• "Nunja, es kommt doch letztlich auf die Waren an. Sicher mag die Anschaffung von ein oder zwei Corbitae durchaus sinnvoll sein. Vom Ladevolumen ist der Unterschied nicht unbedingt sehr beträchtlich, wenigstens aber so, daß sich die schnellere Tranportzeit rechtfertigt. Und bedenke die niedrigen Kosten. Es erlaubt uns mehrere Dhows in Auftrag zu geben, und zwei schnelle Dhows transportieren immernoch mehr als eine Corbita und daß wie erwähnt in einem kürzeren Zeitraum.


    Sicher ist auch die Dhow für schwere Gegenstände nicht unbedingt geeignet, womit Dein Einwand, doch verschiedene Schiffstypen aufzunehmen, auf jeden Fall greift."

  • Das Argument griff mit Sicherheit. Meridius kannte die riesigen Transporter nur zu gut, welche zwischen Ostia und Alexandria hin und her segelten.


    "Der Wind kostet nichts. Ein riesiges Schiff hat nicht viel mehr Besatzung als ein Kleines und wenn der Wind gut steht kann ein kleines Schiff auch nicht allzuviel schneller fahren als ein großes. Die Menge der Güter macht dies jedoch wieder wett."


    Er lächelte.


    "Ich will offen sprechen. Ich produziere Getreide im großen Stil. Und Wein, ebenso ein Massengut, da er in Amphoren transportiert wird. Bei beiden Gütern kommt es nicht unbedingt darauf an, fünf Tage früher am Ziel zu sein. Dafür kriegt man in die großen Schiffe mehr hinein. Das rechnet sich innerhalb kürzester Zeit. Und wenn Du schon zwischen Alexandria und Ostia zu pendeln gedenkst, willst Du sicher auch die Aufträge anderen Großproduzenten übernehmen wollen. Jeder der in Ägypten Getreide produziert, produziert auf Masse. Das Geschäft wird vom Staat subventioniert und abgesichert. Verlierst Du ein Schiff ist es im Nu wieder drin."


    Er hielt inne.


    "Die Dhow wäre für kleinere Lieferungen geeigneter, die schnell von einem Ort zum anderen müssen. Luxusgüter, Personen, gefragte Dinge. Ich würde vorschlagen mit den Corbitas die Hauptrouten zu befahren, Alexandria - Ostia, Ostia - Massilia - Tarraco und nebenher noch einige Dhows zu betreiben mit denen du die sündhaft teuren Geschäfte abwickelst, bei denen die Gewinnspanne größer ist und bei denen es auf einen Tag früher ankommen oder nicht ankommen kann. Bei einer ausgewogenen Mischung bin ich dabei."

  • Dem letzten Satz konnte Ioshua sich vorbehaltslos anschließen.


    "Du hast recht, die Mischung machts. Eine ausgeglichene Handelsflotte, die den individuellen Anforderungen von umfangreichen Großaufträgen bis hin zu zeitlich bestimmten Lieferverträgen gewachsen ist."


    Ioshua lächelte und war in Versuchung dem Senator auf die Schulter zu klopfen, unterlässt dies dann aber mal lieber doch. ;)


    "Es macht Freude, mit Dir Geschäfte zu machen, Decimus ! Ein ehrlicher Mann, nicht so verlogen wie diese iüdischen und phönizischen Schweine. Bei denen muß man immer aufpassen."


    Die Aussage belegte Ioshuas Ambivalenz zu seinem eigenen Volk, denn er obwohl er selber iüdischer Abstammung war, identifzierte er sich nicht wirklich mit seinem Glauben. Die römische Welt, seine tylusische Heimat und der Handel, der ihn verband, waren für ihn völkerübergreifend. Ja, wahrscheinlich würde man Ioshua in 1500 Jahren als den ersten Weltbürger ansehen, aber dieses Urteil wäre doch sehr gewagt gewesen. ;)

  • "Mit den Iuden und den Phöniziern kannte sich Meridius nicht aus. Folglich ging er auf dieses Thema nicht ein, fand aber, dass bezüglich des dritten Teilhabers noch einiges besprochen werden musste.


    "Wie heißt der Alexandriner, von welchem Du vorhin sprachst?"


    Er wollte zumindest wissen, auf was er sich einließ. Weitere Details würden sie sowieso noch zu regeln haben.

  • Ioshua war etwas irritiert. Hatte er den Namen nicht bereits gesagt ? Scheinbar nicht. Sonst würde der Senator ja nicht nachfragen.


    "Ah, sein Name ist...Timokrates Kyren...renaikos, genau so war er." fiel ihm der Name seines Klienten noch rechtzeitig ein.


    "Ein ehemaliger Kapitän, kennt sich gut im östlichen Mittelmeer aus und hat auch für mich schon einige Aufträge ausgeführt. Sicher besitzt er einige Kontakte zu Händlern, die für uns gewinnbringend sein könnten.
    Doch er hatte großes Pech, ein Unglück überfiel ihn und er verlor sein Schiff plus Besatzung. Dann kamen diverse Kredite hinzu, die er nicht bezahlen konnte. Er wandte sich an mich. Er sagte, er wolle politische Karriere machen. Er ist gewitzt."

  • Meridius nickte. Ein Tausendsassa also. Sei es drum, er kannte ihn nicht, Hauptsache der Tylusier wusste was er tat. Immerhin musste er die Geschäfte letztenendes verantworten.


    "So lange er einen vertrauenswürdigen Eindruck macht, habe ich damit kein Problem. Ich bin Römer, dazu Senator, ich will nicht eines Tages Schwierigkeiten haben, ich denke Du verstehst was ich meine."


    Der Senator ging zu dem kleinen Tischchen und schenkte sich nach.


    "Das ganze klingt recht interessant. Ich denke wir kommen ins Geschäft. Wobei wir immer noch klären müssen, wie die Anteile an diesem Geschäft verteilt sein werden. Vor allem auch in Hinsicht auf diesen Timokrates. Wenn er schon Kreditschwierigkeiten hat, wird er sich kaum finanziell einbringen können. Er fungiert als Kapitän?"

  • "Er scheint mir manchmal etwas unbeherrscht, vielleicht etwas herrisch."


    Ioshua konnte nicht verhehlen, daß ihm der Klient auch etwas suspekt vorkam, doch geschäftlich sprach nichts gegen den Alexandriner.


    "Du wirst keine Schwierigkeiten haben. Dafür verbürge ich mich. Er konzentriert sich derweil auf seine politische Karriere. Den Kapitänsberuf übt er meines Wissens nicht mehr aus.


    Was unsere Anteile angeht, rechne ich mit einem Gesellschaftsvermögen von 3000 - 4000 Sesterzen, um alle Investitionen abzudecken."

  • Viertausend Sesterzen waren weniger, als Meridius vermutet hatte. Vor allem wenn man bedachte, was eine Corbita kostete. Er musterte den Araber daher nachdenklich und nahm dann einen Schluck von dem Wein.


    "Viertausend Sesterzen? Für jeden von uns, oder insgesammt?"


    Er fragte zur Vorsicht besser einmal nach.


    "In was müsste man denn investieren?"

  • Da hatte sich Ioshua wohl verrechnet. ;)


    "8000 Sesterzen sind es wohl nicht, aber ich muß mich entschuldigen, an die 5000 Sesterzen dürfte es wohl werden.


    Für den Anfang sollten wir eine Dhow und eine Corbita in Auftrag geben, dazu die Kontore und Handelsbüros, ja mit 5000 Sesterzen dürften wir hinkommen."

  • Die Hälfte des Betrages konnte Meridius ohne Schwierigkeiten aufbringen. Zumal diese Summe ja auch nicht unbedingt heute von ihm erwartet wurde. Zuvor mussten sowieso die Details geklärt und ein entsprechender Vertrag entworfen werden. Und man musste abwarten was dieser dritte Mann im Bunde noch für eine Rolle spielen würde. Vertraglich gesehen war es dem Senator jedenfalls lieber, wenn er wusste, mit welchen Personen er es zu tun hatte.


    "Gut, ich könnte die Hälfte übernehmen."


    sprach er.


    "Doch bevor wir so weit sind, denke ich, sollten wir noch einmal darüber schlafen und uns dann an die Ausgestaltung des entsprechenden Vertrages machen. Ich denke wir beide wollen abgesichert sein. Es erleichtert die Arbeit, das Vertrauen und erhält Freundschaften."


    Er lachte.

  • "Ja, wir sollten nichts überstürzen, was wir nicht wieder rückgängig machen könnten. Meine Anwesenheit in Rom neigt sich auch dem Ende zu. Wie du weißt, bin ich viel auf Reisen.


    Ich werde einige tylusische Rechtsgelehrte aufsuchen, die einen solchen Vertrag aufsetzen können. Das erleichtert vieles. Ich werde Dich dann über einen Mittelsmann kontaktieren. Übrigens, hättest Du Interesse der Socii Mercatorum Aureii beizutreten ? Wir sind eine Handelsvereinigung mit namhaften Händlern und Unternehmern, auch aus Hispania. Es böte Dir einen zusätzlichen Absatzmarkt für deine Waren und bindet die geschäftlichen Kontakte."

  • Meridius schüttelte den Kopf.


    "Ich sehe mich eher als stiller Teilhaber im Hintergrund. Soviel kann ich Dir jetzt schon sagen. Die Geschäfte und den Handel überlasse ich weitgehend Dir. Die Schiffe werden Deine Sache sein. Ich habe mit meinen Landgütern genug zu tun, zumal ich Schwierigkeiten haben dürfte, wenn ich versuchen würde meinen Fuß in die Stadt Alexandria zu setzen."


    Er hob seinen Becher Wein.


    "Stossen wir auf die Zukunft an. Und natürlich auch auf unsere Wagen. Wenn unsere Gespanne bei den nächsten Rennen auf dem ersten und zweiten Platz ins Ziel gehen, ist es mir gleich in welcher Reihenfolge."

  • Auch Ioshua hob den Becher.


    "Auf unsere Gespanne und eine erfolgreiche Zukunft ! Ich werde Dich selbstverständlich auf dem Laufenden halten."


    Ioshua nahm einen Schluck.


    "Apropos Zukunft. Wie sieht denn deine persönliche aus ? Strebst Du noch das Consulat an ?"

  • Meridius leerte seinen Becher und stellte ihn dann ab.


    "Ich denke nicht. Ich bin kein wirklicher Mann der Politik. Ich war bisher Soldat, die längste Zeit meines Lebens. Zur Zeit habe ich kein Kommando, und so lange das so bleibt kümmere ich mich um meine Familie, die Landgüter, die Pferdezucht und meine Passion, die Wagenrennen. Das ist Arbeit genug."


    Er lächelte.


    "Zum Consul sind andere berufen, ich sehe mich dort nicht."


    Einen Moment hielt er inne.


    "Die Legion war bisher meine Heimat. Jeder meiner Männer kennte mich zu gut um zu wissen, dass ich als Consul unglücklich wäre. Ich zwinge mich schon so zu den einzelnen Senatsversammlungen."

  • "Große Männer sind es, die den Weg des Imperium Romanum beschritten haben. Gerade nach dem hinterhältigen Attentat auf den letzten Consul - die Götter mögen ihn selig haben - bedarf es doch umso mehr eines starken Mannes an der Spitze des Staates, neben dem Imperator natürlich."


    Ioshua lächelte.


    "Ich möchte nicht forsch erscheinen, aber ich glaube, das römische Volk würde es zutiefst bedauern, auf einen Consul Meridius verzichten zu müssen.


    Wirtschaftliche Potestas ist das eine, doch politische Macht verleiht einem erst die wahre Größe in den Annalen der Geschichtsschreiber. Ich würde mich freuen, eines Tages dem Consul Meridius die Hand zu schütteln." ;)


    Sowie Ioshua sprach, konnte man denken, er hege selbst politische Ambitionen wie immer sich diese auch auszudrücken vermochten.

  • Meridius fühlte sich geschmeichelt. Wenn die Orientalen etwas verstanden, dann das. Ihr Worte fühlten sich immer an wie Honig, Meridius indess wusste genau, wie er sie zu nehmen hatte. Das Consulamt strebte er zumindest momentan nicht an, zumal eine Praetur noch dazwischen lag. Alles in allem viel Arbeit, die er jedoch Iulia nicht zumuten wollte. Die Familie hatte Vorfahrt.


    "Dann warten wir einfach ab, was die Zukunft bringt.
    Vielleicht wird es so geschehen, vielleicht auch nicht..."


    erwiderte der Senator und lachte.


    Alles in allem hatte er mit dem Araber ein interessantes Gespräch geführt. Mit einem gemeinsamen Interesse, Pferdezucht und Wagenrennen hatte es begonnen, unverhofft endete es mit den Plänen zu einem Geschäft, von welchem alle Parteien nur profitieren konnten.

  • "Ich bin gespannt."


    Ioshua fiel in das Lachen des Senators ein. Nach einer Weile erhob er sich schließlich.


    "Senator Meridius, ich möchte nicht unhöflich erscheinen, doch einige Verpflichtungen rufen mich, die Überfahrt will ebenso organisiert sein, und ich möchte Deine Zeit nicht übermäßig in Anspruch nehmen.
    Daher gestatte, daß ich mich nun von Dir verabschiede, es wird Zeit. Ich wünsche Dir einen angenehmenen Abend und sei Dir versichert, daß ich Dich informieren werden, wenn meine Gespanne deine stolzen Lenker in Grund und Boden gefahren haben werden. :D Valete !"

  • Der Senator nahm die Kampfansage von der sportlichen Seite und lachte ebenso wie der Araber. Mit freundlichen Worten verabschiedete auch er sich von dem Mann, und geleitete ihn noch bis in das atrium, von wo ihn ein Sklave nach draussen führte.


    Nachdenklich sah er dem Tylusier noch nach, machte dann auf der Hacke kehrt und ging direkt in sein Officium. Sein Verwalter wurde angewiesen ebenfalls zu erscheinen und er bestellte auch Sextus ein. Sextus hatte einen Riecher für gute Geschäfte, seine Meinung wollte er noch unbedingt einholen.

  • Lucilla hat keine Ahnung, wer Caecilius Metellus ist oder weswegen er hier ist. Normalerweise würde sie sich wegen einem ihr Unbekannten, dessen Namen ihr nichteinmal etwas sagt, sich auch nicht so herausputzen, wie sie nun im tablinum erscheint. Allerdings war sie schon mehr oder weniger auf dem Weg zu einer kleinen feinen Gesellschaft als der Besuch gemeldet wurde, daher lässt sich das kaum vermeiden.


    "Salve Caecilius Metellus, ich bin Decima Lucilla. Was kann ich für dich tun?" Sie mustert ihn, ob sie irgendetwas bekanntes an ihm entdeckt, was darauf schließen ließe, dass er mit Crassus verwandt ist. Denn Crassus Anblick kannte sie einst sehr genau, so dass ihr sicherlich auch kleine Ähnlichkeiten auffallen würden.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!