"Mein Schlaf war hervorragend, danke."
Zufrieden tippelte die kleine Vestalin Agrippina in die Küche hinterher.
"Mein Schlaf war hervorragend, danke."
Zufrieden tippelte die kleine Vestalin Agrippina in die Küche hinterher.
Auch Verina naschte von dem guten Essen. Sie strahlte heute über das ganze Gesicht. So einen schönen Tag hatte sie lange nicht erlebt.
Neugierig sah Verina um sich, als das Signalhorn ertönte. Sie konnte nicht entdecken, was es zu bedeuten hatte. Weil aber alle anderen still wurden, wartete sie einfach ab.
Müde aber innerlich ruhig betrat Verina am Morgen das Atrium. Sie war gespannt, was der Tag für sie bereithalten würde.
"Salve Agrippina! Hast du gut geschlafen?"
Verina lächelte. Man konnte ihr ansehen, dass es ihr wesentlich besser als gestern ging.
ZitatOriginal von Aurelia Deandra
"Grüß dich, Verina. Du schaust genauso wie ich etwas verloren aus. Das Fest ist wohl eher für Männer ein Anziehungspunkt. Hast du schon jemand Bekanntes entdecken können?"
Soeben kam Corus auf Verina zu.
"Jetzt kommt ein bekanntes Gesicht."
"Das ist mein Bruder Corus. Er ist Centurio bei den Vigiles."
Verina freute sich und begrüßte ihren Bruder.
ZitatOriginal von Caius Aurelius Corus
"Hallo, kleine Schwester. Komm, ich führe dich herum."
"Wie gut, dass du da bist. Fast wäre ich wieder gegangen. Corus, das ist Aurelia Deandra. Ich habe sie einmal in Rom getroffen."
So viele Männer, dachte Verina, als sie zum Fest kam. Sie als Vestalin mittendrin. Ob das eine gute Idee war? Verina blieb schüchtern am Tor stehen. Entweder einer ihrer Brüder würde sie sehen oder sie würde wieder gehen.
"Ich habe nichts dagegen, wenn wir Steine sammeln gehen. Das ist mal ganz was Neues."
Verina wartete ab, wo es lang gehen würde.
Verina fand den neuen Bruder lustig. Vor allem, weil er mit einem Wagen ankam.
"Salve Tutor. Hast du Lust, uns zu begleiten? Ganz privat, nicht dienstlich?"
"Danke, das werde ich tun. Du bist sehr verständnisvoll."
Verina stand auf. Sie verabschiedete sich von Agrippina und legte sich schlafen. Der Tag hatte sie reichlich erschöpft.
Beruhigt atmete Verina durch. Das waren wohltuende Worte.
"Gut, wenn du es erlaubst, werde ich also zukünftig durchbohren."
Erstmalig lachte Verina wieder. Eifrig nickte sie, als Agrippina vorschlug, sie vorerst nicht mehr an dem Bona Dea Kulthandlungen teilnehmen zu lassen. Damit war die größte Sorge von ihr genommen.
"Wann genau fangen wir denn mit der Unterweisung im Wasserholen an?"
Verina sah wieder glücklich und interessiert aus. Das Gröbste war überstanden.
"Ja, von mir aus. Lass uns zurückgehen und Tutor treffen.“
Der Tag würde noch spannend werden. Mehr als den Namen kannte Verina von diesem Adoptivbruder noch nicht.
"Sehr gern. Ich würde mich freuen, wenn du uns miteinander bekannt machen könntest."
Verina lächelte glücklich. Mit Tutor würde sie die gesamte Familie kennen.
"Hast du bereits eine Idee? Ich kann Rom nicht verlassen."
"Genau DER?"
Verina lächelte verschmitzt und besah sich den Centurio.
Schließlich verabschiedeten sich die anderen.
"Valete, wir sehen uns auf dem Fest."
Auch Verina ging nun ihrer Wege.
"Mich verunsichert vor allem, weil ich noch so wenig weiß. Wie holen wir zum Beispiel das Wasser? Wann opfern wir und wie geht das? Ich muss einfach wissen, ob ich mit allem fertig werden kann. Ich habe gehört, dass auf diesem Fest sogar Blut getrunken wurde. Das ist so eklig, ich könnte gleich wieder brechen. Eigentlich habe ich mir die Zukunft als Vestalin rein und sittlich vorgestellt. Was ich aber auf diesem Fest gesehen und gehört habe, war alles andere, aber nichts Reines. Ich empfand es nicht so."
Verina schwieg. Sie schüttelte sich.
Bestimmt würde Verina ihren Bruder bei der Vorführung bewundern. Er war eben ihr großer Bruder. Vielleicht hatte Metellus auch eine kleine Schwester, die er mitbringen und die ihn bewundern konnte. Fragen würde Verina aber nicht. Dafür war sie zu schüchtern. Es gab viel unverfänglichere Fragen. Sie sah zu Agrippina und Deandra. Gern wüsste sie, wie gut sich die beiden kannten und auch woher.
"Kennt ihr euch schon länger?"
Verina konnte sich kaum vorstellen, dass sie bei ihrem abgeschieden Leben, das sie führte, jemals andere Frauen treffen würde.
Erleichtert über die Erklärungen setzte sich Verina in einen Korbsessel. Das Fest war überstanden und ihre Übelkeit besserte sich. Froh war sie auch, dass sie nicht alleine diese Probleme hatte. Sie schenkte sich Wasser ein trank einen Schluck. Vielleicht hatte Agrippina noch etwas zu erzählen.
Verina konnte nicht glauben, was sie hörte. Sie selbst durfte voraus gehen und Agrippina wollte sauber machen. Sie durfte sich hinsetzen und etwas trinken. Verina wollte keineswegs widersprechen. Ohne lange zu verweilen ging sie ins Tablinium.
Verina nickte eifrig. Sie hatte sich fest vorgenommen, zu dem Vigilesfest zu gehen. Es würde ihr umso besser gefallen, weil sie ja nun bereits einige der Gäste kannte und nicht mehr alleine herumstehen würde. Da auch Agrippina nicht weiterging, blieb sie ebenfalls stehen und hörte der Unterhaltung weiter zu.
Oh, es war schön, sich von einem großen Bruder beschützt zu fühlen. Verina genoss es. Sie würde allen aufdringlichen Männern mit ihrem Bruder Corus drohen.
"Ach, ich kann die Schlange noch sehr gut überblicken und frech ist noch niemand geworden. Falls doch einmal, schicke ich ihn zu dir oder ich gebe dir Nachricht. Ich werde mein Gelübde gegenüber Vesta nicht brechen.
Corus, ich habe gehört, wir haben noch einen neuen Bruder. Es ist adoptiert. Kennst du ihn?"
Verina freute sich über die lobenden Worte.
"Ich wusste nicht, dass er so mutig ist, aber ich hätte es mir denken können. In seinem Beisein fühle ich mich gut beschützt. Er hat als Optio sich einem Centurio widersetzt?"
Die kleine Vestalin kicherte. Nun fand sie ihn noch viel toller. Um Verbrecher, die sich ihr näherten, musste sie sich wohl keine Gedanken machen.
"Nichts erzählt er mir. Das Spannende zumindest verschweigt er. Ich weiß fast nichts über ihn, aber auch nicht über meine anderen Brüder. Corus steht mir von allen am nächsten."
Erschrocken hielt Verina inne. Noch nie hatte sie so viel auf einmal gesagt.
Zum Glück bestand keine Pflicht, zu diesen anderen Kulthandlungen zu gehen. Verina war erleichtert.
"Vermutlich sind die Tieropfer erlernbar, auch wenn ich es mir jetzt noch nicht vorstellen kann. Schlimm finde ich aber trächtige Tiere. Damit komme ich nicht zurecht."
Energisch war das Kopfschütteln.
"Ja, lass uns reden. Ich muss wissen, was auf mich zukommt und wem ich aus dem weg gehen kann. Ich möchte ja auch keine Regeln brechen. Du hattest keine Probleme auf dem Bona Dea Fest?"