• Sein alter Freund und ehemaliger Vorgesetzter bei den Truppen musste nicht lange warten. Meridius erschien, kaum dass sich Macer in dem Raum eingefunden hatte. Es war gut, ein vertrautes Gesicht zu sehen und Meridius war seinem Kameraden dafür dankbar, dass er ihn in dieser für ihn so schweren Zeit aufgesucht hatte.


    "Salve, Macer!"


    sprach er, durchschritt den Raum und reichte seinem langjährigen Waffengefährten nach alter Sitte die Hand.


    "Ich danke Dir für Deinen Besuch."

  • Macer egriff die Hand und drückte sie kräftig. "Als du erst im Senat fehltest und ich dann durch die Acta Diurna den Grund für dein Fernbleibene rfuhr, war es mir eine Pflicht, hierher zu kommen, um dir mein Beileid auszudrücken."


    Daran, dass man einer Person zum Tod eines Angehörigen kondolieren musste, musste man sich in gewisser Weise gewöhnen. Aber einem Freund zum Tod seines Sohnes dazu gegenüber zu stehen, fiel Macer alles andere als leicht.

  • Meridius rechnete es seinem Freund hoch an, dass er erschienen war. Doch hätte er ihn im umgekehrten Fall nicht ebenso aufgesucht? Sie beide kannten sich schon lange und der Senator hatte es sogar in Erwägung gezogen, seinen Sohn zu Macer in die Schule zu schicken. Das Schicksal hatte jedoch anders entschieden.


    "Nimm doch Platz."


    Mit einer Handbewegung unterstrich er das Gesagte.


    "Man kann es sich nicht aussuchen, wie das Leben endet, mein Freund. Mein Sohn jedenfalls starb viel zu früh."


    Er schüttelte den Kopf und sprach dann weiter.


    "Ich bin Zeit meines Lebens Soldat gewesen. Diente in der ersten, der neunten und zweiten Legion. Ich weiß was es heißt zu töten. Ich habe Männer getötet und sterben sehen. Ich habe Rom und den Göttern gedient, mein Leben lang. Und ich hätte für Rom und den Kaiser mein Leben gegeben..."

  • Bezalel folgte dem Sklaven ins Tablinum des Hausherrn. Als er in der Schwelle zu der Räumlichkeit, in der Senator sich befand, stand, machte er einen Schritt auf diesen zu und grüßte ihn.


    "Salve Senator Maximus Decimus Meridius ! Ich bringe Dir Kunde, einen Brief aus Tylus. Hab Dank, daß du bereit warst, mich zu empfangen !"

  • Zitat

    Original von Bezalel
    Bezalel folgte dem Sklaven ins Tablinum des Hausherrn. Als er in der Schwelle zu der Räumlichkeit, in der Senator sich befand, stand, machte er einen Schritt auf diesen zu und grüßte ihn.


    "Salve Senator Maximus Decimus Meridius ! Ich bringe Dir Kunde, einen Brief aus Tylus. Hab Dank, daß du bereit warst, mich zu empfangen !"


    Meridius winkte ab. Es war selbstverständlich, dass er Besucher zu sich einließ. Zudem, wenn sie Nachricht aus fernen Landen mit sich brachten. Wie oft geschah es, dass jemand aus Tylus schrieb?


    "Keine Ursache."


    antwortete der Senator und ging dann ein paar Schritte auf den Fremden zu.


    "Wer hat Dich beauftragt, das Schreiben zuzustellen?"

  • "Das Schreiben erreichte mich über die königlich-tylusische Staatspost mit der ausdrücklichen Bitte, es persönlich bei dessen Empfänger zu übergeben. Das Siegel ist mir unbekannt. Der Schreiber wird ein großes Interesse daran haben, daß der Brief nur in vertrauliche Hände gerät."


    Noch immer hielt Bezalel die gesiegelte Schriftrolle fest in seinen Händen...

  • Viel Geheimnistuerei, wie Meridius fand. Wer konnte ihm aus Tylus schreiben wollen? Ihm fiel niemand ein. Konnte er dem Mann überhaupt trauen, welcher vor ihm stand? Er hatte ihn bisher nie gesehen und ...


    "Nun, wenn Du den Auftrag hast, ihn Senator Decimus Meridius persönlich auszuhändigen, dann bist Du hier richtig. Ich stehe vor Dir."


    antwortete er, trat jedoch die letzten beiden Meter nicht näher. Ein Sklave betrat den Raum und Meridius wies ihn mit einer Handbewegung an, sich um den Wein zu kümmern. Der Sklave machte sich an die Arbeit.

  • Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    "Man kann es sich nicht aussuchen, wie das Leben endet, mein Freund. Mein Sohn jedenfalls starb viel zu früh."


    Er schüttelte den Kopf und sprach dann weiter.


    "Ich bin Zeit meines Lebens Soldat gewesen. Diente in der ersten, der neunten und zweiten Legion. Ich weiß was es heißt zu töten. Ich habe Männer getötet und sterben sehen. Ich habe Rom und den Göttern gedient, mein Leben lang. Und ich hätte für Rom und den Kaiser mein Leben gegeben..."


    "Kein Vater sollte seinem Sohn den Grabstein setzen müssen, aber die Götter entscheiden manchmal anders", versuchte Macer die passenden Worte zu finden, bevor er den angebotenen Platz annahm. "Es gibt einen Unterschied zwischen Töten und Sterben. Wenn ein Mensch einem anderen das Leben nimmt oder seines für einen anderen gibt, dann weiß er, warum. Wenn ein junger Mensch einfach stirbt, kennen nur die Götter den Grund."

  • In der Tat war der Gedanke seinen Sohn beerdigen zu müssen unerträglich. Meridius schüttelte sich.


    "Es ist eine Ironie des Schicksal, dass Lucius sich der Legio I anschließen wollte um gegen die Parther zu ziehen. Ich verbot es ihm. Es kam direkt zum Disput. Wir entzweiten uns. Weil ich fürchtete, ich würde ihn gegen die Parther verlieren. Er blieb, zog nicht in den Krieg und die Götter nahmen ihn mir dennoch."


    Es war zum Haare raufen. Unter diesen Umständen hätte er ihn durchaus nach Osten ziehen lassen können. Vermutlich wäre er noch am Leben. Doch wie hieß dieses Sprichwort noch, welches Menas immer mal wieder von sich gab? 'Was ich fürchtete, trat ein.'


    "Wie geht es Dir mein Freund?"

  • "Da wird es wirklich der Wille der Götter gewesen sein und du hast dir keinen Vorwurf zu machen", stellte Macer fest. Es half schließlich nichts, jetzt noch gute Ratschläge zu geben, ob man ihn mit der Legion hätte ziehen lassen sollen oder nicht. "Auch wenn er im Streit gegangen ist, ist er dein Sohn und bestimmt wird er dies nicht vergessen haben."


    Jetzt so einfach das Thema zu wechseln und von sich selber zu erzählen, fiel Macer nicht leicht, zumal es kaum etwas zu erzählen gab. "Nun, ich kann mich nicht beklagen. Ich nutze die Tage, ohne dass die Pflichten mich erdrücken würden."

  • Der Wille der Götter. Sicher. Auch wenn sich Meridius nicht sicher war, ob es überhaupt einen Unterschied machte, ob sie sich um jemanden kümmerten, oder nicht. Denn letzten Endes schlugen sie jeden hart. Nur eben zu seiner Zeit.


    "Es ist eine Kunst, die Tage zu nutzen, ohne dass sie einen erschlagen. Mir selbst will das noch nicht so ganz gelingen, dabei habe ich mich aus sämtlichen Geschäften zurückgezogen, wenn man von dem Senat absieht."


    Nachdenklich musterte er seinen alten Freund. Sie hatten vieles miteinander erlebt, angefangen in der Legio I Traiana Pia Fidelis und er selbst hatte Macer auf seinem Legatenposten in Germanien beerbt.


    "Hast Du mit den Truppen gänzlich abgeschlossen?
    Mich packt manchmal die Sehnsucht, aber ich denke im Interesse von Iulia und der Familie wäre es, wenn ich jedes zukünftige Angebot auf ein Kommando ausschlage..."

  • "Nein, gänzlich abgeschlossen würde ich nicht sagen", entgegnete Macer. "Ich mache derzeit zwar keine Bemühungen, mich für ein Kommando ins Gespräch zu bringen, aber wenn ich gefragt werden würde, würde ich wohl nicht ablehnen. Auch wenn mir die Aufgabe als Curator Aquarum immernoch große Freude bereitet und ich nicht vorhabe, sie kurzfristig aufzugeben." Und dann war da ja noch die Sache mit der Prätur, die durchaus im Bereich eines sinnvollen nächsten Schrittes lag.


    "Das kann ich mir ehrlich gesagt bei dir nicht vorstellen, dass du nicht eines Tages doch wieder an der Spitze einer Legion oder Provinz stehen möchtest."

  • Macer kannte ihn ziemlich gut. Aber wie konnte es auch anders sein. Und so schmunzelte Meridius und nickte. Er hatte vollkommen recht. Würde man ihm ein Kommando anbieten, würde er ohne zu Zögern zusagen. Das war vielleicht für Iulia nicht leicht zu verstehen, doch Meridius blieb, was er war: Soldat. Umso schmerzhafter war damals der Tag gewesen, als die Legionen ohne ihn in den Osten zogen. War er nicht extra noch beim Kaiser gewesen und hatte sich vorsichtig ins Spiel gebracht? Der Grund, warum für ihn keine Verwendung bestanden hatte, hatte dann wohl darin gelegen, dass der Kaiser selbst den Feldzug anzuführen gedachte und mit Livianus über einen ebenfalls hochqualifizierten Heerführer verfügte. Sei es drum, es kamen sicher wieder andere Zeiten. Und so ein Kommando würde genau die richtige Ablenkung sein ...


    "Oh, mein Freund ..."


    Meridius lachte leise


    "Ich sehe schon, wir verstehen uns auch heute noch. Curator Aquarium. Wie macht sich eigentlich mein Verwandter in Deinen Diensten? Ich weiß, er hat erst vor kurzem bei Dir angefangen, aber ich hatte ihm versprochen, dass ich ein wenig auf ihn achte und seine Karriere verfolge und fördere wo es geht ..."


    Er meinte damit Sacaurus.

  • "Du meinst Scaurus?" fragte Macer. "Na, der hat mich ja ziemlich überrascht. Steht da so einfach in meinem Büro, ist mit dir verwandt und ich wusste von nichts. Und davon, dass du ein Auge auf ihn hast, hat er auch nichts gesagt. Eher im Gegenteil. Das übliche von wegen auf eigenen Beinen stehen und selber seinen Weg machen, was junge Leute eben erzählen." Zu den Arbeitsleistungen konnte Macer ohnehin noch nicht viel sagen, dazu war er noch nicht lange genug da.

  • Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    "Nun, wenn Du den Auftrag hast, ihn Senator Decimus Meridius persönlich auszuhändigen, dann bist Du hier richtig. Ich stehe vor Dir."


    Zögernd gab Bezalel die zusammengerollte Schriftrolle aus den Händen und überreichte sie ihm den Senator. Anschließend neigte er demutsvoll sein Haupt wie es ihm gebührlich erschien.



    An einen alten Freund


    Casa Decima, Roma.



    Shalom Senator,


    ich schreibe Dir diese Zeilen, denn ich befinde mich unlängst auf einer weiten Reise, die mich fern aller bekannten Gestade getrieben hat. Die Ereignisse überstürzten sich, als ich Ostia das letztemal betreten hatte. Damals beunruhigende Kunde erreichten mich, damals, denn ich wußte noch nicht, was mich erwartete. Mein Hauptkontor in Hamad brannte nieder, dazu kamen politische Intrigen unter den Stadtoberen. Sie trafen sich, sie conspirierten. Man plante die Zerteilung meines Besitzes. Neid und Hass waren geschürt und loderten wie die Flamme der Zerstörung. Meine Ankunft kam unvorhergesehen, doch sie kam zu spät.
    Nun befinde ich mich auf dem Weg weiter nach Osten, auf einem Eselskarren. Indien ist unser Ziel. Das Schicksal liegt in der Hand der Götter, ob wir uns jemals wiedersehen und sich die Mauern der ewigen Stadt nocheinmal vor mir erheben.


    Beste Grüße, vale


    [Blockierte Grafik: http://img177.imageshack.us/img177/4742/siegelmadinathamadwv0.gif]


    irgendwo im Osten


    Die Schrift war krakelig, beinahe unleserlich geschrieben.

  • Der Menn zögerte, rückte das Schreiben dann jedoch heraus. Meridius nahm es entgegen, öffnete es langsam und erkannte am Siegel, dass es von Ioshua Hraluch stammte. Seinen Geschäftspartner, welcher spurlos verschwunden war. Zum Glück hatte Meridius noch nicht in das gemeinsame Geschäft investiert gehabt. Wenn man von den beiden riesigen Corbita absah, welche im Hafen von Ostia vor sich hindümpelten und nicht zum Einsatz kamen. Man musste es sich vorstellen: Meridius hatte eine kleine Flotte erworben und diese lag tatenlos herum, weil der Betreiber abgesprungen war.


    Die Schrift war krakelig, beinahe unleserlich geschrieben uns sie kostete den Senator alle Mühe sie zu entziffern. Weite Reise, Hauptkontor in Hamad abgebrannt, politische Intrigen, Osten, Indien ... Meridius ließ den Brief sinken und dachte angestrengt nach. Das Geschäft mit Hraluch konnte er wohl vergessen. Selbst wenn er aus Indien wieder zurückkam, dauerte das Jahre.


    "Du weißt um den Inhalt des Schreibens?"


    fragte er den Mann, welcher ihm das Schreiben ausgehändigt hatte.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Du meinst Scaurus?" fragte Macer. "Na, der hat mich ja ziemlich überrascht. Steht da so einfach in meinem Büro, ist mit dir verwandt und ich wusste von nichts. Und davon, dass du ein Auge auf ihn hast, hat er auch nichts gesagt. Eher im Gegenteil. Das übliche von wegen auf eigenen Beinen stehen und selber seinen Weg machen, was junge Leute eben erzählen." Zu den Arbeitsleistungen konnte Macer ohnehin noch nicht viel sagen, dazu war er noch nicht lange genug da.


    Meridius lächelte. Es war in der Tat so, dass die meisten die Dinge ersteinmal auf eigene Faust regeln wollten. Erst wenn dies nicht reicht, kamen sie zu ihren Patronen oder Verwandten und baten diese dann um Rat. Es war ein altes Spiel.


    "Nun, ich wäre Dir dankbar, wenn Du Dich um ihn kümmern würdest. Er macht mir den Eindruck eines fähigen Mannes, der seine Arbeit zuverlässig und beständig erledigt. Mit etwas Glück und der richtigen Unterstützung kann er es weit bringen. Die richtige Unterstützung könnte er bei Dir erhalten, ich sorge dann für das Glück ..."

  • Eine ersten guten und engagierten Eindruck hatten schon viele bei Macer hinterlassen, häufig war er aber doch recht bald enttäuscht worden. Vielleicht waren seine Ansprüche zu hoch, vielleicht die Arbeit doch nicht so spannend, wie es den Neulingen am Anfang schien. "Nun, ich werde von meiner Seite aus tun, was zu tun ist", gab er daher recht neutral zurück. "Fähige Leute unterstütze ich gerne und behalte sie auch gerne langfristig. Wir werden sehen, wie er sich entwickelt und wo er sein Glück findet. Wenn er viel vor hat, ist die Arbeit für die Cura Aquarum sicher nicht mehr als eine Zwischenstation." Auch wenn der Beruf eines Aquarius sicher nicht gerade ein geniales Sprungbrett für höhere Aufgaben war.

  • Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    "Du weißt um den Inhalt des Schreibens?"


    fragte er den Mann, welcher ihm das Schreiben ausgehändigt hatte.


    "Nein, Senator." gab dieser bestimmt von sich und machte dabei einen Gesichtsausdruck, als wolle er fragen, was denn in dem Brief stünde.


    Für ihn war die Sache hiermit beendet. Er hatte diesen - mysteriösen - Brief persönlich seinem Empfänger überbracht. Weitere Instruktionen hatte er nicht und so wartete er, ob ihm der Senator noch was mitteilen wollte.

  • Nun gut. Den Überbringer der Botschaft nach weiteren Informationen zu befragen, schien unter diesen Umständen wenig Sinn zu machen. Meridius blieb nichts anderes übrig als den status quo zu akzeptieren und das Beste aus der Lage zu machen. Was aus den beiden großen Corbita werden sollte, wusste er zwar im Moment noch nicht, aber es würde sich schon eine Lösung finden. Zu seiner Zeit.


    "Ich danke Dir."


    sprach er zu dem Mann und griff dann in seine Börse, welche er unter dem Stoff getragen hatte. Einige Sesterzen Trinkgeld für die zuverlässigen Dienste konnten sicher nicht schaden.


    "Falls Du von dem Absender des Schreibens neue Informationen erhälst, würde ich mich freuen, wenn Du sie mir zukommen lässt."


    Sim-Off:

    -->WISIM

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