[Officium II] Princeps Praetorii

  • http://imageshack.us/a/img64/7180/euphorbuskl.jpg Euphorbius ...
    kam atemlos in mein Officium gestürzt: "Chef, der Cavarinus hat uns jenseitsmäßig verarscht!"


    Ich war etwas indigniert, nicht so sehr, weil Euphorbus ohne anzuklopfen hereingestürmt war, sondern eher, weil er sich normalerweise einer nobleren Ausdrucksweise bediente. Hatte er im Vicus Novus vielleicht schlechten Umgang gehabt? Der Name Cavarinus aber ließ mich diese Erwägung gleich beiseite schieben.


    Inzwischen war Euphorbus knapp vor meinem Tisch zum Stehen gekommen: "Der Kerl ist schon im Castellum. Er muss sich über Cruciniacum reingeschlichen haben und ist dann stickum hintenrum ohne viel Tamtam wie der Fuchs ins Loch eingefahren. Die Mella hat's mir gesteckt. Die hat mir dann und wann was zum Essen gebracht und hat in Mogontiacum das Trapptrapp gehört. Neugierig wie sie ist, hat sie zum Bingener Tor rausgeguckt und den ganzen Lindwurm gesehen. Sie kam dann triumphierend bei mir reingerauscht und hat mich mächtig auf die Schippe genommen."


    "Nimm's leicht," sagte ich. "Vor Mellas Spott ist noch nicht mal der Kaiser sicher. Hast du auch nachgesehen, ob die Typen wirklich im Castellum drin sind?"


    Euphorbus rollte mit den Augen: "Ja doch. Ich hab durch das Tor reingeguckt und hab das Getümmel auf der Via Praetoria gesehen. Die sind drin. Jede Wette."


    Ich winkte ab. "Danke, Euphorbus. Für heute lassen wir den Verein noch mal in Ruhe. Die sollen erst Mal ihre Klamotten trocknen. Morgen geh ich mal rüber."

  • Calvus legte mir mit vielsagender Miene ein Schreiben der kaiserlichen Verwaltung auf den Tisch. "Chef, du wirst es mir nicht glauben, man hat uns in Roma doch nicht vergessen."


    Ich las mir das Schreiben durch.



    Ad
    Princeps Praetorii
    Faustus Domitius Massula
    Regia Legati Augusti pro Praetore
    Mogontiacum, Provincia Germania Superior



    Salve Princeps Praetorii,


    es ist gut zu hören, dass es die Legio Secunda, unter der Führung ihres neuen Legatus Legionis Manius Arennius Cavarinus, wohlbehalten in ihr Legionslager zurückgekehrt ist, damit sollte der Grenzschutz wieder gesichert sein. Doch wird zu ihrer Verstärkung und zur Erhöhung der Zusammenarbeit die Ala II Numidia aus Confluentes, unter ihrem neuen Praefectus Iullus Quintilius Sermo, nach Mogontiacum verlegt werden.


    Über die Entsendung eines neuen Legatus Augusti Pro Praetore wird noch entschieden werden, und du wirst zu gegebener Zeit in Kenntnis gesetzt.


    Im Auftrag des Procurator Ab Epistulis


    Tiberius Iulius Crassus
    ~~Primicerius ab epistulis - Administratio Imperatoris~~




    Dann gab ich es ihm zurück. "Leg es ganz schnell zu den Akten, Calvus. Da steht nix drin, was wir nicht eh schon wissen."

  • Witjon betrat ohne anzuklopfen die Schreibstube des Princeps Praetorii Volusus Palfurius Bolanus. "Salve Palfurius", grüßte er den alten Bekannten knapp und legte eine Tabula auf dessen Tisch. "Schau, ich habe das Schreiben für die Kanzlei fertig. Wie weit bist du mit deinem Bericht?"



    Procurator ab epistulis
    Potitus Maenius Firminus
    Kaiserliche Kanzlei
    Mons Palatinus | Roma


    N. Duccius Marsus Proc. P. Maenio Firmino s. d.


    Ich schreibe dir im Namen des Legatus Augusti Pro Praetore der Provinz Germania Superior Marcus Vinicius Hungaricus. Der Statthalter befindet sich derzeit in einem Gesundheitszustand, der ihm die Führung der Provinzverwaltung unmöglich macht. Der Legatus Iuridicus, Senator Kaeso Veturius Gratus, der Princeps Praetorii Volusus Palfurius Bolanus und ich führen die Amtsgeschäfte vorübergehend an seiner Stelle. Sollte sich der Zustand des Statthalters mittelfristig nicht zum besseren wenden, bitten wir um Benennung eines Nachfolgers. Ich werde in Kürze erneut Bericht erstatten.


    Ein Bericht über die Lage der Provinz liegt diesem Schreiben bei.



    Vale bene


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    Procurator Rationis Privatae
    Regia L.A.p.P.| Mogontiacum | Germania Sup.


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  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/29.jpg "Procurator", erwiderte der Princeps Praetorii die Begrüßung des Ducciers ebenso knapp. "Ich habe ihn hier", erwiderte er und zückte eine Wachstafel. Er reichte dem Procurator Rationis Privatae das Schreiben und gab diesem Zeit den Text zu überfliegen.


    Procurator ab epistulis
    Potitus Maenius Firminus
    Kaiserliche Kanzlei
    Mons Palatinus | Roma


    LAGEBERICHT
    PROVINCIA GERMANIA SUPERIOR


    V. Palfurius Bolanus Proc. P. Maenio Firmino s. d.


    Die Provincia Germania Superior ist stabil, sowohl wirtschaftlich als auch militärisch.


    Legatus Augusti Pro Praetore Vinicius hat dafür gesorgt, dass keinerlei Unruhen im Zuge der beiden schnellen Kaiserwechsel auftraten. Die Stimmung in der Bevölkerung ist von Erleichterung über die anstehende Friedenszeit geprägt. Getreideengpässe wegen des zweimaligen Durchzugs der siegreichen Legionen konnten unter Beteiligung der Provinzen Aquitania, Belgica und Gallia Lugdunensis vermieden werden.
    Kurzzeitige Blockaden der Handelswege nach Italia und in den Osten des Reiches erwiesen sich als nur geringer Dämpfer für die Großhändler der Provinz. Das Steuer- und Zollaufkommen konnte zügig nach Beendigung des Krieges auf den status quo zurückgehoben werden.


    Die hiesigen Einheiten des Exercitus Romanus waren in der Lage, die Verluste des Bürgerkrieges weitestgehend auszugleichen. Umfangreiche Rekrutierungsprogramme sorgten für einen steten Strom an Tirones. Der Schutz der Grenze ist dementsprechend wieder sichergestellt.


    Was die Grenzsicherung angeht, so weise ich hiermit auf verstärkte Kampfhandlungen zwischen einzelnen Stämmen der Germania Magna jenseits des Limes hin. Es mehren sich Berichte darüber, dass der Stamm der Chatti in unmittelbarer Nähe zum Limes Machtansprüche gegenüber kleineren Gemeinschaften geltend macht und mit Waffengewalt durchsetzt. Entlang des Abschnittes zwischen Confluentes und dem Moenus kam es zu Beobachtungen von Kampfhandlungen zwischen Kriegerverbänden, die die Größe einer Cohors in der Regel - noch - nicht überschritten. Die Kommandeure sind angehalten die Entwicklungen in Germania Magna aufmerksam zu beobachten. Sollten sich gravierende Probleme auftun, wird das Officium des Legatus Augusti Pro Praetore erneut Bericht erstatten.


    Soweit ein überblickartiger Bericht über die Lage der Provinz. Für detailliertere Rückfragen stehe ich der kaiserlichen Kanzlei immer zur Verfügung.


    Vale bene


    Volusus Palfurius Bolanus

    Regia L.A.p.P.| Mogontiacum | Germania Sup.



    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • "Hervorragend", lobte Witjon und nahm die Wachstafel entgegen. Er überflog den Bericht, nickte und sagte nochmal: "Hervorragend." Dann wandte er sich zum Gehen, dankte dem Princeps Praetorii und brachte die Briefe zur Postannahme.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/29.jpg "Ja bitte?", hörte man den Princeps Praetorii gedämpft durch die Tür sagen, nachdem Witjon kurz angeklopft hatte. Nicht, dass der Procurator Rationis Privatae eine Antwort abgewartet hätte, denn im selben Moment stand er schon im Officium.


    "Palfurius, ich habe hier einen Herrn aus Roma, genauer gesagt aus Neapolis über Roma hierhergekommen, den du gut gebrauchen könntest!" Er wies auf Galeo Sergius Plautus. "Galeo Sergius Plautus, dies ist Volusus Palfurius Bolanus." Er gab beiden einen Moment zur Begrüßung und fuhr dann fort: "Sergius möchte gerne Scriba Provincialis werden. Ich bin der Meinung, er wäre geeignet für die Stelle und wir können bestimmt noch eine helfende Hand brauchen. Derzeit wächst uns ja so manches über den Kopf." Auch auf dem Schreibtisch des Princeps Praetorii war nicht wenig Papierkram liegen geblieben und die Regale an den Wänden hatten auch keine Freiräume mehr vorzuweisen.


    "Aha. Und weshalb bist du dir so sicher, dass er der richtige ist, Duccius?", fragte Palfurius mit dem ihm eigenen Stirnrunzeln. Witjon fasste kurz zusammen, was Plautus ihm bereits erklärt hatte. Der Princeps Praetorii ließ nicht erkennen, ob ihn das beeindruckte oder nicht. "Setzt euch", sagte er erst einmal und wandte sich dann an den Bewerber: "Und was führt dich ausgerechnet nach Mogontiacum, um hier Scriba zu werden? Duccius magst du überzeugt haben, aber ich brauche hier Leute, die richtig ackern können. Du siehst, wie viel Schreibkram hier wartet. Hast du als Aquarius bereits das Schuften gelernt?"
    Witjon musste sich zusammenreißen, um ein amüsiertes Schmunzeln zu unterdrücken. Palfurius machte aus dem einfachsten Bewerbungsgespräch doch stets ein Verhör.

  • Plautus schaute sich um. Da lauerte überall Papierkram. Na ja, eigentlich vermisste er hier eine Decempeda und er wusste, dass er sie auch künftig vermissen würde. Aber er hatte sich ja als Scriba angedient, da blieb ihm ab jetzt nichts anderes mehr übrig als mit dem Griffel zu hantieren.


    "Salve Palfurius, nee ich bin nicht extra nach Mogontiacum gekommen, bloß um Scriba zu werden. Mir ist es in Roma zu langweilig geworden und einer meiner Sklaven, ein Germane, hat mir erzählt, dass es hier richtig kribbeln soll. Nicht, dass ich vergnügungssüchtig wäre, aber als Aquarius bei der römischen Wasserwirtschaftsverwaltung kletterst Du den ganzen Tag auf den Aquädukten rum oder kriechst durch enge Kanäle und danach musst Du ellenlange Berichte über Wasserdiebstahl oder üble Verschmutzungen schreiben, falls nicht grade mal wieder eine äußerst dringende Reparatur ansteht. Aquarii werden generell auch als Scribae eingesetzt und so hab ich meine Berichte auch selber geschrieben".


    Er kam nun der Aufforderung des Princeps nach, sich zu setzen und überlegte kurz, ob er eventuell noch was wichtiges vergessen hatte.


    "Und formulieren kann ich auch. Glaub bloß nicht, dass ich nur staubtrockenes Beamtengeschreibsel abliefere. Ich habe in Roma mal bei einem Rednerwettbewerb den dritten Platz belegt. Die gestellte Aufgabe war, den alten Ödipus gegen eine Anklage wegen Vatermord und Inzest zu verteidigen, was mir dann auch gehörig gelungen ist. Formuliermäßig und beweiskräftig".

  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/29.jpg "Kribbeln?", horchte Palfurius auf. Er zog eine Augenbraue hoch, scheinbar amüsiert. Plautus' weitere Worte schienen ihn jedoch zufrieden zu stimmen, was sich an seiner Miene ablesen ließ.
    "Einen Rednerwettbewerb? Na, mit Aktenvermerken und Berichten wirst du hier wohl keinen Blumentopf gewinnen können, aber ich freue mich dennoch über jeden Schrieb, der nicht ganz so trocken verfasst ist wie die meisten Ausfertigungen hier..."
    Kritisch beäugte der Princeps Praetorii die Wachstafeln, die noch seiner Aufmerksamkeit harrten. Dann wandte er sich an Witjon: "Es scheint, du hast mir einen ganz brauchbaren Burschen herangeschafft, Procurator. Wer Ödipus erfolgreich verteidigen kann, der kann auch in der Provinzverwaltung erfolgreich Akten wälzen, denn mit beinah unlösbaren Aufgaben ist er wohl vertraut."


    Witjon schmunzelte: "Wohl gesprochen. Ich denke, du solltest ihm eine Chance geben." Er zwinkerte Plautus zu.


    Palfurius nickte. Er wurde wieder halbwegs ernst. "In Ordnung. Sergius, ich stelle dich als Scriba Provincialis ein. Ich werde dich in den ersten zwei Monaten besonders im Auge behalten, als Probezeit sozusagen. Wenn du dich als brauchbar erweist, sollst du auch langfristig bleiben dürfen." Die 'Probezeit' wollte der Princeps Praetorii, weil der Mann immerhin ein völlig Fremder war. Da durfte man wohl noch vorsichtig sein. Außerdem konnte das Gerede von einem Redewettbewerb und der Anstellung als Aquarius ja auch frei erfunden sein. "Ich stelle dir heute noch deine Ernennungsurkunde aus. Du fängst gleich morgen an. Sei zur Hora Secunda hier zum Dienstantritt."


    "Glückwunsch", sagte Witjon und schüttelte Plautus die Hand. "Enttäusche meine Erwartungen nicht, denn ich habe dich hier vorgestellt", mahnte er den Sergier augenzwinkernd. Dann fiel ihm noch etwas anderes ein: "Ach, sag einmal, hast du eigentlich keinen Patron, der dir eine Empfehlung ausstellen konnte?" Damit hätte Witjon eigentlich bei einem Vorstellungsgespräch gerechnet.

  • Fein, das hatte ja geklappt. Wenn auch nur mit Probezeit, aber immerhin. Plautus dachte sich, dass er diese Probezeit auch bewältigen würde.


    "Ich danke Dir, Princeps Praetorii, für Deine Zustimmung", jubelte Plautus. "Ob mit oder ohne trockene Formulierungen in der Probezeit, ich denke, ich werde diese Hürde auch überwinden können".


    Dem Procurator sagte er: "Auch Dir Dank für Deine Mithilfe, Procurator Duccius. Die war sicher vonnöten, weil ich zur Zeit klientschaftsmäßig etwas unterbelichtet bin. Mein Patron in Roma war nämlich Senator Kaeso Annaeus Modestus, doch der hat sich kürzlich über den Styx zurückgezogen. Pluto möge ihn mit offenen Armen empfangen haben".

  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/29.jpgJa, die Hürde sollte Sergius bloß lieber überwinden, dachte Palfurius sich. "Das hoffe ich doch", gluckste er. Mit einem abwesenden Winken entließ er Plautus und vertiefte sich bereits wieder in seine Akten.


    Witjon hingegen zeigte sich überrascht und betroffen von Plautus' Neuigkeiten: "Annaeus ist verschieden? Hat er letztlich seine erhebliche Kriegswunden doch nicht überwunden? Tut mir leid, das zu hören. Sehr bedauerlich, Annaeus war ein guter Mann, ein ehrbarer Römer." Es war immer bitter, solche fähigen Männer zu verlieren. Witjon hatte Annaeus Modestus gemocht. "Er hat vor einiger Zeit erst noch eine Verwandte von mir geheiratet, Duccia Sorana. Ich werde ihr wohl schreiben müssen, die Arme. Du hast sie nicht zufällig vor deiner Abreise nochmal gesehen?"


    Dass der Princeps Praetorii ihnen einen kritischen Blick zuwarf, weil er sich bei der Arbeit gestört fühlte, ignorierte Witjon gekonnt. Den Augenblick wollte er sich auf jeden Fall noch für einen Austausch mit Plautus gönnen. Er konnte ihm vielleicht noch einige Neuigkeiten aus Rom mitteilen, die ihn hier in Germania bisher nicht erreicht hatten.

  • Plautus hob die Schultern.


    "So ist es, Procurator Duccius, Annaeus Modestus war in der Tat ein guter Mann. Er war auch ein guter Mentor, denn er sorgte dafür, dass ich bei Gericht ein Tirocinium Forensis machen konnte. Ich hatte jedoch leider nicht die Ehre, auch seine Gattin Duccia Sorana kennenzulernen, bevor ich nach Germanien abgereist bin".

  • Nachdem Plautus seinen Bericht gekritzelt hatte, ging er rüber zum Princeps Praetorii und legte ihn dort auf den Tisch.



    MEMORANDUM


    Ante Diem IX Kal Mai DCCCLXVII A.U.C. verließen sechs Kohorten der Legio II und acht Turmae der Ala II Mogontiacum nach Osten in Richtung Limes.


    Die Stärke des Truppeneinsatzes wurde von der federführenden Legio II damit begründet, dass auch ein noch so kleiner Grenzübergiff von Seiten der Germanen mit Schnelligkeit und entschlossener Härte zu beantworten sei. Es ging also essentiell darum, im Vorfeld des Limes die Stärke und Präsenz des Imperiums zu zeigen und damit ein abschreckendes Beispiel zu setzen.


    Anlass für die Militäraktion war ein germanischer Überfall auf eine kleine Grenzbefestigung. Bei der nachfolgend befohlenen Aufklärung wurde die damit befasste Truppe von den Einwohnern eines germanischen Dorfes aufgerieben. Die Verluste der Limesbesatzung werden mit 20 Gefallenen beziffert.


    Ziel der daraufhin von Mogontiacum aus organisierten Militäraktion war es, das besagte Germanendorf zu schleifen.Nach Einschätzung der Ala II steckt hinter diesem Zwischenfall keine sich ausweitende Absicht auf Seiten der Germanen. Zwar wird seit einiger Zeit eine Häufung von Überfällen beobachtet, aber diese sind klar und deutlich dem letzten strengen Winter zuzuschreiben, der in der Germania Libera zu Hungersnöten geführt hat.


    Die betroffene Grenzbefestigung liegt etwa einen Tagesmarsch nordöstlich der Siedlung Nida.


    G. Sergius Plautus


    Sim-Off:

    (23.4.2017/114 n.Chr.)

  • "Salve Princeps Praetorii, Post vom Öbersten Chef", sagte Plautus und legte das Schreiben auf den Tisch.


    Imp Caes Tib Aquilius Severus Aug
    Legati suo Ti Duccio Valae s.p.d.


    Auf Fürsprache des Herius Claudius Menecrates wurde Lucius Iulius Antoninus, Centurio der Legio II Germanica, in den Ritterstand erhoben. Als angemessene neue Tätigkeit für diesen Rang haben wir beschlossen, ihn als Tribun bei den Cohortes Urbanae in Rom einzusetzen. Er hat sich umgehend auf seinem neuen Posten beim Praefectus Urbi zu melden.


    Ich hoffe, Manius Flavius Gracchus Minor ist unterdessen auf seinem neuen Posten bei der Legio II Germanica angekommen. Er ist ein beredsamer junger Mann, dem es aber manchmal etwas an Selbstbewusstsein fehlt. Berichte mir, wie er sich macht. Ebenso wird dir demnächst ein neuer Tribunus Angusticlavius zugeteilt werden. Appius Decimus Massa ist ein verdienter Veteran, der bereits in der Classis in Misenum und Alexandria als Nauarchus gedient hat.


    Überhaupt erwarte ich wieder einmal Bericht aus deiner Provinz. Wie ist die Lage am Limes? Ist die Bevölkerung ruhig und konnten die Tribute ordnungsgemäß eingetrieben werden?


    Vale


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    "Danke, Sergius", sagte der Princeps Praetorii routiniert und wollte seinen Blick schon wieder etwas anderem zuwenden, das er im Moment als wichtiger erachtete. Einen Moment später klickte irgendetwas nahezu hörbar in seinem Kopf, welcher sofort herumruckte und mit den eingesetzten Augen auf das Siegel auf dem Schreiben in der Hand des Sergius glotzte.


    "Oh...", entfuhr es dem obersten Verwaltungsbeamten im zivilen Stab des Statthalters, "..das bringen wir wohl besser sofort herein." Er nahm dem Sergius das Schreiben aus der Hand, wandte sich auf der Ferse um und machte sich auf, das Schreiben dem Stellvertreter des öbersten Chefs zu präsentieren.




    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Plautus ging rüber zum Princeps Praetorii und legte ihm das Schreiben auf den Tisch.


    "Und nochmal Post vom öbersten Chef. Unten an der Porta wurden noch zwei Schreiben Privatpost für Tiberia Lucia abgegeben. Wie soll ich Privatpost künftig behandeln?"


    Imp Caes Tib Aquilius Severus Aug
    Legati suo Ti Duccio Valae s.p.d.


    Ich danke dir für deinen ausführlichen Bericht und es freut mich, dass du so fähige Offiziere in deinen Reihen hast. Ich bin gespannt, wie sich der junge Flavius als Diplomat mit diesen Stämmen bewähren wird und hoffe, dass deine Einschätzung, einen so jungen und unerfahrenen Mann allein dorthin zu schicken eine kluge war. Berichte mir in jedem Fall über seinen Erfolg.


    Mit Appius Decimus Massa wird in Kürze ein weiterer Offizier zur Legio II Germanica stoßen. Er wurde bereits hier in Rom vorstellig, muss jedoch noch einige familiäre Angelegenheiten erledigen, ehe er an seine neue Dienststelle aufbrechen wird. Angehängt findest du die Ernennungsurkunde, die du mit dem entsprechenden Datum versehen publizieren kannst, sobald er seinen Dienst angetreten hat.


    Was deinen Centurio Statorum Tiberius betrifft, werden wir ebenfalls sehen, ob es eine weitere Verwendung für diesen Mann gibt. Rom braucht stets fähige Offiziere, insofern bin ich sicher, dass wir etwas für ihn finden werden.


    Neben den Personalangelegenheiten ist es aber selbstverständlich auch erfreulich zu erfahren, dass es am Limes und in den Civitates ruhig ist und alles seinen geregelten Gang nimmt. Richte Vicus Iulius meinen Dank für das Geschenk aus, das du mir mitgesandt hast. Sollte die Civitas ein spezielles Anliegen damit verbunden wissen wollen, erstatte mir Bericht.


    Zweifellos wirst du über die Geschehnisse hier in Rom bestens informiert sein, sodass ich dich nicht mit der Wiederholung von längst Bekanntem langweilen möchte. Ich darf dir allerdings zumindest voller Vaterstolz berichten, dass meine Gattin, Veturia Serena Augusta, mir einen weiteren Sohn geboren hat: Tiberius Aquilius Iulianus ist gesund und gedeiht prächtig. Ich erlaube dir, für unser und sein Heil Dankopfer in deiner Provinz abzuhalten.


    Vale


  • [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/29.jpg]


    "Hmhm, danke", sagte der Princeps Praetorii und nahm neugierig den Brief des Kaisers entgegen. "Dann wollen wir mal sehen, was der Imperator seinem Statthalter zu sagen hat." Volusus Palfurius Bolanus überflog das Schreiben, schürzte die Lippen und reichte es an Plautus zurück.


    "Der Kaiser ist offenbar ganz zufrieden mit der Arbeit, die wir hier leisten", bemerkte er schulterzuckend. Alles schien in bester Ordnung zu sein. "Du kannst dem Statthalter den Brief ruhig selbst reinbringen."


    Und bevor Plautus loszockelte, gab Palfurius noch eine Antwort auf dessen weitere Frage: "Achja, Privatpost können die Sklaven des Statthalters bitteschön selbst an der Porta in Empfang nehmen. Da haben wir hier nichts mit zu tun. Außer natürlich du willst so freundlich sein und das selbst erledigen. Aber das ist deine Sache." Er zwinkerte seinem Scriba zu und machte dann keine Anstalten mehr, auf diese Angelegenheit weiter einzugehen.




    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Die Soldaten von der Wache reichten ein weiteres Schreiben, diesmal vom Tribunus Laticlavus herein. Plautus überflog es. Ein Bericht von den Verhandlungen mit den Chatten. Damit ging er hinüber zum Princeps Praetorii.


    "Salve Princeps Praetorii, ich habe hier ein Schreiben vom Tribunus Laticlavus der Legio II. Er wünscht, dass das Schreiben mit der Staffette direkt an den Legatus Augusti geht."


    Legatus Augusti pro Praetore
    Titus Duccius Vala
    In itinere
    Germania Superior


    Tribunus M' Flavius Gracchus Minor Ti. Duccio Valae Legato suo s.d.


    Mit Freuden hätte ich dir, Legatus, persönlich hinsichtlich meiner Mission zu den Chatten Bericht erstattet. Dies war mir indessen ob meiner dienstlichen Absenz während deines letzten Besuches in Mogontiacum nicht möglich, weshalb ich dich nun in schriftlicher Form hinsichtlich ihrer Resultate in Kenntnis setzen möchte.


    Gemäß deinen Befehlen auf der Stabsbesprechung brach ich mit einer stattlichen Vexillatio, bestehend aus den Centuriae III und IV der Cohors I, der Centuriae V und VI der Cohors VIII meiner Legion sowie der Turma I der Ala II Numidia, ANTE DIEM V KAL AUG DCCCLXVII A.U.C. (28.7.2017/114 n.Chr.) auf. Der Marsch in die Gaue der Chatten verlief ohne jedweden Zwischenfall den vereinbarten Treffpunkt.


    Unter Vermittlung der Seherin Iduna alias Luna, welche derzeit in meinem Haushalt als Sklavin dient, war meine Mission nämlich bereits durch Duccia Silvana präpariert worden. Obschon mir bewusst ist, dass der Ratschlag einer Sklavin, die zugleich einen Gegenstand der geplanten Verhandlungen darstellte, in dieser Angelegenheit überaus kritisch zu bewerten war, erschien es mir doch adäquat, mit Duccia Silvana nicht lediglich eine weitere germanische Seherin, welche über hohes Ansehen bei den Chatten verfügt, sondern auch die Tochter des amtierenden Flamen Divi Augusti und Angehörige deiner eigenen Familia zu integrieren, da sie ob letzterem über jeden Zweifel der Loyalität erhaben ist, ob ersterem jedoch ideal geeignet erschien, um den Kontakt mit den chattischen Sippen herzustellen. Entsprechend unseren Abreden war sie bereits einige Tage vor unserem Aufbruch in die Lande der Chatten gereist, um mit den wichtigsten Sippenoberhäuptern jenes Stammes eine Versammlung anzuberaumen, vor welcher mir zu sprechen gestattet wurde. Während unseres Marsches stieß sie sodann zu unserer Vexillatio und setzte mich über die aktuelle Lage vor Ort in Kenntnis, welche sich als überaus günstig präsentierte: So hatte sie in Erfahrung gebracht, dass die Chatten derzeitig Rom durchaus nicht feindlich gesonnen seien, da sie durch interne Zwistigkeiten gelähmt und durch Missernten in ihren Kräften eingeschränkt würden. Auch hinsichtlich der Versklavung der Seherin Idun alias Luna berichtete sie erfreulicherweise, dass diese seitens der Chatten als Ordal akzeptiert sei und somit keinen Casus belli darstelle.


    Aus diesem Grunde entschied ich mich, bei den Verhandlungen eine wagemutigere Strategie anzuwenden. In Begleitung von Duccia Silvana und Aulus Tiberius Verus, dessen Präsenz die Duccia dringlich angemahnt hatte, nahm ich sodann an jenem Thing teil, welcher explizit für mich einberufen worden war. Obschon sich die Disputationen anfänglich als diffizil erwiesen, gelang es mir unter Mithilfe Duccia Silvanas, einen vierjährigen Frieden zwischen dem Stamm der Chatten und dem Imperium zu verhandeln. Hinsichtlich der Konditionen kamen wir überein, dass sämtliche der führenden chattischen Familien jeweils einen Sohn aufbieten, welcher sich für die Laufzeit des Friedensvertrages in römische Kriegsdienste begibt, wobei Verpflegung und Unterkunft unsererseits zu stellen sein wird. Im Gegenzug sind wir gehalten, in einem noch näher zu definierenden Umfang Getreide an die Chatten zu liefern, um ihre Versorgung über den Winter hinweg zu ermöglichen.
    Ich hoffe, mit jenem Vertragswerk meine Kompetenzen nicht überschritten zu haben, doch erschien es mir geboten, die günstige Situation zu nutzen, um eine mittelfristige Sicherung des Limes zu erwirken, welche zudem für uns mit geringen Kosten verbunden ist. Erstlich impliziert die Stellung des chattischen Kampfverbandes nämlich eine überaus wirksame Absicherung des Friedens, da die Anverwandten der führenden Familien gleichsam als Geiseln einzusetzen wären, des Weiteren bietet jene Übereinkunft uns den Zugriff auf potentiell kampferprobte Auxiliartruppen, deren Einsatz in unserem Ermessen steht, und schließlich wurde diesen keinerlei Besoldung zugesprochen, sodass jene Ersparnis zugunsten der verabredeten Getreidelieferungen eingesetzt werden kann. Obschon ich nicht zu ermessen vermag, welche konkrete Mission einem derartigen Auxiliarverband zuzuweisen sein mag, so bin ich doch überzeugt, dass sich eine derartige Mission finden mag, zumal in vier Jahren die Option besteht, jene Konditionen wieder aufzugeben oder bei günstiger Entwicklung der Lage sogar zu prolongieren.


    Ich bin folglich geneigt diese Mission als durchaus erfolgreich zu bewerten und hoffe, damit deinen Erwartungen und Wünschen entsprochen zu haben. Hinsichtlich der Versklavung Idunas alias Lunas ließ der Thing im Übrigen ebenso Versöhnlichkeit erkennen, da Aulus Tiberius Verus ein zeremonielles Schwert überreicht wurde, um fortan als Patron der emeritierten Seherin zu fungieren.


    Sämtliche Beteiligte der Vexillatio haben in exzellenter Weise ihren Dienst versehen, weshalb ich vorschlage, sie für jene durchaus riskante Mission mit einer Phalera auszuzeichnen. Dies möchte ich indessen deiner Entscheidung überlassen und erwarte deine weiteren Befehle.


    Vale bene!

    http://www.niome.de/netstuff/IR/SiegelCaduceus100.png


    [Blockierte Grafik: http://s1.directupload.net/images/131110/noakoh4f.png]
    TRIBUNUS LATICLAVIUS - LEGIO II GERMANICA

  • "Fertig?", fragte Witjon den Princeps Praetorii Volusus Palfurius Bolanus. Der wiederum nickte sparsam und hielt dem Procurator Rationis Privatae die ausgefertigte Urkunde hin. "Sehr gut. Ich freue mich, dass du noch einen jungen Scriba in deine Stube aufnimmst, Palfurius." Er lächelte den Princeps Praetorii zufrieden an. Mit etwas sanftem Druck und mehreren Überzeugungsgesprächen hatte Witjon dem Leiter des Sekretariats eine weitere Schreiberstelle für den jungen Prudentius aus dem Ärmel geleiert, den er vor kurzem in der Villa Duccia empfangen hatte.


    Er drückte einem der anderen Schreiber die Urkunde in die Hand und sagte: "Sei so gut und mache diese Ernennung öffentlich bekannt, ja?" Der Schreiber nickte und zockelte los, um die Ernennung am üblichen Ort bekannt zu geben.

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