Ludi Praetorae

  • Zitat

    Original von Decima Lucilla


    Im Rund der Arena entspann sich der ungleiche, aussichtslose Kampf der Gazellen gegen die Leoparden. Daran waren zwar die filigranen, geschmeidigen Bewegungen der beiden Tierarten zu bewundern, doch war der sonstige Verlauf des Duells - wenn man es denn überhaupt so nennen wollte - nur zu vorhersehbar. In Plotinas Fall kam hinzu, dass sie ähnliche Aufeinandertreffen auf Reisen in ihrer ägyptischen Heimat schon in freier Natur gesehen hatte. Alles in allem: Die Prätoren hatten sich hier sicherlich viel Mühe gegeben, aber von ihrem Sitz fühlte sich Plotina noch nicht ganz gerissen.


    Ihrer neuen Bekannten Decima Lucilla erging es offenbar ähnlich, denn sie plauderte munter weiter und schnitt dabei so viele Themen fast gleichzeitig an, dass Plotina schon der Kopf schwirrte. Sie wandte sich wieder zu ihrer Gesprächspartnerin, um deren Ausführungen besser folgen zu können; diese gönnte sich jedoch nach einer an Plotina gerichteten Frage nun eine kleine Verschnaufpause.


    Bei der Vielzahl der angeschnittenen Themen hatte Plotina die Schlussfrage gar nicht mehr richtig mitbekommen; sie wurde unruhig, weil sie nicht recht wusste, was sie jetzt sagen sollte. Ach ja, Verus ...


    "Obwohl Titus Decimus ja so ein einflussreiches Amt ausübt, bin ich ihm in seiner amtlichen Funktion noch nicht begegnet. Die Götter fügten es, dass sich unsere Wege beim Spazierengehen in den Horti Maecenatis gekreuzt haben - das ist ja wirklich ein wunderbarer Ort zum Entspannen. Und da sind wir dann ins Gespräch gekommen. Ich hatte den besten Eindruck von ihm; er scheint mir ein ganz und gar integrer Mensch mit vielen Begabungen zu sein; wir werden sicher noch von ihm hören."


    Plotina hütete sich natürlich zu erwähnen, dass sie mit Verus auf ein Bier in der Taverna Apicia verabredet war; schließlich saß sie hier neben der Auctrix der Acta Diurna, und sie wollte ihren Namen natürlich nicht in der nächsten Ausgabe dieser Zeitung in der Klatschspalte lesen. Schon bereute Plotina auch, dass ihr eben die Bemerkung mit den "Göttern" herausgerutscht war ... Aber ja, die Acta, darüber hatte Lucilla auch noch gesprochen.


    "Ich muss dich wirklich dafür bewundern, Lucilla, dass du diese viele Arbeit und auch die Verantwortung auf dich nimmst, die mit der Leitung der Acta Diurna verbunden sind. Ich kann mir vorstellen, dass das eine Aufgabe ist, die viel Mühe kostet und Ärger, dafür umso weniger Dank einbringt. Also werde ich hier natürlich etwas Positives über die Acta sagen: Ich fühle mich durch die Zeitung gut informiert. Sie scheint mir einen treffenden Querschnitt des politischen und gesellschaftlichen Lebens in unserem Imperium zu vermitteln."


    Plotina hoffte, Decima Lucilla damit etwas Aufbauendes zu ihrer anstrengenden Tätigkeit gesagt zu haben; und schließlich dachte sie das, was sie gesagt hatte, ja auch wirklich. Aber in einem anderen Punkt wollte sie der Auctrix doch noch widersprechen, dazu hatte sie sich gerade selber das Stichwort gegeben.


    "Noch eine Sache zum politischen Leben des Imperiums, das ich eben erwähnt habe. Ich kann dir nicht ganz zustimmen, dass wir Frauen für die Politik nicht tauglich wären. Du, Lucilla, würdest sicherlich vielen Senatoren auf der Rostra den Rang ablaufen, und dass Männer durch Glanz und Prunk weniger zu beeindrucken sind als Frauen, wäre mir völlig neu. - Aber ich gebe zu, von Männern verstehe ich wenig; vielleicht sehen wir ja später noch Gladiatoren kämpfen, dann könnte ich meine Kenntnisse vertiefen." :D

  • Er mochte solches Spektakel, vorallem Gladiaotenkämpfe, dies hatte er wohl von seinem Vater geerbt, dem solche Spiele ebenfalls sehr zusagen. Bei einige besonderen Gelangen im Hause seines Vaters veranstalte dieser gar Schaukämpfe zur Unterhaltung seiner Gäste. Hier allerdings würde es sicher anderst ablaufen, hier gings um überleben.

  • Spiele, immer nur Spiele. Während in Rom sich korpulente Schläger die Birne einschlugen, waren schon die nächsten Rennen im fernen Germanien angekündigt. Das Imperium erstickt nochmal am Blut der eigenen Gladiatoren.


    So oder mit ähnlichen Gedanken beschäftigt, verließ ich an diesem Morgen die kleine Casa, um mich auf den Weg zum Colosseum zu machen wie tausende Römer vor mir, und die Straßen waren verstopft. Doch ein Glück hatte ich Pharax, meinen Leibwächter bei mir, der sich einen Weg hindurch bahnte.


    Als wir am frühen Mittag ankamen, die großen, hellen Leinensegel reflektierten die Strahlen der Sonne, waren die Kämpfe schon im vollen Gange. Durch das Labyrinth aus Treppenstufen und Gängen stiegen wir die Ränge hinauf und suchten uns unsere Plätze. Pharax hatte einen Weinschlauch umgeschnallt. Zwar gab es überall fliegende Händler, die allerlei Köstlichkeiten anprießen, doch sie verlangten idR das doppelte, was normal war.


    Begeistert war ich nicht, als ich gerade sah wie ein zwei Meter große Hühne mit Armpanzer seinen Gegner, der nur mit Dreizack und Netz bewaffnet war, niederrang. Aber da es mein Großvater war, der weise Senator Prudentius Commodus und amtierender Praetor Peregrinus, hielt ich es für Höflichkeit, wenigstens kurz diese Spiele zu besuchen.
    Ich konnte ihn erkennen, etwas weiter unten schräg gegenüber, unterhalb der Kaiserloge, die zu meinem Bedauern heute leer war, dort, wo die anderen Amtsträger, sein College dieser Flavier und anschließend eine ganze Riege an Senatoren Platz genommen hatten.

  • Der kleine Agrippa blickte zum Neuankömmling, welcher sich neben ihn setzte. Er kannte den Mann nicht, wobei dies nicht allzu verwunderlich ist, Rom ist eine grosse Stadt und er selber hat die meiste Zeit seines Lebens in Spanien und in Griechenland verbracht.


    "Salve Bürger, die Spiele sind schon eine nette Abwechslung zum Alltag, findest du nicht auch?"


    Wobei wie sah sein Alltag schon aus, als Sohn eines Consulars musste er sich natürlich nicht mit niedrigen Beschäftigungen abgeben, sondern konnte sich ganz dem Geniessen des Lebens zu wenden. Onkel Plautius gefiel dieser Lebenswandel überhaupt nicht, nun ja, erwar aber auch Soldat und ein solches Leben zu führen, konnte er sich nicht vorstellen ...

  • "Öh..ja, salve ebenso Bürger !" blickte ich etwas irritiert zu dem mich eben angesprochenen Mann, ehe ich mich wieder fangen konnte.


    "Ja, mein Großvater organisiert diese Spiele, und der Verwandtschaft muß man ja den Rücken freihalten." ;)


    Ich sah zu dem jungen Mann, der nicht viel älter, als ich sein konnte. Unweigerlich fiel mir auf, daß er aus gutem Hause stammen mußte, denn er trug, sowohl den latusclavus, den breiten purpurnen Streifen, den die Angehörigen des Ordo Senatorius zu tragen pflegten, als auch einen Siegelring an seinem Finger dessen Herkunft ich allerdings nicht einordnen konnte.

  • "Du bist also der Enkel des Praetor Peregrinus Prudentius Commodus?"


    Lucius Furianus erschien ihm nach der Begenung vor dem Tribunal des Praetor Urbanus als zu jung, als dass er bereits einen Enkel haben konnte. Deshalb kam er auf Commodus.


    "Die Pflicht an der Familie darf nicht vernachlässigt werden."


    Nachdem sein gegenüber seine Verwandschaft zum Praetor erwähnte hatte, wollte er ihn ebenfalls erwas beeindrucken ... ;)


    "Aber nun erlaube mir, dass ich mich dir vorstellen, mein Name ist Publius Matinius Agrippa, Sohn des ehemaligen Censors und jetztigem Statthalter von Spaniens Matinius Agrippa und Neffe der beiden leider bereits verstorbenen Seantoren Curio und Anton. "

  • Auf die Frage des Gegenübers antwortete ich schlicht "So ist es."


    Als der Fremde sich mir vorstellte, war mir klar, daß ich mich tatsächlich nicht getäuscht hatte in der Herkunft dieser Person.


    "Der Sohn des Statthalters von Hispania ? Es ist mir eine Ehre."


    Die anderen beiden Namen sagten ihm auf Anhieb nichts.


    "Gestatte, daß ich mich vorstelle. Mein Name ist Caius Ferrius Minor, Sohn des Nauarchos Aulus Ferrius Theodores in Diensten des Kaisers, Enkel eben jenes Prudentius Commodus und des Caius Ferrius Magnus, Neffe des Friedricus Ferrius Valerian und Urenkel des Ferrius Patroklos von Attica." :]

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    Original von Sergia Plotina


    "Oh ja, die Horti Maecenatis sind wundervoll, vor allem jetzt im Frühling. Im Sommer sind sie meist leider völlig überfüllt, denn dann sind sie einer der angenehmsten Orte in Rom. Sie sind selbst dann noch grün, wenn alles andere nur noch verdörrt ist und man kaum mehr durch die Stadt laufen kann, weil die schlammigen Reste der Cloaca ihren Duft über die Straßen verteilen. Ich hoffe, der Sommer wird nicht so heiß wie der letzte, ein bisschen mehr Mäßigung kann das Wetter schon vertragen. Aber du wirst es ja selbst kennen. Oder kommst du nicht aus Rom?"


    Lucilla horcht interessiert auf als es um ihren Verwandten geht, denn obwohl sie lieber redet, hört sie mit gleicher Aufmerksamkeit zu, so dass ihr der Ausdruck mit den Göttern nicht entgeht. Aber vielleicht ist es auch einfach nur Plotinas Art über Zufälle zu reden, manche beziehen es auf die Parzen, andere auf Fortuna und die nächsten auf die Götter ganz allgemein. Dennoch ist Lucillas Neugier geweckt. "Das mit dem einflussreichen Amt ist merkwürdig, nicht wahr? Er war gerade erst beim Wasseramt und plötzlich ist er Magister Scriniorum. Vermutlich hängt es mit seinem Namen zusammen." Lucilla zuckt die Schultern und wird sich dessen bewusst, dass das vielleicht nichts ist, worüber sie außerhalb der Familie sprechen sollte. Aber solche Dinge sind ihr schon immer erst dann eingefallen, wenn es zu spät ist. "Also, was ich eigentlich sagen wollte ... oh, jetzt geht es aber wirklich rund!" Sie blickt hinab in die Arena und legt einen erstaunten Blick auf in der Hoffnung, Plotina würde ebenfalls nach den Tieren schauen und das Thema Verus vergessen. "Hach, ich hoffe als nächstes kommt ein Kampf unter Gleichen. Wettest du gerne? So langsam könnte ich auch etwas zu Trinken gebrauchen." Sie dreht sich zu ihrem Sklaven um. "Ambrosius holst du uns bitte eine Erfrsichung." Und wieder zu Plotina gewandt. "Du nimmst doch sicher auch etwas, oder?" Schon ist ihr Kopf wieder zu Ambrosius gedreht. "Drei Becher dann also, schaffst du das?"


    Obwohl Ambrosius einige Vorzüge genießt, zum Beispiel, dass er auch etwas zu Trinken bekommt, erwartet Lucilla trotz allem, dass er tut, was sie ihm sagt. Zumindest bei solchen Sachen, beim Kauf eines Stoffes ist es natürlich wieder etwas ganz anders. Aber da sie davon ausgeht, dass sich der Sklave auf den Weg macht, dreht sie sich auch schon wieder zu Sergia Plotina. "Wo waren wir stehen geblieben? Ah, bei der Acta Diurna, nicht?" Augenblicklich steigt etwas Röte in Lucillas Wangen, was natürlich auch durchaus wegen der Hitze und dem vielen Reden sein könnte, was aber eigentlich durch das Kompliment und das Lob kommt. "Das freut mich wirklich sehr, wenn dir unsere Ausgaben gefallen. Wie gesagt, es ist ja nicht so, als würden wir uns keine Mühe geben." Nun doch ein bisschen verlegen vermisst Lucilla eine Schüssel mit Trauben. Sie würde Ambrosius wohl noch einmal wegschicken müssen.


    "Ich glaube nicht, dass sich Männer so leicht von Glanz und Prunk bezirzen lassen wie Frauen. Männer wollen ihn besitzen. Gut, wir Frauen wollen das vielleicht auch, aber wir nehmen ihn gerne auch in Form von Männern. Männer wollen nur den Glanz und Prunk. Und Macht, öffentliche Macht, für die sie wieder Glanz und Prunk ernten. Sie brüllen laut, wie die Geparden da unten, um ihre Gegner einzuschüchtern und wollen dafür bewundert werden. Wir Frauen sind doch da viel feinsinniger. Nein, ich glaube nicht, dass ich mich zum Brüllen auf der Rostra eigenen würde. Es gibt andere Wege der Politik, Wege, die lange nicht so laut und brutal sind und trotzdem zum Ziel führen. Bist du denn verheiratet? Oder verlobt?" Lucilla stutzt. "Oh, entschuldige, wenn ich zu persönlich werde. Du musst natürlich nicht antworten, wenn du das nicht möchtest." Sie lächelt freundlich, um zu zeigen, dass sie das tatsächlich so meint. Obwohl Lucilla natürlich unglaublich neugierig ist.

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    Original von Decima Lucilla
    "Bist du denn verheiratet? Oder verlobt?"


    Verlobt? Verheiratet? Stimmten also auch hier wieder die Klischees, die Plotina in ihrer ägyptischen Heimat über Rom gehört hatte - dass nämlich die meisten Römerinnen nichts anderes im Kopf hatten, als Ehepläne für sich, ihre Söhne, ihre Töchter, ja nicht selten nach einer Scheidung sogar für ihre Männer zu schmieden? Na ja, für Decima Lucilla stimmte dieses Klischee ja gewiss nicht ganz, schließlich füllte sie ja wirklich eine einflussreiche und verantwortungsvolle, aber auch äußerst zeitintensive Tätigkeit aus. Es war Plotina zwar, als hätte sie auch den Namen ihrer neuen Bekannten in der Klatschspalte der Acta Diurna gelesen, gleichwohl war sie sich dessen nicht sicher. Denn selbstverständlich streifte ihr Blick die Klatschspalte immer nur zufällig.


    Jedenfalls wusste Plotina nicht recht, was sie auf diese Fragen sagen sollte. Natürlich, die Antwort war einfach: Auf beide Fragen ein klares "Nein". Aber wie würde das aufgenommen werden? Plotina beschloss, auf Zeit zu spielen; ihr würde sicherlich noch etwas einfallen.


    "Ja, es ist wirklich eine gute Idee von dir, jetzt eine Erfrischung zu nehmen! Wir führen hier eine so anregende Unterhaltung - und falls gleich, wie ich hoffe, noch Gladiatoren auftreten, wird mir bestimmt noch wärmer!" :D


    Ach nein, Plotina merkte sofort, dass sie sich mit dieser Äußerung nun vollends verhaspelt hatte; ihr Plan, auf Zeit zu spielen, war gescheitert; es blieb nur die Flucht nach vorn. Also: Thema Männer.


    "Ich bin übrigens weder verlobt noch verheiratet; wie schon gesagt, ich verstehe wohl auch nicht besonders viel von Männern - allerdings geht das sicher so mancher Ehefrau ähnlich."


    Plotina lachte verkrampft - und merkte, hoffentlich gerade noch rechtzeitig!, dass sie im Begriff war, mit dieser Äußerung in ein großes Fettnäpfchen zu treten. Wenn nämlich Decima Lucilla selbst in der Klatschspalte der Acta Diurna erwähnt wurde, dann doch sicher im Zusammenhang mit einem oder mehreren Männern; Klatschspalten drehten sich doch hauptsächlich um dieses Thema. Da sollte Plotina jetzt also nicht so locker über Ehefrauen plaudern, denn vielleicht war Lucilla ja selber auf dem Wege, eine zu werden. Daher schob Plotina schnell hinterher:


    "Deshalb bin ich sehr dankbar dafür, dass du mir heute ein wenig die Augen öffnest über die spezifisch männliche und die spezifisch weibliche Liebe zu Prunk und Ruhm; auf dem Gebiet der Geschlechter scheinst du mit tiefer Einsicht begabt zu sein. - Übrigens wäre das mit dem Prunk doch auch mal ein interessanter Hintergrundartikel in den Acta in einer Rubrik ,Lebenshilfe', findest du nicht?"


    Jetzt war Plotina stolz auf sich, wie sie den Bogen von dem für sie verfänglichen Thema "Männer" bekommen hatte wieder hin zu etwas Professionellem. Sie lehnte sich auf ihrem Sitz zurück, ließ sich die Sonne ins Gesicht strahlen und blinzelte, um zu sehen, was sich Neues in der Arena tat.

  • Pharax stellte sich etwas neben seinem Dominus auf und mussterte den Matinier. Dieser schien nach kurzer Überlegung keine Gefahr darzustellen und so schaute Pharax nocheinmal über die Menge, um eventuell auffällige Leute ausfindig zu machen. Nebenbei glitt sein Blick immermal wieder zu den Gladiatorenkampf unten. Hätte auch schneller gehen können dachte sich Pharax, dachte sich jedoch auch, das sie den Leuten für ihr Geld ja eine gute Darbietung zu liefern hätten.

  • Das Wählen gelang ein paar Geparden nach einigen Minuten ohne großartige Anstrengungen, nur einer ließ sich zu viel Zeit. Während seine Artgenossen sich an dem blutroten Fleisch gütlich taten, ging der eine wählerisch umher und schaute sich die noch lebenden Gazellen an, es waren noch 16 an der Zahl. Die Zuschauer fingen schon an sich über das Tier lustig zu machen, es wäre zu zivilisiert für die Arena, wenn es schon gelernt hatte wählerisch zu sein – oder einfach zu verwöhnt.
    Letztendlich konnten die Veranstalter nicht so viel Zeit vergeuden, es standen andere Programmpunkte an und die Tiere sollten sich nicht satt essen können, schließlich wurden sie erzogen stets hungrig zu sein und sollten diese Eigenschaften auch beibehalten – falls sie überlebten.


    So vergingen noch ein paar Minuten, in denen das wählerische Exemplar doch noch zu seiner Beute kam und sich nun genüsslich an dem schlanken Hals seines Opfers zu schaffen machte, während seine Artgenossen noch immer ihre Gazellen runter zu schlingen versucht waren, die Zeit ihnen jedoch davonzurennen schien. Ob sie es ahnten, das weiß keiner.
    Nun ging mit einem dumpfen Geräusch das große Gittertor auf und ein paar Staatssklaven, bewaffnet mit einigen Speeren, rannten heraus und trieben die grazilen Gazellen in die dunkle Öffnung. Die Tiere mochten ihnen nicht gerne folgen, doch angesichts der vielen Geparde mit ihren Beuten ging das Treiben doch schneller als gewöhnlich ab.
    Viele der Zuschauer stellten sich zurecht die Frage warum, einige waren sogar schlau genug sie mit der Erklärung zu beantworten, dass die Geparde sich schon genommen hätten was sie wollten, die anderen Gazellen würden ungerührt dastehen und das wäre nun alles andere als unterhaltsam den einen beim Fressen und den anderen beim verschreckten Stehen zuzuschauen. Doch man ließ die Zuschauer nicht lange warten.


    Das große Gittertor wurde abermals geöffnet und nun kamen exakt fünf bewaffnete Männer heraus, Sklaven, wie man später erfahren würde. Zwei davon schienen orientalischer Herkunft zu sein, vielleicht auch gar Aegypter, die anderen drei waren zweifellos Nordmänner, waren sie doch blond und größerer Statur, als ihre zwei kleineren Nachbarn mit dunkler Haut. Zwei der Männer hatten ein Fangnetz und ein kleines Rundschild, der rechte Arm war mit dicken Leinentüchern gepolstert, als würde man mit einem Angriff von rechts rechnen. Die zwei dunkelfarbigen hatten einen ebenso kleinen Rundschild, jedoch gebogene Schwerter anstatt von Netzen, der letzte hatte zwei gladii bei sich, die er zum Aufwärmen hin und her schwenkte während sie unter Jubel die Arena betraten.
    Natürlich wusste niemand wozu, bis sich die Männer in der Mitte der Arena aufstellten. Plötzlich bewegte sich unter ihnen der sandige Boden und fünf Falltüren wurden aufgemacht, neben die sich jeweils ein Mann stellte. Die Menge murmelte rätselnd was es damit auf sich hatte.


    Der Herold stand zur Erklärung auf und rief nach einem obligatorischen Räuspern aus:


    Diese Wagemutigen Männer, seht sie euch an!
    Ein jeder von ihnen ist unerfahren mit solchen Raubkatzen und trotzdem sehen sie diesen Bestien furchtlos in die Augen! Diese Männer, seht sie euch an, sie haben sich dazu bereit erklärt den Bestien ihr Futter zu stehlen! Fünf Diebe wollen fünf Gazellen, fünf Bestien wollen sie ebenfalls, wer wird siegen?!
    Jedem der Männer wird, sollten sie dies Wunder vollbringen, nicht nur die Freiheit gewährt, sondern auch eine Belohnung von 1000 Sesterzen!
    Als vollbracht zählt es, wenn der Räuber die Beute der Bestie entrissen und in die ihm zugeteilte Falltür geworfen hat, sich anschließend in einen der Gänge retten kann! Die Bestie darf natürlich auch getötet werden!


    An der Begrenzungsmauer der Arena wurden nun insgesamt fünf Gitter geöffnet, den Männern blieb nur eine schmale Öffnung zur sicheren Flucht, welche glücklicherweise sofort verschlossen werden konnte.


    Möge ihnen Fortuna beistehen!


    Rief der Herold aus und setzte sich zufrieden auf sein kleines Podest, um dem Schauspiel interessiert beizuwohnen. Die Trompeten erklangen ein weiteres Mal.
    Die Diebe bewegten sich vorsichtig auf die in der Arena verstreut mit ihrer Beute liegenden Geparde zu, diese interessierte es kaum. Ein jeder der Diebe wusste, dass wenn er sich zu viel Zeit ließ, ein anderer sich schon vor seiner Bestie retten konnte, er selbst nicht nur eine, sondern zwei oder drei, gar vier oder fünf Bestien bezwingen musste. Man sollte also schnell sein, um es am Ende nicht nur mit einem Tier aufnehmen zu müssen, sondern mit zwei oder drei.

  • Der Praetor beziehungsweise sein Veranstaltungsplaner hatten sich eine interessante Sache ausgedacht, das musste Macer ihm lassen. Keine normale Tierhetze, sondern verbunden mit einem kleinen Wettkampf oder einer Aufgabe. Das gestaltete die Sache etwas abwechslungsreicher und spannender. Was Macer weniger gefiel war die Tatsache, dass unerfahrene Kämpfer antreten sollten. Mit professionellen Jägern, die schon viele Kämpfe hinter sich hatten, hätte man nun sicher einige spektakuläre Szenen erwarten können und die Männer hätten sicher einige Tricks auf Lager. So würde es dann wohl doch nur ein vergleichsweise brutales Spiel auf leben und Tod werden, bei dem man nicht wusste, ob die Tiere oder die Kämpfer die Opfer waren. Für den Ausrichter war es natürlich nachvollziehbar günstiger so, denn er hatte maximal 5000 Sesterzen Siegprämie zu bezahlen. Professionelle Kämpfer wären teurer gewesen.


    Gespannt lehnte Macer sich zurück und schaute zu, wie sich der Kampf entwickeln würde.


  • "Mir ist es auch eine Ehre dich kennen zu lernen."


    Der Name Ferrius sagte ihm was, täuschte er sich oder war nicht Ferrius Magnus ein Bruder des Ferrius Maximus, eines Feindes seines Onkels Anton und damit auch ein Feind seiner Familie?


    "Was hälst du von wetten, Caius Ferrius?"

  • Für einen Moment wurde ich abgelenkt durch die markdurchdringenden Worte des Ausrufers, der die nächste Attraktion ankündigte. Mein Großvater hatte wahrlich keine Kosten gescheut.


    "Hm ? Wetten ? Wie meinst Du das ? Willst Du darauf Wetten, ob diese Creaturen in der Arena dort unten von den Bestien zerfleischt werden ?"

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    Original von Sergia Plotina


    Lucilla kichert wieder ein bisschen albern. "Für die Ehe muss man ganz sicher nichts von Männern verstehen. Ich glaube zumindest kaum, dass diese in Ehen verheirateten Mädchen in den patrizischen Familien schon viel Erfahrung haben. Wahrscheinlich kann man auch seine ganze Ehe verleben, ohne dass man jemals diese Erfahrung sammelt. Aber einen Nutzen wird man dann nicht daraus ziehen. Natürlich besteht eine Ehe nicht nur aus einem solchen Nutzen, Bona Dea, das wollte ich nie behaupten und so eine Ehe wollte ich auch nicht führen. Aber wie bereits angedeutet, die Ehe gibt einer Frau die Möglichkeit in der Welt aktiv zu werden ohne aktiv zu sein."


    Das Festmahl in der Arena ist fast beendet. Rotbraune Flecken und Reste von Fleisch, Fell und Knochen zieren den Grund. "Das mit dem Verheiratetsein war übrigens nur eine Frage aus reiner Neugier. Weißt du, ich halte nichts davon, wenn junge Frauen ständig zur Ehe gedrängt werden. So eine Sache will gut überlegt sein und dazu braucht es eben seine Zeit, da sollte man sich nicht seinen Brüdern und Cousins unterordnen, nur weil diese gerne eine Verbindung in diese oder jene Familie hätten. Wenn du Glück, oder eben Pech hast, hängst du dein Leben lang an einem Mann, natürlich, scheiden lassen kann man sich immer, aber mal ganz ehrlich, besonders gut für das Ansehen ist das ja auch nicht. Nein, ich finde es besser, wenn man sich vorher etwas mehr Zeit nimmt." Natürlich kann Lucilla kaum anders darüber denken, immerhin ist sie eine von denen, die sich sehr viel Zeit nehmen. Und hat das nicht schon seinen Vorteil bewiesen? Natürlich glaub sie, dass Agrippa ein sehr guter Ehemann wäre, doch würde sie nicht noch immer völlig gelangweilt in Hispania sitzen? Und dann Crassus, ein bisschen wehmütig wird sie schon, wenn sie an ihn denkt und sie macht sich sogar ein bisschen Sorgen, immerhin ist auch er in Hispania. Zwar nicht dauerhaft, dafür aber um dort einen Aufstand nieder zu schlagen. Als seine Frau würde sie nicht mehr schlafen können vor Sorge! Ihre Entscheidung war richig, da ist sie sich sicher. Obwohl Avarus ihr schon auch manchmal Sorgen bereitet.


    "Ich bin ja auch noch nicht verheiratet." Sie lacht fröhlich und ungeniert auf. "Obwohl es bei mir wirklich langsam überfällig ist. Aber verlobt ist ja auch schon fast so gut wie verheiratet." Wieder muss Lucilla kichern, die Unterhaltung ist wirklich entspannt und angenehm. "So eine Rubirk Lebenshilfe wäre vielleicht gar nicht mal verkehrt, aber für mich eindeutig das falsche. Da würde ich mir vorkommen, wie meine Großtante Drusilla. Vielleicht sollte ich sie fragen, ob sie nicht mal für uns schreiben will. "Großtante Drusilla plaudert aus ihrem Nähkästchen" könnte das heißen. Oder du schreibst ein bisschen was über die Erfahrungen, die sammeln wirst? Wäre das nicht vielleicht eine Idee?"


    In diesem Augenblick unterbricht der Ausrufer die Unterhaltung. Lucillas Augen werden etwas größer. "Oh, das ist spannend! Ich setzte auf den kleinen Dunkelhäutigen mit Schild und Schwert. Möchtest du dagegen halten?" In diesem Augenblick wird ihr bewusst, dass Sergia Plotina vielleicht nicht so verschwenderisch mit ihrem Geld sein kann. "Wir können gerne um eine symbolische Sesterz wetten, wenn du magst. Auf das Geld kommt es finde ich gar nicht an, es ist nur der Nervenkitzel."

  • Wenig interessiert verfolgte Meridius das Geschehen im Rund. Die Tierhatz war wie üblich gewesen, der Gedanke ungeübte Männer gesättigten Tieren gegenüberzustellen war sicher mal etwas anderes, aber nicht wirklich etwas spannendes. Zudem einfach nur eine billige Form des Blutrausches. Um Missverständnissen vorzubeugen, Meridius war Römer. Wie alle Römer liebte auch er die Spiele, doch seine Leidenschaft galt den Pferden und den Wagenrennen, und was er im Laufe der Jahre bei den Legionen und auf dem Feldzug gegen die iberischen Rebellen erlebt hatte, hatte in ihm jegliches Vergnügen an Gladiatorenkämpfen auf ein Minimum heruntergeschraubt. Meridius war Soldat, Meridius hatte den Krieg und den Tod selbst gesehen. Er brauchte die Arena nicht.


    "Ich geh dann mal wieder."


    sprach er zu Macer und erhob sich. Die Legio I würde kürzester Zeit gen Osten verlegt werden. Meridius war mit seinen Gedanken nicht hier, sondern bei den Truppen. Mit ruhigen Schritten verließ er die Plätze der Senatoren und nahm den Weg nach draussen.

  • Macer blickte den Kollegen aus dem Senat etwas überrascht an, als dieser sich erhob und seinen Entschluß bekannt gab, die Spiele zu verlassen. So schlecht fand Macer das Programm dann doch nicht, dass man deswegen gehen sollte. Aber vielleicht hatte Meridius ja noch einen wichtigen Termin oder ähnliches und war nur gekommen, um beim Reingehen gesehen zu werden.


    "Vale. Wir sehen uns im Senat. Und wenn du es einrichten kannst, können wir uns auch mal wegen der Academia Militaris treffen. Du hattest ja neulich angedeutet, dass du das stellvertretende Kommando abgeben möchtest."

  • Zitat

    Original von Decima Lucilla
    In diesem Augenblick unterbricht der Ausrufer die Unterhaltung. Lucillas Augen werden etwas größer. "Oh, das ist spannend! Ich setzte auf den kleinen Dunkelhäutigen mit Schild und Schwert. Möchtest du dagegen halten?" In diesem Augenblick wird ihr bewusst, dass Sergia Plotina vielleicht nicht so verschwenderisch mit ihrem Geld sein kann. "Wir können gerne um eine symbolische Sesterz wetten, wenn du magst. Auf das Geld kommt es finde ich gar nicht an, es ist nur der Nervenkitzel."


    In diesem Augenblick fuhr auch Plotina unwillkürlich ein wenig von ihrem Sitz auf. Ja, das, was der Ausrufer da eben ankündigte, war natürlich wirklich eine originelle Idee! Die Geparden sollten also jetzt beim Schmausen gestört werden, und zwar von Gladiatoren; darauf hatte Plotina ja nur gewartet. Ihrer neuen Bekannten Lucilla ging es offenbar ähnlich, denn sie machte Plotina jetzt voller Eifer ein Wettangebot.


    "Warum eigentlich nicht?"


    lachte Plotina Lucilla an. Sie wandte ihren Kopf wieder in die Arena und nahm die Männer in Augenschein. Schließlich kam sie zu einer Entscheidung.


    "Ich muss zugeben, Lucilla, du hast gut gewählt; ihr Römer seid einfach echte Kenner von Spielen, da haben wir aus der Provinz noch Nachholbedarf. Also, nach bestem Wissen würde ich auch auf den Dunkelhäutigen mit Schild und Schwert tippen; die Bewaffnung scheint mir für ihre Aufgabe einfach am geeignetsten; und außerdem könnte das ein Ägypter sein, tief aus dem Süden Richtung Nubien - da müsste ich ja eigentlich zu meinem Landsmann halten."


    Plotina machte eine wohlgeplante Kunstpause und setzte eine Miene auf, die undurchdringlich wirken sollte. Dann lachte sie schon wieder los.


    "Aber damit wäre uns ja der Spaß verdorben! Also wähle ich den mit den beiden Schwertern, den Großen mit den hellen Haaren."


    Sie deutete mit dem Finger in seine Richtung.


    "Abgemacht? Aber du musst mir eine neugierige Frage verzeihen, denn ich bin wirklich sehr unerfahren in diesen Dingen: Dieser Hellhaarige, ist das wohl ein Germane? Ich habe nämlich noch nie einen Germanen gesehen."


    Plotinas Blick ruhte lange auf den großen, blonden Männern. Das brachte sie wieder auf ein angefangenes Thema zurück, zu dem sie sich jetzt umso mehr äußern wollte, als Lucilla inzwischen vollends ihr Vertrauen gewonnen hatte. Mit dieser freundlichen und humorvollen Sitznachbarin hatten die Götter ihr hier wirklich ein großes Geschenk gemacht.


    "Ja ja, Männer. Bis ich darin anderen Tipps geben kann, wird Sisyphos seine Arbeit wohl erledigt haben. Ich gelte eben als verschlossen und nur schwer zu lenken - und ich glaube, so ist mein Charakter wirklich."


    Sie atmete tief durch, musste dann aber wieder lachen.


    "Ich sollte vielleicht mal an Wagenrennen teilnehmen - als Pferd, versteht sich! Mit mir hätten die Zuschauer ihren Spaß, die Wagenlenker dafür umso weniger! Na, vielleicht hat die Factio Albata in ihrem Stall noch ein Plätzchen frei."

  • Da die meisten der Zuschauer kleinere, einige sogar größere Wetten abschlossen, mussten die Investitionen benannt werden.
    Zuerst wollte man sich so recht nicht einigen, ob man die kleineren und dunkelhäutigen nicht nummerieren wollte oder ab man ihnen nicht gleich signifikante Namen gab. In der einen Tribüne hießen sie auch gleich Primus und Secundus, in der größeren aber gab man dem kleinen glatzköpfigen den Namen Calvitius, den anderen dunkelhäutigen nannte man schlicht Atratus. Bei den drei Nordmännern gestaltete sich die Sache etwas schwieriger. Sie waren sich einigermaßen ähnlich, zumindest was die Statur anbelangte, doch auch hierbei ließ die Natur und die Parzen kleine Hilfen zukommen. Einer der Germanen hatte nämlich eine lange Narbe auf der linken Brust, so dass man ihn schnell als Cicatricis titulierte. Die zwei übrigen Germanen wurden dann aber auch schnell benannt, denn der eine war blond, so dass er gleich den Namen Flavus bekam, der andere war leicht übergewichtig, so dass jener Crassus prompt hieß. Da diese Namen origineller waren und auch die meisten der Zuschauer sofort Gefallen an ihnen fanden, machten diese Namen die Runde, so dass schon nach kurzer Zeit jeder im theatrum flavium jedem Mann den Namen zuordnen konnte.
    Demnach stand es fest, der kleine dunkelhäutige Mann mit Glatze hieß Calvitius, sein Landsmann, mit kurzem Haar und ein wenig größer, Atratus, der Nordmann mit der Narbe Cicatricis, seine beiden Landsmänner, je nach Eigenschaft, der blonde Flavus und der etwas beleibte Crassus.


    Hätten es die Männer in der Arena, die sicherlich exotischere Namen hatten, jedoch nur Sklaven waren und daher auch gleich als Res bezeichnet werden konnten, gewusst, sie hätten über diese Problemchen der Römer nur müde lächeln können. angesichts der Situation hätten sie sowieso keine Zeit für ein Lächeln gehabt.
    Was ihnen Probleme bereitete waren nicht Namen, sondern die Raubkatzen, denen sie ihr geliebtes Futter entreißen mussten. Und das den Katzen, die schon seit Tagen kein Futter mehr bekamen und sicherlich nicht zusehen würden, wie man ihren Schmaus beendete.


    Die Männer näherten sich vorsichtig, dennoch ambitioniert schnellstmöglich zu gewinnen, den gold-schwarzen Raubkatzen, die sich trotz der nahenden Gefahr an dem Fleisch gütlich taten.
    Calvitius, mit einem kleinen Rundschild und gebogenem Schwert, gleich seinem dunkelhäutigen Nachbarn, bewaffnet, ging mit dem von sich nach vorne gerichteten Schwert langsam, etwas zögerlich, auf die ihm scheinbar zugewiesene Raubkatze zu. Einige kurz abschweifende Blicke versicherten ihm, dass er annähernd die größte der Katzen erwischt hatte, und das als kleinster der Gruppe. Dennoch, nicht einmal für einen Seufzer blieb Zeit, denn jede noch so kleine Ablenkung würde die Aufmerksamkeit der großen Katze auf ihn richten. Schweißperlen rannen ihm die Stirn herunter und er wusste nicht zu welchem Gott er in Gedanken beten sollte – sie schienen ihn alle schon längst verlassen zu haben.
    Sein dunkelhäutiger Nachbar, Atratus, schien entweder mutiger oder dümmer zu sein, denn er ging, ohne das Schwert oder den Schild auf die Katze zu richten, unbekümmert auf das schmausende Tier zu – vielleicht war er auch klüger und wollte nicht riskieren, dass das Schwert mit einem Prankenschlag des Tieres aus seiner Hand geschleudert wurde, sondern im rechten Moment auf dem Kopf der Katze aufschlug. Dennoch kreisten seine Gedanken um das Tier und dessen vermeidliche Reaktionen auf den Raub, er musste es töten, denn wenn er es nicht tat, so würde er mit der toten Gazelle im Schlepptau nicht mal drei Schritte weit kommen.
    Im Gegensatz zu den Nordmännern hatten diese beiden orientalischen Kämpfer einen Vorteil: Sie hatten schon vorher Geparde gesehen, die drei Großen Männer sahen diese Tiere zum ersten Mal in ihrem Leben, sie wussten nicht um die Kraft der Tiere, geschweige denn der Schnelligkeit.
    So taktierten die drei allesamt vorsichtig den Boden, näherten sich sehr zögerlich den Tieren und hielten das Schild eng an den Körper und schwenkten die Fangnetze, wobei sich Cicatricis in einem Bogen auf das Tier zu bewegte, in der Hoffnung es von hinten mit dem Fangnetz zu erwischen. Crassus schwenkte stattdessen seine beiden Schwerter hin und her – für ihn blieb sowieso nur ein Ausweg, er musste das Tier töten, verteidigen konnte er sich ja schlecht. Er war gewagter und sprintete sogleich auf das ihm zugewiesene Tier mit lautem Geschrei zu, um es entweder einzuschüchtern oder vor Schreck bewegungsunfähig zu machen. Leider hatten die drei Männer, wie bereits schon erwähnt, das Handicap zum ersten Mal auf solch ein Tier zu treffen, so dass der Gepard, auf den zugestürmt wurde, sofort von der Beute abließ und sich drohend aufrichtete.


    Viele Römer lachten ob dieser dummen oder gar verzweifelten Reaktion des beleibten Germanen. Die Wetten auf den beleibten Germanen standen folglich nicht gut.

  • Zitat

    Original von Caius Ferrius Minor
    Für einen Moment wurde ich abgelenkt durch die markdurchdringenden Worte des Ausrufers, der die nächste Attraktion ankündigte. Mein Großvater hatte wahrlich keine Kosten gescheut.


    "Hm ? Wetten ? Wie meinst Du das ? Willst Du darauf Wetten, ob diese Creaturen in der Arena dort unten von den Bestien zerfleischt werden ?"


    "Es gibt immer etwas, worauf man wetten kann, zum Beispiel wie lange dass es geht, bis er zerfleischt wird oder auf wenn sich die Tiere zu erst stürzten ..."

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