Praefectus Alexandriae et Aegypti

  • Natürlich hatte Lucius weder einen Scriba, noch ein Haus hier - er war ganz froh, dass er wenigstens Armin hatte mitnehmen können! Dass das Militär seinen Offizieren keine Häuser in diesem Luxusviertel zur Verfügung stellte, ärgerte ihn fast ein bisschen - es waren doch genügend Paläste da! Und dann bekam er noch nicht einmal einen richtigen Scriba gestellt!
    "Jawohl."
    bestätigte er trotzdem ein wenig missmutig und gab gleichzeitig die Hoffnung auf, dass er noch irgendwelche kostenlosen Vergünstigungen bekam:
    "Das - äh - wäre alles."

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  • Die Nachrichten über die Massenschlägerei hatten auch den Praefectus Alexandriae et Aegypti erreicht - und natürlich war dabei nicht unerwähnt geblieben, dass der junge Subpraefectus darin verwickelt gewesen war und nicht zuletzt die Verantwortung dafür trug, dass das ganze relativ gewaltsam geendet hatte: Neben den 35 Gefangenen, von denen drei ihren Verletzungen erlegen waren, waren noch vier Tote in den Trümmern der Marktstände gefunden worden. Ganz zu schweigen von den Schäden, den die Demonstrationsabwehr der Flottensoldaten bei den Händlern angerichtet hatten.


    Von all dem ahnte der junge Petronier allerdings nichts, als er zu seinem Termin ins noble Basileia kam - für ihn waren Ägypterleben ziemlich wertlos und Schäden, die anderen entstanden, nicht sein Problem. Warum sollte er sich also schämen? Die Ordnung hatte er auf jeden Fall wieder hergestellt...

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  • Als die Flügeltür zum großen Empfangssaal der Praefectur sich für den Tribun öffnete, konnte dieser noch die Verabschiedung des letzten Gastes des Praefectus Aegypti miterleben. Vor Zorn rot im Gesicht und einen etwas in Unordnung geratenen feinen Himation am Leib, stand der Archeprytanes noch da und verbeugte sich äußerst steif. “Ich erwarte, dass diese Sache geregelt wird, ansonsten übernehme ich keine Verantwortung für das, was hernach folgt!“ Er sprach's, und schon rauschte er ab. Nicht ohne einen äußerst verachtenden und vor Wut strotzenden Blick auf den eintretenden Tribun zu werfen.


    Quintus Minidius Geminus hingegen saß augenfällig ruhig auf der Empore mit seinem Stuhl, atmete ruhig ein und wieder aus und wartete, dass der Tribun die Schritte durch die herrschaftliche Halle zu ihm hin gemacht hatte. Von seiner Leibgarde wurde die große Tür auch schon wieder geschlossen und fiel mit vernehmlichen Rauschen zu.
    Die Hände leicht vor der Brust gefaltet, wandte sich Minidius Geminus dann auch an den Petronier. “Tribunus Petronius. Gut, dass du da bist. Kannst du dir vorstellen, warum ich dich habe rufen lassen?“

  • Als der Archiprytanes an ihm vorbeilief und ihn böse ansah, schöpfte Lucius immer noch keinen Verdacht - ihn wunderte es nicht, wenn Provinziale vom römischen Statthalter etwas hörten, was ihnen nicht gefiel. Deshalb waren sie ja die Untergebenen und die Römer die Herren!


    Aly er dann eintrat, wirkte auch alles ganz ruhig und entspannt - fast ein bisschen zu entspannt! Denn so eine Frage war eigentlich ziemlich irrational, denn der Präfekt hatte sicher genug Helfer, die ihn vor jeder Audienz noch einmal genau brieften, damit nichts von seiner wertvollen Zeit mit Belanglosigkeiten abging. Wenn er also so etwas fragte, musste er eine andere Absicht haben - möglicherweise eine, die der Subpraefectus von seinem Alten kannte... Aber was hatte er falsch gemacht?
    "Wegen dem Aufruhr bei den Fremdenmärkten?"
    gab er deshalb etwas unsicher zurück. Eigentlich gab es ja wirklich keinen Grund sich Sorgen zu machen - er war gut vorbereitet und hatte einiges aus den Gefangenen herausbekommen! Er hatte sogar eine Idee, wie man diese Informationen nutzen konnte, um die Stadt etwas ordentlicher zu machen!
    Trotzdem... - sein Instinkt sagte ihm, dass etwas nicht stimmte. Nur was?

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  • Quintus Minidius Geminus lächelte leicht und nickte fast wie ein Lehrer, dessen junger Schüler eine Antwort richtig erraten hatte. “Richtig. Wegen dem, was am Xenai Agorai vorgefallen ist. Ich nehme an, du wirst noch keinen schriftlichen Bericht fertig haben. Daher frage ich dich jetzt einmal mündlich, was deiner Ansicht nach dort vorgefallen ist.“

  • Zwar fand es Lucius ein bisschen herablassend, wie der Präfekt ihn anredete, aber andererseits war er das auch nicht anders gewohnt - außerdem war das eben das Privileg der Vorgesetzten, von dem er ja auch selbst ständig Gebrauch machte. Also antwortete er brav:
    "Also - äh - ich wurde informiert, dass es einen Aufruhr auf den Fremdenmärkten gibt. Da kein anderer Stabsoffizier greifbar war, habe ich das Heft in die Hand genommen und - äh - eine Eingreiftruppe aufgestellt. Mir wurde gemeldet, dass es ungefähr 200 Aufrührer sind, was sich - äh - später auch bestätigt hat. Deshalb habe ich alle greifbaren Marineinfanteristen mitgenommen, was 147 Mann waren. Ich - äh - dachte, dass unsere Männer den randalierenden Zivilisten weit überlegen sind."
    Er stockte - der Alte hatte ihm beigebracht, dass man nach Möglichkeit so überlegen wie möglich gegenüber dem Feind auftrat, um ihn einzuschüchtern - faire Verhältnisse waren ein Luxus, der höchstens im Geschwätz von Aristokraten gut ankamen. Aber in diesem Fall war es ja auch so gut gegangen...
    "Was dann auch so war. Ich habe die Schlägerei - es war ein Streit zwischen zwei verfeindeten Banden - eingekesselt und bin dann mit meinen Männern vorgerückt. Die Schlägerei hat sich dann aber - äh - ziemlich schnell aufgelöst und wir haben einige Gefangene gemacht. Also 35, um genau zu sein. Davon waren vier schwer verletzt und drei sind ihren Verletzungen erlegen. Die anderen hatten alle mittlere bis leichte Verletzungen, die sie von der Flucht abgehalten haben."
    Um genau zu sein war ein leichtverletzter Gefangener im Verhör auch draufgegangen, aber der junge Petronier hatte sich entschieden, die Sache so vage zu formulieren, dass das nicht auffiel.
    "Die Befragung hat dann ergeben, dass - äh - die sogenannten Söhne des Schu gezielt die ihre Feinde, die Leute des sogenannten Akkadiers, - äh - provozieren wollten, um sie - naja - quasi in die Schranken zu weisen. Dann ist es zu der Schlägerei gekommen, die wir aufgelöst haben."
    So weit, so gut - blieb nur noch eines zu sagen:
    "In der Befragung haben wir auch Hinweise gefunden, wie wir diesen beiden Banden auf die Schliche kommen können. Bisher sind wir aber noch nicht dazu gekommen, ihnen nachzugehen."

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  • Ruhig hörte sich Quintus Minidius Geminus den Bericht an, und erst gegen Ende runzelte er dann deutlich die Stirn und hakte noch einmal nach. “Und wieso hast du nicht die alexandrinische Stadtwache informiert? Wieso wurden die Gefangenen nicht dieser direkt nach ihrer Verhaftung ihnen übergeben? Warum liegen mir hundert...“ “Zweiundvierzig... korrigierte Pen-Nub im Hintergrund pflichtbewusst. “... Beschwerden vor, teilweise sogar von Prytanen der Stadt, dass sich römische Soldaten wie Räuber auf der Xenai Agorai gebährdet hätten und unzählige Stände demoliert hätten? Wie kommt es, dass aus einer Massenschlägerei auf einmal ein politisches Problem wird?“

  • Die alexandrinische Stadtwache? Diese Handvoll Büttel gegen rund 200 Randalierer? Lucius war verwirrt.
    "Also - äh..."
    gab er deshalb erst einmal von sich. Dann wurde er aber etwas ärgerlich - ihm hatte niemand gesagt, dass er das hätte tun sollen! Woher hätte er es auch wissen sollen? Und überhaupt!
    Aber er wollte auch nicht inkompetent wirken, sodass er sein Unwissen auch nicht zugeben konnte:
    "Ich habe gedacht, dass Gegner, die römische Soldaten angreifen, von der römischen Justiz verurteilt werden. Das ist immerhin ein Verbrechen, kein Vergehen!"
    Seine Stimme war nun fest - die juristischen Spitzfindigkeiten, wer wann zuständig war, waren ihm gerade erst wieder eingefallen. Vielleicht war das , was Eumenius ihm eingetrichtert hatte, doch hier und da ganz nützlich...
    "Wir mussten uns gegen den Angriff zur Wehr setzen - um unser Leben zu schützen, konnten wir auf die Kollateralschäden keine Rücksicht nehmen."
    Immerhin hatte es da auch noch sowas wie Notwehr gegeben!

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  • “Es ist ebenfalls ein Verbrechen, alexandrinische Bürger anzugreifen, was von der alexandrinischen Justiz verurteilt wird. Vom Verletzen und Töten ganz zu schweigen.“ Quintus Minidius Geminus konnte nicht so ganz glauben, was der junge Tribun hier von sich gab. Vor allen Dingen, da er seinen Vorgesetzten offenbar für dumm verkaufen wollte. Aber Minidius Geminus wäre nie so hoch in seiner Karriere aufgestiegen, wenn er dermaßen leichtgläubig wäre.
    “Hast du nicht eben gesagt, dass ihr erst dazugestoßen seid, als die Männer am Fremdenmarkt sich schon gegenseitig prügelten? Eben um diese Prügelei zu stoppen?“ Minidius Geminus sah den Petronier fast schon herausfordernd an, dann seufzte er hörbar.
    “Petronius, verstehst du denn ernsthaft nicht, was deine unüberlegte Handlung für die Lokalpolitik bedeuted? Wir sind hier nicht irgendwo am Limes, wo man mal eben einen Barbarenaufstand niederschlägt! Wir sind hier in Ägypten, das schon Kultur hervorgebracht hat, als Aeneas noch nicht einmal seinen Fuß auf latinischen Boden gesetzt hat! Wir stehen hier in einer Stadt, die von Alexander dem Großen gegründet wurde, als sich Rom noch mit den Latinern geprügelt hat! Und dieses Land ist nicht zu regieren oder zu halten ohne die griechische Oberschicht hier. Und die ist mindestens so stolz und borniert wie die römische und schätzt es außerordentlich nicht, wenn sich hier irgendjemand“, und bei diesem Wort blickte er den Tribun eindringlich an, “aufspielt, als sei er besser als sie.“

  • Der Bericht war nicht sehr umfangreich. Eine Tabula reichte alles wichtige aufzunehmen. Die Tabulae mit der Aufstellung der Fracht der aufgebrachten Schiffe lag im Archiv der classis. Sollte der Praefectus das Verlangen haben sie zu einzusehen, war das kein Problem.
    Heute morgen war es relativ angenehm. Ich betrat zum vereinbarten Zeitpunkt die Räumlichkeiten des Praefectus. " Salve Praefectus. Nauarchus Decimus Massa, classis augusta alexandrina. Ich komme mit dem Bericht zur Patrouillenfahrt Richtung carthago."

  • “Ah, Nauarchus. Ja, der 'letzte Bericht', nicht wahr? Ich muss ja zugeben, dass es mich traurig stimmt, dass dies der letzte Bericht sein wird.“ Quintus Minidius Geminus begrüßte den Nauarchus unmilitärisch und winkte ihn näher zu sich heran. Er sah keinen Grund darin, laut zu sprechen, nur, damit es besonders zackig aussah. Sie waren unter sich (wenn man von den Sklaven, ein paar Wachen und Pen-Nub einmal absah), kein Grund für übermäßige Förmlichkeiten.
    “Also gut, dann erstatte Bericht.“

  • Gleich mit seinen ersten Worten an mich brachte er die Sache auf den Punkt. Meinem Gesuch hatte man entsprochen. Augenblicklich fühlte ich mich nicht mehr wohl in meiner Haut. Den Tag meiner nahenden Entlassung hatte ich mir anders vorgestellt. Zögernd begann ich mit meinen Ausführungen. „ Zum Bericht meiner Patrouillenfahrt Richtung Carthago.“ Umständlich übergab ich den verfertigten Bericht. „ In der Tabula sind alle Ereignisse festgehalten. Die Tabualae mit der erbeuteten Fracht und die entsprechende Aufteilung sind im Archiv der classis hinterlegt. Solltest du sie einsehen wollen, kann ich sie sofort bringen lassen.“ Einen kurzen Augenblick hielt ich inne. Ein Moment der Sammlung um die Ereignisse auf der Fahrt wieder ins Gedächtnis zurück zu rufen. „ Kurz zusammen gefasst. Das erste Drittel unserer Fahrt war, außer einem Sturm, ruhig. In einer Bucht trafen wir auf Piraten. Unter dem Kommando des Subpraefectus Petronius, an Land ranghöchster Offizier, wurden die Piraten gestellt. Massiver Widerstand verhinderte eine Gefangennahme. Alle Piraten wurden getötet. Zur Abschreckung wurden 12 von ihnen an der Steilküste gekreuzigt. Eine Weiterfahrt nach der Aufbringung der Piratenschiffe und den Wetterbedingungen wäre ein zu großes Sicherheitsrisiko für die beladenen und daher langsameren Frachtschiffe gewesen. Ich befahl deshalb die Rückkehr nach Alexandria. Es gab keine größeren Ausfälle. Die Schiffe und ihre Besatzungen sind einsatzbereit.“ Soweit war alles gesagt.






    Bericht zur Patrouillenfahrt Richtung Carthago



    Beteiligte Schiffe : Liburne Concordia, Spes und Providentia.
    Kommandoführend auf See: Naurachus Appius Decimus Massa
    Kommandoführend an Land: Subpraefectus Lucius Petronius Crispus


    Geplante Route : von Alexandria der Küste der Provinz Cyrenaica folgend Richtung Carthago


    Der erste Teil der Fahrt gestaltete sich schwierig. Ein Sturm erfasste die Schiffe auf See, die Steilküste in diesem Abschnitt unserer Route verhinderte ein Anlanden. 2 Milites Verlust. Die Schiffe blieben ohne größere Schäden. Die anfallenden Reparaturen wurden während der Fahrt durchgeführt.
    Wir passierten Paraetonium und Antipyrgos ohne Vorkommnisse. Vor Einbruch der Dunkelheit wurde vor einer Bucht ein Toter aus dem Meer geborgen. Ein Pfeil war die Totesursache. Sofort wurde Alarmbereitschaft auf den Schiffen gegeben. Unsere ganze Aufmerksamkeit galt dem vor uns liegenden Küstenabschnitt. Ein Nautae meldete nach Umsegelung eines Küstenvorsprungs 2 Schiffe am Strand der vor uns liegenden Bucht.
    Auf dem Meer wurde kein weiteres gesichtet, deswegen ließ ich alle drei Liburnen anlanden. 20 Milites wurden zum Unbrauchbar machen der Piratenschiffe und zur Sicherung der eigenen Schiffe abgestellt. Der Subpraefectus übernahm, als ranghöchster Offizier an Land, das Kommando über weitere 100 Milites und gab den Befehl zur Verfolgung der Piraten. Ausnahmslos alle Piraten leisteten erbitterten Widerstand. Es konnten keine Gefangenen gemacht werden. Eigene Verluste belaufen sich auf 3 Tode und 4 Verletzte Milites.
    Die Fracht der aufgebrachten Piratenschiffe wurde gesichtet und Verladen. Weitere Piratenschiffe wurden, während unseres 2 tägigen Aufenthaltes an diesem Küstenabschnitt, nicht ausgemacht
    Ich gab den Befehl zur Rückfahrt. Es gab keine weiteren Sichtungen. Alle drei Schiffe der Patrouille erreichten sicher den Hafen von Alexandria.
    Alle Tabulae zur Fracht und Aufteilung der Anteile liegen im Archiv der classis. Für Fragen zur Operation stehen der Subpraefectus Lucius Petronius Crispus und ich, Nauarchus Appius Decimus Massa dir jederzeit zur Verfügung.



    Appius Decimus Massa





  • Quintus Minidius Geminus ließ sich den Bericht reichen und lauschte. Insgesamt klang das Ganze ja recht erfolgreich, wenngleich auf der anderen Seite das eigentliche Ziel der Reise nicht erreicht worden war, wenn er das jetzt richtig verstanden hatte. Aber ein paar kleine Punkte machten ihn doch etwas stutzig. “Wenn die Piraten sich nicht ergeben haben bis zum letzten Mann, wie konntet ihr dann einige von ihnen kreuzigen? Oder habt ihr Tote gekreuzigt?“ Minidius Geminus war, wie die meisten Römer, da durchaus etwas empfindlich, wenn es um Tote ging. Man musste sich ja nicht unbedingt piratische Lemuren anlachen. “Und was habt ihr mit dem getöteten Seemann gemacht, der hier im Bericht erwähnt wird? Und noch wichtiger: Was habt ihr mit unseren drei Toten gemacht?“

  • Zitat

    Original von Quintus Minidius Geminus
    “Es ist ebenfalls ein Verbrechen, alexandrinische Bürger anzugreifen, was von der alexandrinischen Justiz verurteilt wird. Vom Verletzen und Töten ganz zu schweigen.“ Quintus Minidius Geminus konnte nicht so ganz glauben, was der junge Tribun hier von sich gab. Vor allen Dingen, da er seinen Vorgesetzten offenbar für dumm verkaufen wollte. Aber Minidius Geminus wäre nie so hoch in seiner Karriere aufgestiegen, wenn er dermaßen leichtgläubig wäre.
    “Hast du nicht eben gesagt, dass ihr erst dazugestoßen seid, als die Männer am Fremdenmarkt sich schon gegenseitig prügelten? Eben um diese Prügelei zu stoppen?“ Minidius Geminus sah den Petronier fast schon herausfordernd an, dann seufzte er hörbar.
    “Petronius, verstehst du denn ernsthaft nicht, was deine unüberlegte Handlung für die Lokalpolitik bedeuted? Wir sind hier nicht irgendwo am Limes, wo man mal eben einen Barbarenaufstand niederschlägt! Wir sind hier in Ägypten, das schon Kultur hervorgebracht hat, als Aeneas noch nicht einmal seinen Fuß auf latinischen Boden gesetzt hat! Wir stehen hier in einer Stadt, die von Alexander dem Großen gegründet wurde, als sich Rom noch mit den Latinern geprügelt hat! Und dieses Land ist nicht zu regieren oder zu halten ohne die griechische Oberschicht hier. Und die ist mindestens so stolz und borniert wie die römische und schätzt es außerordentlich nicht, wenn sich hier irgendjemand“, und bei diesem Wort blickte er den Tribun eindringlich an, “aufspielt, als sei er besser als sie.“


    Alexandrinische Bürger angreifen? Der Minidier hatte ihm scheinbar nicht zugehört! Immerhin war es quasi Notwehr gewesen - was auch immer für ein Paragraph das gewesen war...
    "Ich - äh - ich hab' niemanden angegriffen!"
    warf er ein, aber da begann der Statthalter schon mit einem kleinen Vortrag über Politik. Einem Vortrag, der dem jungen Petronier gar nicht schmeckte: Wieso sollte es etwas anderes sein, ob er Barbaren am Limes im Norden bekämpfte oder Barbaren im Süden hier in Aegyptus? Welche Relevanz hatte Alexander der Große, dieser große Feldherr vor Jahrhunderten, für die heutige Situation? Und warum musste man sich auf diese dekadenten Pfeffersäcke stützen, um dieses arrogante Volk zu regieren? Waren sie hier die Herrscher oder der Kaiser?
    Er musste an die Quälerei bei Xanthippus zurückdenken, wo sie die Aeneis gelernt hatten: "Ich habe euch ein Imperium ohne Grenzen gegeben" oder so ähnlich - da hatte der Grieche besonders darauf herumgeritten! Oder war es bei Eumenius gewesen?
    Das war alles so unlogisch und inkonsistent! Was ihn zu einer unüberlegten Bemerkung hinriss:
    "Aber wir sind doch besser als sie - oder nicht?"

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  • Warum hatte ich mich alleine zum Praefctus begeben und musste nun unangenehme Fragen beantworten, die nicht einmal meinen Kommandobereich betrafen. Ich hielt meinen Hals nicht für Dinge hin, gegen die ich meine Bedenken geäußert hatte. Also erst die Fragen, die mich betrafen. Der tote Seemann? Er meinte wahrscheinlich den Toten, den wir geborgen hatten. „ Der Tote war ein Dorfbewohner wie sich herausstellte. Wir übergaben den Leichnam an einen der Dorfältesten. Unsere Toten erhielten hier bei Alexandria alle Ehren. Soweit ich weiß haben Kameraden Weihesteine oder Totentafeln in Auftrag gegeben. Die Hinterbliebenen sofern ihr Aufenthaltsort bekannt war, wurden informiert.“ Jetzt kam das unangenehmste dran. Ich spürte den Kloß im Hals überdeutlich.“ Zu den Geschehnissen an Land befragst du besser Subpraefectus Lucius Petronius Crispus. Ich war nicht immer in seiner Nähe.“ Das stimmte zum Teil. Ich war für das Lager am Strand verantwortlich. Der Schweiß stand mir auf der Stirn. Nicht wegen der Wärme, hier war es im Gegensatz zu draußen kühl. Mehr von den Fragen. So war es mir noch nie bei einem meiner bisherigen Vorgesetzten gegangen. Wahrscheinlich spielte hier das Wissen um Geschehenes eine Rolle.


  • “Aber den Befehl dazu erteilt!“ donnerte Quintus Minidius Geminus zurück, als der Tribun erst versuchte, sich einfach heraus zu reden.
    Was dann allerdings kam, ließ den alten Mann doch tatsächlich erstmal verstummen und sein Gesicht resignierend in die Hände vergraben. Gut, der Tribunenposten, auf dem der Petronier saß, war ein Einstiegsposten in die Ritterlaufbahn, aber dennoch hätte er auch auf einem solchen jemanden mit etwas mehr Weitblick erwartet. Hörbar schnaufte Minidius Geminus durch, blickte einmal hilfesuchend zur Decke, und versuchte dann, es seinem jungen Tribun wie einem Kind beizubringen.
    “Petronius... in Alexandria leben etwa eine Million Menschen. Das sind fast genauso viele, wie in Rom selbst. Wie überall sind etwa die Hälfte von ihnen Männer. Das sind dann fünfhunderttausend Männer. Wenn auch nur jeder zehnte von ihnen weiß, wie man eine Waffe hält, dann sind das immer noch fünfzigtausend Mann.
    Rechnen wirst du ja wohl können. Also, rechne mir nun bitte einmal vor, wieviele Männer folglich jeder Mann der Classis töten müsste, wenn die sich plötzlich entschließen würden, dass sie uns nicht mehr hier haben möchten?“

  • Zitat

    Original von Appius Decimus Massa
    Warum hatte ich mich alleine zum Praefctus begeben und musste nun unangenehme Fragen beantworten, die nicht einmal meinen Kommandobereich betrafen. Ich hielt meinen Hals nicht für Dinge hin, gegen die ich meine Bedenken geäußert hatte. Also erst die Fragen, die mich betrafen. Der tote Seemann? Er meinte wahrscheinlich den Toten, den wir geborgen hatten. „ Der Tote war ein Dorfbewohner wie sich herausstellte. Wir übergaben den Leichnam an einen der Dorfältesten. Unsere Toten erhielten hier bei Alexandria alle Ehren. Soweit ich weiß haben Kameraden Weihesteine oder Totentafeln in Auftrag gegeben. Die Hinterbliebenen sofern ihr Aufenthaltsort bekannt war, wurden informiert.“ Jetzt kam das unangenehmste dran. Ich spürte den Kloß im Hals überdeutlich.“ Zu den Geschehnissen an Land befragst du besser Subpraefectus Lucius Petronius Crispus. Ich war nicht immer in seiner Nähe.“ Das stimmte zum Teil. Ich war für das Lager am Strand verantwortlich. Der Schweiß stand mir auf der Stirn. Nicht wegen der Wärme, hier war es im Gegensatz zu draußen kühl. Mehr von den Fragen. So war es mir noch nie bei einem meiner bisherigen Vorgesetzten gegangen. Wahrscheinlich spielte hier das Wissen um Geschehenes eine Rolle.


    Von Nervosität oder Unwohlsein merkte Quintus Minidius Geminus nichts. Er meinte nur “Ah, gut, sehr gut“ zu der Ergänzung, sah kurz zu Pen-Nub, der natürlich fleißig Protokoll führte. Für seinen eigenen Bericht nach Rom brauchte er schließlich alle Einzelheiten.
    “Dann werde ich den Tribun bei Gelegenheit fragen. Was ist denn dein Eindruck von dem Mann? Du hattest jetzt ja mehr mit ihm zu tun als ich. Und was denken die Männer so über ihn?“ Von Zeit zu Zeit musste man als Vorgesetzter ja auch einmal loben oder Auszeichnen. Da war es wichtig, dass das dann den richtigen erwischte.

  • Die Fragen wollten kein Ende nehmen. DIE Fragen die man nicht mochte. Die man nie gestellt kriegen möchte. Einschätzung eines faktisch Vorgesetzten. „ Sehr impulsiv und leichtsinnig in seinen Handlungen. Das schreibe ich seiner Unerfahrenheit im Führen eines Kommandos zu. Die Konsequenzen seines Tuns kann er noch nicht richtig abschätzen.“ Er schießt schnell über das Ziel hinaus. Wie mit der Kreuzigung der Toten. „ Mit weiteren Kommandos und einer erfahrenen Truppe hat der das bald intus. Ein fähiger Mann für Schlachten.“ Solange ihm einer den Rücken frei hält oder wie eine Klette im Hundepelz an ihm hängt.„Die Provinz Aegyptus ist für jeden Römer, der sie das erste Mal betritt, eine vollkommen andere Welt. Mir ging es nicht anders als ich in die XXII. Deiatoriana eingetreten bin. Aber es heißt, jeder wächst mit seinen Aufgaben.“ Ein bisschen Formen und zurecht rücken. Vielleicht täuschte ich mich auch komplett und ihn ihm steckte was vollkommen anderes. So richtig einschätzen konnte ich den Petronier nicht. Der typische tiefprovinzialische Römer. Für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Er war kein Mann der unter Kameraden mit offenen Karten spielte. Ihm mein Leben anvertrauen? Nein, nicht ohne Kopfschmerzen dabei zu bekommen.

  • Zitat

    Original von Quintus Minidius Geminus
    “Aber den Befehl dazu erteilt!“ donnerte Quintus Minidius Geminus zurück, als der Tribun erst versuchte, sich einfach heraus zu reden.
    Was dann allerdings kam, ließ den alten Mann doch tatsächlich erstmal verstummen und sein Gesicht resignierend in die Hände vergraben. Gut, der Tribunenposten, auf dem der Petronier saß, war ein Einstiegsposten in die Ritterlaufbahn, aber dennoch hätte er auch auf einem solchen jemanden mit etwas mehr Weitblick erwartet. Hörbar schnaufte Minidius Geminus durch, blickte einmal hilfesuchend zur Decke, und versuchte dann, es seinem jungen Tribun wie einem Kind beizubringen.
    “Petronius... in Alexandria leben etwa eine Million Menschen. Das sind fast genauso viele, wie in Rom selbst. Wie überall sind etwa die Hälfte von ihnen Männer. Das sind dann fünfhunderttausend Männer. Wenn auch nur jeder zehnte von ihnen weiß, wie man eine Waffe hält, dann sind das immer noch fünfzigtausend Mann.
    Rechnen wirst du ja wohl können. Also, rechne mir nun bitte einmal vor, wieviele Männer folglich jeder Mann der Classis töten müsste, wenn die sich plötzlich entschließen würden, dass sie uns nicht mehr hier haben möchten?“


    Leider verstand der Präfekt seinen Einwand nicht wirklich - juristisch gesehwn hatte er weder einen Angriffsbefehl gegeben, noch selbst angegriffen.


    Er ersparte sich aber, Geminus darauf hinzuweisen, denn die Erklärung, die jwtzt folgte, gab ihm doch zu denken - auch wenn sie natürlich eine ziemliche Milchmädchenrechnung war, denn neben der Classis lagerten in Nikopolis allein ja schon 10.000 Legionäre, dazu musste man die Sklaven, die Römer und die Romfreunde abziehen - und die Feiglinge nicht zu vergessen!


    Aber gut, Geminus hatte auch nur ein Zehntel der männlichen Bevölkerung angesetzt - das natürlich auch erst einmal zu mobilisieren war... Aber hatte der Alte nicht immer gesagt, dass Abschreckung das passende Mittel gegen Übermacht war?
    "Ich dachte, man muss hart zuschlagen, um sich - äh - gegen Überzahl zu behaupten - äh - zur Abschreckung quasi. Die Aufständischen waren uns zahlenmäßig weit - äh - überlegen."
    versuchte er nochmal eine Verteidigung gegen diese Standpauke in Stellung zu bringen - wenn auch sichtlich verunsichert. Nervös strich er sich über das Gesicht - irgendwie war ihm warm...

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  • Das klang eher weniger nach einer Belobigung. Quintus Minidius Geminus runzelte kurz die Stirn, dann hellte sich sein Gesicht aber wieder auf. “Naja, ich hoffe aber doch, dass wir hier in Aegyptus weniger Schlachten zu schlagen haben. Abgesehen von diesen vermaledeiten Piraten ist es ja hier zum Glück sehr ruhig.“ Ja, Minidius Geminus mochte diese Provinz. Viel besser als Iudaea, viel ruhiger als Jerusalem, viel besser zu verwalten mit viel vernünftigeren Leuten, an die man delegieren konnte.


    “Bevor ich dich noch mit abschließenden Fragen löchere, hast du denn noch offene Fragen, die du an mich stellen möchtest, oder sonst etwas, das du noch gesagt haben möchtest?“ Minidius Geminus war da durchaus für alles offen. Er konnte vielleicht nicht alles beantworten oder erfüllen, aber anhören konnte er alles.

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