Decima Lucilla

  • Am Abend, als Lucilla ihr Cubiculum betritt, findet sie einen Brief auf dem kleinen Tisch neben der Tür vor. Sie nimmt ihn zur Hand und setzt sich auf ihr Bett. Der Brief ist von Meridius aus Germania. Da er einer Antwort bedarf, steht sie wieder auf, kramt Schriftzeug hervor und setzt sich an ihren Tisch.


    Decimus Meridius,
    Regia Legati Augusti pro Praetore,
    Mogontiacum, Germania


    Lieber Bruder,


    Ich danke für deine Einladung, doch in nächster Zeit wird es mir wohl nicht möglich sein, nach Germania zu reisen. Meine Arbeit bindet mich an Rom, doch Avarus ist im Auftrag des Cursus Publicus auf dem Weg nach Germania, er wird dir sicher begegnen. Sobald er wieder im Land ist werden wir die Hochzeitsvorbereitungen beginnen, wir werden uns also eher in Rom sehen.


    Tertia geht es gut, zumindest habe ich nichts Gegenteiliges gehört. Aber sie scheint freut sich sicherlich, wenn du ihr auch mal einen Brief schickst.


    In Rom gibt es nicht viel neues. M Dein guter Freund Hungaricus wurde aus dem Dienst bei den Prätorianern entlassen und es gab eine große Parade. Das ist aber auch schon alles was mir einfällt und das passt dann ja auch, denn das Papyrus ist heute leider nur sehr kurz.
    Pass auf dich auf,
    [SIZE=7]Lucilla[/SIZE]


    Lucilla macht sich eine mentale Notiz, dass sie Ambrosius unbedingt auf neues Papyrus ansetzen muss. Dann siegelt sie den Brief und legt ihn auf den Tisch neben die Tür, damit sie ihn am nächsten Tag nicht vergisst, wenn sie zur Arbeit geht.

  • Unschlüssig steht Lucilla vor ihrem Spiegel. Sollte sie das Kleid mit dem grün-goldenen Saum anbehalten, oder doch lieber dasjenige im Blauton anziehen? "Ach was solls, ich will ja nicht angestellt werden, nur kündigen." Sie behält das Kleid an und beäugt kritisch ihre Frisur, die recht kunstvoll zusammen gesteckt ist. Das Makeup ist nicht übertrieben, aber stärker aufgetragen als an einem normalen Arbeitstag.


    Sie seufzt und wendet sich um. Was würde sie wohl mit der vielen Zeit tun, die sie nun bald hätte? Bis zur Hochzeit würde sicher noch eine Weile vergehen und bis dahin müsste sie furchtbar aufpassen, dass es ihr nicht wieder zu langweilig werden würde. Vielleicht könnte sie alle paar Tage eine kleine Gesellschaft laden oder etwas mehr für die Acta schreiben. Andererseits könnte sie die Zeit auch für eine Reise nach Tarraco verwenden, oder vielleicht nach Germania, um all ihre Verwandten zu besuchen.


    Viel merkwürdiger, als die freie Zeit würde die neue, alte Titellosigkeit sein. Decima Lucilla, Praefecta Vehiculorum von Italia hatte sich immer recht gewichtig angehört. Und nun? Würde sie wieder Decima Lucilla, Schwester des Legatus Legionis, Legatus Augusti Pro Praetore, Triumphator und Senator Decimus Meridius sein? Oder Decima Lucilla, Verlobte des Legatus Augusti Cursu Publico und Senators Germanicus Avarus? Zugegebenermaßen, es würde wieder länger dauern, sich vorzustellen, aber wäre es auch zufrieden stellend? Immerhin würde ihr noch die Auctrix PPA bleiben, vielleicht sollte sie einfach darauf umschwenken.


    Sie dreht sich nochmal zum Spiegel um und blickt ernst hinein. "Decima Lucilla, Auctrix PPA der Acta Diurna , Schwester des Legatus Legionis, Legatus Augusti Pro Praetore, Triumphator und Senator Decimus Meridius und Verlobte des Legatus Augusti Cursu Publico und Senators Germanicus Avarus, sehr erfreut dich kennen zu lernen." Ein hämisches Grinsen erscheint auf ihrem Gesicht, damit würde sie jeden Nomenclator zur Verzweiflung bringen. Lächelnd schüttelt sie den Kopf und verlässt ihr Cubiculum um sich zum Palast aufzumachen. Letztenendes würde sie doch einfach nur bei ihrem eigenen Namen bleiben.



    /edit: Link.

  • Obwohl Lucilla nichts zu tun hat, so hat sie doch ständig irgend etwas zu tun und eigentlich nie Zeit. Die Einladung zur Hochzeit der Subauctrix Artoria Medeia erreicht sie daher erst am Abend, als Lucilla nach einem anstrengenden Tag auf den Mercatus nach Hause kommt und ihr Cubiculum aufsucht.


    "Ach du meine Güte, eine Hochzeit! Herrlich! Artoria Medeia? Ach wie schön! Das ist ja schon ... oh, das ist aber schon bald. Herrje, in Mantua? Da müssen wir ja schon ... schon ... ach du jeh, schon morgen aufbrechen! Ambrosius! Ambrosius! Wo steckt er nur? Geh, Lila, und suche Ambrosius, er soll eine Reisekiste packen. Wir reisen morgen früh nach Mantua. Diese Hochzeit bietet ja einen wunderbaren Anlass, Livianus zu besuchen, er lässt sich ja wieder nicht blicken und ich wette er hat noch keinen Gedanken daran verschwendet, dass wir uns vielleicht Sorgen machen, weil er in den Krieg zieht. Das ist ganz typisch für meine Verwandtschaft, aber so leicht wird er es nicht haben. Nur gut, dass ich heute zufällig auf den Mercatus war und mir dieses schicke neue Kleid gekauft habe, in Mantua kann man nämlich nicht wirklich gut einkaufen. Hach, ist das aufregend, ich bin schon so lange nirgendwo mehr hingereist, nur schade, dass Avarus nicht da ist. Oh, und Lila, sorg dafür dass morgen ein paar Männer bereit stehen. Vier vielleicht, oder doch besser sechs." Sie zögert. "Nein, besser acht. Acht sind gut. Und sag meinem Bruder Bescheid, wo ich bin und dass er sich keine Sorgen zu machen braucht, ja? Vor zwei Wochen braucht er mich aber nicht zurück erwarten, wenn bei Livianus kein Platz ist, werde ich in Mantua direkt nächtigen. Nur wegen einem Tag fahre ich schließlich nicht bis da hoch."


    So viel ist noch zu erledigen, und trotzdem ist am nächsten Tag alles zur Abreise bereit. Zwar ist die kleine Reisegruppe für eine Reisegesellschaft der Decima Lucilla etwas außergewöhnlich, denn statt vieler Reisekisten hat sie nur eine einzige Kiste dabei, dafür aber um so mehr starke Sklaven - doch Lucilla hat aus ihren Erfahrungen gelernt, denn auf der letzten Reise ist ihr sowieso das ganze schöne Gepäck abhanden gekommen und das wäre vielleicht nicht passiert, wenn sie mehr starke Männer dabei gehabt hätte. Ambrosius ist natürlich auch mit von der Partie, denn ihrem Liebling ist Mercurius hold und solange er bei ihr wäre, würde der Gott der Reisenden sicherlich auch in ihrem Wagen mitfahren.

  • [Blockierte Grafik: http://img184.imageshack.us/img184/7931/sklave08cr9.jpg~ cursor


    Scheiß Job. Der alte Marcus, der faule Sack, hatte ihn mal wieder losgeschickt um der Herrin auszurichten, dass Besuch im Hause war. Also machte er sich natürlich auf den Weg, nicht ohne zu murren und zu meckern und die Augen zu verdrehen. Freilich nur dann, wenn gerade keine Herrschaften anwesend waren. Cineas nahm den kürzesten Weg. Nicht weil er top motiviert gewesen wäre, sondern weil er keine unnötige Energie verschwenden wollte. Als er das cubiculum erreichte, klopfte er umgehend an.


    "Herrin? Besuch ist eingetroffen. Ein Caecilius Metellus.
    Er wartet im tablinum."


    Jetzt musste die Herrin nur nicht da sein, und er würde ewig warten.

  • Eine Sklavin öffnet die Tür, bedenkt den Cursor mit einem tadelnden Blick und ruft dann weiter in den Raum hinein, dass ein Caecilius Metellus auf Lucilla im Tablinum wartet.
    "Caecilius wer?" dringt es undeutlich bis zur Tür. "Metellus? Kenne ich nicht. Was will er? Ach warte, ich bin eh gleich fertig. So lange wird es hoffentlich nicht dauern, dass ich zu spät zu komme."


    Ein paar Minuten später rauscht Lucilla durch die Tür, fasst nochmal kritisch prüfend an ihr wie üblich aufgetürmtes Haar und schlägt dann statt den direkten Weg zum vestibulum den Weg zum tablinum ein.

  • Eine Nacht noch, dann ist es soweit. Lucilla wird heiraten. Ja, ganz bestimmt, Lucilla wird heiraten. Da ihre Großtante Drusilla sich verspätet, Lucilla aber nicht ewig warten kann, hat sie ihre Spielsachen schon mal alleine den Göttern geweiht. Kleidung aus ihrer Kindheit hat sie natürlich längst nicht mehr.


    Es klopft und kurz darauf stürmen Jocasta und Peducaeana in Lucillas Cubiculum.
    "Jocasta, Pedu! Was macht ihr hier? Wo ist Tante Drusilla?" Panik schwingt in Lucillas Stimme mit.
    "Sie ist immer noch in Baiae." Peducaeana ist ziemlich unbeeindruckt. Von allem. Immer.
    "In BAIAE? Ich HEIRATE morgen und Großtante Drusilla ist in BAIAE?! Was bitte schön macht sie in Baiae? Sie wird NIEMALS rechtzeitig da sein! Und WER bitte hilft mir mit diesem ganzen ..." sie umfasst das Cubiculum, die Hochzeit, einfach alles mit einem Wink. "... mit diesem allem!?"
    "Bona Dea, Lucilla, reg dich ab. Deine Großtante wird nicht kommen."
    "WAS? Warum wird sie nicht kommen?"
    Peducaeana zuckt mit den Schultern. "Was weiß ich. Hochzeiten können sie einfach nicht mehr reizen. Ich meine, zum wievielten Mal ist sie jetzt verheiratet? Zum siebten? Achten? Es ist für sie ja schon beinah so alljährlich wie die Saturnalien. Da macht sie keinen solchen Aufstand mehr."
    "Aber ... ICH heirate doch."
    "Dann kommt sie eben bei deiner nächsten Hochzeit. Bona Dea, wo ist das Problem?"
    "Ich heirate aber doch nur einmal!"
    "Ach, Papperlapapp. Eine Frau die nur einmal im Leben heiratet, das ist ja wie ... wie Sandalen ohne Perlenbesatz."
    "Also ich finde Perlenbesatz auf Sandalen albern und sowas von unmodisch..."
    "Jetzt fall mich nicht in den Rücken, Jocasta! Auf jeden Fall ist das unrömisch. Du wirst schon sehen, Lucilein, wenn dein Senator erstmal an Einfluss verliert oder das ganze Geld weg ist, er sich zur Ruhe setzen will, zu viele politische Feinde hat, gegen die Götter spricht oder gegen die Kaiser, vielleicht auch nur den PePe auf falschem Fuß erwischt oder von selbst anfängt zu kränkeln, wenn er keinen mehr hoch bekommt, das Interesse an dir verliert oder du an ihm, vielleicht kommt auch nur ein schönerer, besserer, reicherer - zack, bist du geschieden und schon heiratest du noch mal." Peducaeana strahlt übers ganze Gesicht.
    "Das ist ja widerlich! Ich heirate morgen und du denkst über meine Scheidung nach!"
    "Ach, das ist nicht widerlich, das ist Rom, Lucilla. Manchmal bist du wirklich ein altes Provinzei."
    "Gar nicht wahr!"
    "Na schau dir doch den Hungigaricus an, zum wievielten Mal ist der verheiratet?"
    "Mindestens zweimal."
    "Eben. Und diese Schnalle, die er vor der Tiberia hatte ..."
    "Aelia Adria ist keine Schnalle! Sie war eine Germanica, die Nichte von Avarus ... glaub ich."
    "Da siehst du es doch schon." Peducaeana macht eine bedeutungsschwangere Pause. "Sie war eine Germanica und ist jetzt eine Aelia. Manus-Ehe! Schnalle, sag ich doch. Auf jeden Fall siehst du es an ihr, Hochzeit, Scheidung, Hochzeit. Und was für einen feschen Kerl sie sich geschnappt hat, diesen Quarto aus dem Palast. Nobilitas natürlich. Und siehst du, meine Liebe, das wird dir auch fehlen - No-bi-li-tas."
    "Pah, irgendwann wird Avarus Consul werden. Dann werde ich dir meine Nobilitas um die Ohren schmeißen."
    "Pff, das glaubst du doch nicht im Ernst. Oh Lucilein, du alte Träumerin, eher wird Scamander noch Pontifex Maximus."
    "Scamander kann nicht Pontifex Maximus werden, Paedu, das ist doch immer der Kaiser."
    "Na seht ihr."
    "Ach," Lucilla verdreht die Augen und schüttelt den Kopf, bevor sie ihre Freundinnen wieder anschaut. "Was wollt ihr zwei überhaupt hier?"

  • [color="indigo"]"Na was wohl"[/color] säuselt Jocasta beinahe. [color="indigo"]"Wir sind die dich rettende Vertretung für deine Tante Drusilla."[/color]
    "Was? Ihr?"
    "Ja, wir müssen die Riten halt ein bisschen beugen. Drusilla wäre ja auch nicht die Brautmutter gewesen, also was solls. Ich bin deine Verwandte und Jocasta macht morgen die Brautführerin, das hätte Drusilla doch eh nicht tun können, du weißt schon, zum ersten mal verheiratete Frau und blablabla ..."
    [color="indigo"]"Eben, du hast doch selbst gesagt, dass du keine einmal verheirateten Verwandten hast."[/color]
    "Ja, zugegeben, wir hätten das eh ein bisschen großzügiger ausgelegt. Es gibt nun mal keine Decima, die verheiratet wäre, außer Großtante Drusilla ... aber die eben schon zum xten Mal. Naja, ich hatte gehofft Venusia könnte dann die pronuba machen, aber Magnus und sie werden kaum aus Germania anreisen können."
    "Na siehst du. Da sind wir doch gar keine so schlechte Alternative. Denn ich bin zum ersten und einzigen Mal verheiratet."
    "Ich könnte das auch machen, aber ich will ja nicht alles an mich reißen."
    "Das stimmt doch gar nicht, du bist doch schon zum zweiten Mal verheiratet!"
    "Ach, die drei Tage Ehe zählen nicht! Aber lassen wir das, die Brautmuttervertretung zu sein reicht mir völlig."
    "Aber du bist ja nicht einmal mit mir verwandt!"
    "Papperlapapp. Deine Großtante ist mit meinem Großvater verheiratet, also wenn das nicht reicht ... das macht mich immerhin zu deiner ... ähm ... ist ja auch egal, Schwester im Geiste und vor den Göttern allemal."
    "Ich weiß nicht ..." schaut Lucilla wenig überzeugt.
    "Nun stell dich nicht so an, was hast du denn für eine Wahl?"
    Keine? "Na gut."


    Jocasta betrachtet derweil die weiße tunica recta. [color="indigo"]"Schön ist sie geworden."[/color]
    "Ich habe ja auch genug Blut dafür geschwitzt." Hat Lucilla natürlich nicht. Im eigenen Haus gewoben ist sie, allerdings nicht von ihr. Aber das braucht keiner zu wissen, nicht einmal Jocasta.
    Peducaeana nimmt den Wollgürtel und schwingt ihn durch die Luft. [color="red"]"Na dann lasst uns loslegen, Mädels."[/color]


    Es ist ziemlich unglaublich, wie lange drei Frauen dazu brauchen können, eine von ihnen in eine Tunika zu kleiden und sie mit einem Wollgürtel mit dem nodus Herculis zu gürten. Peducaeana, Jocasta und Lucilla brauchen auf jeden Fall noch länger dazu. Dann kommt der schwierige Teil - die Frisur. Ein Gestecke und Geziepe, Gezwicke und Gezwacke ist das, bis Peducaeana endlich die Spitze der hasta caelibaris in Lucillas Haar schiebt.
    "Au! Pass doch auf, das piekst!"
    "Das piekst, das piekst! Ich bin ja auch keine Tonstrix! Wo ist überhaupt dein kleiner Brosi, wenn man ihn einmal braucht."
    "Paedu, du weißt doch, kein Mann darf am Abend vor der Hochzeit anwesend sein."
    "Bona Dea, er ist doch nur ein Sklave."
    "Nichts da, wir beugen die Riten eh schon viel zu weit."
    "Dann piekst es eben. Und jetzt halte still!"
    "Sag mal, Lucilein, wenn du in die Casa Germanica einziehst, dann wirst du Brosi doch gar nicht mehr brauchen, oder? Ich meine, dein Senator kauft dir bestimmt fünf neue Sklaven."
    "Nein, Jocasta! Ich habe dir schon tausend mal gesagt, dass ich ihn nicht hergebe."
    "Hach," seufzt Jocasta. "Ein Versuch war es wert, ich hatte gehofft, dass du heute ein bisschen rührselig und freigiebig bist."
    Gemeinsam ziehen die beiden Freundinnen Lucilla die wollenen Bänder durchs Haar. "Irgendwie lustig oder, die Braut wird zurecht gemacht wie ein Opfertier vor der Schlachtung."
    "Na hoffentlich verliert sie morgen nicht den Kopf!" Peducaeana und Jocasta brechen in albernes Gekicher aus, in das auch Lucilla letztlich einfällt.


    Zu guter Letzt setzt Jocasta den Blumenkranz auf Lucillas Kopf und lässt den roten flammenum darüber gleiten. "Fertig."
    Lucilla rührt sich nicht und schaut durch den roten Schleier hindurch. Die Welt ist rosarot. "Und jetzt?"
    "Jetzt warten wir, dass der Tag beginnt."
    "Wie bitte? Es ist noch nichteinmal Morgen! Ihr wollt mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass ich die ganze Nacht hier so herumsitzen soll?"
    Lachend nimmt Peducaeana den Schleier und den Kranz von Lucillas Haupt. "Die darfst du abnehmen bis morgen früh."
    "Und wie soll ich mit dieser Frisur schlafen?"
    "Tja, meine Liebe. Das ist das erste Opfer der Ehe."
    "Das ist euer Ernst, oder?"
    "Natürlich, das sind die Riten, Lucilein. Auf denen bestehst du doch, oder?"
    Lucilla seuft. "Aber ihr zwei bleibt hier, ja?"
    "Natürlich. Ich sage in der Küche Bescheid, dass sie was zu Essen machen sollen."
    "Lass bloß die Finger von Brosi!"
    "Lalala... ich bin schon weeeg..."

  • Nach der Hochzeit der Decima Lucilla mit Germanicus Avarus ist erst einmal Ruhe eingekehrt im Hause Decima. Ein, zwei Tage verstreichen, bevor ein kleiner Trupp Sklaven sich an die Arbeit macht, die Habseligkeiten der frisch verheirateten Ehefrau aus ihrem Mädchenzimmer abzuholen und ins neue traute Heim zu tragen.


    Wer Lucilla schon einmal bei Reisen gesehen hat, der weiß, dass fünf Reisekisten nicht ausreichen, um ihre notwendigsten Güter zu transportieren. Entsprechend mehr Kisten werden an diesem Tag gepackt und spät am Abend, wenn die Wagen wieder durch Rom fahren dürfen, auf zwei große Karren geladen.


    Natürlich ist das Zimmer nicht leer, als die Sklaven sich auf den Weg machen. Das Mobiliar bleibt zurück. Doch von Lucillas bewegtem Leben in diesem Raum, in diesem Haus, kündet nur noch eine Haarspange, die versteckt unter einer Kommode von den Sklaven übersehen wurde.

  • Die Herrin zog aus und mit den Koffern und der Dame verschwand auch eine wesentliche Existenzgrundlage von so manchem Sklaven hier im Haus. Eine handvoll Sklaven verließen ebenfalls den Haushalt der Decima und folgten der Herrin in ihre neues Heim. Für andere bestand keine Verwendung mehr und wiederrum andere wurden anderen Aufgaben zugewiesen.


    Ich selbst wurde von dem Umzug nicht berührt. Auch wenn mich der Verwalter des Hauses damit beauftragte, das Zimmer der Herrin durchzufegen, gründlich zu reinigen, die Möbel mit Decken und Tüchern abzudecken und die Fenster zu verschließen.


    Wie beauftragt machte ich mich an die Arbeit. Zu meinem Glück halfen mir zwei weitere Sklaven dabei, denn sonst hätte ich den ganzen Tag zu tun gehabt.


    Beim Fegen indess fand ich eine Haarspange. Ich legte sie auf einer Kommode ab, welche zurückgelassen worden war ...


  • Duccia Venusia, Casa Decima, Roma, Italia


    Ad
    Decima Lucilla
    Landgut der Gens Decima
    Hispania



    Salve Lucilla!


    Lange ist es her, dass wir einige Worte oder Zeilen wechseln konnten. Nach deinem Besuch anlässlich unserer Hochzeit hielt mich die Verwaltung doch sehr gefangen und nahm auch reichlich Zeit in Anspruch. Danach ging es für uns nach Alexandria wo wir die Geburt unserer wunderbaren Kinder erleben durften. Von Magnus großer Tat hast du sicher auch schon gehört. Er war wirklich sehr lange Zeit im parthischen Reich unterwegs um sienen Bruder zu befreien und wie froh war ich als sie dann eines Tages wieder vor mir standen. Nun bin ich nach einem kleinen Umweg über Germania in Roma angekommen. Unsere Kinder haben nun auch endlich eine Größe und ein Alter erreicht in dem man sie für eine Weile allein lassen kann und sich der Korrespondenz widmen kann.


    Diese Zeit möchte ich nun nutzen und auch einige Zeilen an dich richten. Ich hoffe, dass es dir gut geht. atürliich wirst dua uch dein ruhiges Leben genießen. Nachdem ich es nun auch wirklich ruhig habe, freue ich mich auch darüber. So ruhig ist es dank der beiden Kinder natürlich auch nicht. Anders wird es dir vermutlich auch nicht ergehen. Das Leben als Mutter ist wirklich alles andere als einfach.


    Inzwischen habe ich mich soweit gut in Roma eingelebt. Es ist doch um einiges wuseliger als in Alexandria oder Mogontiacum. Es ist gar nicht mit einander vergleichbar. In der Anfangszeit habe ich mich wirklich ein wenig verloren gefühlt. In Alexandria musste ich mich ja nicht um viel kümmern, da ich die äußerst umfangreiche Gastfreundschaft von Germanica Aelia und ihrem Gatten genießen durfte. Aber nun finde ich mich auch in der Haupfstadt des Reiches gut zurecht.


    Doch nun ein Ende mit den Zeilen. Ich würde mich sehr freuen auch bald etwas von dir lesen zu können.



    Vale und mit lieben Grüßen


    Deine Venusia


  • Unter den Briefen, die aus Rom nach Tarraco, in die Casa Decima Lucilla weitergeleitet wurden, war auch der folgende. Das Siegel war etwas schief geraten, und die Adresse stand in großen, wütenden Buchstaben geschrieben.


    An
    Decima Lucilla
    Casa Decima Lucilla
    Tarraco
    Hispania



    Salve Lucilla,


    wie, beim Geifer des Cerberus, kommt Du drauf, ich würde mich verkaufen?!! Wie, bei den klaffenden Mäulern der Hydra, kannst Du so was von mir denken?! Glaubst Du etwa wirklich, dass ich mich für ein schnödes Amt, für so profane Dinge wie Geld und Karriere, wahllos irgendjemandem hingeben würde?!
    Beim Stachel des Mantikor, scheint die Sonne in Tarraco diesen Winter etwa so heiß, dass sie Dir den Geist getrübt hat, dass Du mir solch schändliche Motive unterstellst, dass Du mich, Deinen Neffen, der es Dir gegenüber nie an Achtung hat fehlen lassen, derart beleidigst?!


    Ich will weder Augur noch Septemvir werden, Mars bewahre, ich bin Soldat und werde es auch bleiben! Aber ich will Dir sagen, warum ich mich "diesem Senator" an den Hals geworfen habe, wie Du es nennst! "Dieser Senator" ist, nur zu Deiner Information, ein ausgesprochen attraktiver Senator! Er ist ein schöner Mann, elegant und leidenschaftlich, gutaussehend und geistreich, distinguiert und witzig, mit wundervollen braunen Augen, in deren goldener Tiefe ich mich für immer verlieren möchte
    und er hat eine unvergleichliche Art, die Worte zu so kunstvollen Satzgebilden zu formen, zu verführerischen, in der Vergänglichkeit des Momentes strahlenden Klangkunstwerken, dass es für jeden Menschen, der auch nur einen Hauch ästhetischer Empfindsamkeit in sich trägt, einfach bloß zum Dahinschmelzen ist!


    Liebe Lucilla, auf die Gefahr hin, Dich noch viel mehr zu schockieren, ein Mann wie dieser, mit Geist und Größe, und Charme und Stil, ist mir ungefähr tausendmal lieber als die kichrigen Mädchen in meinem Alter, die ausser Kleidern, Schmuck und Männerjagd rein gar nichts in ihren süßen kleinen Köpfchen haben.
    Ausserdem ist jener Senator ein göttlicher Liebhaber. Er hat es wahrlich nicht nötig, mit Posten zu winken! An die Nacht mit ihm werde ich mich immer mit Genuß zurückerinnern!
    Aber Du musst Dir keine Sorgen wegen dieser Schlagzeilen machen, von denen Du so fürchtest, dass sie Deinen Einfluss untergraben könnten. Es war nur die eine Nacht, eine Orgienbekanntschaft, die, so schön sie auch sein mag, mit Sonnenaufgang dann eben auch wieder vorbei ist. (Leider.) Ausserdem war ich verkleidet. Woher weißt Du eigentlich überhaupt so gut über mein Liebesleben bescheid? Hast Du etwa die Parzen ausgesandt, damit sie mir hinterherspionieren?! Wenn hier jemand Grund hat, enttäuscht zu sein, dann bin ich das!


    Vale.
    Faustus



    PS. Bitte sag Livianus nichts davon.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!