Gespräch mit dem Quaestor Pro Praetore

  • Ich folgte dem Scriba in den weitläufigen Raum und nickte, als er mir sagte, dass der Legat bald kommen würde.
    Still stand ich im Raum und sah aus dem Fenster. Ob Meridius sich wohl verändert hatte? Immerhin waren schon 1 oder sogar 2 Jahre vergangen als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte...

  • Wenig später betrat Meridius den Raum. Man hatte ihm berichtet, dass Maior, der neue Quaestor eingetroffen war und nun war er gespannt, was dieser aus Rom zu berichten wusste. Erst vor kurzem war das Schreiben aus Rom angekommen, dass Tertia gestorben war. Insofern befand sich Meridius immer noch in einer Trauerstimmung.


    "Salve, Gaius."


    sprach er und steuerte direkt auf seinen Halbbruder zu.


    "Schön, dass Du schon eingetroffen bist.
    Ich hoffe Du hattest eine gute Reise."

  • Als ich Meridus' Stimme vernahm drehte ich mich freudig lächelnd um.


    Salve Meridius, schön dich wiederzusehen!, begrüßte ich ihn und wartete bis er bei mir war.


    Meine Reise verlief einigermaßen angenehm, ich kann mich nicht beklagen. Aus der Kutsche konnte ich schon einiges von Germanien sehen, du weißt ja dass ich noch nie hier war...


    Die Nachricht über Alessas Tod wollte ich zunächst nicht verkünden, da ich die Wiedersehensfreude nicht gleich trüben wollte...

  • Es stimmt, Gaius war bisher noch nie in dieser Provinz gewesen.


    "Nun, Du wirst ausgiebig Gelegenheit haben Germanien kennen zu lernen. Vor allem die Winter sind äusserst reizvoll..."


    Er schmunzelte um dann wieder ernst zu werden.


    "Ich habe von einem Klienten einen Brief aus Rom erhalten. Er teilte mir mit, dass Tertia gestorben ist. Weißt Du genaueres?"


    Er sah seinen Halbbruder fragend an.

  • Kurze Zeit wurde mir schwindlig, doch gleich fing ich mich wieder und sah Meridius ernst an. Ich konnte es nicht glauben, Tertia soll gestorben sein? Und ich hatte nichts davon erfahren? Gut, sie war bei den Vestalinnen gewesen und ich hatte sie deshalb nur äußerst selten zu Gesicht bekommen, aber dass sie verstorben war, ohne dass ich etwas davon mitkommen hatte konnte doch nicht sein!


    Nein, stotterte ich, davon weiß ich überhaupt nichts!


    Niemand hat mir irgendetwas in diese Richtung mitgeteilt. Welche eine Trägödie! Und das gerade jetzt, wo..., ich wollte gar nicht zu Ende sprechen. Zwei Frauen hatte die Familie damit jetzt in kürzester Zeit verloren.

  • Maior schien sichtlich getroffen zu sein. Also starben in Rom schon Vestalinnen, ohne dass es in der ganzen Stadt und im Kaiserpalast bekannt wurde. Wann war etwas vergleichbares geschehen? Waren die Vestalinnen nicht das Aushängeschild Roms? Waren die Familien nicht über Jahrhunderte stolz darauf gewesen, wenn sie eine der Ihren als Vestalin wissen konnte? Und hatten die großen Familien sich nicht argwöhnisch um jeden freien Platz bekämpft? Lange war es her. Rom war nicht mehr das selbe Rom. Irgend etwas hatte sich verändert.


    "Du wusstest es nicht?"


    Er hatte nicht vor gehabt, Maior gleich direkt damit zu konfrontieren. Nun aber war es geschehen und es gab kein zurück mehr. Und offensichtlich beschäftigte seinen Halbbruder noch etwas anderes. An seiner Reaktion glaubte er dies ablesen zu können.


    "Was gerade jetzt wo?"

  • Ach Meridius, ich weiß garnicht, wie das jetzt erzählen soll. fing ich an und versuchte die richtigen Worte zu finden. Aber eine schonende Weise einen Todesfall zu berichten gab es nicht, daher sagte ich es freiheraus.


    Einige Tage bevor ich Rom verließ ist Alessa verstorben. Sie wurde von einer Krankheit dahingerafft. Ich vermute, dass es die Grippe war., berichtete ich Meridius und wartete auf eine Reaktion. Dieses Jahr stand wirklich nicht unter einem guten Stern für die Decima und angesichts der Umstände würde mit Sicherheit auch für mich schwer werden mich auf meine baldige Aufgabe zu konzentrieren.

  • "Alessa also auch."


    murmelte Meridius und versuchte auch diese Nachricht zu verarbeiten was schnell geschah. Er war Soldat, hatte schon viele Männer sterben sehen, die ihm wichtig gewesen waren.


    "Ich gehe davon aus, dass Du Dich um sie gekümmert hast?"


    fragte er und ging dann die paar Schritte zum Fenster um kurz in den Hof zu sehen, ehe er sich wieder an seinen Halbbruder wandte.


    "Hast Du gewusst, dass es schon zu Zeiten des Marius in Rom die Unsitte gab, mit seinen Eroberungen zu prahlen? Schon seit damals ist es in der sogenannten höheren Gesellschaft üblich, neben der Gattin auch eine Geliebte zu halten und mit dieser offen durch die Gegend zu ziehen. Je einflussreicher und angesehener diese Geliebte ist, oder sagen wir noch besser, aus je höherem Hause sie kommt, um so besser. Vorzugsweise geht man dazu auch Verlobungen ein, oder gibt sich ein Eheversprechen, zum Schein, oder als Mode. Man erzählt sich von seinen Abenteuern, macht gar einen Sport daraus, und die Besten sind die, die die wahnsinnigsten Geschichten erzählen.


    Messalina, die Gattin des Kaisers Claudius, des Stotterers dürfte Dir sicher ein Begriff sein. Kaum eine trieb es so schamlos wie sie, sie suchte sogar regelmäßig ein Bordell auf und trieb es dort als Edelhure."


    Meridius schwieg.


    "Götterstatuen zu schänden ist in Rom ein alter Sport der jugendlichen Ritter und Patrizier. Ebenso die Damengeschichten. Selbst Kaisersöhne und Kaiser ziehen durch die Gassen und verklopfen Passanten. Es gehört zum guten Ton, wenn man 'in' sein will."


    Er sah Maior an.

  • Ich nickte und antwortete:


    Ich habe alles Nötige veranlasst. Leider konnte ich mich nicht mehr um eine angemessene Bestattung kümmern. Aber Alessas Verlobter Petronius Varus, er ist dir mit Sicherheit bekannt, hat mir seine Hilfe zugesagt und wird sich um alles Nötige kümmern. Ich habe ihm finanzielle Unterstützung für die notwendigen Auslagen zugesichert.


    Danach lauschte ich dem, was Meridius mir erzählte und nickte auch ab und an. Die Fakten waren mir durchaus bekannt, dennoch wusste ich nicht wieso er mir das gerade jetzt erzählte. Ich fand es zunächst etwas unpassend.


    Auf was willst du hinaus, Meridius? Warum erzählst du mir das?


    /edit: Ausdruck

  • Meridius lächelte, ehe sich sein Gesicht versteinerte.


    "Der Inbegriff allen 'In'seins, bedeutete es jedoch für junge Männer und für die edlen Galane, eine Vestalin herumzubekommen. Am besten noch im Tempel der Vesta selbst."


    Er räusperte sich.


    "Mein Klient schreibt mir, dass es neben dem Tod meiner Schwester entsprechenden Gerüchte um sie geben soll. Ich weiß nicht, in wie fern diese Gerüchte im Umlauf sind, ich zweifle jedoch nicht, dass sie erlogen und erstunken sind."


    Nun fixierte er wieder Maior.


    "Weißt Du darüber etwas?"

  • Ich verstand, was Meridius sagen wollte und meine Augen verengten sich zu Schlitzen. Ich war verärgert, dass Meridius wohl besser über die Geschehnisse in Rom informiert war, als ich, obwohl ich in der Kanzlei tätig war. Solche Gerüchte um eine angesehen Vestalin konnten sich auch in einer Großstadt nicht lange verbergen.


    Dennoch musste ich antworten:


    Nein, darüber weiß ich überhaupt nichts und du kannst dir mit Sicherheit denken, dass ich nicht gerade erfreut darüber bin. Als Magister Officiorum bekommt man so einiges mit. Umso mehr ärgert es mich!


    Ich überlegte kurz.


    Man sollte diesen Gerüchten unbedingt nachgehen und sie eingehend prüfen. Und wenn du mich dazu hören willst, so würde ich natürlich auch deinen Klienten, obwohl ich natürlich nicht an seiner wahrheitsgemäßen Aussage zweifel, befragen., führte ich meinen Gedanken fort.

  • "Du hast wahrscheinlich recht."


    antwortete Meridius und starrte durch seinen Bruder hindurch ins Nichts. Dann kam er wieder in den Raum zurück und wiederholte, was er gesagt hatte.


    "Du hast ganz sicher recht."


    Mit wenigen Schritten hatte er die Türe erreicht, diese geöffnet und nach einem Dienstboten gerufen. Dann orientierte er sich wieder in Richtung Maior.


    "Ich werde Verus darauf ansetzen. Er soll sich darum kümmern."


    Wieder schwieg er.

  • Ich nickte.


    Wenn ich dir irgendwie helfen kann, zögere nicht zu fragen.


    Kurze Zeit schwieg auch ich und betrachtete Meridius. Es war bestimmt unsäglich schwer für ihn und ich wusste, wie er sich fühlte. Ich kannte das nur zu gut und dachte an damals zurück, als Praetorianus starb.


    Dennoch musste ich so langsam das Thema wechseln.


    Meridius, mein Sklave wartet vor der Regia mit dem Gepäck. Vieleicht könntest du jemanden zu ihm schicken, der ihm schon einmal mitteilt wo er das Zeug hinbrigen soll. Ich hoffe doch, ich kann in der Regia wohnen?


    /edit: Rechtschreibung

  • Meridius nickte.


    "Sicher, Du kannst hier in der Regia wohnen. Frage einfach den Ianitor im Domus, er wird Dir ein freistehendes Gästezimmer zuweisen. Das dürfte kein Problem sein."


    Er lächelte.


    "Und wegen Deiner Aufgaben und Deiner Arbeit such mich am Besten in meinem Arbeitszimmer auf. Es kann durchaus mein privates Arbeitszimmer im Domus sein. Ich denke wir haben einiges zu besprechen, wozu wir jetzt noch nicht die Zeit hatten."

  • Das werde ich tun., sagte ich dankend.


    Eine gute Idee, antwortete ich auf seinen Vorschlag meine Anweisungen in seinem Arbeitszimmer zu erhalten.


    Ich werde mich heute wohnlich einrichten und ein Bad nehmen, um den Schmutz von der Reise loszuwerden. Morgen um die Mittagsstunde werde ich dich aufsuchen, um alles weitere zu besprechen., schlug ich Meridius vor und hoffte er würde es begrüßen. Heute hatte ich keine Energie mehr für die Arbeit und wollte nur noch ankommen und mich ausruhen.

  • "Gut, dann machen wir es so."


    Meridius nickte seinem Bruder zu.


    "Willkommen in Germanien. Der Provinz, die wie keine zweite Rom jeden Tag herausfordert..."


    Er lachte.

  • Das kannst du laut sagen!, antwortete auch ich lachend.


    Und deshalb auch umso mehr eine Herausforderung für das römische Reich und einen großen Feldherr an der Spitze der stationierten Legionen., sagte ich und zwinkerte Meridius zu.


    Aber ich danke dir für die Begrüßung! Und hoffe natürlich auf eine gelungene Zusammenarbeit.


    Außerdem hoffe ich alle anderen Familienmitglieder hier in Germanien wohlbehalten und bei bester Gesundheit anzutreffen. Ich freue mich, dass die Familie einmal wieder zusammen ist, wenn auch nicht in der Heimat und nicht vollzählig..., sprach ich weiter und dachte dabei nocheinmal an Tertia und Alessa.

  • Sedulus ging auf dem direkten Weg zum Officium des Legaten da es ihm schien das es doch sehr wichtig war.


    So klopfte er an, wartete kurz und begab sich dann in das Officium.


    Salve Legatus Lucianus. Du hast mich rufen lassen?


    Grüßte der Quaestor kurz und bündig.

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