Das Voropfer folgt und der Sacerdos bietet der kapitolinischen Göttertrias Früchte und Wein dar, auf dass sie sich gnädig zeigen möge im folgenden Opfer. Nach der kultischen Reinigung der anwesenden Helfer gebietet der Herold noch einmal mit einem lauten "Favete linguis!*" Ruhe, dann wird das Pergament mit den Traditionellen Weiheformeln geöffnet.
"Dir zu Ehren, Iuppiter Optimus Maximus, Dir zu Ehren, göttliche Iuno, Dir zu Ehren, göttliche Minerva!
Euch zu Ehren, erhabene Götter unseres Reiches, Euch zu Ehren sei dieses Amphitheater errichtet!
Dir zu Ehren, Iuppiter Optimus Maximus, Dir zu Ehren, göttliche Iuno, Dir zu Ehren, göttliche Minerva!
Euch zu Ehren, erhabene Götter unseres Reiches, zu Eurer Freude mögen die Spiele und Darbietungen in dieser Arena stattfinden!
Dir zu Ehren, Iuppiter Optimus Maximus, Dir zu Ehren, göttliche Iuno, Dir zu Ehren, göttliche Minerva!
Euren Schutz erbitten wir, das römische Volk, für diesen Hort der Freude!
Dir zu Ehren, Iuppiter Optimus Maximus, Dir zu Ehren, göttliche Iuno, Dir zu Ehren, göttliche Minerva!
Euch zu Ehren, erhabene Götter unseres Reiches, Euch zu Ehren sei dieses Amphitheater errichtet!"
Ein Minister trägt die mola salsa heran, ein anderer den Wein. Beides nimmt Natta entgegen und weiht damit nacheinander die Opfertiere für Iuppiter, Iuno und Minerva. Anschließend folgt das rituelle Entkleiden der Rinder - der Sacerdos zieht dabei sein Opfermesser mit der stumpfen Seite über den Rücken jeden Tieres und entfernt dabei nicht nur die wollene dorsule, sondern auch die bunten Bänder um den Kopf. Nachdem das geschehen ist stellen sich die drei Cultrarii, die Schlächter, mit ihren Äxten vor und drei Popae, Opferhelfer, mit ihren Opferhämmern hinter die Tiere. Da der Iuppiter höchster Gott des Reiches ist, ist sein Opfertier das erste, welches sterben muss. "Agone?" fragt daher der Popa hinter dem Ochsen und als Orphidius Natta den Opferbefehl, das traditionelle "Age!" erwidert, saust der Hammer nieder und der Cultrarius schwingt die Axt.
Nacheinander fallen der Ochse für Iuppiter und die beiden Kühe für Iuno und Minerva Hammer und Axt zum Opfer. Ihre Körper schlagen mit dumpfem Laut auf dem Boden auf. Die ersten Zuschauer in den hinteren Rängen des Amphitheaters munkeln schon, dass Minerva nicht zufrieden ist, da ihre Kuh viel zu langsam zu Boden gegangen ist, da treten die Opferhelfer an die Tiere heran und beginnen sie auszunehmen. Routiniert schneiden sie die vitalia, die lebenswichtigen Organe der Rinder heraus und legen sie in die Schalen, welche dem Sacerdos zur Begutachtung vorgelegt werden.
Orphidius Natta weiß nicht genau, wie groß die Donatio der Stadtverwaltung an den Cultus Deorum war, doch anscheinend ausreichend, um den Segen der Götter zu kaufen. Er begutachtet die Eingeweidestücke in den Schalen, eine nach der anderen. Als auch die Gaben für Minerva durch seine Hände und unter seinen prüfenden Augen hindurch gegangen sind, wendet er sich der Tribühne des Amphitheaters zu und erhebt seine Stimme.
"Die göttliche Trias, Iuppter Optimus Maximus, Iuno und Minerva, ist der Stadt Mantua und ihren Bewohnern gewogen. Gerne werden Sie über dieses zu Ihren Ehren errichtete Bauwerk wachen und ihm und dem Geschehen darin Ihren göttlichen Segen zu Teil werden lassen! Litatio!"
Nach der Annahme des Opfers werden die vitalia auf die glühenden Kohlen gegeben. Grauer, nach verbranntem Fleisch riechender, Rauch steigt auf und zieht durch die Arena. Während die Fleischstücke langsam vor sich hin kokeln, schaffen Helfer die Reste der Opfertiere dorthin zurück, wo noch vor kurzem die drei Rinder auf den Beginn der Zeremonie warteten.
Der Sacerdos beendet den Ritus und verlässt schließlich als letzter des Cultus Deorum das Rund des Amphitheaters. Auf dem Altar dampfen noch immer die letzten Reste des Opferfleisches für die Götter. Orphidius Natta fühlt sich durch den guten Verlauf und seine erste Theaterweihung beschwingt. Er nimmt sich vor, am Abend noch einmal jenes kleine Etablissement aufzusuchen, vielleicht würde er sich solchermaßen gestärkt heute in die Bruderschaft der Sieben eintragen können, denn am Vorabend war er für diese Leistung einfach zu müde von der Reise gewesen.
* Hütet eure Zungen!