Triclinium | Conventus Flaviorum

  • Ein Meilenstein war gelegt. Mit einem freudigen Nicken bestätigte ich das Klientel und ließ kurz darauf mein Gesicht einfrieren, um jene unschöne Szene an mir vorbeisegeln zu sehen. Hatten meine Eltern Wert darauf gelegt uns Sitte, Anstand und Moral zu lehren, mußte in anderen Villen der Gens Flavia die Leine zu lasch gehalten worden sein.


    Ich hielt mich heraus. Es war und ist Felix Haus und er schien sowieso die Rute gut zu führen. So wartete ich einfach ab, bis die Szenerie geklärt war und nahm mir erst dann einen kleinen Happen auf meinen Teller.


    Den Blick ließ ich zu meinem Bruder wandeln. Er hatte bisher die Informationen für Felix bereit gehalten, nun wollte ich sehen, ob es noch andere Neuigkeiten gab, die für den Fortgang der Familienära intressant, wie wichtig waren.


    Meine Gedanken hielt ich also noch zurück. Es war weder dringend, noch übermäßig wichtig. Später für einen gesprochenen Satz noch genug Zeit.

  • Milo kümmerte sich nicht um das ganze Hin und Her im Triclinium. Er kümmerte sich lieber um die Vernichtung des Mahls. Zwar machte sich bei ihm allmählich der Anfang eines gewissen Sättigungsgefühls bemerkbar, doch solange er der Unterhaltung noch nichts beizutragen hatte nutzte er lieber die Zeit. Er war schon immer eher ein effektiver als ein in Ruhe genießender Esser gewesen, auch wenn das seinen Tichmanieren keinen Abbruch tat. Allerdings rechnete Milo auch nicht wirklich damit, dass man seine Meinung noch zu irgendwelchen Themen erfragen würde. Während er sich von einem Sklaven Wein nachschenken ließ, ruhte sein Blick für einige Sekunden auf seinem Vater, oder dem, der es sein sollte. Es war Milo in der Zeit seit seiner Ankunft in Rom nur allzu bewusst geworden, dass jener ihm kaum mehr Unterstützung zuteil kommen lassen würde, als jedem anderen hier im Raum. Einen Sonderstatus als Sohn hatte Milo nie gehabt und er würde einen solchen wohl auch nie haben, im Gegensatz zu Felix Quasi-Erstgeborenen. Während Milo anschließend von seinem Wein trank, erinnerte er sich seines vermeintlichen Zwillingsbruders Furianus. Würde er behaupten, dass diese Gedanken frei von jeglichem Neid gewesen wären, so hätte er lügen müssen. Selbst wenn jener nun im fernen Hispania einer zweifelhaften Arbeit nachging, die er ihm wirklich nicht neidete, so war sich Milo sicher, dass sein Vater sich dazu vorab beim Kaiser selbst für Furianus eingesetzt hatte. Zwar gab es aktuell in seinem Leben nichts, was er sich vom Kaiser gerne erbeten hätte, doch die vermeintliche Ungerechtigkeit wurmte ihn sehr. Stumm zog er eine Platte mit zartem Hühchnenfleisch zu sich heran und bedachte seinen eigenen Teller mit einer ansehnlichen Portion. Er hoffte, dass der ominöse Garum-Sklave hier nicht auch schon zugeschlagen hatte.

  • Ich hob etwas meine Brauen an, wollte mein Verwandter nun wirklich das Geschäftliche inmitten eines Abendessens klären? Das war dann doch etwas würdelos, aber ich verbarg meinen Unmut darüber mit der Übung vieler Jahre, denn die Ansichten meines Vaters und die meinen hatten sich auch oft grundlegend unterschieden. Mit dem geringen Vorteil, dass ich nun am Leben war und er nicht - so löste man heutzutage am schnellsten irgendwelche Konflikte.


    Da mir Felix aber lebendig deutlich mehr von Nutzen sein würde als tot, schob ich diesen Gedanken energisch beiseite - ausserdem gehörte er zur Familie. Man musste sich den Ärger ja nicht unbedingt noch mehr ins Haus holen, als er durch Furianus schon hinein gezerrt wurde. Ein wenig streckte ich mich aus und angelte mir einige Fleischhappen von jenem Teller, den ein Sklave herumreichte und blickte wieder in die Richtung des Flavius Felix, insgeheim hoffend, das Fleisch noch würzfrei vorzufinden. Irgendwann würde ich diese dusseligen Sklaven auspeitschen lassen, die an alles und jedes Garum dranpackten.


    "Nun, wir haben uns viele Jahre lang nicht gesehen, und wenn ich mich recht entsinne, war ich bei unserem letzten Aufeinandertreffen noch ein Junge ohne allzu viel Sinn für das Bedeutsame - es wäre mir lieber gewesen, wir könnten einander noch ein wenig mehr kennenlernen, bevor wir eine so bedeutsame Beziehung eingehen wie die des patronus und des cliens."

  • Da ihm der Gedanke an die bevorstehende Hochzeit noch immer nachhing und den Appetit verdarb, griff Gracchus auch beim Hauptmahl nur mäßig zu. Dennoch entging ihm nicht die Gier, mit welcher seine Verwandten sich dem Essen widmeten und er nahm sich vor, bei Zeiten darüber nachzudenken, den Essensetat für die Villa ein wenig anzuheben. Seinem Bruder nickte er zustimmend zu, jener tat gut daran ihm unter das Patronat des Felix zu folgen. Auch dem Fehlverhalten Aristides' Tochter, der Reaktion Felix' und der Reaktion Aristides' auf jene folgte er schweigend, doch nicht weniger interessiert, während er sich eine einzelne dünne Scheibe Fleisch auf seinen Teller lud. Er fragte sich, wie die beiden Brüder zueinander standen, doch augenscheinlich zählten konkrete Verwantschaftsgrade wenig für Felix. Gracchus quälte einen Bissen Fleisch hinunter, als Aquilius Felix' Patronat zwar nicht offen ausschlug, doch nicht weit davon entfernt war. Er blickte seinen Vetter durchdringend an und schüttelte langsam, unmerklich den Kopf um jenem anzuzeigen, dass er damit auf dem falschen Weg war. Sie alle wie sie hier saßen hatten nichts vorzuweisen, bis auf die Namen ihrer großen und mächtigen Väter. Allein Felix gehörte selbst zu jenen großen und mächtigen Männern, und sein Angebot auszuschlagen würde nur ein Verhältnis belasten, welches Aquilius früher oder später ohnehin anstreben musste, wollte er sich aus seiner Familie lösen und etwas in Rom erreichen.

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  • Zitat

    Original von Secundus Flavius Felix
    "Du warst beim Kaiser? Das wusste ich nicht."


    Hoffentlich war ihm dort kein Imbiss vorgesetzt worden.


    Grummelnd zog Marcus den Kürzeren. Zwar ärgerte er sich durchaus, doch das verflog so schnell wie der Rauch einer Kerze. Marcus widmete sich wieder dem Essen und musterte die nächsten Gänge. Zufrieden betrachtete Marcus das viele Garum drum herum. Die Eier waren schon etwas fad gewesen. Schön, daß das Fleisch wenigstens gut gewürzt schien. So ließ sich Marcus etwas davon reichen und fing nun an, langsamer zu essen. Der gröbste Hunger war schließlich schon gestillt und sein Bauchgrimmen vergangen. Bei Felix Frage hob Marcus kurz den Kopf und sah ihn wieder mit einem recht gutmütigen Ausdruck an.


    "Ja, das war ich!"


    Dann widmete er sich wieder dem Fleisch. Solch eine subtile Frage, die Felix somit in den Raum geworfen hatte, war einfach zu subtil für Marcus. Während er das Fleischstück aß, sah er immer mal wieder zu den Anderen und nickte verstehend bei den Worten von seinem Vetter. Nach dem halben Fleischstück lehnte sich Marcus zurück. Er würde sicherlich noch eine gute Portion vertragen, aber jetzt wollte er erst mal ein wenig das Andere sacken laßen. Marcus nippte an dem Wein und sah in die Runde. Dabei grübelte er über seine Verwandschaft nach. Irgendwie erstaunte ihn die Mischung schon. Der wortkarge, etwas bissige Felix, der seinem Sohn Milo doch kaum glich. Dabei musterte er Milo und Marcus blieb nicht verborgen, daß jener wohl nicht sehr gut gelaunt war. Marcus nahm sich vor, noch ein paar Worte später mit ihm zu wechseln. Dann der eloquente und geniale Gracchus, sein lebenslustiger und doch gebildeter Vetter Aquilius und schließlich der etwas sonderbare Luculus, den Marcus am wenigsten einzuschätzen vermochte. Hatte der nicht ein Faible für Fischteiche? So ein Gerücht hatte Marcus mal gehört.

  • Zitat

    Caius Flavius Aquilius
    "[...]es wäre mir lieber gewesen, wir könnten einander noch ein wenig mehr kennenlernen, bevor wir eine so bedeutsame Beziehung eingehen wie die des patronus und des cliens."


    Geistesabwesend zog ich die Platte Hühnchenfleisch, die vor Milo stand, zu mir herüber, und kostete. Naserümpfend hielt ich die Platte dem Sklaven mit dem Garum-Krug hin, der sicherheitshalber hinter mir Aufstellung bezogen hatte, nahm ordentlich, und stellte die Platte wieder vor Milo hin.


    "Wie du wünschst, Caius. Doch ich fürchte ein ausreichendes Kennenlernen würde sich noch lange hinausziehen, bei der wenigen Zeit die ich in Rom verbringe. Vielleicht wirst du dich ja bis zu meiner Abreise entscheiden können."


    Danach wandte ich mich wieder Aristides zu.


    Zitat

    Marcus Flavius Aristides
    "Ja, das war ich!"


    Ich hob eine Augenbraue. Hatte ich ihn eingeschüchtert, traute er sich nicht mehr ungefragt zu sprechen?


    "Worüber habt ihr geredet? Und was ist dabei herausgekommen?"

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  • Der warnende Blick Gracchus' war mir nicht entgangen und innerlich seufzte ich leise. Er würde es wahrscheinlich nie gänzlich nachvollziehen können, wie vorsichtig man letztendlich als hispanischer Flavier innerhalb dieser Familie vorzugehen gezwungen war. Der Schatten von Messalinas Dummheit schwebte noch immer allzu dunkel über meinem Familienzweig und ich konnte und wollte das Risiko nicht eingehen, dass irgendwann Felix genau diesen Schatten auf mich zurückgeworfen sehen würde ... aber anscheinend bewertete er all dies ein wenig anders.
    "Wenn es nach mir allein ginge, wäre ich sofort bereit, Dein Patronat anzunehmen, Felix, glaube nicht, ich begegnete Dir mit Misstrauen. Doch bleibt mir stets die Erinnerung an die recht unrühmliche Vergangenheit meines Familienzweiges, sodass ich Dir die Gelegenheit bieten wollte, Dich davon zu überzeugen, dass mich nichts mit den Schandtaten der Ausgestoßenen verbindet. Wenn Dir dies allerdings zweitrangig ist, so bin ich mit Freuden der Deine."

  • Wieder hatte dieser verdammte Sklave mit dem Garum zugeschlagen. Milo verzog angewidert das Gesicht, nachdem er einen ersten Bissen von seinen eben frisch ergatterten Hühnchenfleisch genommen hatte. Unauffällig warf er einen misstrauischen Blick in die Runde. Schließlich war seine erste Portion von diesem Teller noch nicht derart verdorben gewesen. Einer der anwesenden Flavier musste die Schuld an dieser Beleidigung eines jeden Kochs tragen. Milo taxierte jeden einzelnen der Anwesenden genau, bis seine Aufmerksamkeit schließlich auf seinem hispanischen Vetter Aquilius verharrte. Es fiel ihm wie Schuppen von dem Augen. Dies war der Schuldige, natürlich, wer sonst sollte es gewesen sein. Milo erinnerte sich nur allzu gut, schon bei der Vorspeise eine gewisse Unzufriedenheit Aquilius' mit seinem Essen beobachtet zu haben. Die Tatsache, dass er ein Hispanier war, ließ letztlich keine weiteren Zweifel offen. Er überlegte, ob er diese Zumutung an seinen Gaumen umgehend ansprechen sollte. Doch mittlerweile war ihm der Appetit ohnehin endgültig vergangen und er entschied sich zu schweigen. Widerwillig schluckte Milo das Garum mit dem bißchen Hühnchengeschmack herunter und ließ seinen noch fast vollen Teller durch einen Sklaven entfernen. Stattdessen begann er sich nun dem Wein zu widmen und nahm dazu eine etwas gemütlichere Position auf der Kline ein.

  • Warum starrte mich Milo gerade so an? Ich schluckte mein Stück Fleisch herunter und warf ab und an einen Blick zu ihm. Er aß so langsam und in sich gekehrt, als sei das Essen für ihn deutlich wichtiger als die sich darum rankenden Gespräche. Dass er jetzt schon zum Wein griff, ließ nur einen Schluss offen: Reichlich mit Garum versetzte Nahrung, denn das salzige Zeug trieb einem den Durst brutal in die Glieder, und das mit einer Vehemenz, dass man fast keuchen und spucken musste. Garantiert war Milo schuld daran, dass auch alle anderen Anwesenden unter der viel zu hohen Garumkonzentration bei allen möglichen Sachen zu leiden hatten, und Felix ließ es ihm durchgehen, weil er sein Sohn war. Diese himmelhochschreiende Ungerechtigkeit ließ mich kurz empört den Atem einziehen, als der nächste Sklave irgendwelche unter einer reichlichen Garum-Menge unerkennbaren Fleischstücke auf einem Teller herumreichte, und ich beschloss, mit Milo im Anschluss dieses Essens ein ernstes Wörtchen zu sprechen.

  • Ente wäre jetzt schön! Leider stand Marcus Lieblingsspeise nicht auf dem Essensplan des Abends. So begnügte sich Marcus mit lediglich dem Hühnchen und riss von dem Brüstchen ein Stück weißen Fleisches ab und tunkte es ins Garum. Genüßlich und dann doch einigermaßen manierlich verspeiste er es und trank einen tiefen Schluck Wein dazu. Die Blicke der Familienangehörigen entging Marcus völlig. So sah er nur kurz zu seinem Bruder, der ihm selten wie ein Bruder erschien. Milo war mehr Marcus Bruder als Felix. Und Milo stand von der Familie Marcus einfach am nächsten, mal abgesehen von seinen Kindern.


    „Über dies und jenes...die Legio Prima, wie es für die Neuversetzten dort ist. Ob ich sein Klient werde und dann ob ich vielleicht eines Tages zu den Prätorianern gehe. Er hat mir ein Angebot dazu gemacht.“


    Noch ein wenig Fleisch gegessen. Dazwischen riß sich Marcus etwas von dem Brot ab und kaute genüßlich das Hähnchenfleisch. Dabei ließ er seinen Blick schweifen. Was für eine Familie. Und allesamt recht ehrgeizig, hatte Marcus das Gefühl. Und dem war ja auch gut so. Doch trotzdem fühlte sich Marcus dadurch noch mehr bedrängt, Karriere zu machen. Schließlich gehörte er neben Felix zu den Ältesten der Runde und da mußte man doch mit gutem Beispiel voran gehen. Marcus seufzte und ertränkte die Unzufriedenheit darüber im Wein.

  • Zitat

    Aquilius
    "Wenn es nach mir allein ginge, wäre ich sofort bereit, Dein Patronat anzunehmen, Felix, glaube nicht, ich begegnete Dir mit Misstrauen. Doch bleibt mir stets die Erinnerung an die recht unrühmliche Vergangenheit meines Familienzweiges, sodass ich Dir die Gelegenheit bieten wollte, Dich davon zu überzeugen, dass mich nichts mit den Schandtaten der Ausgestoßenen verbindet. Wenn Dir dies allerdings zweitrangig ist, so bin ich mit Freuden der Deine."


    Beinahe verschluckte ich mich. Irgendwer musste in seinem Beisein über die Hispanischen Flavier gelästert haben. Wie unanständig.


    "Aber natürlich, Aquilius. Es ist mir eine Ehre, auch unsere spanischen Verwandten unter meinen Klienten zu wissen."


    Geistig notierte ich mir, welcher der übrigen Flavier wie auf diese Äußerung reagierte. Mindestens einem würde mit Sicherheit gar nichts Besonderes auffallen, mindestens ein anderer würde die enthaltene Diplomatie verstehen. Und für die anderen hoffte ich, dass sie zumindest ihre Klappe hielten.
    Ich wandte mich Aristides zu, um schnell davon abzulenken.


    Zitat

    Aristides
    „Über dies und jenes...die Legio Prima, wie es für die Neuversetzten dort ist. Ob ich sein Klient werde und dann ob ich vielleicht eines Tages zu den Prätorianern gehe. Er hat mir ein Angebot dazu gemacht.“


    "Du wirst sein Klient? Das ist ein großer Schritt, Gratuliere!"

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  • Und der war in keinster Weise von der Andeutung betroffen. Denn das mit den hispanischen Verwandten juckte ihn kaum und interessierte ihn genauso wenig. Das Hähnchen hatte viel mehr seine Aufmerksamkeit und er ließ es sich, mit dem Brot, schmecken. Immer mal wieder trank er einen kleinen Schluck Wein und hob seinen Blick als er Felix Worte vernahm. Marcus Augenbrauen wanderten langsam nach oben und er wußte nicht, was er jetzt noch sagen sollte. Obwohl...


    "Also ich habe gesagt, daß ich ihn darum gebeten habe, mich als seinen Klienten aufzunehmen. Bis jetzt habe ich noch keine Bemerkung gemacht, ob er das auch getan hat."


    Marcus lächelte leicht und widmete sich dem Rest Fleisch. Sein Teller war leer und er wünschte sich eine gut gebratene Ente herbei. Er winkte einen Sklaven heran und befragte ihn leise. Der Sklave schüttelte den Kopf und Marcus wirkte etwas enttäuscht darüber. So ließ er sich noch ein anderes Geflügeltier reichen. Zwischendrin winkte er einen weiteren Sklaven heran, mit einer Wasserschüssel. Dort tunkte er seine Finger hinein und trocknete sie anschließen an dem Tuch ab, was der Sklave über dem Arm trug. Man wollte doch nicht als unkultiviert gelten. So lehnte sich Marcus zurück und nahm den Becher in die Hand. Weiter essen würde er gleich erst.

  • Gracchus, der die Abneigung gegenüber den hispanischen Flaviern mit seinen italischen Verwandten teilte, Aquilius daraus jedoch seit jeher ausnahm, musste an sich halten, seine Mimik nicht seine Gedanken widerspiegeln zu lassen. Die Gönnerhaftigkeit mit der Felix Aquilius bedachte, war geradezu widerwärtig in Hinblick darauf, dass immerhin er es gewesen war, welcher die ausgestoßene Messalina als Gattin seines Sohnes geduldet hatte, und zudem, dass jener sich die merwürdigsten subversiven Subjekte überhaupt in seine Familie geladen hatte. Mochte Felix' eigenes Blut auch noch rein sein von Schande, die von ihm eigenhändig Ausgewählten waren es nicht, was es ungleich bedenklicher machte. Doch Gracchus schwieg, Aquilius würde wissen, wo sein Platz war, Felix brauchte sich um seine Position kaum einen Gedanken zu machen, und auch Gracchus wusste, wo in der Gens er stand. Daher nahm er ein mageres Stück von dem Huhn und ließ es sich mit reichlich Garum versüßen. Im Moment, da seine Zuge das Fleisch berührte bedauerte er, dass der Geschmackssinn seiner Verwandten nicht sonderlich ausgeprägt war, das Huhn war schlecht gewürzt und das Garum schmeckte äußerst fad. Etwas mehr Schärfe würde diesem Huhn und auch den anwesenden Herren sicher nicht schaden. Das Gespräch um das Klientenverhältnis des Aristides verfolgte Gracchus weiterhin aufmerksam. Die Gesprächsführung erinnerte ihn ein wenig an die Maieutik, wenn auch Felix die Antworten nicht vorgab. Zudem schien er sich als Hebamme wenig zu eignen, und es würde wohl noch einige Nachfragen seinerseits bedurfen, bis Aristides schlussendlich die Ergebnisse seines Gespräches mitteilen würde. Genügend Zeit, sich Huhn und Wein zu widmen.

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  • Still lag ich auf meiner Kline beobachtete das Treiben aus den Augenwinkel und kam zum geistigen Schluss, das die Versammlung dem Ende geweiht sein würde. Kaum mehr als nebensächliche Themen wurden erörtert. Vielmehr schwieg man sich an oder gab sich hunrig. Da ich am Tag nur wenig gegessen hatte, verlangte es meinem Magen ebenfalls noch nach einer kleinen Stärkung.


    Mit dem vorgeschobenen Teller wieß ich einen Sklaven mit leisen, aber bestimmten Worten an, was meinen Gaumen erfreuen sollte. Er belegte jenen Silberteller damit und stellte ihn für mich in Reichweite ab.


    Mit einem Stückchen Taube zwischen den Fingern ließ es sich verzüglich genießen und so erhob ich nur einmal kurz das Wort, um meine Verwandten mit einem Hinweis zu beglücken.


    "Mir ist es gelungen einen verlässlichen Fernhändler aufzutreiben, der sich in der Lage fühlt das unermesslich wertvolle Gut, nämlich die Manzanillo Oliven vom Familienlandgut am Lago Larius bis nach Rom zu transportieren. Ihr braucht also in Zukunft nicht mehr auf den billigen Verschnitt römischer Pleiber zurückgreifen und könnt nun wieder in völliger Genüsslichkeit die herzhaften Früchte flavischer Olivenbäume schlemmen."


    Ich kaute das Stückchen Taube hinunter und führte als nächstes einen Bissen eingeöltes Pinienkernbrot zum Mund. Was ich mit angenehm kleinen Happen langsam kaute.

  • Zitat

    "Also ich habe gesagt, daß ich ihn darum gebeten habe, mich als seinen Klienten aufzunehmen. Bis jetzt habe ich noch keine Bemerkung gemacht, ob er das auch getan hat."


    "Soso..."


    Auch ich nahm mir von den Taube, bevor Lucullus sie vollständig aufessen konnte. So langsam war mir allerdings mehr nach einer dezenten Nachspeise zumute...

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