Beiträge von Aurelia Verina

    Verina wollte behilflich sein. Vielleicht würde sich die Maxima sogar darüber freuen. Vielleicht wollte sie es auch nicht. Verina fragte einfach nach. Sie flüsterte.


    "Agrippina, wenn ich dir bei der Opferung helfen kann, tue ich es gern. Brauchst du mich?"

    Verina wusste um den Vorgang der Reinigung. Trotzdem sah sie ganz genau zu, wie die Maxima hantierte. Die Ansprache prägte sie sich ebenfalls gut ein. Verina war gespannt, ob bei dieser Opferung alles wie bei anderen ablief oder ob es Unterschiede geben würde. Wer strich mit dem Opfermesser über den Rücken oder gab es vielleicht andere Aussprüche vor dem entscheidenden Schnitt?

    Verina schloss sich der Maxima an. Es war ihre ersten Parentalia. Gespannt verfolgte sie das Geschehen. Auch Verina gedachte ihrer Familie und ihrer Ahnen.


    Den Ablauf der Opferungen kannte sie inzwischen. Dieses Mahl würde sie nicht fortlaufen müssen. Voll Selbstbewusstsein stand sie zwischen den Frauen. Neugierig schaute sie sich um.

    Zitat

    Original von Lucius Aurelius Commodus
    "Jemand der manipuliert achtet den anderen nicht? Nein, das ist nicht wahr. Beides hat gar nichts mit einander zu tun. Man kann auch jemanden lieben und respektieren und ihn dennoch manipulieren. Vielleicht, weil man denkt es ist besser so für den anderen, wenn man ihn dahin führt, wo man ihn hin haben will. Ein Trugschluss ist das ganz sicherlich nicht, Verina."


    "Damit sprichst du Sophus ein selbständiges Denken ab. Ist es wirklich das, was du zum Ausdruck bringen willst?"



    Zitat

    Original von Lucius Aurelius Commodus
    "Was heißt hier Neu? Manch ein Mitglied welches nach Hause zurück gegehrt ist, war älter als ich oder Sophus. Sie waren schon immer Mitglieder dieser Familie."


    "Und doch hätte das Band zu Sophus stärker sein müssen, als das zu Verwandten, die lange in der Fremde waren. Zumindest dann, wenn es deinerseits eine tragfähige Freundschaft gab. Brüderchen, genau das macht man dir zum Vorwurf. Die Freundschaft nur vorgetäuscht zu haben."

    Verina hörte zu, bis ihr Bruder geendet hatte.


    "Deandra ist eine starke Frau. Da gebe ich dir recht, aber sie spricht von Sophus stets voller Respekt. Jemand der manipuliert achtet den anderen nicht. Sie aber achtet ihn sehr. Es ist also ein Trugschluss, dem du verfallen bist."


    Wieder hörte Verina zu. Etwas verstand sie nicht.


    "Ich glaube dir, dass du kein böser Mensch bist, aber du hast Fehler gemacht. Du sagst, du warst mit Sophus befreundet und ihr habt euch gut verstanden, warum hast du dann die Vereinbarung mit ihm nicht eingehalten? Er hätte dir doch näher stehen müssen, als die neuen Familienmitglieder."

    Verina betrat den Tempel. Jemand hatte ihr von einem Besucher berichtet. Sie erkannte ihren Bruder und ging ihm entgegen.


    "Salve Brüderchen, ich muss dringend mit dir sprechen. Es geht um die Vergangenheit und deine Rolle bei der Gensspaltung. Ich möchte das jetzt gern aus deinem Mund hören, damit ich beide Seiten kenne. Wollen wir dazu vielleicht einen Spaziergang machen?"

    Ein Bote brachte einen Brief vorbei.


    Salve mein Bruder,


    in einer dringenden Angelegenheit möchte ich dich gern sprechen. Bitte komm doch zum Tempel der Vesta. Wir können uns auch irgendwo in Rom treffen. In dein Büro passt mein Anliegen nicht.


    Vale
    Verina

    "Ich weiß nun alles, was ich wissen muss. Daher möchte ich gehen. Ich besuche meinen Bruder in Ostia. Seine Sichtweise interessiert mich natürlich auch. Danke für die Gastfreundschaft."


    Verina stand auf und verabschiedete sich von jedem Einzelnen.

    Zitat

    Original von Aurelia Deandra
    „Verina, nimm den Wohnsitz hier erst einmal an. Ich nehme die Verantwortung dafür auf meine Kappe. Ich wünsche mir ein friedliches Miteinander, ich wünsche mir Kontakt zu euch und ich möchte mit euch gemeinsam den Bruch kitten. Wenn diese Villa als Wohnsitz dafür dienen kann, wird sicher auch Sophus nichts gegen eine Nutzung haben.“


    Verina nickte.


    "Danke. Eine letzte Frage habe ich noch. Gibt es irgendeine Möglichkeit oder ist die Aussöhnung mit meinem Bruder ausgeschlossen?"

    Auf Verina stürmten viele Aussagen ein. Sie lächelte, als ihr das Angebot der vertrauten Anrede vom Onkel und Deandras Vater gemacht wurde.


    "In einem gehe ich mit euch in einer Linie. Ich kann Streit nicht ausstehen und wenn ein Kontakt zwischen unseren Familien dazu beiträgt, den zu lindern, werde ich Kontakt pflegen. Natürlich hört es sich für mich nicht gut an, wenn ihr negativ über meinen Bruder sprecht, aber inzwischen weiß ich warum. Vielleicht könntet ihr das in meinem Beisein reduzieren. Auf jeden Fall werde ich das Gespräch mit ihm suchen. Mal sehen, was da raus kommt."


    Verina bestellte sich Süßigkeiten bei einer Sklavin.


    "Da ich als Vestalin Rom nicht verlassen darf, wäre mir der Wohnsitz hier natürlich sehr lieb. Vielen Dank für das Angebot. Wenn Sophus nichts dagegen hat, will ich ihn gerne nutzen. Ich wüsste eben gern, wie er darüber denkt."

    Verina kannte einige der Briefe. Sie hatte sie in der Villa Aurelia in Ostia bereits gelesen.


    "Ich werde mit meinem Bruder sprechen. Mehr kann ich jetzt nicht sagen"


    Als die Eltern vorgestellt wurden, grüßte Verina. Sie war sich unschlüssig, ob sie diese Personen vertraulich anreden durfte. Schließlich waren es ja Verwandte. Dagegen sprachen die unterschiedlichen Familien. Verina störten die getrennten Verhältnisse sehr. Sie beschloss, einmal nachzufragen.


    "Wie ist es gewollt? Soll in der Anrede der Unterschied zwischen unseren Familien erkennbar sein oder darf die vertrauliche Anrede benutzt werden?"

    Zitat

    Original von Aurelia Deandra
    „Es wäre gut, wenn Sophus dazu Stellung nehmen würde, aber ich weiß nicht, ob er es sich einrichten kann. Er ist stark in der Legion eingebunden. Ich sehe ihn auch selten.
    Oft kann ich seine Entscheidungen vorhersehen, aber es nützt nichts, wenn du von mir eine Antwort auf deine Bedenken erhältst. Sie sollte von ihm kommen. Ich werde es ihm auf jeden Fall ausrichten, dann kann er sich auch noch im Nachhinein äußern, obwohl es hier natürlich wesentlich besser wäre. Vielleicht haben wir ja Glück und er kommt noch.“


    "Ich zweifle deine Worte nicht an. Sicher verstehst du aber, wenn ich mir, bevor ich eine Entscheidung treffe, auch die Ansicht meines Bruders anhören werde. Sofort nach diesem Treffen werde ich ihn in Ostia aufsuchen und das, obwohl ich Rom eigentlich nicht verlassen darf. Ich möchte Klarheit haben. Trifft es zu, dass Verrat im Spiel war, werde ich mich davon distanzieren. Ergibt sich etwas anderes, stehe ich an der Seite meines Bruders.
    Selbst dann finde ich aber dein Vorhaben, die Streitigkeiten zu schlichten und die unbetroffenen Mitglieder zusammenzubringen, gut. Ich weiß, dass mein Bruder den Kontakt nicht gern sieht, aber ich halte es für richtig, weil wir ja verwandt sind."


    Verina trank einen Schluck Wasser. Sie nickte dem als Onkel Eugenius vorgestellten Aurelier zu. Er machte auf sie zwar einen strengen, aber auch ehrlichen Eindruck. Deandra ebenso.


    "Auf eine Äußerung von Sophus würde ich ungern verzichten. Ich frage schließlich auch meinen Bruder und würde die Aussagen gern miteinander abgleichen."


    Der Onkel sprach von einer langen Ahnenreihe der Aurelier. Verina trug ebenfalls mit Stolz ihren Namen. Daran sollte niemand zweifeln.

    Zitat

    Original von Aurelia Deandra
    „Ihr seid Geschwister...
    ...
    ...Denkt darüber nach und lasst mich eure Entscheidung wissen. Geduldig warte ich selbst Wochen darauf. Macht euch selbst ein Bild von jenem Mann, der vortrefflich Freundschaft vorgaukeln kann, um im nächsten Moment dem Freund das Schwert in den Leib zu stoßen.“


    Eine beeindruckende Rede. Der Inhalt war Verina nicht wirklich neu. Die Formulierungen allerdings empfand sie als heftig. Sie blickte von ihrer Schwester zu Tutor. Keiner von ihnen sprach ein Wort.


    "Ich verstehe, dass es nur ein entweder oder gibt. Wie aber soll ich jemandem in Treue verbunden sein, den ich nicht kenne und der mich auch nicht als Aurelia akzeptiert? Du hast gesagt, Sophus erkennt nur die ihm angehörenden Mitglieder an und ich gehöre nun einmal laut Verwandtschaft zu Commodus."