Zeugma - Das große Heerlager

  • Es war eine große Ebene vor der Stadt, fruchtbar für hiesige Verhältnisse. Mehrere Viehherden konnten hier Platz finden und die Hirten lebten gut von der Weidewirtschaft. Am Rand der Ebene lagen bereits die ersten Dörfer aus dem Umland von Zeugma. Doch jetzt waren es keine Hirten und kein Vieh mehr, was in der Ebene zu sehen war. Sie hatte binnen Tagen ihr Gesicht völlig gewandelt, als die ersten beiden Legionen eingetroffen waren, die hier den Sammelpunkt für den Südflügel errichteten. Zunächst hatten sie nur einen Teil knapp kleiner als die Hälfte der Fläche belegt und mit starken Verschanzungen versehen. Eine der Legionen würde hier als Reserve liegen bleiben und den Nachschub ins Kriegsgebiet koordinieren. Schon das war ein riesiges Lager.


    Doch danach hatten die Soldaten nicht geruht, sondern weiter gearbeitet, denn der Kaiser mit den beiden anderen Legionen war schon unterwegs und auch Auxiliarverbände, Reiterei vor allem, rückten bald nach Zeugma ein. So wurde auf dem Rest der Ebene eine zweite Schanze ausgehoben, fast genauso groß wie die erste, und der Raum zwischen den beiden zum Feldhauptquartier für den Kaiser und seine Garde ausgebaut. Hinzu kamen noch Flächen für die Auxiliares, die die Legionen begleiten sollten. Insgesamt ein gigantisches Werk auf einer Fläche von weit über 100 Iugera, das Platz für weit über 30.000 Menschen bot.


    Lange würde man sie nicht an einem Ort versorgen können, sie würden schon bald weiterziehen müssen. Aber bis dahin sollte das Lager, in dem mehr Truppen zusammen kamen, als in manch anderen Provinzen überhaupt stationiert waren, allen eine sichere Heimstatt und letzte Erholung vor dem Weg nach Osten sein. Letzte Wälle wurden noch aufgeworfen, Markierungen für die Zeltreihen gesetzt. Der Kaiser und seine zwei Legionen konnten kommen.

  • Als Priscus mit seiner Einheit in der Ebene eintraf war er froh, dass die Kameraden der anderen Legionen die Schanzarbeiten schon erledigt hatten. Jeden Abend hatten er und seine Kameraden im trockenen Boden mühsam Gräben ziehen und Wälle aufschütten müssen und würden es in Zukunft noch sehr häufig tun müssen. Da kam ihnen ein Abend ohne Schanzarbeiten gerade recht. Nur ihre Pallisadenstangen musste sie noch selber setzen, aber das ging ziemlich schnell und schon war das Lager gut gesichert. Normalerweise kam Priscus wegen der Schanzarbeiten selten dazu, auch beim Aufstellen der Zelte mit dabei zu sein, doch diesmal schlug er auch selber ein paar Zeltflöcke ein. Trotz der gigantischen Ebene schien ihm der Platz eng bemessen und die Zelte mussten dicht zusammen rücken, damit alle Platz fanden.


    Der Centurio schien unterwegs zu sein, vermutlich besprach er mit dem Stab die Aufgaben für die nächsten Tage, so dass Priscus den Männern etwas Pause gönnen konnte, bevor er sie für Wachen einteilte oder losschickte, um sich nach Proviant oder Wasser zu erkundigen.

  • Der Anblick, welcher sich den heranrückenden Legionen bot, war in der Tat beeindruckend. Kurz bevor man Zeugma erreichte, ging es von der höher gelegenen Ebene herunter auf das Niveau des Eupharat.


    Und genau da hatte man einen grossartigen Blick über die Euphratebene. Man sah den Fluss, der sich hindurch schlängekte, die Felder, die so besondersGrün in dieser Region wirkte und die Stadt mit ihrer Brücke über den Fluss.


    Ein paar Tage würde sie hier wohl Quartier beziehen, bis es denn weiter ging,.. über den Fluss, hinein ins Feindesland.

  • Als der Blick auf Zeugma, den Fluss, die Ebene und das Lager frei wird, verlässt der Kaiser kurzzeitig die Kolonne und lässt den Blick schweifen. Unten sieht man Helme blitzen und blinken, das Wasser des Flusses schimmert, der Himmel ist klar.


    Wenig später lässt er eine kleine Lücke in der Kolonne bilden, in die er sich wieder einreihen kann, um hinab ins Lager zu ziehen. Während sein Zelt errichtet wird, trifft er sich bereits mit den Kommandeuren der schon eingetroffenen Legionen und Hilfstruppen, um ein aktuelles Bild der Lage zu erhalten. Verpflegung ist wie geplant eingetroffen und weiterhin auf dem Weg, Wasser steht reichlich zur Verfügung und von den Parthern gibt es keine beunruhigenden Nachrichten. Zufrieden genießt der Kaiser im Schatten einen Moment der Ruhe, bevor er sich in die Mitte des Lagers begibt und einen Teil seines Zeltes persönlich einrichtet. Wenn die Soldaten in der Hitze schuften, will er sich nicht völlig ausnehmen. Zumal es so viele sind, dass ihn bei seiner geplanten Rede ohnehin nicht alle hören können und er daher auf andere Weise zeigen will, wie nahe er an der Truppe ist. So wird er die drei kommenden Rasttage sicher auch für den einen oder anderen Rundgang durch das Lager nutzen.

  • "Bona Dea! Ist das GROSS!!"
    Ich beschirmte die Augen mit der flachen Hand, und sah überwältigt auf das gigantische Heerlager, das, nach den langen und monotonen Tagen des Marsches, nun vor uns auftauchte. Ein Meer von Zelten erstreckte sich auf der Ebene. Und dazu kamen ja nun nochmal zwei Legionen! Ich begann, wirklich Ehrfurcht vor der gigantischen Kriegsmaschinerie zu empfinden, die hier, in diesem götterverlassenen Winkel des Imperiums eine solche Stadt des Militärs aus dem Boden stampfen konnte.
    Und da, der gewaltige Strom dahinter, das war der Euphrat, von so vielen Mythen umrankt, und die Grenze des Imperiums...
    Tief sog ich die heiße syrische Luft ein, bewegt von der Erhabenheit dieses Momentes.


    Alles war schon für unsere Ankunft vorbereitet. Ich war sehr glücklich, heute zur Abwechslung mal keine Gräben mehr buddeln zu müssen. Nachdem unser Zelt, genau ausgerichtet nach den vorbereiteten Markierungen, dann stand, streckte ich mich davor auf dem Boden aus, ruhte meine müden Beine aus und sah hinauf in den blauen Himmel. -
    "Serapio!"
    Eine bronzene Situla schob sich in mein Blickfeld.
    "Geh mal Wasser holen."
    Ich blinzelte hoch zu dem Sprecher, es war Rusticus, einer der unangenehmeren unter meinen Contubernales. Er war schon etwas älter, bullig, mürrisch, und hatte die blöde Angewohnheit hatte, mich ständig für sich rumzuschicken.
    Ich seufzte und sah unwillig auf den schon leicht verbeulten Eimer, der da vor meiner Nase in der Luft baumelte.
    "Warum denn ich?"
    "Weil du der Jüngste bist, und weil ich es dir sage."
    Er sah kalt auf mich runter, mit einem Gesichtsausdruck der eher besagte: "Weil ich stärker bin und dir sonst die Fresse einschlage."
    "Hab ich doch gestern schon gemacht, das. Und vorgestern."
    "Und jetzt ist der Eimer wieder leer.", stellte er sehr scharfsinnig fest, und ließ ihn einfach los.
    Ich fing das Ding auf, bevor es auf mich fiel und murmelte: "Erraticus!"
    "Was war das?!"
    "Nix. Ich geh ja schon..."
    Missmutig rappelte ich mich auf und schlappte los.
    "Und beeil dich, du musst ja danach noch das Korn mahlen!", rief er mir noch hinterher.
    Ich zog eine Grimasse, und stellte mir vor wie sich Rusticus mit dem Kopf zuerst in eine Latrinengrube steckend machen würde. Die Situla in der Hand schloss ich mich dann dem Strom von Soldaten an, die, genauso wie ich, auf dem Weg zur nächsten Wasserstelle waren.

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  • Nachdem sein Zelt aufgebaut war, nahm sich Avitus einen Augenblick Zeit, um sich die Hände und das Gesicht zu waschen, sowie um seine Bekleidung und Rüstung in Ordnung zu bringen. Durch das Manöver, die anschließende Seereise und den folgenden tagelangen Marsch hatte seine vor dem Feldzug neuerworbene Rüstung bereits gelitten und zeigte hier und da Verschleißerscheinungen. Nichtsdestotrotz konnte man sich darin sehen lassen.


    Avitus schnappte sich seinen Helm, griff nach der Vitis und schritt hinaus aus dem Zelt. Seine Einheit war dabei, ihr "Quartier" für voraussichtlich die nächsten drei Tage zu beziehen. Einen Augenblick lang blieb der Artorier stehen, den Blick entlang der durch die Zeltreihen gebildete Gasse gerichtet, in der hier und da bereits kleine Lagerfeuer entzündet wurden und die ersten bereits die Rationen zubereiteten. Einige warfen ihm einen Blick zu, nickten wortlos, was der Centurio ebenso schweigend mit einem Nicken seinerseits erwiederte.


    Als sich ihm der Tesserarius seiner Centuria - Scantilius Soranus - näherte, um wie gewohnt Meldung zu machen, dass die Zelte bezogen und die Dienste und Aufgaben verteilt waren, nahm Avitus diese ebenso wortlos entgegen. Sein Blick wanderte zum nächsten großen Zelt eines Centurio, Princeps Flavius Artsides. Avitus schien nachzudenken und eine Entscheidung zu treffen. Soranus kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass man den Artorier in diesem Augenblick besser nicht störte.


    Avitus nickte mehrmals knapp, auf den Boden schauend, so als ob er sich selbst seinen Entschluß, den er getroffen zu haben schient, bestätigte und guthieß. Er blickte gutgelaunt zum Tesserarius..
    "Trommle mal die primi ordinis der Ersten zusammen. Gleich hier und jetzt"
    sagte er. Während Soranus dem Befehl Folge leistete, blickte Avitus über das gewaltige Lager, das eher einer ganzen Zeltstadt, die hier aus dem nichts erschaffen wurde, glich. Mehr als 20.000 bewaffneter römischer Bürger, samz einer großen Zahl Hilfstruppen. Soldaten, wohin das Auge blickte.


    Soranus hatte nur wortlos genickte und schritt zu dem Zelt des Flaviers. Nachdem er vor dem Princeps stand*, nahm er Haltung.
    "Salve, centurio Flavius. Centurio Artorius bittet dich und die anderen primi ordinis, sich vor seinem Zelt einzufinden."
    sagte der Miles.


    Sim-Off:

    *wo auch dieser immer grad ist, Soranus wird ihn gefunden haben

  • Endlich wieder ein wirklich festes Lager mit Möglichkeiten für die öperpflege (zumindestens besseren als auf dem Marsch), die der tribun auch erstmal ausgiebig nutzte.
    Besonders die Massage und Rasur durch seine Sklaven waren so mit das Beste Erlebniss bisher auf dem Marsch. ;)

  • Tiberius schaute sich die Landschaft an, die hier wirklich sehr schön war, was man bei dem Marsch nicht wirklich vermuten konnte. Den Übungsmarsch, den sie machen, fand er leichter, da nicht soviel staub aufgewirbelt wurde, wie hier. Ständig nahm er einen Schluck udn sah, wie seine Kameraden mit dem gleichen Problem zu kämpfen hatten. Als sie endlich am Lager ankamen, war er erstaunt, was sie dort zu sehen bekamen. Man konnte fast meinen, dass dies kein Lager, sondern schon ein kleines Dorf oder Stadt war.


    Nachdem sie durch das Tor schritten, ging er sofort zu seinem Zelt und bezog es. Seine Kameraden grüßte er mit einem kurzen nicken. Endlich konnte er seine Rüstung ausziehen und sie mal wieder von den ganzen Staub und Sand befreien. So gut es ging, versuchte er sie auf hochglanz zu pollieren, was jeder der anderen Soldaten in seinem Contubernium auch machte. Keiner von ihnen redete viel, denn sie waren alle von dem langen Marsch erschöpft.


  • Optio Sextus Saufeius Simplex
    --------------------------------


    Kaum sind die Zelte der Legion errichtet, da macht sich Saufeius Simplex daran, seine "Schützlinge" mal genauer anzusehen. So missgelaunt wie schon in den letzten Tagen geht er die Zeltreihe entlang. Er hasst diesen Flecken Erde und hasst noch noch vielmehr die Bewohner dieser Region, egal ob es nun Griechen, Judaer, Syra, Armenia oder Parther sind, egal ob sie Bewohner des Imperiums, befreundeter Staaten oder feindlicher Staaten sind. Wenn es nach ihm ginge, würde man dieses ganze Pack einfach versklaven....


    So grimmig waren seine Gedanken, als den Zelteingang des Zeltes aufschlug, in dem seine Probati untergekommen waren.


    "Miles ! Venite ! " (Angetreten)


    "Miles ! State ! " (Stillgestanden)


    "Ausrüstungskontrolle !"


    Es war das gemeinste, was man nach einem Marschtag machen konnte, gerade in einer staubigen Region wie dieser, war es doch unmöglich die Ausrüstung schon jetzt sauber zu halten.


  • Ein Tohuwabohu herrschte in dem kleinen Zelt - immer noch bedeutend größer als das seiner Soldaten- von Marcus Flavius Aristides. Zwei Soldaten standen vor der Holztruhe, die Marcus zu einem Tisch umfunktioniert hatte. Beide ereiferten sich lautstark über einen völlig unwichtigen Streit, den sie bis zu ihrem centurio tragen mußten. Daneben stand ein griechischer, etwas schmieriger Händler und der signifer der Zweiten betrat ebenso das Zelt. Marcus, der in all dem Lärm und während des griechischen Redeschwalls des Händler- wie auch immer der bis zu ihm gekommen war, Marcus war das Ganze doch recht schleierhaft- trotzdem sich bemühte eine Nachricht seines treuen Sklaven Hannibals zu entziffern, saß auf einem kleinen Holzschemel, seufzte ab und an und rezitierte den Brief.


    „...iiich...bin....“ unverständliches Gemurmel „Baiae....Arrecina...Mutter so...soorgt....um sie...ah!“


    Der Schatten des signifer fiel mitten auf den Text und raubte Marcus so das Quäntchen Licht, was durch den offenen Zelteingang hinein fiel. Marcus sah zu dem signifer hoch und griff automatisch nach dem bronzenen Schlüssel, den er dem Mann reichte für die wöchentliche Auszahlung des Soldes, etwas, was er nur Priscus oder dem Mann anvertraute. Wobei Marcus sich mittlerweile sicher war, daß sein signifer ihn bestahl. Immer kleine Summen und nicht auffällig, aber doch stieg immer mehr dieser Verdacht in Marcus auf.


    „Irgend etwas besonderes vorgefallen?“


    Der signifer schüttelte den Kopf und Marcus vertiefte sich wieder in den Brief- der auch über ominöse Kanäle ihn erreicht hatte. Stirn runzelnd sah er auf und betrachtete einen weiteren Brief, der versiegelt und unberührt vor ihm lag. Das unverständliche Kauderwelsch des Händlers rauschte an ihm vorbei. Selbst wenn sich Marcus konzentriert hätte, er würde schwerlich den Mann verstehen können. Griechisch war nun mal nicht seine Stärke, selbst wenn er lange Jahre damit geplagt worden war. Zudem mischte sich ein penetrantes: centurio, er hat unser contubernium bestohlen.“ und ein: „Was? Bestohlen? Ich hab die Hacke nur ausgeliehen. Woher soll ich denn nun wissen, wo ihr sie nun versteckt habt?“, ähnliche Beschuldigungen folgten, dazu einige wüste Beschimpfungen, die Marcus ebenfalls ignorierte. Ab und zu nickte Marcus bei dem griechischen Wortschwall oder gab ein leises: „Hmh!“ bei dem Gezetere der beiden Soldaten von sich. Erneut fiel ein Schatten auf den Brief, gerade als dieser ihm den zweiten Brief- den er nur an jemanden übergeben sollte- erklärte. Marcus sah auf und zu Soranus.


    „Salve! Tut er das? Ah gut, ja, ich komme sofort. Du kannst wegtreten, miles!“


    Marcus wartete einen Augenblick bis jener wieder sein Zelt verlaßen hatte und sah zu den beiden Soldaten.


    „Corvus, Du zahlst dem contubernium eine neue Hacke. Und das nächste Mal wendet euch an optio Tallius.“


    Marcus würgte jegliche Proteste von dem miles Corvus ab, der sich zu Unrecht behandelt fühlte und schickte beide Soldaten- einer Triumphierend und der Andere erbost, aber Marcus war nun mal kein Salomon- aus dem Zelt hinaus. Den fragenden Ausdruck des Händler quittierte Marcus nur mit einem andeutungsweise Nicken und einem: „Ja, ja!“. Dabei stand Marcus auf, griff nach seiner vitis, ließ den Helm neben der Kiste liegen und trat hinaus um den Weg zum Zelt des primus pilus zu beschreiten. Kurze Zeit später erreichte er auch dieses, mit kurzer Pause um auch das Ausmaß des riesigen Lagers nochmalig zu betrachten. Dann trat er zu den anderen centuriones und nickte zum Gruße.


    Salvete!“

  • Dieser Tag hätte so schön sei können wären da nicht drei Dinge: der Krieg, die Grundausbildung und ihr Optio. Nun ob der Krieg schön war darüber ließ sich streiten. Eingefleischte Soldaten (wie sein Bruder) würden vermutlich behaupten das ein solcher schön war. Die Grundausbildung war keineswegs schön und ihr Optio war das Schrecken in Person. Nach dem anstregenden Marschtag hatte Andronicus ja eigentlich erwartet das Simplex sie größtenteils in Ruhe laßen würde. Doch weit gefehlt.
    Als der Optio in das Zelt der Probati eintrat nahm Andronicus sofort Haltung an. Dann breitete er seine gesamte Ausrüstung auf seine Pritsche aus. Sein Helm und sein Panzer waren einigermaßen vom Staub befallen. Andronicus´ Galdius und sein Pugio glänzten, da nicht benutzt und während des Marschtags in der Scheide behalten, im Vergleich zu den anderen Ausrüstungsgegenständen. Jedoch war die Ausrüstung im allgemeinen in einem Akzetpablen Zustand.

  • Nach der langen Reise aus Antiochia traf die Praetorianercenturie sowie die Nachschubkolonne am Tor zum Marschlager bei Zeugma ein. Der Centurio an der Spitze des Zuges ließ seine Männer anhalten und trat zu einem am Tor postierten Wachposten.


    "Salve, Miles. Melde deinem Vorgesetzten das Eintreffen der erwarteten Nachschublieferungen sowie der I. Centurie der V. Cohorte der Cohortes Praetoriae." wies er den Mann in befehlsgewohntem Ton an.


    Die Milites standen derweil auf dem Weg vor dem Tor und wartetengeduldig. Hier und dort hörte man das Klappern von Metall, und die GEsichter der Gardisten sahen müde aber zufrieden aus. Der Marsch war anstrengend gewesen, doch man hatte alles zeitig geschafft. Decius warf einen Blick zurück auf die Wagen mit der Ausrüstung und den Nahrungsvorräten. Er wäre sicherlich ein lohnendes Ziel für Räuberbanden gewesen, aber auf dem Marsch waren sie nur den üblichen Händlern begegnet. Der Führer des Versorgungstrosses war mittlerweile zu dem Centurio und der Wache getreten und tupfte sich die Stirn mit einem Tuch.

  • Als ich mit dem Wasser zu unserem Zelt zurückkehrte, war ich immer noch ziemlich ärgerlich auf meine Kameraden, die ständig "Probatus" mit "Laufbursche" gleichsetzten. Ich grübelte darüber nach, wie ich mich dagegen wehren konnte, aber das Problem dabei war einfach, dass ich mich nicht traute, mich mit Rusticus anzulegen.
    Die anderen waren aber auch nicht müssig gewesen, während ich das Wasser geschleppt hatte, was mich dann wieder versöhnte. Das Feuer brannte schon, der gutmütige Camerinus drehte den Mahlstein, während Musca und Silio dabei waren, eine Ziege zu häuten - eine Ziege?
    "Wo kommt die denn her?", fragte ich erstaunt, und setzte den Eimer neben dem Feuer ab.
    "Haben wir - gefunden.", lachte Musca,
    "Vorhin, beim Holzholen, ne Wildziege. Gibt nen guten Braten, zur Feier unserer Ankunft."
    Und gekonnt schlitzte er mit dem Pugio das Fell längs auf, löste es um Läufe und Kopf herum ab, und zog dem Tier schwungvoll die Haut ab.


    Skeptisch blickte ich auf das blutige, struppige Fell, in dem beim genaueren Hinsehen unschwer ein Brandmal zu erkennen war. Aber ich verkniff mir einen Kommentar, denn bei der Aussicht auf Ziegenbraten lief mir das Wasser im Mund zusammen, und ging statt dessen bei einem der einheimischen fliegenden Händler ein paar Zutaten besorgen . Die Innereien und das verräterische Fell fanden den Weg in die Latrinengrube.
    Ich machte mich nützlich bei der Zubereitung des Bratens - das hatte ich damals gelernt, als ich im "Wilden Mann" in der Küche gearbeitet hatte - und spickte ihn vergnügt mit Knoblauch und Kräutern. Camerinus buk derweil ein paar Weizenfladen, und Silio organisierte eine besonders lange Pilumspitze als Bratspieß, denn wir dann, über zwei Astgabeln gelegt, abwechselnd, und voll Vorfreude, über der Glut drehten. Und schon bald breitete sich ein köstlicher Duft aus. Das heruntertropfende Fett fing ich mit der Kasserolle sorgfältig auf, und goss es wieder über den Braten, auf dem sich eine knusprige Kruste bildete, die sehr lecker aussah.


    "Wie wär's denn...", überlegte ich laut, "wenn wir den Optio zum Essen dazu einladen, wenn er mag?"
    Es war natürlich meine kleine Schwäche für ihn, die da aus mir sprach.
    Die anderen waren einverstanden, und Musca meinte schlau:
    "Kann auch nicht schaden, den Centurio zu fragen. Für'n richtig feines Essen drückt der auch mal nen Auge zu, musst du wissen."
    "Oh, echt? - Aber ist das nicht irgendwie... vermessen?"
    "Ach was", er zwinkerte mir zu, "frag ihn ruhig. Und auch den Optio natürlich."
    Ich nickte, und als dann abzusehen war, wann das Fleisch gar sein würde, zog ich los, um Optio Tallius und Centurio Flavius zu suchen, und ihnen - wenn auch ein bisschen schüchtern - die Einladung meines Contuberniums zu überbringen.

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  • Wie gewohnt erschien der Centurio Hastatus als erster, wortkarg und mürrisch wirkend. Wortlos nickte er bloß zur Begrüßung und blieb dann ebenso stillschweigend stehen. Jeder andere hätte zumindest versucht zu fragen, warum man ihn bestellt hatte. Nicht der Hastatus. Mit der rechten Hand seine Vitis wie einen Gehstock mit einem Ende auf den Boden abgestellt, hielt er mit der rechten sein Sagum, das um den Unterarm gewickelt war, und wartete wortlos und geduldig darauf, dass die anderen Centurionen erschienen.


    Nachdem alle Primi Ordinis der Ersten sich vor seinem Zelt versammelt hatten, kam Avitus ohne lange um den heißen Brei zu reden, zum Thema.
    "Wenn wir irgendwelche administrativen Angelegenheiten zu klären haben, sollten wir das besser in den nächsten drei Tagen erledigen. Wenn wir wieder unterwegs sind, wird die Führung sich vordergründig anderem widemen, als dem Schicksal einzelner milites"
    begann er. Bewusst hatte er nicht den Befehlston gewählt, denn sich in die Aufgabenbereiche der anderen Centurionen einzumischen vermied Avitus grundsätzlich. Einzig, wenn Centurionen mit dem willkürlichen Gebrauch der Vitis und maßloser Gewalt gegenüber ihren Männern glänzten, nahm sich Avitus den jeweiligen Centurio für ein Gespräch unter vier Augen vor. Vermutlich eine Konsequenz des damaligen Vorfalls auf dem Campus, bei dem er einem Miles fast ohne Grund den Arm brach, doch selbst wenn, war dies dem Artorier nicht bewusst. Ebenso erwartete Avitus, dass sich niemand ausser dem Tribunus Tiberius oder dem Legatis in die Führung seiner Centuria einzumischen wagte.


    "Ich denke an Versetzungen, Auszeichnungen, Bestrafungen, Beförderungen und Degradierungen. Wir müssen nicht alle gleich zum tribunus laufen, aber seht am besten zu, dass ihr in den nächsten Tagen Zeit dafür findet. Der Stab hat alle Hände voll zu tun, Zeit ist also knapp, daher vergeudet sie lieber nicht und verschiebt es nicht auf den letzten Tag"
    Avitus fuhr sich mit der Hand übers Kinn. Er hatte einige Beförderungs- und Versetzungsvorschläge für die Männer seiner Centuria und war sich sicher, dass dies den Primi Ordinis eben so ging. Zwei Mann eigneten sich hervorragend für die Aufgabe als Capsarii, sein Signifer war reif für eine Ernennung zum Optio ad spem ordinis, sein Tesserarius eignete sich für eine Stelle als Beneficiarius Tribuni. Sein Optio war ebenfalls so weit, den nächsten Schritt auf der Karriereleiter zu machen. Und dafür zu sorgen, dass diese Posten wieder besetzt wurden, musste auch noch...


    Etwas Lob zum Schluß konnte nicht schaden.
    "Den Männern der cohors prima richtet vom primipilus aus, dass sie sich während des Marsches hierher gut angestellt hatten. Weiter so"
    Dann blickte er einen Augenblick schweigend in die Gesichter der Männer.
    "Gibt es Anmerkungen? Wenn nicht, dann war es das von meiner Seite. Falls jemand Vorschläge parat hat, kann er mich zum tribunus Tiberius begleiten"
    Einen anderen senatorischen Tribun, als Vitamalacus hätte Avitus einfach übergangen, aber solange die Stelle mit einem fähigen Mann besetzt war, musste der Dienstweg eingehalten werden.


  • Optio Sextus Saufeius Simplex
    --------------------------------

    Zitat

    Original von Gaius Tiberius Andronicus
    Als der Optio in das Zelt der Probati eintrat nahm Andronicus sofort Haltung an. Dann breitete er seine gesamte Ausrüstung auf seine Pritsche aus. Sein Helm und sein Panzer waren einigermaßen vom Staub befallen. Andronicus´ Galdius und sein Pugio glänzten, da nicht benutzt und während des Marschtags in der Scheide behalten, im Vergleich zu den anderen Ausrüstungsgegenständen. Jedoch war die Ausrüstung im allgemeinen in einem Akzetpablen Zustand.


    Simplex ging ganz langsam an jeder Pritsche vorbei, sein Blick musterte jeden Ausrüstungsgegenstand, den die Probati präsentierten. Und ihm entging nicht der geringste Fleck, nicht das kleinste Staubkorn. Immer wenn er etwas fand, schien sich ein richtig fieses Grinsen auf sein Gesicht zu legen und es folgte unwillkürlich die Bestrafung. Ungeachtet der Tatsache, das die Miles Stunden, nein Tage, lang durch Syrien gewandert waren, kannte der Optio keine Gnade.


    Dann blieb er vor Andronicus Pritsche stehen, blickte kurz auf die Rüstung des Probatus. Unvermittelt donnerte er los :


    "Hat hier etwas ein Patrizierbürschchen seinen Lieblingssklaven zu Haus gelassen ? Oder warum ist die Rüstung so dreckig, als ob du dich gerade im staub gesuhlt hast ?"


    Natürlich war das schamlos übertrieben, aber der Tiberier bot gerade einfach pasendes Ziel für die schlechte Laune, weil eben gerade kein Armenier, Syrier, Judea oder Parther anwesend war.


    "Auf den Boden ! Liegestütze ! 30 Stück ! Und während dessen erzählst du mir, woraus dein Marschgepäck besteht !!"


  • "Hätte ich doch meine Ausrüstung gestern am Abend poliert", dachte sich Andronicus. Vo welchem Sklaven sprach der Optio da bloß, Andronicus hatte doch (noch) gar keinen, sonst hätte er seinen ja mitgenommen. Glücklicherweise hatte Andronicus eine gute Kondition, also stellten 30 Liegestütz kein Problem für ihn da. Er begab sich in die Grundstellung und begann so schnell er konnte. Während den Liegestütz zählte er dem Optio sein Marschgepäck auf: "Optio, das Marschgepäck besteh aus: Kochgeschirr, Ersetzkleidung, Mantel, einer Ledertasche sowie einer Gürteltasche mit Schreibzeug, einem Proviantnetz, Kamm und Rassiermesser, dem Essbesteck, einem Schafffel und einer Feldflasche, Optio"! Gleichzeitig mit seinen Ausführungen beendete Andronicus auch die Liegstütz.

  • Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    Ich nickte, und als dann abzusehen war, wann das Fleisch gar sein würde, zog ich los, um Optio Tallius und Centurio Flavius zu suchen, und ihnen - wenn auch ein bisschen schüchtern - die Einladung meines Contuberniums zu überbringen.


    Priscus war gerade vor dem Zelt seines Contuberniums ebenfalls mit der Nahrungszubereitung beschäftigt, als der Probatus auftauchte. "Ja, was gibt's?" fragte er, während er einige Nüsse knackte.

  • Livianus saß in seinem geräumigen Zelt und studierte einige Berichte sowie private und dienstliche Korrespondenz, die ihm dank des kaiserlichen Postsystems sogar hier erreicht hatte. Es war bestimmt ein Vorteil, dass der Kaiser höchst persönlich zugegen war und man sich so bestimmt noch mehr bemühte, die Post so schnell wie möglich nach Syria weiterzuleiten. Sein Scriba stand neben dem Legaten und reichte ihm ein Schreiben nach dem anderen. Livianus diktierte fleißig Antworten und gab Anweisungen. Schließlich kamen auch einige legionsinterne Angelegenheiten. Unter anderem die offizielle Ernennung des Tiberiers, die bisher noch ausständig war. Der Scriba schrieb und Livianus setzte zum Abschluss sein Siegel und seine Unterschrift darunter.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI



    ERHEBE ICH DEN
    CIVIS
    GAIUS TIBERIUS ANDRONICUS



    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VI ID AUG DCCCLVII A.U.C. (8.8.2007/104 n.Chr.)


    ZUM
    PROBATUS
    GAIUS TIBERIUS ANDRONICUS
    LEGIO I TRAIANA




  • Als der Miles in dem Centurio einen Gardeoffizier erkannte und die Mitgereiste Nachschubkolonne bemerkte salutierte er.


    "Jawohl, einen Augenblick Centurio. Ihr könnt passieren, ich werde Bescheid geben."


    Damit wandte er sich um und begab sich zu dem diensthabendem Wachoffizier während der Centurio der Praetorianer seine Männer durch das Tor in das Lager führte. Die Nachschubwagen folgten ebenfalls.
    Kurz darauf kam auch schon der Legionarius in Begleitung eines Centurios zurück. Dieser war von der angekündigten Ankunft des Nachschubs unterrichtet, von einer zusätzlichen Cohorte der Garde wusste er allerdings nichts was die Gardisten jedoch nicht weiter kümmerte.


    Während der Wachoffizier sich also um den Nachschub kümmerte, begab sich die I. Centuerie der V. Cohorte zu den in der Nähe des Praetoriums aufgestellten Unterkünften der Praetorianergarde. Während die Milites sich nun ein wenig von dem Marsch ausruhten, machte der Centurio sich auf die Suche nach dem Praetorianerpraefecten um ihm Meldung zu machen.

  • Eine ruhe machte sich im Zelt breit. Keiner wagte es, die Stille zu brechen, denn auf den langen Marsch hatte man genug lärm gemacht und gehört. Doch dem Artorier war es zu still. Er saß mit 7 weiteren Soldaten im Zelt, von denen er nicht einen kannte. Nagut, er kannte sie alle vom sehen, aber mit ihnen gesprochen hatte er nie. Tiberius war mehrmals versucht, jenes zweigen zu brechen, ließ es aber dann doch wieder sein. Doch als er plötzlich das knurren eines Magen hörte, war er fast froh gewesen, dass dies gerade jetzt passierte.


    " Mmmh, da hat einer Hunger. Da ich gerade fertig bin, könnte ich ja das Essen zubereiten. "


    Die anderen Miles schauten Imperiosus nur an und nickten ihm zu. Irgendwie hatte er gehofft, dass ein Gespräch dadurch zustande kommen würde, was aber leider nicht der Fall war. Der Artorier verließ das Zelt und machte ein Feuer, als er gerade den Topf holen wollte, kam ein weiterer junger Miles heraus.


    " Ich helfe dir... "


    Imperiosus lächelte und freute sich über die Hilfe.


    " Danke... du bist recht neu hier oder ? Habe dich früher zumindest noch nicht gesehen. "


    " Ja, ich habe erst in Ravenna zur Legio I... hab mich erst kurz zuvor dafür entschlossen. "


    Imperiosus war ein wenig verwundert, dass er gerade kurz vor einem Krieg sich dazu entschlossen hatte, zur Legio zu gehen.


    " Du bist also noch Probati ? "


    " Nein, ich habe mich versetzen lassen, wollte unbedingt beim Krieg dabei sein. Ich kann auch sehr gut mit dem Gladius umgehen. "


    Imperiosus fand den letzten Satz doch ein wenig überheblich, da jeder bei der Legio I mit dem Gladius umgehen konnte. Fast war Tiberius versucht, sein Gladius zu holen, um ein kleinen Kampf mit ihm zu machen.

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