• Die drei Damen setzten sich und Narcissa hielt sich einen Moment am Rosenwasser, während sie es Serrana überließ das Gespräch am Laufen zu halten. Sie schlug sich auch ganz gut, fand ihre Cousine, die ihr daraufhin ein Zwinkern zeigte. Doch dann geschah etwas, wofür Narcissa Rom und seine Bewohner so liebte, ein völlig Unbekannter betrat den Raum. Allerdings war schnell klar, um wen es sich handelte, denn er stellte sich direkt selbst vor. Also DAS war ein waschechter Germane, wenn auch im Schafspelz, wie Narcissa grinsend feststellen musste. Sie hatte erfahren, dass er hier war und seine Tante besuchte und spontan entschlossen ihn auch einzuladen. Überrascht musste sie mitanhören, wie es Serrana war, die ihn zuerst begrüßte. Da sie Vala direkt aufforderte, sich zu setzen, brauchte sie es nicht mehr selbst anbieten und so lächelte sie nur eins ihrer entwaffnensten Lächeln und sah zu ihm auf.


    Gerade wollte sie ihn begrüßen, als Verus vorbei lief und bat, dass ihm jemand die Rolle aufhob, die zu ihnen hergerollt war. Noch bevor sie etwas tun konnte, war Vala dort und half Verus. Dann aber schloß er einfach die Türe. Zu gerne hätte sie nun das verdutzte Gesicht des Finanzministers gesehen und grinste schadenfroh. Eigentlich hätte sie laut aufgelacht, aber das konnte sie hier in der Situation nicht. Einfach zu genial! Mit welcher Selbstverständlichkeit Vala Verus hatte auflaufen lassen! Göttlich. Sie grinste den Germanen spitzbübisch an und wartete dann seinen Redeschwall ab um auch mal endlich etwas zu sagen.


    "Bitte, gerngeschehen. Da ich hörte du wärst gerade hier Venusia zu besuchen, dachte ich mir, dass es eine passende Gelegenheit ist euch kennenzulernen. Und es gibt eigentlich keinen wirklichen Grund, außer, dass es doch etwas langweilig ist, immer alleine essen zu müssen." Sie grinste fröhlich und blickte dann zu Serrana. "Wir sind beide noch nicht lange in Rom und uns fehlen etwas die Kontakte, obwohl hier im Haus eine Menge Leute leben. Und nein, du bist nicht der einzige Mann. Einen der anderen hast du soeben ausgesperrt." Sie zeigte auf die nun geschlossene Türe und konnte sich ein Kichern doch nicht mehr verkneifen. "Ich hatte eigentlich gehofft, dass auch Livianus und seine Söhne und Verus und sein Sohn auftauchen würden. Ich hätte ihnen gerne meine Cousine vorgestellt."


    Wieso, bei allen Göttern, kam Verus eigentlich nicht, wenn sie ihn einlud? Wo er doch im Haus war? Frechheit! Narcissa verzog kurz den Mund und winkte nach dem Sklaven Sie flüsterte ihm zu, dass er nun das gustatio auftragen konnte, den ersten Gang. Es würde eine Platte mit verschiedenen Gemüsen, wie Karotten, Broccoli, Artischocken, Spargel, Sellerie und verschiedene eingelegte Oliven geben. Dazu zwei schmackhafte Soßen, etwas Brot und einen herzhaften Weichkäse.

  • Allmählich legte sich ihre Nervosität ein wenig, da es ihr bislang erstaunlicherweise gelungen war, ihren Teil an der Unterhaltung ohne Stottern oder peinliche Äusserungen irgendeiner Art zu bestreiten. Erfreulicherweise schien ihr Narcissa wegen ihrer Einladung an Vala auch nicht böse zu sein und so atmete Serrana erst einmal erleichtert auf.


    Als plötzlich eine Schriftrolle ins Zimmer rollte und Verus den Kopf ins Triclinium steckte, wollte sie automatisch aufspringen um ihm zu helfen, aber der Germane war schneller als sie, gab die Rolle zurück und sperrte dann den Decimer aus.
    Serrana beobachtete diese Aktion vollkommen fassungslos und schlug ungläubig die Hand vor den Mund. Sie hatte ihr eigenes Verhalten ja schon mehr als ungehörig gefunden, weil sie Narcissa der eigentlichen Gastgeberin vorgegriffen hatte, aber der junge Germane, der ja schließlich auch nur Gast war, schlug einem der Bewohner des Hauses einfach die Tür vor dem Kopf zu....und es war ihm ganz offensichtlich nicht einmal peinlich... Wenn sie selbst nur die Hälfte von Valas offensichtlichem Selbstbewusstsein hätte, würde ihr bestimmt manches leichter fallen...


    "Ob er wohl nochmal wiederkommt?" fragte sie dann mit einem Blick auf die nun geschlossene Tür. Vor dem Zusammentreffen mit Verus hatte sie nämlich die wenigste Angst gehabt. Immerhin hatte sie ihn auf den Trajanischen Märkten schon einmal kurz gesprochen, und er war ihr trotz seines etwas seltsamen Verhaltens ganz nett erschienen, vor allem weil er so liebevoll mit seinem kleinen Welpen umgegangen war.


    Dann machte sie sich Gedanken, mit welchem Thema man die Unterhaltung wieder in unverfänglichere Bahnen lenken konnte. Und da dies ein wunderbarer Moment war, um etwas praktisches mit etwas schönem zu verbinden, wandte sie sich wieder an Venusia.


    "Hättest du denn wirklich Lust und Zeit, dich mal mit mir über deine Heimat zu unterhalten? Ich würde sehr gern mehr darüber erfahren und vielleicht könnten wir uns dabei ja zusammen ein paar Sachen in Rom anschauen, die wir beide noch nicht kennen. Ich verbringe im Moment viel Zeit im Tempel wegen meiner Ausbildung, aber ich könnte mich bestimmt ein paar Stunden loseisen."


    Mit einem gespannten Blick auf Venusia wartete Serrana auf deren Antwort. Hoffentlich empfand die Duccierin ihren Vorschlag nicht als lästig oder aufdringlich...

  • Venusia sah schon etwas überrascht in Richtung der Tür durch die die Schriftrolle in den Raum gekullert kam. Mit einem inneren breiten innerlichen Grinsen vernahm sie was dann passierte. Vala ging zur Tür, hob die Rolle auf, reichte sie dem Decimer und schloß die Tür. Für einen Moment völlig überrascht, dann aber mit dem innerlichen breiten Grinsen quittierte sie Valas Tun und sah ihn nur kurz nickend an. Anders als Vala trug sie durchaus das Verhalten von Verus nach. Sicher war sie keine der auffallensten Bewohner dieses Hauses. Aber alle Namen hatte sie durchaus schon gehört und auf der Familienfeier bei ihrer Ankunft hatte man sich ja schon gesehen. Nun aber richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Anwesenden hier.
    "Vielleicht kommen die anderen ja noch. Manchmal haben sie viel zu tun und verspäten sich."
    Dann sah sie von Narcissa zu Serrana.
    "Natürlich würde ich das sehr gern tun. Ich hätte es doch sonst nicht angeboten. Ein Spaziergang durch die Stadt dabei ist eine gute Sache. Das können wir gern einmal zeitnah in Angriff nehmen wenn es deine Zeit natürlich erlaubt."
    So langsam bekam auch Venusia Hunger und so war sie schon glücklich als das Speisen dann begann und sie sich etwas von den Köstlichkeiten nehmen konnte.

  • Vala gab sich ob seiner dreisten Art absolut arglos. Was sollte der Mann auch mit den Armen voll mit Schriftrollen in dieser Runde gewollt haben? Die Reaktionen fielen erwartungsgemäß unterschiedlich aus. Von unterdrücktem Kichern über fassungslosem Staunen zu dezenter Anerkennung. Einen Reim konnte Vala sich auf keine machen, war aber leicht überrascht, als die ältere der beiden Frauen ihm erklärte, dass er soeben einen der geladenen Gäste ausgesperrt hatte.


    "Ach was?", zog er kritisch eine Augenbraue hoch, "Dieser Mann war geladen? Er sah nicht so aus, als wäre er gerade auf dem Weg zu einem gemütlichen Beisammensein, außer natürlich, er plante uns von den Steueraufkommen der Städte zu erzählen. Vielleicht wollte er sich ja nur wegen einer Unpässlichkeit entschuldigen."


    Seine Tante wollte der jüngeren Iunia... wie war sie noch genannt? Serrana... von ihrer Heimat erzählen. Vala fragte sich unweigerlich, ob sie damit das freie Germanien meinte, das römische, oder gar Britannien. Immerhin hatten sich seine Großtante und sein Großonkel nicht mit der Flucht ins Reich zufrieden gegeben, sondern sich so weit von der Grenze entfernt wie es ihnen möglich gewesen war. Dass ihr Leben dadurch nicht sicherer geworden war, hatten sie nicht lange darauf feststellen dürfen.


    "Und ist mit Livianus Decimus Livianus gemeint?", zog Vala seine Aufmerksamkeit zurück ins Jetzt-und-Gleich, "Ich habe vor einigen Tagen auf dem Forum eine öffentlich inszenierte Versöhnung zwischen ihm und einem Menschen namens... Germanicus Sedulus.. so hieß er... zwischen ihm und diesem Senator Germanicus Sedulus mitbekommen. Ich konnte leider nicht in Erfahrung bringen, warum die Versöhnung überhaupt angebracht war, vielleicht könnt ihr mir da weiterhelfen?"


    Währenddessen wurde das Essen aufgetischt, und als Vala erkannte, dass quasi NUR Gemüse und Brot aufgetischt wurden, kam er nicht umhin seiner Tante einen fragenden Blick zuzuwerfen. War das normal?
    Er musste sich eingestehen, sich noch garnicht mit den römischen Tischsitten beschäftigt zu haben.. ein Fauxpax, der sich dummerweise erst jetzt offenbahrte. Er entsann sich daran, wie hilflos seine komplette Sippe auf die römischen Gerichte auf der Hochzeit der Nichte seines Oheims mit seinem Vetter Witjon reagiert hatte. Er wartete einfach darauf, bis die anderen sich daran bedient hatten, und tat es ihnen nach. Wobei er sich vornehmlich an die Oliven hielt... sicher war sicher.

  • Nach Venusias Antwort begann Serrana sofort über das ganze Gesicht zu strahlen. Mit der Aussicht auf neues Wissen und noch unbekannte Eindrücke hatte man sie immer schon locken können, und sie freute sich jetzt schon sehr auf ihr Treffen mit Venusia. Endlich würde sie ihren Horizont mal wieder erweitern können, und noch dazu mit einer so angenehmen Gesprächspartnerin... Um sich diese einmalige Gelegenheit nicht doch noch durch die Lappen gehen zu lassen hakte sie direkt noch einmal nach.


    "Wundervoll, das wird sicher ein schöner Spaziergang, auch wenn ich mich kaum werde revanchieren können..." Ihre eigene Lebensgeschichte war schließlich in drei Sätzen erzählt, dafür konnte sich kaum jemand interessieren, der schon soweit herumgekommen war wie die junge Duccierin.


    "Vielleicht können wir ja vor Ende der Cena noch einen Tag ausmachen, der für uns beide günstig ist."
    Bestens gelaunt wandte Serrana dann wieder ihre Aufmerksamkeit Vala zu und schüttelte automatisch den Kopf, als er nach den Verwicklungen zwischen den Senatoren Livianus und Sedulus fragte. Zwar kannte sie beide Männer zumindest vom Hörensagen, aber von besagtem Vorfall hatte sie bislang nichts mitbekommen.


    Da ihr Appetit erst jetzt, mit abnehmender Nervosität, spürbar wurde, hatte sie selbst bislang noch nichts gegessen und beobachtete stattdessen mit wachsender Faszination, welche Unmengen von Oliven der junge Germane vertilgte. Ob die wohl unter Germanen als besondere Delikatesse galten? Sie selbst konnte Oliven nicht allzu viel abgewinnen, aber die Geschmäcker waren ja schließlich verschieden. Vielleicht war er aber auch krank, und konnte nichts anderes vertragen...
    Sicherheitshalber hielt sie sich selbst deshalb an Karotten und Broccoli, um den schnell dahinschwindenen Bestand an Oliven nicht auch noch noch zu dezimieren.

  • Zitat

    Original von Iunia Narcissa
    "Ah, ein Freiheitskämpfer." witzelte sie und zwinkerte nochmal. "Ich überlass mich einfach deiner Führung. Livianus ist eh noch beschäftigt, mein Fehlen wird also nicht weiter ins Gewicht fallen." Sie lächelte ihn an und stand dann auf um zu signalisieren, dass sie aufbruchsfertig war. "Wohin gehen wir denn?" fragte sie neugierig.


    Tiberius nickte zufrieden und stand auf. Er hätte auch nicht erwartet, dass Narcissa zu spießig war etwas zu tun, was sie nicht durfte.


    "Vielleicht zu den Tempeln?"

  • "Da hast du Recht." seufzte Narcissa. "Es sah wirklich nicht danach aus. Nun gut, dann essen wir eben ohne ihn. Selber schuld." Sie zwinkerte dem jungen Mann zu und griff zu etwas Brot, Käse und tunkte es in die rote Soße. Damenhaft kaute sie leise und nahm nur kleine Bissen, bis Vala eine interessante Frage stellte.


    "Wenn ich richtig informiert bin, dann ging es um eine Beleidigung, die im Senat ausgesprochen wurde. Zu dem Zeitpunkt war ich noch auf der Reise nach Rom und kann dir nur sagen, welche Gerüchte ich gehört habe. Genaueres musst du selber herausfinden."


    Narcissa lächelte entschuldigend. So was dummes aber auch, sie hätte wirklich ein paar mehr Details wissen müssen. Gerade wo es doch um Calvenas Onkel ging. Wußte vielleicht Serrana was?

  • Serrana war nicht besonders überrascht, dass Narcissa über deutlich mehr Informationen über die römische Tagespolitik zu verfügen schien als sie selbst. Immerhin wohnte sie ja auch in der Casa Decima und bekam auf diese Weise vermutlich ein paar Dinge mehr mit als sie selbst in dem momentan etwas verwaisten Haus der Iunier. Als sie Narcissas fragenden Blick in ihre Richtung auffing, schüttelte sie daher noch einmal den Kopf.


    "Es tut mir leid, über diese Sache weiß ich leider noch weniger als Narcissa." sagte sie mit einem entschuldigenden Lächeln an den Duccier gewandt. "Ich fürchte, meine Kenntnisse über die aktuelle Politik und die zur Zeit wichtigen Staatsmänner in Rom halten sich zur Zeit noch sehr in Grenzen."


    Etwas verlegen senkte sie den Blick wieder auf ihren Teller und nahm sich noch ein bisschen von dem Broccoli. Vermutlich hätte sie etwas wesentlich geistreicheres von sich geben können, aber Serrana hatte leider noch nie über die Fähigkeit verfügt, Unwissenheit oder sonstige kleinere oder größere Schwächen überzeugend zu kaschieren, also versuchte sie es auch jetzt erst gar nicht.

  • Venusia wusste noch weniger darüber. Nur das was sie eben beim Spaziergehen aufgeschnappt hatte. Vorsichtig war sie mit solchen Meinungen. Sie konnten einen gorßen wahren Kern besitzen und mindestens genauso unwahr sein. Serrana hatte sie mit einem deutlichen Kopfnicken signalisiert, dass sie zu ihrem Worte stehen würde und sie demnächst einmal begleiten würde und dann "Rede und Antwort" stand. Nun jedoch wurde das Essen gebracht. Es begann natürlich mit einer Vorspeise. Den Blick ihres Verwandten bemerkte sie sofort und meinte auch die Frage zu verstehen, die dahinter stand. Mit einer Handbewegung, die ihm signalisierte, dass er sich nur einen Moment gedulden solle und es dann sicher etwas fleischhaltiges geben würde, hoffte sie ihn beruhigen zu können. Auch Venusia griff zu, nahm isch etwas vom Gemüse und dem Brot um erst einmal etwas in den Magen zu bekommen. Hoffentlich begann er nicht noch peinlich zu knurren. Nachdem sie ein paar Bissen gekauft hatte und auch einen Schluck von einem verdünnten Fruchtsaft genommen hatte, versuchte sie irgendetwas zu sagen.
    Hoffentlich fiel ihr noch etwas Sinnreiches ein. Da hatte Serrana doch etwas zu ihrem Wissen über die Staatsmänner gesagt. Große politische Gespräche ürde sie hier sicher nicht führen können. Es war hier in Roma der Bereich der Männer und sicher hätte es in ihrer Familie nicht so viel anders ausgesehen, hätten nicht viele Frauen in der Familie auch etwas mit der Verwaltung und somit auch der Politik in Germania und des Reiches zu tun gehabt. Es lag ihr noch immer sehr viel daran auf dem Laufenden zu bleiben.
    "Wenn du möchtest können wir dir sicher mit vereinten Kräften einen groben Überblick geben, Serrana. In so einer kleinen Runde geht das meist besser als in den großen Gesprächsrunden wo die Männer sich schnell isolieren und die Frauen den neusten Klatsch und Tratsch austauschen. Also wenn du Interesse hast?"
    Kurz sah sie zu ihrem Neffen und dann wieder zu Serrana.

  • "Ahso, hmhmhhm...", murmelte Vala, dessen Gedanken abdrifteten, nachdem ihm niemand sagen konnte, was da wirklich vor sich gegangen war. Es würde wohl länger dauern, sich im politischen Rom zurecht zu finden, als er gedacht hatte. Seine Tante nahm den Faden eines Gesprächs wieder auf, und Valas Gedanken versanken noch ein Stück weit in einer Welt von wütenden Handwerkern und klammen Kassen, bis es plötzlich still wurde, und Vala sich beobachtet vorkam.


    Seine Tante blickte ihn fragend an, und es brauchte eine Sekunde, bis Vala abrufen konnte, was sie gerade gesagt hatte. Verstand er das jetzt richtig? Er sollte bei was mitmachen?


    "Eh... entschuldigt, ich habe das Gefühl, den Anfang des Gesprächs nicht mitbekommen zu haben. Über was sollen wir denn einen Überblick verschaffen?"

  • Es war ausgesprochen nett von Venusia, ihr ein derartiges Angebot zu machen, doch dass ihre eigene Unwissenheit jetzt die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zog, war Serrana mehr als peinlich und sie war sich sicher, dass sie kurz davor stand rot anzulaufen.
    Warum konnte sie nicht ein bisschen mehr wie Narcissa sein, bei der schien immer jedes Wort und jeder Satz an der richtigen Stelle zu kommen...


    Serrana seufzte leise und antwortete dann mit einem dankbaren Blick zu Venusia:


    "Deine Tante hat mir freundlicherweise vorgeschlagen, ein wenig Wissen über die aktuelle Lage der römischen Politik zusammenzutragen, um mich von meiner peinlichen Unkenntnis zu befreien. Aber ich möchte wirklich nicht, dass ihr anderen euch zu irgendwelchen Gesprächsthemen verpflichtet fühlt, nur weil ich keine Ahnung habe..."
    Der Hitze ihrer Wangen nach zu urteilen war sie mittlerweile so rot wie der Wein auf dem Tisch vor ihr, daher senkte sie schnell wieder den Kopf Richtung Teller und stocherte verlegen in ihrem Broccoli herum.

  • "Hat sie das?", blickte Vala durchaus verwundert von Serrana zu seiner Tante. Hatte diese sich nicht aus den zwei Gründen, die in diesem Moment ein Stockwerk höher schliefen, oder ein Zimmer auseinandernahmen, vollkommen aus der Politik zurückgezogen. Aber vielleicht verfolgte sie die römische Politik ja dennoch mit wachem Geiste, wer wusste schon, was die Frau, die sich so verdient um die germanische Provinz gemacht hatte, für die Zeit ausheckte, wenn ihre Kinder vermehrt Sklaven überlassen werden konnten, und sie die Zeit hatte, sich wieder anderen Dingen zuzuwenden. Andererseits fragte Vala sich, wie sehr die römische Art auf Venusia abgefärbt hatte, und den ihrer Familie eigentlich eigenen weiblichen Tatendrang dämpfte.


    Andererseits bekam er langsam das Gefühl, dass es hier ein Missverständnis gab.


    "Eh.. du meinst, wir beide sollen ihr in römischer Politik auf die Sprünge helfen?", blickte er fragend von Venusia zu Serrana und wieder zurück, "Ich bin eigentlich erst vor wenigen Wochen in Rom angekommen, und verstehe von den aktuellen Gegebenheiten noch sehr wenig..."

  • Es war schon dunkel, als ich in die Casa kam. Im Atrium lief ich Eubulus über den Weg, der mir ganz aufgeregt die große Neuigkeit erzählte: Decima Valeria sei zurückgekehrt. Man habe sie längst für tot gehalten. Ich musste erst mal überlegen - Valeria? - bis mir einfiel, das musste die Schwester von Caia sein. Ich hatte sie nie getroffen, aber mit Caia hatte ich mich richtig gut verstanden... meine arme kleine Cousine.
    Im Triclinum war groß gedeckt, anlässlich der Rückkehr der Verschollenen. Kerzen tauchten den Raum in ein warmes Licht, ihre Flammen spiegelten sich in blank geputztem Silber. Auf dem Tisch stand eine große Obstschale, und Candace brachte auch schon eine Platte mit hübsch arrangierten Eiern, Kräutern und bunten Saucen herein.

    Ich streifte meine Caligae ab, wusch die Hände in einer Schale mit Limonenwasser und ließ mich auf der linken Kline nieder. Auch wenn meine Familie mir zur Zeit schon mal auf die Nerven ging, war ich neugierig, meine geheimnisvolle Cousine kennenzulernen. Ob ich mir was schickeres hätte anziehen sollen? Ich war wie fast immer in meine Tunika militaris gekleidet, gegürtet mit dem Cingulum. Hatte ja nicht gewusst, dass es ein besonderer Abend war. Aber das würde schon gehen. Ich angelte mir einen Apfel aus der Schale und verspeiste ihn, während ich auf die anderen wartete.




    Simoff: Freu mich über Mitspieler! :)

  • Etwas später tauchte Venusia mit den beiden Kindern auf. Auch ihr war zugetragen worden, dass es ein gemeinsames Essen geben würde. Die KInder hatten schon vorher etwas zu essen bekommen. Ganz ungeduldig hatten sie gequengelt und schließlich gesiegt. Venusia war mit ihnen in die Küche gegangen und hatte die gute Seele dort ganz lieb angebettelt doch schon für die beiden Geister etwas herzugeben. Sie musste natürlich nicht all zu lang betteln. Nach dem Umweg über die Küche, musste man noch zurück ins Zimmer. Die Kleidung der Kinder hatte natürlich einige Flecken abbekommen. Venusia trug eine dunkelblaue Tunika und den Schal, den Lucilla ihr zu ihrer Hichzeit geschenkt hatte. Sicher war er schon bei der bunten Farbgebung aus der Mode gekommen, aber ihr gefiel er gut. Die beiden Kinder waren nun auch wieder vorzeigbar hergerichtet und stürmten sofort auf ihren "Onkel" los als sie ihn sahen.
    "Salve Serapio. Hattest du heute viel zu tun?"
    Erst einmal ließ Venusia Sevilla und Secundus etwas herumtoben. Wenn nachher noch andere aus der Familie hinzustießen, würden sie brav sitzen bleiben müssen. Natürlich nicht all zu lang. Es würde bald ins Bett gehen.

  • Valeria stand unschlüssig in dem Gang, der zum Esszimmer führte. Sie konnte nicht sagen warum, aber sie hatte das Gefühl, dass sie nicht hierher gehörte, und das machte ihr angst. Vom einen auf den anderen Tag sollte sie nun also wieder Teil dieser Familie sein, wie Meridius es ihr schon damals so oft in Erinnerung gerufen hatte. Zaghaft waren ihre Schritte, als sie sich dem Raum näherte. Sie trug ein einfaches Kleid in hellem Creme und keinen Schmuck bis auf die Ohrringe, die sie in ihrer Truhe gefunden hatte. Sie waren schon Jahre alt. Und die Tunika gehörte dieser Seiana, von dem Livianus vorhin gesprochen hatte. Sie passte nicht ganz, war ihr zu groß. Aber bei ihrer Verfassung war das auch kaum ein Wunder. Das Haar hatte sie sich auf angenehmere länge schneiden und sich dann schlicht hochstecken lassen.


    Vor dem Triclinium blieb sie wieder stehen. Nervosität ergriff besitz von ihr. Sie konnte das nicht. Schon drehte sie sich wieder herum und wollte gehen, um sich in ihrem Zimmer zu verstecken. Doch da kam ein Sklave mit einer Karaffe auf sie zu, grüßte freundlich und unüberhörbar und spazierte an ihr vorbei ins Esszimmer. Nun konnte sie unmöglich gehen und sich entschuldigen lassen. Also atmete sie tief durch und ging dann doch hinein. Ein Femder lag dort, um ihn herum sprangen zwei Kinder. So alt sah er doch noch gar nicht aus? Und die Frau... Valeria hatte das Gefühl, dass sie sie kannte. Doch woher? Es wollte ihr nicht in den Sinn kommen. Sie setzte ein schüchternes Lächeln auf, das von Verlegenheit herrührte und die Nervosität überspielen sollte. "Salve", grüßte sie und sah dann unschlüssig die freien Sessel und Liegen an.

  • Zuerst erschien Tante Venusia. Mit ihren beiden Sprösslingen und in ihrer klassischen Farbwahl erschien sie mir wie das Urbild einer eleganten Matrona. Ihr Anblick ließ mein Dilemma mit der "netten Freundin", die ich ihr doch vorführen sollte, wieder siedendheiß aufflammen. Zum Glück fragte sie diesmal nicht danach.
    "Salve Tante Venusia! Ja, ziemlich, heute haben wir Kontrollen am Handelshafen gemacht, und es ist unglaublich wie viele Leute da versuchen die Zölle zu prellen..." (Es war wichtig zu betonen, wie beschäftigt ich doch war, damit ich glaubhaft behaupten konnte, keine Zeit für das fatale Freundin-Präsentations-Essen zu haben.)"Und du, hast du schon all die Möbel und, ähm, Einrichtungsdinge besorgen können, die du für Misenum brauchst?"
    Die beiden Kleinen hatten mich längst erobert, und ich ließ sie geduldig auf meinen Knien reiten, der eine rechts, die andere links, bis sie genug davon hatten. Galas trat ein und brachte die Getränke, und ihm auf den Fuß folgte eine Fremde, die uns etwas befangen grüßte – das musste sie sein.


    "Salve!" Ich stand auf und reichte ihr breit lächelnd die Hand, wobei ich in ihren Zügen nach einer Ähnlichkeit zu der armen Caia suchte. "Du musst Valeria sein. Ich bin Faustus Serapio, der Adoptivsohn von Livianus. Es freut mich sehr dich kennen zu lernen!" Bona Dea, sie sah ja schon sehr schlank aus, aber als ich ihre Hand drückte, spürte ich, wie mager sie wirklich war. So sehr, dass ich schnell wieder losließ, aus Angst zu fest zugepackt zu haben.
    "Wenn ich vorstellen darf - dies ist Duccia Venusia, die Gemahlin von Magnus, und die beiden Kleinen sind ihre Zwillinge Secundus und Sevilla. - Oder kennt ihr euch etwa schon?"

  • Viel Ähnlichkeit mit ihrer Halbschwester würde der Fremde wohl nicht erkennen. Valeria lächelte unerschütterlich weiter, auch wenn es ein wenig zögerlich wirkte. Faustus Serapio. Was sagte er da, Adoptivsohn? Kurz entglitten ihr ihre Züge, als er das sagte. In Germanien, damals, hatte Livianus ihr nichts von Kindern erzählt. Weder von Adoptiv- noch tatsächlichen Kindern. Doch sie fing sich rasch wieder und nickte. "Ja, ich... Ich freue mich auch sehr", erwiderte sie, als er ihre Hand los ließ. Erneut sah sie zu der Frau - Duccia Venusia. Und plötzlich schwand der Nebel und sie erinnerte sich. Aus dem zaghaften Lächeln wurde ein Strahlen. Die restlichen Worte Serapios flogen kaum gehört an ihr vorbei, und sie ließ ihn, etwas unhöflich, einfach stehen und ging hin zu Venusia, deren Hände sie beherzt ergriff. "Venusia! Oh wie schön, dich wiederzusehen! Das sind deine? Wie herzig", sagte sie und warf nun den beiden Kindern einen Blick zu.

  • "Ich bin immer wieder überrascht wie unehrlich Menschen sind und wie gern sie versuchen dem Gesetz zu entschwinden. Aber dafür gibt es ja euch. Es tut mir leid, dass du so viel zu tun hast. Wie ich mitbekommen habe, erlaubt es dir ja kaum Besuche hier in der Casa."
    Auf das andere Thema, das sie auf dem Caelimontium besprochen hatten, ging sie nicht ein. Das schien ihm irgendwie kein angenehmes Thema zu sein und sie wollte ihn zur Zeit nicht weiter bedrängen.
    "Leider noch nicht. Es gibt so viele schöne Möbel und ich kann mich nicht entscheiden. Ich habe bisher keinen finden können, der mich begleitet. Ich habe vergessen, dass man ja auch viel zu tun hat, wenn man einen Posten inne hat. Als Mutter und Hausfrau hat man ja ganz anders Zeit. Mal schauen wen ich überreden kann mit mir einkaufen zu gehen und mich zu beraten."
    Sie konnte ja auch nicht nur germanische Dinge kaufen. Das würde Magnus ganz sicher nicht gefallen und von typisch hispanischen Einrichtungsgegenständen hatte sie keine Ahnung.


    Das man das Essen zur Rückkehr von Valeria einberufen hatte, war ihr nicht gesagt worden. So war sie doch überrascht als diese eintrat. Noch überraschter war sie ob der Begrüßung.
    "Valeria es freut mich auch sehr dich zu sehen. Es ist schon eine Ewigkeit her und wenn ich mich recht erinnere, war das zu unserer Hochzeit, oder?"
    Da Valeria sie so herzlich bei den Händen nahm, umarmte Venusia sie schließlich.
    "Ja, das sind unsere beiden. Aber ich muss dich vorwarnen. Sie haben beide die Temperamente ihrer Eltern in sich vereinigt."
    Ein entschuldigendes und auch stolzes Lächeln zeigte sich in Venusia Gesicht. Wer wusste schon was die beidne als nächstes anstellten. Ihren "Onkel" hatten sie nach kurzer Zeit lieb gewonnen gehabt und bestürmten ihn sofort wenn er sich zeigte.
    "Möchtest du dich vielleicht zu mir setzen?"
    Sie wusste nicht wer noch kam und so konnten sie sich schon einmal unterhalten und mussten nicht durch den ganzen Raum "brüllen".

  • "Ja, auf eurer Hochzeit", bestätigte Valeria und deutete, immer noch lächelnd, ein Nicken an, das Venusia wegen der Umarmung wohl viel eher spürte als es zu sehen. Erneut sah sie dann auf die zwei Kinder hinunter, diesmal mit ein wenig Wehmut. Wie sehr wünschte sie sich, an Venusias Stelle Mutterstolz zeigen zu können! Schmerzlich erinnerte sie sich an das Ende ihrer Schwangerschaft. Der Stachel in ihrer Erinnerung würde wohl niemanls gezogen werden, selbst dann nicht, wenn sie letztenendes doch noch Mutter eines lebenden Kindes werden würde. "Dann haben sie die wohl besten Voraussetzungen, gute Menschen zu werden", bemerkte sie als antwort auf Venusias Warnung.


    "Sehr gerne", antwortete sie und setzte sich nahe bei Venusia hin. Dieses Essen erschien ihr nun weniger schlimm als zuvor. Als sie saß, betrachtete sie den jungen Mann wieder, der sie zuerst empfangen hatte. "Und du bist wirklich Marcus' Adoptivsohn?" fragte sie nach und nahm einen Trinkbecher von einem Sklaven entgegen, ohne davon zu trinken. Irgendwie mochte sie das gar nicht so recht glauben. Was sie nicht ahnte, war dass Serapio vielleicht die Tunika wiedererkannte, die sie trug. Sie gehörte seiner Schwester, von der Valeria nicht wusste, dass sie seine Schwester war, denn bisher stand nur der Name "Seiana" im Raum, wer auch immer das war. "Kommt Mattiacus auch?"

  • Ja, schrecklich viel zu tun! Ich nickte mitleidheischend bei Venusias mitfühlendem Kommentar, um zu unterstreichen, wie unglaublich gestresst ich doch war. Und was das Möbel aussuchen anging... im Prinzip hatte ich durchaus Spass daran, schöne Sachen zu kaufen. Doch ich fürchtete mich davor, von meiner Tante in weitere Verhöre verwickelt zu werden, deshalb verzichtete ich darauf, mich als Einkaufsberater anzubieten, und lächelte und nickte bei dem Thema bloß freundlich-nichtssagend.


    Was mir bei Valeria auffiel, war, dass sie einen kurzen Augenblick lang sehr überrascht, beinahe bestürzt aussah, als ich mich vorstellte. Sie hatte sich gleich wieder im Griff und antwortete höflich, aber ich war doch verwirrt und fragte mich, was das wohl zu bedeuten hatte? Valeria ähnelte, jedenfalls auf den ersten Blick, ihrer Schwester kaum, was mich zusammen mit der verhaltenen Begrüssung ein ganz klein wenig enttäuschte.
    Während die beiden Frauen sich herzlich begrüßten, und Venusia ihre Kinder vorführte, nahm ich wieder Platz auf der Kline, verhielt mich erst mal still und mischte mir derweil einen Becher Caecuber mit einem Viertel Wasser.


    "Ja, wirklich", bestätigte ich dann, und war fast ein bisschen amüsiert, dass Valeria mir das scheinbar nicht glauben wollte. "Also, ursprünglich bin ich sein Neffe. Der Sohn von Silanus. Aber vor kurzem, während seiner Praetur war das, hat Livianus mich adoptiert. Venusia war auch dabei, sie kann es bezeugen. - Nicht wahr?" Das war ein toller Tag gewesen! Ich lächelte, stolz und glücklich, als ich davon sprach.
    Ob Mattiacus kam? "Ich weiß nicht, aber ich hoffe es!" Da könnte Tante Venusia auch gleich mal bei ihm Maß nehmen, für ihre Ehestiftungs-Ambitionen. "Galas", bat ich den Sklaven, der sich um die Getränke kümmerte, "wärst du bitte so nett mal zu schauen, ob Mattiacus da, ist und ob er mitbekommen hat, dass wir hier mit Valeria zusammen essen?"
    Der Sklave bejahte höflich und machte sich auf, und ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder meiner neuentdeckten Cousine zu.
    "Das ist übrigens eine wirklich schöne Tunika! Meine Schwester hat auch so eine ganz ähnliche." Guter Geschmack, schlichte Eleganz, das lag eben in der Familie.
    "Wie kommt es eigentlich, dass wir uns erst jetzt kennenlernen? Hast du in einer anderen Provinz gelebt?", erkundigte ich mich interessiert, und schon auch neugierig - immerhin hatte Eubulus gesagt, Valeria sei richtig verschollen gewesen.

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