ZitatOriginal von Decima Seiana
Seiana lächelte flüchtig, als Faustus antwortete, und wieder war sie dankbar – diesmal dafür, dass er eine lockere Art an den Tag legte. „Na dann…“ lenkte sie ein. Es wäre ja gelogen zu behaupten, dass sie sich nicht darüber freute, dass er so schnell gekommen war.
Dann allerdings schwand ihr Lächeln wieder. Seine Verletzung war scheinbar immer noch nicht ganz auskuriert, und das gefiel ihr nicht. „Wenn du hier etwas brauchst, sag einfach Bescheid. Von Iaret bekommst du alles, was du brauchst, und… vielleicht kann er dir ja helfen…“ Wobei sie da nicht so große Hoffnungen hatte, wenn das immer noch so war. Die Ärzte der Legion waren ja nun auch keine Anfänger oder Scharlatane. „Massa… ich muss ihm unbedingt noch mal schreiben und ihm danken, dass er dir so eine große Hilfe war. Was ist mit ihm, bleibt er in Aegyptus?“
Als Faustus dann doch wieder auf das zu sprechen kam, was sie so gerne einfach weggedrängt und vergessen hatte, hatte sie das Bedürfnis, die Beine hochzuziehen, so wie früher, und sich an ihn anzulehnen. Sie unterdrückte es ebenso wie den zweiten Impuls: aufstehen und herumlaufen. Stattdessen blieb sie mehr oder weniger so sitzen, wie sie war, wich nur seinem Blick aus und starrte auf ihre Hände, die in ihrem Schoß lagen, ruhig, viel ruhiger als sie sich fühlte. Sie wusste noch nicht einmal, wo sie anfangen sollte. „Die Prätorianer waren hier.“ Ohne darüber nachzudenken, fiel sie mit der Tür ins Haus. „Zweimal. Sie… Das erste Mal wollten sie nur ein paar Fragen stellen, es ging um Onkel Livianus… jedenfalls haben sie das behauptet. Ich hab ihnen nichts gesagt, nur dass er sich zurückgezogen hat, um das Leben zu genießen nach allem, was er für Rom geleistet hat.“ Sie zögerte kurz, und jetzt begannen ihre Finger, sich kurz zu verknoten, bevor sie sich darauf besann und sich zwang, sie ruhig zu halten. Dass ihre Stimme leiser wurde, dagegen konnte sie nichts tun. „Das zweite Mal haben sie das Haus durchsucht. Von oben bis unten, aber vor allem meine Räume und die, in denen ich mich viel aufhalte. Sogar der Praefectus Praetorio war dabei und hat mich befragt, während seine Leute hier waren, so hoch wurde das aufgehängt.“ Jetzt, endlich, sah sie auf, und obwohl ihr Gesicht einigermaßen ruhig war, stand in ihren Augen ein leicht gequälter Ausdruck. „Sie waren wegen mir hier, Faustus. Weil ich die Auctrix bin, und weil es irgendwelche Hinweise gab, gegen mich, gegen die Acta. Das… es tut mir so leid.“ Das letzte war fast geflüstert.
Ja, ich sollte diesen Iaret wohl mal konsultieren... Ich nickte. Was gäbe ich dafür, endlich zu genesen! Zur Zeit war ich doch ein halber Krüppel... Es war nur so, dass ich mich extrem ungern in den Dunstkreis der Medici begab.... Vielleicht wurde es ja doch noch von alleine besser?! Sonst konnte ich ja immer noch hingehen. Nächste Woche oder so...
"Massa" widerholte ich, und lächelte dabei versonnen, "er ist mit Octavius Dragonum zur Classis gegangen, als sein Adjutant. Ich hoffe er kann es irgendwie einrichten, mal hier nach Rom zu kommen. Stell dir vor, er kennt die Stadt noch gar nicht. Überhaupt, den hispanischen Familienzweig... Ausserdem vermisse ich ihn. Wir haben uns fantastisch verstanden, da im wilden Süden."
Vielleicht hätte ich Seiana doch nicht gleich mit meinen Fragen bedrängen sollen. Sie wirkte mit einem mal so... komisch. Beunruhigend still, irgendwie puppenhaft. In meinem Nacken setzte sich ein kaltes Kribbeln fest, lief mir über die Kopfhaut, als ich sie so sah. Das seltsame war: die unheilvollen Geschehnisse, von denen sie mir berichtete, erschreckten mich – natürlich – aber nicht annähernd so sehr wie dieser... leblose Ausdruck an ihr. Jedenfalls meinte ich, diesen wahrzunehmen, einen Augenblick lang, dann blickte sie mich an, ich sah die Last, die sie trug, und es tat mir tief in der Seele weh.
"Die Praetorianer." sagte ich, nach einem Atemzug ungläubiger Stille. "Oh verdammt. Oh je. Der Präfekt selbst?! Aber..."
Jetzt sickerte die Empörung durch. Ich sprang auf und fluchte, wenigstens mit links ausholend gestikulierend: "Mala leche! Aber das ist doch nicht zu glauben! Du?! Du unter Verdacht?! Welcher Tonto könnte denn glauben, dass du irgendwas im Schilde führst?! - Bona Dea, wieso tut dir das leid, denen sollte das leid tun!!"
Ich ging auf und ab, schüttelte heftig den Kopf, machte dem Ansturm des Zornes Luft!
"Jemand muß dich verleumdet haben, will dir und uns was anhängen, oh ich fasse es nicht, dass es solche niederträchtigen Lumpen gibt, die nicht mal davor zurückschrecken, DICH, die anständigste und staatstreueste Frau, die Rom überhaupt zu bieten hat, mit solchen INFAMEN Machenschaften in den Schmutz zu ziehen!!!"
Und – betreten hielt ich inne in meinem Wutausbruch – was bedeutete das für meine Karriere....? Nicht gutes würde ich mal annehmen.