- Officium XXIII

  • Der Primicerius hatte zwar die meisten offenen Posten auswendig im Kopf, griff aber trotzdem zu einer großformatigen Wachstafel. "Cohortenpraefectur? Mal schauen." Sein Finger glitt vage über die Einträge auf der Tafel. "Cohors VII Thracum in Britannia... Cohors V Callaecorum Lucensium equitata in Pannonia Inferior... Cohors I Claudia equitata in Cappadocia... Das sind die, die bald neu zu besetzen sind. Kennst du einen der Statthalter dort? Das macht es bei eigenständigen Kommandos immer leichter, denn in der Regel wollen sie keine direkten Untergebenen mit großer Verantwortung, die sie nicht kennen. Bei einem Subpraefectus ist das weniger kritisch, weil es da ja noch einen Praefectus dazwischen gibt." Unaufgefordert griff er zu weiteren Tafeln. "Ich habe dich richtig verstanden, dass du die Flotte eher ausschließt?", versicherte er sich und ließ eine Tafel liegen. "Subpraefectus Alae ist frei bei der Ala II Numidia in Germania... und bei der Ala III Asturum in Mauretania Caesariensis."


    Sim-Off:

    Einheiten in unbespielten Provinzen werden selbstverständlich nicht mit Spieler-IDs besetzt.

  • Britannien Gnaeus meinte sich verhört zu haben. Pannonia Inferior oder Cappadocia das schien ihm noch akzeptabel aber Britannien? Das er den Stadthalter von Britannien kennen würde hätte er unter diesen Umständen wohl nicht zugeben. Selbst wenn er ihn gekannt hätte, was nicht der Fall war. Nein er musste sich eingestehen das er keinen der Stadthalter kannte. Sein Patron hätte diesen sicher schreiben können aber der war nun schon solange in Hispania das er diese Leute vermutlich auch nicht kannte. „Ich dachte immer die Praefectur bei einer nicht miliaren Cohorte sei einfacher zu erlangen." Und tatsächlich war es wohl in der Vergangenheit so das die Auxiliiainfanterie sich nicht grade der größten Beliebtheit erfreut hatte. Das hatte zum einen damit zu tun das diese Einheiten weniger Ansehen genossen und dann kam hinzu das sie meiste abgelegen am Arsch der Welt lagen. Da war es aus seiner bescheiden Sicht nicht all zu wichtig ob man einen Stadthalter kannte den man höchsten ein zwei mal im Jahr sah. „Ich muss leider auch hier eingestehen das ich keinen der Männer persönlich kennen. Aber ich könnte meinem Patron in Hispania schreiben ob er sich für mich verwendet." Leider würde das Wochen wenn nicht Monate in Anspruch nehmen.


    Was??? Ein Unterkommando in Germanien oder Mauretania sollten alles sein das frei war? Das war nicht grade das was er sich vorgestellt hatte. War dem Mann bewusst das er der Enkel eines Censors war und sein Patron ein Consular? Es war die Wahl zwischen der Pest oder der Cholera. Er wusste nicht mal wo genau diese Einheiten lagen. „Ich muss gestehen das ich weder weiß wo diese Einheiten genau liegen noch sonst etwas von ihnen." Außer die Provinzen die der Primicerius Caelius schon genannt hatte. Man konnte ja auch als Zivilist nicht alle Einheiten kennen, zumal wenn man sich schon auf andere Posten vorbereitet hatte. Das einzige und das war wirklich das einzige war das es Alen waren. Wenn die Auswahl schon so war wie sie nun mal war, also alles andere als Gut dann war es auch fast gleich.
    Das der Praefectus der Ala Numidia wohl grade mit dauerhafter Abwesenheit glänzte. Wäre trotz des furchtbaren Standortes ein Anreiz gewesen, wenn Gnaeus es gewusst hätte. Er hatte wohl keine Wahl aber das war etwas das er nicht so recht eingestehen wollte. Da es ihm ziemlich gegen den Strich ging Rom oder gar Italien verlassen zu müssen. „Darum kann ich kein Urteil fällen welche der beiden Möglichkeiten wohl die bessere Wahl ist." Wie sollte man auch eine Präferenz haben zischen zwei Möglichkeiten die man beiden nicht wollte. Aber wenn er nicht langsam ein Amt annahm da würde seine Kariere noch später beginnen was sein Möglichkeiten nach oben deutlich schmälerte.


    Sim-Off:

    Mir ist klar das es nur eine Option gibt aber in der Realität hätte wohl keiner gesagt das er nach Germanien wollte.
    Ein Ort an den man Männer Strafversetzt hat wenn sie was ausgefressen hatten oder eben keine Fürsprecher in guten Positionen. Deswegen kann meine ID nicht einfach sage ja dann nehme ich Germanien. Für einen Stadtrömer ist das schlicht die Höchststrafe. :D :D :D

  • Der Primicerius gestattete sich ein leichtes, aber weiterhin respektvolles Schmunzeln. "Ich fürchte, einfach ist kein einziger Posten zu erlangen. Ich habe in meiner ganzen Zeit hier auf diesem Posten noch so gut wie keine Stellenbesetzung gehabt, die ganz nach den Wünschen des Suchenden verlaufen wäre, ohne dass es dabei explizite Wünsche von höherrangigen Offizieren oder Beamten gegeben hätte. Stell' dir einfach vor, du bist der Statthalter einer Provinz. Wen hast du lieber als Kommandeur einer der Einheiten in deiner Gegend: Den Neffen eines Freundes, den du schon einmal bei einem Gelage kennengelernt hast, oder den Sohn deines Schwagers, der deiner Frau schon Zeichnungen geschickt hat, als er noch zu jung zum Schreiben war, oder einen dir völlig unbekannten Mann?" Wie schon zuvor ließ der Primicerius die Frage unbeantwortet im Raum stehen. "Wenn dein Patron dir helfen kann, deinen Wunschposten zu erreichen, kannst du das gerne versuchen. Ich kann deinen Fall problemlos solange zurückstellen, aber die offenen Posten ändern sich natürlich auch im Laufe der Zeit."


    Dass der junge Mann nichts weiter über die Einheiten wusste und daher kein Urteil fällen konnte, überraschte den Primicerius nicht. Für ihn selber waren manche Einheiten auf kaum mehr als ein Eintrag auf einer Liste. Im Gegensatz zu frisch ernannten Rittern, die üblicherweise auch vorher schon unter Rittern und anderen Offizieren verkehrten, kannte er nicht einmal einen ehemaligen Offizier einer solchen Einheit persönlich, wenn man von rein dienstlichen Kontakten in der Kanzlei einmal absah. "Soll ich dich dann einfach für Germania vormerken? War dein Patron nicht sogar einmal Statthalter dort? Vielleicht hat er noch Kontakte, um dir den Einstieg oder zumindest die Reise zu erleichtern", schlug er dann vor, um zumindest eine vorläufige Entscheidung herbeizuführen. Die letztliche Vergabe machten ohnehin sein Voregesetzter und der Kaiser aus. Bei unkritischen und eher niederrangigen Posten folgten sie dabei allerdings gerne gut vorbereiteten Vorgaben aus der Kanzlei.


    Sim-Off:

    Germania ist besser als sein Ruf. Man muss nicht alles glauben, was in Rom über die Provinzen erzählt wird. :D

  • Natürlich hatte der Mann Recht wenn er sagte das jeder der in einer Führungsposition war, lieber einen Verwandten oder anderen Vertrauten auf einer Einflussreichen Position haben wollte. Da konnte wohl keiner wiedersprechen. Die Zeit zu warten hatte er wohl aber er wollte nicht noch mehr Zeit verstreichen lassen. Er würde seinem Paton scheiben aber jetzt erst mal das nötigste einleiten. „Nein ich wünsche nicht das wir die Frage zurückstellen. Ich werde meinem Patron schreiben vielleicht kann er später wieder etwas für mich tun aber jetzt werde ich erst mal ohne seine Hilfe auszukommen versuchen." Jetzt noch mal ein Jahr verstreichen zu lassen das war wirklich nicht in seinem Sinne.


    Germanien was für eine Alptraum, als wenn er keine Freunde oder Fürsprecher hätte. Er hatte auf einen angemessen Posten gehofft aber das schien derzeit mit wenig Freunden in Rom nicht möglich zu sein.
    „Ja er war dort Legatus Augusti." Bestätigte er noch mal auch wenn ihm das wenig half. Er strich sich kurz mit einer gestressten Geste mit beiden Händen über das Gesicht und schnaufte leicht durch. „Ja wie auch immer." Sagte er etwas niedergeschlagen aber das konnte man angesichts er Aussichten wohl auch verstehen. Posten hin oder her Germanien hätte wohl die meisten Niedergeschlagen.

  • Der Primicerius ließ sich nicht durch das sichtliche Unwohlsein des jungen Mannes mit der Entscheidung für Germania beeindrucken. An der Auswahl offener Posten konnte er ohnehin nichts ändern und sein Posten war auch nicht dafür geschaffen, zwischen echter Not und gut gespielter Enttäuschung zu unterscheiden. Daher machte sich der Primicerius ungerührt eine säuberliche Notiz auf einer weiteren Wachstafel und legte die anderen mit den großen Listen wieder zur Seite. "Es wird einige Tage dauern, bis es eine endgültige Entscheidung gibt, aber ich denke nicht, dass du allzu lange warten musst", teilte er dann das weitere Vorgehen mit. "Kann ich sonst noch etwas für dich tun?"

  • Nun auch wenn die Entscheidung noch auf sich warten lassen würde war es doch wohl schon recht sicher. Aber was sollte er jetzt noch daran rütteln. „Gut dann erwarte ich die Entscheidung des werten Augustus die er auf die Empfehlung des Procurator hin treffen wird." Natürlich war klar das der Augustus das wohl nicht entscheiden würde den der hatte wohl Wichtigeres zu tun als sich um die Besetzung eines kleinen Subpraefectus zu entscheiden. „Nein ich denke nicht. Ich danke dir Caelius für deine Hilfe." Entgegnete er dann auf die Frage ob es noch etwas gab. Er wollte hier trotz allem gegenüber dem Caelius einen höflichen Eindruck hinterlassen. Nicht nur weil man ihn vielleicht noch mal brauchen konnte. Nein auch weil er seinem neuen Stand den ja seine neue Toga ausstrahlte gerecht werden wollte.

  • Nach einer sachlichen Durchsuchung führte der Prätorianer Tiberia Stella vom Palasttor in den Trakt der kaiserlichen Verwaltung.
    Er lieferte sie im Vorraum der dem Procurator a libellis unterstellten Kanzleischreiber inmitten einer großen Menge von Wartenden ab. Stadtbürger, feingemachte Gesandschaften aus exotischen Winkeln des Reiches, dazwischen verzweifelte Menschen mit Bittbriefen an den Kaiser bildeten ein buntes Sammelsurium. Resignation, ja, Lethargie lag über dem Raum, nur wenn hin und wieder ein Schreiber mit Tunnelblick durch das Zimmer huschte, erwachte kurz vergeblich die Hoffnung, oder wenn sich gar eine der Türen öffnete und einer der Wartenden eintreten durfte, folgten ihm alle Blicke. Wenn dann einer mit hängenden Schultern zurückkam ebenso.
    Der Prätorianer nannte einem gelangweilten Palastdiener ihren Namen: "Tiberia Stella, unangekündigt.", was dieser mit einem Stylus in eine Wachstafel als weiteren Punkt einer langen Liste schrieb. Darauf nickte der Miles der jungen Dame knapp zu und kehrte zum Tor zurück.

  • Stella fühlte diese schleichende Angst, die sie auch damals gespürt hatte, als ihr Vater verschwunden war. Alles schien bedrohlich, als der Soldat sie in die Amtsräume führte. Die Menschen machten ihr Angst, die Ausstattung des Raumes und ganz besonders die Atmosphäre. Die junge Frau war überfordert, wollte gar fliehen aber ihr kleines mutiges Herz hielt sie hier. Viele Jahre war ihr etwas vorenthalten worden, was nun greifbar war. Sie musste nur noch warten. Es war eine kleine Hoffnung für eine Frau, die mit allem fremdelte. Ihre Familie fehlte ihr. Ein echtes Leben fehlte ihr. Die Imitation dessen, was sie jetzt darstellte, war so unecht, wie die rote Farbe ihrer Lippen. Wortlos war sie dem Soldaten gefolgt, hatte den Weg erduldet, um endlich - erneut zu warten. Stella fühlte sich von den Anwesenden beobachtet und hektisch huschten ihre Augen umher, ein Versteck suchend. "Ja, ich bin Tiberia Stella," fügte die nervöse Dame an, als der Prätorianer sie anmeldete. Es war nicht notwendig aber Stella dachte, dass es notwendig war. Auch gab ihr der Name für diesen einen Moment etwas Sicherheit. Sie war eine Tiberia. Ein Name gab Bedeutung und Existenz. Viele Jahre war sie nur Stella gewesen, ohne jegliche Zugehörigkeit, versteckt und unter Aufsicht. Auch wenn es hier enden würde, ihr Name war gesprochen. Ihr wahrer Name. Kein Schauspiel mehr, denn es war überflüssig für diesen Moment. "Danke," warf sie dem Soldaten freundlich entgegen, der sich wortlos mit einem Nicken verabschiedete. Etwas verlassen stand sie nun dort, feststellend, dass hier wirklich viele Menschen warteten. Erst jetzt nahm sie die Zahl wirklich war, die vor wenigen Augenblicken noch zahllos erdrückend gewesen war. Stella fand keinen Sitzplatz mehr und entschied sich, sich an eine Wand zu lehnen, neben einer hässlichen Büste irgendeines Politikers, dessen Namen sie nicht kannte. Die Büste war wirklich hässlich, weil der Kopf aufgedunsen wirkte und die Nase furchtbar schief war. Wenigstens war die Hässlichkeit der Büste eine willkommene Ablenkung. Jetzt hieß es warten.

  • Tigellinus war mit irgendetwas staubigem beschäftigt gewesen den Staub war es, was nun neben den Obstflecken, seine Toga zierte, als der den Namen hörte. Tiberia... Stella war ihm egal, aber Tiberia... Der Name einer Frau die er einst geliebt hatte, doch sie hatte einen anderen genommen. Obskur, Obskur, er verdrängte die Erinnerung und gab noch einige Anweisungen


    "Davon brauchen wir erstmal zwei Kopien. Schnön geschrieben, es geht an die Konsuln damit diese den vom Kaiser festgesetzen Wahltermin beschließen können den der kaiser dann bestätigen wird. Mit den Informationen für die Senatoren könnt ihr auch schon anfangen. Es wird sie eher der Konsul als der Wahltermin ändern."


    Dann wandte er sich an Stella


    "Sie wirken verloren hier, werte Tiberia. Ich bin Faustus Tigellinus, Scriba des Kaisers. Was bringt Sie zu uns?"

  • Stella wartete, und wartete, und wartete, so dass die Zeit an diesem Ort keine Bedeutung zu haben schien. Fast schlief sie im Stehen ein. Doch dies wurde durch die Büste verhindert, die sie mit ihrer Hüfte anstieß. Die Büste begann zu kippeln, so dass Stella schnell reagieren musste. Stella stabilisierte den Stand und versuchte ihr beinahe Missgeschick geschickt zu überspielen. Sie trat einfach vor die Büste. In diesem Augenblick wurde sie bereits von einem Beamten angesprochen. "Ja," war die Antwort. In der Tat war sie verloren, in vielerlei Hinsicht aber vorallem verloren in dieser Amtsstube, die garnicht ihr eigen war. Dieser Ort stahl einem die Zeit und Zeit war kostbar, kostbarer als Gold oder Rubine. Pluto würde sich freuen. Stella machte eine höfliche Geste, indem sie ihr Kopf dezent neigte, was jedoch keiner Verbeugung gleich kam. Verbeugungen waren unüblich und Stella hielt auch nicht viel davon. Dafür war sie auch zu stolz. "Salve," grüßte sie freundlich aber nervös, denn jetzt galt es sich zu beweisen, allen Mut zusammen zu nehmen, um das Versprechen des Kaisers einzufordern. "Ich habe ein außerordentlich wichtiges Interesse zu vertreten," meinte sie und drückte sich unnötig geschwollen aus, da sie glaubte, so besser bei der Bürokratie anzukommen. "Mein Vater, Tiberius Verus, war einst Trecenarius des Imperator Caesar Augustus. Er diente ihm gut, sofern ich das als Tochter beurteilen kann," begann sie mit einer kurzen Einleitung. "Er verschwand. Und mein Leben änderte sich," fasste sie den traurigen Teil zusammen und wollte diesen schnell übergehen, da er sicherlich nicht wichtig genug für einen Beamten war, denen man gerne Gefühlskälte unterstellte. Dennoch zeigte sich, dass Stella nur mit Mühe ihre Tränen zurückhalten konnte. Doch gelang es ihr, nicht zu weinen. "Der Imperator gab ihm einst ein Versprechen, dass er sich um eine Bestattung und Versorgung der Angehörigen kümmern würde." Stella hatte den entsprechenden Brief ihres Vater bei sich, wollte diesen aber nicht zeigen, da er auch andere private Informationen enthielt. "Ich bin hier, um dieses Versprechen einzufordern und darüber hinaus möchte ich herausfinden, warum mein Vater verschwand und welche Mission er vom Imperator erhalten hatte, die ihn vermutlich umbrachte," forderte sie und gestand sich schmerzlich ein, dass ihr Vater wohl tatsächlich tot war. Dieser Ort gab ihr die Gewissheit, dass er nie wieder zurückkommen würde. "Ich brauche Hilfe," sagte sie und ihre Stimme brach ein. Stella brauchte wirklich Hilfe.

  • Wäre sie blonder gewesen, so hätte Tigellinus ihr sicher bei dem einen oder anderen geholfen, doch so war sie ihm einfach wie ein junges Mädchen erschienen welches ihm eine bislang unbewiesene Geschichte auftischte die er - weise und bescheiden wie er hätte sein sollen - erstmal natürlich nicht glaubte sondern stattdessen erstmal die Stirn in Falten zog.


    "Ein Versprechen des Kaisers... so so.... warst Du dabei? Nicht das ich anzweifeln möchte, werte Stella ...."


    natürlich wollte er, war aber gerade im Heuchelmodus


    "Du musst aber wissen, dass viele Leute mit vielen Geschichten hier vorsprechen."

  • Zu einer anderen Stunde betrat ein Notarius der Kanzlei das Officium der Primicierii und legte eine Tabula auf dem Platz des Aurelius Tigellinus nieder, bevor er sich genauso unbemerkt wie er gekommen war wieder zurückzog.



    Ad
    Primicerius a libellis
    Faustus Aurelius Tigellinus


    Salve Aurelius,


    in Ansehung deiner neuerlichen Berufung zum persönlichen Sekretär unseres Kaisers, halte ich es für meine höfische Pflicht, dich zu einem ungezwungenen Kennenlernen in mein Officium zu laden. Fühle dich also bei entsprechender Verfügbarkeit dort jederzeit willkommen.


    Vale bene.


    CN. FABIUS TORQUATUS



  • Stella hörte diese seltsame Melodie ihres Herzens, die fremde Gabe, aus anderer Zeit und einem anderen Ort, welche sie warnte und ein Gefühl weckte, dass dieser Mann vor ihr, nicht das dachte, was er sagte und mit Sicherheit eine Gefahr sein konnte. Seine Worte drangen zu Stella vor, die nicht damit gerechnet hatte, abgewiesen zu werden. Es war eine Möglichkeit gewesen aber sie hatte zu Pluto gebetet, dass das Schicksal ihres Vaters hier aufgeklärt würde oder sie zumindest eine Lösung vorfand, für alle die Sorgen, die sie plagten. "Nein, aber mein Vater war dabei," konterte sie böse. Es war ihr egal, was dieser Mann von ihr dachte. Sie hatte ein klares Ziel, von dem sie sich jetzt nicht abbringen lassen würde. Mutig blickte sie streng in die Augen des Aurelius, so dass fast jede zierliche Schönheit aus ihrem eigenen Gesicht verschwunden war. Stella wirkte um Jahre gealtert, während eine sich lösende Haarsträhne, wie einem Pendel gleich, vor ihr rechtes Auge fiel. Es war bitter, dass sie erneut auf Hindernisse stieß. Immer wieder Hindernisse, die sie mit aller Kraft überwinden musste, obwohl immer wieder Stücke aus dem Mosaik herausbrachen, das Stella selbst war. "Es sprechen viele Leute hier vor aber sicherlich keine Tiberia Stella, Tochter des Tiberius Verus, Trecenarius und Soldat Roms," sprach die tapfere Frau dem Mann entgegen, wobei ihre Worte fast, wie ein Marmor gemeißelt waren. Es tat gut dies auszusprechen. Endlich auszusprechen, was sie war. Hier würde sie sich nicht verstecken, auch wenn hier mit Sicherheit Gefahr lauern konnte. Der schwarze Lidstrich aus dem Kohlestift begann sich ein wenig zu lösen, so dass ihre Augen eine fast dämonisch-dunkle Untermalung fanden. "Ich bin hier, um das einzufordern, was einem Diener Roms versprochen wurde aber scheinbar vergessen ist. Die Götter mögen darüber urteilen aber ich denke, dass ein Versprechen etwas ist, was gehalten werden muss," meinte sie verbittert und fast resignierend. Stella suchte in der versteckten Umhängetasche, welche unter der weiten Palla verborgen war, nach dem Brief ihres Vater mitsamt dem goldenen Siegelring des Hauses Tiberius. Es dauerte einen Moment, dann zog sie den Brief hervor und legte den Siegelring daneben. "Lest selbst," forderte sie den Beamten auf und schob ihm den Brief zu. Wahrheit sollte in den Augen brennen, wie sie einst in ihren Augen gebrannt hatte. Es war ein Risiko, eine ernste Gefährdung sogar, aber Stella hatte keine Wahl mehr, denn wirklich ohne eine Lösung konnte sie diese Amtsstuben nicht verlassen. Wenn der Beamte das Pergament in die Hand nahm, würde er Blutflecken auf der Außenseite erkennen, viele kleinere Einrisse und Schmutz, doch die Schrift in der beschriebenen Innenseite war gut leserlich und am Ende mit einem breiten Wachssiegel des Hauses Tiberius abgesetzt.


    Ad Tiberia Stella


    Liebstes Kind, mein Licht,


    Stella, wenn du diese Zeilen liest, bin ich vermutlich tot. Nur noch ein leises Flüstern im Wind. Es tut mir leid, dass dich diese Botschaft so erreichen muss. Mein treuer Lucius wird dir diesen Brief und weitere Briefe gebracht haben. Sie sind durchnummeriert und zu gegebener Zeit wirst du weitere Briefe öffnen. Die Briefe enthalten Instruktionen, die dir helfen sollen, mit dem Opfer, welches ich beging, zu leben und dich darauf vorzubereiten, dein Leben weiter zu bestreiten. Dein Bruder erhält ebenso entsprechende Briefe mit für ihn bestimmten Instruktionen. Jeder Brief wird dir den Abschied erleichtern, auch wenn ich weiß, dass es schwer für dich sein wird. Ich liebe euch. Du bist tapfer und wirst ins Leben finden. Du bist doch die Tochter deiner Mutter. Die Sterne werden nur für dich erstrahlen und wenn du in den Himmel blicken wirst, werde ich einer dieser Sterne sein, der über dich wacht. Ich habe dich stets vermisst und selbst im Tode vermisse ich euch alle. Doch meine Zeit ist knapp, die Gefahren zu groß, so dass ich noch nicht alles sagen, was ich dir gerne sagen möchte, liebste Stella. Ich bin dir als Vater ein Leben schuldig.


    Ich möchte dich darüber in Kenntnis setzen, dass ich Vorkehrungen und Vorbereitungen für mein mögliches Ableben getroffen habe. Dir wird es an Nichts mangeln, wenn du exakt die Instruktionen befolgst. Höre mir gut zu, Stella. Ich war ein treuer Diener des Imperator Caesar Augustus und habe manche Tat in seinem Namen begangen. Seine Befehle führten mich in manche Hölle. Ich habe es nie genossen, nie geliebt, denn meine Liebe galt allein meiner Familie. Doch Treue und Ehre banden mich.


    Diese Treue gegenüber dem Imperator Caesar Augustus, die durch heiligen Eid besiegelt ist, verbindet mich auch nach dem Tode mit dem Imperator. Er gab mir einst ein Versprechen, dass er im Falle meines Ablebens für eine angemessene und würdige Bestattung sorgen würde. Darüber hinaus schließt die Tradition eine Versorgung meiner Angehörigen mit ein. Römische Sitte wird auch ihn binden, dich anzuhören und dir zu helfen.


    Er kann diese Bitte nicht ablehnen, da er so jedem Getreuen, die durch heiligen Eid an ihn gebunden sind, mittelbar vom Eid lösen würde. Unser Imperator Caesar Augustus ist ein gerechter Mann. Habe keine Angst vor ihm. Er wird dich mögen, wie viele dich mögen. Du bist klug, schön und tapfer. Alles Eigenschaften, die auch er in dir sehen wird. In aller Verbundenheit wird er sich um dich kümmern und sein Versprechen einhalten. Ansonsten mögen ihn die Götter strafen und jeder grausame Fluch des Pluto ihn treffen. Suche ihn in Rom auf dem Palatin auf. Sei aber vorsichtig, denn Rom ist voller Schlangen.


    Du hast ein Leben verdient.


    In Liebe,


    dein Vater


    Au. Tiberius Verus




  • Tigellinus zog erstmal die Augenbraue (rechts) hoch was er immer gerne tat wenn er Leute verwirren wollte während er selbst nachdachte. Schließlich konnte das kaum jemand, die meisten können das nur mit beiden gleichzeitig. Doch das ist hier nicht so wichtig und soll nur am Rande anschwadroniert werden. Kurzum: Er dachte halt nach, hielt ihre Geschichte erst für weinerliches Gewäsch, nahm dann aber den Brief desseb Aussenseite mit Blut - oder waren es Tomaten, oder gar Dattelsaft - besudelt war.


    "Einfordern... so so..."


    Er schien autentisch, oder zumindest gut gefälscht .... doch der Inhalt ...


    "Hölle ...."


    Wer zum Teufel liebte schon was er tat. Ausser vielleicht er selbst und ein Lächeln ging über sein Gesicht


    "Pluto ...."


    Das danach auch wieder verschwand, bei


    "Schlangen ...."


    allerdings wiederkehrte. Mit nun wohlwollendem Blick wandte er sich wieder an Stella


    "Es gibt weitere Dokumente? Nummerierte Dokumente?"

  • Stella verweilte einen Moment wortlos. Sie fühlte sich nicht gut aber versuchte durchzuhalten. Alles, wirklich alles, wofür sie gelebt hatte, war nur einen weiteren Schritt entfernt. Ein unsichtbar Windhauch, den nur Stella spürte, sie schaudern ließ, zog vorbei. "Ja," antwortete Stella ehrlich aber schloss dann die Lippen. Sie würde nicht mehr verraten, da die anderen Briefe erst nach Aufforderung zu öffnen waren, wenn sie jene Geheimnisse entschlüsselt hatte. Alles hatte seine Abfolge, die ihr Vater bewusst ausgewählt hatte. "Diese Briefe haben einen bestimmten Zweck und ich werde ihren Zweck nicht unterlaufen. Ich werde sie erst öffnen, wenn es an der Zeit ist," erklärte die junge Tiberia. "Es ist auch nicht wichtig für diesen Fall, Aurelius," sagte sie und blickte den Beamten ernst an. Sie würde sich hier nicht dazu verleiten lassen, ihren Vater und seinen letzten Wunsch zu hintergehen. "Wirst du mich nun zum Imperator Caesar Augustus bringen?" Eine Forderung, die sie sanft aber tapfer aussprach. Worte, die man ihrem weinerlichen Ausdruck nicht abnehmen wollte. Doch ihr Gesicht fand wieder Farbe, Glanz und jenen tiberischen Stolz, der einst Tiberius Durus gefällt hatte. "Ich bin Tiberia Stella," ergänzte sie. "Frage doch den Augustus höchstselbst und er wird alles bestätigen und dir auch bestätigen, dass mein Vater sein Trecenarius war." Aus ihrer Sicht gab es nichts mehr zu diskutieren, sondern nur noch zu handeln. Es gab ein Versprechen und es musste gehalten werden. Warum jetzt zögern? Stella wollte nicht mehr warten.

  • "Es geht nicht darum sie zu öffnen, ich will sie aber dennoch sehen um die Geschichte nicht nur glauben zu wollen - was ich gerne will - sondern auch glauben zu können. Aber das ist jetzt nicht prioritär. Für beides wird gesorgt werden, denn sowohl ein angemessener Abschied wird gerichtet werden als auch für die Nachkommen gesorgt werden."


    Er strich sich über den Bart und sag sie an, fast so als sei er ein Krämer


    "Wie hoch ist die Notwendige Summe? Und wie sieht in Deinen Augen eine angemessene Versorgung von Dir aus, werte Stella? Ich würde da gerne einen Konsens erzielen bevor Du mit dem Kaiser sprichst."

  • Stella zögerte sichtlich. Sie wollte diesem Mann nicht dieses große Geheimnis anvertrauen, auch wenn sie es sicherlich schon getan hatte, indem sie ihm den ersten Brief gezeigt hatte. Es war sicherlich zu spät und doch dachte Stella an jene Gefahren, die dieser Mann beschwören konnte oder nur durch Unachtsamkeit lostreten konnte. Rom war voller Schlangen. Diese Warnung war durchaus verständlich und real für die junge Tiberia. Dieser Mann konnte eine der vielen Schlangen sein. Er wollte sie wenigstens nicht öffnen. Stella seufzte und griff zur kleinen Ledertasche, öffnete mit einer geübten Bewegung, ein Geheimfach innerhalb des Deckels zog ein Bündel nummerierter Briefe hervor, die deutlich kleiner wirkten aber ebenso mit Blutspritzern bedeckt waren. Sie mussten auch in großer Hast geschrieben und aus grausamer Lage gebracht worden sein. "Sieh'," forderte Stella betroffen und verstaute die Brief nach einem kurzen Moment des Augenscheins für den Aurelius wieder im Geheimfach. Mehr konnte sie nicht tun, da der Inhalt dieser Briefe höchstvertraulich war. Und im Kern nur sie persönlich betraf. Immerhin betraf es die Geheimnisse ihres Vaters. Schließlich tat der Beamte, was Stella erwartet hatte, der Bürokratie zu dienen. Leider hatte sich Stella keine Gedanken über die Kosten gemacht und überlegte schnell. "Hast du eine tabula?" Eine Frage, die sich notwendigerweise ergab, da Stella nun Bedarfe der Familie aufzählen würde. "Es ist nicht nur eine Summe, sondern auch Pflichten für den Imperator Caesar Augustus. Damit wir nicht durcheinander kommen, stelle ich die Versorgung meiner Person hinten an," meinte sie und gab dem Beamten einen Moment, eine tabula zu nehmen.


    "Es haben sich Folgekosten durch Tod meines Vaters ergeben, die sich auf 150 Aurei belaufen. Dann folgen Kosten für unser Haus in Rom, welches durch den Tod meines Vaters keinen Eigentümer mehr besaß und Sanierungsbedarf hat. Ich schätze, dass hier 30 Aurei angemessen sind.


    Ein Problem mit dem Haus ergibt sich jedoch, da mein Vater als tot gilt, wird das Haus bald als Erbe an den Imperator Caesar Augutus fallen. Ich bin aber ein erbberechtigtes Kind und möchte dieses Haus erben. Auch müsste der Augustus dafür sorgen, dass mein Erbe, welches vom Staat verwahrt wird, endlich anerkannt wird. Das umfasst das Vermögen meiner Familie und die Grundstücke meiner Gens, die uns nach Recht und Gesetz zustehen. Der Augutus müsste schlicht als oberster Magistrat, die anderen Magistraten instruieren, insbesondere den praetor urbanus und vigintivir iudicandis.


    Kommen wir zur Besattung selbst, 100 Aurei sollten für das Grabmal und dessen Anlage außerhalb der Stadt ausreichen.


    Wichtiger ist, dass der Imperator einer Prozession mit dem Kenotaphen beiwohnt und seine Prätorianer ihren Getreuen, wenn auch kein Leichnam vorhanden ist, symbolisch vor die Tore bringen. Ab dort müsste der Imperator in seiner Funktion als pontifex maximus die Leichenrede halten und einen geeigenten Priester benennen, der die Einäscherung oder zumindest ein rituelles Feuer begleitet, danach wird das leere Grab geschlossen und das Grabmal im Sinne unseren Ahnen geschmückt.


    Der Imperator müsste mich als Waise einladen, da ich derzeit unverheirat bin und ein Festmahl zu Ehren des Verstorbenen abhalten. Es folgen Tage der Trauer, die er auch begehen kann aber nicht muss. Am Ende steht noch ein Festmahl im Hause der Tiberii an, welches ich ausrichten würde. Bei diesem Festmahl brechen wir die Trauer und kehren in unsere Leben zurück," erklärte Stella ihre Gedanken und hoffte, dass sie an alles gedacht hatte.


    "Rechnen wir zusammen," zählte sie im Kopf die Summen zusammen. "280* Aurei ist die Summe," sagte sie überzeugt und blickte den Aurelius aufmerksam an. Inzwischen verlief die Kohlefarbe unter ihren Augen bereits in einem seltsamen Muster.


    "Ich brauche eine Aufgabe in Rom, die würdig ist und meiner Familie wieder zu Ansehen verhilft," erklärte Stella beiläufig, da der Tiberia ihr eigenes Fortkommen gerade nicht so wichtig war aber objektiv betrachtet, war dies wohl die wichtigste Frage, da sie ansonsten niemanden mehr hatte.


    Sim-Off:

    *28.000 Sesterzen

  • Die Tür öffnete sich und Varenus trat mit weit ausgefahrenen Armen ein. "Mein Reich!", sagte er zu alle im Raum anwesenden Beamten. "Salvente, ich bin wieder von der Partie." Er ging ohne weitere Worte zu seinem Platz und setzte sich hin. Erhob seine Hand. "Du da, ja... du! Zack, zack... und bring ein Korb mit." Der angesprochende Notarius staute verwirrt, doch tat er seine Pflicht. "Ja, Primicerius Decimus?" "Hier stehen noch diverse persönliche Gestände von einem Aurelius herum! Halte den Korb mal hier seitliche der Kante." Dann schob Varenus mit der rechten Hand das ganze Gerümpel beiseite. Hinein in den Korb. "Du kannst es auf dem Markt versteigern. Von mir aus auch verbrennen. Nur, aus den Augen mit dem Zeug! Sofort!" Der Notarius hätte sich in diesem Moment gewünscht, dass Juppiter einen Blitz in Richtung Varenus schickte.


    Nachdem der Tisch freigeräumt war. Machte sich Varenus an die Arbeit und nahm die erste Bittschrift zur Hand. Was, dieser Senator.... und legte diese unter dem Stapel.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!