Sella Curulis des Praetor Urbanus

  • "Das freut mich!", fiel dem Iulier in der Tat erleichtert ein kleiner Stein vom Herzen, dass seine Tochter ihm das Leben nicht unnötig durch Widersprüche schwer machte, sondern seine Regeln frei heraus annahm. "Dann werde ich veranlassen, dass dir ab sofort - das heißt, sobald wir wieder zu Hause sind - Pollex * für deine persönliche Sicherheit und deinen Schutz zur Seite steht. Behandle ihn gut und du wirst in ihm einen loyalen und treuen Gefährten finden, der dich stets mit Leib und Leben verteidigen wird.", beschloss Dives und gab Torquata im selben Atemzug auch gleich noch einen Tipp im Umgang mit dem Sklaven. Dann ließ er seiner Tochter den Vortritt und stieg nach ihr in die noch immer wartende Sänfte.


    Sim-Off:

    * Ich hoffe, Bild, Name und Beschreibung des NSCs sind dir soweit genehm. Viel Spaß mit deinem neuen Leibwächter!


    "Und wenn dir Pollex gute Dienste leistet und du der Meinung bist, dass er die Freiheit verdient hat, dann können wir im Anschluss an deine Captio", zu der es hoffentlich kommen würde, "gerne auch darüber sprechen, ob wir ihm die Freiheit schenken." Selbstredend würde die Entscheidung über die Freiheit jenes Sklaven nach der Captio eh nicht länger beim Familienvater Dives sondern der dann entrissenen Vestalin Torquata liegen, doch hoffte und ging der Iulier einfach mal davon aus, dass er dennoch nicht ganz ausgeschlossen werden würde aus dem Leben seiner gerade neu gewonnenen Tochter.
    "Zurück in die Casa Iulia!", gab er hernach den Befehl an die Lecticarii und ihre Sänfte setzte sich entsprechend in Bewegung.


    ~ finis ~

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala


    "Ich bin in jeder Sache wie jeder Bewohner des Reichs an das römische Recht gebunden, viel Interpretationsspielraum zur Feststellung eines Vergehens habe ich nicht." , wiegelte Vala ab, "Selbst wenn ich wollte, was ich nicht tue, kann ich aus einem Delikt keine Bagatelle machen, so dies ordnungsgemäß angezeigt wird. Als Prätor muss ich mit einer tieferen Kenntnis des Rechts aufwarten um eben erkennen zu können, wenn gegen die Gesetze verstoßen wurde... und vor allem: gegen welches. Das qualifiziert uns gleichwohl Verfahren einzuleiten und diesen auch vorzustehen. Aber auch so ist es eine große Verantwortung, ja, das kann ich net abstreiten. Und so wie es bisher ausschaut, werdet weder ihr noch wir überrannt. Zu tun haben wir dennoch mehr als genug..."


    So bescheiden war ihr Lieblingssenator gewesen. Das hatte er absolut nicht nötig gehabt. "Trotzdem schaffen es nur wenige diese Stufe zu erklimmen. Nicht jeder Queastor wurde Prätor, aber jeder Prätor Konsul." Die Quote das zu werden, lag in der Vergangenheit deutlich höher als vom Questor zum Prätor aufzusteigen. "Sei es, so wie es ist, Senator. Ich brauche deine Hilfe. Du solltest deinen Einfluss geltend machen und diese beiden abstrusen Gesetze abschaffen, gegebenenfalls abändern. Ich bin zwar keine Rechtsgelehrte wie du es bist. Doch man muss kein Sempronius Proculus sein, um zu erkennen, dass die Lex Flavia de operositas sowas von mucks ist. Sie gar gegen die römischen Traditionen verstößt. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht erklären, wie ein Senat Roms so etwas beschließen konnte.


    Ich spreche in Namen aller Frauen, wenn ich sage, weg damit. Bist der selben Ansicht?" Sie blickte ihn mit großen Augen, dabei fiel ihr sein schönes paar graue Augen auf.

  • Lächelnd schwieg Vala sich gegenüber der Ausführungen zu Consuln und Praetoren aus. Einerseits schmeichelte es ihm natürlich, dass die Decima derart großes Vertrauen in seine Fähigkeiten hatte und ihn in seinem politischen Werdegang auch als Konsul sah. Gleichzeitig gab es ihm auch zu denken möglicherweise der erste zu sein, der diesen Sprung vom Praetor zum Konsul nicht schaffte... immerhin gab ihm das knappe Ergebnis seiner Wahl zum Praetor immernoch zu denken (auch wenn nicht davon auszugehen war, dass er mit so eine Farce wie mit dem Decimus erneut die Wähler vergrätzen würde).


    "Die Lex Flavia de operositas wurde zu in einer anderen Zeit des Imperium Romanum geschaffen... von nicht gerade ohnmächtigen Personen des öffentlichen" , gab Vala zu bedenken was ihn schon seit einiger Zeit in dieser Hinsicht umtrieb, "Allerdings haben bereits andere Granden mit tiefgehendem Verständnis des Rechts die Sache vor Jahren in die Hand genommen und als Kompensation für die eigentlich folgende Abschaffung der Lex Flavia die Lex Aelia Sentia, Atilia und Sentoria wieder für gültig erklärt. Warum dann die eigentlich damit verbundene Abschaffung der Lex Flavia ausgeblieben ist, ist nicht überliefert. Eigentlich sollte es nurnoch ein kurzer Schritt sein dieses Verfahren abzuschließen." , fasste Vala den Stand der Dinge ein, um wenig später zu realisieren, dass er die Frage der Decima nicht beantwortet hatte: "Also kurzum: ja, ich bin vollkommen einer Meinung mit dir und den anderen Frauen Roms, denen dieses Gesetz eigentlich die Hände bindet. Ich werde demzufolge mein möglichstes tun, den unvollendeten Akt um die Abschaffung dieses Gesetzes abzuschließen."



    PROXENIOS - ALEXANDRIA

  • Äh, was... öhm... Er hatte es fast geschafft, dass Messalina vor verwirrten Gedanken fast ohnmächtig wurde. Er sprach so verquer, dass sie die Ausführung teilweise gar nicht mehr zu hundert Prozent verfolgen konnte. "Du machst den Juristen alle Ehre.", fügte sie verbissen an. Er schaffte es immer wieder, mit wenigen Worten so zu wirken, als hätte er aber eigentlich alle zehn Bücher von Vitruvius auf einmal rezitiert.


    Oh, schön... erstes Ziel erreicht. "Nun werden dir alle Frauen zu deinen Füßen liegen, sollten sie es noch nicht getan haben." Stimmt, hmmm... war er eigentlich verheiratet? Sollte man das nicht als Senator? Sollte sie ihn darauf ansprechen? Nein, es lief ja so gut zwischen den beiden. Nicht das sie in ihm den Liebeskummer erweckte und er gar kein Interesse mehr verspürte, irgendetwas zu tun, außer sich mit süßen, saftigen Feigen vollzustopfen.


    "Das andere Gesetz wäre die Lex Mercatus. Eine Kleinigkeit, aber mit großer Wirkung. Dir ist ja bestimmt bekannt, dass Mitglieder des Cultus Deorum keine Betriebe besitzen dürfen, sollten sie nicht zumindest Eques sein. Was soll ich dazu sagen! Auch wir Vestalinnen gehören dem Cultus Deorum an und warum sollten unsere Rechte, die seit Jahrhunderten überstanden, nun doch solch eine Pauschalisierung beschnitten werden? Ich verstehe gar nicht, warum einem Mitglied des Cultus Deorum so etwas verboten wird. Mit welcher Intention? Ist ein kleiner Beamter Rom´s mehr Wert als eine Vestalin?" Auf die Antwort war sie gespannt.

  • "Hmhmhmh...", brummte Vala unvernehmlich und strich sich nachdenklich durch den Bart, als ihm nicht sofort eine Antwort auf das zweite Anliegen einfallen wollte. Seine Stirn legte sich in Falten und sein Blick verfinsterte sich, als er mit größtmöglicher Geschwindigkeit durch sein Oberstübchen eilte und nach einer ganz bestimmten Erinnerung suchte... allerdings nur einen Verweis fand, der wenig Aufschlussreich aber weiterführend war. Mit einem Wink holte er einen seiner Diener heran und schickte diesen in die Archive, um die darauf folgende Wartezeit mit Kleinsprech über Belanglosigkeiten über Rom, die Decimi, das Wetter und den Dienst an den Göttern zu überbrücken. Als schließlich sein Diener mit einer Schriftrolle zurückkehrte entrollte Vala diese mit geübten Fingern und überflog den Text, bis er schließlich an einer ganz bestimmten Stelle hängen blieb.


    "Also..", begann Vala mit bedeutungsschwangerer Stimme, "Diese Einschränkungen stammen aus einer Zeit, als weder du noch ich geboren waren. So wie sich mir die Sachlage darlegt, wurde die Einschränkung zu einer Zeit der kaum begrenzten Handels- und Betriebsmöglichkeiten vom Senat beschlossen, um einen deutlich aus der Balance geratenen Markt wieder in den Griff zu bekommen. Laut den Protokollen war Senator Germanicus Avarus einer der führenden Köpfe hinter dieser Initiative. Seine Argumentation damals stützte sich wohl auf die Konzentration auf den Dienst an den Göttern."


    Nachdem er geendet hatte, legte er die Schriftrolle vorsichtig beiseite und ließ sich von einem Sklaven einen Becher Wasser reichen, bevor er sich mit weiterhin nachdenklichem Blick an die Decima wandte. Es war klar ersichtlich, dass die Sache ihm ziemliches Kopfzerbrechen bereitete: "Es fällt mir schwer, die damalige Diskussion nachzuvollziehen, weil die Umstände auf den Märkten heute vollkommen andere sind. Zwar haben wir keinen rundum stabilen Markt, doch er ist stabil genug. Du wirst verstehen müssen, dass ich bei aller Anerkennung der Bedeutung der Priesterinnen der Vesta dennoch Skrupel besitze, in der bestehenden Marktordnung Dinge zu ändern die möglicherweise weitreichende Folgen auf die Stabilität der Märkte des Reichs haben.


    Gehen wir rein hypothetisch davon aus, dass eine Ausnahme eingebracht wird, welche die Priesterinnen der Vesta von dieser Klausel der Marktordnung ausnimmt. Die anderen Priesterkollegien werden ebenfalls mit Begehrlichkeiten aufwarten und Ansprüche auf Ausnahmen stellen. Wie soll man denen diese verwehren?", schob Vala den schwarzen Peter einfach an jene weiter, die ihn schließlich mit diesem Problem erst in jene Richtung geschoben hatte. Denn Vala wollte es sich sicherlich nicht mit den Priesterkollegien verscherzen... andererseits auch nicht als Federführer einer größeren Marktdestabilisierung gelten.



    PROXENIOS - ALEXANDRIA

  • Als sich ein Entschluss anbahnte, hatte Vala tiefe, graue Ringe unter den Augen, weil die unerwartet mit Belangen vollgepfropften Wochen ihren Tribut verlangten. Er hatte sowohl den Ogulnius als auch den Crepereius immer wieder hingehalten, bis deutlich wurde, dass die kommenden Wochen ebenso stressbeladen und unerfreulich werden würde und er nicht darauf hoffen konnte, auch nur einen Moment zum Luftholen zu bekommen.


    So war die Entscheidung letztlich weniger das Resultat sorgsamer Überlegung, sondern eher ein Schuss aus der Hüfte zwischen Tür und Angel ins Blaue hinein.
    Er bat einfach seinen Vetter, den Centurio der Cohortes Urbanae, um Hilfe in der Sache, der diese folglich einfach selbst übernahm und nach einer Zeit der sorgsamen Beschattung die Bude des Ogulnius und seiner Helfershelfer stürmte... und dabei mehrere Wachsmasken vorfand. Viele von ihnen wurden bei der Erstürmung durch den Ogulnius und seine Männer zerstört, wohl aus vorsorglicher Rache an den geschwätzigen Crepereii, aber die Sache war aufgeflogen und es gab genug Material für eine Anklage durch eben jene. Die dann zuzulassen und an einen Iudex zu übergeben war eine kleine Formalie... allerdings mit schalem Beigeschmack.


    Denn mit Nachricht aus dem kalten Norden ob der umfassenden und nicht einstürzenden Neubauten wurde umso deutlicher: das Geld des Ogulnius hätte Vala echt gut gebrauchen können.




    PROXENIOS - ALEXANDRIA

  • Mit der Antwort war sie nicht ganz zu frieden. Weil sie pro sowie contra enthielt. "Sollte sich nicht jeder seiner Aufgabe widmen? Unabhängig ob in der Verwaltung, im Senat, im Cursus Honorum oder eben im Cultus Deorum? Sollten dann die Mitglieder nicht zeitgleich dem Cultus Deorum und dem Cursus Honorum dienen, wenn sie sich vollkommen den Göttern widmen sollen?" Sie holte einmal tief Luft. "Meinst du, dass jemals ein Senator oder wer auch immer, selbst in seinem Betrieb mit anpackt? Vielmehr gibt es dafür Sklaven, Angestellte oder sonst so andere Minderwertige. Auch aus diesem Grund kann ist die volle Widmung an die Götter als Argument nicht nachvollziehen, Senator Duccius." Sie nahm ein wenig Distanz. "Oder möchtest du zugeben, dass es dir nicht möglich wäre, als Senator gleichzeitig ein Amt als Pontifex zu bekleiden und Betriebe zu führen? So schätze ich dich überhaupt nicht ein, sondern als einen starken Mann."


    Bei der letzten Äußerung von Vala war sie ein weiteres Mal irritiert.


    "Ich sprach nicht nur von Vestalinnen, sondern von allen Mitgliedern des Cultus Deorum. Außerdem stellt sich die Problematik bei den Priesterkollegien in Roma kaum. Müssen diese doch mindestens selbst Eques oder dem Ordo Senatorius angehören. Ist die Frage, ob der Ordo Senatorius standesgemäß höherwertiger ist als ein Eques, um so die Voraussetzung der Betriebsführung nach dem Gesetz zu entsprechen.


    Es betrifft hauptsächlich die Vestalinnen wie auch die kleinen Kollegien außerhalb Roms."

  • "Ich sehe den roten Faden deiner Argumentation, Decima." , beschwichtigte Vala mit mattem Lächeln den aufbrausenden Eifer der jungen Vestalin, "Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es aus deiner Perspektive durchaus Sinn macht... allerdings wirst du mir meine Skepsis zugestehen müssen, denn ich selbst betrachte die Sache aus der Perspektive eines ehemaligen Hüters des Marktes, der sehr wohl mitbekommen hat wie fragil die Sache ist. Alleine die Tatsache, dass das Gesetz derart lange Bestand hatte und sich alle ihm fügten kann darauf hinweisen, dass es seinen Zweck nicht verfehlt hat."


    Die Sache mit den einfachen Staatsbediensteten gab ihm allerdings zu denken, immerhin war das Argument der Decima dahingehend stichhaltig.


    "Ich denke, ich werde deine Bedenken dem Senat vorlegen um sie zusammen mit diesem zu diskutieren." , fand Vala zumindest vorerst eine Art Kompromis, ohne gleich zu versprechen, dass er versuchen würde ihre Interessen durchzusetzen. Denn gleichwohl zeigte er sich nach wie vor nicht überzeugt von diesem Vorstoß.

  • "Verstehe. Du wirst es wissen müssen. Welche wirtschaftlichen Auswirkungen damit verbunden sind, nun, da muss ich passen. Das ist tatsächlich dein Milieu." Wirtschaftliche Aspekte waren ihr sowas von egal gewesen. Hauptsache ihre Tasche war gut gefüllt, um so ihre Ziele näher zu kommen. Ach ja, und nicht zu vergessen für Schuhe und nochmals Schuhe. "Ich denke aber nicht, dass wir sechs Vestalinnen, sollte uns die Führung von Betrieben erlaubt sein, das Imperium in wirtschaftlicher Hinsicht zu Fall bringen können. Wohl eher wird das Feuer der Vesta erlöschen." Messalina hielt den Kompromiss für akzeptabel. Wie sagte immer ihre Großmutter, langsam mahlen die Mühlen der Politik, doch sie mahlen. "Ich danke dir, dass du mein Anliegen dem Senat vortragen wirst. Ich werde es niemals vergessen."


    Eine Kleinigkeit hatte sie noch zu besprechen, eine Sache, die ihrem Vater betraf. Sie wusste nicht, ob Senator Duccius der richtige Ansprechpartner sei, doch hatte sie kaum eine andere Möglichkeit gehabt, als den Augustus direkt zu belästigen.


    "Senator Duccius. Ich habe noch ein familiäres Anliegen. Mein Vater, Primicerius, er dient seit vielen Jahren treu dem Palatium. Er half unter anderem dabei, dass nach dem Bürgerkrieg das Imperium in finanzieller Hinsicht wieder zur alter Stärke zurückfand. Doch wie es so oft ist, werden solche Männer nicht wahrgenommen. Du hast doch Beziehungen zum Procurator Iunius oder? Könntest du ein Wort einlegen, dass er zum Procurator a memoria aufsteigt? Er erfüllt auch alle Voraussetzungen. Er würde eine Stufe überspringen. Doch möchte er ungern den Palatium verlassen und der Kaiserhof kann auf solche Männer nicht verzichten. Man sagte mir, wenn jemand solche Forderungen umsetzen kann, dann wäre es Senator Duccius. Kannst du was tun?", fragte sie nochmals nach. Dabei lies sie ihr Gesicht in einem mitleidenden Zustand versetzen.

  • "Vorhin ging es noch um den kompletten Cultus Deorum, Decima.", schalt Vala mit spielerischem Grinsen seine Gesprächspartnerin, lehnte sich an einen steinernen Fensterrahmen und verlor einen Moment die Contenance, als sein Blick sich in der Bewegung in den Stoffbahnen des züchtig hervorgekehrten Kleids der Decima verfing. Das Spiel der Schatten im durch die dicken Glasscheiben gebrochenen Licht ließ einigen Interpretationsspielraum zu und Valas kreativer Geist füllte diesen mit recht männlichen Vorstellungen bis zum Rand."Ich werde dem Senat dein Anliegen zur Diskussion vorlegen, kann dir aber nichts versprechen..", wiederholte Vala sich noch einmal zur Sicherheit, nachdem sein Blick nach einem kurzen und doch wohl zu langen Moments des Verweilens wieder in ihre Augen zurückgekehrt war.


    Als die junge Frau dann allerdings auf ihren Vater zu sprechen kam, was unerotischer nicht sein könnte, verflog die hauchdünne Spannung und die Routine kehrte zurück: "Ich habe bereits von deinem Vater gehört. Ich werde dahingehend an den Palatin schreiben und mich für ihn verwenden... soweit ich weiß, ist er ein tüchtiger Mann, warum also nicht?"

  • "Das ist er. Und es freut mich umso mehr, dass du sogar die Arbeit meines Vaters kennst."


    All ihre Wünsche wurden erhört. Sie hatte den Senator um den kleinen Finger gewickelt. Welche Intention hinter seiner Entscheidung jedoch stand, dass hätte Messalina allzu gern erfahren. Es war für sie teilweise nicht nachvollziehbar, untypisch, nicht römisch, denn er hatte selbst gar kein Anliegen vorzubringen. Bis jetzt!


    "Ich danke dir Senator. Mein Vater wird dir in deiner Schuld stehen." Das sie es selbst war, erwähnte sie mit Absicht nicht. "Ich möchte nicht unhöflich erscheinen. Doch denke ich, dass es nun Zeit ist, dass sich unsere Wege für den heutigen Tag trennen. Mich erwarten Aufgaben und du... seh dich um, viele hier blicken auf dich. Sie wollen wohl deinen Rat.", lächelte sie.

  • Direkt im Anschluss an diesen widergesetzlichen Rechtsentscheid kam ich in Begleitung meines Hausadvokaten und gefolgt von meinem Gefolge also zum Amtssitz des Praetor Urbanus. Ich ließ mich anmelden, wartete dann, bis ich vorgelassen wurde, und zeigte mich anschließend selbstverständlich einmal mehr empört: "Geschätzter Praetor Urbanus, ich grüße dich. Mein Name ist Sergia Fausta, Eques, Praefecta Vehiculorum pro Italia, Gattin des Stadtkohortentribuns Marcus Iulius Dives, Klientin des Consulars und Praefectus Urbi Marcus Decimus Livianus, Nichte des großen Feldherren und gewesenen Prätors Kaeso Annaeus Modestus und Urenkelin einer Cornelia!", stellte ich mich ausführlich vor. "Ich komme soeben aus den Räumlichkeiten der ersten Anhörung meiner Klage gegen den Senator Quintus Germanicus Sedulus, geleitet durch den Iudex Prior Titus Samius Naso. Dabei ging es um einen vorsätzlichen Verstoß dieses Germanicers gegen die Lex Mercatus." Moment, es ging hier nun aber nicht um diesen ollen Germanicus! "Aber es geht nicht um den Germanicus sondern den Iudex Samius. Dieser.." Oh, ich musste aufpassen, dass ich nicht die Beherrschung hier verlor! "hat geltendes römisches Recht gebeugt, indem er nach dem Nichtzustandekommen einer gütlichen Einigung zwischen mir und dem Germanicus meine Klage vorbei am Paragraphen 30 des Codex Iuridicialis, Absatz 5, Satz 2 einfach so abwies! Dabei nahm er weder Bezug auf den Paragraphen 26 des Codex Iuridicialis, noch schenkte er dem Prätor Faustus Metilius Cicurinus, der meine Klage einst entgegennahm und für die Ansetzung einer ersten Anhörung in diesem Zusammenhang sorgte, irgendeine Beachtung!", versuchte ich dem hohen Senator gestenreich darzulegen und klarzumachen. (Man sah, dass ich in dieser Zeitebene noch eine hochgeradig hormongesteuerte Schwangere war?)
    Ich gönnte mir ein kurzes Durchatmen und wurde etwas ruhiger. "Ich möchte hier und heute also eine Klage gegen den Iudex Titus Samius Naso anstreben; wegen Rechtsbeugung und damit Verstoßes gegen den Paragraphen 112 des Codex Iuridicialis, Absatz 1. Als Zeugen dieser Tat benenne ich Pontia Paula, Titia Tusca und Titus Nonius Turbo, hier hinter mir. Aber auch die Anhörungsakten werden meine Aussage mit Sicherheit stützen können." Ich überlegte kurz und wurde abermals ruhiger. Sollte ich auch die Neuverhandlung gegen den Germanicer, wie ich mir noch im Anhörungssaal überlegt hatte, gleich mit beantragen hier? Besser nicht, entschied ich spontan. Denn: Bis diese Geschichte mit der Rechtsbeugung geklärt wäre, lief die Zeit zungunsten des Germanicers und seine Causa wäre sehr wahrscheinlich verjährt. "Außerdem", war ich nun ganz ruhig, "würde ich natürlich nun gerne meine 450 Sesterzen nach Paragraph 24.1 des Codes Iuridicialis, Absatz 2 erstattet bekommen. Beziehungsweise können die eigentlich auch gerne gleich mit meiner nächsten Prozessgebühr hier verrechnet werden, sofern das gestattet ist." Musste ich das noch irgendwie begründen? Ich tat es einfach mal: "Denn wie gesagt, hat der Iudex Samius meine Klage ja abgewiesen, sodass es zu keiner Anklageerhebung kam. Und bei der Länge der Prozesse vermute ich stark, dass es im Hinblick auf die Verjährungsfristen auch zu keiner Anklageerhebung in dieser Sache mehr kommen wird.", begründete ich also und verschwieg das "leider". Ja, dieser Samier hatte mir unter diesem Gesichtspunkt schon irgendwie meinen Prozess verhagelt. Aber andererseits: Der Image-Schaden gegen den Germanicus war erstmal angerichtet. Punkt. Und über einen Prozess gegen den Samier könnte ich jetzt meine ganzen Auslagen wieder zurückholen. Weil: Der Kerl war schuldig bis zum Scheitel. Um die 500 Sesterzen Prozessgebühren hier brauchte ich mir also keinen Kopf zu machen. Und die Strafe für den Rechtsbeuger betrug laut Gesetz mindestens 800 Sesterzen. Dann bot ich ihm also in der ersten Anhörung einfach einen gütliche Einigung bei 1000 Sesterzen an: Er sparte sich 300 Sesterzen. Und ich könnte sowohl die doppelten Prozesskosten als auch meine doppelten Anwaltskosten davon begleichen. Perfekt!

  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/59.jpg Der Praetor hatte heute wieder viel zu tun. Trotzdem nahm er sich für eine Eques natürlich zumindest kurz Zeit. Also sie sofort losschäumte, fühlte er sich allerdings bestätigt, dass die Sergierin hier einen persönlichen Konflikt ausfocht... und die Justiz dafür benutzte.
    Geduldig wartete er aber ab, bis Fausta ausgeredet hatte. Immerhin war er ein bedächtiger Mann. "Ich erinnere mich an deine Klage.", begann er schließlich. "Und du erinnerst dich sicherlich auch, dass ich dir damals empfohlen hatte, die Anzeige beim zuständigen Aedilis einzureichen und von einer Klage abzusehen. Nun hat Samius deine Klage abgewiesen, wie du sagst. Dies ist die ständige Prüfung der Zuständigkeit eines Gerichts aber nach- Na, wo war das noch?" Er sah von der Sella Curulis hinab zu seinen Rechtsberatern, die so etwas immer im Kopf hatten. "Paragraph 21!" rief ein grauhaariger Mann in Toga hinauf. "Paragraph 21, Codex Iuridicialis, explizit die Aufgabe des Gerichts, ständig seine Zuständigkeit zu prüfen. Diese Aufgabe hat Samius also rechtmäßig versehen. Auch während der ersten Anhörung."


    Nach einer kurzen Denkpause fuhr er fort: "Ich rate dir also nochmals dringend, von einer Klage jeder Art abzusehen, deine Gebühren zu nehmen und deine Anzeige dem Aedil zukommen zu lassen." Natürlich hatte der alte Praetor den Fall nicht eingehend erörtert, aber wenn er anfing, seinen Iudices in allen möglichen Entscheidungen zu misstrauen, dann konnte er auch gleich alle Verfahren persönlich leiten... "Andernfalls steht es dir frei, mit einer Beschwerde an den Imperator Caesar Augustus zu appellieren."




  • Ich runzelte verstimmt die Stirn, bevor ich mir von meinem Hausadvokaten den Paragraphen 21 aufsagen ließ. Dann wandte ich mich wieder an den Prätor: "Nunja, das ist dann natürlich das gute Recht des Gerichts, seine Zuständigkeit zu prüfen.", gab ich ihm zunächst recht. "Aber nur weil ich der Auffassung des Samius nach nicht klagsberechtigt in meinem Fall sei, verliert das Gericht doch noch lange nicht seine Zuständigkeit in dieser Sache." Und das ganz genau war mein Punkt. "Sieh, ich habe unter Beachtung aller Regeln und Vorschriften eine Anzeige hier vor der Sella Curulis der Praetores Urbani eingereicht. Man hat meine Anzeige entgegengenommen, durch ein Gespräch mit mir geprüft und letztlich angenommen. Andernfalls wäre ja eine erste Anhörung auch gar nicht zustande gekommen, nicht wahr?" Hätte mich der Prätor damals aller meiner Argumente zum Trotz ab- und an die Ädilen verwiesen, dann hätte es keine erste Anhörung gegeben. Logisch also, dass die erste Anhörung bedeutete, dass man meine Anzeige erstmal angenommen haben musste. "Und jetzt steht zu dieser ersten Anhörung klar und deutlich im Gesetzestext, dass diese nur den einen Zweck hat, entweder eine gütliche Einigung beider Parteien zu erzielen oder einen Termin für ein Hauptverfahren anzusetzen. Beides ist nicht passiert und auch auf einen Paragraphen 26 wurde mit keinem Wort verwiesen.", versuchte ich meinem Gegenüber ruhig aber bestimmt klarzumachen. "Und im Übrigen muss ich auch gestehen, dass dieses Urteil.. So nenne ich das Ganze mal, auch wenn das Gesetz deutlich sagt, dass nur am Ende einer Hauptverhandlung auch ein Urteil steht." Dieser Einschub brachte mich kurz raus. "Ja, ich muss gestehen, dass dieses Urteil mir auch etwas befremdlich vorkommt, wenn ich auf die vergangene Rechtssprechung bis zum heutigen Tag hier schaue. War zum Beispiel ein Caecilius Metellus einst Ädil, als er eine Klage gegen den Senator Germanicus Avarus wegen diversen Verstößen gegen die Lex Mercatus anstrengte? Nein. Und dennoch kam es sowohl zu einer ersten Anhörung als auch zu einem Hauptverfahren, an deren Ende dann sogar eine Verurteilung des Beklagten stand. Oder ein weiteres Beispiel: War ein Duccius Vala einst Ädil, als er einen gewissen Flavius Flaccus ebenfalls in Bezug auf die Lex Mercatus anklagte? Nein. Und auch hier wurde trotzdem die Klage vom Prätor angenommen, eine erste Anhörung angesetzt und soweit ich weiß, nicht ein Wort über irgendeine womöglich nicht vorhandene Zuständigkeit verloren.", führte ich aus. Offensichtlich hatte ich mich im Vorfeld dieser Anhörung gegen einen Germanicus, der sich von einem Duccius verteidigen ließ, ein bisschen in diese beiden Richtungen informiert.


    "Aber wie gesagt: Als ich damals hier stand, an genau dieser Stelle, da hat man meine Klage angenommen und also zugelassen. Das ist ein Fakt." Zäsur. "Heute fand die erste Anhörung statt durch ein Gericht, das meines Erachtens nach klar zuständig ist.. unabhängig davon, ob es mich für klagsberechtigt hält oder nicht. Diese Entscheidung hat man dem Iudex ja bei meiner Anzeigeerstattung damals bereits abgenommen, nicht wahr?" Zäsur. "Und jetzt weist mich dieses Gericht, in persona Titus Samius Naso, entgegen dem Paragraphen 30 des Codex Iuridicialis, Absatz 5, Satz 2 einfach so ab." Das war der dritte Fakt. "Wenn das keine klare Rechtsbeugung ist, dann weiß ich auch nicht.", kam ich weiterhin ruhig aber bestimmt und mit auch einer entsprechenden Mimik (große Augen, schmale Lippen, ernster Blick) zum Schluss.
    Na gut, noch ein Satz: "Ich verstehe auch ehrlich gesagt nicht, wie du dabei so ruhig bleiben kannst, werter Prätor. Der Iudex Samius hat in meiner ersten Anhörung nichts anderes gemacht, als deine Entscheidung meine Klage zuzulassen zu kassieren.. wie gesagt ohne gesetzliche Grundlage, wie ich meine möchte." Und wozu machte das die hier tätigen Prätoren, wenn das einfach so von allen Anwesenden mit gleichgültiger Miene zur Kenntnis genommen wurde? Dann könnte man ja eigentlich auch ab der nächsten Amtsperiode einfach nur ein paar Schreiber hier auf die kurulischen Stühle setzen, wenn die hier getroffenen Entscheidungen über die Annahme oder Ablehnung einer Klage eh absolut unverbindlich (und damit also genaugenommen überhaupt gar keine Entscheidungen) wären. Just thinking....

  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/59.jpg "Bitte lies den Paragraphen 21, Absatz 1 kurz vor!", befahl der Praetor seinem Rechtsberater knapp, ehe er antwortete. Natürlich dauerte es nun einen Moment, ehe der fleißige Berater den entsprechenden Text herausgesucht hatte: "Das Gericht hat seine sachliche Zuständigkeit in jeder Lage des Verfahrens zu prüfen." Knapp nickte der alte Praetor, dann wiederholte er: "In jeder Lage des Verfahrens. Es mag korrekt sein, dass in früherer Zeit der Praetor allein vor Eröffnung des Verfahrens über die Annahme einer Klage entschied - der Codex Iuridicialis billigt diese Kompetenz aber auch dem eingesetzten Gericht zu - und zwar eben auch während der ersten Anhörung, selbst wenn Paragraph 30 dies nicht explizit wiederholt." Auch der Praetor gönnte sich hier eine Kunstpause. "Offensichtlich ist Samius zu dem Schluss gelangt, dass der Fall nicht erheblich genug ist, dass er nicht durch eine einfache Bußgelderhebung des Aedils gesühnt werden kann. Damit bin nicht ich oder er, sondern der Aedil für die Annahme einer solchen Anzeige zuständig. Und damit ist deine Klage hier unzulässig. Ich habe die von dir genannten Präzedenzfälle nicht im Kopf, allerdings bleibt mir nur zu vermuten, dass die Fälle damals anders gelagert waren und das jeweilige Gericht seine Gründe hatte, sich für zuständig zu halten." Natürlich gab es da gute - vor allem politische - Gründe, aber der alte Praetor war keine Mann, der Streit suchte.
    "Du magst anderer Meinung sein und hast selbstverständlich das Recht, eine Anzeige gegen Samius zu erstatten. Ich kann dir aber bereits jetzt ankündigen, dass ich eine solche abweisen werde. Samius ist selbst ein patenter Jurist, der dazu auch überhaupt keinen Grund hätte, das Recht zu deinem Nachteil zu beugen." Sollte die kaiserliche Justizabteilung sich mit diesem Kleinkrieg herumärgern!




  • So ganz allmählich kam es mir hier wirklich so vor, als wollte mich mein Gegenüber gar nicht verstehen! "Werter Prätor, ich bin durchaus bereit mich hier auch eines Besseren belehren zu lassen und dir nicht weiter deine kostbare Zeit mit meinen Problemen zu stehlen.", versuchte ich es nochmal auf die ganz freundliche und verständnisvolle Tour. "Aber ich kann deine Argumentation beim besten Willen einfach nicht nachvollziehen." Das war nicht böse gemeint. Das war ein Fakt. "Denn offensichtlich ist der Samius ja eben nicht zu dem Schluss gelangt, dass der Fall nicht erheblich genug sei.", musste ich dem Prätor hier entschieden widersprechen. "Weder hat er nämlich auch nur ein Wort darüber verloren, noch hat er den dazu passenden Paragraphen 26 in seiner Begründung auch nur ansatzweise erwähnt, wie ich dir bereits sagte." Auch das war keinesfalls böse gemeint. Es war einfach ein Fakt. "Stattdessen berief er sich ausschließlich auf Paragraph 9 der Lex Mercatus, Absatz 1, Satz 2. Er zitierte diesen Satz, schlussfolgerte, dass ich nicht klagsberechtigt in dieser Sache sei, weil ich ja offensichtlich kein Ädil bin, und wies deshalb meine Klage ab." Das war der ganze Sachverhalt. An diesen Fakten und nur an diesen Fakten orientierte ich mich hier.
    Aber wie sollte ich dem Prätor diese Rechtbeugung nur verständlich machen, wenn er mich ja offenbar nicht einmal verstehen wollte? "Anders ausgedrückt: Weder hat der Samius also auch nur irgendeine Geringfügigkeit oder nicht Erheblichkeit festgestellt, noch hat er festgestellt, dass sein Gericht nicht zuständig wäre." Warum war das so? Warum war das fakt? Weil der Samier eben nicht im Ansatz auch nur ein Wort über eine nicht vorhandenen Zuständigkeit, eine Unerheblichkeit oder Geringfügigkeit oder sonst etwas verloren hatte. Das war nicht böse gemeint. Das war ein Fakt. "Stattdessen hat er festgestellt, dass ich nicht klagsberechtigt sei. Der Unterschied liegt dabei klar auf der Hand: Er hat in seiner Entscheidung den Fokus auf mich gelegt. Ich sei nicht klagsberechtigt. Sein Fokus lag nicht auf dem Gericht. Das Gericht war also zuständig." Das musste doch auch der Prätor einsehen, dass es da einen erheblichen Unterschied zwischen dem einen und dem anderen Blickwinkel gab. Das eine war die sachliche Zuständigkeit. Das andere war meine Klagsberechtigung. Wenn ich nicht klagsberechtigt war, dann hatte das nichts mit der Frage einer sachlichen Zuständigkeit zu tun. Wenn ein Gericht nicht sachlich zuständig war, dann hatte das nichts damit zu tun, ob ich grundsätzlich klagsberechtigt war oder nicht. "Sieh, du sagst mir doch hier selbst, dass ich klagsberechtigt sei - auch wenn du heute meinst, dass ich dies vielleicht nicht vor einem Iudex sondern nur vor einem Ädil wäre. Allein darüber kann man sich natürlich auch schon streiten, wenn man sich die bisherige Rechtspraxis ansieht, wie ich dir anhand zweier kleiner Beispiele ja auch schon versucht habe deutlich zu machen. Über allem bleibt aber konsens, dass ich klagsberechtigt bin." Ich ließ eine kurze Zäsur und hoffte, dass mir der Prätor hier zustimmte. "Der Samius hingegen meinte, dass ich nicht klagsberechtigt sei, weil ich kein Ädil bin und zudem auch nicht direkt durch die Tat des Beklagten geschädigt sei. Von sachlicher Zuständigkeit hat er nicht ein Wort gesagt. Das werden alle Teilnehmer dieser Anhörung dir unabhängig von einander bestätigen können."


    Zum letzten Teil der Ausführungen des Prätors hielt ich mich, denn jetzt war ich ja zum Glück deutlich ruhiger als noch zu Beginn meines Aufschlagens hier, gekonnt zurück. Samius sei ein patenter Jurist. Das bezweifelte ich so ganz grundsätzlich ja gar nicht. Als es aber um die Gründe dafür ging, aus denen er das Recht zu meinem Nachteil gebeugt haben könnte.. da fielen mir gleich mehrere auf Anhieb ein: Der schlimmste wäre da natürlich der, dass der Germanicus den Iudex vielleicht wirklich irgendwie geschmiert hatte. Aber das wollte ich hier mal einfach nicht glauben. Es reichte schließlich auch schon, dass diese Senatorensäcke untereinander vielleicht einfach meinten, dass sie gerade gegen die kaiserlichen Equites und zudem auch noch gegen mich als Frau zusammenhalten zu mussten! (Das würde ganz nebenbei auch diese kompromisslos ablehnende Haltung des Prätors hier sehr einleuchtend erklären. - Und genau deshalb konnte ich natürlich auch diese Vermutung hier nicht laut äußern.)
    Fakt blieb, dass ich mich hier doch ziemlich ungerecht behandelt fühlte, erst durch den Samier und jetzt durch den Prätor. Warum durch den Samier? Weil ich seine Entscheidung als klare Rechtsbeugung betrachtete, die damit nicht nur gegen das Gesetz verstieß sondern auch noch gegen die jahrelange Rechtspraktik im Imperium Romanum! Und warum fühlte ich mich ungerecht behandelt auch durch den Prätor? Weil ich langsam irgendwie den Eindruck gewann, dass der mich über den Tisch ziehen wollte: Erst nahm er meine Anzeige entgegen und an und winkte sie durch. Und nun auf einmal tat er so, als sei das doch völlig normal und gewöhnlich, dass ich bei dieser Rechtslage an einen Ädil zu verweisen war.. und als sei es vor allem völlig normal, dass er als Prätor solche Fälle überhaupt erst annahm, die (ohne dass sich der Fall inhaltlich irgendwie gravierend verändert hätte!) dann in der ersten Anhörung gleich wieder abgewiesen wurden! Was wollte mir das sagen? Dass der Prätor inkompetent war? Das bezweifelte ich irgendwie. Die alternative Erklärung für dieses Verhalten, dass er mir nämlich gezielt übel mitspielen (und mich eben über den Tisch ziehen) wollte, sah allerdings auch nicht viel besser aus.... Fakt blieb, dass ich mich hier doch ziemlich ungerecht behandelt fühlte, erst durch den Samier und jetzt durch den Prätor.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/59.jpg Langsam ging diese Eques dem alten Praetor auf die Nerven. Ihr gebetsmühlenartiges Wiederholen ihres Standpunktes machte diesen kein bisschen einsichtiger! Und so ließ er sich zu einem bissigen Kommentar auf ihre Uneinsichtigkeitserklärung hinreißen: "Deshalb hast du einen Advocatus!"


    "Samius hat erklärt, dass du nicht klagebefugt bist. Damit geht automatisch einher, dass er das von mir Gericht für nicht zuständig hält - ob er das ausdrücklich erwähnt hat oder nicht, ist unerheblich. Stattdessen hat er dich sicherlich an den Aedil verwiesen, vor dem du auch nicht klagen kannst - der Aedil ist nämlich kein Gerichtsmagistrat - sondern eine Anzeige einreichen solltest." Damit glaubte er alles gesagt zu haben. Und außerdem verlor er langsam die Geduld, weshalb er fortfuhr: "Dein Standpunkt ist hinreichend klar geworden, ich stimme diesem aber nicht zu und werde nicht mit dir über Intentionen spekulieren. Wenn du damit nicht einverstanden bist, bleibt dir der Rechtsweg an den Kaiser offen. Ich habe jetzt aber noch andere Fälle zu urteilen."




  • Ough, was für eine Abfuhr. Wäre Vala nicht der Veteran dieser Spielchen, wäre er wohl angesichts einer so offensichtlichen Ertappung rot geworden. Allerdings gab er sich diese Blöße eben nicht und nahm den Faden auf... natürlich nicht ohne noch einmal nachzubeißen: "Du hast natürlich recht... auch wenn ich den Moment abseits des Publikumverkehrs mit dir durchaus zu genießen vermochte. Mir scheint das Feuer der Vesta nicht nur die römischen Heime erleuchtet, sondern auch den einen oder anderen Moment seiner Magistraten mit der Wärme ihrer Priesterinnen. Gerne wieder." , schmunzelte Vala mit schelmischem Grinsen während er den Arm einladend in Richtung des Zentrums der Exedra richtete, um die Vestalin aus dem durchaus in Sicht- aber außerhalb der Hörweite liegenden Separee zurück zu führen.

  • Hier kam ich heute scheinbar nicht weiter. Dieser Senatorensack zeigte nicht den Hauch von Einsicht (wurde im Gegenteil jetzt sogar langsam pampig!) und stand nicht ansatzweise zu seinen Worten und Taten von damals, als ich zum ersten Mal vor ihn getreten war. "Sei so gut, werter Prätor, und verrat mir nur noch eins. Weshalb hast du damals meine Anzeige überhaupt entgegengenommen?" Das interessierte mich so langsam nämlich wirklich.... Dieser Prätor Metilius und der von damals kamen mir nämlich fast schon vor, wie zwei nur äußerlich und vom Namen her identische Männer, die im Innern aber komplett verschieden tickten. (Oder der Prätor war unfähig. Oder der Prätor hatte damals falsch gespielt und mir schon da nur irgendwie schaden wollen. Mehr mögliche Erklärungen sah ich hier gerade nicht.)
    Was genau ich hier wegen dem Samier und/oder eventuell auch dem Prätor Metilius unternehmen würde, das behielt ich erstmal noch für mich.. beziehungsweise musste mir das überhaupt erst nochmal genau überlegen. "Und was ist mit der Rückzahlung der 450 Sesterzen von meinen Prozessgebühren, nachdem meine Klage ja vom Iudex abgewiesen wurde und es folglich nicht zu einem Prozess kommt?" Auf diesen Punkt war er ja bisher auch noch nicht eingegangen, obwohl ich ihn gleich zu Beginn ebenfalls mit angesprochen hatte.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/59.jpg Der alte Praetor war keineswegs schizophren oder besessen, sondern war eben manchmal in besserer, manchmal in schlechterer Laune. "Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich dich damals gefragt, welchen Umfang der Gesetzesverstoß des Germanicus hätte. Und ich hatte dich ausdrücklich gewarnt, dass Bagatelldelikte es oft nicht weiter als bis zur ersten Anhörung schaffen. Eine ausführliche Prüfung des Falles war mir nicht möglich, deshalb habe ich dich eben an Samius verwiesen. Und der hat ganz offensichtlich festgestellt, dass der Fall nicht von so großem öffentlichen Interesse ist, dass das Umgehen des regulären Anzeigewegs über die Aediles zu übergehen wäre. Ich wollte dir die Gelegenheit geben, dass diese Prüfung erfolgt. Aber mir scheint so langsam ohnehin, dass es dir weniger um die Einhaltung der Lex Mercatus als um irgendeine persönliche Fehde geht, die du hier vor den Gerichten ausfechten willst." Finster blickte der Praetor von seinem Tribunal herab. "Dafür habe weder ich, noch Samius oder irgendein anderen Iudex Zeit. Also halte dich an den Rechtsweg!"


    Den zweiten Punkt hatte er über dem ersten ganz aus den Augen verloren. Aber auch hier hatte er natürlich eine klare Linie: "Die Prozessgebühren erhältst du erstattet." Er gab seinem Scriba direkt ein Zeichen, diese Forderung umgehend zu erledigen.




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