Praefectus Alexandriae et Aegypti

  • “Das gilt doch aber nur für FEINDE, Petronius! FEINDE! Nicht die Bevölkerung eines Staates, der sich schon vor Generationen mit den Römern zusammengetan hat und bei dem der Kaiser außerordentlich wünscht, dass er friedlich bleibt! Und dazu gilt es zu allererst, selbst so wenig Konflikte wie möglich zu erschaffen. Dein eigenmächtiges Handeln hat einen ganz gewaltigen Konflikt erschaffen, Petronius. Die Classis ist dazu da, die Bewohner dieser Stadt vom Meer her zu beschützen, und nicht wie ein Haufen Raufbolde durch die Stadt zu ziehen und möglichst hart zuzuschlagen gegen irgendwelche Aufständischen. Für DIE ist die alexandrinische Stadtwache zuständig, und nur und einzig, wenn diese um Hilfe ersucht, verlagert ihr eure Tätigkeiten vom Meer auf das Land.“
    Quintus Minidius Geminus schüttelte erneut den Kopf. So schwer konnte das doch wirklich nicht zu verstehen sein, wo der Fehler war. Aber vielleicht musste er beim Petronier doch zu eher erzieherischen Maßnahmen greifen. “Vielleicht solltest du dich etwas mehr mit den Gepflogenheiten der hiesigen Kultur und etwas weniger mit dem Schwert beschäftigen, Petronius. Daher erwarte ich von dir bis in... sagen wir einer Woche einen schriftlichen Bericht, der ausführt, in welchen Punkten hiesige Kultur den Römern überlegen ist oder die Römer von hiesigen Gebräuchen etwas lernen könnten.“ Das, oder einhundert Mal den Satz 'Ich soll nicht eigenmächtig Kriege anzetteln'... und Minidius Geminus überlegte noch, was wohl zielführender war.

  • Mit der Ruhe musste ich ihm Recht geben. Während seiner Amtszeit war es bis jetzt sehr ruhig. Ich kannte Aegyptus anders. Es hatte mich fürchten und lieben gelehrt. Manchmal nachts kamen die Geschehnisse zurück. Sie ließen den Bürgerkrieg neben sich wie eine Lappalie aussehen. Im Großen und Ganzen konnte ich zufrieden sein. Gesund und am Leben, was wollte ich mehr.


    „ Du hast vorhin bemerkt. Mein „ letzter Bericht“ , was mich annehmen lässt meiner Bitte wurde entsprochen. Dazu hätte ich eine Frage, die dir merkwürdig vorkommen wird.“ Was er jetzt gleich von mir denken mochte? Für mich war der Gang ins Zivile, wie der Sprung in unbekannte Gewässer. „ Sollte mir das Leben als Zivilist nicht bekommen. Gäbe es eine Möglichkeit für mich in den Exercitus zurückzukehren?“ Dieses winzige Fünkchen Hoffnung auf ein Hintertürchen, half mir vielleicht meine zukünftigen Vorhaben gelassener anzugehen. Wie schnell man sein Tun in Zweifel ziehen konnte, merkte ich hier wieder.
    Wie es ohne die täglichen Dienstpflichten weiterging? Schwer vorzustellen. Ganz als Zivilist, hier irgendwo bei Alexandria auf einem Stück Land als Traubenzüchter? Vielleicht in der Stadt mit einem kleinen Handwerksbetrieb? Alles so unwirklich.

  • Zitat

    Original von Quintus Minidius Geminus
    “Das gilt doch aber nur für FEINDE, Petronius! FEINDE! Nicht die Bevölkerung eines Staates, der sich schon vor Generationen mit den Römern zusammengetan hat und bei dem der Kaiser außerordentlich wünscht, dass er friedlich bleibt! Und dazu gilt es zu allererst, selbst so wenig Konflikte wie möglich zu erschaffen. Dein eigenmächtiges Handeln hat einen ganz gewaltigen Konflikt erschaffen, Petronius. Die Classis ist dazu da, die Bewohner dieser Stadt vom Meer her zu beschützen, und nicht wie ein Haufen Raufbolde durch die Stadt zu ziehen und möglichst hart zuzuschlagen gegen irgendwelche Aufständischen. Für DIE ist die alexandrinische Stadtwache zuständig, und nur und einzig, wenn diese um Hilfe ersucht, verlagert ihr eure Tätigkeiten vom Meer auf das Land.“
    Quintus Minidius Geminus schüttelte erneut den Kopf. So schwer konnte das doch wirklich nicht zu verstehen sein, wo der Fehler war. Aber vielleicht musste er beim Petronier doch zu eher erzieherischen Maßnahmen greifen. “Vielleicht solltest du dich etwas mehr mit den Gepflogenheiten der hiesigen Kultur und etwas weniger mit dem Schwert beschäftigen, Petronius. Daher erwarte ich von dir bis in... sagen wir einer Woche einen schriftlichen Bericht, der ausführt, in welchen Punkten hiesige Kultur den Römern überlegen ist oder die Römer von hiesigen Gebräuchen etwas lernen könnten.“ Das, oder einhundert Mal den Satz 'Ich soll nicht eigenmächtig Kriege anzetteln'... und Minidius Geminus überlegte noch, was wohl zielführender war.


    Während der Präfekt ihn mehr und mehr wie einen Idioten dastehen ließ, wurde Lucius mehr und mehr klar, dass er verloren hatte - er hatte die Situation einfach unklug angegangen und zu viele Faktoren unberücksichtigt gelassen - vor allem den Faktor Politik, der für den jungen Petronier aber schon zu den Zeiten in der mogontinischen Politik eine große Unbekannte geblieben war. Einerseits war es unfair ihm vorzuwerfen, dass er das nicht wusste - woher auch? In Germania gingen die Legionen jedenfalls ganz anders mit den Untertanen um als hier... Andererseits war es trotzdem unendlich peinlich, vor den Augen der Bediensteten und vor allem durch den Statthalter persönlich heruntergeputzt zu werden - entsprechend schnell wurde er roter als zu besten Sonnenbrand-Zeiten zu Beginn seiner Subpräfektur.


    Die Farbe ging aber schnell verloren, als ihm seine Strafarbeit aufgebrummt wurde - die Überlegenheit der griechischen Kultur? Wenn sie überlegen war, wieso war dann der Kaiser hier der Machthaber und nicht der Pharao oder Kleopatra die Xte?
    Und überhaupt, was war denn das für eine Aufgabe für einen erwachsenen Mann? Ein schriftlicher Bericht über Kultur - das klang eher nach Xanthippus' Kragenweite als nach einem Auftrag für einen römischen Offizier!


    Aber er wagte es nicht, den Zorn der Minidiers noch weiter zu treiben. So schluckte er und sagte schlicht:
    "Jawohl, Praefectus."
    Na toll. Schreiben. Über ein irrealea Thema. Da wünschte er sich ja fast die Prügel des Alten zurück!

  • Zitat

    Original von Appius Decimus Massa
    Mit der Ruhe musste ich ihm Recht geben. Während seiner Amtszeit war es bis jetzt sehr ruhig. Ich kannte Aegyptus anders. Es hatte mich fürchten und lieben gelehrt. Manchmal nachts kamen die Geschehnisse zurück. Sie ließen den Bürgerkrieg neben sich wie eine Lappalie aussehen. Im Großen und Ganzen konnte ich zufrieden sein. Gesund und am Leben, was wollte ich mehr.


    „ Du hast vorhin bemerkt. Mein „ letzter Bericht“ , was mich annehmen lässt meiner Bitte wurde entsprochen. Dazu hätte ich eine Frage, die dir merkwürdig vorkommen wird.“ Was er jetzt gleich von mir denken mochte? Für mich war der Gang ins Zivile, wie der Sprung in unbekannte Gewässer. „ Sollte mir das Leben als Zivilist nicht bekommen. Gäbe es eine Möglichkeit für mich in den Exercitus zurückzukehren?“ Dieses winzige Fünkchen Hoffnung auf ein Hintertürchen, half mir vielleicht meine zukünftigen Vorhaben gelassener anzugehen. Wie schnell man sein Tun in Zweifel ziehen konnte, merkte ich hier wieder.
    Wie es ohne die täglichen Dienstpflichten weiterging? Schwer vorzustellen. Ganz als Zivilist, hier irgendwo bei Alexandria auf einem Stück Land als Traubenzüchter? Vielleicht in der Stadt mit einem kleinen Handwerksbetrieb? Alles so unwirklich.


    Das Gesicht von Quintus Minidius Geminus erhellte sich bei dieser Frage. “Am liebsten würde ich dich gar nicht aus dem Exercitus ausscheiden lassen!“ Kurz lachte er auf, dann wurde er ein wenig ernster. “Ich kann dir nicht versprechen, dass du wieder bei der Classis sein würdest, aber wenn du wieder in den Exercitus zurückkehren willst und dem römischen Reich dienen willst, werde ich dir gerne behilflich sein, einen Posten für dich zu finden. Du bist Eques, nicht wahr? Bei deiner militärischen Erfahrung wäre das Tribunat bei der Classis ohnehin etwas wenig für deine Erfahrung. Da könnte man besser versuchen, gleich einen etwas höheren Posten zu erhalten. Oder, wenn du dich einmal eher mit der Verwaltung beschäftigen willst, etwas dementsprechendes. Von daher, wenn du es dir anders überlegst, melde dich, dann werden wir etwas für dich finden.“ Fähige Männer konnte das Reich immer brauchen.
    “Sofern du es dir aber nicht jetzt sofort anders überlegst, müssen wir dann noch deine Entlassung vorbereiten. Immerhin müssen wir dich ja auch noch verabschieden. So ganz klammheimlich schleicht sich schließlich kein Offizier davon.“ Minidius Geminus zwinkerte dem Decimus fröhlich zu.


  • Zum Glück keine weiteren Widerworte. Quintus Minidius Geminus atmete nach dieser unerfreulichen Szene einmal tief durch, als ihm noch eine weitere Sache in den Sinn kam.
    “Gut. Nachdem ich dich jetzt gerade einmal hier habe, beim Bericht zu der Karthago-Fahrt vor ein paar Wochen gab es einige Einzelpunkte, die Nauarchus Decimus nicht beantworten konnte, da du hierbei offenbar außer Reichweite warst. Es gab eine kleine Ungenauigkeit bezüglich einer Angabe, wir.... Pen-Nub, wo ist der Bericht?“ fragte Minidius Geminus seinen Schreiberling, der scheinbar aus dem Nichts eine Wachstafel zückte und stumm überreichte.
    “Ah, da. Der Nauarchus schrieb, dass sämtliche Piraten bis zum letzten Mann gekämpft hätten, und gleichzeitig etwas von Kreuzigungen. Wenn sie alle gestorben sind, wen habt ihr dann gekreuzigt?“

  • Als sich andeutete, dass diese Sache jetzt erledigt war, atmete Lucius ein bisschen auf - um aber sofort wieder die Luft anzuhalten, denn scheinbar kam schon das nächste Problem in Aussicht. Oder vielleicht auch nicht - was der Präfekt fragte, war ja doch nicht so kritisch...
    "Wir -äh - haben die Leichname auf einem gut sichtbaren Felsen gekreuzigt, um weitere Piraten abzuschrecken."
    erklärte Lucius. Was ihm damals als effiziente Maßnahme erschienen war, klang jetzt, wo er es aussprach, irgendwie als irrationale Beschäftigung - aber vielleicht hatte der Minidier ja immerhin hier Verständnis.

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  • “Ihr... ihr habt... LEICHEN GEKREUZIGT?“ Der Schreck über diese Nachricht war Quintus Minidius Geminus im ersten Moment ins Gesicht geschrieben. Er konnte ja allerlei verstehen, gerade im Krieg gegen Piraten, Gesetzlose, Verbrecher und Aufständische. Aber was Tote anging, da war er doch viel zu sehr Römer, als dass er das auf die leichte Schulter nehmen könnte. Daher machte er auch schnell mit seiner Hand ein Schutzzeichen gegen Tote und Geister, in der Hoffnung, dass dies noch nicht zu spät war.
    “Bei den Göttern, Petronius! Wo ist deine Pietas geblieben? Ich möchte, dass heute noch alle Männer, die daran beteiligt waren, von Priestern des Serapeions rituell gereinigt werden. Außerdem sollen die Schiffe mit Binsen und Salz bestreut und dann ausgefegt werden. Mit etwas Glück sind damit alle Totengeister vertrieben, falls ihr welche mitgebracht habt. Sollten die Männer aber ungewöhnliche Dinge bemerken, sollen sie sie unverzüglich melden, damit wir weitere Maßnahmen ergreifen können.“
    Minidius Geminus hatte wirklich keine Lust auf den Geist eines toten Piraten, der ihn verfolgte und weitere Missionen ins Unglück stürzte.

  • Der junge Petronier zuckte zusammen, als der Statthalter ihn erneut anfuhr - diesmal aus noch unerfindlicheren Gründen als das letzte Mal. Was dann folgte, zeigte, dass der alte Mann auf seinem Thron ein ziemlich abergläubischer Mensch war - und irrational dazu, denn warum sollte es verwerflicher sein, einen Toten zu kreuzigen als einen Lebenden und den ewig hängen zu lassen? Und überhaupt, der Nauarchus hatte ja auch keine Einwände gehabt! Zumindest fast keine...


    So war Lucius eher fassungslos als beschämt, während Geminus schnell Anordnungen machte, um sie vor den vermeintlichen Totengöttern zu retten - was für ein Quatsch!


    Trotzdem hatte er gelernt, dass es Positionen gab, in denen man mit seinen Gedanken lieber bei sich hielt. Er presste also nur ein knappes
    "Jawohl, Praefectus."
    Das konnte ja heiter werden - eine absurde Reinigungszeremonie und dann auch noch ein Aufsatz über die Vorzüge dieser abergläubischen und irrationalen Kultur! Was konnte jetzt noch kommen?

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  • Zitat

    Das Gesicht von Quintus Minidius Geminus erhellte sich bei dieser Frage. “Am liebsten würde ich dich gar nicht aus dem Exercitus ausscheiden lassen!“ Kurz lachte er auf, dann wurde er ein wenig ernster. “Ich kann dir nicht versprechen, dass du wieder bei der Classis sein würdest, aber wenn du wieder in den Exercitus zurückkehren willst .....




    Balsam auf die zerrüttete Seele, Notnagel, Hintertürchen für den schlimmsten Fall. Eine gewisse Erleichterung trat ein um gleich wieder in der Versenkung zu verschwinden. Eques hatte der Praefectus gesagt. Nach der Fahrt war ich das erste Mal wieder hier. Mein Officium und Leandros hatte ich nur kurz zu Gesicht bekommen. Alexandria war eben nicht Rom, dort hätte man mich gleich am Pier mit den neusten Nachrichten überfallen. „ Ich bin Eques?“ Was für eine dämliche Frage. Der Praefectus hatte es gerade gesagt. „ Eques.“ murmelte ich vor mich hin. Die Trumpfkarte hatte er zum bestmöglichen Zeitpunkt ausgespielt. Wer wurde da nicht schwach? „ Das habe ich sicherlich deiner Fürsprache zu verdanken. Ich stehe tief in deiner Schuld. Ehrlich gesagt, machst du es mir damit nicht leichter aus dem Exercitus auszuscheiden.“ War das nicht zum Verzweifeln? Man hatte sich alles so schön zurecht gelegt und nun dieser Schlag mitten ins Kontor? Aber aus Alexandria weg? Nein, nur im schlimmsten Fall. Mein Entschluss stand fest. Ich wurde Fabrikant. Mein Terra Sigilata, meine ägyptische Feinkeramik und meine Amphoren sollten im ganzen Imperium gefragt sein. Die ersten Geschäfte hatte ich getätigt. Besser konnte ein Umstieg nicht laufen. Eine sehr blassblaue Rechnung die ins Auge gehen konnte. Aber die Euphorie über den gut laufenden Handel schob alle Bedenken beiseite. „ Ich werde als civis, dem Kaiser genauso gut dienen können, wie bisher als Centurio. Davon bin ich überzeugt. Also werde ich den Schritt wagen. Trotzdem werde ich dein Angebot im Hinterkopf behalten, falls ...nein gehen wir erst einmal nicht vom schlimmsten aus. “

  • Quintus Minidius Geminus schnaufte zufrieden durch. Immerhin diesmal gab es keine Widerworte von seinem Tribun. Vielleicht bestand doch noch Hoffnung, dass der Bursche etwas lernte.
    “Gut. Dann werde ich versuchen, den Schlamassel vom Markt irgendwie wieder zu regeln. Und das nächste Mal, wenn in der Stadt etwas passiert, fragst du entweder zuerst die Stadtwachen oder mich, bevor du hier etwas unüberlegtes tust.
    Abite.“

    Und damit entließ Minidius Geminus den Petronier aus der Befragung.

  • Quintus Minidius Geminus blinzelte etwas verwirrt bei der Rückfrage. Der Mann musste doch wissen, dass er Eques.... oder.... Minidius Geminus sah kurz zu Pen-Nub herüber. “Müsste ich etwas wissen?“
    Pen-Nub schwieg einen Moment, was so gar nicht zu ihm passen wollte, ehe er zu sprechen anhob.“Ich erinnere den Eparchos an den Brief, der etwa zwei Wochen nach dem Aufbruch der Flotte gen Karthago hier eintraf...“
    “Ja, wegen der ehrenhaften Entlassung und so weiter?“
    “Ja, Eparchos, doch befand sich darin auch der Hinweis auf die Standeserhebung des Nauarchos, und...“
    “Wie, was? Wie lange ist das jetzt her, dass der Brief kam?
    “Einige Monate.“
    “Und da erinnerst du mich nicht mehr an alles, ehe ich eine Besprechung habe? Wofür bezahle ich dich eigentlich?“
    “Naja, eigentlich bin ich Sklave und....“ Bei dem immer härter werdenden Blick von Minidius Geminus verstummte Pen-Nub und murmelte nur etwas unverständliches in den nicht-vorhandenen Bart.


    Minidius Geminus schnaufte einmal durch, dann wandte er sich wieder Decimus Massa zu. “Nun, dann sollte der Ritterstand wohl eigentlich eine Überraschung sein. Von daher: Überraschung!“ Der Scherz mochte auch mangels der passenden Stimmlage wohl nicht richtig zünden.
    “Ich denke allerdings, dass du weit mehr Fürsprecher als nur meine Wenigkeit dafür hattest. Und ich kann nur betonen, dass du ihn dir auch verdient hast. Ich hatte noch selten einen Offizier, der so gewissenhaft meinem Wunsch nach vorzeigbaren Berichten nachgekommen ist.“ Minidius Geminus lächelte, und er meinte das Kompliment ehrlich.


    “So, bevor du aber zum Civis wirst: Hast du dir schon überlegt, wo du lieber leben möchtest? In der Stadt selber, oder könntest du dir auch ein Leben im Umland vorstellen? Ich weiß ja nicht, am Ende möchtest du das Meer nicht mehr sehen und lieber Bauer werden?“

  • Die Arbeit eines Praefectus Aegypti wurde anscheinend von Tag zu tag eher mehr als weniger. Quintus Minidius Geminus hatte die Reise nach Süden daher sehr genossen gehabt. Nicht nur, weil er so jede Menge Berichte bekommen hatte und sich von deren Richtigkeit hatte überzeugen können, nein. Sondern auch, weil er einmal ein wenig dieser Stadt entflohen war mit ihrem griechischen Stadtrat, der andauernd etwas von ihm wollte. Wie am heutigen Morgen, als sie zum wiederholten Male darauf bestanden hatten, mehr eigene Rechte eingeräumt zu bekommen, wie den Aufbau einer eigenen, ägyptischen Flotte. Als ob der Kaiser das jemals bewilligen würde.
    Achja, und seiner Frau hatte die Reise auch gefallen und sie hatte weniger gemeckert.


    Abgesehen von seinem unzufriedenen Eheweib und den griechischen gesandten hatte Minidius Geminus den restlichen bisherigen Tag damit verbracht, sich über eine Gesandtschaft aus Nubia informieren zu lassen, die in den nächsten Tagen eintreffen sollte, ebenso wie ein Höflichkeitsbesuch eines Fürstensohnes aus Arabia. Und als er sich endlich wieder seinen Berichten zuwenden konnte, um seinerseits einen Bericht an den Kaiser zu verfassen, wurde er wieder gestört.
    Diesmal war der Eindringling ein Scriba aus dem Vorraum, der sich zwar bemühte, leise zu sein. Als er aber mit einem der Diener hier im Raum zu tuscheln anfing, hörte man es aufgrund der grandiosen Akustik dieses Bauwerkes eben doch. Der Scriba tuschelte also, der Diener tuschelte zurück, beide brüteten über einer Liste und tuschelten weiter. So lange, bis Pen-Nub zu den beiden ging um sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie draußen weitertuscheln sollten. Was nur dazu führte, dass sie zu dritt eine weile tuschelten.
    Minidius Geminus verdrehte die Augen und versuchte, sich auf den Reisebericht und die Getreidezahlen zu konzentrieren. Doch eine Weile später kam Pen-Nub mit rauschenden Gewändern zu ihm zurück und räusperte sich.
    “Was ist denn?“
    “Draußen wartet ein Rhomäer, der dich sprechen möchte.“
    “Ach? Seht ihr nicht, dass ich beschäftigt bin? Wenn ich mit jedem Römer, der zufällig durch Alexandria kommt, erst einmal ein Pläuschchen halten würde, würde der Bericht für den Kaiser nie fertig! Überhaupt würde nichts fertig werden! Und...“
    “Es ist Dekimos Massa, der früher Nauarkos der Flotte war.“
    Minidius Geminus wollte eigentlich gerade zum großen Schlag ausholen, als ihm der sprichwörtliche Wind aus den Segeln genommen wurde. “Decimus Massa? Warum sagst du das nicht gleich? Müsst ihr hier herumtuscheln, während der Mann draußen wartet? Ihr wisst doch, dass er ein willkommener Gast ist! Wofür bezahl ich dich eigentlich, Pen-Nub?“
    “Ich bin ein Sklave, Eparchos, ich werde nicht bezahlt.“
    “Hör mir auf mit deinen Spitzfindigkeiten! Und jetzt bittet den Decimus schon herein, bevor der sich da draußen noch die Füße in den Bauch steht.“

  • Wie schnell, wie langsam und wie viel Zeit vergangen war. Ich hing mit meinen Gedanken gerade irgendwo zwischen Vergangenheit und Zukunft herum, als der Scriba mir Bescheid gab. „ Danke.“ Die Kleidung geordnet, noch einmal kräftig durchgeatmet, betrat ich die Räumlichkeiten. Leicht war keiner der folgenden Schritte die ich bis zum Praefectus ging. Woran es lag? An der Ungewissheit, was kommen würde?
    „ Salve, Praefectus Aegyptii. Ein Veteran bittet um Wiedereintritt in den Exercitus.“ Ein Satz der alles sagte. Ja, ich war nicht in der Lage gewesen mein ziviles Leben in die Reihe zu bekommen. „ Ich würde gern von deinem Angebot, mich bei einer etwaigen Rückkehr zu unterstützen, Gebrauch machen.“ Welches Gewicht dieses Angebot einmal bekommen würde, hatte ich damals nicht voraus sehen können. Ich war mir so sicher mit allem klar zu kommen. Weit daneben gegriffen. Heute stand ich hier und konnte Minerva nicht genug dafür danken.

  • Quintus Minidius Geminus freute sich ehrlich, seinen ehemaligen Nauarchus zu sehen. “Ah, Decimus, salve! Möchtest du einen Wein? Oder einen Saft? Aus dem Süden haben wir Früchte mitgebracht... ich kenne zwar deren Namen nicht, aber sie sind köstlich.“


    Und noch mehr freute Minidius Geminus sich, dass Decimus Massa wieder zurück in den Dienst wollte. Als Zivilist war der Mann seiner Meinung nach auch eine Verschwendung, wo er doch so einen guten Offizier abgab! “Ah, war das Bauerndasein nichts für dich? Kann ich verstehen. Meine Frau bedrängt mich immer, dass wir nach diesem Posten doch zurück nach Padua zu unserer Tochter ziehen sollen. Padua! Ein Grund mehr, hier möglichst lange dem Kaiser nützlich zu sein, sag ich da nur.“
    Minidius Geminus ließ sich selbst einen der zuvor erwähnten Säfte anreichen und trank erst einmal einen Schluck.
    “Und als Ritter stehen dir natürlich jetzt noch viel bessere Möglichkeiten offen, als noch vor einigen Jahren. Bis zu meinem Posten ist der Weg vielleicht zu lang, aber du könntest deine eigene Ala durchaus eines Tages führen. Und ich helfe dir sehr gerne dabei, zu meinem Wort stehe ich. Hast du dir denn schon Gedanken gemacht, wo du hin möchtest?“

  • Das erste mal seit langem huschte wieder ein Lächeln über mein Gesicht. Der überschwängliche Empfang des Praefectus stimmte mich optimistisch, was den Wiedereintritt in den Exercitus betraf. Wein, Saft, Obst ? Ich wollte erst ablehnen, aber ein Schluck Wein lockerte die Unterhaltung etwas auf. „ Ich nehme einen Wein.“ Mit einem Lächeln kommentierte ich das Ansinnen seiner Frau. „ Ich habe feststellen müssen, dass ein Gladius das bessere Werkzeug in meiner Hand ist.“ Bei seiner Bemerkung zum Ritterstand, sah ich auf meinen Ring und fuhr mit dem Daumen darüber. Ja, in der Richtung hatte sich doch einiges geändert. Naja Praefectus, daran hatte ich noch nie gedacht. Das wäre vielleicht auch nicht unbedingt das, was ich mir jetzt oder in den nächsten Jahren wünschen würde. Ich wollte wieder unter Milites sein, nur keinen Officium-Posten, dafür war später Zeit. „ Wohin?“, fragte ich ein wenig überrascht. Darüber hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. „ Ähm, wenn ich ehrlich bin, habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Ich habe in Legion und Flotte gedient. Große Wünsche habe ich nicht. Ich gehe dahin wo man mich braucht.“ Etwas voreilig diese Aussage. Gesagt war gesagt und im Nachhinein war es ja Tatsache. Egal wohin es ging, ich wollte nur wieder eine Aufgabe mit der ich etwas anfangen konnte.

  • Quintus Minidius Geminus musste jetzt doch schmunzeln. Die meisten Menschen hatten Pläne, die sich über die nächsten hundert Jahre zu erstrecken schienen. Für Decimus Massa schien es schon ein Erfolg zu sein, jetzt hier zu sein. Aber das war eben der Unterschied zwischen Politikern und Soldaten. “Und das macht dich wohl zu einem besseren Soldaten als mich. Sollte der Kaiser mich nach Padua schicken, weil ich dort gebraucht würde, empfände ich das als Strafe.“
    Minidius Geminus nahm noch einen Schluck und überlegte, erst leise, dann laut. “Auf der ersten Stufe der Ritterlaufbahn wäre ein Tribunat bei der Flotte. Aber was sollst du da noch lernen? Du weißt schon alles, was es über die Seefahrerei zu wissen gibt, und bist fünfmal der Seemann wie meine übrigen Tribuni angusticlavi. Das wäre eine Verschwendung von Talent. Ich denke, wir könnten durchaus das Schicksal etwas herausfordern und um eine höhere Stelle bitten. Das bedeutet Tribunat bei den Legiones. Das würde dich zwar bedauernswerterweise vom Meer wieder trennen, wäre aber für deine Karriere natürlich der schnellere Weg.“
    Ja, das gefiel Minidius Geminus prinzipiell besser. “Ich muss ohnehin nach Rom schreiben und von meiner Reise nach Süden berichten. Und den ein oder anderen meiner Männer hier weiterempfehlen“ oder wegloben. Kam auf den Mann an. “Wenn du also damit einverstanden bist, dann schreibe ich dem Kaiser auch über dich und empfehle dich für die sofortige Berufung als Tribun bei einer der Legionen. Ich bin ziemlich sicher, dass dies dann auch zeitnah klappt. Ich habe Grund zu der Annahme, dass der Kaiser meine Berichte mag und meinen Empfehlungen folgen wird.“

  • Was machte einen guten oder besseren Soldaten aus? Stellst du die Frage 5 Leuten, hat jeder eine andere Ansicht. Eine Versetzung als Strafe zu empfinden, das hatte ich hinter mir. Damals als es hieß, Classis Alexandria. Von der Hauptflotte in Misenum zur Provinzflotte nach Alexandria, immerhin besser als Entlassung aus der Exercitus. Es hatte mir auch Gutes eingebracht. Ich habe die Versetzung als Bewährung angenommen und genutzt, sonst würde ich heute nicht hier stehen.
    Mit jedem Wort, was der Minidier von sich gab, fing mein Herz stärker an zu klopfen. Der Wein verstärkte die Euphorie. Langsam Massa, langsam mit den jungen Pferden, freue dich nicht zu früh, versuchte ich mich zu beruhigen. Ein Tribunat bei einer Legion, keine leichte Aufgabe, aber es wäre eine Herausforderung. „ Ich weiß nicht wie ich dir das danken soll. Ich stehe in deiner Schuld Praefectus Minidius.“ Es war kaum zu fassen, vor eine Monat hatte ich die Scherben meines Landlebens zusammengekehrt und heute stand ich hier und hatte die Aussicht auf einen Posten bei einer Legion. Am liebsten wäre ich wie ein kleines Kind durch den Raum getollt. Vor lauter Freude wusste ich nicht weiter was ich dazu sagen sollte.
    Jetzt hieß es abwarten, was der Kaiser entschied. Ruhig Blut Massa, es wird alles gut. „ Ich will dich nicht weiter bei deinen Amtsgeschäften stören Praefectus. Danke, dass du dir außer der Reihe, Zeit für mich genommen hast.“ Wäre er nicht der Praefectus, würde ich ihm um den Hals fallen, alleine schon für die Aussicht auf einen Posten.

  • Quintus Minidius Geminus winkte auf den Dank hin nur gönnerhaft ab. “Achwas, decimus. Wenn jemand meine Unterstützung verdient hat, dann du. Du hast sie dir redlich erarbeitet.
    Aber solltest du irgend wann einmal hören, dass ich in den Ruhestand versetzt wurde, kannst du mir ja mal einen Bericht deiner Taten nach Padua dann schicken. Dann habe ich wenigstens etwas zu tun da.“


    Und so schnell, wie dieses Treffen zustande gekommen war, schien es auch wieder zu enden. “Oh, du störst nicht. Aber in der Tat, wenn ich diesen Bericht in den nächsten Tagen abschicken möchte, dann sollte ich ihn zuerst einmal schreiben.“

  • " Das werde ich tun, Praefectus. Du wirst einen Bericht bekommen. " Lächelnd verabschiedete ich mich. Lächelnd, oh ja, ein ehrliches offenes Lächeln. Dieser Mann hatte mir wieder Hoffnung gegeben. Vielleicht klappte das, was er vor hatte. Im Augenblick reichte mir schon die Aussicht wieder im Exercitus unter zu kommen. Ein Hochgefühl, wie ich es schon lange nicht mehr hatte, durchströmte mich.

  • Sim-Off:

    Ich bin mal so frei, direkt hier hereinzuschneien.


    Der junge Petronier hatte sich mit seinem Amtskollegen, Lucius Volcatius Optatus, nach Basileia aufgemacht. Obwohl er mit der Getreideflotte ziemlich beschäftigt war, hatte Optatus ihn so rechtzeitig abgeholt, dass sie sogar ein wenig zu früh waren, als sie das prächtige Regierungsgebäude betraten.


    Man kannte die beiden hier selbstverständlich schon, dass sie rasch zum Sedes des Minidiers vorgelassen wurden.

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