Sacerdos Decima Valeria

  • Kurze Zeit, nachdem der Brief dem Scriba in die Hand gedrückt worden war, hatte er auch schon den Weg in Valerias Hände gefunden. Mit sichtlicher Überraschung sah sie den Absender, dankte dem Scriba und schickte ihn fort, dann brach sie das Siegel und las die Zeilen, die Apollonius auf das Pergament gebracht hatte.


    Die ersten Zeilen riefen die Trauer in ihr wieder wach, sie seufzte und las schnell weiter. Als der Arzt von den Villen sprach und die Heuschrecke erwähnte, musste sie hingegen wieder schmunzeln. Das war typisch Apollonius, wirklich! Der zweite Teil des Briefes ließ Valeria dann besorgt die Stirn runzeln. Sie wusste, dass der Medicus gern einmal sich selbst aufs Korb nahm, aber das hörte sich nun wirklich ernst an. Wenn sie gewusst hätte, dass er noch in Mogontiacum weilte, wäre sie dort hingereist, um dem alten Freund persönlich alles Gute zu wünschen. Aber er erwähnte eine Insel der blauen Grotte bei Misenum, das konnte eigentlich nur Capri sein, dachte sie bei sich. Wer wusste, ob er schon dort war oder ob er noch in Germanien weilte? Am Ende reiste sie umsonst nach Mogontiacum. Als er anzweifelte, dass sie seine Zeilen interessieren mochten, seufzte sie langgezogen und schüttelte den Kopf. Armer Apollonius, dachte sie sich.


    Der letzte Absatz erfreute sie, aber es hörte sich so an, als würden sie sich nie wieder sehen. Der Medicus schrieb so etwas sicherlich nicht umsonst, sondern nur, weil er vielleicht selbst bezweifelte, dass sie sich noch einmal sehen würden. Valeria unterdrückte einige Tränen und las den letzten Abschnitt gleich noch einmal. Ab und an ein Stück Papyrus und Tinte verbrauchen... Valeria nickte, obwohl das niemand sehen konnte. Sie hatte sich so sehr gewünscht, dass Apollonius sie besuchen kommen würde oder anders herum. Auch schämte sie sich dafür, dass sie ihm nicht selbst berichtet hatte, was geschehen war. Da gab es keine Entschuldigung für. Sie setzte sich hinter ihren Schreibtisch, nahm einen frischen Bogen Pergament heraus und schraubte das Tintenfass auf. Dann griff sie zur Feder und schrieb los - sie würde Apollonius Bitte gleich in die Tat umsetzen und ihm zurückschreiben.

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