• Nachdem er im atrium am kleinen Hausalter das morgendliche Opfer dargebracht hatte, fand sich Meridius im cenatiuncula ein, dem kleinen Speisezimmer, in welchem die Familie zu speisen pflegte, wenn es schnell gehen musste, oder wenn kein größeres Essen anstand. Viele speisten morgens auf dem eigenen Zimmer, Meridius zog es jedoch heute vor, in diesem Raum zu essen. So nahm er Platz, las die eingetroffene Post einiger Klienten nebenher und widmete sich dann zwei, drei schmalen Streifen kalten Schweinebratens, etwas Brot, ein paar Oliven und einem stark verdünnten Wein, welcher schon im Bereich des Homöopathischen lag. Römer frühstückten nie groß, es musste schnell gehen, durfte von der Arbeit nicht abhalten. Dafür war der Arbeitstag auch schnell wieder vorbei und die cena, das Hauptmahl des Tages, dauerte umso länger.

  • Wie ein Frühlingssturm, eine plötzliche Bö, fegte ich von der Porta her in das Haus hinein, mit flatterndem Mantel und klappernden Sohlen.
    "Saalvee! Ich bin wieder da!"
    Im Atrium war gähnende Leere, ich warf den Leinensack auf meiner Schulter im Vorüberstürmen auf eine Bank und schlitterte weiter. Die vertraute Umgebung liess mir das Herz in der Brust hüpfen. Es war Abend, Cena-Zeit, so hielt ich auf die Cenatiuncula zu, riss schwungvoll die Türe auf, und präsentierte mich als plötzliche atemlose, zerzauste und unrasierte aber enthusiastisch strahlende, Erscheinung im Türrahmen. Und tatsächlich! Ich erblickte dort ...


    Sim-Off:

    Wer möchte? :D

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    Klient - Decima Lucilla

  • Sim-Off:

    wenns dich nicht stört, Ich :D


    ... eine völlig Fremde! Pulchra kam gerade frisch aus dem Bett (völlig ungeachtet der Tatsache, dass es schon Abend war) und sah vielleicht noch leicht verschlafen aus. Sie wollte in aller Ruhe "Frühstücken", als sie von der Porta Geschrei vernahm. Interessiert, wer denn hier so einen Tumult veranstaltete, nahm sich Pulchra vor einfach mal nachzuschauen und eventuelle Gäste mit ihrer Anwesendheit zu beglücken. Entdecken tat sie jedoch keine gepflegten Gäste, die man zum Essen einladen konnte, sondern nur ein ungepflegtes Etwas.


    "Salve, ich auch. Aber entschuldige die Frage - Wer bist du? Lieferst du irgendetwas? Einen Brief, eine Rechnung?"


    Sie erwartete noch eine Rechnung über ein neues Kleid, und sie grübelte immernoch, wem sie die anhängen könnte. In der Hoffnung, das es nur ein Bote für einen Brief war kaute Pulchra erstmal in aller Ruhe an ihrem Pfirsisch herum und wartete, wie der Fremde reagieren würde.

  • Sim-Off:

    *g* aber gern ;)


    ....eine völlig Fremde! Bedröppelt blieb ich stehen, und sah die junge blonde Frau zuerst etwas erstaunt an - gut, es war ja nun nicht so unwahrscheinlich, dass in diesem Hause Menschen verkehrten, die ich nicht kannte - aber dann fragte die mich doch glatt ob ich der Lieferant sei!
    "Äh. Was?"
    Ich blinzelte ungläubig, hob dann unwillkürlich das Kinn ein wenig an und erwiderte hoheitsvoll:
    "Nein. Ich bin Soldat. Hast Du noch nie einen Soldaten gesehen?"
    Wie konnte man bloss um diese Tageszeit so verschlafen aussehen? Mal eine Grundausbildung mitzumachen, das würde solchen Luxusgeschöpfen, solchen Nachtschwärmern nur guttun, schoss es mir durch den Kopf - ungeachtet der Tatsache, dass ich früher selbst oft ganze Tage verschlafen hatte, und dass es natürlich vollkommen absurd gewesen wäre, Frauen in die Armee zu holen.
    "Ich bin Faustus Decimus Serapio", erklärte ich dann, noch immer unschlüssig im Türrahmen stehen, "Ich war in Parthien, mit der Legio Prima... wir sind gerade zurückgekommen."
    Bona Dea, wenn ich den Pfirsich, den sie da aß, nur ansah, da lief mir schon das Wasser im Munde zusammen.
    "Und wer bist Du wenn ich fragen darf?"
    Womöglich hatte Onkel Mattiacus mal sein Junggesellendasein aufgegeben, und sich eine hübsche junge Gattin ins Haus geholt?

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    Klient - Decima Lucilla

  • Ein Soldat? Was bei den Furien machte ein Soldat hier? Der Mann redete allerdings munter weiter und ließ Pulchra gar nicht erst zu einer Antwort kommen. Pulchra schaute nicht schlecht aus der Wäche, als sie erfuhr, das der Mann in den abgenutzten Klamotten ein Decimer war. Erschreckend wie es mit manchen bergab ging. In Parthien war er? Klang weitweg und es klang öde. Wahrscheinlich wollte er noch damit prahlen. Den Blick auf den Pfirsisch bemerkte Pulchra dennoch. Na immerhin ein Kerl, der sich nicht sofort auf Hals-Abwärts fixierte.
    Da Pulchra zu beginn vielleicht etwas unhöflich gewesen war, wollte sie das wenige an gastgeberischen Talent herausholen, was sie noch anzubieten hatte. Zuerst mal höflich und interessiert en Gespräch anfangen.


    "Entschuldige bitte, meine Unhöflichkeit. Ich bin Decima Pulchra.


    Aus Parthien kommst du also? Wieso warst du dort? Hast du Hunger? Bestimmt hast du Hunger.
    ...
    Scarus - Hol etwas zu essen! Am besten heute noch!"


    Möge sich manch einer wegen Pulchra's Frage nach dem Aufenthalt Serapio's wunder, aber in den letzten Monaten war Pulchra nicht gerade sehr aufmerksam, was Politik betraf. Wahrscheinlich hätte auch der Imperator sterben können, und es wäre an ihr vorbei gegangen.
    Mit einem leicht abwertenden Fingerschlenkern auf die Tunika von Serapio legte sie auch gleich die nächste Frage nach.


    "Soll ich dir was anständiges zum Anziehen bringen lassen? Mein Bruder Decimus Verus hat in etwa die selbe Größe wie du."


    Noch en Barbierbesuch und der kerl sähe wieder wie ein Mensch aus. Und schon dackelte Scarus wieder an, beladen mit einem Körbchen Brot und Käse, sowie einenm weiteren Sklaven, der eine Obstschale heranbrachte nd einen Kanne Wein, mit zwei Bechern. Alles wurde erstmal auf den kleinen Tischchen abgestellt, und wartete darauf verzehrt zu werden.

  • Verus zog leise die Nase hoch und schluppte gähnend den Korridor entlang. Tiefe Augenringe zeichneten sein Gesicht und seine Augen wirkten ebenso trocken. Sein Blick war finster und verschlafen. Heute würde er wieder zur Flotte aufbrechen, so trug er schon seine Uniform und seinen Optiostab, der locker im Soldatengürtel steckte. Er schluppte in Richtung Pulchra.


    "Salve, Schwesterchen", grüßte er ermüdent langsam und schaute dann zum Fremdling. Auch ein Soldat, so schien es. "Salve, Miles."


    Sein Blick suchte den Jungen nach Erkennungszeichen oder Sonstigen ab. Er schien ein Decimus zu sein aber welcher nur? Die Decima waren einfach zu groß. "Kenne ich dich?"


    Er schaute ihn fragend mit seinen verkaterten Augen an.

  • Es war Cena-Zeit, aber Seiana war trotzdem noch nicht in der Cenatiuncula, war sie doch gerade erst mit Elena aus der Stadt zurückgekommen und wollte sich erst noch umziehen. Sie war gerade auf dem Weg dahin, als sie eine Stimme vernahm, lange nicht gehört und doch allzu vertraut – und sie meinte, ihre Ohren würden ihr mit Hilfe ihrer Einbildung einen Streich spielen. Faustus? Wie erstarrt blieb sie stehen. Er hatte geschrieben, dass er auf dem Heimweg war, dass er vielleicht auch Gelegenheit haben würde, nach Rom zu kommen, aber so schnell schon? Oder hatte sein Brief so lange gebraucht? Einen Moment lang rührte sie sich nicht, dann machte in ihrem Kopf irgendetwas Klick, und sie fand sich in der Gegenwart wieder. Jemand war angekommen, und sie fand nur heraus wer das war, wenn sie hinging.


    Als sie zur Cenatiuncula kam, konnte sie von den Menschen darin noch nichts sehen. Aber sie sah den Mann, der in den Raum hineinsah, aber aus irgendwelchen Gründen noch zögerte, hineinzugehen – und er musste recht derangiert aussehen, wenn sie von der Rück- auf die Vorderseite schließen konnte. Und doch schien etwas Vertrautes an der Gestalt zu sein – die Linien wirkten härter, als sie es in Erinnerung hatte, waren aber doch dieselben, und vor allem der wirre Haarschopf war noch derselbe. Trotzdem war sich Seiana nicht ganz sicher, ob es nicht doch nur Wunschdenken war. Sie hatte Faustus seit zwei Jahren nicht mehr gesehen, sie konnte sich irren – und sie wollte nicht einem Wildfremden um den Hals fallen, nur weil sie glaubte, es könnte ihr Bruder sein. So stand sie wieder da, zögerte einen winzigen Moment, bevor sie noch einen Schritt näher kam. Ihrer Stimme war anzuhören, dass sie gerade schwankte zwischen Unglauben, Überraschung und Freude. „Faustus?“

  • "Ach, macht doch nichts", antwortete ich auf Pulchras Entschuldigung hin, "ich bin hier ja auch ein bisschen, ähm... abrupt, aufgetreten, glaub ich."
    Da war es doch ganz gut dass ich im meinem Überschwang gerade ihr begegnet war, und nicht beispielsweise Onkel Meridius! Vor dem sollte ich besser eine gute Figur machen - ruhig - beherrscht - seriös - eben ein wertvolles Mitglied der römischen Gesellschaft, das für frühere unwürdige Eskapaden unter Schweiss und Blut an der Front Busse getan hat. Aber mir war trotzdem bang wie er mich empfangen würde.
    "Ich freu mich einfach so wieder zu Hause zu sein. Ich war eine Ewigkeit fort. - Hm, Pulchra... ach, natürlich Deinen Namen habe ich ja schon gehört, Du stammst aus dem griechischen Familienzweig, nicht wahr? Ich bin aus Tarraco, der jüngste Sohn von Silanus, und Neffe von Livianus."
    Bei so weitverzweigten Familienverhältnissen gab es immer wieder Überraschungen. Und diese, sagen wir mal Grosscousine, war wirklich 'überraschend', ihre Fragen brachten mich erneut völlig aus dem Konzept
    "Äh. Warum ich in Parthia war? Wegen dem Krieg natürlich. Ach, Du meinst wohl warum ich mich verpflichtet habe - das ist eine längere Geschichte... Klar bin ich hungrig, ich bin heute den ganzen Tag marschiert."
    Unter meiner Paenula wurde mir zu warm, also löste ich sie und legte sie mir über den Arm. Meine von parthischer Sonne ausgebleichte Tunika, hier und dort sorgfältig geflickt, aber wohlgemerkt sauber gewaschen, missfiel meiner Verwandten offenbar. Pff!
    "Ich danke Dir für dieses freundliche Angebot", gab ich verschnupft zurück, "doch dies ist die Tunika in der ich in der Fremde für den Imperator gekämpft habe" - mit meiner ganz natürlichen Theatralik griff ich mir an den Ärmel und umfasste in pathetischer Geste eine Handvoll des vielstrapazierten rostroten Stoffes - "und ich trage sie mit Stolz!"


    Dass Pulchra mich gleich verpflegte, musste ich ihr allerdings sehr zu gute halten. Schon wollte ich mich auf die Obstschale stürzen, um mir auch einen Pfirsich zu schnappen, als ein Mann in Classis-Blau in den Raum hineintrat. Das war bestimmt Verus, der besagte Bruder, schloss ich messerscharf aus seiner Anrede. Er war also bei der Classis... und er sah, ähnlich wie seine Schwester, ein bisschen so aus als wäre er eben erst aus dem Bett gefallen, und ausserdem so als hätte er das letzte Gelage noch nicht so ganz überstanden. Was mich bei einem Angehörigen der Classis natürlich nicht allzusehr Wunder nahm. ;)
    "Salve", sprach ich mit einer gewissen Reserve. "Ich bin Faustus Decimus Serapio. Und Du musst Decimus Verus sein, nicht wahr?"

    Eine vertraute Stimme in meinem Rücken liess mich innehalten. Das war zu schön, zu schön um wahr zu sein... Gaaanz langsam drehte ich mich herum, so als könnte diese grosse Freude bei einer zu jähen Bewegung erschrecken und sich wieder verflüchtigen....
    "Seiana."
    Beinahe flüsternd kam ihr Name über meine Lippen. Ich schluckte und sah sie einfach nur an. Meine grosse Schwester, meine liebe Seiana, ganz und gar wirklich.
    "Seiana!", jauchzte ich einen Atemzug später. Die Paenula fiel zu Boden, ich sprang auf Seiana zu und fiel ihr um den Hals, stürmisch wie ein junger Hund. Ich drückte sie, überglücklich und ganz fest, ich wollte sie gar nicht mehr loslassen.
    "Ich freu mich so! Oh ich freu mich so wahnsinnig Dich wiederzusehen! Ich könnte platzen, so irrsinnig freu ich mich!", sprudelte es aus mir hervor, und mir war als würde ich gleich abheben, wie eine Daunenfeder, wenn ein Wind geht, oder wie die kleinen Schirmchen, die man von einer Pusteblume wegbläst!
    "Ich bin gerade erst angekommen, wir sind in Ravenna gelandet, und ich bin bei dem Kommando, das gleich nach Rom gegangen ist, wegen der Urne des Imperators, wir sind das Geleit, das ist ja auch eine Ehre, und wir zelten auf dem Marsfeld, aber ich habe gleich Ausgang bekommen, da hab ich echt Glück gehabt! - Wo kommst Du her, warst Du unterwegs, sag wie geht es Dir, ach es ist einfach so wunderbar Dich wiederzusehen, und, bei Concordia, ich werde nie bestimmt nie wieder in meinem Leben mit Dir streiten...-"
    Irgendwann einmal musste auch ich Atem holen. Ich wich einen halben Schritt zurück, und sah Seiana ins Gesicht, strahlend, mit leuchtenden Augen, wie betrunken vor Freude.

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    Klient - Decima Lucilla

  • Welchem Krieg? Irgendetwas musste Pulchra verpasst haben und sie wollte auch gerade noch nachhaken, als ihr Bruder hereinkam.


    "Ja, ganz recht, das ist mein, heute äußerst vorzeigbarer, Bruder."


    Entgegnete sie Serapio grinsend und warf den Rest des Pfirsisch in die Shale für die Kerne. Pulchra knuffte boxte Verus leicht mit dem Ellenbogen in die Seite. Der sah ja noch shclimmer aus als dieser Serapio. Ein kurzes Bad wäre bestimmt noch drinn gewesen, bevor er sich vor neue Leute begeben hätte. Ach Pulchra mochte einfach keine Soldaten. Immer ungepflegt udn eingebildet. Als ob man ihnen sonst etwas zu verdanken hätte. Doch schon stürzte sich der Neuankömmling auf jemand weiteres. Pulchra fiel ein, dass sie sie schon uaf dem Begräbnis gesehen hatte. Aber viel mehr wusste sie nicht von der Frau, auf die Serapio so zugestürmt war. So wandte sie sich ihrem Bruder zu, da sie ja die Zwei nicht weiter stören wollte. Immerhin schienen sie sich länger nicht gesehen zu haben.


    "Schwupps, weg war er... Scheint ja mal wieder eine lustige Cena zu werden, heute Abend. Überhaupt, bleibst du noch, oder musst du dann wieder zurück nach Missenum das Deck schrubben? " :P


    Das ihr Brüderchen schon einen höheren Rang inne hatte, war ihr wohl bewusst. Aber wenn hier einer Verus wegen seinem Beruf ärgern durfte, dann ja wohl sie.

  • In der Zwischenzeit hatte es sich natürlich auch unter den Sklaven herumgesprochen, dass der junge Decimus aus dem Krieg zurückgekehrt war. Und so erfuhr auch der Senator davon und machte sich auf den Weg, den Heimkehrer herzlich zu begrüßen. Zu der Willkommensfreude trat jedoch auch Neugier, schließlich brachte Serapio auch jede Menge Geschichten mit und Informationen. Selbst zu Hause geblieben, hatte Meridius die Legaten ein wenig darum beneidet, gegen die Parther ins Feld ziehen zu dürfen. Und so betrat er wenig später ebenfalls das cenatiuncula und fand eine kleine Versammlung an, welche immer größer zu werden schien.


    "Na, sieh mal einer an!"


    sprach er und grinste, als er in die Gesichter seiner Verwandten blickte. Serapio machte einen guten Eindruck.


    "Ich freue mich, dass Du zurück bist, Serapio!"


    fügte er hinzu, nicht wissend, was bisher alles schon besprochen worden war. Falls es viel gewesen war, musste Serapio natürlich alles wiederholen. Soviel stand fest. :D

  • Es war Faustus. Wirklich und wahrhaftig. Langsam drehte er sich um, so als hätte er Angst sie könne verschwinden, wenn er sich zu hastig bewegte, und schon als das erste Mal ihr Name über seine Lippen kam, zögernd, leise, fast schon ein Hauch, manifestierte sich die Hoffnung zur Gewissheit in ihr. Wie eine Flutwelle schien die plötzliche Freude durch ihre Adern zu pulsieren. Gleichzeitig mit seinem zweiten Ausruf sprach sie auch seinen erneut aus, jubelnd, und sie fiel ihm lachend um den Hals, ihrem kleinen Bruder, der ihr noch weit stürmischer entgegen kam und sie so sehr drückte, dass ihr fast die Luft weg blieb. „Faustus, oh, Faustus, ich bin so froh dich endlich wiederzusehen, du glaubst gar nicht wie ich dich vermisst habe…“ Sie hatte tatsächlich Mühe, Tränen zu unterdrücken, aber es waren Freudentränen, und sie schlang ihre Arme um seinen Hals, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. „Wie kommt es, dass du schon hier bist, in Rom, und dass du Ausgang bekommen hast, wie war die Reise hierher, oooh du musst mir alles erzählen…“


    Obwohl sie zuerst durcheinander redeten, schaffte Seiana es irgendwie auch mitzubekommen, was Faustus erzählte, dass er bereits von sich aus erzählte und antwortete und Fragen stellte, aber sie konnte sich nicht zurückhalten. „Ich war in Rom unterwegs, die Stadt erkunden, ich muss hier doch alles kennen lernen. Du weißt schon, immer ein paar extra Wege kennen, ein paar Schlupfwinkel parat haben… Oh, sag nicht nie, du kennst mich, du weißt wie wir sind. Aber verschwinde nach dem nächsten Streit nicht einfach für zwei Jahre, das ist mir eindeutig zu lang gewesen, das war es nicht wert…“ Schließlich wichen sie etwas auseinander, und Seiana grinste über das ganze Gesicht und strahlte nur noch mehr als sie sah, wie sehr Faustus umgekehrt zu leuchten schien. Sie hob die Hand und fuhr damit durch sein Haar, um es noch mehr zu verwuscheln. „Schick siehst du aus, bist fast nicht wieder zu erkennen. Das Soldatenleben scheint dir gut zu tun.“ Sie legte den Kopf schief, und ihre Augen funkelten. „Warst du vor zwei Jahren auch schon größer als ich? Nein, oder?“


    Inzwischen waren sie ebenfalls in die Cenatiuncula hineingegangen, und Seiana grüßte den beiden Decimern freundlich, die sie zwar inzwischen vom Sehen her kannte, aber bisher noch keine Gelegenheit gehabt hatte, näher kennen zu lernen. Bevor sie aber mehr sagen oder sich wieder Faustus zuwenden konnte, betrat ihr Onkel den Raum. Seiana konnte ihr Grinsen immer noch nicht zügeln, und sie stieß ihrem Bruder leicht einen Ellenbogen in die Seite, während sie ihn wispernd aufzog: „Alles kommt zu dir, kleiner Kriegsheld. Kannst mal sehen, du wirst noch richtig berühmt, erst in der Familie, später im ganzen Reich…“

  • Seiana und ich redeten wie wild durcheinander, umarmten uns und strahlten um die Wette. Wobei nicht nur ihre Augen kurz so einen verräterischen Glanz bekamen - schon zum zweiten Mal an diesem Tag musste ich mir verstohlen, mit einem Zipfel des Focale, die Augenwinkel tupfen. Nur kurz! Aber so ist das eben, ich bin halt ein gefühlvoller Mensch, und wenn mir das Herz überfliesst, dann oft auch die Augen, und dieses Wiedersehen, dieser Empfang, das Wissen, dass unser Zerwürfnis wirklich vorbei war, dies alles ging mir einfach wahnsinnig zu Herzen. Ich war so unbeschreiblich glücklich!
    "Doch, ich sag nie, nie wieder!", widersprach ich Seiana gleich mal, und grinste bis über beide Ohren als sie mir das Haar zauste (welches jetzt, wo das Trauergeleit zu Ende war, wirklich mal wieder einen Schnitt hätte vertragen können).
    "Weisst Du, ich beschliesse einfach mal, wir sind ab jetzt ein Herz und eine Seele", lachte ich, "Basta! Ob es Dir passt oder nicht", und zwinkerte ihr zu. Dass ich schick aussah, das nahm ich natürlich überaus geschmeichelt gerne zur Kenntnis. Jaha, der Nimbus des Kriegers, des wackeren Verteidigers des Vaterlandes, dazu ein paar fesche Schmarren, das kann ich nur weiterempfehlen, es gibt, glaube ich, nichts besseres um Eindruck zu machen.
    "Klar war ich das, eine ganze Handbreit, damals schon!" Mit den flachen Händen maß ich nach wie sich das jetzt darstellte, und beschloss vergnügt: "Dass muss meine aufrechte Haltung sein, die Dir so imponiert, meine liebe Seiana. - Du siehst auch toll aus, und wie Du jetzt die Haare trägst - elegant, wirklich!"
    Aber das war eigentlich selbstverständlich für mich, dass Seiana in Schönheit erstrahlte, also betonte ich es nicht weiter. Womöglich wirkte sie ein bisschen damenhafter als früher, und erwachsener, aber vielleicht lag das auch an der Kleidung, die stadtrömische Mode ist ja sehr mondän, und dem Geschmack der Provinz immer weit vorraus.


    Wir waren in die Cenatiuncula hineingegangen, wieder zu den beiden anderen Verwandten, die ich eben kennengelernt hatte, und erneut streckte ich die Hand nach dem Pfirsich aus, der mich so saftig anlachte - und zog sie wieder zurück, als Seiana mich in die Seite stiess und neckte, weil eine weitere Person den Raum betrat - Onkel Meridius!
    Zu Seiana raunte ich liebevoll "Du Quatschkopf!" zurück (auch wenn mir die Vorstellung von unsterblichem Ruhm schon gefiel) - dann straffte ich mich unter dem Blick meines Onkels, und im ersten Moment hätte man es schon fast "Haltung annehmen" nennen können. Ich hatte ja einen Heidenrespekt vor ihm, und dazu kam die Ungewissheit was oder wieviel er überhaupt noch von mir hielt, nach der dummen Sache damals mit dem Ring. Doch er begrüsste mich richtig herzlich, und mir polterte auch dieser Stein vom Herzen!
    "Salve Onkel Meridius!"
    Ich war in der Stimmung die ganze Welt zu umarmen, und dieser Impuls liess mich auch einen Schritt auf ihn zu machen, aber dann traute ich mich doch nicht so recht, blieb etwas linkisch stehen und lächelte meinen Onkel nur an, durchaus etwas eingeschüchtert. Mutter hat ihn immer so in den Himmel gehoben, dass ich bei ihm gar nicht weiss wo das Denkmal aufhört und der Mensch anfängt.
    "Ich bin auch überglücklich wieder hier zu sein. Wir sind heute angekommen, gerade vorhin, zwei Centurien, von Ravenna hierher marschiert als Geleit für die Urne des Imperators."
    Dann wurde ich ganz ernst. Es war nicht schön, hier in diesem glücklichen Moment vom Tod zu sprechen, ich wusste auch nicht wie man so etwas gut ausdrückte, aber ich wollte nicht einfach darüber hinweggehen.
    "Ich möchte Dir mein Beileid aussprechen, wegen Maximian. Seiana hatte mir davon geschrieben und es hat mich wirklich erschüttert." Ich presste die Lippen zusammen. Öde Worte, klangen so banal. Und es war wirklich seltsam wie nah hier Tod und Leben zusammenlagen.
    "Aber in der Acta habe ich, ganz verspätet natürlich, auch eine Geburtsanzeige gesehen. Geht's ihm gut, dem Kleinen?"

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    Klient - Decima Lucilla

  • Verus murrte leicht und nickte seinem Verwandten ab. Dieser schien ein Plappermaul zu sein, so etwas verabscheute Verus ja und in seiner überaus müden Stimmung konnte er es nicht ertragen, wenn jemand so einen Redeschwall losließ.


    "Entschuldigt mich...ich habe mich für die Reise vorzubereiten," verabschiedete er sich mürrisch und trat dann davon.

  • Während der eine - Titus - das cenatiuncula verließ, und Meridius sah ihm noch kurz nach, nahm der andere das Zimmer voll ein. Gut so, Präsenz zeigen und in die Offensive gehen, war ganz nach dem Geschmack des ehemaligen Legatus Legionis. Und so lächelte er, auch wenn Faustus wenig später den verstorbenen Kaiser berührte und dann nach Maximian auf Optatus zu sprechen kam.


    "Dem Kleinen geht es gut. Er ist kräftig und gesund."


    antwortete er.


    "Wenn die I. schon wieder in Italien ist, gehe ich davon aus, dass ihr siegreich ward? Man bekam hier in Rom fast gar nichts mit. Und für mich ..."


    er betonte das letzte Wort


    "... ist das besonders schlimm."


    In der Tat hatte er es als Soldat kaum augehalten, aus den wenigen Informationen, welche Italien erreichten, ein Bild des Ganzen zu konstruieren. Vieles war Stückwerk geblieben, anderes nur vage angedeutet worden. Und dann war da noch Livianus. Bis heute hatte sich nicht geklärt, was aus ihm geworden war.


    "Ich würde Dich im Laufe des Tages gerne sprechen. Am Besten unter vier Augen, wenn es Dir recht ist. Aber zuerst komm zu Hause an, nimm ein Bad, lass es Dir gut gehen. Ich denke, alle hier sind wie ich überglücklich, Dich wieder hier zu sehen. Deine Ankunft ist ein Fest wert. Ich werde in den kommenden Tagen eine kleine Feier zur Rückkehr der siegreichen Truppen geben! Was meinst Du?"

  • Einer der beiden Verwandten, die ebenfalls anwesend waren, zog sich mürrisch zurück, und Seiana hatte die Befürchtung, dass Faustus und sie etwas zu… stürmisch gewesen waren in ihrer Wiedersehensfreude. Aber besagte Freude war zu groß, als dass sie sich davon großartig hätte stören lassen. „Ein Herz und eine Seele klingt zu gut, um wahr zu sein – aber wenn du das sagst, machen wir das. Jetzt wo mein Bruder Kriegsheld ist, hab ich wahrscheinlich nicht mehr viel zu melden.“ Sie grinste ihn frech an und schüttelte dann den Kopf. „Nie. Du warst bestimmt nicht größer als ich, daran könnte ich mich doch erinnern!“ Dann lachte sie hell. „Deine aufrechte Haltung, klar… die muss es sein. Ist sehr imponierend, wirklich.“ Sie zwinkerte ihm zu und wollte gerade auf seinen nächsten Kommentar eingehen, als Meridius auftauchte und sie Faustus nur noch einmal kurz neckte. Ihr Bruder konnte es natürlich nicht lassen, auch darauf noch einmal einzugehen, bevor er sich ihrem Onkel zuwandte – und sich seine Haltung noch einmal um ein gutes Stück zu straffen schien, so dass er sie jetzt noch mehr überragte, zumindest bekam Seiana den Eindruck.


    Mit einem Lächeln zog sie sich etwas zurück und nahm sich eine Orange, und nickte Pulchra grüßend zu. „Entschuldige bitte, wenn wir etwas laut gewesen sind. Faustus ist mein Bruder, wir haben uns seit zwei Jahren nicht gesehen, und dann ist er in den Krieg gezogen…“ fügte sie erklärend hinzu, während sie weiterhin das Gespräch zwischen ihrem Bruder und ihrem Onkel verfolgte. Mit einem Funkeln in den Augen schaltete sie sich wieder in das Gespräch ein, als Meridius von einer Feier sprach. „Eine Feier, für Faustus? Siehst du, es fängt schon an mit der Berühmtheit…“ Seiana lachte fröhlich, dann wurde sie etwas ernster. „Aber du hast es auch verdient. Und es ist schön, dass du wieder hier bist.“

  • Da hatte ich also einen kleinen kräftigen Cousin - ich lächelte breit und plauderte fröhlich aus:
    "Das freut mich! Da kann er ja dann mit Lucillas Nachwuchs spielen."
    Das war ja richtig praktisch. Es war schon toll in so einer grossen Familie aufzuwachsen, alle Kinder die das nicht hatten taten mir leid. Und auch als Erwachsener war es natürlich genauso toll. Die Legio als "Familie" in allen Ehren, aber ich stellte es mir nicht gerade schön vor, wenn man heimkehrte aus dem Krieg, und niemand einen erwartete. Ich setzte mich auf die Kline neben Seiana, und legte ihr in einem brüderlichen Impuls den Arm um die Schulter, einfach so, weil es schön war so einträchtig mit ihr zu sein. Wer wusste schon wie lange es währen würde. (Ich war ganz sicher früher schon grösser als sie gewesen!)


    Ob wir siegreich waren? Die Frage überraschte mich wirklich, ich hatte gedacht im Senat würde man doch sicher über alles Bescheid wissen. Dass die Zensur so streng gewesen war, darüber hatte ich ja zu Genüge geschimpft. Aber dass nicht mal der Senat Nachricht bekam!
    "Also..." Ich presste die Lippen zusammen - ich hätte lieber erfreulicheres zu berichten gehabt - und antwortete dann etwas zögernd. "Ich glaube, ganz ehrlich gesagt, wirklich siegreich wäre übertrieben. Ich meine, ja wir haben vor Edessa einen grossen Sieg errungen, aber dann, seit..." - ich stockte wieder - "seit dem Wechsel an der Spitze der Legion waren wir nicht gerade vom Glück gesegnet. Ich weiss nicht ob das so bis hierher durchgedrungen ist, aber in der Schlacht am Chaboras, das ist ein Nebenfluss des Euphrat, da mussten wir eine herbe Niederlage einstecken. Es war ein Hinterhalt... sie haben die Zehnte Legion fast aufgerieben. Und der Imperator wurde dort verwundet..."
    Etwas in mir sperrte sich dagegen an diesen Tag zurückzudenken. Schon alleine bei dem verfluchten Namen Chaboras roch ich den fettigen Qualm, den stechenden Geruch von Pech und Bitumen und was weiss ich für Teufelzeug... dazu der Gestank von verbranntem Fleisch... dann die Schreie und lauter noch das Röhren des gewaltigen Feuers, der Waberlohe die die Parther dort entfesselt hatten. Ich bemerkte, dass mein Blick ins Leere gewandert war. Etwas fahrig zupfte ich an meinem Focale, zog es zwischen den Fingern hindurch und konzentrierte mich ganz fest wieder auf meine Umgebung. Das war vorbei, vorbei, vorbei.... und ich war hier, zu Hause.
    "In Circesium, da waren wir wieder erfolgreich. Dann haben wir Dura belagert, aber nicht lange. Wir sind nicht zurückgekehrt, weil wir die Parther noch gross geschlagen hätten, sondern wegen dem Tod des Kaisers..." Resigniert zuckte ich die Schultern. "Ich weiss nicht ob man das so wirklich als Sieg bezeichnen kann. Wenn es das Ziel war den Parthern einen Denkzettel zu geben für Armenien, also Vergeltung, dann schon. Aber einen Triumph hat dieser Feldzug ganz sicher nicht verdient. Und was die eroberten Gebiete angeht - ich glaube die Grenze wird sich sehr schnell wieder zum Euphrat hin verschieben."


    Ich nickte bereitwillig, als mein Onkel meinte dass er mich später noch sprechen wolle. Ein Bad, das klang auch ganz herrlich verlockend, am Hausaltar sollte ich wohl auch noch vorbeischauen, und natürlich wollte ich unbedingt, also falls sie in Reichweite waren, noch meine grossen Brüder treffen.
    "Ja natürlich, gern."
    Ausserdem gab es da ja auch noch von mir ein Anliegen, Mission 1S 2A 2A sozusagen. (Oder war's 2S 1A 2A? Doch gut dass ich's mir aufgeschrieben hatte.)
    Ein Fest? Ich wurde ganz verlegen. Und Seianas Kommentar machte das auch nicht besser. Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen stieg - nur vor Freude natürlich! Das mit dem seriös-souverän wirken war wohl nichts, aber die Herzlichkeit meines Onkels zerstreute sowieso meine Bestrebungen in diese Richtung. Ich hatte zwar noch immer das Gefühl, dass ich mich besser gut benehmen sollte, aber nicht dass ich mich verstellen musste.
    "Das wäre wunderbar, wirklich! Es ist komisch, wenn man nach so etwas großem zurückkommt, und einfach sang- und klanglos zum Alltag übergeht. Meine Kameraden würden sich bestimmt auch sehr freuen!"
    Viele waren schon etwas deprimiert. Wir hatten soviel geleistet, aber alles wurde überschattet vom Tod des Kaisers (den wohlgemerkt die nichtsnutzigen Praetorianer-Leibwachen verschuldet hatten, nicht wir). Da würde uns ein Fest wirklich gut tun, und ich fand schon auch dass wir es verdient hatten, wir alle.
    Ich grinste Seiana zu, drückte ihre Schulter und lachte: "Ja pass nur auf, eh Du Dich versiehst bin ich im-pe-riums-weit berühmt, und Du als meine Schwester wirst dann den ganzen Tag von einer Schar von Acta-Reportern verfolgt!"


    Aber schon fiel mir ein Hindernis auf, für so ein Fest, und bedrückt meinte ich: "Ach. Es ist nur so, dass wir wahrscheinlich gar nicht lange hier sein werden, so wie ich das verstanden habe. Wir haben auch nur für heute Abend Ausgang, bloss die paar Stunden."
    Da war man eine Ewigkeit weg, und durfte dann, wenn man schon mal hier war, noch nicht mal richtig nach Rom. Mein Unwillen über diese Anordnung war mir wohl deutlich anzusehen. Ich musste dringend den Centurio bestechen, damit er mich doch nochmal rausliess. Ich überlegte und schlug meinem Onkel dann respektvoll vor: "Wie wäre es denn, wenn Du das Fest vielleicht nicht gleich sofort machst, sondern es so legst, dass noch genug Zeit bleibt, um Leute aus Mantua einzuladen?"

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    Klient - Decima Lucilla

  • Faustus erzählte und erzählte und Meridius war wirklich froh, ihn im Hause zu haben. Nicht nur, dass dadurch wieder etwas mehr Leben in die Bude kam, sondern auch, weil er sich mit ihm wirklich ausführlich über den Feldzug unterhalten wollten. Praktisch von Mann zu Mann, oder von Soldat zu Soldat, hatten sie doch beide den Krieg mit eigenen Augen gesehen und hatten sie wahrscheinlich beide auch Wunden aus dem Krieg davon getragen. Meridius damals in Hispania, Faustus jetzt in Parthien. Der Bericht seines Neffen war für den ehemaligen Legaten Gold wert, mehr als jedes offizielle Schreiben, welches den Senat erreichte oder auch nicht. Papier war geduldig, man konnte die Zeilen interpretieren, darüberhinaus auch noch zwischen den Zeilen lesen, aber man konnte es nicht befragen. Faustus hingegen saß vor ihm, besser gesagt: lag vor ihm.


    "Nur, das ist traurig, dass ihr nur so kurz Ausgang habt. Dann werden wir das Fest eben verschieben müssen. Auf einen Tag, an dem Du und Deine Freunde längere Zeit Ausgang erhaltet..."


    Er dachte nach.


    "Ich will Dich aber in jedem Fall noch sprechen. Es ist wichtig!"


    fügte er hinzu und bedeutete seinem Neffen, dass es am Besten noch am selben Abend geschehen sollte. Es ging nicht nur um Kriegsgeschichten, sondern auch um Livianus. Der Senat hatte Meridius beauftragt, ihn wieder aufzufinden, folglich musste er jede Gelegenheit, jede Information, die sich bot, am Schopfe packen.

  • Inzwischen hatte ich mir den Pfirsich geangelt, ich konnte einfach nicht mehr widerstehen. Zart samtig fühlte sich die Haut an. Ich biss hinein, und schmeckte genüsslich das saftig süsse Fruchtfleisch. Herrlich!
    Kauend nickte ich. Ja, das war besser, dann konnten auch Gäste kommen, die jetzt nicht bei der Vexillatio dabeiwaren. Und wenn Onkel Meridius zum Fest lud, und vor allem wenn er auch noch ein paar von den höheren Tieren einlud, dann würden wir dafür doch bestimmt dienstfrei bekommen - hoffte ich jedenfalls.
    Dass er mich noch sprechen wollte klang jetzt richtig dringlich. So extrem wie ich mittlerweile auf Gehorsam getrimmt war, straffte ich mich gleich wieder, schluckte den Bissen hinunter und meinte ganz beflissen:
    "Jawohl. Wir können das doch auch gleich machen."
    Wahrscheinlich war's auch besser, wo doch so wenig Zeit war, erst mal die ernsten Dinge zu besprechen, dachte ich mir. Das Thema 'Livianus' hing ja wohl unausgesprochen in der Luft. Danach konnte ich dann so richtig das Wiedersehen geniessen. Fragend blickte ich zu Seiana, dann zu Pulchra, lächelte schief und fragte meine Schwester:
    "Entschuldigst Du mich denn noch mal für eine kleine Weile?"
    Hoffentlich war sie mir nicht böse wenn ich mich gleich zum Vier-Augen-Gespräch verzog.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Seiana hatte sich inzwischen niedergelassen, und als Faustus ihr den Arm um die Schultern legte, lächelte sie und lehnte sich etwas an ihn. Es tat gut, ihn wieder um sich zu haben – wie gut, wurde ihr erst jetzt klar, wo er wieder da war. Und wie lange er nun schon größer war als sie oder nicht, das würde sie später noch mit ihm ausdiskutieren müssen (:D), aber im Moment spielte das keine Rolle – jetzt genoss sie einfach die Tatsache, dass sie sich an ihn anlehnen konnte. Allerdings wurde die fröhliche Stimmung bald etwas getrübt, als Faustus anfing, vom Krieg zu erzählen. Seiana spürte, dass es ihm nicht leicht fiel, und das war auch kein Wunder bei dem, was er zu sagen hatte. Und sie kannte ihn… auch, wenn er sich verändert hatte, würde er wohl doch immer zu den Menschen gehören, die solche Erlebnisse einfach trafen, mehr als andere. Sie sagte nichts, aber unauffällig griff sie nach seiner Hand und nahm sie in die ihre, versuchte, ihm so etwas zu helfen, und wenn es nur war dass er wusste, dass sie für ihn da war, so wie früher.


    Als die Sprache allerdings auf das Fest kam, wurde Faustus schon wieder vergnügter, und Seiana stieß ihm leicht ihren Ellenbogen in die Seite. „Von Acta-Reportern verfolgt, dass ich nicht lache. Dass wirst eher du sein, mein Lieber, und dann wirst du darum betteln, Zuflucht bei mir zu finden, damit du mal deine Ruhe hast…“ Dann zog sie überrascht die Augenbrauen hoch. Er hatte nur heute Abend Ausgang? Seianas Blick flog zwischen Faustus und Meridius hin und her, während die beiden beschlossen, erst einmal unter vier Augen zu reden, und sie lächelte, wenn auch etwas wehmütig, als Faustus sich dann an sie wandte. Er war nur für ein paar Stunden hier und wusste vermutlich noch nicht, wann er das nächste Mal kommen konnte, und jetzt redete er erst mit ihrem Onkel – aber Meridius hatte dringend geklungen, und sie wusste ohnehin, dass er kaum den ganzen Abend mit ihr würde verbringen können. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass sie eine leise Enttäuschung spürte, während sie nickte, darum bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. „Natürlich, geh nur.“ Sie beugte sich vor und küsste ihn halb grinsend, halb lächelnd auf die Wange. „Da, ich hoffe du bist aus dem Alter raus, in dem dir das peinlich war. Wir können uns ja später treffen, wenn ihr beide fertig seid.“


  • Die Unkompliziertheit des jungen Verwandten war eine positive Eigenschaft, welche Meridius schätzte. Dennoch musste er lächeln, als Faustus den Bissen beinahe hinunterwürgte. Nicht, dass er ihm noch erstickte, es wäre eine Skandal, eine Tragödie vielmehr: Den schrecklichen Krieg gegen die Parther überlebt und dann nach zu Hause heimgekehrt am ersten Abend am Essen erstickt ...


    "Nun gut! Nur lass Dir mit dem Essen noch etwas Zeit. Ich will nicht, dass Du noch den Heldentod stirbst."


    Er zwinkerte ihm zu und wandte sich dann an Seiana.


    "Und Dir meinen Dank, dass Du Deinen Bruder für einen Moment entbehren kannst. Du hast ihn gleich wieder."


    Meridius ging Richtung Türe, drehte sich dann jedoch nochmals um.


    "Ich bin in meinem Officium. Wenn Du soweit bist, schau einfach vorbei."

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