Beiträge von Lucius Decimus Romanus

    Enttäuscht sah Romanus Gallus an. "Aber Ganymed ist mein Freund und Freunde darf man doch schließlich einladen, oder?", meinte er trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Hochstimmung verflog als Gallus etwas von einem neuen Lehrer erzählte. Na toll, ein Grieche...


    "Unterrichtest du mich dann nicht mehr", fragte er und wäre am liebsten mit dem nächsten Schiff wieder nach Rom gefahren. Sicherlich hatte er den Sklaven hin und wieder verflucht, weil er ihm schwierige Hausarbeiten gegeben hatte, doch kannte er Gallus seit seiner Geburt und hatte immer wieder einen Weg gefunden, um ihn um den Finger zu wickeln und unangenehme Arbeiten mögliichst zu vermeiden.


    "Ich brauche keinen neuen Lehrer, du bist der beste den es gibt." Romanus sah Gallus flehent an, als könnte dieser etwas an der Tatsache ändern. "Ich will keinen Griechen und mir ist egal, wie gebildet er ist." Der Junge war nun richtig bockig und ließ sich einfach auf den Boden fallen, wo er stand und blieb dort mit verschränkten Armen sitzen.

    Romanus zog beleidigt eine Schnute und verschränkte die Arme. "Gefällt sie dir etwas nicht?", fragte er und schniefte. "Also ich finde sie hinreißend", flötete er, "und der Sklavenjunge in Rom hat sich auch in sie verliebt". Er klimperte mit den Wimpern und kicherte.


    Bei dem Gedanken an Ganymed, fiel Romanus etwas ein und seine Augen begannen zu leuchten. "Gallus, meinst du, wir können Ganymed hierher einladen? Er reitet so gern und wir könnten zusammen ausreiten. Meinst du Onkel Meridius wäre einverstanden, wenn er für eine Weile hierherkommt?" Er blickte Gallus hoffnungsvoll an, denn er befürchtete, dass sein Cousin wohl nicht viel Zeit für ihn übrig haben würde, jetzt da Valeria ebenfalls hier war und mit Ganymed konnte er sicherlich viel Spaß haben.


    "Warum mussten wir eigentlich so schnell wieder abreisen? Ich habe kaum was von Rom sehen können", beschwerte sich der Junge und blickte den Sklaven nun leicht vorwurfsvoll an.

    Romanus begrüßte Gallus freudestrahlend und sah sich im Atrium um, als wäre er das erste Mal hier. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell wieder hier sein werde", sagte er etwas bedauernd und fügte dann hinzu, "Leider hatte ich keine Zeit, um dir ein Geschenk zu kaufen, Gallus". Dann fiel sein Blick auf die neue Sklavin, die etwas abseits stand, als gehörte sie nicht dazu und den Altar der Hausgötter betrachtete.


    Der Junge grinste Gallus verschlagen an und beugte sich dann etwas vor. "Dafür haben wir was hübsches aus Rom mitgebracht. Nur für den Fall, dass das Spiel mit Nyla mal langweilig werden sollte". Er verdrehte leicht die Augen und nickte zu der Sklavin hinüber.

    Romanus wimmelte mit einem gespielt finsteren Gesichtsausdruck Maximians Hand ab, als dieser ihm von Bord helfen wollte, streckte ihm die Zunge heraus und hüpfte den Steg entlang hinunter zum Pier. Dabei verkniff er sich eine weitere Bemerkung über die Gesichtsfarbe seines Cousins und sah stattdessen einen Moment den Sklaven beim Entladen des Gepäcks zu. Das musste die neue Sklavin sein, von der Ganymed so geschwärmt hatte und Romanus konnte durchaus verstehen, wieso. Sie strahlte eine Erhabenheit aus, die nicht wirklich zu einer Sklavin passte und der junge Römer überlegte sich, ob sie wohl aus einem reichen Haus stammte.


    Seine Gedanken wurden unterbrochen als ein Mann sie ansprach und grüßte und er ging zurück zu den anderen, als dieser sich als Flavius Prudentius Balbus vorstellte. Er meinte, den Namen schon mal irgendwo gehört zu haben und nickte dem Mann freundlich zu, überließ es aber dann Maximian sie vorzustellen.

    Romanus wuselte weiter und wich geschickt den entgegenkommenden Menschen aus, bis sich ihm eine Hand in den Nacken legte und Maximian ihm am weiterlaufen hinderte. Er stoppte seinen Lauf und sah seinen Cousin an. Der junge Römer legte die Stirn in Falten. "Mein lieber Cousin, gerne möchte ich dir alle deine Fragen beantworten", antwortete Romanus liebenswürdig und grinste Maximian an."Doch erscheint mir dieser Ort hier...", er machte eine ausladende Bewegung mit dem Arm, welches die von Menschen und Fuhrwerke völlig verstopfte Straße umschrieb. "...nicht sehr geeignet, um dich mit meinem doch recht ereignislosen Leben zu langweilen."


    Er zog schnell den Arm wieder ein, denn er hätte beinahe einem dicken Bürger gegen den Bauch geschlagen und schob Valeria und seinen Cousin zur nächsten Häuserwand, wo sie etwas mehr Luft hatten. "So, dann lasst uns doch zuerst in die nächste Taverne einkehren, dann können wir uns besser unterhalten und danach gestärkt zum Colosseum wandern", schlug er vor und sah seine Begleiter fragend an. "Also, wo gehts lang?"

    "Niobe, mmh?", sagte Romanus lächelnd und warf Ganymed einen bedeutsamen Blick zu. "Und was ist an deiner Niobe so besonders, dass sie soviel Geld wert ist und du sie unbedingt freikaufen willst? Immerhin ist das ein stolzer Preis."


    Er langte nach einer Schüssel mit marinierten Fleischstücken, griff sich eines heraus und steckte es in den Mund. "Von der Stadt habe ich bisher nur recht wenig gesehen, ich war mit meinem Cousin unterwegs. Ob ich reiten kann? Klar, kann ich reiten, was für eine Frage...naja zumindest kann ich mich im Sattel halten. "


    Romanus zwinkerte dem jungen Sklaven zu, nimmt dann den Trinkbecher in die Hand und führt ihn zum Mund. "Warum fragst du?"

    Interessiert begutachtete Romanus jede Straße, die sie entlangliefen und musterte die Menschen, die ihnen entgegen kamen. Die meisten schienen es irgendwie eilig zu haben und der junge Römer staunte, wie viel Trubel auf den Straßen herrschte. Dies war also die Stadt der Städte.


    Begeistert atmete Romanus tief ein und stürzte sich mit seiner Schwester und seinem Cousin in die Menge, grinste dann Maximian dann an und machte eine abwehrende Handbewegung, als er irgendwas von Dieben erzählte. Dennoch fuhr seine Hand kurz darauf zu dem Lederbeutel und er beäugte nun noch aufmerksamer die Menschen.


    "Na dann habe ich ja Glück, dass ich keiner bin", fügte er hinzu und beschleunigte seine Schritte, um nicht unter die Räder eines Fuhrwerkes zu geraten, Valeria immer noch an der Hand hinter sich herziehend. "Beeilen wir uns mit dem Colosseum, ich habe Durst". Romanus wandte den Kopf und zwinkerte Valeria zu.

    Romanus streckte seinem Cousin die Zunge heraus und flüsterte dann zu Valeria: "Ich weiß, zuhause in Tarraco versucht er es auch immer. Aber er wird sich noch wundern. Ich wachse ihm über den Kopf und dann wird er sich wünschen, es niemals getan zu haben". Mit unschuldigen Kulleraugen hob er den Kopf und grinste Maximian an.


    "Ich denke die eine oder andere Sesterze werde ich dir sicher leihen können, lieber Cousin", sagte er, klimperte mit dem Lederbeutel, der an seinem Gürtel hing und seufzte dann. "Auch wenn ich mir das Geld vom Munde abgespart habe, ihr sollt nicht verdursten". Mit diesen Worten stolzierte er hoch erhobenen Hauptes an Maximian vorbei und zog seine Schwester an der Hand hinter sich her. "Na dann, auf gehts, wir haben noch viel vor..."

    Romanus verzog leicht das Gesicht als Maximian ihm wie einem kleinen Bub durchs Haar wuschelte und strich sich theatralisch die Locken aus der Stirn. Dann hob er die Schultern, drückte kurz Valerias Hand und sah seinen Cousin an.


    "Mmmh, woher soll ich das wissen, wenn ich nicht weiß, was es alles zu sehen gibt", meinte er unschuldig. "Sagen wir...fangen wir doch beim Colosseum an und machen in einer Taverne weiter." Romanus grinste verschwörerisch und dachte sich insgeheim, ob das Geld, welches er dabei hatte reichen würde. Denn der Tag war schließlich noch lang und der junge Römer richtig in Feierlaune.

    Romanus musste lachen als Ganymed die Frauen in der Arena nachmachte und griff sich ebenfalls ein Stück Brot. Der junge Sklave gefiel ihm und war ihm auf Anhieb sympathisch. Vielleicht konnte er mit ihm zusammen mal in die Stadt gehen, sie würden sicherlich viel Spaß haben.


    "Das nächste Mal, wenn du in Tarraco bist, musst du mich besuchen kommen. Aber die Gladiatoren mag ich nicht sonderlich, ich finde Kämpfen nicht so gut". Der Junge seufzte und biss in das Brot. Er kaute, schluckte und fuhr dann fort. "Ich bin ein lausiger Kämpfer".


    Als Ganymed eine neue Sklavin erwähnte, hob Romanus die Augenbrauen und musterte den jungen Mann erneut. "Wer ist sie?", fragte er interessiert und grinste dann. "Du bist verliebt, kann das sein?"

    Romanus hob die Augenbrauen. "Baden? Maximian geht freiwillig Baden?". Er grinste frech und zwinkerte Valeria zu. Ihm gefiel die lockere Art, wie sie mit ihm umging und begann langsam seine Hemmungen zu verlieren. Es war sicher nicht schlecht, wenn Valeria sie begleiten würde, denn sie und Maximian waren sicherlich ein gutes Vorbild und er konnte sich eventuell einiges abgucken. Und seine neue Schwester konnte ihn in die Geheimnisse der Frauen einweisen und ihm ein paar Tipps geben, wie man eigentlich eine Frau umwarb. Schließlich hatte Maximian sie ja irgendwie rumgekriegt.


    Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck griff der Junge nach Valerias Hand und zog sie hinter sich her Richtung Maximian. Er wollte nicht länger warten, brannte darauf endlich in die Stadt loszuziehen und hoffte, dass er Maximian von seiner Mutter loseisen konnte. "Du kommst doch sicherlich mit, oder? Ihr müsst mir alles zeigen", sagte er an Valeria gewandt und lachte. Und seltsamerweise waren es nicht mehr nur die Sehenswürdigkeiten Roms, die Romanus interessierten. Er wunderte sich fast selber über seine Gedanken, hatte er doch bis vor kurzem noch nicht unbedingt an Frauen gedacht und jetzt konnte er fast an nichts anderes mehr denken. Das musste an den beiden Turteltauben liegen, Valeria und Maximian.

    Erstaunt hob Romanus die Augenbrauen als Valeria ihn so plötzlich überfiel und umarmte. Doch im nächsten Augenblick hatte sie ihn schon wieder losgelassen und grinste verlegen. Und auch wenn es sich um seine Schwester handelte, so hatte es dem jungen Römer durchaus gefallen, von einer jungen Frau umarmt zu werden. Irgendwie passte das zu seinen vorherigen Gedanken und war zumindest irgendwie ein Anfang.


    Er lächelte und legte dann seinerseits seine Arme um Valeria. "Schon in Ordnung, ich freue mich ja auch eine Schwester zu haben, " flüsterte er ihr ins Ohr und hielt sie noch einen Moment fest. Sie roch gut und er schloss kurz die Augen. Ob alle Frauen so gut rochen?


    Leicht verwirrt öffnete er wieder die Augen und ließ Valeria los. "Ich....hmm werde mal Maximian fragen, was er von einem Stadtbummel hält", murmelte er nun seinerseits verlegen.

    Mit vollen Backen kauend, musterte Romanus einen Moment den jungen Mann, der ihm nun gegenüber saß. Er war selbst wohl nur ein paar Jahre älter als er und der junge Römer dachte einen Moment wehmütig daran, dass er so jemanden gerne in Tarraco gehabt hätte.


    Er schluckte und schob dann eine der Schüssel in Ganymeds Richtung. "Hier greif zu, dass ist viel zuviel für mich allein. Ja, ich komme aus Tarraco, warst du schon einmal dort?"


    Romanus griff sich ein paar Oliven, schob sie in den Mund und spuckte kurz darauf die Kerne in die Schüssel. "Oh und nenn mich nicht Herr, ich heiße Romanus". Er lächelte und reichte dem jungen Mann die Hand.

    Romanus runzelte die Stirn und überlegte, nickte dann langsam."Ja, ich glaube, ich weiß wen du meinst. Gallus holt dort immer den leckeren Käse. Ich war aber selbst noch nicht dort."
    Er sah hinüber zu Maximian und seiner Mutter, die wohl gerade dabei waren ihr Gespräch zu beenden und zog die Beine an. Er wusste nicht so recht, was er noch sagen sollte, war es doch recht ungewohnt für ihn, sich mit einer jungen Frau zu unterhalten und ihm wurde bewusst, dass er nicht wusste, was Frauen in diesem Alter interessierte. Eigentlich wusste er so gut wie nichts über sie.


    Der Junge nahm sich vor, diesen Mangel an Wissen bei Gelegenheit zu beseitigen und nahm bei diesem Gedanken seinen Cousin ins Visier. Maximian würde ihm sicherlich einige Informationen vermitteln können. Und wo, wenn nicht in Rom würde er erste Erfahrungen sammeln können.


    Romanus räusperte sich leise, als hätte er Angst, dass Valeria seine Gedanken erraten könnte und meinte dann "Es wird höchste Zeit, dass ich aufbreche, ich habe noch garnichts von Rom gesehen." Mit diesen Worten stand er auf und hielt Valeria die Hand hin.

    Die Augen des jungen Römers wurden immer größer als sich der Sklave mit dem Tablett in das Zimmer schob und wie auf Kommando begann sein Magen zu knurren. Ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht, er sprang auf und näherte sich dem Tisch. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen und er musste sich regelrecht zusammenreissen, um nicht wie ein Raubtier über die Köstlichkeiten herzufallen. Erst jetzt bemerkte er, wie ausgehungert er war.


    "Ja, du kannst mir etwas Gesellschaft leisten", sagte Romanus schließlich und deutete auf die zweite Kline, während er sich bereits aus der ersten Schüssel bediente. "Wie heißt du?"

    Romanus schüttelte den Kopf als Valeria meinte, er solle sich niemanden aus der Familie aussuchen. "Nein, die sind doch alle viel zu alt" Dann grinste er und überlegte einen Moment, was er auf ihre Frage hin antworten sollte.
    "Was mache ich so? Mmmh, ich muss viel lernen, der Haussklave meines...ich meine unseres Onkels unterrichtet mich. Das macht die meiste Zeit Spaß, nur ich kann diese griechischen Texte nicht ausstehen" Der Junge zog eine Grimasse und sah schnell hinüber zu seiner Tante, ob sie auch ja nichts gehört hatte. Schließlich wollte er nicht, dass Meridius den Eindruck hatte, er würde sich über seinen Lehrer beschweren wollen.


    "Und sonst bin ich gerne draußen. Warst du mal in Tarraco? Die Landschaft ist wunderschön und nachts kannst du dort so gut die Sterne beobachten. Leider gibt es nicht sehr viele in meinem Alter in dieser Gegend, so dass ich oft alleine bin."


    Romanus verstummte und sah auf das Gras. Er hoffte, dass er seine neue Schwester nicht gelangweilt hatte und fügte hastig hinzu "Was machst du so?"

    Valeria schien im ersten Moment seine Bemerkung für bare Münze zu nehmen und lächelte etwas gequält. Romanus war schon versucht eine Wachstafel zu suchen und in großen Buchstaben SCHERZ zu schreiben, da schien sie es verstanden zu haben. Und doch konnte er, nachdem er sie sich jetzt doch etwas näher angesehen hatte, Maximian durchaus verstehen.


    "Im Ernst", sagte er und lachte, als Valeria ihn umarmte und wurde dann wieder verlegen, "ich habe nichts mit Frauen zu schaffen...nun ja noch nicht...habe auch noch keine so richtig...naja kennengelernt"


    Romanus verstummte und spürte erneut, wie ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg.

    Romanus ließ sich neben Valeria ins Gras sinken und freute sich mittlerweile sehr über seine neue Schwester. Mitfühlend sah er sie an und strich ihr kurz über die Schulter, als sie traurig von ihrer Trennung von Maximian erzählte. Und auch wenn es dem jungen Römer immer noch etwas seltsam vorkam, dass sich Cousin und Cousine liebten, konnte er sich dennoch vorstellen, dass gerade diese Tatsache recht schwer auf den beiden lastete. Da war es wieder, das Thema, welches ihn seit geraumer Zeit beschäftigte und worauf er bisher keine Antwort hatte.


    Und wie, als hätte Valeria seine Gedanken erraten, fragte sie ihn nach seinen Erfahrungen mit Frauen. Romanus Wangen färbten sich rosa und er senkte verlegen den Blick, während er scheinbar interessiert einen Grashalm vor sich musterte.


    "Mmmh, nichts...", brummelte er schließlich in seinen nicht vorhandenen Bart und wunderte sich doch etwas über sich selbst, dass er auf einmal so befangen war, hatte er doch Gallus offen über seine Liebe zu Nyla ausgefragt und auch Alessa direkt auf ihren vermeindlichen Liebhaber angesprochen. Doch wie so oft, versuchte der Junge seine Verlegenheit mit einem Scherz zu überspielen und er hob schließlich den Kopf und grinste Valeria an.


    "Du bist ja leider meine Schwester."