Arbeitsraum Claudius Menecrates

  • Der Petronier ließ sich in das Arbeitszimmer des Consulars führen. Er war schon einmal hier gewesen und eigentlich war er auch schon lange hier in Rom - trotzdem fühlte er sich von der Pracht und Weitläufigkeit der Villa ein bisschen eingeschüchtert (und fühlte sich auch in der Toga unwohl). Das Arbeitszimmer war demgegenüber angenehm spartanisch.

    "Salve, Praef-"

    setzte er gewohnheitsmäßig den Claudier und korrigierte sich dann sofort:

    "Consular Claudius. Ich bin hier, weil ich dein Klient werden will."

    Lucius war ein Mann, der nicht lange um den heißen Brei herumredete - also auch hier nicht!

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

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  • Das Gesicht kannte Menecrates, auch wenn es nicht zu den üblichen Klienten gehörte, für die er den Morgen freihielt. Spätestens beim Versprecher klingelte es in seinem Gedächtnis. Bedauerlicher Weise musste Menecrates während seiner Zeit als Praefectus Urbi auf jenen Offizier verzichten, der zuvor eine nennenswerte Rolle in der Einheit gespielt hatte. Natürlich - die meisten Männer waren auswechselbar. Manche aber nur schwer.

    So weit so gut. Gesichter prägten sich ein, Namen leider weniger.

    "Salve", grüßte er daher freundlich, auch um Zeit zu gewinnen. Es ratterte in seinem Gedächtnis, denn trotz der langen Zeit erinnerte sich Menecrates noch daran, dass er jenem Mann bereits als Legatus begegnet war. Es gab in der Vergangenheit immer wieder Berührungspunkte, aber kaum einer war lang genug gewesen, um den Namensbehalt zu festigen. Er würde also auf die Hilfe seines Sekretärs angewiesen sein, was Menecrates ärgerte. Dieser dumme Perfektionismus verlangte nämlich, dass er sich selbst erinnerte.


    Sein Blick, der immer noch auf dem Antlitz des Mannes ruhte, wanderte zu Faustus. Seine Brauen hoben sich in einer Weise, die keinen Spielraum für Interpretationen ließ. Er wollte den Namen zugeflüstert bekommen.

    Damit aber keine unangenehme Stille eintrat, die falsch interpretiert werden könnte, fragte Menecrates, indem er sich wieder dem Mann zuwandte: "Führen dich spezielle Anliegen zu mir oder sind es weitgehend allgemeine?" Auch Menecrates konnte direkt sein bzw. bevorzugte er sogar diese Vorgehensweise. Darin passten sie gut zueinander.

  • Vermutlich hätte es Lucius etwas beleidigt, hätte er gewusst, dass Menecrates seinen Namen nicht mehr wusste - der Stab der CU war immerhin nicht allzu groß und sie hatten doch einige Zeit zusammen gedient. Aber zum Glück wusste er das nicht und musste sich nur über die seltsame Frage wundern, da er sein Anliegen doch sehr klar formuliert hatte.

    "Äh - mein Anliegen ist, dass ich dein Klient werden will!"

    war daher das einzige, was er zunächst hervorbrachte. Dann kam ihm plötzlich, dass die Frage doch nicht so irrational war, wie er zunächst gedacht hatte und er führte aus:

    "Ich war bisher Klient von Tiberius Lepidus, weil meine Familie schon länger den Tiberiern verbunden war. Lepidus ist aber seit Ewigkeiten nicht mehr in Rom und er hat mich auch nicht mehr kontaktiert. Ich war auch krankheitsbedingt abwesend, wie du weißt. Aber jetzt setze ich meinen Dienst fort und will weiterkommen - da brauche ich einen aktiveren Patron hier in Rom!"

    Das war ziemlich offen - aber der Tribun schätzte den Claudier so ein, dass ihm Offenheit gefiel!

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

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  • Sein Zeigefinger strich hinterm Ohrläppchen entlang, während er schmunzelte. Es handelte sich um ein freundliches Lächeln und keines der Respektlosigkeit. "Das habe ich auch so verstanden", erklärte er, noch immer lächelnd auf die Bekräftigung seines Gastes hin, Klient werden zu wollen. "Meine Frage zielte darauf ab, ob du möglicherweise schon jetzt ein bestimmtes Vorhaben ins Auge gefasst hast, bei dem ich dich als dein Patron unterstützen soll." Er führte seine Hand wie ein Tablett nach vorn und präsentierte Beispiele. "Viele streben möglichst schnell den Ritterstand oder Ordo Senatorius an, andere wünschen den sofortigen Karrieresprung und so gibt es die verschiedensten individuellen Anliegen." Es ging Menecrates gar nicht so sehr um das Inhaltliche, sondern vielmehr um den Zeitfaktor.


    Während er der Antwort entgegensah, hörte er natürlich den weiteren Ausführungen zu und sie beantworteten ihm schon teilweise seine Frage. Menecrates schätzte Klarheiten und die bekam er geliefert.

    "Das klingt nach konkreten Plänen. Sind sie schon spruchreif?" Er wartete kurz, dann fügte er an: "Ich frage das interessehalber. Auf meine Antwort zu deiner Anfrage hat das keinen Einfluss. Du bist willkommen!"

  • Der Petronier war ein bisschen erleichtert, dass Menecrates ihm schon einmal seine Anfrage bestätigte - er wusste zwar oft nicht, wie der den Claudier nehmen musste, aber alles in allem war er für einen Senator recht geradlinig und offen, soweit er das mitbekommen hatte.


    Also antwortete er auch offen - er hatte immerhin bereits darüber nachgedacht, welche Chancen er wie hatte:

    "Nein, ich bin gerade erst wieder nach Rom gekommen und denke, dass ich zumindest zeigen muss, dass ich noch dienstfähig bin, bevor ich weitere Karrierestufen anstreben kann. Und dann hängt es natürlich davon ab, welche Kommandoposten frei sind - das muss ich auch noch herausfinden."

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

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  • Menecrates hörte den Ausführungen zu und befand die Haltung für gut. Der neue Klient - sowohl alter als auch neuer Offizier seiner ehemaligen Einheit - wirkte überaus umsichtig, besaß konkrete Pläne und eine realistische Einschätzung, was die Umsetzung betraf.


    "Du strebst also den Ausbau deiner militärischen Karriere an." Er betonte das Wort militärisch, weil es keinen Hinweis auf weitere Ziele gab. "Ich merke, du gehst besonnen und nicht überhastet vor. Deine Ziele liegen nach meiner Ansicht im Bereich des Möglichen." Er breite die Hände wieder aus und fügte an: "Da bleibt mir im Augenblick nichts als dich willkommen zu heißen. Ich glaube, das ergibt eine beiderseits befruchtende Verbindung und wenn die Zeit reif ist, werde ich dich mit all meinen Möglichkeiten unterstützen."

  • Militärisch - natürlich! Tatsächlich hatte der Petronier nie darüber nachgedacht, ob es einen Weg jenseits des Militärs gab - er wollte die tres militiae absolvieren und dann, wenn möglich, natürlich auch in die richtig lukrativen Verwaltungsposten kommen. Aber das war noch ein gewisser Weg...

    "Ich danke dir, Consular Claudius. Ich bin sicher, dass du eine gute Wahl bist."

    Wer konnte geeigneter sein als ein Consular?

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

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  • - Eine Einladung -


    Obwohl er wusste, dass die Rückseite des Schreibens keine weitere Nachricht enthielt, schaute er wiederholt immer wieder nach. Er drehte das Schreiben unbewusst, während er versuchte, sich zu erinnern, wann er zuletzt eine solche Einladung erhalten hatte. Entweder verlor er sein Zeitgefühl oder sein Gedächtnis. Zu einem anderen Schluss kam er nicht, als die Erinnerung ausblieb. Er seufzte und legte das Schreiben ab, bevor er durch das Zimmer wanderte. Seine Hände lagen hinter dem Rücken und hielten einander. Wieder einmal befand er sich in einer Situation, in der ein jüngerer Römer vor ihm gestorben war. Er fragte sich, welche Aufgabe er noch nicht erledigt hatte, weil ihm noch immer Zeit blieb. So schien es zumindest.

  • Zuvor: Speisung nach dem Opfer


    In aller Frühe kam ich zur Villa Claudia, um nicht nur pünktlich zur salutatio des praefectus urbi zu erscheinen, sondern auch um einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen. Ich kam gekleidet in meine besten Kleider und erfrischt in jeder Form. Ein Frühstück hatte ich vor Nervosität nicht zu mir nehmen können, aber das war ohnehin nicht immer meine Präferenz.

    Ein Sklave führte mich zum gegebenen Zeitpunkt - natürlich hatten andere Bittsteller den Vortritt, aber es waren nicht allzu viele - ins Arbeitszimmer des Herius Claudius Menecrates und kündigte mich an.

    "Salve, praefectus, ich hoffe sehr, dass das gestrige Mahl dir in jeder Form zugesagt hat. Und wie besprochen, stehe ich heute hier um dein Klient zu werden und mich im Rahmen eines tirocinium fori zu beweisen."

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  • Anfrage des Annaeus Vindex


    Während der Salutatio stand die Porta der Villa Claudia offen, weswegen für fast alle ein ungehinderter Zugang möglich war. Einzelne - zumeist neue Gesichter - fischte der Ianitor heraus, was auch bei Annaeus Vindex der Fall war. Da Menecrates dessen Namen mit dem Vermerk hinterlassen hatte, ihn in sein Arbeitszimmer zu führen, gelangte Vindex ohne größere Umwege vor die gewünschte Tür. Als er an der Reihe war, meldete ihn der Sklave an. Menecrates - als Freund korrekter Abläufe - winkte auch nicht ab, obwohl er selbstverständlich Vindex erkannte. Der Claudier merkte sich Gesichter häufig über Jahre und erst recht, wenn er sie mit einem Gespräch verband.

    Er grüßte mit einem freundlichen "Salve!" zurück, während er bei sich vermerkte, dass Vindex pünktlich erschien und heute viel zielgerichteter auf ihn wirkte als gestern. Er erhob sich, weil langes Sitzen seinen Rücken ermüdete.

    "Über deinen Wunsch, mein Klient zu werden, haben wir gestern gesprochen. Dass du auch dein Tirocinium Fori bei mir absolvieren willst, ist neu, aber nicht das Problem. Fangen wir einmal ganz von vorne an." Er lehnte sich rückseitig an den Schreibtisch und stützte die Hände auf der Kante ab. Für den Moment fand er die Position bequem. "Ich möchte dich zunächst ein wenig kennenlernen. In welchem Verwandtschaftsverhältnis stehst du zu Senator Annaeus Florus, wie alt bist du und was hast du bisher gemacht." Ein wenig erinnerten ihn die Fragen an seine Aufnahme in der Legion, als er als junger Rekrut vor dem Optio stand.

  • "Ich wollte gestern nicht allzu forsch wirken, aber da wir ohnehin darüber sprachen, ließ ich es so im Raume schweben."

    Ich hatte mich natürlich vorbereitet und die Fragen des Claudiers waren auch nicht wirklich überraschend. Noch nicht zumindest.


    "Unser Verwandtschaftsverhältnis ist nicht vollständig klar. Irgendwann in den Zeiten der Republik hat sich in Asia ein neuer Zweig der gens gebildet, aus dem ich stamme. Aus Pergamon genauer gesagt. Dort wurde ich vor etwa 26 Jahren geboren, mein Vater ist Lucius Annaeus Mercator, er handelt in ganz Asia mit verschiedenen Waren. Er war es auch, der mir zuerst die Welt zeigte, zumindest seine Welt. Da aber schon früh feststand, dass mein älterer Bruder das Geschäft übernehmen würde, bat ich darum eine Bildungsreise unternehmen zu dürfen. Ich zog dann einige Jahre zunächst durch den Osten, kam dann nach Gallia und Germania und erreichte Anfang des Jahres Rom. Nachdem ich mir die Stadt angesehen hatte, um mich wenigstens vorerst notdürftig zurechtfinden zu können, habe ich einen Brief an den cultus deorum geschrieben, als ich den Zustand des Tempels auf der Tiberinsel sah. Ich wurde zum Aedituus ernannt und versuche seither, die Zustände für die Heilungssuchenden zu verbessern."

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  • Eine Bildungsreise war ein dehnbarer Begriff. Es galt, die Qualität der Reise herauszufinden und mit welchen Zielen Annaeus durch die Provinzen reiste. Aus Zeitvertreib? Aus Wissbegier? Mit oder ohne Ziel, ließ er sich treiben?

    "Konntest du während deiner Reise Wissen und Fähigkeiten erwerben? Wenn ja, dann berichte davon. Für ein Tirocinium Fori müsste ich einschätzen können, mit welchen Aufgaben du betraut werden kannst. Mich interessiert auch, ob du dich auf jener Reise selbst finden konntest oder wusstest du längst, wohin dich deine Füße einmal tragen werden?" Das war natürlich bildlich gesprochen. Dem Alter nach zu urteilen, dürfte die Reise weniger zur Findung gedacht gewesen sein, aber möglich schien zunächst alles.

    Wer beabsichtigt, ein Tirocinium Fori beim Praefectus Urbi zu absolvieren, musste über dessen vollen Terminplan an den unterschiedlichsten Stellen unterrichtet sein. Menecrates drängt sich daher eine weitere Frage auf.

    "Wie beabsichtigst du Tirocinium Fori und die Tätigkeit als Aedituus gleichzeitig zu bewältigen?" Ganz bestimmt gab es Freiräume, aber stets unvorhersehbar.

    "Wichtig zu wissen, wären auch deine Vorstellungen von Hilfeleistung, die du dir von mir wünschst. Zum einen möchte ich wissen, wo du dich zukünftig neben dem politischen Engagement siehst. Was genau sind deine Ziele? Ich sage es so wie es ist: Beim Aufstieg im Cultus Deorum werde ich dir nicht helfen können."

  • Zwar hatte ich gehofft, dass meine Reise nicht zu detailliert Thema heute werden würde, weil ich mich nicht mehr an alle Momente erinnern kann, aber letztlich wollte ich einen guten Eindruck hinterlassen.

    "Nun, also zunächst muss ich noch vorschieben, dass ich in Pergamon ein tirocinium fori absolviert habe... aber das war kein sinnvolles Unterfangen. Der strategos, der für die städtische Sicherheit sorgte, hatte mich in seinen Dienst genommen, aber der schleichende Niedergang der Stadt hat die Menschen lethargisch gemacht, daher gab es ein ganzes Jahr nichts zu tun. Ich möchte das also am liebsten aus meinem Leben streichen. Allerdings weckten die Lethargie und die Zeit in mir Wünsche und ließen Pläne entstehen, denen ich dann auf der Reise das nötige Futter besorgte."


    Ich pausiere kurz und erinnere mich an die nächste Frage des praefectus.

    "Mich selbst finden musste ich nicht mehr, ich kannte meine Pläne zu diesem Zeitpunkt. Ich möchte eines Tages nach Asia zurückkehren als Statthalter des Kaisers und die Provinz wieder zu altem Glanz bringen, besonders meine Heimatstadt. Dazu musste ich aber lernen, was ich dafür benötige und wie es in anderen Orten und Provinzen aussieht. Ich besuchte Athen, Antiochia, Alexandria, Akragas und zog dann später durch den Süden Gallias und war in Germania. Überall besah ich vor allem die Verwaltungsstrukturen, ich schaute mir an wie die Provinzhauptstädte funktionierten und was sie anders machten als Ephesos. Ich schaute mir aber auch einfach andere bedeutende oder aufstrebende Städte an, um die Entwicklungen im kleineren Rahmen nachvollziehen zu können. Aus persönlichem Interesse schaute ich mir auch vielerorts die Heiligtümer des Asklepios an, um die Unterschiede zu dem mir bekannten zu erkennen."


    Eine weitere kurze Pause nutze ich zum Luft holen, ich merke, dass ich wieder einmal in einen Redefluss verfalle.

    "Und das bringt mich dann auch zu deiner Frage, wie ich gedenke, die beiden Tätigkeiten zeitgleich zu vollführen. Nun, die Tiberinsel ist ein abgeschlossenes Areal mit nur wenigen Zugängen. Zum Heiligtum selbst gibt es dann nur lediglich einen Zugang, die Prozesse im Innern lassen sich von mir nur wenig beeinflussen. Es sind aber die Angelegenheiten draußen, die den Heilsuchenden die meisten Probleme bereiten. Es bedarf einer Neustrukturierung derjenigen Prozesse, die Heilung, Opfer und allgemein Besuch vorangehen. An diesen Prozessen arbeite ich bereits, einige Händler haben sich schon bereit erklärt ihre Stände für Kuchen und Votive anders zu positionieren oder gar neu zu errichten. Dadurch wird sich zwangläufig eine Verbesserung der Situation erreichen lassen." Ich pausiere wieder, diesmal aber um die Information kurz ankommen zu lassen. "Die bauliche Struktur dagegen bedarf keinerlei Sorge. Der Tempel, die Schlafräume, die Verwaltungs- und Lagerräume, sie sind alle in einem guten Zustand und müssen noch nicht in großem Maße ausgebessert werden. Die Priester haben das auch zuvor schon erkennen können und ich sagte ihnen, sie sollen einfach in dieser Hinsicht so weiter verfahren und mir nur schwerwiegende Mängel melden. Daher ist meine tatsächlich für das Heiligtum zu verschlagende Zeit relativ gering."


    Ohne allzu viel Zeit verstreichen zu lassen, fahre ich mit der letzten Frage fort. Ich bin froh, dass es zunächst die letzte ist, denn ich werde gleich tief durchatmen müssen.

    "Der cultus deorum ist vor allem eine persönliche Angelegenheit, an der ich einfach das Interesse habe. Mein oberstes Ziel dagegen ist der Aufstieg im cursus honorum, um eines Tages Statthalter zu werden." Ich überlege einen winzigen Moment, wie ich die nächsten Worte vorbringe. "Vor einigen Tagen hatte ich bereits das Vergnügen, dem Kaiser vorgestellt zu werden.* Er schien zumindest nicht angewidert von meinem Wunsch und ich wurde auch nicht aus dem Palast gejagt. Nur stehe ich am Anfang dieser Reise und ich muss mich in vielen Dingen beweisen, um irgendwann dieser Position auch würdig zu sein. Ich bin mir sicher, dass ein Mann, der so weit herumgekommen ist wie du, mir dabei helfen kann. Wie genau, dass muss ich deiner Weisheit überlassen."


    Sim-Off:

    * Die Audienz begann noch vor dem Opfer zu den Equirria.

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  • Anfrage des Annaeus Vindex


    Das bereits absolvierte, jedoch nicht zufriedenstellende Tirocinium Fori überraschte Menecrates. Er gab seine bequeme Position auf und stellte sich vor seinen Tisch. Vom Alter her lag ein absolviertes Lehrjahr nahe und diese Situation war für den Claudier neu.

    "Es spricht für dich und deine Gründlichkeit, wenn du ein weiteres absolvieren willst." Damit hatte Annaeus einen Pluspunkt gesammelt. Die weiteren Ausführungen beschäftigten Menecrates insofern, dass er sich fragte, wie der Einblick in Verwaltungen anderer Städte möglich gewesen sein konnte. Anstellungen hätte Annaeus sicherlich erwähnt. Etwas anderes interessierte ihn noch mehr:

    "Hegst du ein Interesse für die Heilkunst?" Die Antwort würde nicht über für und wider von Annaeus' Anfrage entscheiden und so schnitt Menecrates ein weiteres Thema an.

    "Wie sieht es mit dem Lesen und Schreiben aus? Bringst du Vorkenntnisse mit oder wäre dies Bestandteil des Lehrjahres?" Sein Blick sagte nur deswegen nichts über sein Denken aus, weil auch diese Antwort nur der Orientierung diente und keinen Einfluss auf Menecrates' Entscheidung nahm. Er urteilte auf der Basis anderer Kriterien, zum Beispiel der Wahrheitsliebe, den vertretenen Werten und der Sorgfältigkeit.


    Das geäußerte Ziel, eines Tages Statthalter sein zu wollen, sagte viel über Annaeus aus. Menecrates hielt mit seiner Meinung auch nicht hinterm Berg.

    "Legatus Augusti pro Praetore werden zu wollen, ist ein hoch gestecktes Ziel. Es erfordert einen langen Weg im Cursus Honorum, nämlich bis hin zur Prätur. Außerdem empfiehlt sich - neben all der politischen Qualifikation - ebenso militärische Kenntnisse zu erwerben, denn zumeist gehört das Kommando über eine Legion dazu." Auf der einen Seite machte das Annaeus viel interessanter als seine Vorliebe zum Cultus Deorum, auf der anderen Seite würde er eines Tages als Klient und Senatsunterstützer wegfallen. "Kaum jemand investiert uneigennützig in junge aufstrebende Männer und auch ich wäre über Unterstützung im Senat erfreut, aber machen wir uns nichts vor: Statthalter verwalten nun mal eine Provinz und befinden sich damit fernab von Rom." Andererseits war es bis dahin weit und nicht bei jedem reichte der Atem.


    Er nickte, denn im Grunde hatte er sich entschieden.

    "Gehörst du bereits dem Ordo Senatorius an? Voraussetzung wäre auch, dass du einer gültigen Ehe entstammst." Menecrates hob die Hände samt Schultern. Er würde lehren und zwar auch die unangenehmen Dinge, wenn sie spielentscheidend waren. Er ging hinter seinen Schreibtisch und nahm Platz.


    "Dein Engagement am Tempel müsste sich außerdem deinem Tirocinium Fori bei mir unterordnen. Ich bin ein frommer Mann und wertschätze jeden, der den Göttern dient, aber ich könnte dich nicht lehren, wenn du im gleichen Zeitfenster Gläubige betreust und Opfer zelebrierst. Was du in deiner Freizeit tust, bleibt selbstverständlich dir überlassen.“ Irgendeine Leistung würde Vindex als Aedituus erbringen müssen, denn immerhin bezog er ein regelmäßiges Gehalt.

  • Ich behalte den Senator gründlich im Auge, um seine Reaktionen auf meine Antworten hoffentlich abschätzen zu können. Leider stellt sich heraus, dass er nicht leicht zu lesen ist. Als er von seinem Platz aufsteht, meine ich allerdings ein grundlegendes Wohlwollen wahrzunehmen. Seine Worte scheinen das zu bestätigen, aber selten fiel es mir schwerer die Gedanken eines Gegenüber aus Mimik und Gestik zu interpretieren.

    "Für die Heilkunst nicht allzu sehr, obwohl ich einige Sachen gelernt habe. Viel mehr liegt mir Asklepios am Herzen, er hat mich immer vor Verletzungen und Krankheit bewahrt und durch meinen Vater kam ich schon recht früh mit dem Kult in Verbindung. Er war es aber auch, der mir das Lesen und Schreiben lernen ermöglichte... ich beherrsche beides auch in der Sprache der Griechen. Für einen Schriftgelehrten halte ich mich dennoch nicht."


    Ich glaube, ich sehe eine Hauch von Anerkennung in den Augen des praefectus, als ich von meinen Zielen erzähle. Aber auch in diesem Fall bin ich nicht ganz sicher. Vielleicht sind es eher die Worte, die er sagt, auf die ich achten sollte, als die, die er denkt.

    "Proconsul sollte es in Asia eigentlich sein. Zumindest firmiert Flaminius Cilo unter dieser Bezeichnung. Der Weg ist lang, aber ich bin jung und vor allem bin ich gewillt, das auf mich zu nehmen. Und wenn ich um ein militärisches Kommando nicht herumkomme, dann werde ich mich auch dieser Aufgabe stellen. Ich hörte Gerüchte über die Situation in Parthia und abhängig davon, wie sich die Angelegenheit entwickelt, ist vielleicht ein Kommandeur, der die Provinzen an deren Grenze zumindest in Teilen kennt, nicht verkehrt. Aber noch ist nichts entschieden und noch bin ich nicht bereit dafür."


    Menecrates setzte sich wieder, was es mir schwer machte, überhaupt etwas in seinen Augen zu lesen. Seine Gestik dagegen war nun überraschend ausgreifend. Es wird dauern, bis ich instinktiver weiß, woran ich beim Claudier bin.

    "Meine Eltern sind noch immer verheiratet, die Ehe ist gültig. Aber dem Ordo gehöre ich leider noch nicht an."


    "Ich bin sicher, dass ich beide Aufgaben... alle Aufgaben bewältigen kann. Die Aufgaben im Tempel werden nicht unter einem tirocinium leiden und das tirocinium auch nicht unter den Aufgaben im Tempel."

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    Einmal editiert, zuletzt von Servius Annaeus Vindex ()

  • Die Kenntnisse in Schrift und Wort versprachen viel und Menecrates gedachte, sie zeitnah zu nutzen.

    Als der Begriff Proconsul fiel, stutzte er kurz, schmunzelte aber dann in sich hinein. "Richtig, zwei, drei Provinzen im Osten haben den Proconsul und nicht den Legatus Augusti." Bei dreien war er sicher, es mochten auch noch mehr sein. Diese Landstriche gehörten nicht zu seinem Erfahrungsbereich. "Dort im Osten läuft einiges anders und es ist sicherlich von Vorteil, wenn jemand die Verwaltung führt, der das Gefüge und die Menschenschläge kennt. Ein Kommando hat ein Proconsul ja nun nicht..." Menecrates überlegte kurz, ob Vindex in den Tiefen seines Herzens mit dem Militär vielleicht gar nichts anzufangen wusste, aber im Grunde spielte das keine Rolle. "Trotzdem wirst du im Rahmen deiner politischen Ambitionen nicht um ein Tribunat herumkommen. Das weißt du ja."


    Er nahm sich die Zeit, um einen Ausflug in eine weit zurückliegende Senatsdebatte zu machen. "Parthia, immer für Überraschungen gut", murmelte er vor sich hin. "Ich gehe davon aus, dass du mehr über die Situation rund um Asia weißt als ich", sagte er gut vernehmbar. "Zumindest wiegen eigene Erfahrungen schwerer als Erkenntnisse durch Hörensagen. Letztendlich wirst du hier römische Verwaltungsabläufe kennenlernen. Ich werde mich um die Erhebung in den Ordo Senatorius kümmern und dich ein wenig auf das Tribunat vorbereiten. Das Klientelverhältnis basiert auf gegenseitiger Unterstützung und beiderseitiger Aufrichtigkeit."

    Er erhob sich, denn die Zeit für weitere Gespräche und die Ausdehnung dieser Unterhaltung stand am heutigen Vormittag nicht mehr zur Verfügung. "Ab wann kannst du dein Tirocinium Fori antreten?"

  • Der Senator schien meinen Hinweis auf seinen kleinen, mehr als verzeihlichen, Fehler nicht übel aufgenommen zu haben. Der Osten ist ein wirres Gebilde und die Sicherung der Grenzen ist eine Angelegenheit für sich, die sich teilweise bereits Generationen hinzieht.

    "Ich habe viele verschiedene Menschen kennenlernen können, das stimmt. Viele sind sich im Grunde ähnlich und haben Züge von echten Römern, aber einige sind auch... nun, sagen wir... anders."


    Menecrates scheint ein wenig in Gedanken zu sein. Dann aber spricht er weiter.

    "Ich bin einigermaßen im Bilde bezüglich der Situation im Osten, mein Vater hält mich auf dem Laufenden in seinen leider nur unregelmäßigen Briefen. Ich danke dir und werde dich nicht enttäuschen. Aber vor dem Beginn des tirocinium muss ich ein paar Angelegenheiten im Tempel regeln, die ich begonnen habe und die jetzt noch einer finalen Umsetzung bedürfen. Danach allerdings, in etwa einer Woche, gehört meine Zeit dir, wenn du sie verlangst."

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  • Der Senator nickte, weil es mehr als verständlich war, dass der für heute spontan angesetzte Termin nicht die Klärung aller bisherigen Verpflichtungen bedeuten konnte. "Regele, was zu regeln ist. Wenn du alles erledigt hast, dann meldest du dich am besten in der Praefectura Urbis nach der Mittagszeit. Am Vormittag bin ich in aller Regel in der Castra zu finden. Beim ersten Betreten musst du dich erklären, wer du bist und wohin du willst. Ich werde dich ankündigen. Nach dem Passieren des Tores meldest du dich in der Principia bei meinem Cornicularius."

    Vielleicht wusste Vindex mehr als Menecrates vermutete, aber lieber doppelt informiert als gar nicht.


    "Eines wüsste ich noch, bevor wir heute auseinander gehen: Skizziere mir kurz deine zeitlichen Vorstellungen deine Laufbahn betreffend. Naturgemäß interessiert mich vor allem das Naheliegende, also zu welcher Amtszeit würdest du im Idealfall gerne für das Vigintivirat kandidieren?" Menecrates wollte die Woche nutzen, Vindex' Zeitplan in seinen zu integrieren.

  • Ich nicke als die Ausführungen beendet sind.

    Praefectura... Cornicularius... ich merke mir die Anweisungen des Menecrates, werde sie aber daheim zur Sicherheit notieren. Für die nächsten Male werde ich dann auch immer mit einer tabula ausgerüstet sein. Man weiß ja nie...


    "Mein Laufbahn... ich habe noch nie exakt darüber nachgedacht, muss ich gestehen. Aber grundlegend möchte ich so schnell es geht die ersten Stufen erklimmen. Natürlich bin ich auch auf die Wählergunst angewiesen, aber letztlich ist es doch so: je schneller ich aufsteige und dabei gute Arbeiten ablege, die meine Reputation steigern, desto eher habe ich die Chance, mein Ziel zu erreichen. Gleichzeitig aber darf die Qualität meiner Arbeiten nicht unter meiner Eile leiden. Ich werde mich auf alles mit der notwendigen Sorgfalt vorbereiten, meine Jugend spielt mir dabei in die Karten. Und ich lebe mich gerade noch in Rom ein, kenne nur wenige Menschen. Die erste Kandidatur sollte nicht zu früh stattfinden, schätze ich."

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  • Die Antwort gab Rätsel auf. Menecrates - ein Mann der klaren Worte - wollte die Angelegenheit weniger schwammig haben.

    "Mir ist vorher schon aufgefallen, dass du zu diplomatischen Antworten neigst, auf die man dich nicht festnageln kann." Er sagte es mit einem Schmunzeln. "Das hat in der Politik sicher seinen Vorteil, aber ich persönlich bevorzuge die klaren Ansagen. Das minimiert Missverständnisse und strengt weniger an bei der Decodierung. Wenn wir uns unterhalten, wähle die konkrete Variante deiner Aussagen. Jeder kann auch einmal falsch liegen, ich auch, dann korrigiert man, wenn es sich abzeichnet. Lass bitte einen alten Mann nicht unnötig sein Hirn zermartern. Rein rechnerisch wäre nach Ableistung des Tirocinum die sofortige Kandidatur möglich. Das wäre dann um den KAL AUG DCCCLXXI A.U.C. (1.8.2021/118 n.Chr.) herum. Ist dir das zu früh?"


    Er blickte fragend und zugegeben auch gespannt, wie und ob Vindex seine Empfehlung umsetzen würde.

    "Ich hatte dich das bisher nicht gefragt: Wie gut sind deine mathematischen Kenntnisse?"

    Er nahm nicht Bezug auf seine Worte soeben, sondern spätestens als Aedil sollte man rechnen können, im Grunde schon viel eher.

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