• Avitus hatte also bei der Stadtgarde gedient. Sicher, er erinnerte sich nun daran, dass er diesbezüglich einmal ein Gespräch geführt hatte und der Name dabei gefallen war. Lange war es her.


    "Wenn Der Kaiser Dich zum Senator ernennt, wirst Du diese Ehre sicher annehmen. Da bin ich mir sicher. Ob Du nun ein Amt ausübst oder nicht."


    Meridius schmunzelte. Niemand war so verrückt und lehnte Gunstbezeugungen des Kaisers ab. Eine Hand wusch die andere, mit dem Senat und dem Imperator war dies nicht anders. Auch wenn man es so offen niemals aussprach.


    "An welches Amt hattest Du gedacht?
    Kandidierst Du erneut?"

  • "Natürlich würde ich die Ehre nicht ablehnen, habe ich mich doch selbst über den Reichspräfekten vorschlagen lassen. Was wenn man es genau betrachtet nicht günstig war.


    Nun aber dies soll uns ja nicht weiter beschäftigen, da wir es ohnehin nicht beeinflussen können, meine Kandidatur schon eher.


    Wie du schon richtig annimmst, werde ich es erneut als Quaestor versuchen."

  • Die Quaestur, richtig. Meridius erinnerte sich an seine eigene und an die Arbeit, welche damit verbunden gewesen war. Octavius Avitus, welcher in die Fussstapfen des großen Octavius Anton treten wollte, hatte damit wesentlich größere Schwierigkeiten gehabt.


    "Nun, ich werde sehen, was ich tun kann. Meine Unterstützung hast Du in jedem Fall. Ob diese am Ende reichen wird, kann ich Dir jedoch nicht garantieren. Die Machtverhältnisse sind unübersichtlich geworden in den letzten Jahren. Und jetzt wo die Legionen im Feld stehen, sieht die Sache noch einmal anders aus. Ist der Kaiser weit weg, werden so manche mutig. Zu mutig..."


    Er hatte offen gesprochen. Bei Avitus konnte man es riskieren.

  • Meridius nickte.


    "So ist es in der Tat. Ich bin nur zur Hochzeit meiner Schwester hier nach Rom gekommen. Und natürlich der Wahlen wegen. Als Senator kann man sich in dieser Zeit ja nicht gänzlich unsichtbar machen. Sobald es die Umstände jedoch wieder erlauben, werde ich auf mein Landgut zurückkehren. Iulia und ich haben uns dorthin zurückgezogen um etwas Abstand von der Hauptstadt zu gewinnen. Zudem erwarte ich Nachwuchs."


    Er rechnete eigentlich täglich damit, dass ein Bote vom Landgut eintraf und ihm die Geburt eines Sohnes oder einer Tochter mitteilte.

  • "Ich danke Dir."


    sprach Meridius und nickte. Dann kam ihm ein Gedanke.


    "Sag mal, zu welcher factio rechnest Du Dich eigentlich? Ich könnte zwar schwören, dass die Octavier in der Purpurea sind, aber sicher bin ich mir nicht. Hast Du es immer noch mit den purpurfarbenen?"


    Wenn der Octavier schon mal im Haus war, konnte man auch darüber reden.

  • Zitat

    Original von Publius Matinius Agrippa
    Der Diener wiess ihm den Weg, hier würde er jetzt auf Meridius warten ...


    Wenig später betrat der Senator den Raum und ging direkt auf seinen alten Freund zu. Was hatten sie nicht alles erlebt und wieviel verband sie ... Beiden lag Tarraco und Hispania über alle Maßen am Herzen, beide waren dem Kaiser treu ergeben, beide stellten ihr Leben in den Dienst an Rom. Sie teilten die Liebe für die Heimat, guten Wein und noch so einiges mehr.


    "Salve Agrippa!"


    sprach er ihn an und überbrückte die letzte Distanz. In früheren Zeiten hatte man sich in Rom noch die Hand gegeben, als alter iberischer Weggefährten reichte er sie ihm auch heute.


    "Was führt Deine Wege zu mir?"

  • "Salve Maximus,


    Ich wollte dich wieder einmal besuchen und mit dir reden, du bist einer meiner alten Freude, die noch nicht Tod sind ..."

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    DOMINUS FACTIONIS - FACTIO PURPUREA

    SODALIS MAIOR - GERMANITAS QUADRIVII

    Stadtpatron - Tarraco

  • Mit einer solchen Antwort hatte Meridius nicht gerechnet. 'Du bist einer meiner alten Freunde, die noch nicht tot sind.' Schlagartig nahm die ganze Begegnung einen etwas beklemmenden Zug an. Anton und viele andere waren in der Tat schon gestorben, doch lebten nicht noch mindestens ebenso viele?


    "Du bist immer willkommen."


    antwortete Meridius.


    "Möchtest Du auch iberischen Wein?"


    Er winkte einem Sklaven und wandte sich dann wieder an seinen Besucher. Es war lange her, dass Agrippa zu Besuch gewesen war.

  • "Ich danke dir, Maximus und ja, gerne nehme ich etwas iberischen Wein, eine Erinnerung an unser Heim ..."


    "Fortuna hat mich verlassen, Sie war lange gut zu mir, aber dann hat Sie mich einfach verlassen, die Götter sind grausam ..."

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    Stadtpatron - Tarraco

  • Der Sklave brachte den Wein und Meridius ließ zwei Gläser einschenken. Er selbst reichte eines an Agrippa weiter nahm, dann das zweite für sich.


    "Die Götter sind nicht grausam und ich denke auch nicht, dass Du schon am Ende wärst, mein Freund. Du hast eine Menge erreicht, Dein Name hat immer noch Gewicht. In Hispania gibt es eine Menge zu tun."


    Er hielt inne.


    "Erst neulich dachte ich daran, wie ich mich für meine Heimat verstärkt einbringen könnte. Wir beide könnten doch als Patrone der Stadt Tarraco fungieren, oder nicht? Ungewöhnlich wäre es nicht. Ganz und gar nicht. Wir vertreten ihre Interessen in Rom, unterstützen sie, wo wir können. In vielen Städten des Imperiums ist dies so gang und gebe.


    Auf Fortuna!"


    Er hob das Glas.

  • "Das haben wir beide, doch ich bin alt geworden und man will mir den Prozess machen, obwohl ich nichts getan habe, ausser dass ich Strabo vertraut habe, er hat mir einen netten Eindruck gemacht und dann sowas."


    Die Verbitterung in seiner Stimme war deutlich zu hören.


    "Wäre schon, doch du weisst, dass da viel vom aktuellen Proconsul abhängt, er hat die Provinzcurie entmachtet, er hat jetzt die absolute Alleinherrschaft. Von den anderen Gerüchten mag ich dir erst gar nicht berrichten.."


    "ich liebe Tarraco, es ist meine Heimat, doch weiss ich ob dieser neuen Entwicklungen nicht, ob Tarraco mich noch liebt oder überhaupt mag ..."


    Er nippte an seinem Becher.


    "Auf Fortuna ..."

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  • Strabo zog seine Kreise, dass man deswegen nun Agrippa den Prozess machen wollte, erschien Meridius politisch nicht weise. Doch wer wusste schon, welche Interessen wer aus welchem Grund verfolgte.


    "Ich bin Pragmatiker und Soldat, Agrippa. Als ehemaliger Legatus Augusti Pro Praetore weiß ich um den Nutzen der Provinzkurie. Wenn der neue Legatus die Dinge etwas straffer in die Hand nimmt, entspricht dies jedoch auch meiner Vorstellung von der Leitung einer Provinz. Die Verantwortung trägt in jedem Fall er. Nur er alleine, und er ist dem Kaiser gegenüber verantwortlich ..."


    Er hielt inne und nahm einen Schluck.


    "Ihm jedenfalls dürfte so etwas wie Strabo auf diese Weise nicht geschehen. Ideale sind schön und gut, doch wie Du weißt, sind die Zeiten der Republik lange vorbei."


    Agrippa war diesbezüglich immer einer der alten Garde gewesen.


    "Wer will Dir den Prozess machen? Und vor allem warum?"

  • "Er ist nicht bloss dem Kaiser verantwortlich, sondern auch dem Senat, aber eben man sollte den Beamten auch einen gewissen Freiraum lassen, ist jedenfalls meine Meinung."


    Er nahm einen kräftigen Schluch.


    "Ich habe den Menschen zuviel vertraut und er vertraut Ihnen vermutlich zu wenig, wird wohl der grosse Unterschied sein. Die alten Ideale sind wie die Republikaner Tod"


    "Der Advocatus Imperialis, mir soll der Prozess wegen Missbrauch der Amtsgewalt und Bestechlichkeit gemacht werden. Alles bloss wegen diesem verfluchten Strabo, ich hoffe er schmort ihm Tataros."

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  • Meridius zog eine Augenbraue nach oben.


    "Der Advocatus Imperalis?"


    So ganz konnte er es noch nicht glauben, denn immerhin war Agrippa als Statthalter einer senatorischen Provinz dem Senat verantwortlich gewesen. Und soweit sich Meridius erinnern konnte, hatte der Senat Agrippa weder das Vertrauen entzogen, noch ihn zur Rechenschaft gezogen, oder ein Verfahren beantragt.


    "Mattiacus hat ein Verfahren gegen Dich eingeleitet?"


    fragte er noch einmal zur Sicherheit nach. Jetzt lebte man monatelang im selben Haus, und verklagte mal schnell Freunde der Familie, ohne vorher wenigstens Rücksprache zu halten. In Meridius begann es zu köcheln, bei so viel Teilnahmslosgigkeit und politischer Kurzsichtigkeit.


    "Ich muss gestehen, ich bin sprachlos..."


    Er nahm einen tiefen Schluck von dem Wein, nein, leerte vielmehr sein Glas erst einmal und ließ sich dann nachschenken.

  • "Ja, er hat mich angeklagt, dieser Annaer aus Corduba hat schriftlich darum gebeten, mich anzuklagen. Es wurde diesem nun entsprochen."


    Er lehnte sich zurück.


    "Weisst du, dieser Domitianus, also der Annaer war während des Aufstandes von Sulla und Strabo die ganze Zeit in Corduba, die Feiden der beiden wurden entweder vertrieben oder hingerichtet, ich frag mich, wie er also Decurio unbehellig in der Stadt verbleiben konnte? Der hat sich doch abgesichert, zum einten war er in Sullas Lager, zum anderen hat er Liebkind beim Kaiser gemacht und Ihm von den Dingen berichtet."

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  • Die Angelegenheit wurde noch verzwickter. Jetzt hatte nicht nur sein Cousin einen Freund der Familie verklagt, nein, ein Verwandter eines seiner Klienten war auch noch der Kläger gewesen. Die Götter mussten eine Eichhörnchenherde sein. Meridius schüttelte den Kopf und nahm erneut einen Schluck.


    "Ein Annaaer?"


    Wieso redeten die Leute nie miteinander? Meridius war sich sicher, dass sich die Sache auch hätte einvernehmlich regeln lassen können, wenn alle bedachten, um was es eigentlich ging. Aus der momentanen Situation jedenfalls konnte keiner wirklichen Gewinn ziehen.


    "Ich wiederhole mal kurz, nur damit ich nichts falsch verstehe. Ein Verwandter eines meiner Klienten verklagt Dich meinen Freund bei meinem Cousin und dieser leitet postwendend das Verfahren ein..."


    Das musste man erstmal sitzen lassen.


    "Hat der Kaiser schon reagiert?"


    Natürlich hatte er nicht, denn er war ja im Osten und Meridius hatte die Frage zu schnell gestellt gehabt. Nun, es war wie es war.


    "Ich denke, die Chancen stehen gut, dass der Kaiser das Verfahren einstellen wird. Ich kenne zwar nicht alle Fakten, aber wenn es der Senat nicht für nötig erachtete, ein Verfahren anzustrengen, warum sollte es wegen diesem Annaer geschehen? Sollte es zu einem Verteidigungsfall kommen, kannst Du Dich immer noch darauf berufen. Der Senat dürfte dann ein großes Interesse haben, Dich durch die Sache ohne Schaden durchzubringen. Es hat niemand etwas davon, zumindest könnte ich mir nicht denken, wer davon profitieren könnte ..."

  • Vom Türsklaven hierher geschickt, betrat Macer das Tablinum und ließ seinen Blick halb gelangweilt und halb neugierig durch den Raum schweifen, während er auf Senator Meridius wartete. In fremden Räumen gab es für Macer auch bei höflichen und dezenten Blicken immer irgendetwas interessantes zu entdecken, auch wenn er sich gar nicht dafür begeistern konnte, in den Tiefen des Privatlebens anderer Leute zu stöbern.

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