Privates Arbeitszimmer

  • Nachdem er den wahrscheinlich schwersten Brief des Tages schon verfasst hatte, machte er sich fluggs an die Arbeit die anderen Schreiben aufzusetzen. Wenn er heute noch etwas Zeit für sein Hobby haben wollte, musste er sich sputen.


    Iulia Helena et
    Caius Iulius Constantius
    Roma - Casa Iulia
    Provincia Italia



    Liebe Verwandte,


    vielen lieben und herzlichen Dank für euer Schreiben und die übersandten Geschenke. Iulia und ich haben uns sehr gefreut von euch zu hören. Die wunderbaren Glaswaren trafen vor allem meinen Geschmack an edler Keramik und als Hobbysammler kann ich nur sagen, dass es sich dabei in der Tat um erlesene Stücke handelte.


    Leider war es euch nicht vergönnt, an den Hochzeitsfeierlichkeiten teilzunehmen. Dies veranlasst mich daher, euch auf einen Besuch nach Germanien einzuladen. Sollte euch das heiße Wetter in Italia zu sehr zu schaffen machen, dann packt eure Sachen und fahrt statt nach Bari oder auf eine der griechischen Inseln einfach nach Mogontiacum. Wir haben vorzügliche Thermen zu bieten und die weitläufigen Landschaften bieten sich für Ausflüge gerade zu an, zumal das Wetter bei uns nicht ganz so drückend sein dürfte wie in der ewigen Stadt.


    Lasst uns einfach wissen, wie es euch geht, ob ihr kommt - was wir beide hoffen - und vor allem WANN ihr kommt.


    Grüße an die anderen Familienmitglieder.


    PRIDIE KAL AUG DCCCLVI A.U.C.
    (31.7.2006/103 n.Chr.)


    Maximus Decimus Meridius


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  • Blieben noch sechs andere Briefe, welche beantwortet werden wollten. Warum um alles in der Welt hatte er so viele Kontakte? Er zuckte mit der Schulter und musste über sich selbst lachen, da sein Beruf, die gesellschaftliche Stellung und die Verwandtschaft schon alleine für viele Berührungspunkte sorgten. Um dem Ganzen zu entgehen, musste man sich entweder auf ein abseits gelegenes Landgut zurückziehen und von gallischen Wächtern abschotten lassen, oder aber den Rest seines Lebens in einem Faß verbringen. Beides lag Meridius jedoch nicht. Eine Insel in Griechenland versprach da schon mehr Sinn zu ergeben.



    Marcus Vinicius Hungaricus
    Roma - Casa Vinicia
    Provincia Italia



    Salve Vinicius,


    Wir haben uns über Eure Grüße und Geschenke sehr gefreut. Schade, dass ihr nicht kommen konntet, denn die Hochzeitsfeierlichkeiten waren wirklich ein schönes Ereignis, welches durch euer Dasein noch einmal aufgewertet worden wäre.


    Ich habe erst vor kurzem Erfahren, dass Du Dich von Deinem Posten des Praefectus Praetorio zurückgezogen hast. Was immer Du nun tun wirst, wünsche ich Dir dabei viel Erfolg.


    Grüße Deine treue Gemahlin und Deinen Bruder von uns. Sobald Iulia und ich einmal in Rom sein werden, schauen wir auf einen Besuch vorbei. Selbiges steht euch natürlich auch offen. Ihr seid in Germanien immer willkommen.


    PRIDIE KAL AUG DCCCLVI A.U.C.
    (31.7.2006/103 n.Chr.)


    Maximus Decimus Meridius


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  • Meridius schmunzelte. Hungaricus, seinen alten Kameraden aus der Legio I Traiana Pia Fidelis hatte er nun schon eine lange Zeit nicht mehr gesehen. Sie hatten einiges durchgemacht. Beide waren sie bei der selben Truppe gewesen. Hungaricus hatte Adria geheiratet, war zu den Cohortes gewechselt. Meridius blieb bei den Legionen. Im Senat sahen sie sich wieder. Hungaricus ließ sich von Adria scheiden. Ach ja, Adria. Die Erinnerungen an eine abgelegene Villa vor den Toren Roms stiegen in Meridius wieder auf. Aber auch Erinnerungen an einen Disput, weil Hungaricus seiner Schwester Lucilla Avancen gemacht hatte. Lucilla. Einen kurzen Moment dachte er daran, welcher von den beiden besser gewesen wäre, Hungaricus oder Avarus. Oder doch der Caecilier? Nun, alle drei waren in jedem Fall besser als dieser Gladiator. Da gab es keinen Zweifel.


    Meridius erhob sich, ging kurz zu dem Tisch und schenkte sich etwas Wein nach. In der Zwischenzeit war er nicht mehr kühl, sondern leicht erwärmt. Die Hitze drang also auch langsam in diesen Raum vor.


    Blieben noch fünf Schreiben. Meridius nahm einen Schluck, kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und betrachtete den leeren Pergamentbogen. Dann setzte er sich und begann.


    Marcus Aurelius Antoninus
    Roma - Villa Aurelia
    Provincia Italia



    Salve Aurelius Antoninus,


    Für die Grüße und Wünsche zu unserer Hochzeit vielen Dank. Wir konnten verstehen, dass die Kandidatur zum Amt des Aedils Dein Kommen unmöglich machte. Nach Deiner Quaestor war es uns jedenfalls eine Freude zu wissen, dass Du auch das nächst höhere Amt anstreben würdest. Unsere Unterstützung war Dir in diesem Fall gewiss und mit ein bisschen mehr Glück hätte es auch reichen können. Bedauerlicher weise, hat es das jedoch nicht.


    Rom bietet jedoch noch mehr Gelegenheiten. Solltest Du in Zukunft erneut für ein Amt kandidieren, gib mir zur rechten Zeit Bescheid, so dass ich meine Beziehungen einbringen kann. Über einen Besuch in Mogontiacum würde ich mich überdies freuen.


    Grüße an die ehrenwerten Familienmitglieder.


    PRIDIE KAL AUG DCCCLVI A.U.C.
    (31.7.2006/103 n.Chr.)


    Maximus Decimus Meridius


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  • Die letzten beiden...


    Gaius Octavius Victor
    Roma - Casa Octavia
    Provincia Italia



    Salve Octavius,


    wir danken Dir für Deine Segenswünsche zu unserer Hochzeit.


    In der Tat bringt das Amt eines Praefectus Urbi eine Menge an Arbeit und Verpflichtungen mit sich. Dies ist mir vor allem aus den Erzählungen meines Cousins Livianus nur zu Genüge bekannt geworden.


    Rom kann sich jedoch glücklich schätzen in Dir einen geeigneten Mann gefunden zu haben.


    Grüße Deine Verwandten von mir und lass mich wissen, wenn ich etwas tun kann, um die guten Beziehungen unserer Familien zu stärken. Es war mir immer eine Ehre mit der Gens Octavia befreundet zu sein.


    PRIDIE KAL AUG DCCCLVI A.U.C.
    (31.7.2006/103 n.Chr.)


    Maximus Decimus Meridius


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    Quintus Tiberius Vitamalacus
    Roma - Villa Tiberia
    Provincia Italia



    Salve Tiberius,


    vielen Dank für Deine Glückwünsche zu unserer Hochzeit. Wie wir vernommen haben, hast Du die Wahl zum Amt des Quaestors mit Bravour gemeistert. Ich kann Dir versichern, Dich ebenfalls gewählt zu haben und wünsche Dir zur Ausübung dieses ehrenhaften Amtes viel Erfolg.


    Weißt Du schon, wohin es Dich nach der Quaestur ziehen wird? Ich werde Deine politische Karriere in jedem Fall mit Spannung verfolgen und - so es Dein Wunsch ist - diese auch nach Kräften unterstützen.


    Mögen die Götter mit Dir sein.


    PRIDIE KAL AUG DCCCLVI A.U.C.
    (31.7.2006/103 n.Chr.)


    Maximus Decimus Meridius


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  • Meridius erhob sich. Das Schreiben der Briefe war nun doch mehr Arbeit gewesen als gedacht. Doch das Tagwerk war vollbracht. Mit einem Gefühl der Zufriedenheit ging er zu der Ablage und holten den Korb in welchen er dann die einzelnen Briefe Stück für Stück unterbrachte.



    Dann lehrte er seinen Becher und machte sich auf den Weg zu seinem Scriba.
    Dieser sollte dann die Schreiben zur Post bringen...

  • Er war nun doch noch dazu gekommen. Zum Glück hatte er jetzt einen Scriba und einen Magister Officiorum, die ihm einiges an Arbeit abnahmen, so dass er nun doch noch etwas Zeit fand, sich einer seiner neuen Leidenschaften zu widmen.


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    Meridius trat an den Tisch und begutachtete das neue Stück gründlich. Wieder handelte es sich um eine griechische Keramik und der Teller gefiel ihm äusserst gut. Oedipus und Sphynx. Doch, der Sklave, den er immer wieder zum Einkaufen und Auftreiben der Kunstwerke schickte, hatte in der Tat ein Gespür für gute Qualität. Meridius schenkte sich etwas Wein ein, erhob sich dann und trat an das Fenster. Durch den Schlitz der Läden blickte er hinaus in den Hof.

  • Bei ihrem Kontrollgang durchs domus hatte Iulia festgestellt, dass eines der Zimmer ungewöhnlicherweise abgeschlossen war.Von den Sklaven hatte ihr keiner sagen können oder sagen wollen warum er abgeschlossen war. Es hieß nur sie sollte sich an den Hausherrn wenden und das tat sie nun auch, vorausgesetzt er war in seinem Arbeitszimmer. Sollte sie anklopfen oder nicht? Sie entschied sich dafür es zu tun.

  • Zitat

    Original von Iulia Severa
    Bei ihrem Kontrollgang durchs domus hatte Iulia festgestellt, dass eines der Zimmer ungewöhnlicherweise abgeschlossen war.Von den Sklaven hatte ihr keiner sagen können oder sagen wollen warum er abgeschlossen war. Es hieß nur sie sollte sich an den Hausherrn wenden und das tat sie nun auch, vorausgesetzt er war in seinem Arbeitszimmer. Sollte sie anklopfen oder nicht? Sie entschied sich dafür es zu tun.


    Meridius hatte gerade in einem literarischen Werk gelesen, als es an der Türe klopfte. Da die Sklaven Anweisungen hatten, ihn in diesem Raum nicht zu stören konnte es sich folglich also nur um einen Ernstfall, oder um Iulia oder Maximian handeln.


    "Du kannst herein kommen."


    Er ließ die Rolle sinken und sah zur Türe.

  • Iulia öffnete die Tür soweit, dass sie den Raum betreten konnte und begrüßte Meridius mit einem Lächeln. Auch wenn sie ihren Mann nicht lange stören wollte, kam es ihr komisch vor direkt an der Tür stehen zu bleiben, somit näherte sie sich dem Schreibtisch ein Stück.



    "Ich wollte nur wissen, ob du für mich das Rätsel lüften kannst, aus welchem Grund das hintere Cubiculum abgeschlossen ist. Laut Aussage der Sklaven bist du der einzige der dazu in der Lage ist."


    Einen alltäglichen Anlaß konnte es ihrer Meinung nach für das verschlossene Zimmer kaum geben.

  • Meridius schmunzelte. Iulia hatte sich also mit ihrer neuen Rolle als Hausherrin abgefunden und war dabei die Schlüsselgewalt über das Haus an sich zu nehmen. Oder war es nur die reine Neugier?


    "Die Türe scheint im Haus alle zu interessieren. Vor allem, weil man eben nicht dahinter kommt. Oder? Macht es nervös?


    Er sah sie amüsiert an und war gespannt, welche Reaktion von ihr auf seine ausweichende Antwort erfolgen würde.

  • Da er sich so nebulös wie ein Orakel ausdrückte, beschloss sie diesbezüglich nicht weiter nachzubohren, eine erneute Frage würde nicht viel ergiebiger ausfallen.


    "Nervös? Warum sollte es nervös machen? Du weißt offenbar über das verschlossene Raum bescheid, also benutzt das Zimmer schon mal keiner der Sklaven unbefugt als Versteck für irgendetwas. Du hättest mir nur vorher sagen können, dass es abgeschlossen ist, dann hätte ich es nicht erst erfahren als ich vor der Tür stand."


    fügte sie in normalem Tonfall hinzu.

  • Meridius lachte.


    "Ja, ich hätte es Dir eigentlich sagen können. Im Grunde befindet sich auch nichts aussergewöhnliches in dem Raum."


    Er lehnte sich zurück.


    "Aber gut, dass Du da bist. Ich wollte Dich sowieso fragen, ob Du Lust hättest in nächster Zeit einmal einen Empfang für die einflussreicheren Damen in der Stadt und Region abzuhalten. Ich weiß nicht, in wie fern Du als Gattin des Legatus Augusti Pro Praetore aktiv werden möchtest. Wenn Du es nicht möchtest, lassen wir es. Falls Du aber charitativ tätig werden willst, unterstütze ich Dich dabei."

  • Inwiefern sie als Gattin des Legatus Augustus Pro Praetore tätig werden wollte? Wenn sie es gar nicht wollte und sich stattdessen permanent von solchen Anlässen fernhalten, hätte sie ihn nicht heiraten dürfen.
    Sie fragte sich nur inwieweit überhaupt Interesse von Seiten der anderen Damen an soetwas bestand.



    "Ein Empfang? Keine schlechte Idee und ich werde wohl auch einen geben...Es wäre mir nur lieber wenn ich einige der Damen schon vorher ein wenig kennen würde."

  • Meridius dachte nach. Sicher hatte sie recht und es wäre eine gute Idee, den einen oder anderen Honoratoren mitsamt Gattin zum Essen einzuladen. Oder aber Iulia bei dem nächsten öffentlichen Auftritt einfach mitzunehmen. So würden sich dann Kontakte zwangsweise bilden.


    "Ja, ich werde mir überlegen, wie wir es am besten machen."


    sprach er und lächelte.


    "Und wie fühlst Du Dich heute?"

  • "Vielleicht fällt mir dazu auch noch etwas ein.Du kannst mir dann ja erzählen welche Ideen dir so gekommen sind."


    Der Raum ließ eindeutig erkennen, dass er Meridius privates Arbeitszimmer war und genau für diesen Zweck eingerichtet wurde. Die einzige andere Sitzmöglichkeit befand sich gegenüber seinem Schreibtisch, die Iulia aber für dieses Gespräch nicht besonders passend erschien und sie so lieber stehen blieb.


    "Es geht mir gut, ich vermisse zumindest Tarraco weniger als ich gedacht hatte und Maximian ist zum Glück auch heil angekommen."

  • Meridius nickte. Er würde sich überlegen, wie er seine Frau am Besten in ihre neue Aufgabe einführen würde. Dann fiel ihm auf, dass sie ja noch immer stand.


    "Willst Du Dich nicht vielleicht setzen?"


    Er lächelte.


    "Oder lehn Dich wenigstens an den Tisch..."


    Er legte seine Hand auf die Platte des Tisches, um ihr zu verdeutlichen was er meinte.

  • "Hast du Angst das ich hier jeden Moment umkippen könnte?"


    Sie lachte, fragte sich aber ob sie blass oder sonst kränklich aussah. Dabei fühlte sie sich gut. Um das Thema zu wechseln, kam sie auf die neue Keramik zu sprechen die ihr vorhin schon aufgefallen war, als sie sich im Zimmer umgesehen hatte.


    "Deine Neuerwerbung ist schön, hast du den Teller aus einem besonderen Grund gekauft? Magst du das Rätsel? Oder liegt es daran das Ödipus in der Sage seinem Schicksal nicht entkommen kann?"

  • Meridius schmunzelte nun selbst. Ehe er jedoch antworteten konnte, wechselte sie das Thema und sprach seine neuste Erwerbung an.


    "Gefällt er Dir? Das freut mich. Ich hoffe Du hälst mich nicht für verrückt, dass ich jetzt anfange Keramik und Künstwerke zu sammeln. Nur irgendwo muss man sein Geld ja anlegen, ich denke es kann nicht schaden, wenn man dabei ein wenig die Künste fördert."


    Er hielt kurz inne und dachte nach.


    "Wie machen wir es eigentlich mit dem Mosaik?"

  • Er betrachtete die Kunstwerke also hauptsächlich als Geldanlage?


    "Ja auch wenn sich bei diesem Stück eher der Händler freuen wird, denn der Künstler selbst wird mit Geld nichts mehr anfangen können. Aber von welchem Mosaik sprichst du?"


    Schließlich wusste Iulia noch nicht dass sie von Valeria und Livianus ein solches zur Hochzeit bekommen hatten.

  • Richtig. Er hatte seiner besseren Hälfte ja noch gar nicht von dem Mosaik erzählt, folglich konnte sie sich ja schwerlich daran erinnern. Ihre Rückfrage war daher mehr als angebracht.


    "Valeria hatte mich angesprochen. Sie wollte uns beiden zur Hochzeit eine Mosaik schenken, anbringen lassen. Wir haben freie Wahl in welchem Raum und auch wann. Die Frage ist also, wo wollen wir, welches Motiv wollen wir, und wie wollen wir, und wann passt es dir rein? Ich kann während der Baustelle auch im Castellum übernachten, mein Problem ist das eigentlich weniger..."


    Er lachte.

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