Beiträge von Lucius Decimus Romanus

    Romanus schluckte und bereute schon fast, dass er das angesprochen hatte, wusste er doch nicht so recht wie er Meridius klar machen sollte, dass er keinen großen Wert darauf legte, die "Kunst des Kämpfens", wie Apollonius es genannt hatte, zu erlernen.


    "Ich...hmm, Apollonius hat gesagt, dass ich die Kunst des Kämpfens erlernen soll, genauso wie Maximian", sagte er schließlich und senkte den Blick. "Muss ich das, Onk...Meridius?"

    Erstaunt hob Romanus die Augenbrauen und sah seinen Onkel an. Mit einer Adoption hätte er nicht gerechnet und wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Nicht, dass er sich nicht darüber freuen würde, das alles kam doch etwas zu überraschend und der erste Gedanke der ihm kam, war der, ob er Meridius nun mit Vater anreden sollte. Doch dazu konnte er sich nicht überwinden, so gern er Meridius auch hatte.


    "Das ist...ich weiß nicht, was ich sagen soll, Onkel...ich meine..hm Meridius...vielen Dank", stammelte Romanus etwas hilflos und verschränkte die Finger ineinander. Der stechende Schmerz in der Brust hatte sich etwas verstärkt, doch tapfer kämpfte der Junge weiterhin gegen seine Tränen an.


    "Darf ich dich noch etwas fragen, On...Meridius?", fragte Romanus mit rauer Stimme.

    Romanus schluckte erneut und nickte dann als Meridius ihm bestätigte, dass sein Vater nicht wiederkehren würde. Tief in seinem Inneren hatte der Junge schon immer mit so etwas gerechnet, wenn er auch regelmäßig zu den Göttern betete, seinen Vater wohlbehütet nach Tarraco zurückzubringen.


    "Und...was geschieht jetzt?", fragte er tonlos und rieb sich kurz die Augen um die Tränen, die hartnäckig nach außen drängten, nicht zuzulassen. Der Kloß im Hals wurde immer stärker und in seiner Brust begann es zu stechen. Dann fiel ihm etwas ein. "Weiß es Valeria schon?"

    Auf Romanus`Gesicht entstand ein kleines Lächeln als Meridius anfing von seinem Vater zu erzählen. Er rechnete damit, dass er ihm nun sagen würde, dass er nach so langer Zeit endlich zurückkehren würde. So wollte er ihm schon ins Wort fallen und voller Begeisterung fragen, wann das sein würde, als sein Onkel etwas völlig anderes erzählte. Der Junge klappte den Mund auf und zu und sah ihn einen Moment verwirrt an. Was hatte er soeben gesagt?


    "Du meinst, er kommt nicht wieder?", fragte er überflüssigerweise und sah seinen Onkel mit großen Augen an. Er schluckte und versuchte den Kloß im Hals loszuwerden. Sein Augen begannen zu brennen und krampfhaft kämpfte er gegen die Tränen an. Er war schließlich kein kleiner Junge mehr und ein Mann weinte nicht.

    Romanus war mal wieder über einem, wie er fand, gähnend langweiligen Text eingeschlafen und schrak hoch, als die Stimme seines Onkels ertönte. Mit rotem Kopf sprang er auf und sah Meridius schuldbewusst an. Sicherlich hatte Apollonius ihm gesagt, dass er im Unterricht eingeschlafen war und er wollte ihm jetzt eine Moralpredigt halten. Doch klang Meridius alles andere als böse.


    "Ja...was gibt es denn, Onkel?"

    Romanus huschte zurück zu seinem Platz als Apollonius wieder eintrat und wurde leicht rot als dieser seine Fehler im Text bemängelte. Als er jedoch eine Neuigkeit erwähnte, sah er Apollonius genauso gespannt an wie sein Cousin. Doch entgegen Maximian, stimmte er nicht in dessen Begeisterung ein, sondern wurde stattdessen etwas blass um die Nase. Die Kunst des Kämpfens wie Apollonius es nannte, war dem jungen Römer ein absoluter Graus und mit großen Augen sah er seinen Lehrer an. Dabei überhörte er sogar, dass Apollonius ihm einen weiteren griechischen Text aufbrummte, der außerdem auch nicht in der Übersetzung vorhanden war.


    Romanus konnte Maximians Begeisterung absolut nicht teilen, räusperte sich und versuchte seinen Unmut nicht allzu deutlich zu zeigen.
    "Wo soll ich unterrichtet werden und von wem?"

    Verblüfft blickte Romanus seinen Cousin an als dieser anfing zu gähnen und schließlich mit dem Kopf auf der Tischplatte landete. Dann kicherte er, griff sich sein Lineal und versetzte Maximians Hinterkopf einen leichten Schlag.


    Reiss dich zusammen, Lucius Decimus Maximian oder ich lasse dich den Text dreimal abschreiben und ihn einmal hin und wieder zurück übersetzen", drohte er mit tiefer Stimme und verkniff sich ein Lachen. Ach war das herrlich mit seinem Cousin herumzualbern und er hoffte, dass Meridius ihren Lehrer noch ziemlich lange aufhalten würde. Der Tag war einfach zu schön um ihn mit langweiligen griechischen Texten zu vergeuden.

    Mit Erleichterung registrierte Romanus den Abgang der beiden Männer und seine Müdigkeit schien wie weggewischt. Er runzelte die Stirn als sein Cousin seine Aufzeichnungen kontrollierte und zog Grimassen, während er mir einem imaginären Gladius auf ihn einstach. Als Maximian übertrieben auf einen Fehler im Text reagierte, knurrte Romanus ihn an und warf mit seinem Stylo nach ihm. Lachend fing sein Cousin ihn auf und im nächsten Moment flog es zu ihm zurück. Romanus streckte ihm die Zunge heraus und seufzte theatralisch. Es war fast wie in alten Zeiten als sie sich zum Spaß gebalgt hatten. Fast fand er es etwas schade, dass Maximian nun so etwas wie ein Mann sein sollte und es sich wohl nicht mehr gehörte, sich zu rauffen.


    "Benimm dich, Lucius Decimus Maximian", tadelte er seinen Cousin mit strenger Miene, tiefer Stimme und kraulte sich einen imaginären langen Bart. Dann stand er auf und ahmte die Schritte des Griechen nach. Mit hoch erhobenem Zeigefinger blieb er vor Maximian stehen und rollte mit den Augen. "Junger Mann, hast du deine Aufgabe fertig?"

    Mit knurrendem Magen betrat Romanus den Raum und ließ sich ohne Umschweife in einem der Sessel nieder. Er lächelte Valeria an, die neben ihm saß und bemerkte erst jetzt, dass sie ungewohnt still war. Er hatte sie in den letzten Tagen nicht zu Gesicht bekommen und sich schon gefragt, ob sie krank war. Sie wirkte irgendwie blass und unglücklich. Der Junge beugte sich leicht zu ihr hinüber und sah sie fragend an.


    "Geht es dir nicht gut?", raunte er ihr zu und warf einen kurzen Blick zu seinem Cousin und seinem Onkel. Er wurde das ungute Gefühl nicht los, dass irgendwas im Busch war.

    Romanus quälte sich genau wie sein Cousin mit dem griechischen Schriftstück und hatte dabei Mühe seine Augen aufzuhalten. Immer wieder fielen sie ihm beim Lesen des trockenen Textes zu und sein Kopf wäre fast auf die Tischplatte geknallt. Doch konnte er sich jedes Mal gerade noch rechtzeitig abfangen und mit kleinen Augen den Text weiterlesen. Besser gesagt fing er jedes Mal von vorne an, da er sich nicht erinnern konnte, was er bisher gelesen hatte, der Text wollte einfach nicht in seinem Gehirn hängenbleiben.


    Wieder fielen ihm die Augen zu und sein Kopf rutschte von seiner aufgestützen Hand bedenklich Richtung Tisch, als eine Stimme ertönte und ihn aus dem Dämmerschlaf riss. Er hob ruckartig den Kopf und starrte seinen Onkel an als wäre er ein Geist.

    Sim-Off:

    i´m so sorry, aber mein PC hat mir leider den Krieg erklärt *seufz*


    Romanus war tatsächlich auf einer Bank im Garten eingeschlafen und hatte die Sonne genossen. So war er noch etwas schlechter gelaunt als sein Cousin ihn unsanft weckte und wieder ins Tablinium beförderte. Mit einem Seufzer auf den Lippen quälte sich der Junge zurück ins Haus und betrat das Tablinium. In sein Schicksal ergeben, wartete er auf die nächsten Quälereien des bärtigen Griechen und seine Gedanken wanderten dabei hinaus über die Felder und Wiesen Tarracos...

    Romanus nickte etwas erleichtert, dass er zumindest für den Augenblick etwas Schonzeit bekommen hat, warf Maximian einen aufmunternden Blick zu und trollte sich nach draußen. Warum musste Onkel Meridius ihm so etwas antun, die Studien bei Gallus waren wesentlich angenehmer gewesen. Der Junge betete im Stillen zu den Göttern, dass sie irgendein Wunder schicken würden, welches bewirkte, dass dieser Apollonius plötzlich krank würden und nicht mehr unterrichten könne. Und er würde sich nie mehr vor den Hausarbeiten von Gallus drücken, so schwor Romanus feierlich.

    Der Junge konnte nur schwer ein Seufzen unterdrücken und fühlte sich von Apollonius momentan etwas überfordert. So entschied er sich, die letzte und einfachste Frage vorweg zu nehmen.


    "Ich bin 13, fast 14", sagte Romanus und versuchte die Schläfrigkeit, die ihn erbarmungslos erneut einfangen wollte, zu vertreiben. Mühsam riss er die Augen auf und wühlte in seinem Gedächtnis nach den Antworten, die der Grieche von ihm erwartete.


    "Lesen und Schreiben in Latein und Griechisch habe ich gelernt", fuhr er schließlich fort, ohne zu erwähnen, wie gut oder schlecht seine Kenntnisse darin waren, dass würde sein neuer Lehrer noch früh genug erfahren.
    "Gelesen haben wir viel, wie Maximian bereits erwähnte. Der Trojanische Krieg bis zum zehnten Buch, wenn ich mich nicht irre, aus der Aeneis und die Ilias vollständig. Auch die Odyssee, die Politeia von Platon und einiges von Cicero. Allein Ovids Werke wurden mir bisher verwehrt."


    Romanus warf einen kurzen Blick zu seinem Cousin, bevor er fortfuhr. "Doch habe ich mir hierbei selbst geholfen, die Hausbibliothek meines Onkels ist glücklicherweise gut bestückt, so dass ich die Ars Amatoria zumindest ansatzweise studieren konnte." Er machte eine kurze Pause, rieb sich mit Daumen und Zeigefinger am Kinn, als müsse er scharf überlegen und sprach dann weiter.


    "Was meine rethorischen Fähigkeiten angeht, bin ich sicherlich noch lange kein orator perfectus, doch habe ich durch das noch andauernde Studium Ciceros de optimo genere oratorum schon einen kleinen Einblick in die Redekunst erhalten können. Das gleiche gilt für die Mathematik..."


    Er verstummte, sah Apollonius an und hoffte, dass er sich damit zufriedengeben würde.

    Mühsam unterdrückte Romanus ein Gähnen und brachte nur ein "Humpf" zustande, als Maximian ihn aufforderte sich vorzustellen. Er kratzte sich am Kopf und überlegte, dass sein Onkel es sicherlich nicht sehr witzig finden würde, wenn er den neuen Lehrer mit Unhöflichkeit vor den Kopf stieß. Und auch wenn er ihn misstrauisch musterte, bemühte er sich um ein kleines bißchen Freundlichkeit.


    "Ich bin Lucius Decimus Romanus und Maximians Cousin, ja", bestätigte er Apollonius´Vermutung.

    Verschlafen betrat Romanus das Tablinium und rieb sich die Augen als er zwei Personen in dem Raum wahrnahm. Der eine war ganz klar sein Cousin Maximian, der andere musste der neue Lehrer sein. Ein Blick aus seinen müden Augen reichte und er hätte am liebsten auf dem Absatz kehrt gemacht und wäre schnurstracks zurück in sein Bett gegangen. Dieser Grieche sah tatsächlich so verstaubt aus wie Romanus befürchtet hatte.


    Dennoch trat er widerwillig weiter in den Raum, fuhr sich mit der Hand durch die verwuschelten Locken und konnte seine schlechte Laune kaum verbergen. Der sonst so redselige Junge starrte den bärtigen Mann schweigend an und wünschte ihn im Stillen sonst wohin. Warum nur konnte Gallus sie nicht weiter unterrichten?

    Romanus zog ebenfalls seine Finger zurück als hätte er sich verbrannt und warf einen kläglichen Blick zu Nyla.


    "Nyla...du bist so grausam. Ich befinde mich im Wachstum und brauche deshalb eine Menge Nahrung, mehr als der da. Der ist schon dick genug".


    Er kicherte und streckte dann Maximian die Zunge heraus, als dieser ihn für seinen Tod verantwortlich machen wollte. "Keine Angst, Cousin, ich passe schon auf, dass dir nichts geschieht", meinte er dann gönnerhaft und warf dann erneut einen Blick zu Nyla. "Könnte ich nicht mal kosten? Nur einen ganz kleinen Löffel...bitteeee"


    Romanus setzte einen Hundeblick auf und beugte sich wieder über den Topf.

    Romanus kicherte und versuchte seine Finger wieder in seinen Besitz zu bekommen. Als Maximian ihm zuraunte, dass sie besser zusammen halten sollten, sah er seinen Cousin abschätzend an und tat so als müsse er sich das erst einmal überlegen.Dann nickte er, lächelte Nyla verschlagen an und drückte sich hinter Maximian vorbei Richtung Topf.


    "Klar, du lenkst sie ab und ich esse in der Zwischenzeit mal was", sagte er leise und leckte sich die Lippen, während er in den Topf hineinsah.

    Und noch einer wurde vom Hunger getrieben und suchte die Küche auf, der "kleine" Romanus. Er hatte Gallus sie verlassen sehen und nutzte die Gelegenheit, um sich mal umzusehen, was er vielleicht abstauben konnte. Schnuppernd betrat er die Culina und blieb aprupt stehen als er seinen Cousin mit der Nase bis zum Anschlag im Topf, erwischte. Leise schlich er sich an ihn heran, packte dann seinen Arm und schrie


    "Ha, erwischt. Hab den Dieb". Mit einer übertriebenen Geste deutete er auf Maximian und blickte zu Nyla. "Du musst aufpassen, sonst ist nichts mehr übrig und wir müssen hungern. Hast du nicht gesehen, wieviel er in Rom zugenommen hat? Er war die ganze Zeit am essen und kaum ist er wieder in Tarraco, futtert er weiter."


    Romanus piekte Maximian mit einem Finger in den Bauch, als wollte er nachprüfen, wieviel Fett sein Cousin bereits angesetzt hatte.

    Hoffnungsvoll sah Romanus seine Schwester an und seine schlechte Laune verflüchtigte sich etwas. "Das würdest du tun? Meridius fragen, ob Ganymed kommen darf?", fragte er erfreut, überlegte einen Moment und entschied sich dann dafür aufzustehen. Und die Aussicht, die er bisher völlig außer Acht gelassen hatte, dass Maximian denselben Lehrer erdulden musste wie er, hob seine Stimmung noch ein bißchen mehr. Er grinste als Juba verkündete, dass das Bad bereit sei, beugte sich dann zu seiner Schwester hinunter, die immer noch in der Hocke saß und flüsterte ihr ins Ohr


    "Maximian könnte auch ein Bad gebrauchen, wenn du mich fragst".

    Einer ersten Reaktion folgend wollte Romanus Valerias Hand abschütteln und weiter seine Trotzigkeit ausleben, doch hielt er sich zurück und biss sich auf die Unterlippe. Seine Wangen färbten sich leicht rosa, als sie ihn fragte, wo der erwachsene junge Mann denn sei und er schämte sich für sein Verhalten. Sie hatte natürlich recht, war er doch schon längst aus dem Alter heraus, als er sich auf den Boden geworfen hatte, um das zu kriegen was er wollte. Und dennoch hatte er momentan Lust beleidigt zu sein.


    "Jaaa, ich weiß", murmelte Romanus und starrte auf seine Füße. "Aber es ist alles so ungerecht. Erst muss ich nach Hause und habe keine Zeit mir Rom anzusehen, obwohl ich soo lange darauf gewartet hatte, endlich dorthin reisen zu können. Dann darf ich meinen Freund nicht einladen und bekomme schließlich noch irgendeinen alten verstaubten Griechen vorgesetzt, der mich zu Tode langeweilen wird."


    Der Junge verstummte und scharrte mit seinen Sandalen über den Marmor.