Faustus Decimus Serapio
Tribunus Angusticlavus
Legio XXII Deiotariana
Nikopolis
Aegyptus
Lieber Faustus,
es tut mir leid, dass ich dir erst jetzt schreibe. Ich gebe zu, dass ich das hier absichtlich aufgeschoben habe bisher. Die Verlobung ist gelöst. Er hat mich darum gebeten, und ich habe zugestimmt, weil ich keinen Sinn darin gesehen habe, auf einer Verbindung zu bestehen, die er nicht mehr möchte. Zumal er eine andere hat, die er mir vorzieht.
Ich weiß, dass du jetzt sagen wirst: ich hab’s dir doch gesagt. Und ich weiß, dass du recht hast damit. Trotzdem bitte ich dich, es nicht zu sagen, mir das nicht zu schreiben. Ich weiß es. Ich hätte auf dich hören sollen, und du kannst mir glauben, dass ich mir genug Vorwürfe mache. Es tut mir leid, Faustus. Jeder Streit, den wir hatten deswegen, tut mir leid. Ich hätte auf dich hören sollen.
Ich hoffe, deine Überfahrt war einigermaßen ruhig. Wie geht es dir denn in Ägypten? Wie läuft dein Leben dort als Tribun? Und wie findest du das Land, wie findest du Alexandria? Wenn ich mir vorstelle, dass ich bis vor einiger Zeit dort war, wo du jetzt bist, ist das schon ein komisches Gefühl irgendwie… Ich hoffe, es gefällt dir dort genauso wie mir! Konntest du schon dem Museion einen Besuch abstatten? Übrigens, ich werde hier nun an der Schola anfangen zu lehren. Noch ist es nicht ganz offiziell, aber ich habe die Nachricht heute erhalten, und die Bekanntgabe ist nur eine Frage der Zeit.
Und dein Vater, Livianus, kandidiert übrigens als Consul – ich weiß nicht ob du davon bereits gehört hast. Ich bin gespannt darauf, ob er Erfolg haben wird.
Fühl dich gedrückt von mir, und liebe Grüße,
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Decima Lucilla
Casa Roscia
Narbo Martius
Gallia Narbonensis
Liebe Tante Lucilla,
ich danke dir sehr für deinen Brief und dein Geschenk, und vor allem dafür, dass du mir bei der Suche nach einer Pronuba behilflich sein wolltest. Tante Venusia konnte ich hier in Rom bereits kennen lernen, aber so gerne ich sie gefragt hätte, es gibt nun doch keinen Anlass mehr hierfür. Die Verlobung zwischen dem Aelier und mir ist aufgelöst. Verzeih mir bitte, dass ich dich zuerst gefragt habe und nun alles rückgängig gemacht wird, aber es ist recht kurzfristig vor dem geplanten Hochzeitstermin geschehen, dass Aelius Archias und ich uns darauf geeinigt haben, die Feierlichkeiten abzusagen und keinen Ehebund einzugehen. Nun, ich werde wieder nach einem geeigneten Ehemann Ausschau halten – und wer weiß, vielleicht ist es dir ja dann möglich, der Hochzeit beizuwohnen!
Ich kann mir offen gestanden nicht vorstellen, wie es sein mag, ein aufgewecktes, neugieriges Kind zu haben. Vielleicht ist das etwas, was ich bald lernen werde, da ich in der Schola anfange zu lehren – ich habe von deinem Mann erst heute die Zusage erhalten –, aber dort werde ich mit Erwachsenen zu tun haben, und ich könnte mir vorstellen, dass Kinder noch einmal ein anderes Kaliber sind. In jedem Fall klingt dein Caius danach, als ob er eines Tages Großes erreichen könnte! Aber ich denke du hast Recht damit, ihn vorerst noch fernzuhalten von Rom und den Tücken, die hier lauern.
Im Übrigen ist in Rom derzeit einiges los. Onkel Livianus kandidiert als Consul, ich weiß nicht, ob du schon davon gehört hast – ich bin sehr gespannt, ob er Erfolg haben wird. Ein weiterer Kandidat ist Lucius Flavius Furianus, ich denke, er hat recht gute Aussichten darauf, gewählt zu werden; allerdings hat er sich mit einem anderen Kandidaten abgesprochen… Nun, wir werden sehen, wie die Entscheidung ausfällt.
Mein Patron und Ädil Aurelius Corvinus veranstaltet Spiele anlässlich der Megalesia, es ist schade, dass du diese nicht miterlebst – ich weiß noch, wie dein Mann damals in seiner Amtszeit Spiele veranstaltet hat, das waren meine ersten in Rom. Die Wagenrennen werde ich mir in jedem Fall ansehen, nur bei den Gladiatorenspielen bin ich mir etwas unschlüssig. Allerdings gehört sich als gute Klientin, dass ich dort ebenfalls erscheine, also denke ich, ich werde dir wohl von beidem berichten können.
Senator Aurelius Ursus hat erst kürzlich geheiratet, eine Tiberia – Septima, ich weiß nicht, ob der Name dir etwas sagt. Auf der Feier am Tag nach der eigentlichen Zeremonie gab es einen kleinen Skandal, wie ich leider gestehen muss. Leider, weil mein ehemaliger Verlobter involviert war – bevor du aus anderer Quelle ohnehin davon erfährst, ist es besser, denke ich, wenn ich es dir erzähle. Er hat einem anderen Gast eine Nachspeise über die Kleidung geschüttet – wie es danach aufgenommen wurde von den übrigen Gästen, kann ich dir leider nicht erzählen, da wir beide im Anschluss daran gegangen sind. Darüber hinaus werden zwei Mitglieder der Germanica heiraten; Senator Germanicus Sedulus ehelicht eine Iunia, und Germanica Calvena wird einen Quintilier heiraten. Ich weiß nicht, wie die Verbindungen der Paare untereinander sind, aber sie werden die Zeremonien gemeinsam durchführen. Offen gestanden weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll, die Riten stelle ich mir hierbei etwas schwierig vor. Aber ich werde mit Livianus zu den Feierlichkeiten gehen, dann werde ich ja selbst erleben, wie die Feier vonstatten geht. Ich denke, du wirst sicher nichts dagegen haben, wenn ich das Kleid, das du mir geschickt hast, zu diesem Anlass trage – auch wenn aus meiner Hochzeit nun doch nichts geworden ist, wofür es eigentlich als Geschenk gedacht war.
Ich hoffe, dein Leben in Gallia bleibt so spannend, wie du es erzählst – wie aufregend Handelsstädte sein können, habe ich in Alexandria erlebt, und das ist noch einmal ein ganz eigenes Gefühl.
Liebe Grüße,
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Familienwertkarte