Beiträge von Aurelia Verina

    Verina schüttelte nur verständnislos mit dem Kopf.


    "Es ist seine Pflicht! Dafür ist er Pater! Ich hoffe, dass deine Bitte ausreicht, sonst schlage ich einen Familienrat vor."

    Auch Verina traf ein. Sie empfand es als ihre Pflicht hier zu sein, aber wieder beschlich sie dieses unangenehme Gefühl in der Magengegend, weil wieder ein trächtiges Tier als Opfer diente. Verina verachtete sich selbst für ihre Empfindungen. Sie wollte die Götter ehren und sie wusste, dass viel zu viele Römer diese Bräuche nicht mehr ordnungsgemäß pflegten. Sie wollte mit gutem Beispiel voran gehen, aber sie merkte, wie ihr diese Pflicht als Novizin zunehmend schwer fiel. Eines Tages würde sie Ausführende sein müssen und davor hatte Verina Angst. Eine Angst, die ihr niemand ansah und die sie bisher kaum jemandem anvertraut hatte. Denn großer noch als das war ihr Unverständnis über den normalen Bürger, der sich mehr und mehr von jeglicher Religion abwandte, dabei war es so einfach, am heimischen Altar Früchte, Brot und Wein zu opfern. Viel einfach als hier.


    Verina schluckte schwer, als die Opferung vorgenommen wurden.

    "Oh, nein. Wagenrennen interessieren mich nicht übermäßig. Wohl verfolge ich sie, aber ich würde mich nie in eine Partei begeben."


    Verina machte eine Pause.


    "Ich muss dir noch etwas sagen. Ich überdenke derzeit die Möglichkeit, wieder nach Syria zurückzukehren. Überstürzt werde ich diese Entscheidung nicht fällen. Außerdem muss ich an meine Berufung denken. Wenn ich mich entschlossen habe, komme ich in die Villa auf ein Gespäch."

    Verina freute sich, jemanden in der Villa anzutreffen. Sie ging zu Deandra und begrüßte sie.


    "Salve! Eigentlich nicht. Ich wollte euch nur besuchen. Du siehst so aus, als hast du es eilig."

    Verina dachte, es wäre an der Zeit, einmal der Villa einen kurzen Besuch abzustatten. Sie hoffte, jemanden zu treffen. Vielleicht war sogar ihre Schwester daheim. Mit ihr konnte sie über alles reden, denn nicht immer war das Vestalinnenleben leicht.


    Das Atrium war leer. Verina war unschlüssig in dem, was sie nun tun sollte.

    Verina stand unschlüssig im Tempel herum. Sie war also viel zu zeitig herkommen. Nun wartete sie auf die anderen, denn sie selbst durfte das Feuer nicht entfachen. Ihr Rang ließ es nicht zu oder wenigstens glaubte sie das.

    Von der teilweise hitzigen Diskussion beeindruckt, blickte Verina zu den anderen Vestalinnen. Sie verhielten sich still, also verhielt sie sich ebenfalls still. Es gab auch nichts zu sagen, denn die Diskussion drehte sich um andere Bereiche des Cultus Deorum. Mit Interesse verfolgte Verina den weiteren Verlauf des Conventus.

    Zum Glück wurde das Opfer angenommen. Verina sah genau zu bei dem, was Tertia und Agrippina machten. Eines Tages durfte sie helfen und dafür lernte sie jetzt. Dann schloss sie sich der Maxima an, dachte aber noch lange über das Eröffnungsopfer zu den Parentalia nach. Es war kein Vergleich zu den Eindrücken vom Bona Dea Fest.