[Domus] Factio Veneta

  • Narcissos Ianitor


    Der Türwächter setzte ein wohlwollendes Lächeln auf. Das hörte man doch gerne."Nun Dominus, dann bist du hier an der richtigen Stelle, wenn ich das so sagen darf."
    Obwohl die Furier nach Narcissos bescheidenem Wissen über die römische höhere Gesellschaft nicht von ganz so edler Herkunft waren, wie der Aurelier, sie trotzdem zu den angesehenen Familien der Stadt gehörten. Es wäre daher gewiss im Sinne der Herren, wenn sich noch ein dritter Rennenthusiast zu ihnen dazu gesellen würde. Er runzelte kurz die Stirn und blickte sich um, wo die beiden anderen waren. Im ägyptischen Raum wahrscheinlich.
    "Eh...Wenn du mir bitte folgen willst? Der Dominus Valerius Flaccus, ist im Hause und wird dich sicher gern empfangen."

  • Der Valerier schien auf jedenfall mit Herzblut bei der Sache zu sein, soviel wurde bei seinen Worten deutlich. Und auch er schien ein Freund von fairen Rennen zu sein. Laevinus ging es natürlich vor allem auch darum, das er es als künftiger Mann des öffentlichen Lebens natürlich nicht gebrauchen konnte mit einem unlauter agierenden Rennstahl in Verbindung gebracht zu werden.


    "Gladiatorenkämpfe, nun... zwei Männern dabei zuzusehen wie sie sich gegenseitig umbringen wollen,... darin sehe ich keinen Glanz, keine Größe. Wenn aber ein geschmückter Wagen, mit prächtigen Pferden durch den Circus rollt, dann hat das etwas erhabenes." führte er nun seine Gedanken aus, während er sich einige Oliven nahm und sich einen weiteren Schluck Wein zu Gemüte führte.


    Gerne würde er nun ein wenig zu höflicherem Geplauder übergehen. Eine höfliche Frage über sein Gegenüber stellen zum Beispiel. Doch die Familie des Mannes war ihm gänzlich unbekannt. Ihm fiel kein berühmter möglicher Verwandter ein und auch keine längst vergangenen Ruhmestaten der Gens Valeria kamen ihm in den Sinn. Nun, dann musste er etwas anderes finden. Er betrachtete sein Gegenüber. Der Mann mochte etwa in seinem Alter sein und wirkte fit und trainiert, hatte dunkles Haar wie ein wahrer Römer... aber auch hier gab es keinen Anhaltspunkt für ein Gespräch. Nun, vielleicht doch.


    "Die Rennen scheinen eine wirkliche Passion von dir zu sein Valerius Flaccus. Sind es die Wagen oder die Pferde? Ich muss gestehen dass ich ein prächtiges Pferd mein Eigen nenne und man kann den Staub und den Lärm Roms nirgendwo so gut vergessen wie bei einem Ausritt am Tiberufer. Bist du ebenfalls ein Reiter?" er sah zumindest nicht aus als wäre ihm jegliche körperliche Betätigung fremd.

  • Ich folgte dem Ianitor ins Innere, und Tiberios folgte mir, so dass ich den Mann fragte:
    "Meinen Sklaven - kann ich den irgendwo lassen?"
    Er war natürlich nicht mein Sklave, sondern nur geborgt, aber das wusste ja keiner. Von weitem hörte ich eine Stimme, die sein Gegenüber Valerius Flaccus nannte.


    Flaccus...Flaccus...Worte drängten sich in mein Gedächtnis:
    Einige Dinge stehen in unserer Macht, andere hingegen nicht. In unserer Macht sind Urteil, Bestrebung, Begier und Abneigung, mit einem Wort alles das, was Produkt unseres Willens ist....
    Weshalb dachte ich plötzlich an ein Zitat* von Epictetus? Und an Athen? Und da fiel es mir ein.
    Valerius Flaccus hatte ich kennen gelernt, als wir gemeinsam auf der Römischen Agora zu einem Vortrag des schon damals berühmten Philosophen zugelassen wurden. Wenn das dieser Flaccus war...welch Freude!


    Aber erstmal blieb ich stehen. Ich wollte beide Männer, die ins Gespräch vertieft waren nicht stören.



    Sim-Off:

    *Epitket: Handbüchlein der Moral

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  • Tiberius hatte die typisch-römische Ambivalenz zum Reiten mitbekommen.


    "Ich sag mal so: Wenn man mich auf eins drauf setzt, falle ich normalerweise nicht runter. Aber wenn ich damit über die Alpen sollte, hätte ich da eher nicht so viel Spaß."


    Hinter ihm räusperte Narcissos sich und Tiberius drehte sich um und entdeckte den Furier. Es dauerte einen Moment, bis er die unerwartete Situation verstanden hatte. Das Gesicht kannte er doch irgendwo her.
    "Warte. Furius Saturninus? Na hallo, dich hab ich ja schon seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen." Er sprang auf und schüttelte Aulus eifrig die Hand. "Hats dich doch wieder nach Rom verschlagen." Tiberius wollte weiter fragen, entsann sich jedoch der Anwesenheit von Aurelius Laevinus. "Mhm, ja. Darf ich vorstellen: Dies hier ist Aulus Furius Saturninus, einer mit dem man Philosophie studieren, bis Sonnenaufgang schwätzen, trinken und Hellas erleben kann. Aulus, dies ist Lucius Aurelius Laevinus, er interessiert sich für die wunderbare Factio."

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    KLIENT - MANIUS FLAVIUS GRACCHUS

  • Ich blickte von einem zum anderen: Das waren Flaccus.... und ...Vinus (Der Spitzname hing mit einer Amphore geharzten Weines und einer Wette zusammen) Ich kannte beide, wenn auch aus verschiedenen Jahren. Aber wir hatten jeweils gemeinsam eine gute Zeit in Hellas verbracht. Ach... Athen... ach süße Thalia....ach süße Gelehrsamkeit...
    Ich glaube, dass ich von einem Ohr bis zum anderen zu grinsen begann:
    "Salve mein Flaccus, Salve mein Vi...Laevinus!", sagte ich begeistert: "Ich kann überhaupt nicht ausdrücken, wie sehr ich mich freue, gleich zwei vertraute Gesichter zu sehen!"
    Ich trat zu den Beiden hin, schüttelte Hände und klopfte auf Schultern. Dann nahm ich Platz:
    "Ich wollte euer Gespräch nicht unterbrechen.", sagte ich: "Bitte fahrt fort."
    Ich war ganz Ohr.
    Zumal ich mit einem ganz kleinen Hintergedanken hier zur Factio Veneta gekommen war, der sich auf ein gewisses Oktoberpferd bezog.

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  • 'Okay: Ganz ruhig, Prusias. Ganz ruhig. Keine Panik. Du kriegst das hin!', redete ich mir gedanklich gut zu. Ich hatte ja auch überhaupt keinen Grund zur Panik. Es war ja schließlich nur mein Trikot. Wäre es mein Leitpferd Dareios, das plötzlich weg wäre, DAS wäre ein Problem. Das wäre sogar eine regelrechte Katastrophe! Aber hier und heute: Es war ja nur mein Trikot. Und ob ich das heute nun trug oder nicht, das war ja eigentlich auch nicht so wichtig. War ja nur ein kleines Trainingsrennen. Keine Öffentlichkeit. Keine Fans. Nur wir drei Fahrer: Alle von der gleichen Factio. Wer brauchte da schon ein Trikot? Ich seufzte. "Die werden mich auslachen, wenn ich mein Pannus nicht finde.", befürchtete ich. Und irgendwie hatte ich darauf so überhaupt keine Lust. Ausgelacht zu werden.


    Also dann: Wo war dieses undankbare Teil?! Ich hatte es bei mir zu Hause gesucht, ich hatte es bei den Ställen gesucht... davor, dahinter, sogar IN den Ställen hatte ich geschaut. Keine Spur von diesem verflixten Ding! Meine letzte Chance war jetzt hier. Es MUSSTE einfach hier sein! Bestimmt hatte ich es neulich hier liegen lassen, als mir hier dieser eine lästige Fan aufgelauert hatte. Hier! Direkt vor der Domus Factionis! Obwohl kein Rennen und gar nichts war! Nicht dass ich die Aufmerksamkeit nicht schon auch genoss. (Das tat ich.) Aber an dem Tag war ich wirklich im Stress, weil mein schöner Daraios krank war. - Und dann belästigte mich diese Nervensäge so lange, bis ich ihm einen dieser blöden Steckbriefe gegeben hatte, die von mir überall im Umlauf waren. Da musste ich dann mein Trikot irgendwo hier vergessen haben.


    Ich klopfte kurz an die Tür... und stürmte dann ohne ein Wort am Ianitor vorbei ins Innere des Gebäudes. Dabei fing ich direkt an mich suchend umzuschauen. Erst in einem Raum... dann im nächsten... und irgendwann registrierten meine Augen eher beiläufig eine kleine Gruppe. Einen von den Männern kannte ich: Den Valerius. Der war hier Mitglied. "Valerius! Ein Glück!" Vielleicht konnte er mir helfen. "Hast du hier irgendwo mein Pannus gesehen?!" Für irgendeinen Smalltalk hatte ich keine Zeit. Und die anderen beiden Personen ließ ich auch grußlos einfach links liegen. So wie die aussahen, waren das eh nur irgendwelche Schreibtischhengste. Beide nur mit maximal durchschnittlichem Körperbau. Oder war der eine da sogar ein bisschen untersetzt?! Das war durch seine Kleidung nicht so gut zu erkennen.* Jedenfalls fand ich, die sahen beide nicht so auf Zack aus wie der Valerius. (Und mit mir selbst brauchte ich die ja schon gleich gar nicht vergleichen!)


    Sim-Off:

    * Tut mir Leid, aber der leere Charakterbogen lädt einfach so wunderbar zu Spekulationen ein. ;)


    Valerius sah nicht so aus, als würde er die Dringlichkeit meiner Frage auf Anhieb verstehen. "Wir machen gleich ein kleines Trainingsrennen zu dritt. Und ich brauche mein Pannus.", erklärte ich also ganz simpel die wichtigsten Fakten. Man konnte ja vielleicht auch sehen: Meine Knie und Schenkel waren schon mit den üblichen Binden umwickelt, ich trug meine Wettkampf-Kleidung, ...und, ach ja, unter meinem linken Arm hatte ich auch meinen Helm schon parat. Es fehlte nur noch mein Trikot. Ohne das konnte ich nicht gewinnen!


    MID

  • Wenn der Star des Rennstalls ein Problem hatte, musste das umgehend gelöst werden. Das war einer der Gründe, warum man bei der Veneta immer wieder Spitzenfahrer hervor gebracht hatte. Das schloss auch offensichtliche Schlamperei bei dem betreffenden Fahrer ein. Schlamperei sah Prusias eigentlich gar nicht ähnlich sah. Tiberius hatte ihn als äußerst detailgenau kennengelernt - jedenfalls was Pferde und Wagen anging. Ansonsten...


    Für diese spezielle Problem gab es jedoch eine relativ naheligende Lösung.


    "Dein Pannus? Vielleicht hat deine Wäscherin es versteigert?"
    scherzte er gelassen, um bei dem Bithynier noch etwas die Nervenspannung zu erhöhen. "Wir haben neulich für die Fahrer noch eine Garnitur Ersatzklamotten angeschafft, wenn ich mich nicht irre. Schau mal, in dem kleinen Kabuff hinter dem großen Versammlungsraum müsste eine Holzkiste stehen. Da sollten die eigentlich drin liegen. Wenn es gescheit gemacht wurde, sind sie auch nicht komplett verknittert."


    Tiberius war sich relativ sicher, dass das Problem damit theoretisch gelöst sein konnte. Allerdings waren Auriga manchmal über die Maßen abergläubisch, was bestimmte Rituale und Kleinodie anging. Deswegen rief er nach Narcissos.


    "Narcissos?! Sei so gut und schau dich mal um, ob Prusias' Pannus hier irgendwo herum fliegt."

  • Das war doch tatsächlich Prussias DER JÄGER, der gerade durch den Raum lief!
    Ich setzte ein begeistertes Grinsen auf.
    Leider hatte er keine Zeit für Fans, da er nach seinem Pannus (!) suchte. Dessen Verlust stellte ich mir noch unangenehmer vor als gewisse wiederkehrende Albträume, in denen ich ohne Toga in der Kanzlei stand.
    Nike sei Dank bekam Tiberius das Problem im Griff, in dem er es an Narcissos delegierte.

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  • Die Wäscherin... Was redete Valerius da? Ich lächelte kurz gespielt, obwohl mir gerade so gar nicht nach lachen und scherzen zumute war. "Ersatzklamotten..." Begeisterung klang anders. Denn so richtig gefallen tat mir der Gedanke nicht. Andererseits: Besser so ein Pannus als gar kein Pannus, richtig? Ich nickte. Richtig. "Ich schau mal..." nach den Ersatzklamotten. Für den Ersatzmann. Ich konnte den Spott von Oxtaius und Hamiris schon förmlich hören. Zuletzt noch ein Jäger. Heute Ersatzmann. Demnächst ein alter Ersatzmann (denn ich hatte ja am Equus October Geburtstag). Rosige Aussichten. Ganz toll.


    Inzwischen hatte ich die Kammer erreicht, von der Valerius gesprochen hatte. Ich schlug den Deckel der Holzkiste lieblos auf. "Ersatzklamotten." Ich seufzte. Aber es half ja nichts. Also suchte ich... und fand wirklich ein paar Ersatztrikots. Ich nahm das erste... und warf es direkt über die rechte Schulter hinter mich. Das Ding war komplett ausgewaschen! Noch einmal durchs Wasser gezogen, konnte das auch einer von der Albata tragen. (Oder einer von der Aurata, wenn man kein *Wasser* zum "waschen" nahm...) Das zweite... flog im selben Bogen. Zerknitterter als das Gesicht vom alten Schankwirt um die Ecke! Wer sollte sowas anziehen? Das dritte... roch muffig und landete ebenfalls hinter mir. Genauso wie die beiden übrigen Trikots. Wahrscheinlich doch nicht ganz so neu wie Valerius gemeint hatte, sondern noch aus der Ära des alten Durus. (Ich kannte ihn nur vom Hörensagen.)


    Tja. Und nun? Ich drehte mich um und sah auf den Boden. "Dann wohl das knittrige.", beschloss ich. Eins aufgehoben, die anderen liegen gelassen. (Irgendein Sklave kümmerte sich schon darum. Die wollten ja auch was zu tun haben.) So verließ ich dann also das Kabuff und sah... war das... hatte er..? Ich ließ das Ersatztrikot einfach so aus der Hand geiten. Narcissos. "Dich schicken die Götter." Mit jedem Schritt näher stieg mir die Freude sichtbarer ins Gesicht. "Du rettest mir den Tag!" Ich griff nach der Klamotte, gab ihr einen Kuss und drückte sie einen kurzen Moment fest an mich. Rechts unten ein bisschen ausgefranst, weil auch Dareios dieses Pannus gefiel. Auf den zweiten Blick ein bisschen sauberer als ich es in Erinnerung hatte. Aber definitiv meins!


    Nach so viel Schwärmerei für mein veneta-blaues Pannus nahm ich endlich auch Narcissos in den Blick. Ich legte ihm die linke Hand auf die Schulter und nickte ihm zu. "Danke, Narcissos." Die Hand blieb, mein Kopf drehte sich in Richtung des Raumes, in dem ich Valerius und seine zwei Freunde vorher gesehen hatte: "Ich bin wieder weg! Zur Rennbahn! Gallien und Dalmatien zeigen, aus welchem Holz ein echter Bithynier geschnitzt ist!", riss ich meine Klappe - im wörtlichen wie im übertragenen Sinn - weit auf. Der Gallier Oxtaius und der Dalmatier Hamiris hatten keine Chance! Wenn wir später in meinen Geburtstag reinfeierten, dann gingen die ersten zwei Runden auf sie! Ich streifte mein Trikot über, setzte den Helm auf und winkte mit einem lauten "Valete!" (ohne mich dabei umzudrehen). Und so plötzlich wie ich die Party gesprengt hatte, so plötzlich war ich dann auch wieder verschwunden... auf dem Weg zum Trainingsgelände.


    Sim-Off:

    Man darf dem Jäger selbstredend gerne folgen, falls man das möchte. ;)


    MID

  • Als Laevinus eine seltsam vertraute und doch erst einmal nicht einzuordnende Stimme vernahm, drehte er sich zum Eingang des Raumes um. Diese Stimme...


    "Aulus!" grüßte ich ihn mit seinem Praenomen, was die enge Vertrautheit zwischen uns zeigen sollte. Ja, Griechenland. Der gute Saturninus war ein angenehmer Wegbegleiter gewesen, ein Freund sogar. Ein guter Freund!


    "Wie schön dich zu sehen, wie kann es sein dass es bereits so lange her ist seit unserem letzten Treffen? Wann bist du aus Athen zurückgekehrt?" er selber war schon seit einiger Zeit wieder in Rom. Er war zusammen mit Claudius Marcellus und Claudia Livineia wieder in die ewige Stadt gereist, seinen beiden langjährigen Freunden. Freunde mit denen er viel Zeit verbracht hatte, was natürlich daran lag dass sie Patrizier waren (aus einer im Grunde nobleren Familie als er selbst). Laevinus hatte auch ab und an nichts gegen ein Gespräch oder eine Freundschaft mit einem Plebejer, aber er musste schon zusehen dass er blieb wo er hingehörte. Er hatte sich daher, auch in Griechenland, immer mehr an seinen patrizischen Freund Marcellus gehalten.


    Immerhin war seine Familie nicht uralt und erhaben. Sie waren reich und hatten den Status des Patriziats erst vor sehr kurzem erlangt. Da musste man aufpassen, dass man sich entsprechend vom Volk abhob, nicht das jemand am Ende zu dem Schluss kam dass man im Herzen doch selber ein Pleb war.


    Ehe er das Gespräch dann wieder aufnehmen konnte, kam einer in den Raum gerannt. Ein schnaufender Athlet, der hektisch etwas suchte... sein was? Sein Pannus? War das hier die Umkleidekabine der Fahrer?


    Laevinus hob ob des gesamten Ereignisses eine Augenbraue. Gut, die Fahrer waren Helden, sie waren bekannt und gefeiert. Aber es waren eben auch... ja was war der Kerl? Vermutlich war er nicht einmal ein Bürger, sondern irgend ein Ausländer. Die Fahrer waren Helden, aber sie gehörten in den Staub des Circus und er, Laevinus, sah da doch irgendwo eine Grenze. War es üblich in der Factio Veneta, dass die Fahrer schnaufend und schwitzend in den Räumlichkeiten herum hasteten, welche für die noblen und gut situierten Unterstützer des Rennstalls vorgesehen waren?


    Man sah Laevinus, der im übrigen selber kein Athlet war, der es sich aber verbitten würde als untersetzt betrachtet zu werden, sein Missfallen durchaus an. Mit skeptischem Blick betrachtete er den Fahrer, der nun ankündigte ein Rennen fahren zu wollen. Laevinus erhob sich.


    "Geschätzte Freunde, leider muss ich nun wieder gehen. Es warten dringende Angelegenheiten auf mich, die leider keinen Aufschub dulden. Vielleicht können wir dieses Treffen ein anderes Mal fortsetzen, in der Villa Aurelia vielleicht?" immerhin machte diese ihrem Namen alle Ehre und dort wurde man auch nicht von einem herum hetzenden Ausländer gestört. Das war ja hier als würde man mitten auf dem Markt sitzen!


    Er verabschiedete sich noch von den beiden und verließ dann die Factio wieder.


    Sim-Off:

    Tut mir Leid, dass das hier so lange gedauert hat. Macht lieber ohne mich weiter, momentan komme ich nicht zu so viel! :)

  • Nach dem Rennen kamen sie ohne grroße Umwege zu der altehrwürdigen Domus der blauen Factio. Den Torwächter informierte Tiberius noch schnell über das Ergebnis. "War heute wahrscheinlich noch nicht mehr drin, Narcissos." Der altgediente Ianitor nickte ergeben. "Was nicht ist, wird sicher noch werden."

    "In der Tat. Sei so gut und lass das... griechische Zimmer mit ein paar Erfrischungen bestücken. Quintilius Clemens hier hat heute das Schicksal gar übermäßig heraus gefordert und trotz der wackeligen Voraussetzungen auf die Blauen gesetzt. Solcher muss angemessen gefeiert werden."


    Narcissos nickte "Natürlich."


    An Clemens gewandt fuhr Tiberius fort: "Immer herein spaziert."

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  • Das Gebäude der Veneta hat auf Clemens beim Vorbeilaufen schon immer eine Aura von Geheimnis um sich gehabt. Gerade der aristokratisch scheinende Türsteher ließ auf eine Gesellschaft schließen, die mit einem handverlesenen Schlag an Menschen unaussprechliche Pläne und Freuden erleben.

    Etwas an Exklusivität und Geheimnissen zieht den Kopf mit sich und entführt ihn tiefer und tiefer in die eigenen Bilder von geheimen Bruderschaften, anstößigen Lastern und grenzenlosen Exzessen.

    Auch Clemens war dieses inneren Schauspiels nicht erhaben, weshalb er mit weiten Augen und nie rasten wollenden Blick jeden Winkel des factio-Gebäudes genau inspizierte.


    Auf die Vorstellung, die gerade vage genug klang, um einen Hauch von Abenteuer ohne weitere Nachfragen zu erzeugen, lächelte der Quintilier daher nur flach - ein Versuch, dem die Geheimnisse des Gebäudes zumindest dem Anschein nach zu kopieren.


    Nach ein paar Schritten im Gebäude - weit genug, dass sich Clemens auer Hörweite glaubte - wandte er sich seinem Begleiter zu:


    "Ich bin überrascht, dass man an diesem Diener vorbeikommt. Ich glaube, selbst die praefectores kann er mit seinem Auftreten verscheuchen."

  • Der letzte Satz ließ Tiberius auflachen.


    "Ha, ich denke selbst die Tribune der Cohortes Urbanae würden sich jedenfalls Narcissos sichtbares Missfallen zuziehen. Nachdem er sein besagtes Missfallen mit ein paar mörderischen Blicken kundgetan haben würde, würde er sich dann schleunigst auf den Weg machen, um Senator Iulius Dives zu benachrichtigen, damit dieser den ehrenwerten Milites der CU die Behaglichkeit der Domus ein wenig versäuert. Es gäbe Zwist und Hader und Narcissus würde sich dabei hervorragend amüsieren."


    Sie kamen in den griechischen Raum. Direkt neben dem ägyptischen Raum gelegen fand man dort ein luftigeres Dekor vor. Auf einer Säule in der Ecke war auf einem eigenen Ständer eine kostbare Kithara aus Pergamon ausgestellt, in einer anderen eine Apollonstatue von Myron. Dargestellt war der Gott wie er Python in Delphi bekämpfte. Ein hervorragendes Stück und eines der schönsten Stücke des Hauses, fand nicht nur Tiberius. An der Wand fand sich, den Raum dominierend, eine detaillierte Darstellung von Helios auf seinem Sonnenwagen. Passenderweise. Die Liegen standen so, dass man das Bild immer vor Augen hatte.


    "Hier, nimm dir einen Schluck. Der Wein ist hervorragend. Gut und griechisch. Fortuna soll wissen, dass ihr Aedituus von den Blauen ordentlich behandelt wird, nicht wahr? Prost."

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  • Irgendwas an Tiberius kleiner Anekdote über Narcissos, dem Kontext nach wohl diese edel anmutende Diener, ließ Clemens noch in seinem Kopf an ihr herumkauen. Es wirkte auf ihn zu genau und absurd, um völlig ausgedacht zu sein.

    Er sah es vor sich: Der aufmüpfige Diener mit, der seine Verachtung gerade genug versteckt, um sie mit Wort und Geste wieder in geübten Stichen von Hochnäsigkeit aufflammen zu lassen. Einer der beiden Beamten stünde fassungslos daneben, der andere wäre vom Tag gezeichnet genug, um dem Türsteher Paroli zu bieten. Clemens rutschte ein unerwartetes Lachen raus, als das innere Streitgespräch seinen Lauf nahm. Zwischen dem ergreifenden Innerleben und der kleinen Komödie wollte die Frage zu der Geschichte, die dem Quintilier auf der Zunge lag, irgendwie nicht ganz aus dem Mund kommen.

    Auch das innere Schauspiel fand sein Ende, als Clemens sich in dem Raum fand, den Tiberius wohl schon zu Beginn anpeilte. Ihn beschlich eine leise Ahnung, welche Szene dies darstellen soll.

    Allerdings ging auch das vor ihm unter, als sich vor ihm der Wagen des Helios inmitten eines der ergreifendsten Nachthimmel erhob, die Clemens je betrachtet hatte. Es gab so viel, auf das man achten konnte, so viel, das man genießen konnte... Ihm fehlten schlicht die Worte.

    Sein Herz tat jedoch einen erleichterten Sprung, als er seine Eintrittskarte ins Gespräch und die Welt vor sich vernahm: Wein.


    Die Einladung ließ er sich nicht zweimal sagen. Locker schmiss Clemens sich auf die noch freie Liege und nahm den gefüllten Becher an sich. Nachdem er das Glas in Tiberius Richtung erhoben hatte, folgte ein gewählter, vorsichtiger Schluck.


    "Ich kann noch schwer für sie sprechen, aber ich hoffe, dass das mit den Jahren kommt. Ich bin auf jeden Fall tief beeindruckt. Ich habe noch nie so viel Griechenland an einem Ort gesehen, was sehr bedauerlich ist. In den Künsten können wir scheinbar noch einiges von ihnen lernen."


    Den Satz begleitet ein stiller Prost in Richtung des Sonnenwagens.

  • Ich dem Land der Griechen verfallen, seit ich dort zum Studium war. Philosophen, Rhetoren, das ganze Programm. Du weißt schon: "artes intulit agreste latio".


    Und es ließ ihn in Rom auch nicht mehr los.


    "Deinen Worten entnehme ich, dass du noch nicht das Glück hattest das weißgoldene Hellas zu bewundern, Wiege der Weisheit und des gepflegten Geschwätz, Heimat der Künste und so weiter und so weiter?"

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  • "In Person war ich nie dort, nein. Ich habe mein Leben im Wesentlichen in Rom verbracht, weil meine Mutter mich ungern reisen sah. Ich kenne die Welt der Griechen nur aus den Werken von Dichtern und Sagen. Die Bilder, die vor allem Ovid und Homer von dort drüben zeichnen, ziehen die Seele jedoch förmlich dort rüber!" Clemens Augen glitzerten ein wenig, als er bei sein Blick bei diesen Worten wieder zu Helios und seinem Wagen wanderten.

    "Von einzelnen Philosophen habe ich ebenfalls gehört, fand die Werke aber etwas... trocken."


    Tatsächlich versuchte sich Clemens aus Neugierde mal an einem Buch von Platon, das in einer Buchhandlung auslag. Es ging um einen alten Mann namens Sokrates (den Namen hatte er schon häufiger gehört), der mit einem anderen scheinbar über Sprache diskutierte. Eigenartiger Zeitvertreib, aber die Charaktere hielten den eigenartigen Rahmen lebendig. Anfangs war es recht interessant, bis dieser Sokrates plötzlich "göttlich inspiriert" war und mit haufenweise griechischen Wörtern um sich warf, die er gar nicht verstand. Er wollte damit wohl begründen, dass Wörter die Dinge darstellen? Aber ein paar Beispiele reichten wohl nicht; es ging weiter und weiter und weiter... Das kritische Auge des Lesers sprang über die Worte, nahezu lechzend nach Erlösung. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass es in seinen Hoffnungen betrogen wurde; es war noch immer überall - dieses unverständliche Kauderwelsch.

    Clemens Augenbrauen fielen nach unten, das Gesicht in einem Runzeln nahezu versteinert. Sein Unmut blieb der Welt auch nicht verborgen: "Man muss NOCH ein Buch kaufen, nur um sich weiter dieses alberne Geschwätz geben zu können? Es ist doch absurd, dass die Götter für sowas Langweiliges Zeit hätten. Bei Fortuna geht auf jeden Fall mehr, so viel steht fest.*"


    Platon hat an dem Tag einen Leser verloren. Und die meisten anderen Philosophen danach auch. Lucretius war allerdings eine Ausnahme.



    Sim-Off:

    *Er hätte wohl mal besser mit dem Symposion angefangen... Wäre auch meine Einstiegsempfehlung. ;)

  • Tiberius nickte und antwortete:

    "Weißt du, mir gings ganz ähnlich. Was soll ich mit dem gelhrten Geschwätz von da drüben. Das hat sich aber geändert, als ich dann tatsächlich rüber bin und mir das Ganze mal aus der Nähe und in Person angesehen habe. Diese Leute, deren Denke man nur auf dem Papyrus vor sich hat auf einmal in Lebensgröße. Mit allen menschlichen Qualitäten und Schwächen. Wusstest du, dass dem große Sokrates angeblich erheblich mehr Erfolg bei seinem Tagwerk beschieden war, nachdem ihm jemand eine Salbe zur Zahnreinigung verkauft hat?* Aber du kannst dir vorstellen, dass die guten Leute von Athen eher geneigt waren, sich auf seine Hebammentechnik einzulassen, wenn er nicht schon von der anderen Seite der Agora nach dem Gelage der letzten Nacht gestunken hat. Oder dass der weise Epikur angeblich deshalb Zufriedenheit gepredigt hat, weil in seinem dollen Garten vor allem Pflanzen wuchsen, die, wie soll ich sagen... schon von sich aus die Seele zufrieden stellen, wenn man sie kaut.* Hehe.

    Aber vielleicht sind das auch nur kleine gemeine Geschichtchen, die sie einem in der schattigen Säulenhalle erzählen, um sich ein bisschen über die Konkurrenz zu mokieren. Prost."

    Er hob den Becher.

    "Symposion. Jedenfalls, was ich sagen will. Wenn du mal Zeit und Muße hast: Einen kurzen Ausflug nach dort würdest du sicher nicht bereuen."



    Sim-Off:

    *I made that up ;)

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  • Ein Stirnrunzeln konnte sich Clemens nach der breiten Erzählung nicht verkneifen. Einerseits überraschte ihn diese weltliche Seite seines Gesprächspartners, der bis jetzt stets um eine Ausstrahlung von Eleganz und Belesenheit bemüht war. Dass man in dem Gedankensystem eines solchen Menschen etwas so "Unantastbares" wie Philosophie überhaupt langweilig finden durfte, schien in etwa so glaubhaft wie eine Vestalin mit Sexualleben.


    Für seinen anderen Grund fand der Quinitilier - nach einem etwas ruckartigeren Zug an seinem Glas - Worte: "Was für gewöhnliche Menschen sie doch sind! Epikur wirkte auf mich noch wie der, der am ehesten noch mit Normalen zu sprechen scheint. Freude ist doch das, was die Wogen der Fortuna erst erträglich macht. Bei den Früchten würde ich mich sogar freiwillig in den Dreck zur Ernte begeben!"


    Ein lautes Lachen hallte durch den Raum, als Clemens das Bild von sich auf dem Boden, gebeugt über irgendein unscheinbares Grünzeug gebeugt, nicht mehr aus dem Kopf bekam: Der Junge, der am Ende jedes Ausflugs peinlich genau darauf achtet, dass seine Kleidung ja keine Dreckflecken bekommen hat - dieser Junge beugt sich dort jetzt freiwillig für ein paar Momente Euphorie runter in den Schlamm.


    "Und nicht nur das: Auch noch Intrigen! Bei Fortuna, man fühlt sich glatt in der Politik. Wie kann denn das sein, wenn sich ein Philosoph nur der Wahrheit verschrieben hat?"


    Den Lesevorschlag ließ er mal bewusst unter die Decke fallen. Das Trauma sitzt zu tief.

  • Tiberius grinste.


    "Oh, wenn man sich das mal aus der Nähe angesehen hat, kommt einem das gar nicht mehr so verwunderlich vor. Als Menschen haben sie natürlich menschliche Fehler. Und natürlich gehören da auch die einen oder anderen Zänkereien dazu. Vor allem wenn man eine Reputation zu verteidigen hat, die über die Stadt und sogar das Land hinaus geht. Da kommt die Politik ganz wie von selbst. Weiß ja nicht, wie du es mit der Politik hälst, aber naja.


    Jedenfalls...Auch unsere strahlenden Geisteshelden werden durch die ganz normalen Versuchungen, denen die dusslige Masse ausgesetzt ist, in Versuchung geführt. Was meiner Ansicht nach aber nicht abträglich ist. Ist es nicht vielmehr umso beeindruckender, dass sie es trotz ihrer... menschlichen Schwächen, die Welt mit überlegener Weisheit begeistern konnten?"


    Um es mal positiv zu formulieren.

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  • Bei der Formulierung war es schwer, dem zuvor scheinheilig wirkenden Bild des Philosophen nicht doch ein bisschen Bewunderung abzuringen. Eine Sache störte Clemens jedoch an dem Bild. Er versuchte, seinen Zweifeln Ausdruck zu verleihen.


    "Den vielen Versuchungen unseres Lebens widerstehen zu können, ist sicherlich schwer. Ich könnte das, wie du inzwischen auch siehst, nicht; sonst hätten wir uns sicherlich nie gesehen!"


    Ein sanftes Lächeln und ein Prost in Tiberius Richtung gaben dem Satz einen zufriedenstellenden Abklang.

    Doch irgendwas störte noch. Ein leise Stimme irgendwo in den tieferen Rängen von Lucius Seele ließ ihn nicht zu Ruhe kommen und brachte ihn wieder zu Tiberius Worten zurück.


    Clemens Blick fiel auf Apollon, der triumphierend über den Resten der mythischen Riesenschlange thronte. Kaum bemerkbar schüttelte er seinen Kopf. Plötzlich klarte etwas auf, als wäre ein Regenschauer über seinem Kopf eben verschwunden, um einer warmen Nachmittagssonne zu weichen.


    "Doch irgendwie... wirkt es auf mich... komisch. Warum kämpft man gegen etwas, was uns doch von Natur für uns gegeben wurde, an? Obwohl sie doch selber wissen müssten, dass sie das, was sie suchen, nicht erreichen können."

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