Vormarsch nach Edessa: Die sechste Nacht - Sie kamen aus der Dunkelheit...

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    Bei allen Göttern, jetzt sollte er auch noch Griechisch können? Wie kam der tribunus denn zu der Annahme? Er konnte auf Griechisch nicht mal einen Becher Wein bestellen, geschweige denn ein Verhör führen!


    "Nein, Herr ich kann kein Griechisch, tut mir Leid, Herr! Aber vielleicht könnte der Arzt uns als Übersetzer helfen?"


    Licinus ging davon aus schloss aus dem Ausehen des Arztes, dass er aus dem Ostteil des Reiches kommen musste und dort konnten die Leute ja zum Teil besser Griechisch als Latein.


    "Naja macht nichts, vielleicht überrascht uns ja der Parther mit besten Lateinkentnissen und wenn nicht können wir ja immer noch diesen Sadisten von Arzt dazuholen." Man wußte ja nie :D

  • Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    "Optio Tallius !" erwiderte er den Gruss des Optios, sich nur diesem zuwendend. "Die Kohorten sind auf dem Weg zurück."


    "Danke, Tribun!" antwortete Priscus, grüßte noch einmal und verschwand wieder. Es hatte keinen Sinn, den Kohorten jetzt in der Dunkelheit entgegen zu gehen, um sich bei seinem Centurio zurück zu melden. Irgendetwas bemerkenswertes, was zu einer schnellen Meldung Anlass gegeben hätte, war ohnehin nicht vorgefallen. Also begab er sich nur bis zum Lagertor, wo er beim Transport von Gefangenen und Verletzten zuschauen konnte und wartete dort auf seine Kameraden.

  • Warm und weich hielt eine dämpfende Wolke Marcus Sinne umfangen. Klebrig und zäh zerrte sie an seinem Inneren, zog ihn unablässig in den Abgrund hinunter.

    „Richtet ihn!“
    „ Versagt, verzagt und verzweifelt ist er.“
    „Durch ihn ist sie gestorben.“
    „Er hat sie im Stich gelassen.“
    „Richtet ihn, schickt ihn in den Hades.“

    Häßliche rauhe Stimmen flüsterten in Marcus Ohr. Keine Luft drang mehr in seine Kehle, die Klauen griffen nach ihm...


    Was einige Herzschläge zuvor passierte:
    Eine Lawine aus Geröll, kleinen Steinchen und Schutt rutsche den kleinen Hang im schmalen und engen Flußbett hinunter. Und mit dem steinigen Haufen rollten zwei Männer herunter, waren von einer undurchdringlichen Dunkelheit der Felswände verschluckt worden. Heftig schlug Marcus am Grunde auf und die Welt verschwomm in einem grauschwarzen Wirbel um ihn herum. Der Schmerz zog pochend durch seinen Arm, seine Finger wollten sich nicht mehr bewegen. Schwert und Schild hatte er bei dem Sturz verloren, bemerkte das jedoch nicht. Das Stöhnen aus seiner Kehle, das keuchende Atmen von ihm auch nicht. Ebensowenig den Körper des Parther, der halb über ihm lag. Starr sah Marcus in die nächtliche Dunkelheit hinauf. Der Schleier vor seinen Augen wollte sich nicht lichten. Etwas Erde rutschte über ihn hinweg und in die Ritzen seiner Rüstung hinein. Neben ihm bewegte sich der Parther erst langsam, dann rollte er sich schnell von Marcus herunter, kam wieder auf seine Beine.


    Es war der Schmerz, der Marcus Geist noch im Hier und Jetzt behielt. Es ihm verweigerte, sich dem sicheren Tod hinzugeben in dem Augenblick. Das Donnern vieler Hufe, das Schreien mancher Soldaten, die Geräusche fliegender Speere...sie waren so nahe und doch so fern von ihm. Ein Schwert blitzte auf und durch schnitt die Luft, wenn sie nicht vor der scharfen Klinge fliehen würde und rasant raste sie auf Marcus hinunter, um sein Leben auszuhauchen. Kein Augenblick zu lange lag Marcus dort, denn gerade als er sich mit einem mühsamen Stöhnen zur Seite rollte, schlug klirrend das Schwert ein, wo er eben noch lag. Immer wieder verschwamm es vor Marcus Augen. Seine Hände krallten sich in das Erdreich, was noch von der Sonne des Tages erwärmt war. Als abermals das Schwert auf ihn zuraste – Marcus merkte es mehr intuitiv – versuchte er schnell auf die Beine zu kommen. Seine Hand tastete nach sein Schwert, doch das gladius war entschwunden. Halb taumelnd und die letzten Reserven mobilisierend, sprang Marcus nach vorne und suchte danach den nächtlichen Schatten zu umgreifen. Seine Hände schlangen sich um Stoff und im nächsten Moment rollten beide Männer abermals über den Boden. Marcus spürte wuchtige Schläge in seiner Seite, zog dabei sein Bein nach oben und schlug mit seinem Knie zurück, direkt in den Bauch seines Angreifers.


    Rostig, bitteres Blut schmeckte Marcus in seinem Mund und fühlte den Schmerz als er immer wieder Schläge in sein Gesicht fühlte. Hände schloßen sich um seine Kehle und Marcus war nicht schnell genug sich von ihnen weg zu bewegen. Immer kälter wurde es um seinen Schwertarm. Die Schwäche hatte sich längst durch seinen ganzen Körper ausgebreitet und jegliche Kraft schien aus ihm zu entfleuchen. Der Schmerz wurde bedeutungslos, die Welt entglitt ihm. Warm und weich hielt eine dämpfende Wolke Marcus Sinne umfangen. Häßlich, schrill und betäubend drangen die Stimmen der Unterweltgeister zu ihm. Marcus...! Zittrig und matt suchten seine Finger, fanden es und damit stieß Marcus zu. Über sich ein Keuchen und dann sackte der Körper über ihm zusammen. Der pugio von Marcus steckte tief in seinem Fleisch.


    Frische Luft sog Marcus in seine Lungen hinein. Heftig hustend versuchte er noch mehr davon zu bekommen. Doch der schwere Körper des parthischen Angreifers schien ihn zu erdrücken. Mühsam wälzte Marcus den Leib von sich und rollte auf die Seite. Rasselnd atmete er ein und aus, wollte sich erheben. Einige Steine rieselten von dem Hang hinunter, das Trompeten der Hörner schien viel zu weit weg zu sein. Ein Schmerz raste durch seinen Kopf und dieser schien in tausend Stücke zu zerbersten. Nun kam die Schwärze doch auf Marcus zu, unaufhaltsam, ungnädig und unabwendbar. Marcus brach auf dem kargen Boden zusammen. Über ihn throhnte ein anderer Parther und hob sein Schwert, um den centurio den letzten Stoß zu geben...

  • Sim-Off:

    Ob 80 oder 160 ist nicht sooooo wichtig. Ich gehe mit Plautius auch nicht davon aus, dass wir mit voller Sollstärke ausgerückt sind. Vermutlich sind nicht alle rechtzeitig fertig oder wach geworden. Kann ja noch lustig werden, wenn die Bummelanten auffallen. Vitamalacus steht auf Extradrill mit denen. Nebenbei: Alte Erfahrung aus dem Liverollenspiel. Da greift man frühmorgens mit 65 Mann ein Lager mit ein paar Hundert Leuten an, macht 15 Min. ordentlich Krach und dann haben es ganze 4 Verteidiger geschafft anzutreten, wovon sich 2 sofort ergeben haben. Es sind nie alle rechtzeitig da.




    Plautius rückte seinen Helm zurecht, welchen er natürlich auf hatte. Nur in seiner allerersten Schlacht in Germania hatte er seinen Helm verloren, weil er die Lederbänder nicht gut genug verknotet hatte.


    Dominus! Pah! Plautius hatte gegen dieses Wort eine Abneigung, wie andere Leute vor dem Zahnreisser, was aber an seiner Jugend, Agrippa und seinem Vater lag. Daher mied er das Wort, wo es nur ging. Einen kurzen Moment überlegte er, ob er den Legionär nur zu seinen Leuten zurück brüllen sollte oder ob er ihn aus disziplinarischen Gründen an Ort und Stelle erledigte. Das verschob er dann aber lieber auf später. Nach einigen Tassen Kräutersud würde der Mann vielleicht überleben.


    Er warf einen Blick nach draussen. Numerianuns, die Hilfstruppen und die parthische Reiterei spielten „mein Pferd ist schneller als dein Pferd“ und „ich bin der bessere Reiter“. Zumindest schien sich das Pferdegetümmel sich von den Kohorten weg zu verlagern und die Hilfstruppen bildeten einen Block zwischen den Parthern und der Infanterie. Sah von hinten nach einem klaren Sieg für die Hilfstruppen und Numerianuns aus.


    Plautius wandte sich an einige versammelte Offiziere und Boten.


    „Meldung an den Signifer von der 2. Centurie I. Kohorte. Er soll in Abwesenheit des Optios und des Centurios das Kommando übernehmen. Wir rücken ab! Marschformation einnehmen. Weiterhin auf feindliche Angriffe achten. Tote, Verletzte, Gefangene wieder in die Mitte. Versucht mal den ein oder anderen toten Reiter vom Feind in unsere Formation rein zu ziehen. Schneller Schritt ansonsten! Macht im Lager dann sofort eine Bestandsaufnahme, wer tot, verletzt oder vermisst wird. Wir brauchen Zahlen. Fehlende Soldaten gelten solange als vermisst, bis ihre Leichen identifiziert oder gefunden werden. Desserteure hätten sich schon in Zeugma abgesetzt. Die Gefangenen werden der Lagerwache oder Tribunus Tiberius übergeben. Wer euch zuerst über den Weg läuft. Bei dem Tribunus sammeln wir dann auch erst mal die Köpfe und Waffen zwecks Ermittlung der feindlichen Verluste. Und wenn wir schon mal bei dem Thema Statistik sind. Ich will die Listen der Männer, die sich im Kampf hervor getan haben. Phaleras werden schließlich nicht verschenkt, nur weil man mit jemand vom Stab oder mit dem Imperator verwandt ist. Aber jetzt sind eure guten Eindrücke noch frisch. Die I. Kohorte deckt mit der 1. und 2. Centurie nach hinten und bildet den „Schwanz vom römischen Wolf“. Ich gehe an die Spitze und mache Tempo.“


    Wenig später rumpelten und schepperten die Kohorten weiter in Richtung Lager. Schneller Schritt war angeordnet worden. Die Aussicht auf Medici für die Verletzten, ein Zelt um den Schlaf nachzuholen oder einfach das noch ausstehende Frühstück schien den Männern neuen Schwung zu geben. Vielleicht waren einige auch froh einfach lebend das ach so sichere Lager wieder zu erreichen.


    Im Lager roch es übrigens hier und da recht angebrannt.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Avitus blickte über den Schildwall hinaus. Der Iulier machte seine Sache ordentlich und drängte mit seinen Reitern die Parther weg von der Infanterie. Das verschaffte ihnen endlich wieder einige Sekunden Ruhe. Avitus warf einen Blick in die Richtung, in der die Kohorten mit den Schwertkämpfern abgerechnet hatten. Der Flavier wag weg, vermutlich irgendwo da draussen, in der Dunkelheit.
    "Praefectus..."
    sagte er ruhig, aber laut genug, damit ihn Plautius hören konnte, nachdem Sparsus ausser Hörreichweite war. Seine Bitte verstieß gegen alle Logik, aber seine Ehre als Legionär gebot ihm, etwas zu unternehmen. Er konnte den Centurio nicht da draussen liegen lassen, den Aasfressern preisgegeben. Das verdiente ein römischer Centurio nicht, schon gar nicht, wenn ein ganzes Heer nur einen Steinwurf von ihm entfernt lagerte.
    "... ich bitte um Erlaubnis, mit einem Trupp nach dem princeps suchen zu dürfen. Wir können einen centurio dort draussen nicht zurücklassen..."
    Natürlich würde ihm Plautius mit dem - schwer zu schlagenden - Argument kommen, nicht mehrere Männer für einen zu riskieren. Aber derlei Mathematik zählte in solchen Situationen wenig. Avitus wusste, wenn Plautius ihm Männer der zweiten Centuria geben würde, Männer, die bereit wären, ihren Centurio zu suchen und zurückzubringen, ob tot oder lebendig, dann würden sie es auch...

  • “Argh! So einen schwachsinnigen Vorschlag habe ich fast befürchtet. Wegen einem Centurio soll ich einen Primus Pilus und noch etliche Miles rausschicken und eventuell auch noch opfern! Glaubst du etwa ich würde Leute rausschicken, wenn du da draussen liegen würdest? Und du bist Verwandschaft. So etwas kann ich als Praefectus nicht zulassen. Und wenn ich dort draussen liegen würde, dann würde ich auch nicht erwarten, daß jemand nach mir sucht. Der Mann ist Soldat. Damit muß man rechnen. Abgelehnt Primus Pilus! Und das ist mein letztes Wort zu dieser Sache als Praefectus.”


    Plautius Avitus am Arm und zog ihn zu sich heran. Er senkte die Lautstärke so, daß Avitus ihn quasi nur noch verstehen konnte.


    “Lass dich mit der Nachhut etwas zurück fallen. Aber sieh zu, daß es nicht so auffällt. Instruiere einen Optio so, daß nicht gleich wieder ein Miles zu mir gerannt kommt und nach einem vermissten Primus Pilus plärrt. Geh auf die Suche, aber nimm nicht mehr als 5 Mann mit. Und nimm auch dieses Helden von eben mit, wenn er so versessen ist seinen Centurio wieder zu sehen, damit er Befehle weiter bekommt. Wehe du gehst drauf! Dann opfere ich solange Pluto bis er Dir einen ganz miesen Platz in der Unterwelt zuweist. An meine Erklärungsnot bei deiner Tante Medeia will ich gar nicht erst denken. Und beeile dich. Wenn du ihn nicht findest, dann komm schnell nach. Wir gehen dann bei Tageslicht noch einmal als Spähtrupp raus. Ich setze mich jetzt an die Spitze des Trupps für den Heimweg. Sollte Dir etwas passieren, du gefangen oder getötet werden, dann weiß ich von nichts. Dann bist du der Befehlsverweigerer. Scheiss-Einstellung von mir, aber als Praefectus muß man solche Sprüche bringen. Das erwartet man von mir. Pass auf dich auf. Wir sehen uns im Lager.”


    Plautius ließ die Verwandschaft stehen und drängelte sich zur Spitze durch. Dann ging es los.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Überraschend waren die parthischen Reiter oben auf dem Kamm des Steilhanges zur linken Seite des Tales aufgetaucht, und hatten von dort oben ihre dichten Speersalven auf die Männer niedergehen lassen, die an der Spitze der ersten Kohorte am weitesten in das schmale Flusstal vorgestossen waren.
    Diese verschanzten sich hinter ihren Schilden, die das gröbste abhielten. Als die Masse der römisch-batavischen Reiterei schließlich - vorbei an der linken Flanke der drei ausgezogenen Kohorten - vorgerückt war, und sich auf der Höhe der Hügel zur linken des Tales den parthischen Reitern näherte, wichen diese ihnen aus, nur hier und dort gab es ein wenig Geplänkel, und schon hatten sie sich wieder pfeilschnell in die Nacht zurückgezogen. Leichte Reiterei war es gewesen, soviel war für die eintreffenden Eques noch zu erkennen, wie viele es waren lies sich in der Dunkelheit schwerlich sagen. Jedenfalls ließen sie sich nicht auf ein wirkliches Gefecht ein sondern waren, nach ihrem schnellen Angriff aus dem Hinterhalt, alsbald wieder von der Bildfläche verschwunden, so vollkommen als hätten die nächtlichen Hügel sie verschluckt.


    Die Kohorten traten nun den beschwerlichen Rückzug an und näherten sich, so beschirmt von der Reiterei, dem Lager ohne noch weiteren Angriffen zu begegnen. Verwundete wurden mitgeschleppt, tote Kameraden auf den Schilden getragen, und Ausschau wurde gehalten nach denen, die noch vermisst wurden.
    Die Zahl der niedergemachten Gegner, zählbar an den abgeschlagenen Köpfen, belief sich etwa auf zwei Dutzend - dazu kamen noch die vier neuen Gefangenen, denn einem von ihnen war es in einem unachtsamen Moment während des letzten Angriffes, gelungen eine Waffe zu fassen und erst den anderen drei, dann sich selbst den Tod zu geben. An Legionären waren während des Nahkampfes im Tal deutlich weniger gefallen. Allerdings waren die römischen Verluste, durch den tückischen Pfeilbeschuss, alles in allem ebenso beträchtlich. Üble Wunden blieben nach dem Entfernen der Widerhaken-Spitzen, ihre zerfetzten Ränder neigten in den Tagen darauf dazu, zu eitern und dem Wundbrand anheim zu fallen. Auch dem naivsten Rekruten musste nach dieser Nacht klar geworden sein: Dies war ein Krieg, und Menschen starben darin. Römer wie Parther.


    Der Mond versank hinter den Hügeln, und am östlichen Horizont zeigte sich ein fahler Schimmer. Der Morgen begann zu grauen. So nahm der erste Zusammenstoß mit dem Feind auf diesem Feldzug sein Ende, dieses kleine, im Vergleich zu den Ausmassen des Krieges, unbedeutende Gefecht. Andere sollten folgen.

  • Da der Parther anscheinend nicht gewillt war zu reden (oder schlicht nicht in der Lage aber woher solte man das schon wissen), schlug Appius dem Mann einige Male hart ins Gesicht so dass der Mann, wenn er nicht gefesselt gewesen wäre, wohl einige Schritte zurückgeflogen wäre:"Miles hole mir diesen griechischen Arzt. Vielleicht verstehen diese Babaren griechisch."

  • Durch die Schläge des Tribuns lockerte sich ein Zahn des Parthers. Ardaván, so hieß er eigentlich, unterdrückte etwas mühsam einen Schmerzensschrei, ein Aufstöhnen konnte er freilich nicht verhindern. Ein kleiner Rinnsal Blut floss aus seiner aufgesprungenen Lippe, doch das war nur das geringste seiner Probleme. Ardaván wusste, dass er im Grunde schon tot war, die Frage war nur, wann es soweit sein würde. Durch die starke Fesselung wurden seine Finger langsam taub, ein Entkommen war daher absolut illusorisch, selbst wenn er die Fesseln abstreifen würde, nie könnte er aus dem Lager entkommen. Er hustete und spuckte dabei Blut und Schleim und durch Schläge in den Bauch war ihm so schlecht, dass ihm bald das Kotzen kam. Und dann standen lauter Römer um ihn herum, merkwürdig, er hatte sie sich größer vorgestellt, und redeten mit einer sehr komischen, sogar ziemlich hässlichen Sprache.


    "Bei Ahriman, glaubst du wirklich, ich verstehe dich, du römischer Idiot?" sagte er in Sogdisch, seiner Muttersprache. Und irgendwie schaffte er auch ein gequältes Lächeln, das aber nur eine lückenhafte Zahnreihe zum Vorschein brachte, welche zudem noch durch das Blut eine merkwürdige Färbung erhalten hatte.

  • Avitus senkte den Blick und nahm zähneknirrschend die Ablehnung seines Vorschlags seitens des Praefecten hin. Dann aber wurde er überrascht, als Plautius ihm - natürlich inoffiziell - eine Erlaubnis gab. Die einzige Bedingung war, nicht dabei draufzugehen. Avitus grinste.
    "Ich verstehe... und keine Sorge, praefectus. Wegen einem Patrizier draufzugehen ist das Letzte, was ich in diesem Leben vorhabe"
    sagte er leise und ließ sich zurückfallen, um die Nachhut zu übernehmen. Dass er sich zu einem blöden Scherz hat hinreissen lassen, kam ihm selbst en wenig merkwürdig vor.


    Bei der Nachhut angekommen, ließ er seinen Optio aufrücken.
    "Hör zu, Imperiosus..."
    sagte er leise.
    "Ich muss noch mal zurück, der Flavier wird vermisst. Du übernimmst hier die Nachhut"
    Mehr sagte er nicht, wartete auch nicht irgendwelche Fragen ab, sondern klopfte seinem Vetter mit der Hand kurz auf die Schulter und bewegte sich zur zweiten Centuria.


    "Miles Iulius..."
    Er winkte den Iulier heran. An seiner Gestik erkannte man besser schnell, dass er keine laute Meldung erwartete und die ganze Sache lieber diskret behandelt haben wollte. Den Namen des Tesserarius kannte Avitus noch von den Wettkämpfen her, die er in Italia auf dem Exerzierplatz der Prima veranstaltet hatte.


    Avitus suchte weitere vier Männer der Zweiten aus, Milites, die er noch aus seiner Zeit als Princeps kannte. Er ließ sie ebenfalls antreten, dazu zwei weitere Mann, die ihre Rüstungen in die Castra mitnehmen würden. Avitus wollte so wenig Gewicht wie möglich mitnehmen, um so beweglich wie möglich zu sein. Das Scutum und der Helm würden als Schutz reichen müssen. Sie ließen sich zurückfallen...
    "Rüstungen abnehmen. Ihr beiden..."
    er blickte zu den beiden, die diese entgegennehmen sollten
    "... bringt sie in die castra. Wenn jemand Fragen stellt, ihr handelt auf direkte Anweisung des primus pilus. Die anderen folgen mir..."
    Er entledigte sich seiner Rüstung, nahm die Crista vom Helm ab, nahm sein Schild, setzte seinen Helm auf und blickte die Milites erwartungsvoll an.
    "Ruhe bewahren, keinen Mucks. Miles Iulius, du übernimmst die Nachhut. Bereit? Dann los..."
    sagte er und der kleine Spähtrupp, bewaffnet nur mit den Gladii, entfernte sich im Laufschritt vom Rest der Truppe, zurück in die Richtung, in der sie eben noch den Schwertkämpfern gegenüberstanden und von den Bogenschützen beschossen wurden. Irgendwo da draussen musste der Flavier sein. Glücklicherweise zeichnete sich am Horizont bereits ein fahler Schimmer ab, so dass sie nicht gänzlich im Dunkeln tappen mussten.


    Dass er den anderen nicht mitgeteilt hatte, worin ihr Auftrag bestand, lag daran, dass Avitus wie selbstverständlich davon ausging, dass sie Milites ohnehin begriffen hatten, dass sie ihren Centurio suchten.


    Sim-Off:

    Hab mal gelesen, dass es nicht unüblich war, dass Legionäre bei Bedarf ohne Rüstung agierten.

  • Tiberius Vitamalacus verharrte auf Ajax fast regungslos am Tor, bis er genau erkannte, das die Kohorten auf dem Rückweg waren. Dann erst wandte er sich wieder dem Geschehen im Lager zu, blickte über die Köpfe der Miles hinweg, die immer noch im Intervallum bereit stand, die während des ganzen Angriffes hinter ihren Schilder in Deckung gestanden hatten.


    Der Pfeilhagel, der über die Legionen niedergegangen war, war nicht zu übersehen, in den meisten Schilden steckten ein oder mehrere Pfeile, doch der Schildwall schien auf den ersten Blick unbeeinflusst. Wie von einer Legion erwartete werden konnte, waren dort, wo der Beschuss Lücken gerissen hatte, Legionäre zusammen- und nachgerückt, um den Schildwall zu schliessen.


    Jetzt kamen die ersten Meldungen über die Verluste in den eigenen Reihen, natürlich gab es Tote und Verletzte, wie nicht anders zu erwarten, aber letztlich war es nur ein Geplänkel, was sich auch in den Zahlen wieder spiegelte, welche der Scriba des Tribuns auf seiner Wachstafel notierte, die dann dem Legatus geschickt werden würde.


    Die Gesichtsfarbe des Publius Paconius Philogenes, dem Scriba des Tribuns, glich dem fahlen Mond, so bleich war er. Mittlerweile war es sich sicher, das dieser Tribun noch einmal sein Tod sein würde, das hatte er schon am ersten Tag in Mantua geahnt, doch mittlerweile war er sich sicher. Während des Angriffes hatte er sich möglichst immer in Deckung gehalten, hatte probiert, sich hinter seinem Scutum so klein wie möglich zu machen und dennoch immer probiert in der Nähe des Tribun zu bleiben.

  • Hinter dem Tor wartend erkannte Priscus erst relativ später die anrückende größere Gruppe von Soldaten, die wohl die ausgerückten Kohorten waren. Er erkannte den Praefectus Castrorum an der Spitze, dann auch einige Feldzeichen. Wenig später hatte er auch das Zeichen seiner Centurie entdeckt und wechselte schnell auf die andere Seite der Lagergasse, weil die Männer wohl auf dieser Seite einmarschieren würden. Erstaunt bemerkte er, dass der Centurio nicht bei den Mänenrn marschierte und auch sonst nicht zu entdecken war. Der Primus Pilus war aber auch nicht zu entdecken, zumindest nicht auf den ersten Blick. Vielleicht waren sie ja schon auf anderem Wege zurückgekehrt oder hatten sich irgendwo mit einem Tribun getroffen. Priscus nahm das Marschtempo auf und bewegte sich neben den Signifer. "Na, wie lief's? Und wo habt ihr den Chef gelassen?"

  • Der Rückzug wurde angeordnet und Sparsus ließ sich nach hinten fallen um die Nachhut zu bilden. Als ihm der primus pilus deutete zu ihm zu kommen, fragte sich Sparsus was denn nun noch sei. Er gab Marcellus kurz Anweisung die Nachhut zu Überwachen und ging zu Avitus.


    "Dominus."


    Als es hieß Rüstung ausziehen wusste Sparsus das sie wohl den Centurio suchen würden. Er gab sein Kettenhemd an eine der miles weiter und reihte sich hinten ein. Er riss sich einen Streifen Stoff von seiner Tunika ab und band ihn sich fest um das Loch in seiner lnken Hand. Der Griff des Scutums war schon ganz rutschig. Bei einem kräftigen Schlag wäre es ihm kurzer Hand weg geflogen.

  • Zitat

    Original von MARS
    Der Lärm des Kampfes wurde dumpfer, dann war es still. Der Soldat hockt alleine, zusammengekauert in einem weiten Rund. Und in diesem Rund erheben sich plötzlich Stimmen. Nicht eine, nicht zehn, nicht hunderte und auch nicht tausende. Nein, es schallte bald wie aus zehntausenden rauhen Kehlen.


    "Steh' auf, wenn du ein Römer bist!
    Steh' auf, wenn du ein Römer bist!
    Steh' auf, wenn du ein Römer bist!
    Steh' auf, wenn du ein Römer bist..."


    Was war das? Wo war ich?! Wie war ich auf einmal hier hergekommen?! Endlose leere Reihen erstreckten sich um mich. Es schien ein riesiges Amphitheater zu sein. Ganz alleine sass ich auf einer der Bänke, zusammengekauert, die Arme um die Knie geschlungen. Ganz allein, bis auf die Stimmen. Unheimlich erhoben sie sich in dem Rund, riefen immer lauter, hallten dröhnten... Wo kamen die her?! Hektisch wandte ich den Kopf zu allen Seiten. Niemand zu sehen. Das Rufen schwoll immer weiter an, schlug über mir zusammen wie ein Orkan. Steh auf!
    Hastig sprang ich auf die Füße und starrte, vom Lärm umtost, in das weite Rund. War ich ein Römer? Kein wahrer jedenfalls, nur ein schlechter, der nicht mal einen Feind erledigen konnte. Der Chor der Stimmen war ohrenbetäubend, das Amphitheater zitterte schon von dem dröhnenden Hall aus abertausend Kehlen, dieser schwindelerregenden Anklage! Risse liefen durch die Fassade, breiteten sich aus...
    Ich floh. Rannte einfach los, um den Stimmen zu entkommen. Durch einen klaffenden Riss in der Mauer drängte ich mich hindurch, schlüpfte hindurch und rannte, rannte, rannte immer weiter bis ich die Stimmen nicht mehr hören konnte....


    ...und fand mich am Fuße der Böschung wieder, wo ich mit dem Parther gekämpft hatte, und wo so plötzlich das ganze Grauen auf mich eingestürmt war. Dort wollte ich nicht bleiben. Das blutverkrustete Gladius in der Hand stieg ich den Hang hinauf. Ich sah das Lager vor mir, aber dorthin mochte ich nicht zurückkehren, zu all diesen wahren und grausamen Römern, zu denen ich nicht dazugehörte. Also wandte ich mich ab und ging in die Hügel hinein. Eine felsige Kuppe ragte vor mir auf, da stieg ich hinauf, um meinen Weg zu überblicken. Von dort sah ich die Sonne aufgehen, ein Kranz goldener Strahlen, die gleissend den Himmel erhellten. Unter mir erstreckten sich weite Täler, ich sah große Vögel am Himmel kreisen, und bekam Lust etwas in die Tiefe hinabzuwerfen. Da war immer noch das Schwert in meiner Hand. Weit holte ich aus, und schleuderte es von mir. Es flog durch die Luft, drehte sich und blitzte schön im Sonnenlicht, verschwand dann in der Tiefe. Ich lachte erleichtert und ging weiter.
    Die Sonne stieg höher. Meine Rüstung lastete schwer. Ich war auf einem weiten Feld angelangt, das ganz von schwarzer Asche bedeckt war. Zuerst nahm ich den Helm ab. Da konnte ich schon viel freier atmen. Dann zog ich die Rüstung aus, und das Cingulum militare, lies sie einfach am Rande des Feldes liegen, als ich weiterging. Die Asche federte so weich unter meinen Füßen, da bekam ich Lust, die Flocken unter den nackten Sohlen zu spüren. So streifte ich zuletzt noch die Caligae ab und watete barfuss durch die Asche hindurch. Sanft und flaumig strichen die Flocken um meine bloßen Füße... Ich war so leicht!
    Und je weiter ich kam, um so deutlicher sah ich, dass sich unter der Asche schon neues Leben regte. Frisches Grün spross dort, wuchs und trieb Knospen, durchbrach die dunkle Aschendecke, reckte sich unbesiegt zur Sonne empor.
    Statuen lagen rechts und links meines Weges in diesem Feld verstreut. Es waren alles Kriegsherren, erkannte ich, große Generäle und Schlachtenlenker der Geschichte, die hier, von ihren Sockeln gestürzt und geborsten, nur noch Trümmer waren... Und schon schlangen sich Ranken um diese Überreste, überwucherten die Ruinen, tilgten jede Spur dieser Männer, die einstmals so viel Schrecken verbreitet hatten, soviele in den Tod geschickt hatten.
    Ein Wind ließ die Asche aufstieben, feiner Staub streifte meine Wangen wie die Flügel eines Nachtfalters. Immer höher wuchsen die Pflanzen um mich. Knospen brachen auf und erblühten. Es war ein Meer von Blumen, durch das ich hindurchschritt, von einer tiefen Glücksseligkeit erfüllt, und so leicht, so unsäglich leicht, dass mich schließlich der Wind fasste und mit sich trug... ganz weit weg, der Welt und ihrem Blutvergießen für immer entrückt...


    ~ ~ ~


    ...und wiederum fand ich mich am Fuße der Böschung wieder, wo ich mit dem Parther gekämpft hatte, schreckte auf aus dem Dahindämmern, in das ich, zusammengekauert, taub vom Schrecken verfallen war. Ein schöner Traum war das gewesen - bis auf den bizarren, unheimlichen Anfang - doch er verflog sofort als ich die Augen öffnete, und die Wirklichkeit mich ansprang. Mein Arm schmerzte sehr, war blutüberströmt, und ich hatte Prellungen und Schürfwunden am ganzen Körper. In meinem Mund schmeckte ich bittere Galle. Ich stand auf, wobei mir ziemlich flau wurde, hielt das Gladius fest umklammert und sah mich benommen um. Ein klein wenig heller schien es geworden zu sein. Der Boden vor mir war zertrampelt, ein großer Blutfleck hob sich dunkel, nahezu kreisförmig dort ab, und eine Schleifspur führte davon weg in Richtung des dichten Buschwerkes. Menschen sah ich keine. Und still war es. Der Lärm des Gefechtes, das doch eben noch getobt hatte, war nicht mehr zu hören. Ich war allein. Verdammt, ich musste schnell zum Lager zurück, bevor mich noch irgendwelche Parther erwischten! Hoffentlich war es noch nicht abgebrannt oder erobert.
    Einen kurzen Augenblick lang stellte ich mir vor, dass ich es doch auch so wie in meinem Traum machen könnte: einfach fortgehen, das Grauen des Krieges hinter sich lassen, niemals wieder kommen... Aber dass das Selbstmord gewesen wäre, war mir natürlich klar. Nein, ich wollte weder verdursten noch vom Feind niedergemacht noch von meinen Kameraden wegen Fahnenflucht gekreuzigt werden.


    Natürlich sollte niemand wissen wie schmählich ich beim Töten versagt hatte. Das Krummschwert des Parthers lag noch auf dem Boden. Ob er es wohl bis zu seinen Leuten zurück geschafft hatte, fragte ich mich unwillkürlich, obwohl ich doch wusste dass ich darüber nicht nachdenken sollte. Vielleicht war er auch seiner Verletzung erlegen, irgendwo da hinten im Gebüsch... Ich schauderte, und hob schnell das Schwert auf, steckte es in den Gürtel. Als Trophäe.
    Dann wandte ich mich dem Hang zu, ging mit weichen Knien ein paar Schritt. Beinahe wäre ich über meinen Schild gestolpert. Da war er also gelandet! Den hätte ich vorhin haben sollen! Ich wuchtete mir den Riemen über die rechte Schulter und begann mühselig die Böschung wieder hinaufzuklettern. Jeden Moment verharrte ich, hielt mit klopfendem Herzen Ausschau nach Feinden.


    Zitat

    Original von Lucius Artorius Avitus
    ...und der kleine Spähtrupp, bewaffnet nur mit den Gladii, entfernte sich im Laufschritt vom Rest der Truppe, zurück in die Richtung, in der sie eben noch den Schwertkämpfern gegenüberstanden und von den Bogenschützen beschossen wurden...


    Gerade hatte ich den Rand erreicht, hielt mich an dem Stamm eines knorrigen toten Baumes aufrecht, als Schritte in der Nähe erklangen. Mehr als einer schien das zu sein. Und wohl kaum Kameraden, denn es fehlte das charakteristische Geräusch, das unsere Rüstungen beim Gehen machten. Eisig lief es mir den Rücken hinunter. Und da sah ich schon, nur schemenhaft in der beginnenden Morgendämmerung, einige Gestalten vor mir sich nähern! Bei allen Göttern! Zum Abhauen war es zu spät. Ich presste meinen Rücken an den Stamm des Baumes, umkrallte mein Gladius, und versuchte verbissen, den Schild mit dem verletzten Arm zu halten. Entsetzt starrte ich ihnen entgegen, aschfahl im Gesicht. Aber... Moment mal! War das nicht...-

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Wahrend der Terentier die ersten Versuche machte, vergeblich Informationen aus dem Gefangenen heraus zu holen, hatte Abdul auf einen kleinen Klapptisch diverse chirugische Instrument platziert. Das hatte er betint langsam getan, so das die Gefangene auch wirklich mitbekamen, was dort auslag. Nicht, das er davon aus ging, das die Parther verstehen würden, wofür die diversen Zangen, Sägen und Messer denn dienen würden, geschweige denn die zwei anderen Geräte aus Metall.
    Aber allein der Anblick würde bei den Gefangenen die schlimmsten Vorstellungen von den Schmerzen, die ihnen noch blühen würde.


    Als der Parther in seiner Heimatsprache zu sprechen begann, horchte Abdul auf, kam ihn das gesagte doch bekannt vor, klang es doch so ähnlich, wie das Kauderwelsch, wie er es mal in einem kleinen Dorf gelernt hatte, aus dem seine Mutter stammte. Er galubte zumnindest Bruchstücke der Worte des Parthers zu verstehen.


    "Tribun, ich glaube, er schimpft dich gerade einen Hornochsen," meinte er, während er auf den Parther zu ging. "Ich kann probieren, zu übersetzen, zumindest bis wir einen richtigen Dolmetscher gefunden haben."


    Sicher gab es im Zug der Legionen irgendwo einen Dolmetscher, aber Abdul wusste auch nicht, ob dieser das ertragen würde, was nun folgen würde.
    Kurz blickte der Medicus in den Mund des Parthers, schüttelte leicht den Kopf.


    "Erlaube mir die Bemerkung, das wenn du so weiter machst, er recht schnell Tot sein wird, noch bevor er vielleicht zu reden beginnt. Die Schmerzen, welche man ihn zufügt, müssen sehr dosiert eingesetzt werden."


    Wie um seine Worte zu unterstützen, öffnete er den Mund des Parther, fixierte ihn mit Daumen und Zeigefinger, so das sich der Parther selbst die Wange aufbeissen würde, sollte er auf die Idee kommen, zu zu beisen.


    "Deine Schläge haben zum beispiel diesen Zahn gelockert," sagte er nüchtern, wie ein Dozent in einer Vorlesung, an dem losen Zahn recht unsanfft rüttelnd, "effektiver wäre es, wenn man mit einer dieser Zahnen da auf dem Tisch, einen Zahn zerbricht. Danach reicht eine kleine Berührung, dem Mann unverstellbare Schmerzen zu bereiten."

  • Licinus wollte gerade den Arzt holen gehen, als dieser von seinem Instrumententisch wegtrat und auf den tribunus um zu übersetzen, aslo zog er sich wieder einen Schritt zurück und lauschte den Erläuterungen des Arztes.
    Komisch war dieser Mann, er entsprach so gar nicht Licinus vorstellung eines solchen, er schien viel mehr Interesse daran zu haben, einen Menschen gesund zu machen, als daran einem möglichst viel Qual zu bereiten.
    So schwor er sich innerlich im Falle einer Verwundung alles zu tun um von einem anderen Arzt behandelt zu werden, egal wieviel es ihn kosten würde.


    Dann viel Licinus etwas gravierendes auf: Sie hatten zwar Soldaten hier, Folterwerkzeug, aber eines fehlte anscheinend: Wachstafeln! Irgendwo mussten die Ergebnisse des Verhörs ja festgehalten werden, und so raunte er dem nächststehenden miles zu:


    "Aulus, beschaff uns doch ein paar Wachstafeln und einen stilus. Und zwar schnell!" woraufhin der miles den Platz verließ und nach einem kurzen Moment mit dem gewünschten wieder auftauchte, Licinus wunderte sich zwar etwas über die Geschwindigkeit, in der Aulus die Besorgung erledigt hatte, beschloß aber, dass es besser war nicht nachzufragen.

  • Nun zahlte es sich aus, jenes harte Training auf dem Campus, das er veranstaltet hatte. Jene Märsche und Laufübungen, die die Ausdauer steigerten. Und Avitus war froh, bei den meisten selbst mitgemacht zu haben. Alles, was er seinen probati und milites zumutete, war er bereit und in der Lage, auf sich zu nehmen. Darauf hatte er bei der Ausbildung stets großen Wert helegt.


    Im ersten Moment hatte Avitus nicht gewusst, wo er nach dem vermissten Centurio überhaupt suchen sollte. Vermutlich irgendwo in der Nähe des Ortes, an dem die Zweite gestanden hatte. Zumindest, wenn er tot war, würde sein Leichnam irgendwo unweit dieser Position liegen.


    Plötzlich gab es Geräusche links von ihnen. Hufgetrampel und einige Schreie. Offenbar ritten einige Reiter an ihnen vorbei. Der Sprache nach, irgendein unverständliches Gebrabbel, waren es wohl Parther. Offenbar gehörten sie zu der Nachhut, die sich zurückzog. Avitus schätzte die Entfernung auf etwa siebzig bis achtzig Passus ein [simoff: rund 100 m].
    "Runter..."
    zischte er und ging in Deckung. Es war keine Feigheit, die ihn dazu bewog, den Kampf zu meiden, sondern Vernunft. Ungepanzerte Legionäre ohneFernwaffen, sechs Mann an der Zahl, waren ein gefundenes Fressen für berittene Bogenschützen. Man würde sie aus der Ferne niedermachen und ihnen anschließend die Köpfe abhacken. Oder sie an den Beinen festbinden und an dem Lager vorbei und anschließend durch diese verdammte Wüste schleifen. Das würde kein gutes Zeichen für die Legion sein, wenn man ihr ihren Ersten Speer von Pfeilen durchsiebt so vorführen würde. Nicht gut für die Moral der Truppe...


    Angestrengt starrte Avitus in die Richtung, aus der die Geräusche kamen, die Lippen fest aneinander gepresst. Langsam zog er sein Schwert, die Finger seiner Hand umklammerten eisern dessen Griff. Ein Schweißtropfen ronn ihm die Schläfe runter. Die Milites neben ihm verharrten leise in knieender Stellung, waren hinter ihren Scuta in Deckung gegangen, in Erwartung dessen, was kommen mochte.


    Die Reiter entfernten sich. Offenbar waren Avitus, Sparsus und ihr kleiner Trupp unbemerkt geblieben. Avitus blickte zum Miles neben ihm, lächelte und nickte knapp.
    "Die haben uns nicht bemerkt..."
    flüsterte der Miles.
    "Gut so. Los, wir müssen weiter... Wir schwärmen aus und durchkämmen die ganze verdammte Gegend, wenn es sein muss. Bleibt nah beieinander, sieben passus, nicht mehr. Und haltet die Augen auf..."
    Auch Avitus flüsterte. Man konnte nie wissen, was sich unweit vor, neben oder hinter ihnen abspielte. Er erhob sich, nahm sein Scutum auf.
    "Agite..."
    Avitus setzte sich langsam in Bewegung, führte die kleine Truppe weiter, auf der Suche nach dem vermissten Centurio, hörte aufmerksam auf die Geräusche in der Umgebung.


    Einige Minuten vergingen, in denen die Suche erfolglos geblieben war. Sie näherten sich einem knorrigen toten Baum, dessen Stamm sich gegen die beginnende Morgendämmerung schemenhaft abzeichnete...

  • Die Reiterei zog sich wieder ins Lager zurück, einige Verluste hatten sie verloren,
    "Decurio, gebe mir eine Liste mit den Gefallenen, versorge die Männer, und die Tiere, kümmer dich um alles wichtige. Ich muss meine Wunde verarzten lassen. Ach und schicken sie diesen jungen Tiberier zu mir, es sind wieder Plätze frei geworden..."
    meinte Numerianuns makabererweise und ging zum Lazarett...

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Das bellende Kläffen eines Schakals drang tief in die Schwärze von Marcus Geist. Er schwebte hinweg über das schwarze Land, sah hinab auf die Ödnis der syrischen Wüste. Flügel rauschten um ihn herum, zogen ihn fern von all dem, was er das Leben nennen würde. Hinweg in ein anderes Land, eines ohne Körper, ohne Sein, ohne Physis. Immer wieder vernahm er das Bellen der Wüstenhunde, die sich wie Geier über das Aas her machten. Schmarotzer der Öde, die Hinterlistigen unter dem Tierreich. Frostklirrend, seltsam kalt war es im Nichts, was ihn umschlang und nicht mehr loslassen wollte. Und Marcus kämpfte nicht dagegen an, ließ sich tiefer hinweg gleiten.


    Das Leder des Parthers ächzte leise auf als er ausholt um den tödlichen Schlag zu schwingen. Arsarkes war sein Name. Nicht mehr als fünfundzwanzig Lenze zählte der junge Parther, doch sein ganzes Leben lang hatte er dem Ziel gewidmet in den Krieg ziehen zu dürfen. Ein Soldat seines Herrschers zu sein. Nun würde sein Schwert das Blut trinken, was danach suchte, das große Reich der Parther anzugreifen. Genauso überzeugt von der Richtigkeit seines Tuns – wie auch Flavius Aristides- war er des Nachts in den Kampf gezogen und genauso würde er den Römer unter sich töten. Ein Römer weniger, der das Schwert führen konnte, der durch das Land zog und sich aufführte wie die Herren der Welt. Außerdem hatte er gerade mit seinen Adleraugen ausmachen können, wie der Römer einen seiner Kameraden erstochen hatte. Nur ein: „Warte!“ aus dem Mund seines Begleiters, mit dem er sich in die Dunkelheit zurück ziehen wollte, ließ ihn inne halten. Das Schwert hing wie ein drohendes Damoklesschwert über Aristides. Der Zweite, verletzt und leicht humpelnd, trat heran und tippte mit seiner Fußspitze gegen Marcus Helm.


    „Ein Kommandant!“
    „Und?“
    „Womöglich ist er gut als Gefangener. Er kann uns vielleicht Informationen liefern.“
    „Na gut, wenn nicht verkaufen wir ihn. Als Sklaven. Wenn er überlebt.“


    Der Andere nickte zustimmend. Beide sahen hoch, Reiter preschten vorbei, das Getümmel schien ab zu ebben. Gemeinsam schleiften die Männer Aristides hinauf den Hang. Nur einmal verfing sich der cingulum militare an einem dicken Ast. Entnervt riß der Parther den Gürtel hinab, der scheppernd einige Meter hinunter fiel. Auch Schild und Schwert ließen sie zurück.


    „Danke.“
    „Wofür?“
    „Na, Du hättest mich auch zurück lassen können.“
    „Wozu dienen wir in einer Einheit? Ich hole die Pferde. Du wartest hier mit Deinem verletzten Fuß.“


    Blassblau zeichnete sich das erste Licht am Horizont ab. Der zweite, verletzte Parther kauerte neben Marcus auf den Boden und sah hinab auf das Flußtal. Einige Meter erhoben befand er sich und beobachtete die Bewegungen unter sich. Nur einen Moment hörte er noch das Knirschen, die die Schrittes seines Kameraden verursachte. Mit verengten Augen hielt er Wache und lauschte in die Dunkelheit. Ein Stöhnen drang aus Aristides Lippen. Es schien ein Flüstern zu sein. Doch Zuhabra, der zweite Soldat, verstand kein Latein. Auch interessierte ihn das Gebrabel des Feindes nicht.



    Zitat

    Original von Camillus Matinius Plautius
    „Meldung an den Signifer von der 2. Centurie I. Kohorte. Er soll in Abwesenheit des Optios und des Centurios das Kommando übernehmen. Wir rücken ab! ....


    Der Signifer vernahm die Anweisung des praefectus. Der Rest der zweiten centuria hatte sich bereits um ihn herum versammelt. Titus Orbius Laevus war schon ein alter Veteran. Es war nicht die erste Schlacht, das erste Geplänkel, was er erlebt hat und bei weitem nicht der erste centurio, der im Gefecht entschwunden war. Doch es würde wohl sein letzter Feldzug sein. Das Wetter gegerbte Gesicht des Veteran wandte sich den Soldaten zu. Auf Schilden oder zwischen zwei Soldaten wurden die Verletzten mitgeschleppt. Tatsächlich hatten sie auch zwei Parther gefangen nehmen können, der Rest war jedoch geflohen oder hatte den letzten Weg angetreten. Geschlossen und selbst – wenn möglich- die Toten mit sich ziehend, kam die zweite centuria wieder zurück ins Lager.


    „Bringt die Verletzten ins valetudinarium.“


    Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    Priscus nahm das Marschtempo auf und bewegte sich neben den Signifer. "Na, wie lief's? Und wo habt ihr den Chef gelassen?"


    Mühsam schleppte sich der ein oder andere Soldat in die benannte Richtung. Gerade wollte sich Laevus umwenden als schon Priscus auf ihn zutrat. Schnell hob Laevus die Hand und schlug sie gegen seine Rüstung, salutierte. Blut verklebte das Metall seiner lorica. Er war völlig erschöpft und verschwitzt unter seinem Helm. Seine Finger friemeln am Helm herum und mit einem Arm hält er das Feldzeichen fest. Erst nach einer langen Weile kann er den Helm lösen und atmet erleichtert auf. Ratslos zuckt Laevus mit der Schulter. Er hatte nicht wirklich gesehen, wohin ihr centurio verschwunden war. Aber er war in dem Augenblick auch zu weit weg gewesen.


    „Der ist uns abhanden gekommen, optio. Womöglich ist er tot. Aber ansonsten lief es gut. Aber es sind doch einige Verluste zu beklagen. Genaue Zahlen kann ich Dir noch nicht nennen, optio. Die Verletzten habe ich zum valetudinarium geschickt.“

  • Appius lauschte den Ausführungen der Arztes, ein irgendwie seltsamer Mann aber gut, die Legion beherbergte so einiges an komischen Leuten.
    "Nungut da hast du vielleicht nicht unrecht, andererseits würde sein Tod vielleicht den anderen zeigen, wie ernst ich es meine. Versuchen wir also deine Metohde. Bitte fang an ich bin gespannt."
    Er wandte sich mal wieder an den Miles:" Ah ich sehe du hast schon die Tafeln geholt. Sehr schön. Schicke jemanden los der einerseits den Tribun benachrichtigt, daß wir nun anfangen, und zum anderen soll der einen Übersetzer auftreiben. Einen Kundschafter oder sowas."


    Er selber würde sich auf das Verhör konzentrieren, es konnte sicherlich nicht schaden auch dahingehend etwas zu lernen.

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