Balneum

  • Quintus grinste. Ja, für einen Außenstehenden konnten die Familienverhältnisse der Duccier schon recht verwirrend sein.


    Wer mit wem wie verwandt ist, kannst du am leichtesten auf dem großen Stammbaum in der Eingangshalle nachvollziehen. Witjon ist mein Bruder, so wie Irminar und Brandinar Brüder sind. Die beiden sind unsere Vettern, genau so wie Phelan und Lando. Phelan und Lando sind aber keine Brüder. Phelans Bruder heißt Gero und war auch kurz bei der Ala. Dann gibt es da noch Dagmar, die zur Zeit mit ihrem Mann in Aegyptus ist, wo sie auch ihre Kinder zur Welt gebracht hat. Eila ist auch irgendwie um ein paar Ecken mit uns verwandt, aber ich weiß nicht genau wie, entsprechend also auch eine entfernte Base. Tja, und dann bleibt da eigentlich nur noch Dagny. Sie ist meine direkte Base und kam vor gar nicht so langer Zeit aus Magna zu uns. Wenn du aber alles ganz genau wissen willst, dann solltest du Irminar, Lando oder Witjon fragen. Die beiden wohnen schließlich ständig hier, wohingegen ich ja quasi nur zu Besuch bin.


    Der Eques nahm einen Schluck aus seinem Becher. Er konnte spüren, wie das kalte Wasser in seinem mittlerweile warmen Körper hinabwanderte.


    Die Geschichte der Familie wird eigentlich durch Schicksalsschläge bestimmt, von denen nur wenige hier wirklich etwas mitbekommen haben. Der Stamm meiner Mutter, die Ampsivarer, wurden vor gut zwei Jahrzehnten fast völlig ausgelöscht. Meine Mutter entkam dem Gemetzel, weil sie vorher meinen Vater traf und mit ihm ins Römische Reich zog. Mein Bruder und ich sind also unter Römern aufgewachsen, haben aber durch unsere Eltern und den Ort, in dem wir lebten auch germanisches Brauchtum gelebt. Das ist es auch, was dieses Haus so besonders und uns in den Augen der Römer so gefährlich macht. Wir sind Bürger des Reiches, aber wir sind eben auch Germanen. Wir stellen in dieser Gegend den Geist einer neuen Zeit dar, einer Zeit, in der die Römer gezwungen sind, zu erkennen, dass Germanen keine Barbaren sind, sondern eine eigene reichhaltige Kultur haben.
    Aber nicht nur die Römer sind uns teilweise feindlich gesonnen, sondern auch einige Germanen, die meinen, wir hätten unsere Traditionen und unseren Glauben verraten, nur weil wir im Reich leben, römische Kleidung tragen, Latein sprechen und mit den Römern Handel treiben.


    Quintus nahm noch einen Schluck Wasser.


    Wenn du mehr über die Geschichte der Familie wissen willst, dann solltest du dich mit Albin unterhalten, der kennt sogar noch meine Mutter von früher. Ach und ich bin sicher, dass du dir einen kleinen Schrein oder etwas Ähnliches einrichten darfst, damit du deine Götter ehren kannst.


    Sim-Off:

    Verwandtschaftsverhältnisse nochmal editiert...

  • "Den Stammbaum in der Eingangshalle habe bisher gar nicht gesehen. Das mit euren Problemen hat mir Lando schon erzählt. Es war eine weise Entscheidung von ihm besser für den Schutz der Familie zu sorgen. Dass ihr sowohl von Römern als auch von Germanen bedroht werdet, stellt fast jeder eine potentielle Gefahr dar. Es wird wirklich Zeit, das Waffentraining regemäßig abzuhalten."


    Auch Silko nahm noch einen Schluck.


    "Ich habe bereits gemerkt, dass dieses Haus von mindestens einer Göttin wohlwollend gesehen wird. Darüber bin ich sehr froh und wenn ich mir die Bewohner so anschaue muss ich sagen, dass ich wirklich Glück gehabt habe hier zu landen. Nun gilt es dieses Glück zurückzuzahlen. Sowohl Euch, als auch den Göttern"

  • Ja, da ist was Wahres dran. Bislang waren uns die Götter recht gnädig. Ich hoffe nur, dass das auch so bleibt, schließlich sind die Götter nicht nur für uns alleine da. Versteh das nicht falsch, ich opfere den Göttern, bete zu ihnen und vertraue auf sie, ab was ist, wenn sie gerade einmal woanders beschäftigt sind?


    Verstohlen sah Quintus in Richtung der Zimmerdecke. Die Götter tendierten dazu, kleine Sünden sofort zu bestrafen...

  • Silko bemerkte Arbjons kritischen Blick in Richtung Decke.


    "Solange man sich göttergefällig verhält sind sie immer bei einem, ob sie nun ihren Blick darauf gerichtet haben oder nicht. Weist du, ich bin der Ansicht dass die Götter für jeden von uns eine Rolle zugedacht haben, welche sich im laufe des Lebens ändern kann. Solange man diese so gut es geht erfüllt, ehält man ihre Gnade. Darum bin ich auch nicht Gram jetzt ein Sklave zu sein, denn ich bin mir sicher wenn ich meine Arbeit so gut mache wie ich kann, wird mir das Glück hold sein. Sei es nun im Leben, oder danach wenn meine Seele in die Duat reist und Anubis und die anderen Richter der Ma'at über mich richten."


    Der Hüne schloss die Augen und genoss das warme Wasser.

  • Nahezu lautlos stand Quintus auf. Seine Haut war nahezu krebsrot, und es war höchste Zeit, sich abzukühlen. Er stieg aus dem Becken und ging zu einem Zuber herüber, in den man kaltes Wasser pumpen konnte.


    Der Eques pumpte etwas Wasser in den Zuber und setzte sich dann hinein. Indem er die Pumpe weiter bediente übergpss er sich mit kaltem Wasser.


    Ihr scheint ein interessantes Götterpantheon in Nubien zu haben. Ich denke, du musst mir bei Gelegenheit einmal mehr davon erzählen. So, jetzt will ich aber etwas essen. Mir ist schon ganz flau im Magen.

  • Witjon führte die beiden jungen Amsivarier zum Balneum. Er öffnete die Tür und wies die beiden mit einer Handbewegung an, einzutreten.
    "Bittesehr, tretet ein und lernt die Vorzüge der Römischen Kultur kennen."
    Grinsend schob Witjon die beiden verdutzten Germanen in den Raum hinein.

  • Ragin machte große Augen: Er war in einer Art Baderaum. Daheim hatte er sich immer am Bach oder am Brunnen gewaschen. Es gab ein Becken, in das wohl das Wasser gefüllt wurde. Er schaute sich um, um zu erkennen, woher das Wasser kommen sollte. Es würden sicher hunderte von Eimern nötig sein, um dieses Becken zu füllen.
    "Wo sind denn die Eimer?", fragte er Witjon. "Wie viele davon braucht man denn, um dieses Becken zu füllen?"


    Dabei fragte er sich, wie sein Bruder bei solchen Dingen nur so ruhig bleiben konnte...

  • "Eimer? Machst du Witze?" Witjon lachte. Er ging zur Altertümlichen Amatur und ließ Wasser ins Becken laufen.
    "Schonmal fließendes Wasser aus einer Hauswand kommen sehen?"
    Ein Grinsen von einem zum anderen Ohr ließ sich nicht vermeiden.

  • Ragin staunte nicht schlecht. "Nein, sowas habe ich wirklich noch nicht gesehen. Wie funktioniert denn sowas?


    Wasser aus einer Wand...Sachen gab es...


    Ob sie wohl extra einen Bach umgeleitet hatten?

  • Witjon war begeistert. Er hatte einen Schüler gefunden, dem er einiges beibringen konnte.
    "Schonmal einen Aquädukt gesehen? Das leitet Wasser aus den Bergquellen hierher in die Stadt. Was du hier siehst ist Fließwasser aus unserem Aquädukt. Man kann diese Amatur bedienen und somit den Wasserfluß unterbrechen. Wenn du warm baden möchtest, kochst du einfach etwas Wasser vor und füllst das Becken mit Eimern. Ganz so dekadent wie die Römer sind wir ja noch nicht geworden."
    Breit grinsend zwinkerte er den beiden Neuen zu.

  • "Das ist ja toll !", staunte der junge Germane. "Haben die Römer noch mehr solche Sachen erfunden?"


    Ragin fing an sich zu entkleiden. "Du musst mir unbedingt noch mehr über solche Sachen erzählen! Außerdem würde ich gerne richtig Latein lernen und lesen und schreiben. Was machst du eigentlich so?" Ihm wären sicher noch viele Dutzend weitere Fragen eingefallen, aber er war gerade fertig mit dem entkleiden und war ins Becken gestiegen, wo ihm das kalte Wasser kurz den Atem zum reden nahm.

  • "Die Römer haben noch viel mehr nützliche Dinge erfunden. Allein das Straßennetzwerk, die Tempelanlagen oder ihre mächtigen Stadtmauern lassen auf ihr architektonisches Geschick schließen. Ich glaube ich werde dir mal einige Lehrstunden erteilen müssen."
    Witjon grinste, als Ragin ins Wasser stieg. Er würde die beiden jetzt erst einmal allein lassen. Sie hatten sicherlich einiges zu besprechen.
    "Ich lasse euch beiden jetzt allein. Albin zeigt euch später eure Zimmer. Er wird euch auch frische Kleidung bereithalten. Viel spaß."
    Mit einem Zwinkern verließ er das Balneum.

  • "Danke!" rief er Witjon noch hinterher. Und so badeten die Beiden.


    Da Ratbald nun von den kalten Wasser wieder deutlich wacher geworden war, begannen sie sich über die momentane Situation zu unterhalten.



    "Was hältst du davon? Warum sollte unser Vater einen römischen Namen haben, wenn er doch in Germanien gestorben ist? Irgendwas stimmt hier nicht...",
    grübelte der Jüngling.
    "Kannst du dir einen Grund vorstellen, warum sie uns anlügen sollten? Ich kann mir das nicht vorstellen. Meinst du sie kennen noch einen anderen Teutomar, der mit einer Raginhild verheiratet war?"


    [Edit: Gesprächsbeginn]

  • Spritzte sich Wasser ins Gesicht.
    "Ich denke nicht, dass sie uns was vormachen. Wo wäre ihr Vorteil? Wir sind ehrlich gesagt nur ein weiterer Kostenfaktor, solange wir noch keine Arbeit angenommen haben."
    Schaut seinen Bruder an.

  • "Aber warum sollte Vater einen Römernamen gehabt haben? Das ergibt absolut keinen Sinn. Dem müssen wir auf jeden Fall nachgehen, denn ich möchte unbedingt wissen, was mit unseren Verwandten passiert ist. Ich hoffe dieser Albin kann uns bald etwas mehr erzählen."


    Langsam wurde Ragin kalt, er hoffte Albin möge bald kommen und ihnen etwas zum Anziehen bringen.

  • Ragin schaute seinen Bruder ernst an:
    "Nur weil man die Stimme verstellen kann, kann man noch lange kein Latein. Ich denke es braucht ein wenig mehr um sich als Römer auszugeben."


    Er überlegte kurz.


    "Falls wir hier bleiben sollten, wird uns das übrigens auch noch blühen. Sollten das hier aber nicht die Verwandten unseres Vaters sein, werde ich weiter suchen."


    Ragin hatte sich entschlossen, und sein Bruder musste ihm deutlich ansehen, dass er sich nun nicht mehr umstimmen lassen würde.

  • "Lass mich los du ungehobelter Klotz!"


    Ragin strampelte wie ein Ertrinkender, kam aber nicht gegen Ratbald an. Zuerst war er kurz wütend, musste dann aber auch lachen und kniff seinem großen Bruder in die Seite.

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