Via | Mogontiacum - Confluentes

  • Den letzten Weg zu seiner neuen Einheit marschierte Crispus wieder mit mehr Eifer. Der Weg war beschwerlich gewesen, doch in einer Taberna in Confluentes hatte er den ganzen Vormittag geschlafen und sich mit einem kräftigen Eintopf gestärkt, sodass er nun mit frischem Mut marschierte, denn langsam wurde es ihm auf den Landstraßen fast etwas zu gefährlich. Ein Bauer hatte von Banditen erzählt, die ihr Unwesen trieben und ein allein reisender Optio auf Umzug war ein gefundenes Fressen für Wegelagerer...

  • Es war noch früh am Tag als Venusia den Weg von Mogontiacum nach Confluentes aufbrach. Noch vor dem Sonnenaufgang war sie aufgebrochen und wollte zum Sonnenaufgang die Stadt verlassen haben um diesen in Ruhe bewundern zu können. Langsam färbte sich der der Himmel im Osten rot und die erste Ecke der Sonne war am Horizont zu erkennen. Venusia zügelte ihr Pferd und verharrte hier einen Moment um der Sonne beim Aufgehen zuzuschauen. Die Baumwipfel wurden von der Sonne ebenso rot eingefärbt wie der Himmel. Es war ein wunderschönes Bild auch wenn sie wusste, dass dies bedeuten konnte, dass es wohl am Abend ungemütlich werden könnte.


    Nach einem Moment trieb sie ihr Pferd wieder an. Sie hatte noch ein gutes Stück Weg vor sich und konnte nicht ewig hier stehen bleiben. So versetzte sie ihr Pferd für einen Moment in einen schnellen Galopp ehe es dann ein wenig langsamer in Richtung Confluentes weiterging. Wie sehr mochte sie das Gefühl auf dem Rücken des Pferdes übers Land zu schweben. Die Felder und Wiesen zogen an ihr vorbei ebenso wie die Wälder. Genießerisch ließ sie sich tragen und beobachtete alles was sie umgab. Reiten war eine wunderschöne Beschäftigung und sie konnte sich nichts schöneres vorstellen um einfach mal den Alltag zu vergessen und in eine andere Welt einzutauchen.

  • Die fünf Turmae hatten die Strasse nach Mogontiacum erreicht.


    Decurio Crassus, an der Spitze reitend, gab den Befehl eine schnellere Gangart einzulegen, damit die Turmae zügig vorankam.


    Es waren noch einige Stunden bis sie Mogontiacum erreichen würden....

  • Der Statthalter hatte dem Duumvir von Confluentes zugesagt, zum Stadtfest zu erscheinen. Folglich befand sich Meridius nun zusammen mit einigen Begleitern - darunte seine Gattin, sein Cousin und mehrere Offizier, sowie der übliche Begleitschutz - auf der Heeresstraße nach Confluentes. Die Marschgeschwindigkeit war angenehm niedrig, man würde sich Zeit lassen und dennoch ankommen. Der Wagen der Damen bedingte, dass sich auch die Reiter dem gemütlichen Tempo anpassen musste. Meridius war es gerade recht, denn so konnte er seinen Gedanken nachgehen...


    "Sag mal..."


    unterbrach er seine Überlegungen und wandte sich an seinen Cousin, welcher sich neben ihm auf dem Pferd für einen Zivilisten recht tapfer hielt


    "... was hast Du Dir konkret eigentlich für Deine Quaestur vorgenommen?"


    Während er so das Gespräch anfing, breschte ein Reiter von hinten nach vorne. Offensichtlich tauschte man die Spitze aus, oder es gab eine Meldung von der hinteren Turma an die vordere Turma. Es sollte nicht Meridius Sorge sein, der Decurio war zuständig...

  • Mattiacus genoß es, wieder auf einem Pferd zu sitzen. In seiner Jugend hat er öfter mit seinen Brüdern Ausritte in die Gegend um Tarraco gemacht.


    "Die Quaestur soll mein Einstieg in den Cursus Honorum sein. Am Ende möchte ich gerne in den Senat.


    Mattiacus musste lachen.


    "Zum einen habe ich vorgenommen, alle Aufgaben, die du mir übertragen hast, zu erfüllen. Anderseits habe ich meinen Wählern in Rom versprochen, dass ich immer ein offenes Ohr für die Menschen der Provinz habe, wenn sie sich an die kaiserliche Verwaltung wenden möchten. Als Cousin des Magister Officiorum und als ehemaliger Quaestor sacrii palati habe ich, so glaub ich jedenfalls, noch einen guten Draht zu den Amtstuben im Palast."


    Mattiacus atmete tief durch.


    "Ausserdem ist die Quaestur hier, eine willkommene Abwechslung zum vollen Rom."

  • Meridius nickte andächtig. Ja, Rom konnte einem schon manchmal zum Hals heraushängen. Und auf der anderen Seite dann doch auch wieder fehlen. Wenn er daran dachte, dass Lucilla in Rom heiraten würde und er hätte vermutlich nicht die Möglichkeit an diesem Ereignis teilzunehmen... Der Gedanke tat weh.


    "Ja, der Senat."


    Er täschelte sein Pferd.


    "Man kann geteilter Meinung sein, wenn man an den Senat denkt. Sicher kann man auch heute noch viel im Senat und durch den Senat bewegen, doch die großen Zeiten dieses Kremiums sind vorbei. Rom wird von einem Mann beherrscht, der sich auf seine Truppen und eine ihm loyale Verwaltung stützt. Es wundert mich immer wieder, dass es noch Träumer gibt, die glauben die Macht zurück in die Händer der Vertreter des Volkes legen zu können. Dies Zeiten dürften entgültig vorbei sein..."


    Er blickte zum Himmel. Es war etwas bewölkt, aber nicht so, dass es unangenehm wäre. Im Gegenteil. Die Sonne brannte dadurch nicht allzusehr auf die Reisegesellschaft.

  • "Das stimmt wohl leider. Die Welt ist zu kompliziert geworden, und der Senat allein kann sie nicht regieren. Rom ist nicht mehr das kleine Dorf am Tiber, sondern das Zentrum der bekannten Welt.
    Aber der Senat ist dennoch wichtig. Aus ihm rekrutiert sich die Elite des Imperiums und für die wirklich hohen Stellen der Verwaltung muss man Senator sein. Ausserdem gibt es den Senat schon seit der Zeit, als noch Könige in Rom regierten und es wird ihn auch weiter geben. Er gehört zu Rom wie der Tiber, ohne Senat, kein Rom und umgekehrt."


    Mattiacus schaute ebenfalls nach oben. Das Wetter hielt.


    "Aber genauso wichtig sind die Equites geworden. Ohne sie, würde die gesamte Verwaltung des Princeps nicht funktionieren."

  • Ja, was Marcus sagte, entsprach der Wahrheit. Meridius nickte stumm und wandte sich im Sattel dann nach hintern und sah zu dem Wagen, welcher ihnen in geringem Abstand folgte. Was Iulia wohl gerade machte? Sicher unterhielt sie sich mit der Gattin eines der Tribune, welche zum Glück mitgekommen war, so dass es sowohl Iulia als auch der Gemahlin des Tribunen Ventidius nicht eintönig wurde. Seitdem der Tribun nach Raetia abkommandiert worden war, erzählte man sich im Castellum unter vorgehaltener Hand, dass die Frau unter Weinkrämpfen leiden würde. Meridius musste nicht lange überlegen und lud die junge Frau einfach ein, sie nach Confluentes zu begleiten...


    "Die Hälfte der Strecke haben wir schon geschafft."


    sprach er zu Marcus und verstummte dann wieder. Vater hatte hier in Germanien gedient, Meridius war hier in einem Feldlager zur Welt gekommen, auch wenn Tarraco seine Heimat war, verband ihn mit Germanien doch mehr als nur sein Beruf.

  • "Es gibt ein paar brauchbare Tropfen. Sicher, man baut auch hier Wein an, in bestimmten Gebieten, doch das ganze ist im Vergleich zu den traditionellen Anbaugebieten des Imperiums doch ein wenig rückständig. Auch wenn die Sonne hier unter Umständen einen Weinbau erlaubt, besteht jedoch kein Vergleich zu Hispania oder Italia. Glaub mir, jeder Tag mehr Sonne macht einen gewaltigen Unterschied. Und es dauert seine Zeit bis man einen geeigneten Hang, eine geeignete Sorte gefunden hat, bis sich die Weinstöcke heruasgeformt haben, die einen guten Jahrgang hervorbringen. Das geht alles nicht von heute auf morgen und die Germanen trinken doch viel lieber ihr Bier oder den Honigwein."


    Meridius lachte.

  • Der Wagen war noch nicht lange über das Straßenpflaster gerattert, da hatten sich Iulia und ihre Reisebegleitung schon im Gespräch befunden. Hätte Meridius nicht erwähnt, dass die Frau schwer mit der Abwesenheit ihres Mannes zu kämpfen hatte, hätte Iulia es sicher abgelehnt, dass sie jemand extra zu ihrer Unterhaltung begleiten sollte. Nach einer Weile kam Leontia darauf zu sprechen wie glücklich sich Iulia doch schätzen könne, das ihr Mann hier bei ihr sei. Während Iulia noch nach einer passenden Antwort suchte, trat das ein, was sie befürchtet und zu vermeiden versucht hatte, Leontia brach in Tränen aus. Iulias Beteuerungen, das ihr eigener Mann sicher auch bald wieder bei ihr sein würde, zeigten wenig Erfolg, aber nach einer Weile gelang es ihr doch das Gespräch wieder in eine andere Richtung zu lenken und Leontia zu beruhigen. Irgendwann war Leontia dann eingeschlafen.Vermutlich hatte sie in den letzten Nächten nur wenig geschlafen, denn Iulia war es ein Rätsel wie jemand bei diesem holpern die Augen schließen und einfach in Hypnos Reich entschwinden konnte. Wenn sich Leontia nicht daran gewöhnte, dass ihr Mann im Feld stand, würde sie es sehr schwer haben. Wie war es bei ihr selbst? Warum ging es ihr nicht ebenso wie Leontia? Auch wenn die Frage zur Zeit nicht aktuell war, es hatte andere Momente gegeben. Meridius bedeutete ihr mindestens ebenso viel, wie Ventidius es für Leontia tat. Sie machte sich ebenfalls Sorgen. Ließ sie nur die Vorstellungen was schlimmsten Falls passieren konnte nicht so nah an sich heran? Hatte sie mehr Vertrauen in ihn? War ihre Hoffnung, dass die Götter ihn schützen würden größer? Mitten in ihre Gedanken hinein war ein lautes Krachen zu hören, Iulia machte einen Satz nach unten und rutschte dann zur Seite. Erst war sie verwirrt und fragte sie sich was passiert war, Leontias verschreckte Augen sahen sie an. Die Arme war direkt aus dem Schlaf gerissen worden. Dann dämmerte Iulia langsam das wohl ein Rad oder eine Achse gebrochen sein musste. Ob die anderen schon etwas von dem Vorfall bemerkt hatten? Hoffentlich lohnte das Stadtfest in Confluentes diesen ganzen Aufwand.... Iulia öffnete die Tür des Wagens und kletterte vorsichtig nach draußen, dannach half sie Leontia auf die Straße.

  • Es kam wie es kommen musste, auch wenn es so nicht kommen sollte. Der Wagen hielt plötzlich an und ehe Meridius Gewahr wurde, was geschehen war, ehe sie die Pferde wendeten, befanden sich auch schon einige Männer beim Wagen und standen um ein gebrochenes Rad, während Iulia aus dem Wagen gestiegen war und etwas hilfesuchend um sich sah.


    Meridius schmunzelte, lachte dann und lenkte sein Pferd zu der Gruppe.


    "Gibt es ein größeres Problem? Nun gut, das Rad muss gewechselt werden. Ich hoffe ja, dass ein Reserverad vorhanden ist..."


    Er sah zum Kutscher und zu seiner eigenen Erleichterung nickte dieser bejahend...

  • Iulia atmete ebenfalls erleichtert auf, schließlich war in der näheren Umgebung nichts anderes als dichter Wald zu sehen und ein komplett neues Rad zu beschaffen wäre sicher sehr aufwendig und mühsam gewesen. Ja es hätte wesentlich schlimmer kommen können, auch wenn der Vorfall ärgerlich war. Iulia schaute zu Meridius hinauf.


    "Wenigstens regnet es nicht. Mal sehen wie lange es dauert bis wir weiter können."


    Ein Gutes hatte es ja, sie konnte sich etwas die Beine vertreten, bevor sie sich für die nächsten Stunden wieder dem ruckelnden Gefährt überlies. Einige Männer hatten die Kutsche inzwischen angehoben und stützten sie nun mit ein paar Holblöcken ab, auch wenn Iulia sich fragte woher sie auf einmal kamen.

  • Meridius schmunzelte. In der Tat konnte man von Glück reden, dass es nicht regnete. Bisher war das Wetter gnädig gewesen und man hatte wie es schien auch an alle Eventualitäten gedacht gehabt. Eigentlich war auch nichts anderes zu erwarten gewesen, denn die Legion dachte immer an alles und bereitete sich entsprechend vor.


    Einzig die momentane Situation war nicht perfekt, denn auch wenn sie sich gerade auf einer römischen Heeresstrasse befanden, war die Stelle an der dieses Missgeschick geschah, nicht die beste gewesen. Ausgerechnet hier war der Wald verdammt nah, und so stieg Meridius erst gar nicht von seinem Pferd, sondern delegierte die Männer aus dem Sattel, wo es nötig erschien nicht ohne hin und wieder sein Schwätzchen mit seinem Cousin fortzusetzen oder auch Iulia zu unterhalten, wenn diese nicht gerade mit der Gattin dieses Tribuns beschäftigt war.


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  • Die Zeit die sie warten mussten während das Rad repariert wurde ging recht schnell vorbei. Die Reparaturarbeiten und die Umgebung boten genug Beobachtungs- und Unterhaltungsstoff. Leontia schien es sogar ein klein wenig aufregend zufinden, auf einer Straße umgeben von Wald festzusitzen. Vorallem fiel es Iulia im Unterschied zu Meridius auf, der das ganze ungemein gelassen und routiniert anging. Für ihn war das hier vermutlich auch nur eine Lapalie Schließlich hatten es die Männer geschaft. Der Wagen hatte ein neues Rad und war wieder fahrtauglich. Iulia ließ ihrer Begleiterin den Vortritt, um dann auch selbst in den Wagen zu steigen und die Reise Richtung Confluentes fortzusetzen.

  • Es ging also weiter und Meridius atmete beruhigt durch. Das Maleur konnte beseitigt werden, aussser einer Verzögerung traten keine weiteren Folgen ein, und das war gut so. Nicht auszudenken, wenn sich die Reisegesellschaft noch weiter verspätet hätte. Zumal die Stelle wie auf einem Präsentierteller gewesen war.


    Als sich die Gruppe wieder in Bewegung setzte, wandte er sich wieder an seinen Cousin und plauerte an der selben Stelle weiter, an welcher sie vorher stehen geblieben waren.


    ...


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