Am Stadttor - Wer nach Rom will soll sich Zeit für die ordentliche Durchsuchung und Befragung nehmen!

  • Mancher mochte es rücksichtslos nennen, mit welchem Tempo Furius seine zwei Turmae durch die Urbs in Richtung Porta trieb. Mancher sprang auf Seite, mancher wurde unsanft angerempelt. Doch hielt Furius es angesichts der Lage für mindestens notwendig im leichten Trab zu reiten.

    Die paar blauen Flecken und zerstörten Amphoren interessierten ihn nicht. Er war unterwegs im Namen Caesars.

    Bald erreichten sie das Tor und augenblicklich fiel Furius mit seinem Hengst in einen leichten Galopp. Sie hatten Zeit einzuholen...dieser Praefectus hatte ihm seinen schöne Planung versaut. Er warf einen Blick in die Sonne, noch nicht Mittag,...

    Die Strasse war wie immer verstopft, was Furius nicht störte. Er wies seine Cornicines an mit ein paar zackigen Fanfarenstößen die Strasse zu räumen.

    Was einigermaßen klappte. Irgendwann, so war er sicher würden solche Fanfaren jeden dazu bringen Platz zu machen!

  • Der Decurio hatte es scheinbar eilig. Scato, der das Reiten nicht gewohnt war, hatte ziemlich zu tun. Sein Pferd folgte den anderen automatisch, aber ihn selbst strengte die ungewohnte Art der Belastung schon nach kurzer Zeit an. Nachdem er sich einigermaßen damit arrangiert hatte, drifteten seine Gedanken durch die Gegend.


    An der Front würde er Erfahrung sammeln und vielleicht konnte er in ein paar Jahren damit dann doch noch seinen Medicus machen. Zwar nannte ihn auch jetzt schon jeder so, aber genau genommen war er kein Arzt, sondern hatte immer noch die medizinische Qualifikation eines Miles Medicus, nur, dass er nun den Hut über das Lazarett aufhatte und alles organisieren durfte. Dass er seine Kompetenzen nun würde erweitern können, war gut für seine Karriere. Beim weiteren Nachdenken, erkannte er das moralisches Dilemma. Sich auf die zusätzlichen Erfahrungen zu freuen, hieß, sich auf Verletzte zu freuen.


    Er verbot sich jede weitere Emotion, beließ es bei rein organisatorischen Überlegungen, und konzentrierte sich ansonsten auf den Ritt. Lurco hingegen strahlte noch immer. Was war es, worauf er sich so freute? Er konnte Rom nicht mehr sehen mit seinen Fallstricken, doch was erhoffte er sich von Germania? Und waren diese Hoffnungen realistisch?


    Bei der nächsten Rast würde Scato ihn fragen.

  • Ihr Decurio trieb sie alle zur Eile an und sie folgten. Scato hatte am Anfang des Rittes genauso zu kämpfen wir Lurco. Zwar hatte Scato ihn einst mit einem wundervollen Reiturlaub überrascht, aber wie oft ritten sie sonst? Leider gar nicht, stellte Lurco fest. Aber ab heute würde sich das ändern. Sie hatten nicht umsonst ihre Pferde zugeteilt bekommen und mit jedem Ritt, würden sie sicherer und fester im Sattel sitzen. Die Hufe ihrer Pferde trugen sie aus Rom, der Stadt die Lurco stets ein Zuhause gewesen war. Die Reise ging nach Germania.


    Germania.

    Die Gens Purgitia entstand vor mehreren Generationen in der Provinz Germanien.


    Ihre Mitglieder standen stets im treuen Dienste des Imperiums und hatten in den Legionen des Kaisers schon viele Teiles des Reiches gesehen und viele Schlachten geschlagen. Doch sie waren keine blinden Fanatiker, sondern bedachte Bürger, die jederzeit danach streben, ihr persönliches Glück, das Wohl ihrer Gens und die Ehre des Imperiums zu vermehren. Verlässlichkeit war ihre Tugend, Gründlichkeit ihre Stärke und bedingungloser Einsatz ihr Motto. In Rom waren diese Werte in Vergessenheit geraten. Und nun reisten Scato und er gemeinsam nach Germania.


    Lurco schenkte Scato erneut ein aufmunterndes Lächeln. Sie kehrten zu den Wurzeln der Gens Purgitia zurück. Dort würden sie neue Erfahrungen sammeln und Kraft schöpfen. Dort wo seine Gens einst das Licht der Welt erblickte, dort würde sich alles zum Guten fügen.

  • Furius ritt zur Seite und stoppte seinen Schimmel. Die beiden Optiones ritten weiter voran um die Turmae in Richtung Alpes zu führen. Seit ein paar Stunden schon trieb es ihn um. Zumindest einen der Galgenvögel hier kannte er. Glaube er zu kennen.

    Da!... er sah Scato und Lurco mehr schlecht als recht auf ihn zugaloppieren. Er starrte sie mit finsterer Mine an.

    Dieser Scato kam ihm bekannt vor. Da war doch diese Sache am Tor,...vor ein paar Monaten. Damals waren sie bei der Torwache, also Urbaner. Bei Iupiters Nüssen, was machten die Urbaner in der Garde? Nehmen die inzwischen jeden?

    Grollend zog er seinen Schimmel wieder nach vorn, spuckte herzhaft aus und galoppierte im Eiltempo nach vorn.

    Es würde interessant werden zu erfahren wer sie in die Garde bugsiert hatte. Scato sah aus wie ein Pathicus...dieser andere wie ein Cinadeus.

    Wahrscheinlich hatten sie ihre Neigungen spielen lassen und sich hochgevögelt.

    Furius´Laune sank in Richtung Gefrierpunkt. Seine Libido war bis zu jenem Zwischenfall eher normal bis verhalten. Er wußte einen schönen weiblichen Körper durchaus zu schätzen, auch heute noch. Die Lust darauf war ihm jedoch vergangen. Männliche Körper interessierten ihn nicht, er beurteilte sie nach dem Wuchs und der Kraft , der Fähigkeit zu kämpfen. Sehr zu Leidwesen all jener die ihre Karrieren damit beeinflußten.

    An der Spitze angekommen nickte er den beiden Opiones zu, welche sich wohlweislich hinter ihm einordneten. Irgendwas störte Furius und sie waren es nicht, soviel war sicher.

  • Ihr Decurio war ein sehr aufmerksamer, besorgter und fürsorglicher Vorgesetzter. Er schaute mehrfach nach den Neulingen einschließlich ihnen beiden. Dabei setzte er eine noch grimmigere Miene auf. Vermutlich wollte er ihnen damit demonstrieren, wie eisern sein Wille war, die Truppe zusammenzuhalten. Ein guter Mann fand Lurco, Scato und er waren in guten Händen. Sie durften ihren neuen Decurio nicht enttäuschen. Der Mann sollte keinen Grund zur Klage haben. Wobei noch grimmiger schauen konnte er kaum, dachte Lurco verschmitzt.


    "Unser Decurio hat Dich beobachtet Scato, ich glaube er ist froh einen Medicus in der Truppe zu haben", flüsterte Lurco Scato zu.

  • Die Sache am Stadttor war Scato zwar noch im Gedächtnis, aber er war niemand, der wegen einer Rüge oder Disziplinarmaßnahme nachtragend war. So war das eben, wenn man Mist baute. Und dass der Mann inzwischen seine Neigungen durchschaut haben könnte, kam ihm am wenigsten in den Sinn.


    "Weißt du, das Schöne ist, dass es sich niemand mit seinem Arzt verscheißen will", erwiderte Scato. "Zu mir sind immer alle nett, seit ich mich um ihr Wohlergehen kümmere. Ich bin gespannt, auf welchem Stand die Medizin in Germania ist. Manches wird anders gehandhabt werden, da manche Kräuter beispielsweise wärmeliebend sind und im Norden schlecht oder gar nicht gedeihen, da muss man Alternativen suchen. Ich bin gespannt und vermute, sie sind ziemlich weit, was die Behandlung von Unterkühlungen und Erkältungen betrifft. Übrigens schön zu sehen, dass du langsam wieder aufblühst. Worauf freust du dich am meisten, von deinem Seelenfrieden abgesehen?"


    Ihre Pferde, eins hell und eins dunkel, beide in warmen Farben, gingen in gleichmäßigem Tempo nebeneinander her. Noch wirkte Terentius Furius sehr angespannt, aber das würde sich im Laufe des Rittes sicher ändern. Scato hatte dafür Verständnis. Der Offizier kannte die beiden Turmae nicht und musste ersteinmal demonstrieren, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen war.

  • Lurco grinste Scato an.


    "Da hast Du Recht, niemand möchte es sich mit dem Medicus verscherzen. Aber leider so richtig geachtet hat Dich bei den Cohortes auch niemand Scato. Jedenfalls nicht von den Oberen, von Deinen Barackenbrüdern und auch von den Neulingn stand jeder hinter Dir. Ich hoffe das weißt Du. Aber jene da oben, haben nicht gewusst was sie an Dir oder besser gesagt an uns allen hatten. Es hat sie nicht einmal interessiert. Nun all das lassen wir jetzt hinter uns und reisen als Prätorianer nach Germania.


    In Germania werden die Heilmethoden sicher ganz anders sein. Sie werden dort andere Pflanzen haben und vielleicht andere Rezepte für ähnliche Krankheiten. Oder Du lernst sogar völlig neue Rezepte für andere Beschwerden und Krankheiten kennen Scato. Neues werden wir auf alle Fälle lernen. Da hast Du Recht, die Germanen werden sich mit Erkältungen und derartigen Krankheiten auskennen. Vielleicht kannst Du ein paar Samenkapseln sammeln von den neuen Kräutern. Dann könnten wir später versuchen, sie im Garten zu ziehen.


    Danke für die Blumen, ja so langsam geht es mir wieder besser. Worauf ich mich freue? Auf Germania an sich Scato, unsere Gens entstand vor mehreren Generationen in Germania. Gerade habe ich noch darüber nachgedacht, Du kannst meine Gedanken lesen.


    Die Mitglieder der Gens Purgitia standen stets im treuen Dienste des Imperiums und hatten in den Legionen des Kaisers schon viele Teiles des Reiches gesehen und viele Schlachten geschlagen. Doch sie waren keine blinden Fanatiker, sondern bedachte Bürger, die jederzeit danach streben, ihr persönliches Glück, das Wohl ihrer Gens und die Ehre des Imperiums zu vermehren. Verlässlichkeit war ihre Tugend, Gründlichkeit ihre Stärke und bedingungloser Einsatz ihr Motto. In Rom waren diese Werte in Vergessenheit geraten. Und nun reisen wir nach Germania Scato.


    Wer weiß was wir dort finden? Wir kehren sozusagen zu den Wurzeln meiner Gens zurück und vielleicht schlagen wir dort neue. Ansonsten freue ich mich darüber, dass wir es gemeinsam geschafft haben Scato. Wir sind entkommen und dabei nicht untergegangen, sondern wir haben es zu den Schwarzen geschafft und haben sogar Pferde unter dem Hintern. Alles andere wird sich fügen und ich freue mich auf die neuen Entdeckungen die wir machen werden.


    Ich weiß so gut wie nichts über Germania und ich hoffe das ändert sich bald. Und wie steht es mit Dir Scato? Was erhoffst Du Dir in Germania? Was wünscht Du Dir? Und wie stellst Du Dir Germania vor?", fragte Lurco freundlich, während sie nebeneinander ritten.

  • In zügigem Tempo ritten Terpander und Unauris, die vollbepackte Eselskarawane im Schlepptau, hinter der Reitertruppe her, die sie wohl trotz der Eile bald aus den Augen verlieren würden. Er kannte die Strecke und würde die Domus Iunia in Mogontiacum finden. Die zu den Eseln gehörenden Sklaven, die sie zu Fuß begleiteten, würden die Tiere nach der Ankunft am Ziel eingeständig wieder zurück nach Rom bringen. Mit einem holprigen, trägen Ochsenwagen hatte er sich nicht arrangieren können. Er brauchte Mobilität, auch unabhängig der großen Straßen.


    Die Hoffnung, die in den Herzen von Lurco und Scato keimte, blieb Terpander fremd. Er ritt heute auf eine düstere, kalte und verregnete Zukunft zu, fernab der Heimat, fern von sich selbst. Ob er Scato nicht doch um Freilassung bitten sollte, fragte er sich, damit es offiziell war, oder ob er ohne Abschied auf den Peleponnes heimkehren und sich der Verurteilung durch Recht und Gesetz stellen sollte. Er war an einem Punkt, da ihn kaum eine Strafe mehr schrecken konnte.


    Was war schmerzlicher, als die Wurzeln zur Heimat verloren zu haben, deren Stümpfe bluteten? Er war kein Sklave und er konnte nicht ewig einen spielen. Sein unbedingter Wille, um jeden Preis zu überleben und den Häschern eine lange Nase zu drehen, wurde mürbe von den unerfüllten Jahren in der Fremde. Ihn rief das Blut der Söhne von Herakles. Nicht einmal sein unterdrückter Zorn auf die Gerusia und der Gedanke an den fürchterlichen Anblick des Taygetos vermochten noch, ihn von Sparta fernzuhalten.


    Seine Gebeine würden nicht in Germania verrotten. Bevor es zu Ende ging, würde er heimkehren. Nicht sofort, aber bald.

  • Lurco schaute sich um und deutete kaum sichtbar nach hinten. Ihrem Trupp folgten der gute Terpander und Uniauris. Auch in Germania würden sie sich auf die Unterstützung von Terpander verlassen können, während Charislaus in Rom die Casa Leonis hüten würde. Lurco schaute noch eine Spur entspannter und glücklicher nach vorne. Schon jetzt war Germania pure Erholung und sie hatten Rom nicht einmal wirklich verlassen.

  • Scato drehte sich um, dem Fingerzeig von Lurco folgend. Ein selbst für seine Verhältnisse mürrischer Terpander folgte ihnen mit dem wichtigsten Hab und Gut. Scato grinste ihm zu, auch wenn er wusste, dass dies den Sklaven nicht aufmuntern würde. Wenn Terpander in seinen finsteren Stimmungen versank, drang nichts und niemand mehr zu ihm durch.


    Scato wandte sich wieder nach vorn. "Einen alten Baum verpflanzt man nicht, sagt man. Von diesem Spruch habe ich nie etwas gehalten. Oft genug dient er als Ausrede für charakterliche Unzulänglichkeiten, die auch schon im Jugendalter vorhanden waren. Was den alten Hellenen plagt, hat nichts mit der Reise zu tun. Terpander wird sich an die neue Situation gewöhnen."


    Und er selbst auch.

  • Lurco schüttelte freundich den Kopf.

    "Sei nicht zur hart zu Terpander, er ist eine gute, treue Seele. Das Sprichwort greift wirklich nicht, denn wer immer es in die Welt setzte Scato hat eines vergessen. Es gibt Eisvögel und es gibt Wanderfalken. Die einen Vögel sind so standorttreu, dass sie selbst dann noch an ihrer Heimat festhalten, wenn alles für sie verloren ist und die Bäche kein Futter mehr bieten. Die anderen sind stets auf Reisen und die Welt ist ihr Zuhause. Wer von beiden hat Recht? Niemand Scato, jeder hat seine Art zu leben, so auch Dein Terpander", antwortete Lurco freundlich und deutete auf Scatos Anhänger. Scato wusste was dies bedeutete, Lurco konnte sich nur nicht so weit rüber beugen, um darauf zu tippen.


    Zudem wusste Scato nicht, wer Terpander tatsächlich war und was der alte Haudegen hinter sich gelassen hatte. Scato hatte nicht einmal den Hauch eines Schimmers davon, wer dort an seiner Seite wandelte. Das Wort Krieger wurde Terpander nicht annähernd gerecht.

  • Scato zuckte die Schultern. "Was sollte es nützen, an einem Stück Erde festzuhalten? Alles, was mir lieb und teuer ist, nehme ich mit mir."


    Natürlich fand er, dass eindeutig der Wanderfalke im Recht war und der menschliche Eisvogel merkwürdig handelte. Dass man nicht alles mit sich nehmen konnte, leuchtete Scato ein, doch fand er, dass die wesentlichen Dinge alle transportabel waren, allem voran die Familie, wenn man denn eine besaß. Mit dem Fehlen des nicht-mobilen Rests konnte man sich arrangieren. Und Terpander ging es doch blendend für einen Sklaven, er genoss weitreichende Freiheiten und Selbstverantwortung. Er wurde nicht gezüchtigt, sondern war im Gegenteil jener, der andere Sklaven züchtigen durfte.


    In dieser Manier plauderten sie während des mehrwöchigen Rittes in Richtung Germania superior, der angenehm reibungslos verlief.


    Ankunft der Prätorianer >>


    Sim-Off:

    Aufgrund des Exils unseres Anführers erlaube ich mir, die Reise nun abzukürzen.

  • "Das hast Du sehr schön gesagt Scato, das rührt mich. Jedoch hat der Eisvogel sicher genauso viele Gründe für seine Entscheidung, wie der Wanderfalke. Und wir beide wissen nur ein Bruchteil dessen, was den Menschen Terpander ausmacht, was ihn mit diesem Land verbindet und weshalb derart sein Herz daran hängt.


    Mein Herz hing stets an Rom Scato, es war meine Heimat. Jedoch muss ich gestehen, dass sich dies gewandelt hat. Vielleicht ist es auch das Reiseziel, auf das ich mich derart freue. Germania. Die Heimat, in der unsere Wurzeln liegen. Die Wurzeln der Gens Purgitia. Vielleicht wird uns Germania gewähren, was uns Rom versagte. Neue Flüsse führen auch klares Wasser. Möglicherweise sieht das auch eines Tages Terpander", antwortete Lurco gut gelaunt.

  • Eine Flavia am Stadttor



    Maesa war froh endlich die stickige Kutsche verlassen zu können. Sie fühlte sich wie auf einem Rüttelbrett und diesmal spürte sie jeden Knochen. Die Straße war staubig gewesen und in der engen Kutsche war es nur eng und stickig. Noch vor dem Stadttor ließ sie anhalten und sich aus der Kutsche helfen. Sie atmete tief durch und streckt sich, zog ihren Haarschleier über ihren Kopf und sah sich um.


    Rom.. wie lange war sie nicht mehr in IHRER Stadt gewesen? Waren es Jahre, Jahrzehnte, Leben? Es war eine Ewigkeit her, zumindest fühlte es sich so für sie an. In Wirklichkeit waren es nur ein paar Jahre seit sie Rom den Rücken kehren musste. Ihr Ehemann war noch vor Ihrer Hochzeit nach Alexandria abkommandiert worden. Erst hatte sie sich gefreut, ein Abenteuer in einem fremden Land. Neue Menschen, neue Eindrücke und einen Mann der sie auf Händen tragen würde. Ein Abenteuer wurde es aber nicht so wie sie sich das vorgestellt hatte. Vor allem ihr Gatte von wegen auf Händen tragen. Sie konnte schon froh sein, wenn seine Hände sie mal berührten und wenn dann nur grob und flüchtig und nicht zart und sanft. Seien Hände waren rau und kräftig, nicht nur einmal hatte sie blaue Flecken an Stellen, die keiner sehen sollte. Er hat sie nicht geschlagen, zumindest nicht körperlich, aber seelisch hatte er es fast geschafft sie zu brechen.


    Aulus Quintius Cato war durch und durch Soldat und so hat er auch sein Haus und seine Familie geführt. Maesa war nicht dumm, sie hatte von Anfang an gewusst das es eine Zweckehe war aber, dass es so ausarten würde eher nicht.


    Sie schüttelte sich, als ob sie den Staub der Straße loswerden wollte und ging zu Fuß durch das Stadttor, dahinter wartete schon eine Sänfte und die Karren für Ihre Sachen. Sie war zurück und jetzt würde alles anders werden.

  • Hinter dem Tor trat ihr allerdings ein Soldat in den Weg. Niemand kam durch diese Porta, ohne dass die Cohortes Urbanae es erlaubten. "Salve, die Dame. Name und Begehr?"


    Die Soldaten hatten gewähnt, in ihren Rüstungen und mit ihren athletischen Körperformen unübersehbar zu sein, aber augenscheinlich musste man noch mehr Präsenz demonstrieren, was sie sogleich in Angriff nahmen. Ferox war zwar eher der unauffällige Typus, aber zumindest Ramnus, der einen Kopf größer war und geschätzt das Doppelte wog, war schwerlich zu ignorieren. Während Ferox die Dame in Erwartung ihrer Antwort ansah, schnippte Ramnus neben ihm ein Stäubchen von seinem Schulterpanzer. Vielleicht hätte man die Dame sogar unbehelligt vorüberziehen lassen, doch da sie es so verdächtig eilig hatte, nahm man sich die Zeit.

  • Kurz vor Ihrer Sänfte wurde Mae, gar nicht überraschend, von links angesprochen. Ihr war schon klar gewesen, dass man nicht so einfach durch das Stadttor schlendern kann und flubs ist man in Rom. Doch wo waren die Kerle den gewesen? Der alte Mann mit seinem Obstkarren war einfach so vor Ihr durchgeschlurft und auch jetzt kamen vereinzelt Leute einfach in die Stadt.


    Serafina dachte sich wohl das gleiche, wie konnten diese unwürdigen Wichte nur Ihre Herrin anhalten, geschweige den sogar ansprechen. Sie fing schon an sich vor den beiden Soldaten aufzubauen als eine kräftige Hand auf ihrer Schulter sie zurückhielt.


    Bo, fast 7 Fuß groß, breit wie ein Bär und auch so behaart, zog die ebenfalls große und kräftige Sklavin hinter sich. Die ehrenwerte Flavia Maesa bittet um Einlass. Sie wird in der Casa ihrer Familie erwartet.“ Ruhig und besonnen stand er schützend vor den beiden Frauen und sah auf die Männer herab. Für Ihn war es schon fast ein Redeschwall, Maesa konnte sich kaum noch darin erinnern das er mehr als Zwei Worte gesagt hätte.


    Fast, als ob sie das ganze jetzt nichts mehr angehet, drehte sie sich von den Wachen weg und sah auf die Straße, die sie gekommen war. Die angemieteten Sklaven aus Ostia begannen schon die Kisten und Truhen von den Ochsenkarren zu räumen und stapelten sie am Wegrand. Für nur einen Besuch in Rom waren es recht viele Kisten und Truhen.


    „Serafina, wir müssen dringend Einkaufen. Ich habe ja nichts mitgenommen, ich hab nur das was ich auf dem Leib trage.“


    Das war maßlos untertrieben, der Berg an Kisten wurde immer größer und höher.

  • Ferox blieb professionell und kommentierte das Gebaren weder durch Worte noch durch Blicke. "Flavia Maesa also."


    Er sah beim Sprechen an dem Kerl vorbei, ließ den Blick über die Dame, ihren Tross und das Gepäck schweifen. Sah alles einigermaßen teuer aus, würde wohl hinkommen. Ramnus besah sich die Transportmittel, betrachtete das Gepäck noch etwas mehr aus der Nähe, durchwühlte es jedoch nicht. Er nickte Ferox zu.


    Der gab den Weg frei und machte eine Geste, die anzeigte, dass sie in die Stadt einreisen durften. Dann war er gedanklich beim nächsten Passanten.

  • Maesa achtete nicht weiter auf die Stadtwache, sie stieg in die Sänfte und machte sich auf den Weg zumTempel der Bona Dea. Sie wusste das sich ihre Lebsklavin um alles weitere kümmern würde und das alles nach Ihren Wünsche lief.

  • Ein innerliches Widersterben verlangsamte die Schritte von Kyriakos. Er wandte das schwarzgelockte Haupt zurück zu dem Karren, welcher ihn bis vor die Tore gebracht hatte, wo er nun am Straßenrand parkend, mit den anderen auf das Untergehen der Sonne wartete. Buntes Volk staute sich, sie rochen nach Arbeit und Schweiß. Über sommerdürren Hügel lag der süße Duft der Natur. Leben. Kyriakos' eigene Kleidung trug den salzigen Duft der Meeresluft in sich.


    Wie anders roch der Atem von Roma. Faulige Miasmen krochen vom Tiber die Straßen hinauf, stauten sich in den Gassen. Der üble Hauch wehte hinaus aus dem Durchgang neben dem verschlossenen Tor. Kyriakos würde sich nicht an die römische Lebensart gewöhnen. Rom zehrte an der guten hellenischen Essenz, machte aus ihm eine Karikatur seiner selbst, wie einst die Hände Lysanders, der seine Schritte für immer in die eines Lahmen verwandelt und ihn seiner Zukunft als Soldat beraubt hatte. Doch trieb kein Zorn ihn mehr um. Sein Hass war nicht länger präsent, als hätte die Heimführung seines Sohnes ihn geheilt. Das schäbige Leben in der Subura wieder aufzunehmen, stand außer Frage. Er hatte sich seines edlen Blutes erinnert.


    Was rief, was lockte ihn erneut nach Rom, wenn alles Gute im Osten lag? Warum kehrte er nach Rom zurück?

  • Kurz nach der Dame sah sich Ferox einer markanten Erscheinung gegenüber. Er meinte, den Mannn schon einmal in der Castra Praetoria oder an der Porta gesehen zu haben. Doch er konnte ihn nicht exakt zuordnen. Es waren die selbst für Ferox' in solchen Dingen eher gleichgültige Wahrnehmung attraktiven Gesichtszüge, das tiefschwarze Haar und die dunklen Augen, die sich im Gedächtnis festgebrannt hatten. Wer war das nur?


    Obgleich der Mann eher nicht in das Schema fiel, das sonst für Stichprobenkontrollen herhalten musste, bedeutete Ferox ihm, Rechenschaft abzulegen. Doch er kam nicht dazu, etwas zu sagen. Asper drängelte sich dazu und schickte den sehr viel größeren Ramnus fort, um Tarpa zu helfen. "Salve! Name und Anliegen?"

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