Ad:
L. Quintilius Valerian
et
Germanica Calvena
Casa Quintilia
Roma - Italia
Salvete geschätzte Calvena, werter Vetter,
danke für eure Sorgen um meine Person, doch ich habe die Zeit seit eurer Abreise gesund überstanden. Anders als meine liebe Schwester Melina. Sie verstarb vor wenigen Tagen am schlimmen Fieber, den Folgen einer zunächst unscheinbaren Erkältung. Es tut mir leid, euch so traurige Nachrichten übermitteln zu müssen und bitte euch, auch in Rom am Lararium unseren Ahnen zu opfern, auf dass sie Melina in ihren Reihen willkommen heißen und einst mit ihnen über uns wachen möge.
In Anbetracht der Geschehnisse hier freut es mich natürlich umso mehr, dass euer Sohn erstarkt und von guter Gesundheit ist. Es macht mich stolz, dass ihr die Familie weiter voran führt und freue mich schon auf die Nachricht der nächsten Schwangerschaft.
Ihr fragt nach Mogontiacum. Nun, was kann ich berichten? Der Frühling ist wahrhaftig eingekehrt. Und das mit einer Fülle an saftigem Grün und einer farbenvielfalt in der Blütenpracht, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe! Es ist ein wahrer Traum, den man hier erleben kann. Nie hätte ich gedacht, dass diese Provinz so schön sein könnte.
Und dennoch habe ich natürlich nicht so viel Zeit zur Muße, wie man aus meinen Worten wohl erahnen könnte. Vielmehr forderte die Umsetzung der Provinzreform harte Arbeit und Ausdauer. Das Grobe Gerüst der Umsetzungstätigkeiten steht schon lange. Seit einigen Wochen nun werden die Details vollzogen. Ich werde eine Reise durch die Provinz unternehmen, um die größten Civitates aufzusuchen und die Reform den Magistraten dort persönlich nahezubringen. Viel mehr gibt es dahingehend allerdings nicht zu berichten. Verwaltungsdinge eben, Schreibarbeit, Unterschriften setzen, Bittgesuche bearbeiten. Im Grunde genommen ist die Arbeit hier höchst unspannend.
Achja, zum Legatus Augusti Pro Praetore Annaeus kann ich gar nicht allzu viel erzählen. Er ist zwar ebenso wie ich Klient des Consulars Purgitius, jedoch gründet sich unser Verhältnis derzeit ausschließlich auf beruflicher Ebene. Der Annaeus ist ein ambitionierter Mann und sorgte auch sogleich für eine schnelle Umsetzung der Provinzreform, doch zeigt er sich nicht sonderlich oft in der Öffentlichkeit. Ich glaube die Bevölkerung Mogontiacums hat ihn bisher nur ein halbes Dutzend mal zu Gesicht bekommen, wenn überhaupt. Aber er hat die Verwaltung gut im Griff und holt sich auch regelmäßig die verschiedenen Kommandanten der hier stationierten Einheiten ins Officium, was den Schluss zulässt, dass er auch dem Militär eine starke Führung offenbart.
Eure Nachrichten aus Rom stimmen mich auf ein neues nachdenklich. Auch mein Patron, Purgitius Macer, berichtete mir schon von der Anmaßung des Vescularius. Wie weit er wohl noch gehen wird? Es ist wahrlich erstaunlich, dass sein Verhalten nicht schon gewichtigere Reaktionen im Volk hervorgerufen hat. Gibt es nicht irgendwelche Anzeichen für den Unmut des Pöbels? Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass solcherlei hochmütiges Gehabe ohne Konsequenzen bliebe.
Ich habe mich übrigens entschieden so bald als möglich nach Italia zurückzukehren. Germania ist zwar ein schönes Land, aber die Sehnsucht nach der Heimat hat Besitz von mir ergriffen. Seit Melinas Dahinscheiden hält mich hier nicht mehr viel. Vielleicht weiß mein Patron, wie eine Rückkehr am besten zu bewerkstelligen wäre, da ich ja immerhin schnellstmöglich einen Anschlussposten in Italia besetzen sollte. Vielleicht scheidet ja bald ein Tribun von der Prima, der Ersatz fordert? Das Militär reizt mich nämlich ungemein, bin ich doch der Verwaltung langsam müde. Na, wir werden sehen was sich diesbezüglich machen lässt. In meinem nächsten Brief erhaltet ihr womöglich schon Klarheit darüber.
Nun denn, ich muss zum Ende kommen. Mögen die Götter ihre Hand schützend über eure Familie halten und eure Gesundheit bewahren. Die besten Grüße aus dem hohen Norden.
I. QVINTILIVS SERMO
CASA QUINTILIA - MOGONTIACUM - GERMANIA SUPERIOR
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ANTE DIEM XI KAL IUN DCCCLXI A.U.C. (22.5.2011/108 n.Chr.)