[Subura] Schmierige Spelunke am Kanal

  • Tiberios, der sich ja vorhin verlaufen hatte,versuchte , Eireann und die Ancilla nicht aus den Augen zu verlieren.
    Die kleine Schankmagd schien den Weg durch die Nacht genau zu kennen., sie ging ihn bestimmt nicht zum ersten Mal. Ab und zu blieb sie stehen, von einem Hustenanfall geschüttelt.
    Da konnte man nur warten, dass sie wieder zu Atem kam.
    Als Tiberios sich umschaute, merkte er, dass sie das Forum Augustum rechts hinter sich ließen. Nun wußte er wieder, wo sie waren. Von hier aus würde er auch die Casa Furia wieder finden.
    Tiberios spürte, dass Eireann seine Hand nicht los ließ. Das gefiel ihm .
    Diese ganze Nacht war seltsam, voller Schrecken wie in der Spelunke , voller Freude wie jetzt, als er die Hand der Gallierin in der seinen spürte. So kamen sie in die Nähe des Flusses, an den Tiber

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    SKLAVE - IUNIA PROXIMA

    Einmal editiert, zuletzt von Tiberios ()

  • Tiberios führte Sulamith vom Tiberufer bis vor die Porta des düsteren Gebäudes. Die schmierige Spelunke am Kanal war in der Zeit von Tiberios 'Abwesenheit nicht besser geworden.
    Gekreische und Gelächter drangen nach draußen, und der Geruch nach Urin, ungewaschenen Leibern und schalem Bier waberte nach draußen. .
    Der Türsteher glotzte ihnen entgegen - ein Pärchen, die waren meistens unproblematisch , er winkte sie durch.
    Tiberios blieb stehen : " Du willst wirklich hier rein ?", vergewisserte er sich nochmals .

  • Sulamith hatte leise gebetet und Gott um Beistand gebeten, als sie Tiberios gefolgt war. Schließlich kamen sie in die Nähe der Taberna. Bereits von weitem konnte man das Gekreische und Gelächter, das aus dem Innern herausdrang, hören. Ebenso ließ der Gestank nach diversen Körperausdünstungen, Fäkalien und Alkohol keinen Zweifel mehr übrig, was sie dort drinnen erwarten würde.


    Bevor sie eintraten, versuchte der Grieche noch ein letztes Mal sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Doch die Hebräerin hatte ihre Meinung nicht geändert. „Lass uns eintreten“, antwortete sie. Und um ihm zu zeigen, dass sie es ernst meinte, machte sie den ersten Schritt und öffnete die Tür. Mit gesenkten Kopf trat sie ein. Mit ihrem ersten Atemzu sog sie den üblen Geruch ein, der ihr entgegenschlug. Dann sah sie kurz auf, um sich einen Weg durch die voll besetzte Taberna zu suchen. Dann schritt sie voran…

  • Tiberios dachte noch über die Worte Sulamiths nach , als sie in die Spelunke eintraten: Fürchte dich nicht, Tiberios! Dir wird dort kein Leid zugefügt. Im Gegenteil, du wirst die Botschaft des Heils dort empfangen,
    „Du musst kein Jude sein, um die Liebe Gottes zu empfangen,“. „Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind sind dem Herrn willkommen, ganz gleich, welchem Volk sie angehören oder von welchem Stand sie sind. Und glaube mir, es bedarf nicht viel, um Gutes zu tun.“


    Der Idee der völligen Gleichheit stand der statusbewußte Tiberios ablehnend gegenüber , denn sie sollte nicht nur nach oben – er wäre ein Mensch und keine Sache – sondern auch nach unten gelten : Er als gebildeter Scriba und Haussklave wäre gleich mit den ancillas dieser Welt?


    Jetzt werde ich sehen, was Sulamith unter Gutes tun versteht, dachte er, und beschloss genau aufzupassen, was geschhen würde.


    Die Erste, die ihnen entgegenkam, war das schwarzhaarige, schmutzige zahnlose Schankmädchen, das den Schläger Brutus vorher in einer cella entspannt hatte
    Sie erinnerte sich noch daran, dass Tiberios und Eireann mit der ancilla weggegangen waren.
    Jetzt kratzte sie sich unter den Achseln und sagte :
    Wo ist die ancilla ? Sie hätte schon längst wieder da sein sollen. Ich kann nicht gleichzeitig in den cellae und hier draußen sein . Wenn ihr irgendwas mit ihr angestellt habt, an dem sie krepiert ist, müsst ihr sie meiner Chefin ersetzen. „
    Das Schankmädchen schaute etwas angewidert drein.


    Tiberios zuckte die Schultern . Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Sulamith - Was würde sie antworten?

  • Die arme Kreatur, der Sulamith sozusagen in die Arme lief, war eine verdreckte und übel riechende junge Frau, die in der Taberna arbeitete. Ihre Körperausdünstungen, die nach altem Schweiß und Urin rochen, ließen darauf schließen, dass sie schon länger keine Möglichkeit hatte, sich zu waschen. Ebenso fehlten ihr die Zähne im Mund. Weiß Gott welche Krankheiten sie womöglich noch mit sich herumschleppte und an ihre Kundschaft weitergab. Die Hebräerin schauderte es bei dem Anblick dieser Frau. Dennoch blieb sie dabei, denn dies war eine Prüfung, die sich selbst auferlegt hatte - für die Ancilla.

    Die Frau hatte offenbar den jungen Griechen wiedererkannt und erkundigte sich sofort nach dem kleinen Sklavenmädchen. Mehr noch, sie drohte ihnen damit, dass sie das Kind ersetzen müssten, falls ihm etwas zugestoßen sei.
    „Die Ancilla ist zu krank und zu schwach für diese Arbeit hier. Meine Domina wird sich ihrer annehmen. Stattdessen bin ich hier und werde ihren Dienst übernehmen. Solange bis meine Domina kommt und mich auslösen wird.“ Sulamiths Worte kamen ruhig und klar aus ihrem Mund während sie ihr Gegenüber mit festem Blick anvisierte. Doch dann senkte sie ihre Augen demütig.

  • Das Schankmädchen musterte Sulamith abschätzig, die Arme verschränkt, dann schnalzte es mit der Zunge und grinste und machte ein vulgäres Zeichen.
    Es gab durchaus – Tiberios erriet die Gedanken der Schankdirne – auch noble Römer und Römerinnen, die sich vom Schmutz und dem Laster in der Subura angezogen fühlten. Wer wußte, was gelangweilten reichen Damen an Perversitäten einfiel ?
    Aber – Sulamiths Gesicht war lieb und gut, sie wirkte nicht wie jemand, der seltsamen Lastern nachging.


    Das Schankmädchen kam zu einem anderen Schluss:
    Du bist doch ein braves Mädel, das sein tägliches Auskommen hat, das sehe ich „, sagte sie : „ Wenn jemand später Geld für die ancilla bringt, könnt ihr sie auch ganz kaufen, die stirbt eh bald. Aber solange -
    Sie dachte kurz nach :
    der Schankraum is nich für dich, du kannst deinen Hintern jedoch hinter den Tresen schieben und die dreckige Bierkrrüge waschen. Is eklig , aber kaum einer tatscht dich an. Wenn jemand ein Bier will, füllst du ihm den Krug. Wenn jemand Fischsuppe will, rufst du mich. Ich werde ja sehen, wie du dich anstellst.“
    Tiberios war erstaunt, dass in dieser Spelunke überhaupt etwas abgewaschen wurde. Er selbst schwieg und runzelte die Stirn : Wollte Sulamith tatsächlich diese niedrige Arbeit tun ?

  • Sulamith ergab sich ganz ihrem Schicksal. Ganz gleich welche Arbeit sie verrichten sollte, sie würde es tun. Die Hebräerin hielt sich zwar für gewöhnlich nicht in solchen Etablissements auf, doch wusste sie, dass in diesen Tabernae nicht nur Getrunken und gegessen wurde. Zu den Aufgaben mancher Schankmädchen gehörte es, ab und an auch für die fleischlichen Lüste ihrer Gäste zu sorgen. Ebenso wenn fremde Männer sie betatschten oder ihr anstößige Dinge nachriefen. Davor graute es ihr am meisten. Doch sie hatte sich entschieden. All das wollte sie in Kauf nehmen.

    Das Schankmädchen musterte sie von oben bis unten. Wahrscheinlich um festzustellen, wozu sie taugte. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass sie sie verachtete. Im Grunde passte die Hebräerin nicht in diesen Laden. Aber auch wenn es nicht danach aussah, hatte sie die Ausdauer auch schwere Arbeiten zu verrichten.


    Als das Schankmädchen sie schließlich hinter den Thresen schicken wollte, damit sie dort das schmutzige Geschirr spülen sollte und neue Bierkrüge befüllen sollte, atmete sie erleichtert auf. „Ich werde das tun, was du mir aufgibst. Vielen Dank!“ Sie nickte dem Schankmädchen dankbar zu und wollte sofort an die Arbeit. Doch zuvor wandte sie sich noch an den Griechen. „Danke Tiberios, dass du mich hergebracht hast. Wenn du möchtest, kannst du jetzt gehen.“ Wahrscheinlich wollte Tiberios nicht länger als nötig in der Taberna verweilen. Sie hätte es ihm nicht verübelt, wenn er jetzt gehen wollte. Aber wenn er hier in ihrer Nähe geblieben wäre, hätte sie sich sicherer gefühlt. Auch wenn er weiter nichts für sie hätte tun können.

  • Tiberios dachte wieder an Balbillus und seine Räuberbande , die anscheinend Stammgäste in der Spelunke waren , und daran, dass einer der Schläger Eireann belästigt und ihn fast verprügelt hätte.


    Falls sie noch da waren, wollte er sich so hinstellen, dass er keinesfalls in ihr Blickfeld geriet, und neben dem Tresen war ein ganz guter Platz.


    Er verstand überhaupt nicht, was gerade geschah. Wenn eine iulische domina unbedingt wollte, konnte sie doch mit ihren Leibwächtern die Spelunke besetzen und die Aranea, die Besitzerin, sofern sie aufzufinden war, in den Staub treten .
    Die Iulierin würde ein paar Sesterzen anbieten, um das kleine Schankmädchen zu kaufen.
    Würde sich die Besitzerin weigern, könnte man ihr mit Auspeitschung drohen, falls sie eine peregrina oder liberta war , war sie Römerin, könnte man ihr zu verstehen geben, dass man ihr Lokal schließen würde – genug hygienische Mängel waren bestimmt aufzudecken.


    Alles würde seinen gewöhnlichen Gang gehen.
    Weshalb benahmen sich Sulamith und ihre domina nicht wie normale Menschen ihres Standes ?


    Das Schankmädchen fasste Tiberios in diesem Moment unterm Kinn : „Also Kleiner, willste was trinken oder was mit mir?“ Sie wiegte sich in den Hüften.
    Tiberios hatte weder Geld noch irgendwelche Gelüste auf diese Frau, aber er wußte, dass sie gerade ihre einzige Verbündete war .
    Er lächelte höflich : „Nein, danke. Später vielleicht.“, sagte er.
    Dann wurde das Schankmädchen von einem Gast gerufen.


    Tiberios stellte sich an den Tresen, griff nach einem schmutzigen Bierkrug, den jemand zurückgelassen hatte, und zog ihn zu sich her. Er senkte den Kopf – so sah er aus wie ein junger Mann, der tief in sein Getränk schaute.
    „Ich werde dich hier nicht alleine lassen.“, sagte er zu Sulamith. . Sie war eine Mitsklavin von Eireann, und die hätte er auch nie alleine an einem solchen Ort gelassen:


    „Aber ich bete zu allen Göttern , deinem Gott eingeschlossen, dass deine Herrin bald kommt.“

  • [FONT=]Tiberios hatte sie nicht allein gelassen. Er hatte sich an den Tresen gesetzt, so dass man sie vom Schankraum aus nicht sofort erkennen konnte. Und er hatte ihr versprochen, für sie zu beten. Ja, sie hoffte auch, dass Graecina bald eintreffen würde und sie aus dieser Lage befreite. „Ich danke dir, Tberios. Der Herr möge dich schützen!“, antwortete sie ihm. Sie war sehr froh darüber, denn in ihrem Inneren tobte die Angst, vor dem, was sie hier noch alles erwartete.


    Die Hebräerin machte sich sofort an die Arbeit. In der Zwischenzeit hatte sich eine große Menge an Krügen und Trinkgefäßen angesammelt. Zu ihrem Entsetzen bemerkte sie, dass das Spülwasser eigentlich nicht mehr Schmutz aufnehmen konnte, denn es war bereits total verdreckt. Also nahm sie den schweren Bottich. um das Schmutzwasser auszuleeren und es mit frischem Wasser zu befüllen. Dazu musste sie den Schankraum verlassen, und in einem hinteren Raum verschwinden, der dann nach draußen in eine Art Hinterhof führte. Dort konnte die das schmutzige Wasser wegschütten und sich auf die Suche nach frischem Wasser machen. Zwei Frauen, die in einer ähnlich schäbigen Aufmachung wie das Schankmädchen drinnen war, beobachteten sie dabei und begannen miteinander zu tuscheln. Eine der beiden kreischte plötzlich laut auf und konnte sich dann kaum halten vor Lachen, als sie bemerkte, wie sehr sich die Hebräerin erschrocken hatte. Zum Glück fand Sulamith bald einen Bottich mit frischem Wasser, den man anscheinend auf Vorrat von einem Brunnen geholt hatte. Sie beeilte sich, schleunigst wieder in den Schankraum zurückzukommen, um sich dort ihrer Aufgabe zu widmen.


    Mit gemischten Gefühlen nickte sie Tiberios zu, als sie wieder zurück war, um weiterzumachen. Sie arbeitete schnell, versuchte aber auch gleichzeitig ihre Arbeit gut zu machen, denn es sollten hinterher keine Klagen kommen. [/FONT]

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    Zu allem Überfluss suchte die Hebräerin nach sauberem Wasser – der junge Sklave war sich sicher, dass das Spülwasser höchstens einmal im Jahr gewechselt wurde. Aber Sulamith war wohl ein reinliches ordentliches Mädchen und wirkte hier wie ein Edelstein im Misthaufen.
    Tastsächlich kam sie von ihrer Suche erfolgreich wieder und tauschte den Bottich aus .


    Tiberios nickte Sulamith zu. Bisher schien alles glatt zu gehen.


    In diesem Moment stellte sich jemand an den Tresen, der dem Griechen bekannt vor kam. Ein junger schlanker Mann mit langem dunklen Haar, der gut aussehend hätte sein können, wären seine Augen nicht gewesen. Tiberios fand schon immer, sie ähnelten den schwarzen starren Augen von Reptilien.


    Tiberios kannte den Mann aus Alexandria , und hatte in Roma bisher nur unangenehme Begegnungen mit ihm gehabt Hier nannte er sich Anis von Alexandria, Astrologe und Wahrsager.
    Aber weder das eine noch das andere war wohl sein richtiger Name.
    Hairan ging irgendwelchen Angelegenheiten nach , warf mit Geld um sich und - Tiberios wußte es nicht besser zu beschreiben - hetzte Leute gegen die Obrigkeit auf. Athenodoros, Tiberios‘ früherer Herr hatte Hairan einmal aus seinem Haus geworfen.


    Tiberios wußte nie so genau, was der Mann von ihm eigentlich wollte - außer dass er sich über ihn lustig machte und ihn als Lustknabe bezeichnete.


    Der furische Sklave beugte sich noch tiefer, so dass er sich im Halbschatten befand, und hoffte, der unliebsame Bekannte würde ihn übersehen.


    Hairan übersah ihn wirklich, dafür entdeckte er Sulamith und setzte sofort etwas auf, was ein gewinnendes Lächeln sein sollte – es glich dem Zähnefletschen eines Wolfes:


    „Salve, Schöne – erfreulich – ein neues Gesicht.“, sagte er und ließ seinen Blick über ihre weiblichen Formen wandern: : „Wie heißt du und wo kommst du her ? Ich sehe schon, dass eine südlichere Sonne als die Romas dein Antlitz gebräunt hat – und verstehst du Latein ?“

  • Die Hebräerin konzentrierte sich ganz auf ihre Arbeit. Dabei versuchte sie sich die Krüge und Trinkgefäße nicht genauer anzuschauen, bevor sie sie nicht gespült hatte. Nur so war diese Arbeit einigermaßen zu ertragen. Manche der Becher waren nicht ganz geleert worden, so dass sich noch ein Rest darinnen befand. Für die Trinkreste gab es einen Bottich, ebenso auch für die Essensreste. Nein, Sulamiths Gedanken schweiften bei deiser Arbeit ab. Nur so war es für sie zu bewältigen. So registrierte sie auch nicht, als ein junger, recht gutaussehender Mann zum Tresen trat und dort stehen blieb. Wie lange er dort schon gestanden hatte und sie beobachtet hatte, konnte sie nicht sagen. Erst als er sie ansprach, zuckte sie vor Schreck kurz auf. Ihr Blick traf erst den jungen Mann, dann den Griechen, der zwar immer noch über jenem leeren Cervisiabecher saß, aber aus irgendeinem Grund keine Aufmerksamkeit erregen wollte. Kannte Tiberios etwa diesen Mann? Warum hatte er sie nicht gewarnt? Oder war seine Angst so groß gewesen? Was immer das auch bedeuten sollte, es war ihr nicht wohl bei der Sache. Doch sie wusste noch genau, was ihr das Schankmädchen über ihre Aufgaben gesagt hatte. Alle Gäste, die zu ihr an den Tresen kamen und Cervisia bestellten, sollte sie bedienen.


    Etwas zaghaft trat sie an den Tresen heran. Die Schmeicheleien des Mannes ignorierte sie, denn sicher war es nur das übliche Geschwätz der Männer, die hier verkehrten. „Salve, Dominus! Mein Name ist Sula und ich komme aus Creta. Was kann ich für dich tun?“ Sie machte einen kühlen, leicht eingeschüchterten Eindruck. Jedoch wollte sie ihrer Aufgabe gerecht werden. Dass sie des Lateinischen mächtig war, stand nach ihrer Antwort wohl außer Frage.


  • „Kreta ? Bestimmt schön dort.“, sagte Hairan : „ Mein Name ist Anis von Alexandria…..“


    - Alexandria - das hättest du wohl gerne – dachte Tiberios


    ...Wenn du möchtest, lese ich dir aus der Hand. Weder Gegenwart, noch Vergangenheit noch Zukunft bleibt den Kräften des Anis, Astrologe und Wahrsager verborgen., sagte Hairan ,
    schloss einen Moment die Augen und legte den Zeigefinger an die Stirn , als würde er auf die Eingebung der Götter warten:


    „ Sula ? Ein wunderschöner exotischer Name. Griechisch ist er jedoch nicht. Und welchen Stand hast du ? Eine Freigelassene ? ...Nein, warte.....du bist eine Sklavin , richtig ? Bleibt die Frage : Was macht ein Mädchen mit deiner Klasse an einem Ort wie diesem ?“


    Hairan deute um sich .

  • „Ja,“ gab sie knapp zurück und quittierte ihre Antwort mit einem müden Lächeln. Doch der Mann ließ nicht locker und säuselte weiter. Anis aus Alexandria hieß er. Anis mit den magischen Kräften, die allerding der Hebräerin allerdings kein bisschen imponierten. Sie wollte nicht mit diesem Mann sprechen und schon gar nicht sollte er ihr aus der Hand lesen. Langsam wurde sie unruhig, als er immer weiter auf sie einredete und Süßholz raspelte. Als er sie fragte, was sie denn hier mache, sah sie endlich die Chance, sich aus der Situation zu befreien.
    „Arbeiten!“, gab sie kapp zur Antwort. „Du entschuldigst mich bitte, ich muss weitermachen, sonst bekomme ich noch Ärger!“, meinte sie dann und wollte sich wieder von ihm abwenden, um zum Spülbecken zurückzukehren.

  • Mehrere Stunden waren seit Brutus' kleinem Bettspielchen vergangen. Babilus und ein paar der Männer waren schon längst gegangen, aber zwei von den Banditen der Krähe saßen noch beisammen, Tappo und Titus.
    Brutus war ebenfalls noch anwesend, aber er schlief immer noch seinen Rausch im Hinterzimmer aus, nachdem er sich an dem Schankmädchen vergangen gehabt hatte.
    Gerade war Tappo dabei dem anderen von seinem jüngsten Einbruch zu erzählen.


    | Tappo


    "Ich stehe also in diesem Lagerhaus und bin kurz davor von dem Wachhund zerfleischt zu werden, als mir plötzlich die rettende Idee kommt! Schnell öffne ich meinen Sack und hole meinen größten Dietrich heraus und bevor der Wachhund mich mit seinen Fangzähnen schnappen kann springe ich auf die Kiste hinter mir und weiche meinem sicheren Tod noch im allerletzten Moment aus!"
    Titus klebte geradezu an den Lippen des Meisters der Einbrecher.


    | Titus


    "Nein wirklich! Und was ist dann passiert?"


    "Wart's nur ab! Also ich stehe da auf meiner Kiste, der Hund duckt sich schon, um zu einem weiteren Angriff anzusetzen, als meine Hand mit dem Dietrich nach vorne schnellt und sein spitzes Ende genau in die Halsschlagader des losspringenden Hundes sticht!"


    "Nein!"


    "Doch!"


    "Wahnsinn!"


    "Ja genau, also eine riesige Blutfontäne schießt aus der klaffenden Wunde hervor und der Hund fällt wie ein Stein zu Boden, er war sofort tot!"


    Titus hätte beinahe sein Getränk umgestoßen, als er ganz aus dem Häuschen die Hände zusammenklatschte. Tappo erlebte immer so viel auf seinen Einbruchstouren, während er selbst immer nur langweiliges, unnötiges Zeug machen durfte, wie Schmiere stehen, oder Botschaften überbringen. Doch Titus fühlte sich zu höherem berufen! Er wollte auch als Bandit mit den anderen losziehen und Leute überfallen und eben Räubersachen machen, aber er wurde von allen in der Bande immer nur wie ein Trottel behandelt.


    "Aber wie ging es dann weiter? Bestimmt waren die Wachen schon direkt um die Ecke beim Gebell des Hundes, oder?"


    "Aber ja doch! Fast schon bei mir, es gab keine Möglichkeit zur Flucht!"


    "Aber wie kommt es, dass du dann immer noch lebst und hier vor mir sitzen und diese Geschichte erzählen kannst?!"


    "Ha ha, mein Freund! Kannst du dich noch an dieses halbleere Weinfass im Raum erinnern, das ich vorher erwähnt hatte?"


    "Das das der Centurio mit seiner Truppe zum großen Fest angerissen hatte?"


    "Exakt das! Ein Glück, dass ich seinen halbleeren Zustand vorher noch zufällig entdeckt hatte, bevor mich der Wachhund ein wenig ins Schwitzen gebracht hatte. Natürlich hatten die herbeigerannten Wachen sofort das ganze Lagerhaus und die nähere Umgebung durchsucht, aber dass sie auch in die Fässer und Kisten hineinsahen auf die Idee kamen sie nicht!"


    "Nein wie einfallsreich! Und wie bist du dann da wieder ganz hinaus gekommen?"


    "Natürlich auf eine ganz einfache Weise! Ich saß also in diesem Fass mit dem geschlossenen Deckel über mir und von den Füßen bis zum Bauchnabel in Wein getaucht, das heißt eigentlich bis zum Hals, der Oberflächenspiegel ist ja angestiegen wie ich mich hineingesetzt hatte. So saß ich in dem Fass und blieb dort einen ganzen Tag lang, bis endlich jemand kam und die Fässer abholte. Der hat mich hübsch auf seinen Wagen verladen zusammen mit den anderen Weinfässern die natürlich voll waren. Dann, als er nachts durch die Straßen Roms ratterte, um die Fässer auf den Palatin zu bringen, rollte ich mich einfach vom Wagen herunter, das Fass zerbarst auf dem Pflaster und ich war frei!"


    "Nein!"


    "Doch!"


    "Aber das muss ja auch ein wenig Aufsehen erregt haben!"


    "Hat es auch, mein Bester! Das waren ja aufeinander gestapelte Fässer, die sind natürlich alle mit mir vom Wagen gefallen, als ich meines ins rollen gebracht hatte!"


    "Und der Fuhrmann?"


    "Hat natürlich wie am Spieß geschrien! Aber was sollte er machen, wir waren ja nicht mehr im scharf bewachten Lagerhaus der Urbaner, sondern irgendwo des Nachts in den Straßen Roms. Ich habe mich daher aufgerappelt und bin getürmt so schnell es mir in meinem Zustand möglich war!"


    "Das klingt alles so aufregend! Und hast du auch bekommen, weshalb du in diesem Lagerhaus warst? Was war es, was du stehlen hast müssen?"


    Nach dieser Frage antwortete der Meister der Einbrecher nicht sofort, sondern tippte sich nur auf die Nase.


    "Das Titus, ist nicht deine Angelegenheit. Nur so viel, ich habe bekommen was von mir verlangt wurde und der Hauptmann war sehr zufrieden mit mir!"


    Das verpasste Titus dann doch wieder einen kleinen Dämpfer. Na klar, das Abenteuer an sich walzte Tappo groß und breit vor ihm aus, aber der eigentliche Grund dieser Mission war wieder mal zu wichtig und zu geheim, um es auch dem Schlusslicht der Bande zu verraten!


    "Ob wohl auch die Krähe von deiner..."


    | Brutus


    "Still jetzt ihr elenden Waschweiber!"
    Ertönte es da plötzlich hinter Titus, der heftig zusammenzuckte. Brutus stand direkt hinter ihm, offensichtlich war er von seinem Schönheitsschlaf erwacht. Wie ein nasser Sack ließ er sich auf seinen alten Platz von vorhin plumpsen. "Brav ihr Tröten, meine Cervisia steht noch genau da wie vorher auch noch, also wird mein Messer wohl keine Arbeit mehr mit euch bekommen heute."
    Titus schluckte, Tappo hingegen grinste nur überlegen. Brutus bemerkte das und grollte weiter: "Was gibt es da so blöd zu grinsen, Rübenfresse?!"


    "Och nichts nichts, es ist nur herzallerliebst zuzusehen, wenn das große Pummelchen sich über sein Fläschchen freut."


    "Ich stech dich ab!"


    Schon fuhr Brutus brüllend wie ein Stier hoch und zückte einen Dolch, um sich auf Tappo zu stürzen, doch dieser wich im letzten Moment aus und Brutus stolperte in seiner Wucht über Tappos Stuhl und weiter mit dem Kopf voran voll gegen die Wand, wo er zusammenbrach. Der Meistereinbrecher brach seinerseits in schallendes Gelächter aus, während Titus nur mit ganz weißem Gesicht daneben saß und nicht fassen konnte, was da gerade passiert war.


    "Du bist wirklich lebensmüde...kann das sein?" fragte er immer noch ganz fertig, jedoch auch mit einem leicht bewundernden Unterton Tappo. Dieser schnaubte und winkte ab. "Ach, eigentlich ist Brutus ja ein ganz lieber, wenn er nicht gerade gegen irgendwelche Wände läuft."
    Schon wieder eine Stichelei gegen den Schläger! Kannte Tappo denn gar keine Angst? Titus blieb der Atem weg. Keuchend und stöhnend rappelte sich Brutus wieder hoch, sich dabei den Kopf reibend, wo sich eine große Beule zu bilden begann. Brummig und knurrend steckte Brutus das Messer weg und setzte sich wieder an seinen Platz.
    "Das wirst du mir büssen, Rübenfresse..."
    Tappo verzog in gespieltem Ernst die Miene und nickte mehrmals. "Natürlich werde ich das."


    "Jetzt sieh sich einer diese Sauerei an! " rief Brutus, denn jetzt erst bemerkte er, dass er bei seinem wütenden Aufspringen vorher auch an den Tisch gestoßen und sein Getränk umgeschüttet hatte.
    "He du, du abgebrochener Kümmerling! Hol mir was neues zu trinken, wenn du keine Angst vor den Schankmädchen hast!"


    Wie von der Wespe gestochen sprang Titus sofort auf, um zur Schank zu eilen. Er und Angst vor den Schankmädchen, dass er nicht lachte! Dem würde er zeigen wie er mit den Schankmädchen umging! Also trat Titus zu einem braunhaarigen jungen Ding von schlanker Figur und zog grob am Schulterstoff ihrer Kleidung. "Hee, du! Mein Freund dort hat sein Getränk verschüttet, mach das sauber! Und gleich noch eine Runde für uns, verstanden?"


    Er und Angst vor Frauen...so weit kam's noch!

  • Tiberios war erstaunt, als Hairan den Flirtversuch mit Sulamith abrupt abbrach und wieselartig verschwand.


    Aber dann entdeckte er , warum der Mann sich so schnell zurückzogen hatte:
    Mindestens drei Männer von Balbillus Räuberbande hielten sich in der Nähe auf. - und einer davon war unzweifelhaft Schläger Brutus.
    Hairan schien so viel über diese Typen zu wissen, dass er ihnen nicht in die Quere kommen wollte, und Tiberios beneidete Hairan, darum, wie schnell er den Schauplatz räumte.


    Diesen Männern ein zweites Mal aufzufallen, das konnte nur übel enden. Da würde ihn auch sein Alexandriner Mundwerk nicht mehr retten. . Tiberios schaute also in seinen leeren Becher, tat so, als sei er noch voll und hoffte, dass der Halbschatten ihn unsichtbar machen würde.


    Doch jetzt kam der Jüngere von den Dreien auf den Schank zu, zog ziemlich grob an Sulamiths Tunika und befahl ihr in barschem Ton an ihren Tisch zu kommen.

  • Eigentlich hatte sie erwartet, dass Anis nicht so schnell locker lassen würde. Doch offenbar hatte ihre Abfuhr Wirkung gezeigt, als sie ihn einfach stehen gelassen hatte. Endlich belästigte er sie nicht länger, so dass sie sich in Ruhe wieder dem Berg aus schmutzigem Geschirr widmen konnte.


    Bevor sie jedoch das Spülbecken erreicht hatte, wurde sie plötzlich ganz unsanft an der Schulter gepackt. Vielmehr war es eigentlich der Stoff an der Schulter ihrer Tunika, den der Rüpel erwischt hatte und der dem heftigen Ruck nicht länger standhalten konnte. Sie hatte noch ein charakteristisches Geräusch vernommen, welches Stoff verursachte, wenn er riss. Das und der Schreck, als sie jemand auf diese Weise angefasst hatte, ließ sie spitz aufschreien. Während ihre eine Hand automatisch an ihre Schulter griff, um zu fühlen , wie groß der Schaden war, blickte sie erschrocken in das Gesicht des Mannes, der sich scheinbar wie aus dem Nichts neben ihr aufgebaut hatte. „Was?“, fragte sie ängstlich und vermied dabei dem Mann direkt anzublicken. Dann begriff sie endlich, was er von ihr wollte. Ihr Blick richtete sich auf die unheilvolle Ecke des Schankraums, wo sich die Kumpane des Mannes lautstark amüsierten. „Drei Cervisia?“, fragte sie unsicher. Ihr Unbehagen war ganz deutlich in ihrer Stimme zu hören.
    Wie getrieben griff sie zu drei der frisch gespülten Becher und schenke Cervisia ein. Als sie damit beschäftigt war, wurde ihr auf unangenehme Weise bewusst, dass sich ihre eingerissene Tunika an der Schulter selbständig machte und ein wenig herunterrutschte, so dass ihre Schulter entblößt war. Ungeachtet dessen stellte sie die drei Becher auf ein Tablett und nahm noch einen Lappen. Dann bahnte sie sich ihren Weg zu besagtem Tisch und stellte das Tablett ab. „Frisches Cervisia für die Domini,“ murmelte sie, als sie die Becher den Männern servierte. „Der Dominus sagte auch, es sei etwas verschüttet worden.“ Es klang fast schon wie eine Entschuldigung. Mit ihrem Lappen wischte sie schnell die Pfütze auf dem Tisch weg, damit sie sich möglichst schnell wieder hinter den sicheren Tresen retten konnte.

  • Tiberios schaute Sulamith nach, die wie ein echtes Schankmädchen mit entblößter Schulter – da konnte sie freilich nichts dafür, der Mann, der sie so angefahren hatte, hatte ihr gerade die Tunika zerfetzt- am Tisch der drei Räuberkumpane servierte.


    In dem Moment stieß ihn die Schwarzhaarige in die Rippe : „Hab doch gesagt, das Mädel soll hinterm Tresen bleiben .“, murmelte sie zu ihm : „Jetzt marschiert die los, was glaubt se eigentlich. Das sin Titus, Brutus und Trappo, mit denen is nich gut Kirschen essen, wenn man sich da rumziert. Und hinerher is das Geschrei groß.“
    Kann ich etwas tun ?“, fragte Tiberios höchst beeunruhigt.
    Die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf :
    Meinst du hier den edlen Retter spielen ? Neee- besonders dem Brutus kommt es auf eine Leiche mehr oder weniger net an .Und du wärst eine hübsche Leiche.“
    Sie kicherte kokett mit ihrem zahnlosen Mund und schlug Tiberios auf die Schulter, dass es krachte.


    Das Schankmädchen nahm einen Lappen vom Tresen. Eine steile Falte erschien auf ihrer Stirn.
    Tiberios hoffte einen Moment, sie würde Sulamith ablösen, aber da riefen andere Gäste nach ihr ,und die Schwarzhaarige sputete sich.

  • | Titus


    "Ja genau, drei Cervisia!" bestätigte Titus und machte sich noch ein wenig größer, danach begleitete er die Hübsche zurück zu ihrem Tisch, wo Tappo aufschaute und ganz leuchtende Augen bekam angesichts der zauberhaften neuen Bedienung, die er noch gar nicht hier gesehen hatte bis jetzt. Auch Brutus schaute auf und knurrte anerkennend.


    | Brutus


    "Wo hat diese fischäugige Sau von Aranea nur dich zierliche Grazie für ihre Schank hergestohlen?" Bei diesen Worten wechselte Tappo jetzt den Blick von Sulamith auf Brutus, ganz so, als ob er von dessen Worten überrascht war. Nanu, das war ja gerade eben fast schon ein intelligenter Satz aus dem Munde des Rüpels gewesen, wurde Brutus denn etwa zum Dichter bei schönen Frauen in seiner Nähe? Ein fürchterlich schlechter Dichter, aber eine gewisse Poesie bildete sich der Meister der Einbrecher ein erkannt zu haben. Brutus beobachtete wie Sulamith die Cervisiakrüge auf ihrem Tisch abstellte und dann sich um die feuchte Stelle vor ihm kümmerte. Dabei hatte er einen wunderbaren Ausblick auf ihre Oberweite und so war er nur ganz still und starrte wie ein kleiner Junge.


    Titus stand neben Sulamith und schaute von ihr und Brutus hin und her, immer noch ganz gekränkt über dessen Kommentar von vorhin. Er musste irgendwas tun, um dem Kerl zu beweisen, dass er sehr wohl mit Frauen umzugehen verstand!
    Brutus sollte sehen wie gut er das konnte und dieses weibliche Geschöpf hier vor ihm bot sich ihm ja geradezu an mit dieser nackten Schulter. Bestimmt war das ein stummes Zeichen von ihr an ihm, dass sie interessiert war. Ja das musste es sein, also hieß es nur noch auf dieses Angebot einzugehen. So trat Titus hinter Sulamith und legte seine Hände auf ihre Schultern, nachdem sie mit dem Fleck fertig geworden war. Er massierte ihr ungefragt die Schultern und raunte in ihr Ohr: "Das hast du gut aufgewischt ich bin sicher du hast auch noch ganz andere Talente, was?"
    Um es ihr mit einem unauffälligen Zeichen gleichzutun schob er sein Becken etwas vor und deutete kleine Stöße auf ihrem Hintern an.
    Brutus würde bestimmt Augen machen, wenn er mit dem Schankmädchen erst fertig war!

  • Inzwischen sehnte sich die Hebräerin wieder zurück zu dem Spülbecken, denn in der Gegenwart dieser drei Männer fühlte sie sich schrecklich unbehaglich. Und das nicht nur, weil die Drei sie anstarrten, ja sie mit ihren Blicken förmlich auszogen und scheinbar jede ihrer Bewegungen mitverfolgten. Schlimm genug war es, dass der eine ihr unverhohlen ins Dekolleté schaute während sie über dem Tisch gebeugt war und denselben abwischte. Als einer der Drei sie dann auch noch ansprach, erschauderte sie innerlich. Das Letzte was sie wollte, war mit einem dieser Männer in ein Gespräch verwickelt zu werden. „Ich helfe heute nur aus,“ gab sie mit zittriger Stimme zur Antwort.


    Gerade als sie sich wieder aufrichten wollte, legte der Mann, der sie an den Tisch gelotst hatte, seine Pranken auf ihre Schultern und begann sie ungefragt zu massieren. Sie erschrak zunächst, doch dann begann sich ihr Körper zu versteifen. Es widerte sie noch mehr an, als der Rüpel ihr dann auch noch ins Ohr flüsterte und sie seine Gegenwart ganz dicht hinter sich spürte.
    „Ich habe nur ganz wenige Talente, Dominus! Bitte, ich habe zu arbeiten!“, flehte sie. Ihre Angst wuchs und wuchs. Sie musste hier weg von diesem Tisch! Sofort! Aber es gab keinen Ausweg: Vor ihr der Tisch, hinter ihr dieser Kerl, der sie bedrängte und dann noch die beiden anderen Männer, die scheinbar gebannt dieses Schauspiel verfolgten.
    Langsam wollte sich der Gedanke in ihr festigen, dass es vielleicht doch keine gute Idee gewesen war, hierherzukommen und den Platz der Ancilla einzunehmen. Doch hier ging es in erster Linie nicht um sie, sondern um das Kind, dem sie helfen wollte. Also war das hier nichts anderes als eine Prüfung, die sie bestehen musste. Sollte sie also alle über sich ergehen lassen?
    Sie konnte zumindest versuchen, dass es nicht zum Schlimmsten kam. Vor allem musste sie sich nun irgendwie aus ihrer Position herauswinden, um anschließend einen Fluchtversuch zu unternehmen zu können. Ersteres gelang ihr auch. Sie hatte sich tatsächlich umdrehen können und hatte nun den Tisch im Rücken. Doch vor ihr stand nun ganz dicht gedrängt dieser Berg von Mann. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, an diesem Koloss vorbeizukommen.

  • Tiberios machte wieder eine Bewegung in Richtung Sulamith, aber da kam das schwarzhaarige Schankmädchem zurück und schüttelte unmissverständlich den Kopf und hielt ihm die Hand vor die Brust.
    Lass es, sagten Gesten und Blick.
    So abgebrüht und grob die Frau Tiberos vorgekommen war, so gutherzig war sie doch offensichtlich, denn jetzt ging sie auf den Tisch mit den drei Männern und der bedrängten Sulamith zu und brüllte schon von Weitem :
    „ANCILLA , sofort zu mir, du faules Stück ! Bei den Göttern, das Mädel hat weniger Verstand als wie ein Esel ! Auf dem Misthaufen, wo sie gefunden wurde, hätte man sie liegen lassen sollen ! ANCILLA ,HIERHER !“

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