. Wie schon erwähnt, können wir die Pläne Euren Vorlieben anpassen."


    Apollonius lehnte sich zurück, trank einen Schluck Wein und hoffte, dass Phokas ihn für diese Worte nicht noch an den Hals springen würde. "Die Lykischen Bauern für das Bad? Ja, eine interessante Idee. Und wieso Philemon und Baucis für das Perystil? Meint Ihr nicht, dass das Triclinum passender zu dem Motiv ist? Oder möchtet ihr für das Triclinum eher eine heroischere Darstellung? Und Daedalos und Icarus für das Atrium? Zwei, die fliehen und einer der daran scheitert? Wobei Daedalos als Motiv schon sehr ansprechend wäre."


    Apollonius kratzte sich erneut den Bart und stellte den Becher zerstreut ab, so sehr an der Kante des Tisches, dass der Becher fast herunter gestürzt wäre, wenn Phokas ihn nicht geistesgegenwärtig gehalten hätte. Doch das bemerkte Apollonius nicht und sprach nur weiter. "Nun, man kann für die großen Zimmer sicherlich auch verschiedene Mythen wählen und die Kleineren, die an den Großen anhängen, als weiterführende Bilderreihe und Statuenreihe für die Ersten nehmen."

    Etwas erschöpft kam Apollonius hinter her. Das letzte Stück, was sie zu Fuß gingen mussten, war doch recht Kräfte zehrend gewesen, zumindest für die zwei alten Männer- Apollonius und Phokas. Phokas Augen musterten schon das Gelände und er holte eine kleine Wachstafel hervor, worauf er sich eifrig Notzien machte. Als Apollonius stehen blieb, um Atem zu schöpfen und sich die Rodung anzuschauen, war Phokas schon dabei nach vorne zu schreiten und sich mit gewissenhaften Blick umzusehen. Apollonius sah ihm hinter her und zog eine Stück Leinentuch hervor, womit er sich über seine verschwitzte Stirn wischte.


    "Ruhm und Ehre? Ja, sehr schön!" murmelte Apollonius zerstreut. Seine Augen wanderten über das Land und dann auf das Meer hinaus. Als eine leichte Brise ihm etwas Erleichterung in der Sommerhitze verschaffte, seuftzte Apollonius auf. "Sehr schön! Ja, das ist wirklich ein schönes Stück Land für die Villen. Die Käufer werden sicherlich zufrieden sein. Gut, dann werde ich mich in den nächsten Tagen darum kümmern, die nötigen Sklaven zusammen zu bekommen. Diejenigen, die an der Rodung mitgearbeitet haben, könnten eventuell ebenfalls nützlich sein. Das Marterial müsste auch schon hier sein...hmm...ja in einigen Tagen können wir mit der Absteckung anfangen!" Apollonius verstummte. War das so, wie es Phokas gesagt hatte? Apollonius glaubte es und hoffte, nicht etwas falsches gesagt zu haben. Was für ein Seiltanz...schließlich war er Medicus und nicht Architekt. Aber Phokas wußte schon, was er tat. Apollonius vertraute voll und ganz auf seinen Sklaven.

    Apollonius nickte zustimmend und stand schon auf. Er war wirklich gespannt, wie das Gelände aussah. Besonders was Flora und Faun anging, war sein Interesse geweckt, seitdem er gestern einige interessante Schmetterlinge entdeckt hatte. Außerdem wollte er die Gelegenheit nicht verpassen eine kleine Reise zum Vesuv zu machen. Und Phokas konnte während dessen arbeiten. Apollonius freute sich jetzt schon auf seine 'Urlaubszeit' hier in Misenum. "Ich denke auch, dass es sinnig wäre. Schließlich müssen wir die Pläne noch dem Gelände anpassen." Selig lächelnd, etwas sehr seltenes bei dem Medicus, folgte er dem neu ernannten Magistrat. Dabei winkte er Phokas ihm wieder zu folgen, was jener genervten Blickes tat.



    Sim-Off:

    Kein Problem! Bin ja auch nur alle paar Tage im Moment online ;)

    Die beiden Männer stürzten Apollonius in grenzenlose Verwirrung. Das Gespräch rauschte halb an dem älteren Mann vorbei. Aber dass Callidus wohl Karriere gemacht hatte, das begriff auch Apollonius. So stand er auf und nickte ihm zu. "Ich gratuliere Euch, Comes! Mit Eurem Eifer und Eurer guten Arbeit werdet ihr Italia bestimmt erblühen lassen!" Apollonius lächelte ganz kurz, wirklich ein Zeichen von Wertschätzung. Er war jedoch auch froh, dass Aelius Callidus sich noch verantwortlich fühlte, denn Apollonius war nun mal ein alter Mann und mochte es nicht, von einem zum anderen weitergereicht zu werden. Doch dann wandte er sich wieder an den ersten Römer, Glabrio.


    "Ähm...wo waren wir stehen geblieben? Wolltet Ihr mich zum Gelände führen? Die Pläne sind fertig und können schon in den nächsten Tagen umgesetzt werden!"

    Es ist leider so, dass bei mir in wenigen Monaten, genau gesagt, zwei einhalb Monaten die Zwischenprüfung ansteht. Das Imperium Romanum frißt mir davon einfach etwas zu viel Zeit, die ich mir im Moment nicht leisten kann. Deswegen werde ich in nächster Zeit eher weniger aktiv sein können. Das, was noch dringend ansteht, werde ich Stück für Stück und langsam mal ab arbeiten, bitte jedoch auch um Geduld in dieser Hinsicht. Danke schön! :)

    Apollonius musterte Glabrio schweigend. Dass die Römer seinen Namen nicht richtig auszusprechen vermochten, passierte ihm immer wieder, aber es ärgerte ihn trotzdem. Nun ja, sie waren nun mal im Grunde genommen ein Haufen von Barbaren, die sich den Anschein von Kultur gaben. Das stand für den Griechen fest. Aber dass der Magistrat nicht in Misenum war, erstaunte den Medicus sehr. Ein verwirrtes, aber auch ärgerliches Runzeln erschien auf seiner Stirn. Nachdenklich kratzte er sich den Bart und zwirbelte ihn danach. "Ja, hmm...schwierig. Nun, Duumvir Aelius Callidus erwähnte, dass der Magister für die Aufsicht der Villenbauten zuständig ist. Wer kümmert sich jetzt darum?"

    Apollonius nahm mit einem dankbaren Nicken den Becher mit verdünntem Wein entgegen. Er roch kurz an dem Wein und wirkte recht zufrieden. Genau der Wein, der seinem Diätplan zurzeit entsprach, außerdem schien ihm die Verdünnung auch gerade richtig zu sein. So trank er einen kleinen Schluck vom Wein und hörte sich die Fragen der Senatorin an. Dabei musterte er sich durchaus neugierig. Für ihn war eine Frau im dem politischen Leben immer etwas Neues und sehr Seltsames. Er besah sich dabei genau, ob sie eher wie ein Mann wirkte, wegen dem Interesse an den männlichen Beschäftigungen und dem öffentlichen Leben. Aber eigentlich wirkte sie nicht so auf ihn. Eher wie eine sehr weibliche Person, sehr stilvoll, schön und aufgeweckt. Seine zweite Assoziation, die er hatte, was noch weniger schmeichelnd. Denn in Griechenland waren solche Frauen in ganz bestimmte Berufe zu finden. Aber auch jenes konnte Apollonius ausschließen, da wohl kaum eine Hetäre den Senat erreichen würde. Wie wohl eine solche Frau im Senat wirkte? Konnte sie sich gegenüber den Männern durchsetzen und mit welchen Mitteln tat Livia das wohl? Eine gewisse Neugier brannte in Apollonius, bezweifelte jedoch, dass diese heute und hier gestillt werden könnte. So wandte er sich lieber ihren Fragen zu.


    „Die Halbinsel weißt durchaus ein großes Gebiet auf, was allesamt den Villen zur Verfügung steht. Somit sind die einzelnen Grundstücke durchaus von beträchtlichem Umfang. Somit stände Anbauten eigentlich nichts im Wege. Und da Ihr, werte Dame, zu den ersten Käufern der Villen gehört, steht es Euch auch frei, das Landstück auszusuchen, was den schönsten Strand aufweist!“ Apollonius lächelte leicht. Oder war es eher ein kurzes Zucken um seine Mundwinkel. „Und was den Spielraum angeht? Dafür bin ich hier. Die Villen werden, sofern es Bau- und Geländetechnisch möglich ist, Euren Wünschen ganz angepasst werden. Die Pläne lassen sich leicht verändern, ein fertig stehender Bau nicht!“


    Apollonius trank noch etwas Wein, um seine Stimmbänder anzufeuchten. „Die Mythen können natürlich auch an Eure Wünsche und Euren Interessen angepasst oder verändert werden. Es sind verschiedenste Themen zur Auswahl, von den ersten Zeitaltern mit der Entstehung des Göttergeschlechtes, von dem Mythos um Orpheus und den verschiedensten Metamorphosen, die in dem Zusammenhang um Orpheus erzählt werden bis hin zu einer Villa, die ganz unter dem Thema von Iuppiter und seinen Geliebten steht. Ganz nach Sinn und Zweck dieser Bauten! Ovid liefert uns bekanntlicherweise eine Fülle von Geschichten und Inspiration. Würde Euch vielleicht ein bestimmtes Thema für Eure Villa vorschweben oder möchtet Ihr das lieber uns überlassen?“