• Mein Lächeln wurde immer verkrampfter.
    "Noch nicht so sonderlich lange. Ich bin der jüngste Centurio bei den Stadtkohorten." Das hatte sogar in der Acta gestanden.
    Es war eine echt unbehagliche Situation, da flüchtete ich mich doch lieber ins Dozieren über militärische Strukturen.
    "Leider gibt es bloß einen Praefectus Castrorum pro Legion. Aber neunundfünfzig Centurionen, die auf diesen Rang hoffen. Und hier bei den Stadtkohorten haben wir nicht mal einen eigenen, denn da wir uns die Castra mit der Garde teilen, übernimmt deren Praefectus Castrorum, er wird Princeps Praetorii genannt, das gleich mit." Ich zuckte mit den Schultern. "Darum kann ich mir das wohl abschminken. Ich hoffe vielmehr auf einen Einstieg in die Militia Equestris."


    Wer "die Glückliche" war? Das war fies!! Da verkniff ich es mir, weiter nachzubohren, um meine Cousine nicht als alte Jungfer anzuprangern – aber sie dankte es mir nicht, nein, sie legte bar jeden Zartgefühls den Finger in die Wunde! Die Glückliche?!! Und jetzt starrten sie mich alle drei an. Wie die Parzen! Sogar Seiana! Ich blinzelte verstört. Die machten mich echt fertig.
    "Ähm... ja, also eigentlich finde ich sowieso, dass ich noch ein bisschen zu jung zum Heiraten bin... und meine Freundin, sie ist, ähm, eine sehr unabhängige Frau... und will mich auch nicht gleich in die Eheregistratur zerren."
    Ich wäre verloren gewesen, absolut verloren diesen Hyänen ausgeliefert - wenn ich nicht Vorkehrungen getroffen hätte. Ruhig Blut, Soldat, sagte ich mir also, sah dem Feind ins Auge, jedenfalls Valeria und Venusia, und ließ ein schwärmerisches, ein verträumtes Lächeln auf meinen Lippen erscheinen. Wie mir das gelang? Ganz einfach, ich dachte dabei an Aton, meinen absolut furiósen Meditrinalia-und-darüber-hinaus-Liebhaber.
    "Wir haben uns im Zuge meiner Arbeit kennengelernt. Sie ist einfach zauberhaft! Und sehr patent. Ihr Name ist..." Und ich hauchte ihn andächtig: "Celeste..... - Wunderschön, nicht wahr?"


    Sogar die Pläne meiner Schwester, die ich so mißbilligte, waren mir recht, um von mir abzulenken.
    "Aber Seiana hat sich kürzlich verlobt!", warf ich den Hyänen als Köder hin, und fügte bissig, mit falscher Heiterkeit grinsend, in scherzhaftem Ton hinzu: "Ihr Verlobter hat sich allerdings noch nicht hier blicken lassen, ich glaube gar er traut sich nicht."
    Bei Valeria kannte ich jetzt auch kein Erbarmen mehr. Ich drehte den Spieß um und lächelte meine Cousine mit großen unschuldigen Augen liebenswürdig an, ein wenig mitleidig, als hätte sie ein schlimmes Gebrechen, das sie tapfer ertrug.
    "Und wie ist das bei dir", fragte ich mitfühlend, "ich kann mir gar nicht vorstellen, was eine schöne und kluge Frau wie dich so lange von einer Ehe abgehalten hat? Und hast du denn niemanden im Auge? Rom bietet ja ein umfangreiches Sortiment."

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Die letzten Tage waren wirklich konfus gewesen. Erst dieses Mahl, das ihr wohl noch Jahre nachhängen würde, dann gestern der eigentlich so ruhig angefangene Arbeitstag und das Versprechen, das sie Serapio gegeben hatte. So durfte das nicht weiter gehen. Es musste wieder etwas Ruhe in ihr Leben kommen. Ruhe. Wie sehr sehnte sie sich danach. Inzwischen ging sie sogar freiwillig arbeiten. Da hatte sie ihre Ruhe. An diesem Tag war die persönliche Post an der Reihe gewesen. Diese wollte sie allerdings nicht so unkommentiert im Arbeitszimmer liegen lassen. Ein Sklave hatte ihr vorhin gesagt, dass Serapio im Hause wäre und Celeste wollte ihm die Post persönlich bringen. Mit einem Haufen Schriftrollen und Wachstafeln auf dem Arm war sie auf die Suche gegangen. Ein Sklave, der ihr über den Weg gelaufen war, zeigte ihr den Raum, in dem sich der Decimer aufhielt. Freundlich öffnete er die Türe und das Unheil nahm seinen Lauf...


    Nachdem Celeste durch die geöffnete Tür getreten war, sah sie sich vielen fremden Leuten gegenüber. Suchend schweifte ihr Blick über die Anwesenden und schließlich fand sie Serapio. Kurz lächelte sie und machte sogleich einige Schritte rückwärts zur Tür zurück.
    "Oh, ich bitte um Entschuldigen. Ich...also...ich wollte nur...die Post."
    Mit einem verlegenen Lächeln deutete sie darauf und hoffte, dass der Sklave die Ausgang noch nicht wieder geschlossen hatte. Sie musste doch raus hier. So viele Leute.
    "Ich gehe dann am besten wieder. Es hat Zeit."
    Celeste hatte sich etwas gefangen und sprach nicht mehr so stotternd.

  • "Es würde mich auch sehr freuen. Du triffst mich hier im Hause die nächste Zeit an. Meistens dort wo die Kinder sind. Also immer dem Krach folgen."
    Die Familie ihres Mannes richtig kennen zu lernen, war schon lange ein Wunsch gewesen. So konnte sie es zumindestens mal versuchen.
    Das Thema Heirat in Verbindung mit Serapio wollte sie eigentlich als beendet ansehen. Anders war es wohl bei den anderen, die dieses Thema weiterhin mit ihrer Aufmerksamkeit bedachten. Was dann kam, war eine große Überraschung. Plötzlich stand eine blonde Frau mitten im Raum, einige Schriften im Arm und ziemlich überrascht aussehend. Sie musste aus dem Norden stammen. Zumindestens dem Aussehen nach. Etwas zierlich geraten, aber mit deutlich nordischem Einschlag. Venusia war sehr zuversichtlich, dass sie wohl demnächst erfahren würden was sie hier zu tun hatte und was sie wollte.

  • Valeria nickte und schmunzelte dann. "Im Ernst? Und Mattiacus hat noch keinen Blick riskiert?" fragte sie belustigt. Anschließend nickte sie. "Ja, mit einigen Geschäften hatte ich es auch mal versucht. Das war gar nicht so schwer, aber letzten Endes habe ich sie dann an einen Aelier verkauft, ehe ich mich auf die Reise gemacht habe", erzählte Valeria und zuckte mit den Schultern. Heute trauerte sie keinem der Läden mehr nach. Sie fand, es lebte sich viel einfacher, wenn man keine Verantwortung dahingehend hatte.


    Scheinbar hatte sie mit ihrer Bemerkung allerdings etwas angerichtet, denn der arme Serapio sah sich nun gleich drei fragenden Blick gegenüber. Valeria kicherte leise. Und jüngster Centurio, Donnerwetter, das konnte sich schon sehen lassen. Die nächste Information ließ Valeria doch vorerst wieder zu Seiana schauen. "Du bist verlobt?" fragte sie überrascht, dabei war das doch nur verständlich. Seiana war in genau dem richtigen Alter, nicht so wie sie, eine alte Schachtel. Zumindest was die Ehe anging. Sie schmunzelte Serapio an. "Ich kann ihm das nicht verdenken, sofern er die Decimafrauen richtig einschätzt", bemerkte sie und lachte.


    Urplötzlich kam dann noch jemand herein, und Valeria brachte den Namen - Celest - auch sofort mit der Frau da in Verbindung, ohne zu wissen, ob sie das tatsächlich war, die besagte Freundin. Es war wohl sowas wie weibliche Intuition. Serapios Frage konnte Valeria allerdings nicht wieder einfach ignorieren. Das wäre zu auffällig gewesen. So seufzte sie ergeben und stand Antwort. "Um ehrlich zu sein, möchte ich die Umstände nicht unbedingt näher erläutern. Allerdings gedenke ich, diesen Missstand demnächst zu ändern."

  • Ich wünschte, ich wäre auch so lässig, so abgeklärt wie Valeria. Einfach sagen können 'Nein, das möchte ich nicht näher erläutern', das wäre klasse. Statt dessen versuchte ich, es allen recht zu machen, und verstrickte mich dabei heillos. Ich nickte zu ihrer Erklärung, und hatte auch echt nicht das Bedürfnis, sie da noch weiter zu nerven. Und dann, mit einem Mal, stand Celeste im Zimmer. Wenn man vom Pluto spricht!
    "C...Celeste. Oh."
    Ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoß. Was sollte ich denn jetzt bloß tun!? Fliehen war unmöglich. Es gab nur einen Weg: Augen zu und durch.
    "Nein bitte, bleib doch!" Ich sprang auf, und eilte auf sie zu, nahm linkisch ihre Hand. (Die freie, die nicht mit Schriftrollen beladen war.) Dem Decimer-Frauen-Rudel den Rücken zuwendend, schnitt ich eine verzweifelte Grimasse, sah Celeste beschwörend an, und säuselte:
    "Ich möchte dich gern meinen Verwandten vorstellen, mea carissima... Sie sind schon gespannt, dich kennenzulernen."
    Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich ließ Celeste keine Chance, es sich anders zu überlegen. Die Lippen wieder zu einem breiten, verkrampften Lächeln verziehend, ihre Hand noch immer in der meinen, wandte ich mich erneut dem Rudel zu und begann einfach mit der Vorstellung.
    "Dies ist meine Freundin Celeste. - Meine Tante Venusia, meine Cousine Valeria, und meine Schwester Seiana..."
    Letzterer konnte ich dabei aber nicht in die Augen sehen.

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    Klient - Decima Lucilla

  • „Nein, hat er nicht“, antwortete sie mit einem leichten Lächeln. „Allerdings bin ich ihm kaum begegnet – du hast ja gerade gesehen, wie viel er momentan zu tun hat.“


    Dann allerdings kam das Thema auf Faustus. Und seine Freundin. Seiana war, gelinde gesagt, verwirrt. Eigentlich konnte es doch nur sein, dass er eine Freundin vortäuschte, um seine Ruhe zu haben – sie kam gar nicht erst auf den Gedanken, dass er ihr im Stall etwas vorgemacht haben könnte. So war er nicht, und so war ihr Verhältnis nicht. Sie war nur überrascht, weil er ihr vorher nichts davon erzählt hatte – aber vielleicht war das auch ganz gut so, für den Gesamteindruck, hier bei der Familie. Wenn sie genauso überrascht war wie der Rest. Dass Faustus dann allerdings das Thema auf sie lenkte, und ihren Verlobten, von dem er eigentlich gar nichts hielt, davon war sie dagegen noch weniger begeistert. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, und ihr lag auf der Zunge, dass es bei Faustus’ Einstellung kein Wunder war, dass Caius bisher noch nicht hatte kommen wollen. Aber sie schwieg dazu.


    Und dann betrat eine Frau den Raum. Und die Atmosphäre schien sich zu ändern. Die Blonde begann zu stottern. Venusia schien neugierig zu sein, ebenso wie Valeria. Und Faustus wurde rot. Seiana sah von einem zum anderen, und als Faustus die Frau dann als Celeste vorstellte, seine Freundin, musste sie sich schwer beherrschen, um nicht wenigstens zu schmunzeln. Es mochte unfair gegenüber Faustus sein, aber es war herrlich zu sehen, in welche Situation er sich gerade unfreiwillig hinein manövriert hatte. Und immerhin, er hatte ihr zwar vorher nichts gesagt, aber jetzt war er wenigstens anständig genug, Seiana bei der Vorstellung nicht anzusehen. Sie erhob sich und reichte Celeste mit einem Lächeln die Hand. „Freut mich, dich kennen zu lernen, Celeste.“

  • Das konnte man wohl als Stich in den Bienenkorb bezeichnen oder so ähnlich. Der Sklave würde es noch büßen, dass er sie in dieses Vipernnest gejagt hatte und sie geradewegs in ihr Verderben hatte laufen lassen. Doch sie konnte nicht anders als gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
    "Es freut mich sehr euch alle kennen zu lernen. Faustus hat wirklich schon sehr viel von euch erzählt. Es tut mir nur sehr leid, dass ich euch alle gerade beim Essen störe. Davon hatte mir der Sklave nichts gesagt."
    Er würde leiden müssen, ganz schrecklich leiden müssen.Teuflische Gedanken rasten in jenem Moment erneut durch den Kopf der Keltin. Dennoch nickte sie jeder der Frauen freundlich zu und versuchte sogar Seiana die Hand zu geben obwohl es mit dem Stapel an Schriften nicht ganz einfach war. Allerdings legte sie diese dann kurzerhand zur Seite und gab auch den anderen beiden Frauen die Hand und begrüßte diese sehr herzlich.
    "mon serko* du hättest mir ruhig davon etwas sagen können, dass heute ein Familienessen stattfindet, dann hätte ich mich doch ein wenig netter zurecht gemacht."
    Ein kleiner vorwurfsvoller Unterton schwang in ihrer Stimme mit und sie hoffte, dass Serapio ihn auch zu deuten wusste. Dafür war er ihr in der Tat eine ganze Menge schuldig. Das würde er nie wieder gut machen können. Dennoch beugte sie sich zu ihm um ihm einen zarten Kuss auf die Wange zu hauchen. Hoffentlich übertrieb sie es nicht.
    "Aber bitte entschuldigt mich nun, ich habe noch eine ganze Menge zu tun und bin schon etwas mit der Zeit in Konflikt geraten."
    Hoffentlich durfte sie gehen und musste nicht noch länger hier verweilen. Um die Scharade weiterzuführen, schickte sie Serapio noch einen besonders intensiv sehnsüchtigen Blick und senkte dann ganz schnell die Augen. Es schickte sich ja nicht mehr hier zu zeigen.



    /edit: (*meine Liebe)

  • Wenn die Anwesenden Venusia gut genug gekannt hätten, wäre ihnen die kurz aufkeimende Fassungslosigkeit aufgefallen. Aber so hatte sie Glück und konnte sehr schnell ein gefasstes und freundliches Gesicht aufsetzen. Innerlich wirbelte aber alles. Wie kam dieser Junge nun auf einmal zu einer Freundin wo er doch vor Kurzem alles tat um nur nicht heiraten zu müssen. Dann war sie auch noch eine Peregrina. Veusia glaubte nicht, dass er den Familiennamen vergessen hatte. Also begrüßte sie diese Celeste ebenfalls, reichte ihr die Hand und versuchte zu deuten was dieser auffällig zufällige Auftritt dieser Frau bedeutete. Der Name stammte aus dem Norden. Also stammte diese Celeste wirklich von dort oder zumindestens die Familie. Dieser Tatsache war sie sich sicher. Aber alles andere. Man konnte der Duccierin die Überraschung nicht ansehen, aber sie war es tatsächlich und konnte diesem Moment nicht fassen. Doch sie allein war nicht die jenige, welche entscheiden sollte oib diese Celeste blieb oder nicht. Das sollten die anderen tun.

  • Den Umständen entsprechend, lief das ganz gut. Auch wenn ich schwer einschätzen konnte, was Valeria und vor allem Venusia über "meine Freundin" denken mochten... Seiana jedenfalls reagierte einfach perfekt, obwohl sie sicherlich ahnte, dass da was faul war, und Celeste zeigte sich so einnehmend, dass ich große Hoffnungen in diesen Auftritt setzte. Es beschlich mich der Gedanke, dass ich nun wirklich tief in ihrer Schuld stand, und das war, bei ihrem nicht unbedingt über alle Zweifel erhabenen Hintergrund, wahrscheinlich nicht so geschickt... Aber egal, Hauptsache sie rettete mich vor einer grauenvollen Zwangsehe mit irgendeinem hirnlosen jungen Hühnchen, oder – Brrr!!! - einem drallen, liebeshungrigen Weib, oder einer zänkischen Matrone.
    "Aber du siehst doch ganz fabulös aus, mi corazón!" schmachtete ich, lächelte ihr strahlend zu, und ein bisschen begann mir diese Sache sogar Spass zu machen. Das Küsschen wiederum erschreckte mich doch ein wenig, auch wenn ich mir sagte, dass es ja nur Theater war, rutschte mir da doch für einen kurzen Augenblick das Lächeln aus dem Gesicht. Ich hoffte nur, dass die Damen das für einen Ausdruck meiner Befangenheit in Gesellschaft der Familie, und damit für ein Zeichen guter Erziehung hielten...
    Schnell hatte ich mich wieder im Griff und strahlte wieder mit Celeste um die Wette. Was für ein Augenaufschlag! Ich hatte gar nicht gewusst, dass Celeste solch schauspielerisches Talent in sich trug. Ob sie das bei ihrer früheren Arbeit entwickelt hatte?
    "Warte, ich helfe dir tragen!" ergriff ich schnell die Gelegenheit, mich dem Tribunal zu entziehen, und nahm höchst ritterlich die schweren Schriftrollen zur Hand.
    "Bitte, seid doch so gut mich für einen Moment zu entschuldigen", bat ich in ausgesprochen höflichem Tonfall die drei Damen, bevor ich mich zusammen mit meiner Alibi-Freundin – ihr den Vortritt lassend – aus dem Staub machte.


    Sobald wir das Triclinium hinter uns gelassen hatten, die Türe hinter uns geschlossen war, atmete ich auf, und flüsterte, voll Erleichterung, wirklich aus tiefster Seele:
    "Danke!!!"
    Und nachdem mich Fortuna bis dahin so in die Pfanne gehauen hatte, meinte sie es auf einmal wieder gut mit mir: ein Laufbursche kam aus der Castra herbeigeeilt, und teilte mir mit, dass ich dort dringend gebraucht würde. Irgendein Streit zwischen meinen Männern und denen von der dritten Centurie. Er war ganz zerknirscht, mich deswegen zu stören, aber nichts hätte süßer in meinen Ohren klingen können. Gesegnet seien die Streithähne. Was für ein unverhofftes Glück!
    Ich hielt einen Sklaven auf, der gerade mit dem Braten auf dem Weg ins Triclinium war, und trug ihn auf, dies den Damen mitzuteilen, und auch wie sehr es mir leidtat – dann verließ ich eilends die Casa und flüchtete zurück ins Kastell.

  • Am Abend des Tages, an dem ich von meiner Syrien-Mission zurückgekehrt war, gab ich eine kleine Cena für die Familie. Die Sklaven hatten allen Bescheid gesagt (hoffte ich jedenfalls), und Candace hatte in kürzester Zeit mal wieder etwas gezaubert. Ich war den ganzen Tag unterwegs gewesen, und kam nun direkt von der Castra nach Hause. Müde war ich, aber voll Vorfreude darauf alle wiederzusehen, ganz besonders Seiana! Ob sie schon da war? Ich hoffte ja so sehr, dass sie mit ihrer Ehe glücklich... naja, sagen wir zufrieden war.
    Ohne mir die Zeit zu nehmen, meine Rüstung loszuwerden, trat ich, ein breites Lächeln auf den Lippen, ins Triclinium. Es war von Bienenwachskerzen in großen Candelabern behaglich erleuchtet, und große Frühlingsblumensträuße schmückten die Tische. Die Vorspeisen standen schon bereit, auf blanken Silberplatten, und von der Küche her zog ein wunderbarer Duft nach gegrilltem Fisch.

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    Klient - Decima Lucilla

  • Nachdem Flavus von einem Sklaven erfahren hatte das heute Serapio alle zum Essen eingeladen hatte war er schon sehr erfreut und hatte sich herausgeputzt. Seine beste Toga hatte er an, dazu war er zuvor noch bei der tonstrina vorbeigegangen und hatte sich den immer mehr wachsenden Bart stutzen lassen.


    Nun wartete er, gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Familie *, darauf dass Serapio endlich kommen würde. Und als er den Raum betrat machte sich auf Flavus Gesicht ein deutliches Zeichen von Freude breit.


    Sim-Off:

    * Ich weiß nicht wer überhaupt kommt und wann, daher lass ich es offen

  • [Blockierte Grafik: http://www10.pic-upload.de/thumb/27.04.12/m62mltr2s9.jpg]
    Helvetia Esquilina, Ehefrau



    Er, seine Ehefrau und deren Kindern wurden von einem Sklaven informiert, dass ein großes Familientreffen im Hause bevorstand.
    Als der Zeitpunkt gekommen war, gingen allesamt in das Triclinium und nahmen Platz.
    Titus hatte seine Frau nicht alleine gelassen, da sie bisher kaum jemand kannte, geschweige gern hier war.
    Die Phase der Depression war noch nicht überwunden. Einzig allein die Nächte mit ihrem Mann, munterte sie auf.
    Somit schaute er sich nur um, und nickte Flavus freundlich entgegen. Serapio hatte er bisher noch keines Blickes gewürdigt, die Uniform seines Verwandten dämpfte nämlich den Anlass dazu.

  • “Flavus!“ rief ich freudig aus, ging auf ihn zu und schüttelte ihm, wenn auch mit links, kräftig die Hand, klopfte ihm auf die Schulter. Schick war er. Doch vom modischen Standpunkt aus hätte ich an seiner Stelle den Bart stehen lassen.... wobei ich ja leider modisch kaum noch auf dem neusten Stand war. Und nun da Valerianus tot war, waren Bärte vielleicht schon wieder aus der Mode gekommen, und man orientierte sich jetzt an seinem Nachfolger. Ob es bald zum guten Ton gehören würde, sich das Haupthaar zu scheren? Hoffentlich nicht.
    “Ganz ohne Bart? Wie geht es dir, bist du Roms noch nicht überdrüssig?“
    So viele unserer jungen Verwandten kamen voll Elan nach Rom, und verschwanden, kaum dass sie merkten, dass Gold und Ehren hier nicht auf der Straße lagen, sogleich wieder in der Provinz. Aber Flavus war wohl aus anderem Holz geschnitzt.


    Als nächstes begrüßte ich Varenus und seinen Clan.
    “Salvete! Varenus, ich freue mich sehr dass wir uns endlich mal wieder sehen!“ Breit lächelnd reichte ich meinem Vetter die Hand, auch bei ihm die Linke, mein rechter Arm war für einen kräftigen Händedruck noch immer nicht zu gebrauchen. Bisher kannte ich ihn eigentlich nur flüchtig, wie man sich eben auf Familienfeiern alle Jubeljahre mal kennenlernt, aber für meine Familie war ich grundsätzlich voll überschäumender Sympathie (vom anderen Flavus mal abgesehen), und sicher würden wir prächtig miteinander auskommen.
    “Helvetia, sei herzlich willkommen hier! Dein Glanz erhellt dieses Haus.“ Da hatte mein Vetter wirklich eine sehr dekorative und wohlgeborene Frau an seiner Seite. Sie schien allerdings alles andere als guter Stimmung zu sein. “Und eure Kinder... Bona Dea, sind die groß geworden!“ würdigte ich die ganze Rasselbande, auch wenn ich nicht mehr so sicher wußte wer denn nun wer war. Schön wieder mehr Kinder im Haus zu haben, als nur die beiden Sprößlinge von Magnus und Venusia (und die Sklavenkinder natürlich). “Habt ihr schon Sevillus und Secunda kennengelernt?“ wandte ich mich an die Kleinen. “Na, die werden sich über neue Spielgefährten freuen.“
    Und wieder zu den stolzen Eltern: “Ich habe ja große Dinge von Messalina gehört. Was für eine Ehre für unsere Gens!“
    Die Familie meines Vetters war ihm ganz fabelhaft geraten. Schön, zum einen, zum anderen fühlte ich mich mit meinem Jungesellenleben dadurch ein bisschen... verqueer.

  • Nachdem Seiana von Faustus' Rückkehr erfahren und geopfert hatte aus Dank, hatte sie mit ihrem üblichen Tagesplan weiter gemacht – der freilich ein wenig in Verzug geraten war durch das unvorhergesehen Ereignis. Und durch die Tatsache, dass sie sich etwas durch den Wind fühlte. Ihr Bruder war wieder da. Lebend. Gesund. Oder jedenfalls ging sie davon aus – die Nachricht hätte ganz sicher mehr beinhaltet, wenn es anders gewesen wäre. Nein, Faustus ging es gut, es musste ihm einfach gut gehen. Aber wenn es ihm gut ging, stellte sich ihr erst recht die Frage, warum er sie einfach nur zur Cena einlud. Er hätte ja nicht bei ihr vorbei kommen müssen, das nicht, obwohl sie das gefreut hätte, mehr als alles andere. Aber sie verstand nicht, warum er sie nicht wenigstens eingeladen hatte etwas früher zu kommen. Damit sie Gelegenheit hatten sich erst mal allein zu sehen. Auch darum hatten ihre Gedanken gekreist, und so hatte sie nicht wirklich eine Chance gehabt, die Arbeit aufzuholen, die sie durch die ursprüngliche Verzögerung durch das Opfer liegen gelassen hatte – im Gegenteil, sie war nur noch mehr in Verzug geraten, aber nun. Jetzt, am Abend, wo es Zeit war für die Cena, musste das ohnehin warten bis später irgendwann.


    Als sie das Triclinium betrat, versetzte es ihr einen kleinen Stich zu sehen, dass im Grunde schon alle da waren, sah man mal von Catus und Venusia ab. Sicher, sie hätte auch von selbst früher kommen können, das war ihr klar... und dennoch manifestierte sich das Gefühl, dass irgendwie jeder ihren Bruder schon vor ihr gesehen hatte. Wenn sie bedachte, dass er Prätorianer war und vermutlich bereits in der Castra Bericht erstattet hatte, dann hatte sogar ihr Mann ihren Bruder vor ihr zu Gesicht bekommen.
    Seiana schob die Gedanken weg und setzte ein Lächeln auf, als sie sich zu ihrer Familie gesellte. Und da war Faustus. Er stand da, lebendig, putzmunter, wie es schien, und tatsächlich da. Seiana unterdrückte erleichtertes Aufseufzen, und zumindest in diesem Moment waren die Gedanken daran verschwunden, dass sie ihn nicht schon hatte vorher sehen können.
    Dennoch grüßte sie zuerst die anderen, einfach um das wegzuhaben, um nicht zu unhöflich zu erscheinen, weil sie sonst mit Sicherheit zu lange gebraucht hätte, bis sie sie überhaupt begrüßt hätte – und sie wollte es ohnehin vermeiden zu sehr zu zeigen, wie sie an ihrem Bruder hing. „Flavus“, grüßte sie also ihn zunächst mit einem leichten Nicken, aber nur einem flüchtigen Blick „Varenus, Helvetia... schön euch und eure Kinder zu sehen.“ Noch war sie ihnen zwar nicht begegnet, seit sie hier in Rom eingetroffen waren, aber natürlich hatte man sie informiert, dass sich auch Messalinas Vater nun nach Rom begeben hatte. Dennoch schenkte sie auch ihnen nur einen flüchtigen Blick, ein vages Lächeln und ein Nicken, bevor sie zu ihrem Bruder ging. Einen Augenblick stand sie einfach nur da und sah ihn an, hob dann wortlos die Hand und legte sie ihm auf die Wange. Sie sehnte sich danach, ihn zu umarmen, aber sie konnte nicht vergessen, dass hier Zeugen waren, Zuschauer, von denen sie nicht wollte, dass sie zu viel sahen, zu viel von ihrem Innenleben erahnten – auch wenn es Familie war. Trotzdem lag in dieser einen Berührung und in ihrem Blick so viel mehr, als sie sonst für gewöhnlich zuließ. „Du bist wieder da“, wisperte sie nur, so leise, dass nur er es hören konnte, und ein sachtes Lächeln begann ihre Mundwinkel zu umspielen.

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    Helvetia Esquilina, Ehefrau



    Titus sah sich das Geschehen zwischen Flavus und Serapio genau an, auch wenn er nichts hörte, konnte er jedoch einige Gesten deuten. Nicht so prickelt fand er, nach so kurzer Zeit, dass Flavus wieder seinen Hausherr-Status verlor. Er hatte es ihm gegönnt und vermisste bereits die Bemühungen von Flavus sich Respekt zu verschaffen, - Anerkennung zu finden. Irgendwie spaßig war das nämlich schon. Aber es werden noch anderen Bereiche geben, in denen sich Flavus gegenüber Titus behaupte müsse.


    Als dann Serapio auf seine Familie zukam, standen alle auf, aus Höflichkeit und Respekt vor einem Prätorianer. Wobei Titus, diese Uniform, vor allem die Einheit in der sich Serpio befand, überhaupt nicht mochte, man hörte Dinge, dass diese Männer in Schwarz, unschuldige Leute verhafteten, quälten und über Leichen gehen würden, um ihren Kaiser zu schützen. Auch Titus war loyal, aber anders, er kannte seine Grenzen, und hättte nie ohne Grund oder auf Anweisung, die er nicht mit sich vereinbaren konnte, einen Mord verüben. Somit hoffte er, dass Serapio solche Aktionen verwehrt geblieben war.


    "Salve! Serapio, es freut mich und meiner Familie, dass du uns in deinem Hause Willkommen heißt und dass wir von deinen Sklaven bisher gut versorgt wurden, zu gut.", scherzte er, um die Äußerungen über seine Frau etwas zu verdrängen. Sie war schön. Wohl wahr. Ein Glücksgriff, die ebenso von körperlichen Unversehrtheiten verschont geblieben war. Er war es gewohnt, dass die Männer sich nach ihr sehnten und er jedes Mal, sich im Zorne halten musste, um nicht wem Schaden zuzufügen. Eifersüchtig war er, so richtig eifersüchtig.


    Seine Frau sagte nichts. Sie war es gewohnt oft zu schweigen, - sie wollte auch nicht. Dafür fragte eines der Kinder. "Onkel Serapio, bist du ein Soldat? Hast du schon viele getötet?" Die Kleinen sahen bisher nur wenige Männer in Uniform, denn Genua blieb bisher verschont, erst als sie nach Rom gekommen waren, hatten sie jeden Tag mindestens zehn Soldaten gesehen."Und nein, wir haben die anderen Kinder noch nicht gesehen.", erwiderte eines der Kinder anschließend und blickte ganz ungläubig seine Mutter an, als hätte sie einen Sagenerzähler zugehört, der Wahrheit nicht von Unwahrheit unterscheiden konnte. Denn sie hatten wirklich bisher keine anderen Kinder, außer denen von den Sklaven gesehen. Mit den Sklavenkindern selbst durften sie nicht spielen, Titus hatte es ihnen untersagt.


    "Ja, wir sind sehr stolz, aber das hätten wir nicht ohne deine Schwester Seiana geschafft, sie hatte Messalina sehr unterstützt. Trotzdem hätten wir sie heute gern bei uns gehabt. Bestimmt wirst du sie demnächst sehen und sofort erkennen. Sie ähnelt ihrer Mutter sehr.", sagte Titus; blickte anschließend zu Seiana, die in den Raum hereingetreten war und ihm nur flüchtig grüßte. Er konnte es verstehen, ihren Bruder hatte sie lange nicht gesehen, wer würde nun die beiden stören wollen? Zum anderen kannte er Seianas Charakter, - nahm er zu mindestens an. So wandte er sich vorerst zum letzten Mal an Serapio.
    "Wenn du erlaubst, würden wir etwas speisen.", lächelte, kniff sein rechtes Auge zu und zuckte ein wenig mit dem Körper Richtung Seiana. Als Anspielung, dass er sich ihr widmen sollte.

  • Als Serapio aufstand war Flavus mehr als entzückt und ging seinem Cousin entgegen. "Tribun, welche Ehre dich in deinem Haus zu sehen und das so wohlerhalten. Wie geht es dir mein Guter, hoffe dein Schwager hat dich nicht durch das ganze Imperium gehetzt." Dabei klopfte er ihm auf die Schulter und umarmte ihn. Das Flüstern konnte er hoffentlich hören. "Ich müsste mit dir unter vier Augen reden wenn möglich."


    Als Flavus auf seinen fehlenden Bart zu sprechen kam musste Flavus lachen. "Nun der Bart passte gut in Taracco oder auf dem Land, aber hier in Rom sollte ich mich den Gepflogenheiten anpassen und neben Macer sollte man immer gut aussehen, dazu gehört auch eine Rasur. Aber wenn ich mein tirocinum hinter mir habe kommt der Bart auch wieder, keine Sorge." Da Serapio aber nun ersmal auf Varenus und seine Familie zu sprechen kam nahm Flavus wieder platz, dann trat auch bereits Seiana an und mit einem freundlichen Nicken begrüßte er sie.

  • Flavus' Begrüßung machte mich verlegen. “Übertreib mal nicht.“ wehrte ich lächelnd ab, und auch bei der Frage meiner Reise begnügte ich mich mit einem rätselhaften Lächeln.
    “Gut! Ich bin heilfroh wieder hier zu sein.“ Es war ein Jammer, dass ich nichts erzählen konnte! Anders als früher, wo ich meine exotischen Erlebnisse wie ein Wasserfall immer gleich allen mitgeteilt hatte. Dass er flüsterte, wunderte mich. “Ja natürlich, später dann.“ antwortete ich ganz normal.


    Varenus und seine Familie waren ausgesprochen höflich. Ich wollte schon entgegnen, dass es gar nicht mein Haus war, doch da ich nach Livianus' Rückzug ja nun der Hausherr war, konnte man wohl doch sagen, dass es meines war.
    “Mein Haus ist euer Haus.“
    Helvetia war sehr still, aber die Kinder um so lebhafter.Ich beugte mich zu dem vorwitzigen Kleinen und raunte ihm zu: “Viele, viele.... grimmige Barbaren, die gerne Roms Schätze rauben wollten. Mit solchen Bärten.“ Ich zog eine Grimasse für die räuberischen Barbaren, zeigte mit der Hand wie lang deren Bärte gewesen waren, und zwinkerte dem Kleinen zu.
    Das konnte ich mir denken, dass die Eltern der jungen Vestalin vor Stolz fast platzen mussten, sie hatten auch allen Grund dazu.
    “Ich freue mich schon darauf. Sie hat ja nun sicher sehr viel zu tun, zu lernen, und muss sich in der fremden Umgebung eingewöhnen.“
    Hoffentlich waren die älteren Vestalinnen nicht zu streng mit dem Mädchen, sie war doch noch so klein!


    Und da, wie eine Königin trat meine Schwester in den Raum. Ich wollte sie sogleich umarmen, und war etwas irritiert, dass sie zuerst alle anderen begrüßte – warum so förmlich, stimmte irgendwas nicht?
    “Selbstverständlich, fangt an.“ ermunterte ich Varenus, und ging auf Seiana zu.
    Da war ein Augenblick, wo wir uns einfach nur gegenüber standen. Ich strahlte sie an, und diese Hand auf meiner Wange, es war als würde sie die ganze Mühsal und Sorge einfach von mir abfallen lassen. Warum machte ich mir so viel Gedanken? Ich musste mich nicht alleine durchschlagen, und ich musste nicht alleine all diese schwierigen Entscheidungen treffen. Meine große Schwester war ja da.
    “Schwesterchen!“ Ohne Umstände zog ich sie in meine Arme, drückte sie liebevoll an mein Herz (aber nicht zu fest, ich trug ja noch den Harnisch). So hielt ich sie, mit den Armen umfangen, und wie jedes mal wenn wir uns so lange nicht gesehen hatten, fiel es mir anfangs wieder seltsam auf wie zierlich sie war.
    “Ich komm immer zurück.“ murmelte ich, dann küsste ich sie herzlich auf die Wange. “Du siehst fabelhaft aus. Wie geht es dir?!“
    Doch kaum hatte ich das gefragt, war mir bewusst, dass ich hier vor allen anderen wahrscheinlich keine ehrliche Antwort bekommen konnte, und so ging ich über meine eigene Frage hinweg.
    “Komm, setze dich erst mal...“ Ich strich ihr das Kissen zurecht und zog sie neben mich auf die Kline. Wohlgemerkt hatte ich mich auf dem Platz des Hausherrn niedergelassen. Ich legte Seiana die besten Leckerbissen auf den Teller, dann nahm ich sie, während wir da sassen, wieder geschwisterlich in den Arm.
    Silas stand schon bereit zum Einschenken. Niedlich wie ein Erot umrundete der kleine Sklave die Klinengruppe und füllte uns allen die Kelche mit einem guten Massiker.
    “Auf die Familie!“

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Und ganz wie sie zuvor schon vermutet, ja, fast befürchtet hatte: als sie ihren Bruder erst mal ansah, berührte, seine Stimme hörte, hatte Seiana für Augenblicke keinerlei Aufmerksamkeit mehr übrig für irgendwas sonst. Sie bekam durchaus mit, dass die anderen sich hinsetzten, aber es war ihr egal, und obwohl ein Teil von ihr gegen die Umarmung widersprechen wollte, war einem weitaus größeren Teil auch das egal, dass andere zusahen. Sie schloss für einen Moment die Augen und genoss dieses völlig unvertraute Gefühl, sich geborgen zu fühlen, als Faustus' Arme sich um sie legten, und lächelte schließlich. „Darauf verlass ich mich“, antwortete sie, immer noch leise, bevor sie sich schließlich selbst daran erinnerte, dass sie nicht allein waren. Nicht allein. Genau. Es gäbe so viel zu besprechen... aber für fast nichts davon war das hier der richtige Platz, wo ihnen andere zuhören konnten. Und plötzlich war da wieder dieses Nagen... das Seiana diesmal allerdings rigoros unterdrückte. Auch dafür war hier nicht der richtige Ort.


    „Gut. Mir geht es gut“, lächelte sie dann auf seine Frage hin und ließ sich von ihm mit ziehen. Dass er sich auf den Platz des Hausherrn setzte, bemerkte sie durchaus, und das wiederum war eine Tatsache, die sie freute... als er weggegangen war, hatte er noch nicht so gewirkt, als ob er sich wirklich als Hausherr sah, und die Selbstverständlichkeit, mit der er diese kleine Geste nun machte, hieß hoffentlich, dass sich das geändert hatte. Sie brauchten ein Familienoberhaupt, hier in Rom, und das nicht nur dem Namen nach, sondern ein wirkliches, eines, das die Zügel in der Hand hatte und die Familie zusammenhielt. Sklaven hatten ihr berichtet von dem ersten Zusammentreffen von Flavus und Varenus... und wäre Faustus nun nicht schon wieder hier, Seiana hätte ihnen den Kopf gewaschen, wenn das so weiter gegangen wäre mit diesen Kindereien. Nichts war schädlicher, als wenn die Familie im Zwist lag – vor allem dann, wenn man es nicht schaffte, diesen nach außen zu verbergen. Und mehr als ein Alphamännchen, das versuchte, hier als Hausherr aufzutreten, fiel zwangsläufig irgendwann auch anderen auf.
    Sie setzte sich neben Faustus auf die Kline, nahm Teller und Becher entgegen und wiederholte: „Auf die Familie...“, bevor sie von dem Wein nippte und sich wieder ihrem Bruder zuwandte. „Wie geht es dir?“

  • "Auf die Familie!"
    Flavus wusste dass er dieser Familie zu verdanken hatte, aber es wunderte ihn etwas dass Seiana ganz kurz so schien als würde sie sich wirklich freuen Serapio wiederzusehen. Eine richtige Emotion von Seiana? Wohl kaum, Flavus musste sich geirrt haben, seine Cousine zeigte nie eine Regung, nie.


    Er selbst hielt sich erstmal zurück, nahm sich etwas zu Essen und lauschte den Gesprächen. Dabei prostete er kurz noch einmal Varenus zu, die Streitigkeiten sollte man schnell vergessen und statt dessen gemeinsam daran Arbeiten der Familie viel Ehre zu machen.

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    Helvetia Esquilina, Ehefrau


    Barbaren? Die Kleinen erstreckten sich regelrecht, Männer mit solch langen Bärten waren ihnen bisher unbekannt, nicht einmal der Einsiedler in Genua konnte solch einen Bart vorweisen. Titus bemerkte als guter Vater, dass die Kinder den Witz nicht ganz verstanden, und es so wörtlich genommen hatten. Also beschloss er die Lage etwas aufzulockern. "Immerhin sparen sie sich die Sesterzen für den Barbier.", scherzte er.


    Serapio schien stets bemüht zu sein, jedem freundlich gegenüber zu treten, dass gelang ihm ohne weitere Schwierigkeiten, vor allem wirkte es nicht überspielt, sondern sehr warmherzlich. Das gefiel Titus, auch wenn er in einem Punkt nicht im Einklang war. Denn er sah sich selbst als Hausherr, zu dominant war Titus, dass er nur wenigen Vorrang gewährte. - Flavus war eine Ausnahme, da er selbst meinte, dass er nur kurzfristig Hausherr sei, was sich nun bewahrheitet hatte.


    "Ja, Messalina wird sich bestimmt freuen."


    ~~~Nachdem sie etwas gegessen hatten.~~~


    Verwundert blickte er zum Geschehen seiner zwei Verwandten, die es sich auf die Knie legten. Würde er sie nicht kennne, könnte man denken, die beiden wären ein Paar. Titus umarmte auch seine Schwestern, aber so herzlich wie es die beiden taten, jedenfalls in seinen Augen, kannte er nur von sich und seiner geliebten Frau.


    "Ja, auf die Familie!" Er und seine eigene Familie, darunter auch die Kinder erhoben ihre Becher.

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