• Als ich sah, wie Tolumnius unter meiner randvoll gefüllten Kleidertruhe ächzte, wagte ich für einen Moment lang zu bezweifeln, dass der Typ meine Sachen wirklich bis zur helvetischen Casa transportieren könnte. Aber immerhin, sagte ich mir, hatte er im Gegensatz zu Callisto die Truhe überhaupt hochgekriegt und für jede Pause, die wir auf dem Weg machen müssten, würde ich den Aedil schon bezirzen, dass Tolumnius weniger Lohn verdiente.
    Dann folgte ich, neben meinem Gepäckträger herlaufend, der Wegweisung und schaute links und schaute rechts und kümmerte mich nicht im Geringsten darum, wie es Tolumnius beim Tragen erging. Callisto, die hinter uns beiden lief, würde sich überdies bei mir melden, sobald irgendetwas mit meiner Kleidertruhe nicht stimmte. Während ich also mit meinen Augen die Vorstadt erkundete, hörte ich zu, was mir mein gleichzeitiger Stadtführer so über Ostia erzählte. Wirklich beeindrucken konnte mich der Kerl aber nicht: Ein kleines Hafenforum, auf dem angeblich nur deshalb so wenig los war, weil zufällig gerade keine Verkaufszeit war. Da war ich aus Alexandria echt anderes gewohnt. Da war immer irgendwo was los! "Ich weiß!", zischte ich mehr zu mir selbst, als zu Tolumnius, als der so dämlich betonte, dass Ostia die Hafenstadt Roms wäre und nicht der oder das Hafenstadt. Ich sah ja wohl nicht blöd oder ungebildet aus und war überzeugt davon, dass ich als Rittersenkelin deutlich mehr wusste, als eine gewöhnliche Römerin. (Dass ich damit häufig auch mal falsch lang, verdrängte und ignorierte ich gekonnt.) "Wie weit ist es von hier bis nach Rom?", fragte ich vorlaut dazwischen, als mir Tolumnius so viel über Flüsse, Kanäle und Häfen vorquakte, dass ich mich doch arg wunderte, dass ich von all dem bisher kaum etwas sehen konnte. Wahrscheinlich, schloss ich daraus, übertrieb mein Stadtführer und wollte mich nur beeindrucken, damit er später mehr Geld bekam.


    Wir passierten das Stadttor und etwas überrascht stellte ich fest, dass da gar keine richtigen Wachsoldaten stationiert waren, sondern nur irgendwelche - Was hatte ich über wichtige Persönlichkeiten gelernt? Denk nach, Fausta! Wie hießen die Leibwächter von denen? - Liktoren.? Ich wartete ohne mir meine Verwunderung anmerken zu lassen, bis wir außer Reichweite dieser Rutenbündelträger waren. "Sag mal, was ist hier los, dass da keine richtigen Soldaten an den Toren stehen? Ich dachte, der Krieg ist vorbei und alles wieder halbwegs normal?" Und wenn das hier normal wäre, dann müsste ich aber mal ein ernstes Wörtchen mit meinem verwandten Aedil sprechen. Denn ich fand, so ging das ja nicht!
    Nachfolgend erzählte mir Tolumnius, dass wir uns in einer Wohngegend befänden. Ich blickte eine Insula hinauf und dachte im unmittelbar nächsten Augenblick, ich würde vor Langeweile gleich sterben. Warum quatschte der mich mit so uninteressantem Kram zu? (Meine vorherige Frage nach dem Marmor, war mir bei meinen vielen anderen Gedanken längst entfallen.) Immerhin berichtete er mir danach ein bisschen über den Aedil von den Helvetiern und von irgendeinem Herennius. Letzteren Namen würde ich mir natürlich merken, denn auf wen meine Verwandtschaft nicht gut zu sprechen war, würde ich natürlich auch nicht gut zu sprechen sein! So einfach war das - sollte mir kein Grund über den Weg laufen, aus dem ich mich eigenwillig anders entschied.


    Dass mir mein Stadtführer nichts weiter über die zukünftige Karriere des Aedils sagen konnte, quittierte ich mit einem enttäuschten Seufzen. Wahrscheinlich war Tolumnius nicht nur wirtschaftlich erfolglos, was man daran sah, dass er gerade meine Kleidertruhe schleppte, sondern auch noch politisch uninteressiert. Zusammen mit seinem Auftreten und seinem schlechtem Händchen beim Feilschen war er damit wohl das, was man eine miserable Partie nennen würde, von dem sich eine Frau von Stand besser fern hielt - ausgenommen natürlich meinen Fall, dass der Kerl für mich schuftete. "Hm. Schön.", kommentierte ich den Kreuzungsschrein trocken, während mich das Wort Marmor an irgendetwas zu erinnern versuchte. Ich kam nicht drauf und zuckte leicht mit den Schultern. War wohl nicht so wichtig gewesen. Mein Blick streifte ein Gebäude, das sich Insula des Potitus Gabinius Fundulus nannte.
    Ich war dem Gähnen nah. "Wie weit ist es noch? Wann sind wir endlich da?", fragte ich drängelnd wie ein kleines Mädchen. Warum hatte ich mich am Hafen nicht nach einem Sänftenstand erkundigt? Dann hätte ich diesen ganzen Weg jetzt nicht laufen müssen. Daran war nur Tolumnius schuld! Hätte der mich nicht so blöd von der Seite angequakt und mir ungefragt seine Hilfe aufgedrängt...

  • Tolumnius musste das Tempo etwas verlangsamen und rechnete deswegen schon damit, dass sich die junge Frau wieder beschweren würde. Aber eigentlich würde das ja keinen Unterschied machen, da sie quasi durchgängig ihrer Unzufriedenheit freien Lauf ließ. Er hoffte nur, dass er ohne große Pause den Weg zur Casa Helvetia schaffen würde. Denn dann würde sich der Preis sicherlich auch noch verkleinern. Und das musste ja nun wirklich nicht sein.


    Vor einigen Tagen haben die Truppen dieses Corneliers die Stadt übernommen. Die bis dahin hier postierte Classistruppen aus Misenus haben sich danach zum Portus Romae verzogen. Doch bereits kurze Zeit später wurden die Corneliertruppen wieder abgezogen und seitdem wurde keine neue Truppe hierher geschickt.


    klaubte Tolumnius sein mangelhaftes Wissen von den Marktgesprächen zusammen. Den Händlern gefiel das natürlich gar nicht. Aber was sollte man schließlich machen?


    Endlich waren sie am Forum angekommen. Dort herrschte wie üblich reges Treiben. Viele Menschen trafen sich dort, einige bekannte Gesichter aus der Lokalpolitik waren anwesend und von der Rostra verkündete ein eher mittelmäßiger Redner seine weithergeholten Thesen. Hier und da konnte man Gespräche mitbekommen, die sich zumeist um kleinere Geschäfte oder Gefallen drehten. Auch waren vereinzelte Auseinandersetzungen zu hören.


    Dies ist nun das große Forum. Zur Rechten siehst du dort die Curia, wo die Stadtverwaltung arbeitet, und dort den Tempel des Augustus. Zur linken sind die Tempel von Iuppiter, Iuno und Minerva zu sehen.


    dabei schaffte es der Träger irgendwie seine Hand jeweils in die Richtung zu heben, die er meinte, ohne dass die Truhe hinunterrutschte. Wie er das geschafft hatte, wusste Tolumnius selber nicht. Wichtig war, dass es geklappt hatte. Als sie das Forum dann überquert hatten, fing die Frau auch noch an zu quängeln. Meine Güte, wem hatte er da nur seine Dienste angeboten?!


    Wir haben jetzt ungefähr den halben Weg hinter uns.


    antwortete Tolumnius dann ohne auch nur den Anschein zu erwecken, irgendwie genervt zu sein. Aber er hatte gesagt, dass es ein längere Fußweg zur Casa Helvetia sein würde. Hätte er aber vielleicht auch mal erwähnt, dass sich die Casa auf der anderen Seite der Stadt befand...

  • Musste sich mir das erschließen? Denn ganz sicher tat es das nicht im Geringsten. Der Cornelier hatte also Truppen hierher geschickt, um die Stadt zu übernehmen und dann gleich wieder abgezogen. Das war doch ein Witz! Was hatte der Cornelier denn jetzt davon? Eine praktisch ungeschützte Hafenstadt? Echt super! Meine Begrüßung hätte nicht schöner sein können. "Und da meinen die Männer immer so viel Ahnung von Politik zu haben. Da sieht man nun, wohin das führt!", beschwerte ich mich völlig gegen jede gesellschaftliche Norm. Meinem künftigen Göttergatten würde ich sowas jedenfalls nicht durchgehen lassen. Ganz egal, wem die Ehre zuteil werden würde, sich mein Mann nennen zu dürfen, dem würde ich schon zeigen, wie der Hase lief!
    Dann sah ich das angeblich so große Forum mit einer Kurie, die ich als solche nicht erkannt hätte, hätte Tolumnius sie nicht extra erwähnt. Das Kapitol fand ganz hübsch, ja, aber von großartig auch noch ein ganzes Stück weit entfernt, während ich das Augustalium automatisch mit dem alexandrinischen Kaisareion verglich, das aber um einiges imposanter ausschaute. Kurzum: Ich schien verglichen mit meiner alten Heimat in einem regelrechten Kaff gelandet zu sein. Zwar einem mit langen Wegen, die meine Füße langsam schmerzen ließen, aber trotzdem einem Kaff! Ich beschloss am nächsten Tag schnellstmöglich von hier aufzubrechen und mich in einer bequemen Sänfte nach Rom bringen zu lassen.


    Nachdem wir das Forum überquert hatten - ich hatte einfach meine Klappe gehalten, weil ich mir selber schon allmählich auf die Nerven ging - breitete mir Tolumnius aus, dass wir die Hälfte, die Hälfte des Weges erst hinter uns hatten! Unvermittelt blieb ich einen Moment lang einfach stehen und schaute meinem Gepäckträger entgeistert hinterher. Was zum Henker war das hier? Ich kam mir vor, wie bei einem verkappten Marathonlauf! Noch dazu war der Läufer in der Originalversion am Ende gestorben! Ich schnaubte einmal wütend und holte anschließend wieder zu Tolumnius auf, um den restlichen Weg schweigend und sichtlich sauer neben ihm her zu stampfen.
    Irgendwann, es mussten meinem Gefühl zufolge unzählige Stunden seit meiner Ankunft vergangen sein, erreichten wir schließlich die Casa Helvetia.

  • Endlich! Endlich! Endlich! Mirjam war so froh als sie vom Deck des Schiffes aus den Hafen Ostias erblickte. Zumindest ging sie davon aus, dass es Ostia war. Es war ihre erste Schiffsreise gewesen. Überhaupt war das hier ihre erste größere Reise, die sich über die Provinzgrenze von Hispania Tarraconensis gestreckt hatte. Und sie war so froh, dass sie endlich vorbei war. Fast vorbei, denn von Ostia ging es ja noch nach Rom. Doch dies nicht mit dem Schiff. Nein! Ein Schiff würde sie so schnell nicht wieder betreten, da war sie sich sicher. Während sie noch einmal unter Deck ging, um ihre wenigen Habseligkeiten zusammenzusuchen, die sich während der 5tägigen Überfahrt von Tarraco rund um ihre Koje verteilt hatten. Es waren nur 5 Tage gewesen, für sie hatte es sich jedoch wie eine kleine Ewigkeit angefühlt.


    Als ihr der Maiordomus gesagt hatte, dass der Herr in einem Brief nach einer Sklavin für die Casa in Rom verlangt hatte und die Entscheidung auf sie gefallen war, konnte sie ihr Glück kaum fassen. Sie, die bisher überhaupt nur selten aus Tarraco hinausgekommen war, sollte nun das große Rom, das Zentrum der bekannten Welt, kennenlernen und dort zukünftig im Haushalt der Casa Decima Mercator arbeiten. Wie neidisch auch die anderen Sklaven auf sie waren. Doch die Überfahrt auf dem Schiff hatte sich eher als Horrorfahrt entpuppt. Die immer wiederkehrende Übelkeit und das ständige mulmige Gefühl in der Magengrube, das fast andauernd schwankende Schiff und dann erst der Geruch. Am liebsten hätte sie die ganze Zeit an Deck verbracht, da es dort noch einigermaßen erträglich war, solange man seinen Blick stur auf den Horizont richtete. Doch die meisten Seeleute verscheuchten sie ständig, meinten sie stünde nur im Weg oder überhaupt, dass eine Frau an Bord eines Schiffes Unglück brachte. Dass sie eine Sklavin war, erleichterte die Sache auch nicht. Diejenigen, die sie nicht verscheuchten, waren wiederum an ganz anderen Dingen interessiert und machten dementsprechende Andeutungen und Annäherungsversuche. Manche von ihnen waren sogar recht niedlich und gut gebaut sowieso. Das eine oder andere verschenkte Lächeln war in so einem Umfeld also vorprogrammiert. Doch da man wusste, wer ihr Herr war, ließ man sie im Großen und Ganzen jedoch eher in Ruhe und der Kapitän selbst, hatte ständig ein wachendes Auge auf sie und seine Männer gerichtet. Er hatte vom Maiordomus vermutlich ein paar Extramünzen bekommen, um wie eine Anstandsdame über sie zu wachen. Mirjam war daher gezwungen gewesen, die meiste Zeit unter Deck zu verbringen. Doch nun sollte dies endlich ein Ende finden.


    Als sie mit ihrem Bündel wieder auf dem Deck erschien, waren die Seemänner bereits dabei anzulegen und das Schiff mit den Tauen an die Hafenmauer heranzuziehen. Fasziniert beobachtete Mirjam das rege Treiben und die gekonnten und flinken Bewegungen der Männer. Das An- und Ablegen mussten ihren Beobachtungen nach wohl die aufwendigsten Manöver sein, da man hier kaum einen Matrosen sah, der nur herumstand und nichts tat. Alle waren mit irgendetwas beschäftigt und richtig im Stress, während der Kapitän und der Bootsmann irgendwelche Befehle und Anweisungen in alle Richtungen brüllten.


    Schließlich war das Schiff vertaut und die Blanke wurde herabgelassen. Auch wenn ihr Bündel, im vergleich zu ihrer Körpergröße doch recht groß war, schaffte sie es, sich irgendwie an den anderen Mitreisenden vorbei zu drängen und so eine der Ersten zu sein, die von Bord gehen konnten. Bereits beim recht wackligen Gang über die Blanke erspähte sie Cyrus, einen Sklaven, der ebenfalls den Decimii diente und den sie noch aus Tarraco kannte, als ihr Herr während des Bürgerkriegs selbst noch auf dem Stammsitz seiner Familie weilte. Cyrus hatte das Glück bereits damals mit einem Großteil des Haushalts mit nach Rom genommen zu werden. Doch nun war auch sie hier und dementsprechend aufgeregt. Als er sie sah, winkte er sie zu sich und Mirjam ging lächelnd in seine Richtung.


    "Hallo Cyrus! Wir haben uns lange nicht mehr gesehen." strahlte sie ihn an. "Salve Miri! Willkommen in Italia. Na? Wie war die Überfahrt?" Bei der Frage konnte er sich ein grinsen nicht verkneifen. Sah man ihr das wirklich so stark an? Man sprach zwar davon, dass man vor Übelkeit grün werden konnte, sie hatte jedoch keine Veränderung ihrer Hautfarbe erkennen können. Und sie hatte sich sicherheitshalber jeden Tag nach Verfärbungen überprüft. Außer ein paar blaue Flecken, aufgrund der recht unbequemen kleinen Koje, hatte sie jedoch nie etwas entdeckt. Sie kniff daher die Augen zusammen. "Danke! Sie war sehr schön und mir ist auch nicht Übel geworden, wie mir die meisten Prophezeit haben!" Keinesfalls würde sie sich die Blöße geben die Wahrheit zu sagen und zuzugeben, dass sie die meiste Zeit über einen Kübel oder über die Reling gebeugt verbracht hatte. Cyrus schien es dabei zu belassen und grinste nur noch breiter. Doch schließlich nahm er ihr das Bündel ab und gab ihr mit dem Kopf ein Zeichen, ihm zu folgen. "Also gut. Dann brechen wir auf. Rom ist noch ein gutes Stück entfernt, aber vielleicht haben wir Glück und uns nimmt ein Karren mit." Sie nickte und folgte ihm. Erst jetzt merkte Mirjam, wie wacklig ihr ihre Schritte schienen. Ihr ganzer Körper, aber vor allem ihre Beine, schienen immer noch zu glauben an Bord des Schiffes zu sein. Vielleicht war das der Grund für Cyrus dummes Grinsen gewesen, denn ohne Zweifel konnte man ihr den „seemännischen“ Gang bereits von der Weite ansehen. Doch bis sie nach Rom gelangten, würden ihre eigentlich sonst recht grazilen Bewegungen bestimmt wieder zurückkehren.

  • Die Überfahrt war lang und unbequem gewesen. Corvina hatte zwar einen recht starken Magen, aber im Winter war das Mare Internum einfach an und für sich so rauh und ungemütlich, dass auch der stärkste Magen ordentlich durchgeschüttelt wurde. Noch dazu war an Bord des Handelsschiffes, mit welchem sie fuhr, nicht unbedingt sehr viel Platz für die Passagiere gewesen. Das machte die Überfahrt natürlich auch nicht bequemer.
    Überhaupt war es doch sehr befremdlich gewesen, nur mit zwei Sklavinnen als Gesellschaft unter sonst fremden Leuten zu sein. Ihr Vater hatte ihr zwar versichert, dass die Frau des Gewürzhändlers, der ebenfalls mit diesem Schiff reiste, sich um sie kümmern wollte und eine sehr patente und freundliche Dame sei, allerdings hatte Corvina sich eher um sie gekümmert als andersherum, da bei ihr die Reisekrankheit sehr viel schlimmer aufgetreten war als bei ihr selbst. Und ihr Mann bereitete Corvina ein kleines Unwohlsein, auch wenn er natürlich nichts tat oder sagte, was das rechtfertigen würde.


    Als sie dann schließlich nach langen Wochen der Überfahrt endlich in Ostia ankamen, war es doch in mehrfacher Hinsicht eine Erlösung. Die Passagiere durften auch sogleich von Bord gehen, auch wenn sie auf ihre Gepäckstücke noch eine ganze Weile würden warten müssen. Wie immer wurde zuerst die Fracht ausgeladen, und hernach erst die Habseligkeiten der Mitgereisten. Aber Corvina war es egal. Sie hatte ohnehin nicht allzu viel mitgenommen, hatte ihr Vater ihr doch ebenso versichert, dass es ihr in Rom an nichts mangeln würde. Und ob die mitgebrachte Kleidung und die wenigen Schriftrollen nun in der Truhe an Bord noch eine Weile bleiben würden oder gleich abgeladen, war da nun wirklich gleichgültig.
    Zumal Corvina ohnehin keine wirkliche Ahnung hatte, was als nächstes genau zu tun war. Sie musste nach Rom, soviel war klar, aber mit dem genauen Wie hatte sie bislang doch recht wenig zu tun gehabt. Vermutlich benötigte man dafür eine Kutsche. Aber woher man die in Ostia bekam, oder wie lange es dauerte, dann endgültig nach Rom zu reisen, das wusste Corvina nicht. Sie war nie aus Athen wirklich herausgekommen. Zumindest bis jetzt. Und auch, wenn die griechische Stadt ziemlich groß war, auch größer als Ostia, hieß das ja noch lange nicht, dass man irgendwo anders zurecht kam.


    Ein wenig wackelig stand Corvina also auf dem gemauerten Kai des Hafens und versuchte sich daran zu gewöhnen, dass der Boden unter ihr zwar fest war, dennoch aber zu schwanken schien. Hilfesuchend sah sie sich um, aber außer ihren Sklaven schien ohnehin keiner Notiz von ihr zu nehmen. Links und rechts drängten sich Träger mit Amphoren, Kisten, Seilen und anderen Dingen vorbei, und Corvina wollte sie ja auch bei ihrer Arbeit nicht aufhalten. Überhaupt sprach man ja nicht so einfach fremde Leute an.
    “Wisst ihr, wie es jetzt weitergeht?“ fragte Corvina schließlich Kara, ihre Sklavin.
    “Vielleicht sollten wir für heute ein respektables Gasthaus suchen und einen Boten zu deinen Verwandten schicken, Herrin? Es scheint schon recht spät.“
    “Hm... und wo finden wir ein respektables Gasthaus in Ostia?“

  • Keine gute Zeit das Meer zu nutzen, um eine weite Reise zu machen. Doch meine Familie hatte sich entschieden. Ihr Ruf und ihr Ansehen gegen mein Leben. Keiner kommt zurück, wenn er einmal Rom gesehen hat, haben sie gesagt. Nutze Deine Chance, wenn Du dort bist, haben sie gesagt. Hier nimm das Geld und reise nach Rom sagten sie. Dort wirst Du das finden, was Du hier schon zu lange suchst.


    Sinope war meine Heimat. Am südlichen Pontus Euxinus gelegen. Eine schöne Stadt, eine lebhafte Kommune doch ich musste sie verlassen. Meine Familie wollte das so... warum? Vielleicht erzähle ich es irgendwann, doch nicht jetzt.


    Die raue See war der schlimmste Feind gewesen. Mein Magen fühlte sich noch immer fahl an. Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal etwas gegessen habe, das auch drinnen blieb. Dennoch Hunger verspürte ich nicht. Einzig Müdigkeit plagte mich. Es dauerte vielleicht Wochen bis wir diesen Hafen erreichten. Viele Stationen hatte das Handelsschiff auf seiner Route abgefahren. Doch nie blieb wirklich viel Zeit, um den Boden unter den Füßen zu spüren.


    Jetzt war das anders. Endlich dort angekommen, bis wohin meine Eltern die Passage bezahlt hatten. In Begleitung zweier Diener des Hauses und ein paar Habseligkeiten, wie das Holzpferd zum Beispiel, das mir mein Bruder zum fünfzehnten Geburtstag schnitzte. Gut es sah eher wie eine Kuh aus, aber es war etwas persönliches eben.


    Der feste Boden unter den Füßen fühlte sich gut an. Für eine Weile stand ich da auf den Brettern der Anlegestelle und hielt den Atem an. Die Augen geschlossen zog ich Luft ein, um sie gleich wieder los zu lassen. Irgendwann harschte man mich an nicht im Weg rumzustehen und so suchte ich mir einen besseren Platz. Meine Begleiter hatten noch etwas zu regeln und mein Gepäck vom Schiff zu sammeln. Ohne sie würde ich keinen Schritt in die fremde Welt wagen. Keinen Einzigen!


    Mein Ziel war wie anfangs berichtet Rom. Rom die ewige Stadt Mythen und waghalsige Geschichten existierten dazu in meinem Kopf. Doch neben all dem Phantastischem gab es nicht viel, was ich über diese Stadt wusste. Keiner von uns war mal dort gewesen, außer Leonidas. Oh ja wie liebten wir diese Abende, wenn Leonidas seine Geschichten aus der Stadt Rom auspackte... vorbei! Ich musste mich daran gewöhnen, das ich Mutter, Vater, meine Geschwister, die ganze Rasselbande unserer Straße und Leonidas so schnell nicht wieder sah. Vielleicht nie mehr...


    Eine Träne verließ mein Auge. Schnell wischte ich sie weg. Doch es half nichts, denn eine Zweite, eine Dritte kam hinzu. Ich schluchzte und nahm ein Tuch zur Hand. Endlich rissen mich auch meine Begleiter aus dem Tagtraum, denn sie hatten alles. Wir konnten los.


    Erstmal Quartier beziehen in der Hafenstadt. Morgen dann würden wir schon einen Transfer finden, der uns näher an Rom brachte.

  • Es dauerte etwas, bis Kara sich umgehört hatte, wo man hier denn vernünftig übernachten konnte. Gegen ein paar Münzen gaben die Hafenarbeiter aber gerne Auskunft, und nachdem die Sklavin mehrere gefragt hatte und anschließend ein paar betuchtere Händler dann über die Ergebnisse rückversichert hatte, war schließlich ein respektables Gästehaus für eine Nacht gefunden. Also ließ man das Gepäck vorerst einmal dorthin tragen und machte sich selbst auf den Weg.
    Allerdings kam man nicht allzu weit. Unvermittelt wurde Corvina von einem Mann aufgehalten und angesprochen.
    “Verzeih, edle Dame, bist du vielleicht die Domina Aurelia Corvina?“
    Da war Corvina erst einmal überrascht und sah hilfesuchend zu ihrer Sklavin, die sich auch gleich schützend vor sie stellte. “Wer will das wissen?“ fragte die pflichtbewusste Sklavin und ersparte ihrer Herrin damit, sich mit dem Fremden unterhalten zu müssen.
    “Ich bin Rufus, Sklave in der Villa Aurelia in Roma und von Senator Aurelius geschickt, seine verehrte Nichte hier abzuholen. Und der Trierarchus des Schiffes meinte, das wäre deine Herrin. Er hat zumindest auf sie gezeigt“, rechtfertigte sich der Mann.
    “Da hat er auch recht, aber was bringt dich dazu, sie einfach so auf offener Stra..“
    “Mein Onkel schickt dich?“ unterbrach Corvina ihre Sklavin Kara, da sie nicht wollte, dass die beiden Sklaven sich jetzt hier um sie zankten, wo doch beide nur ihre Pflicht machten. Außerdem wollte sie ja wirklich wissen, was los war, und wie es von hier an weitergehen sollte.
    “Ganz recht, Domina. Senator Aurelius hat mich bereits vor einigen Tagen hierher geschickt, damit ich bei deiner Ankunft schon vor Ort wäre und dir helfen kann. Nur wusste niemand genau, wann dein Schiff hier eintreffen wird, und deshalb hat es etwas gedauert, bis ich dich gefunden habe, ich hoffe, du verzeihst.“
    Corvina machte mit einer abwinkenden Handbewegung klar, dass es nichts zu entschuldigen gab. Sie war nur erleichtert, dass es jetzt wohl wirklich voran ging und für alles Sorge getragen wurde. Es hätte ja auch gut sein können, dass ihr Onkel von gar nichts wusste, immerhin hatte ihr Vater keine große Rücksprache mit ihm gehalten. In der Tat wurde sie nur wenige Wochen nach dem Brief und dem Entschluss ihres Vaters, sie in Rom möglichst gewinnbringend für die Familie zu verheiraten, schon auf die Reise geschickt, so dass nicht einmal eine Antwort ihres Onkels hätte da sein können. Somit konnte ja kein Mensch wissen, ob die Nachricht angekommen war, oder das Schiff, mit dem sie befördert worden war, in Neptuns Reich nun weilte.
    “Wenn du erlaubst, Domina, ich habe ein Zimmer für dich bei einer befreundeten Familie herrichten lassen, und morgen werden wir uns dann auf den Weg nach Roma machen, so dass wir zur Nacht dort ankommen.“
    “Ja, ist gut, nur habe ich das Gepäck gerade schon fortbringen lassen. Zu einem Gasthaus...“ “Hinter dem Merkurtempel“, half Kara ihrer Herrin aus.
    “Das ist kein Problem, ich werde mich um alles weitere kümmern. Doch erst bringen wir dich unter, damit du nach der langen Zeit auf See dich erholen und frisch machen kannst.“
    Hatte sie das so nötig? Corvina unterdrückte den Impuls, an der eigenen Kleidung zu schnuppern. Nach den langen Wochen auf See duftete sie wohl nicht unbedingt nach Veilchen und Zitronenmelisse. Trotzdem wollte sie wohl lieber annehmen, dass das nur höflich gemeint war. “Gut, dann... machen wir das so. Für Kara und die drei anderen ist dort ja bestimmt auch Platz?“
    Der Sklave besah sich nur kurz die anderen Sklaven, wohl mehr instinktiv, denn seine Antwort kam fast augenblicklich. “Selbstverständlich, Herrin. Wir hatten eigentlich mit mehr Begleitung deiner Person gerechnet. Deine Sklaven haben also genügend Platz.“
    Corvina lächelte also einmal erleichtert ihrer Sklavin Kara zu, die allerdings nicht ganz so begeistert dreinsah, und dann begab sich die kleine Gruppe auf den Weg zu ihrer Unterbringung. Und am nächsten Tag schon sollte es nach Rom weitergehen. Corvina war schon gespannt, wie es dort wohl sein würde. Vor allen Dingen, wie ihr Onkel sie empfangen würde. Sie konnte ja nur auf das beste hoffen.

  • 'Ostia Ostia Ostia' jubelte es heraus aus meinem pochenden Herzen und übertrug sich vibrierend auf meine staunend offenstehenden Lippen. So groß hatte ich mir den Hafen nicht vorgestellt. Er war gigantisch und er war überflutet von Menschenmassen. Gerüche tanzten durch die Luft. Stimmen wirbelten um meine Ohren. Schiebend und tänzelnd wurde ich vorwärtsbewegt. Kein Versuch meinerseits unternommen stehen zu bleiben. Meine Füße tappten von selbst über die Planken.
    Die ganze Überfahrt hatte ich mir die Ankunft ausgemalt. Stand an der Reling in Tagträume verstrickt und nun war es Wirklichkeit. Ostia begrüßte mich wie eine Gewürzmischung zu einer Fischmahlzeit. Genau so roch es. Mir lief das Wasser im Mund zusammen und erinnerte mich an das beiseite gedrängte Hungergefühl. Mein Magen begann zu knurren und meine Braunen gingen zusammengekniffen auf die Suche nach etwas Essbarem. Von der Sonne geblendet und der Hand die Augen abgeschirmt betrat ich festen Boden und ließ mich von meiner Nase navigieren.
    Irgendwo in der Nähe duftete es nach Garküche. Ich kannte den Geruch der mich magisch anzog und das Grummeln im Bauch noch verstärkte. Wie ein Hase im Zickzacklauf bahnte ich mir den Weg. Hüpfte zwischen den Transportkarren hin und her um ihnen auszuweichen. Fand endlich ein Fleckchen zum Verharren. Im Kreis drehend und den Hals reckend schob sich mir schließlich das nasal angekündigte ins Blickfeld. Mit Hilfe der Ellenbogen steuerte ich darauf zu.

  • Wie einst im Jahr 460 ab urbe condita, als die Schlange des Asklepios auf Weisung der Sibyllinischen Bücher von Epidauros nach Rom transferiert wurde und auf der Tiberinsel den Kult des Asclepius begründete, erreichte an diesem Tag wieder ein Schiff den Hafen Roms. An Bord diesmal keine Schlange, - die Medica Chrysogona hätte sich diesen Vergleich verbeten - sondern eine "Tochter" und eifrige Verehrerin des Heilgottes.


    Beinahe drei Wochen waren sie unterwegs gewesen. Von Kos über Corinthus, dann durch die Meerenge bei Messana. Von dort aus hatte sich das Schiff nah an der Küste gehalten und war schließlich über Puteolis nach Ostia gesegelt. Das Wetter und die Winde waren günstig gewesen. Chrysogona hatte die Reise in vollen Zügen genossen. Schon allein für diese Seereise hatte es sich gelohnt das Angebot des Kaisers anzunehmen.


    Als das Schiff nun in den großen Stadthafen der ewigen Stadt einlief, stand die Medica neben Optio Marius Musca an der Reling und besah sich das emsige Treiben an den Kaianlagen. Unter Traian hatte man ein Stück von der eigentlichen Stadt Ostia entfernt ein weiteres Hafenbecken angelegt. Dort legte auch das Schiff mit der "Fracht" aus Kos an. Den weiteren Weg in die Hauptstadt des Imperiums würden sie im Reisewagen zurücklegen.
    Chrysogona betrachtete aufmerksam die Hafenanlagen. Riesige Horrea zum Lagern der Waren, die für Rom bestimmt waren, verteilten sich hinter den Kaianlagen. Wie fleißige Ameisen waren Sklaven und Hilfarbeiter dabei, die Fracht der Lastkähne zu löschen. Manches wurde auf kleinere Boote umgeladen, die vermutlich über Kanäle oder den Tiber selbst Waren in die Stadt transportieren sollten.


    Eine Planke wurde angelegt und Musca half der Medica von Bord. Alles war auf´s Feinste vorbereitet. Ein Wagen stand bereit, der Chrysogona und ihre Habseligkeiten nach Rom bringen würde. Sie bestieg das Gefährt und versicherte sich, dass auch die Kiste mit ihren medizinischen Instrumenten Platz fand. Die Nacht würde sie in Rom verbringen. Neugierig sah sie nach draußen, während sich der Wagen in Bewegung setzte. Sie wollte einen Eindruck von dem Land bekommen, das womöglich ihre neue Heimat werden sollte.

  • Die Nacht war kohlrabenschwarz als die Agamemnon in den Hafen von Ostia einlief. Gisco starrte in die formlose Masse der Hafenanlage, gelegentlich aufgehellt durch das Flackern von Fackeln.In ihrem Schein reflektierten die Rüstungen der Wachmannschaften, welche sich an der Mole sammelte auf die sie zuhielten.Immer wieder fragte er sich warum er diesen Schritt nun unternahm, warum er das Angebot Antigonos´ abgelehnt hatte Teilhaber an einem Schiff zu werden, weiterhin, wie die letzten 10 Jahre zur See zu fahren.Trotz seines Umhangs fröstelte er ein wenig und es zog ein leichter Schauder durch seinen Körper. Die Seeleute warfen den Molensklaven die Haltetaue zu und das Andockmanöver begann. Gisco musste grinsen, bei dem vertrauten Ritual kamen immer wieder Vorfreude auf die Hafenkneipen und das eine oder andere Mädchen hoch.Knirschend schmiegte sich die Agamemnon an den mit Füllmaterial ausgepolsterten dicken Netzen um den Schifsrumpf nicht allzusehr zu beschädigen.Die Planke wurde ausgelassen und eine Delegation der Hafenverwaltung kam an Bord.Giscofremdelte ein wenig mit der Situation. Schließlich war er in den letzten Jahren derjenige gewesen, der mit den Ladungspapieren die Abläufe steuerte.Hier war er nur Passagier und verließ hinter der geschäftigen Gruppe grußlos das Schiff. Als er festen Boden betrat, geschah ihm, was wohl jedem Seemann passiert sobald er an Land geht,...ein seltsames Gefühl des Unwohlseins..Nach einer Phase der Orientierung warf er seinen Seesack über die linkte Schulter und legte die Rechte Hand auf den Griff des Puggio seines Vaters und machte sich auf den Weg,...wohin würde sich zeigen.

  • Aquila schaute ein letztes Mal von der Reling hinaus aufs Meer. Es war ein Blick zurück in seine eigene Vergangenheit. Er musste nun erkennen, dass sein Vater recht gehabt hatte. Vor Jahren hatte er sein einfaches aber doch wohlbehütetes Heim verlassen um in den orientalischen Provinzen des Reiches seine Abenteuerlust zu befriedigen und sein Glück zu versuchen. Heute, viele Erfahrungen reicher aber materiell arm wie ein Sklave eines Lupanars musste er sich eingestehen, dass er es verbockt hatte.


    Seine letzten Sesterzen hatte er dem schmierigen Kapitän dieser Nussschale für die Überfahrt von Alexandria nach Ostia gegeben. Die Überfahrt war so bequem wie sie für einen Römer auf See nun mal sein konnte. Er hatte noch nie verstanden wie man freiwillig zu Marine gehen konnte. Als das Schiff dann endlich angelegt hatte sprang er als erster von Bord um endlich dem Gestank von 30 Männern auf See zu entkommen. Dabei vergaß er, dass er selber nicht besser roch und vor allem auch nicht besser aussah. Seine Kleidung war an mancher stelle zerrissen, die Farben kaum noch zu erkennen. Er selber hatte sein jugendliches Aussehen behalten, bereichert aber durch so manche Narbe und braun gebrannt.


    Seine Füße wieder auf heimatlichen Boden zog er die Luft Italias in die Nase, so als ob diese anders wäre als jene im Osten.


    "Zu Hause..." flüsterte er. Dann nahm Aquila sein Bündel mit Habseligkeiten und machte sich auf den Marsch Richtung Stadttor. Sein Ziel war Roma.......

  • Endlich lief das Schiff in den Hafen Ostias ein. Chrysogona erinnerte sich noch zu gut an ihre erste Ankunft in Rom. Damals war sie nervös und neugierig gewesen. Voll der Hoffnung aber auch voller Unsicherheit, ob sie den Ansprüchen des Kaisers genügen würde. Dieses Mal kehrte sie als Leibmedica des Aquiliers nach erfolgreicher Weiterbildung in die Urbs aeterna zurück. Mit einem Lächeln auf den Lippen empfing die Griechin ihre neue Heimat. So sehr ihr der Besuch der Heimatstadt Alexandria gut getan hatte, so froh war sie darüber den Nabel der Welt wiederzusehen.


    Die Überfahrt war abenteuerlich gewesen. Mehr als einmal hatte sie Poseidon und seiner Frau Amphitrite geopfert als das Schiff von den Herbststürmen gebeutelt über Wellenberge und Täler pflügte. Erst als sie die thyrrenische See erreicht hatten, besserte sich das Wetter und bei der Einfahrt in den Hafen stahl sich sogar ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke. Chrysogona sah zu wie geschickt die Matrosen den Kai ansteuerten und verabschiedete sich anschließend von Kapitän und Mannschaft. Mit kritischem Blick verfolgte sie, wie ihre Reisetruhe von Bord gehoben wurde. Diese Nacht würde sie in Ostia verbringen, aber am kommenden Tag schon konnte sie endlich wieder in ihrem Bett auf dem Palatin schlafen. Wie herrlich.

  • Gnaeus war grade wieder aus Hispania genauer gesagt aus Tarraco in Ostia angekommen. Dort hatte er noch mal ein Bisschen Zeit verbracht als seine Patron sich aus dem politischen Leben zurück gezogen hatte. Gut was sonnst hätte er auch tun sollen? Er hatte noch mal das Eine oder Andere Studiert und sich weiter der körperlichen Ertüchtigung hingegeben. Langsam fühlte er sich überqualifiziert das stand mal fest. Mit etwas mehr Farbe im Gesicht als er aus Germanien abgereist war kam er nun wieder in Ostia an. Ja so eine Seereise war immer eine Herausforderung, dass hieß nicht nur die Fahrt an sich. Erst mal ein Schiff finden das so früh im Jahr führ war schon einen Schwierigkeit.


    So da war er nun also wieder in Italia dort wo angeblich alles Straßen hinführte. Seine Kariere war noch nicht so richtig gestartet wie er sich das vor gestellt hatte. Was sollte Er also tun? Na was blieb ihm den außer bei Verwandten auf der Matte zu stehen und die Klinken zu putzen. Also war er wieder vom Wohlwollen seiner Verwandten abhängig. Na ja es geb eben auch schlimmeres dachte er sich und stieg vom Schiff.

  • Die Einfahrt in den Hafen von Ostia hatte inzwischen etwas beinahe Vertrautes. Chrysogona kehrte von einer Reise in ihre alte Heimat Alexandria zurück. Schon vor Monaten hatte sie ein Brief erreicht, der ihr den schlechten Gesundheitszustand ihres Vaters vermeltete. Der Medica war bewusst, dass es in seinem Alter schnell zu Ende gehen konnte und hatte deshalb den Kaiser um die Erlaubnis gebeten, nach Aegyptus reisen zu dürfen.


    Sie kam noch rechtzeitig um die letzten Tage an der Seite ihres geliebten Vaters verbringen zu können. Gelähmt und sprachlos nach einem Schlaganfall lag der berühmte Medicus darnieder, unfähig sich zu artikulieren und unfähig sich selbst zu versorgen. Ein Bild des Jammers. Und derjenige, der diesen Zustand am wenigsten tolerieren konnte, war er selbst. Seine Verfassung pendelte zwischen Unmut über sein Unvermögen und Agonie. Die noch kräftige Rechte hielt die Hand seiner einzigen Tochter umklammert und sein schief verzogener Mund versuchte Worte zu formen, die völlig unverständlich aus den Tiefen seiner Kehle kamen.


    Chrysogona litt mit ihrem Vater und war dankbar, dass sie dieses Leid nur wenige Tage erdulden musste. Ihr armer Vater hatte es schon einige Zeit länger ertragen müssen. Ganz offensichtlich hatte der Altarzt auf die Ankunft seiner Tochter gewartet. Dass er ihr jedoch nicht mehr mitteilen konnte, was ihm auf der Zunge brannte, trieb ihn zur Verzweiflung. Chrysogona sprach beruhigend mit ihm, versuchte seine Stimme zu sein, die Worte zu erraten, die er bilden wollte. Ab und an behalf sich die Leibmedica des Kaisers mit Stilus und Tabula, um ihn die Worte aufschreiben zu lassen, die seine Zunge nicht mehr formen konnte.
    So verbrachten sie die Tage, bis Plinius Phoebus alles vermittelt zu haben schien, was er an seine Tochter weitergeben wollte. Als er sich schließlich in sein Schicksal ergeben konnte und Frieden mit dem nahenden Ende schloss, ging es schnell. Am vierten Tage nach Chrysogonas Ankunft schloss Gaius Plinius Phoebus für immer die Augen.


    Die Leibmedica des römischen Kaisers verbrachte noch einige Wochen in Alexandria, kümmerte sich um eine geregelte Übergabe der medizinischen Fakultät, die ihr Vater bis zum Schluss geleitet hatte, sichtete Bücher und Schriften, kümmerte sich um den Nachlass und die Verschickung der privaten Gegenstände, die sie nach Rom mitzunehmen gedachte. Dann schiffte sie sich erneut nach Ostia ein.


    Die Überfahrt war ohne große Vorkommnisse. Ein Gewitter, dass sie glücklicherweise nur gestreift hatte, verzögerte die Reise um einen Tag. Zufrieden erreichte sie die Gestade der ewigen Stadt und ließ sich für die Nacht in eine der Herbergen bringen. Am kommenden Morgen würde sie nach Rom aufbrechen.

  • Zum Glück waren so wohl Misenum als auch Ostia Hafenstätte so das Lucius nichts weiter hatte tun müssen als in der einen Stadt auf ein Schiff zu gehen und dann in der anderen von Bort zu gehen. Glücklicher weise war er niemand der Seekrank wurde den er liebte Schiffsreisen und so war er anders als viele Römer keiner der die Fische fütterte wenn er Planken unter den Füßen hatte. Hin zu kam das man mit dem Schiff nur einen maximal zwei Tage unterwegs war mit dem Wagen aber eher drei bis fünf je nach dem wie man durchkam.


    Ah Ostia eine der Vorzeigestädte und Perle vor den Toren Roms. Er konnte sich glücklich schätzen das er hier ein Landhaus besaß. Und dahin würde er nun auch gehen. Den auch wenn er es heute noch nach Rom schaffen würde, war er doch jemand der zuhause nach dem Rechen sah wenn er schon mal in der Stadt war.


    So stiegt er mit seinem jüngsten von Bord des Schiffes und lief sich von einem Sklaven eine Sänfte mieten, die die beiden zum Haus tragen würden. Morgen würde er mit einem Wagen in die Stadt fahren.

  • Das Schiff verließ den Hafen von Massilia und schwenkte auf seinen Kurs in Richtung Südost ein. Eine kräftige Briese blähte die Segel des Frachters, sodass Rudern nicht nötig war. Carbo musste vorerst nichts weiter tun und fand so die Zeit über all das zu staunen, was rund um ihn gerade geschah. Dies war seine erste Überfahrt übers Meer und sie verzauberte ihn mit ihrer Magie. Das sanfte Auf und Ab des Schiffes, wenn es auf den rollenden Wellenbergen ritt, die Seemänner rund um ihn, die ein griechisches Seemannslied angestimmt hatten und dieses einzigartig schöne Blau, wenn die Sonnenstrahlen auf das Wasser trafen. Der Junge konnte ewig dort stehen und seine Umgebung beobachten.
    Am Nachmittag dann bekam er jedoch seine erste Aufgabe. Das Deck musste geschrubbt werden. So kniete er wenig später am Boden und wischte das alte Holz mit seinem Lappen. Er verstand nicht so ganz wozu das nötig war das Deck eines Schiffes putzen zu müssen, doch vertraute er dabei dem Kapitän. Bislang war dieser ein freundlicher Mann ihm gegenüber gewesen. Ein Grieche aus Lilybaeum mit Namen Polybios. Einmal gewährte dieser ihm sogar Einblick in seine Karten, ein überaus faszinierender Augenblick für Carbo. Doch nicht wenig später und er musste wieder an die nächste Arbeit als Bezahlung seiner Fahrt. Im Kielraum des Schiffes hatte sich Wasser gesammelt, Carbo sollte sich einen Eimer schnappen und es aus dem Rumpf entfernen. Eine nasse und weniger tolle Arbeit. Zu diesem Zeitpunkt wusste er auch noch nicht, dass das für die nächsten Tage seine Hauptbeschäftigung sein würden. Wasser aus dem Kielraum bechern und das Deck schrubben. Auch die Kost war eher karg an Bord von Polybios' Corbita. Pökelfleisch, Weizenhartbrot, Käse, Zwiebeln und dazu etwas Olivenöl, mehr gab es nicht.
    So verbrachten sie die ersten drei Tage ihrer Fahrt, ehe sie ihren ersten Zwischenstopp erreichten; Aleria auf der Insel Korsika. Dort ging Polybios vor Anker, um einige Waren zu löschen und neue aufzunehmen gemäß seinen Verträgen mit den örtlichen Händlern. Carbo durfte dabei den Lauf- und Schleppburschen spielen. Aus dem Frachtraum schleppte er Kiste um Kiste und später beim Beladen ging das ganze andersherum. Dann hieß es hinein ins Lagerhaus, Kiste auf und über die Laufplanke aufs Schiff und hinein in den Frachtraum. Das erfreuliche war, dass die Mannschaft (abgesehen von zwei Wachen) den Rest des Abends frei bekam, da sie erst morgen Früh weitersegeln würden. So hatte Carbo Zeit seine schmerzenden Glieder zu schonen. Korsika war die allererste Insel, die er in seinem Leben sah und was er von ihr bislang erblickt hatte, war sie eine wahre Schönheit. Nicht auszudenken, dass er keine Zeit dazu hatte die nähere Umgebung zu erkunden. Heute aber war er zu müde, weshalb er einfach mit den Seeleuten in eine Hafentaverne mitging. Die sprachen ordentlich dem Wein zu und gröllten einander schmutzige Witze zu, während die eine oder andere Runde gewürfelt wurde. Carbo machte mit und schon leicht betrunken verstand er allmählich, wieso Matrosen ihre Abende an Land am liebsten so ausklingen ließen. Später kamen dann plötzlich einige Frauen mit stark geschminkten Gesichtern und auffälligen Frisuren an ihren Tisch. Die Männer pfiffen und riefen ihnen Worte zu, als sie sich auf ihre Schöße setzten. Eine Lupa ließ sich auch auf Carbo nieder. Sie hatte nur einen äußerst dünnen Stoff als Kleidung, der das wichtigste verdeckte. Sie räkelte sich auf ihm und führte seine rechte Hand an ihre üppigen Brüste.
    Diese Geschichte ging derart zu Ende, dass Carbo am nächsten Morgen um einige Sesterze leichter und entjungfert wieder an Bord von Polybios' Schiff ging und noch sehr verwirrt über die letzte Nacht war. Was war da nur passiert???


    Polybios segelte von Aleria aus nicht direkt nach Ostia, sondern zuerst nach Elba und dann entlang der italienischen Küste. Auf ihren Zwischenstopps in Ilva, Populonium und Cosa folgte Polybios' Mannschaft immer einem gleichen Muster, nach getaner Arbeit besaufen in einer billigen Hafentaverne und dem anschließenden Besuch eines Lupanars (wenn dieses nicht sowieso in einer Taverne intigriert war so wie in Aleria). Carbo folgte dieser Routine und nachdem sich sein Körper an die harte Arbeit an Bord erst gewöhnt hatte, hatte er großes Gefallen an diesem Seemannsleben gefunden. Besonders die leichten Mädchen sagten ihm am meisten zu, hatte er derartiges zuvor überhaupt nicht gekannt. Natürlich hatte er von Prostituierten und Lupanaren gewusst, doch ohne je die Berührungen einer Frau erfahren zu haben war dies für ihn in Mogontiacum bloß ein Gewerbe neben vielen anderen gewesen. Doch jetzt konnte er von ihnen einfach nicht genug kriegen. Dieser Rausch war stärker als jeder Alkohol, Carbo hatte auf seiner Reise wirklich mehr als nur eine neue Welt für sich entdeckt!


    Sechs Tage nach Massilia kam vor ihnen endlich Ostia in Sicht. Carbo hatte vorne am Bug gestanden, um einen ersten Blick auf das langsersehnte Reiseziel zu werfen. Dort vorne lag der Hafen der Ewigen Stadt! Er konnte es kaum fassen, er war wirklich angekommen! Mit jeder Meile, der sich der Frachter Ostia näherte, wurde Carbo aufgeregter. Polybios ließ nach dem Anlegen Carbo noch einmal ordentlich Kisten schleppen, ehe er seine Vereinbarung mit ihm als erfüllt ansah und Carbo ein freier Mann war. Morgen würde er mit seinem Schiff Kurs auf Brundisium setzen, ehe es von dort zurück nach Massilia für ihn ging. Carbo verbrachte seinen letzten Abend mit der Mannschaft. Ein letztes Mal mit ihnen saufen, würfeln und herumhuren, ehe der nächste Morgen kam und ihre Wege sich trennten.


    >>>>>

  • Carthago Nova hieß ihre Heimat und würde es wohl auch immer bleiben. Aquilina war noch sehr klein gewesen, als er ihr Vater verstorben war und obwohl ihre Verwandten in Italia darauf erpicht waren, dass die junge Claudia nach Roma gebracht wurde, wehrte sich ihre Mutter dagegen. Lucretia war selbst in Carthago Nova aufgewachsen und wollte ihre Tochter wohl vor der Monstrosität der Hauptstadt des Imperium Romanum beschützen. Aquilina liebte ihre Heimat, welche ihr alles bot was sie sich wünschte. Doch so herzlich ihre Kindheit auch war, so schnell verging sie auch und es war an der Zeit Aquilina in die Gesellschaft Roms einzuführen. Es herrschte schon eine Zeitlang ein reger Briefverkehr zwischen ihrer Familie und der Verwandtschaft in Roma. Die Reise musste gut geplant werden und der Tag brach viel zu schnell an, bei dem es hieß Abschied von Zuhause zu nehmen.


    Ihre Mutter würde sie nicht nach Roma begleiten. Nur eine Sklavin namens Grata würde ihr folgen. Grata stand Aquilina sehr nahe und lebte schon immer in ihrem Haushalt. Sie kannte die Claudia schon seit sie ein Säugling war. Grata war wie eine zweite Mutter für sie und ebenso streng wie Lucretia. Doch Aquilina war froh sie an ihrer Seite zu wissen. Auch wenn sie von Natur aus ein sehr wissbegieriger und lebensfroher Mensch war, fürchtete sie sich dennoch vor ihren nächsten Lebensabschnitt. Immerhin musste sie ihre Familie und Bekannten zurücklassen und sie wusste was das Ziel ihrer Reise war. Geografisch gesehen war es Roma, aber privat betrachtet war es eine vorteilhafte Ehe einzugehen. Der Abschied von ihrer Mutter war ihr sehr schwer gefallen.


    Ihr Schiff würde bald Italia erreichen. Die junge Claudia stand auf dem Deck, fest eingewickelt in ein wärmendes Tuch, das noch dem Duftwasser ihre Mutter roch. Ihr Blick war noch immer auf Hispania, wo sie es vermutete, gerichtet. Wenige Stunden später erreichte man die Hafenstadt Ostia und Aquilina betrat das erste Mal in ihren Leben den Boden Italiens.


    Bevor man sich auf die Weiterreise nach Roma machte, wollte man sich zuerst stärken. Das Essen auf dem Schiff war sehr einseitig gewesen und von genüsslicher Kost konnte man dabei nicht sprechen. Orientierungslos standen Aquilina und Grata am Hafen. Grata erkundigte sich nach einer Garküche, bis ein Mann auf die beiden Frauen aufmerksam wurde.
    „Meine werten Damen! ihr seht hungrig aus. Wenn ihr erlaubt zeige ich euch eine preisgünstige Garküche mit vorzüglichen Gerichten.“ Der Fremde lächelte die beiden erwartungsvoll an und Aquilina sah zu Grata, die ihr zustimmend zunickte. „Na gut! Führe uns hin.“, antworte Grata dem Fremden und sah dann zu Camillus, ein weiterer Sklave der Claudia. „Kümmere du dich um das Gepäck, Camillus.“ Aquilina sah zu Grata und atmete tief durch. „Dann wollen wir mal. Salve neue Heimat!“ Die Claudia versuchte sich an einem gezwungenen Lächeln. Grata merkte ihre Unsicherheit und nahm sie bei der Hand, um dann dem Fremden zu folgen.

  • ~~Ersehnte Ankunft von Cousinchen Silana~~


    Zum ersten Mal in ihrem Leben waren die beiden gemeinsam unterwegs und den Göttern zum Dank war die Reise nicht einmal ein Tagesritt entfernt gewesen. Was wäre wohl passiert, wenn die zwei über Tage aufeinander hocken müssten? Mord und Totschlag. Angiften und Gezanke wären auf der Tagesordnung gewesen. Doch so konnten sich die beiden gemäßigt zurückhalten. Angekommen am schönsten Hafen, zumindest unweit von Roma. "Ich muss raus, Avianus. Ich brauche dringend frische Luft." Der Innenraum war definitiv sehr stickig gewesen.


    Als sie im Freien stand sah sie das Meer vor ihren Augen. "Oh, das ist so schön."

  • " Ja. Und so viel frische Luft. So richtig fischig...ähm erfrischend."


    Naserümpfend blickte Avianus in den Himmel. " Wenigstens klarer Himmel." " Mit welchen Schiff wird sie erwartet?"

    SIE war eine Schwester von Musa. Und kam aus Hispania. Er runzelte die Stirn, wie so oft an diesem Tage da die Nichte aus Hispania keinerlei Erinnerung in ihm auslöste Ein Mysterium dass man klären musste.

  • Wir standen hier nun schon seit Stunden und bisher war keone Spur eines Schiffes dass ansatzweise darauf hindeutete einen bestimmten Passagier an Bord zu haben

    Geduld war ja bekanntlich eine Tugend und Avianus hatte davon recht viel im Paket was ihn jedoch nicht davon abhielt kurz anzumerken: " Du bist dir sicher das es heute ist? Dass sie heute kommt? Und nicht morgen? Denn dann verschwenden und haben hier Zeit verschwendet. Mir fällt besseres ein als hier am Hafen herumzulungern und und den Geruch von Fisch, Meer und sonstigen Gerüchen zu fröhnen."

    Avianus vermutete dass musa keinen Deut darauf gab was er sagte. Aber gut...

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