Als der Marspriester sich mir mit erlesener Freundlichkeit mit seinem Namen vorstellte, huschte mir zum ersten Mal, seit ich mich an diesem Vormittag zu der Opferhandlung aufgemacht hatte, ein Lächeln über mein Gesicht. Zur gleichen Zeit stellte ich allerdings auch beschämt fest, wie sehr meine Jahre in Achaia offenbar dazu geführt hatten, dass ich den Überblick über die Angelegenheiten meines Standes verloren hatte. Denn natürlich sagte mir der Name des Marspriesters etwas, und ich hatte auch gehört, dass er sacerdos war, dass ich ihn aber hier im Tempel des Mars Ultor treffen würde, hatte ich nicht gedacht.
"Flavius Aquilius, sei mir noch einmal gegrüßt, denn es ist mir eine große Freude, Dich hier zu treffen! Ich weiß, dass Du zu den ausgewählten Freunden meines Vetters Corvinus gehörst."
Ich hielt inne. Gerne hätte ich noch mehr gesagt, doch wurde mir in diesem Moment wieder die Bedeutung des geheiligten Ortes bewusst, in dem ich mich befand. Und auch Flavius Aquilius selbst hatte mich ja mit angenehmer Souveränität auf den eigentlichen Anlass meines Besuches im Tempel gebracht, indem er mir einen Ablauf für das Opfer vorgeschlagen hatte.
"Dem Ablauf des Opfers, den Du vorgeschlagen hast, stimme ich ganz zu. Es ist das, was ich auch schon von unseren Hausopfern kenne und von Opfern im Tempel, die ich allerdings noch nie alleine durchgeführt habe, sondern stets unter Anleitung derjenigen meiner Verwandten, deren Tod ich jetzt zu betrauern habe."
Mit Blick auf meine Sklaven fügte ich an:
"Neben dem Wein, Keksen und Kuchen würde ich gerne noch etwas von dem mitgebrachten Weihrauch und Obst dem Mars darbringen. Leider sind es nicht wenige Menschen, die in den letzten Wochen und Monaten von uns gegangen sind und denen mein Opfer nun gilt."
Ich sah Flavius Aquilius offen in sein anziehend-männliches Gesicht. Seine Umsicht und Freundlichkeit hatten mich doch schon wesentlich beruhigt. Ich würde mein Opfer sicher nicht vergebens darbringen.