Maximus Decimus Meridius

  • Meridius lachte und hatte zu ihr aufgeschlossen. Behutsam legte er seinen Arm um sie und zog sie an sich.


    "Daran habe ich keine Zweifel."


    Dann drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn.


    "Doch jetzt besorg ich mir ein Bad. Komme was wolle..."

  • Lucilla löst sich lachend aus seinem Griff. "Tu das, du wirst es nötig haben. Wer weiß, in was für Tonnen du in Germanien baden musst."


    Kichernd wendet sie sich vor dem Zimmer in Richtung ihres eigenen Zimmers. Ihre Gedanken rattern schon wieder wie wild durcheinander.

  • Meridius saß an seinem Schreibtisch und setzte ein Schreiben auf.


    Marcus Vinicius Hungaricus
    Praefectus Praetorio
    Castra Praetorio - Roma


    ANTE DIEM XI KAL APR DCCCLVI A.U.C. (22.3.2006/103 n.Chr.)


    Betreff:
    Beschwerde wegen undisziplinierten Verhaltens des Miles Appius Silurius Crotilo


    Salve Vinicius,


    mit diesem Schreiben möchte ich Beschwerde gegen das Verhalten des Miles Appius Silurius Crotilo bei der Palastwache im Palatium Augusti vom ANTE DIEM XIII KAL APR DCCCLVI A.U.C. (20.3.2006/103 n.Chr.) einreichen. Miles Appius Silurius Crotilo hat sich trotz der Tatsache, dass er mich kennen musste - wir hatten bereits (1) mehrmals (2) das Vergnügen - unhöflich und eines Soldaten unwürdig verhalten.


    Ich hatte in Gedanken verloren vergessen beim Betreten des Palastes meinen Namen und den Grund meiner Anwesenheit anzugeben. Statt mich jedoch davon in Kenntnis zu setzen und daran zu erinnern, rief mich besagter Soldat in barschem und keinesfalls angemessenen Ton an. Durch meine Senatorentoga hätte er erkennen müssen, dass er sich um einen höflicheren Ton bemühen müsste, doch dies blieb aus. Hätte ich indess meine Legatenrüstung getragen, wäre seine Wortwahl keinesfalls besser gewesen.


    Ich gab ihm wie es die Order der Palastwache verlangt Auskunft über meinen Namen, meinen Rang und den Grund meines Besuches und verlangte Auskunft über seinen Namen, Rang und seine Einheit.


    Diese Auskunft wurde mir erst nach dem dritten Nachfragen gegeben, und obwohl er wusste, dass ich Senator und Legatus bin, drohte er mit Arrest an, sollte ich meine Wortwahl nicht ändern. Als Kommandeur einer militärischen Einheit, steht dies einem Miles jedenfalls nicht zu und ich versuchte ihn an Ort und Stelle zurecht zu weisen.


    Anstatt sich der Situation bewusst zu sein, bestellte er einen zweiten Miles hinzu, und ließ mich unter Begleitschutz zum Magister Officiorum führen. Ich protestierte gegen dieses Verhalten, erntete jedoch nur ein müdes Lächeln. Auf die Idee einen Vorgesetzten herbeizuholen, wie es im Zweifelsfall vorgesehen ist, kam er nicht einmal.


    Ich muss davon ausgehen, dass besagter Miles Probleme mit der militärischen Ranghierarchie hat und sich des nötigen Respekts gegenüber Senatoren und Legaten nicht bewusst ist. "Einen Moment! Nicht so schnell, ja? Wer bist du und was willst du im kaiserlichen Palast?" ist jedenfalls nicht die passende Anrede für einen an der Toga zu erkennenden Senator.


    Ich erwarte daher, dass betreffender Miles eine gängige Disziplinarmaßnahme erhält, wie sie ein Legionarius meiner Legion ebenfalls erhalten hätte, wenn er mit einem Senator und Kommandeur des Exercitus Romanum wissentlich so umgesprungen wäre. Denn spätestens nach der Nennung meines Namens und meiner Titel, war er nicht mehr unwissend. Des weiteren halte ich betreffenden Miles für den Dienst an der Pforte für nicht geeignet.


    Eine Abschrift dieses Briefes wird an den Magister Officiorum und den Kaiserpalast gehen.


    gezeichnet


    Maximus Decimus Meridius


    Legatus Augusti Pro Praetore
    und Senator


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  • Am nächsten Tag, machte sich Meridius daran, weitere Briefe zu schreiben. Der Verlust seines Scriba Personalis wog schwer. Doch hatte er ihn nicht gut genug bezahlt? Der Mann hatte immerhin 100 Sesterzen die Woche erhalten, egal ob er Briefe schrieb oder nicht.


    Meridius schüttelte den Kopf. Wenn er etwas hasste, dann Angestellte, die ihrer Arbeit nicht nachkamen. Und für diesen Ganoven hatte er auch noch das Bürgerrecht bewirkt.

  • Marcus Aurelius Antoninus
    Aurelia Deandra
    Villa Aurelia - Mantua
    Provincia Italia


    Sei gegrüsst, Aurelius,
    Sei gegrüsst, Aurelia.


    Mit diesem Schreiben möchte ich Euch davon in Kenntnis setzen, dass ich mich für kurze Zeit in Rom befinde. Solltet ihr Zeit für ein Gespräch über die Angelegenheiten der Factio Aurata haben, würde es mich freuen, mich in Rom zu besuchen. Leider kann mein Aufenthalt nicht länger sein, da mein Kommando meine Anwesenheit in Germanien erfodert. Ich werde jedoch dafür sorgen, dass eine zentrale Versammlung aller Mitglieder der Factio ermöglicht wird.


    gezeichnet
    Maximus Decimus Meridius


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  • Meridius öffnete die Türe.


    ".... ja, die Casa Decima in Rom ist um einiges größer als unser Stammsitz in Tarraco. Dennoch fühle ich mich zu Hause wohler. Die Heimat ist doch die Heimat und die Erinnerungen können nicht ersetzt werden..."

  • Ich nickte, die Heimat bedeutete für mich ebenfalls sehr viel.


    „Was für dich Tarraco ist, ist für mich Mantua geworden, wobei ich mich in der Villa zu Rom ebenfalls sehr gern aufhalte. Sie birgt viele Erinnerungen – positive zudem. Erinnerungen, Meridius, ist genau DAS Stichwort. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und hier, da wir alleine sind, zunächst Dinge ansprechen, die nie gesagt worden sind, weil sich keine Gelegenheit dafür ergeben hatte und sie auch keine Unterhaltungsthemen für Zusammenkünfte oder gar Gesellschaften sind.“


    Ich hielt inne und wartete, bis wir Platz genommen hatten. Nicht, dass meine Themen einen sicheren Sitzplatz benötigten, aber mir waren sie wichtig genug, um nicht im Stehen abgehandelt zu werden.

  • Ich setzte mich und sann kurzzeitig nach. Es gab einiges, was ich gern angerissen hätte, war mir aber unschlüssig darin, wie sehr ich ins Detail gehen sollte. ‚Nun, es würde sich ergeben’, dachte ich und begann.


    „Zunächst, Meridius, wollte ich auf die Factio zu sprechen kommen und zwar nicht auf die derzeitige Lage, sondern meinen Beitritt. Ich habe lange, sehr lange gebraucht, bis ich in die Aurata hineingewachsen bin. Durch meine Familie bin ich konservativ geprägt und daher bis auf den heutigen Tag den damaligen politischen Idealen der Factio Albata sehr zugetan. Du weißt das sicher.“


    Ich lächelte - teils aus Verlegenheit, teils aus Sympathie.


    „Außerdem war ich aus der Praesina nicht die Tonart und Wortwahl eines Feldherrn gewohnt.“


    Mein Lächeln verstärkte sich.


    „Mit deiner Art, die Factio zu führen habe ich mich dann schnell angefreundet, mehr noch - du stellst einen bedeutenden Faktor bei meinem Arrangement mit der Partei dar, weiß ich doch inzwischen, dass du deine Familie nach denselben Grundsätzen wie Sophus führst. Diese Gemeinsamkeit unser beider Familien hat für mich einen hohen Stellenwert. Ich habe das nie geäußert und möchte es hiermit nachholen. Gleichzeitig bedaure ich sehr, dass unsere Familien keinen engen Kontakt halten können. Es wäre sicher auch in Sophus’ Sinne, wenn dem so wäre.“


    Ich hielt inne, um Meridius Gelegenheit für eine Entgegnung zu geben.

  • Meridius fühlte sich geschmeichelt und nickte nur.


    "Aurelia, was den Kontakt zwischen unseren Familien betrifft, kann ich Dir nur sagen, dass die Türen der Casa Decima immer offenstehen."


    Er hielt inne.


    "Ich werde jedoch als Legatus Augusti Pro Praetore nach Germanien gehen und meine Aktivitäten in Rom und auch in Tarraco einschränken müssen. Dennoch denke ich, dass Du in Maior und Mattiacus, und auch Martinus immer Ansprechpartner finden kannst. Wir sind eine große Familie und die meisten von uns sind auch umgänglich..."


    Er zwinkerte ihr zu.

  • Ich nickte.


    „Mattiacus und Matinus habe ich nicht näher kennen gelernt. Maior und Livianus hingegen schätze ich inzwischen, sicher sind sie Ansprechpartner und doch …“ Eine kleine Verlegenheitspause entstand. „Du musst wissen, ich vergebe meine Sympathien und mein Vertrauen nur äußerst sparsam. Diejenigen, die beides besitzen, können sich meiner Beständigkeit sicher sein. Sagen wir so: Es gibt einen weiteren Grund, weswegen ich die anderen Decima nicht auf genau dieselbe Stufe mit dir stellen würde – ein Punkt, zu dem ich gleich kommen werde. Zunächst aber … genau die räumliche Trennung ist es ja, die einen engen Familienkontakt unmöglich macht. Germanien, das ist, tja, das ist einfach zu weit.“


    Wenig erfreut über diese Auskunft hielt ich erneut inne.

  • Ein Sklave trat herein und servierte auf eine Anweisung des Senators den gewünschten Wein, sowie eine Karaffe voll Zitronensaft. Daneben stellte er eine Kanne Wasser, falls das Bedürfnis bestand noch weiter zu verdünnen. Meridius nickte ihm dankbar zu.


    "Sprich weiter, Aurelia."

  • Mit einem Nicken bedankte ich mich für den Saft und kostete zunächst, bevor ich der Aufforderung nachkam. Während ich das Gefäß absetzte, sann ich darüber nach, wie ich am besten die Gedanken in Worte fassen konnte.


    „Nenne mich sentimental, vermutlich bin ich das auch“, begann ich schließlich. „Mich haben viele Dinge in der Vergangenheit belastet. Aus diesem Grund habe ich mir feste Säulen gesucht, die Stabilität vermitteln. Freunde spielen in diesem Zusammenhang eine große Rolle, aber auch meine Familie, mein Pater. Du weißt, dass er dich sehr schätzt?“


    Fragend blickte ich Meridius an, fuhr dann aber weiter fort.


    „Immer, wenn mich jene Sentimentalität ergriff, habe ich mich in unsere Bibliothek zurückgezogen und alte Aufzeichnungen gewälzt. Dabei stieß ich immer wieder auf deinen Namen, ob nun im Zusammenhang mit Sophus, mit Crassus, ja selbst mit Senator Curio. Gerade mit Letzterem hat mich eine lange und zugleich tiefe Freundschaft verbunden, von der die Wenigstens wussten. Vor allem auch Crassus hat dich als Freund bezeichnet und wie ich es einschätze zu Recht. Darauf begründet sich wohl der Sonderstatus, den du für mich und die Aurelia allgemein innehast.“

  • Meridius wusste in der Tat nicht, dass Aurelius Sophus ihn schätzte. Aber wenn sie es sagte, musste es sowohl sein. Die ganze Situation jedoch machte ihn langsam verlegen. Nicht einmal sein ergebenster Klient Octavius Detritus hätte ihn mit solchen Schmeicheleien zu bedenken verstanden, bei Aurelia jedoch nahm er an, dass sie es ernst meinte, was ihn noch verlegener machte.


    "Sophus ist ein aufrechter Aurelier. Er kommt ganz nach Crassus, soweit ich es beurteilen kann..."

  • „So weit du es beurteilen kannst?“ Jetzt blickte ich überrascht. „Heißt das, du kannst Sophus nur in Ansätzen beurteilen?“ Andererseits wäre das typisch für meinen Pater - er redete wenig und schon gar nicht über alles. Auf Meridius’ Antwort war ich mehr als gespannt.

  • "Woher soll ich ihn so genau kennen? Ich bin ja ständig unterwegs und wie ich schon sagte, sind die Kontakte zwischen unseren Familien eher flüchtig..."


    Meridius blickte sie etwas ungläubig an.


    "Man sollte keinen Menschen zu schnell beurteilen. Jedoch, alles was ich bisher von ihm mitbekommen habe, lässt mich wissen, dass er ein guter Römer ist."

  • „Nun ja, ihr kennt euch zumindest länger als ich dich kenne. Die Aurelia war bereits in der Factio Gilvus und ich habe das eine oder andere Mal zu Zeiten der Praesinazugehörigkeit Vergleiche zu hören bekommen.“


    ‚Sehr aufschlussreich das Gespräch’, dachte ich und musste schmunzeln. Das soeben Gehörte passte andererseits perfekt in mein Bild.


    „Vorschnelle Beurteilungen sind sicher nicht angebracht, da gebe ich dir Recht. Du siehst, meine Einschätzung dich betreffend, kommt immerhin auch erst knapp elf Monate nach meinem Factiowechsel. Es entspricht meiner Art, mir wichtige Dinge direkt zu äußern und aus meiner Sicht war das Gesagte wichtig genug. Betrachte dich als geschätzten Factiokollegen meiner Familie und im Besonderen von mir, mehr wollte ich nicht zu verstehen geben und du wirst mir sicher zustimmen, dass diese Unterhaltung keine Thematik für ein öffentliches Treffen war.“


    Seiner Zustimmung gewiss lächelte ich.


    „Wir können jetzt gern aktuelle Dinge die Factio betreffend besprechen. Steht denn bereits ein Stellvertreter für dich fest?“

  • Meridius nickte nur zu allem gesagten und nahm dann einen Schluck von dem Wein.


    "Nein, ein Stellvertreter haben wir bisher noch nicht bestimmt. Ich hatte vor eine allgemeine Versammlung alle an der Factio Interessierten einzuberufen. Da jedoch mein Schreiben mit einer gigantischen Verzögerung eintraf, ich faktisch vorher da war und somit nichts vorbereitet war, muss dieses Unterfangen wohl verschoben werden. Vielleicht findet es auch in Germanien statt, wenn ich dort einen Empfang gebe, oder meine Hochzeit feiere, zu der ihr natürlich alle eingeladen seid."

  • Nachdenklich kräuselte sich meine Stirn.


    „Ich halte es für ungünstig, wenn die Versammlung in Germania stattfinden würde. Nicht nur, weil die meisten Mitglieder und Sympathisanten in Hispania und Italia ansässig sind, sonder weil zum Beispiel Sophus bestimmt gar nicht erst nach Germania kommen könnte, selbst bei mir wäre es ungewiss. Hach, ist das alles schwierig, dabei habe ich so auf eine schnelle Klärung gehofft, denn im Grunde ist - zumindest in meinem Umfeld - ja gar nichts so recht geregelt.“


    Über diese wenig erfreuliche Nachricht überhörte ich fast die Einladung.


    „Danke für die Einladung zur Hochzeit“, fügte ich deswegen schnell noch an. Ob sich das umsetzen ließe, musste abgewartet werden. Viel hing vom Termin der Feierlichkeit ab.

  • Meridius dachte nach.


    "Schwierige Angelegenheit. Ich gebe zu, dass Rom der ideale Ort wäre. Doch ich kann schlecht abschätzen, wann ich wieder nach Rom komme. Freilich, wenn man einen lange vorher angekündigen Termin nimmt, zu dem dann alle anwesend sein werden, könnte man es einrichten, dass es doch hier statt findet. Doch dies wird nicht in der nächsten Zeit sein können. Als Legatus Augusti Pro Praetore kann ich es mir nicht erlauben, sofort nach Antritt meines Kommandos bereits wieder zurück zu reisen. Ich hoffe, dass Du dafür Verständnis hast."

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