Vormarsch nach Edessa: Die sechste Nacht - Sie kamen aus der Dunkelheit...

  • Aristides bot kein gutes Bild. Wenn er nicht in der Lage war, sich selbstständig aufzurichten, war an aktiven Dienst derzeit nicht zu denken. Er konnte von Glück reden, einen fähigen Mann als Optio unter sich zu haben, einen Mann, dem er die Leitung seiner Centuria ohne Bedenke anvertrauen konnte und der Respekt unter den Männern genoß, nicht nur der denen der zweiten Centuria.


    Während die Milites dem Flavier wieder auf die Beine halfen, ging Avitus rüber zum anderen Pferd, auf dem der junge Parther, nach wie vor regungslos, quer lag. Blut tropfte aus der Wunde, die Avitus ihm mit dem Griff seines Gladius an der Schläfe zugefügt hatte und der kleine Stein, der genau unter dem gesenkten Kopf des Parters auf dem Boden lag, wurde mehr und mehr rot. Avitus packte ihn bei den Haaren und zog den Kopf etwas höher. Wenn er tot war, brauchten sie ihn nicht weiter schleppen und konnten die Leiche hier zurücklassen, zur Freude der Aasfresser. Wenn er wieder bei Bewusstsein war, wollte er sicher gehen, dass der Mann nicht auf dumme Gedanken kam und an eine Flucht nicht einmal zu denken wagte. Er blickte in das Gesicht des Parthers...

  • Die ersten Sonnenstrahlen glitten über die Felsenformationen. Die Schatten wanderten weiter, warfen lange Abbilder ihrer Originale und die erste morgendliche Wärme suchte danach die frostige Kälte zu vertreiben. Denoch war die Rüstung von Marcus eiskalt und schien noch mehr an ihm Zerren zu wollen. Kopfschüttelnd zog Marcus wieder den Helm vom Kopf und reichte ihn an Serapio weiter. Denn er war schon froh gewesen, daß dieser ihm den abgenommen hatte. Nur mit größter Anstrengung konnte Marcus ein Keuchen unterdrücken als ihm unter die Schulter gegriffen wurde. Denn der Pfeilschaft schien sich noch mehr in ihn reinzubohren. Aber irgendwie mußte er nun auf die Beine kommen. Marcus spürte den Boden unter sich und ein Schwindeln. Aber langsam ging es besser und die Leichenfarbe- die vermeintliche- wich aus seinem Gesicht.


    „Danke, milites.“


    , presste Marcus zwischen – den Schmerzen wegen - zusammengepressten Zähnen. Der rote Fuchs schüttelte unwillig den Kopf als er seine Hand in seine Mähne grub, um sich auf das Pferd zu erheben. Lieber wäre Marcus zu Fuß – immerhin war das auch seine Profession – in das Lager zurück gekehrt. Aber es sollte wohl nicht sein. Mit Hilfe der Soldaten schwang sich Marcus auf das Pferd. Steine polterten hinab und Marcus konnte das erste Mal in das enge Flußbett sehen. Körper, überall sah er die Toten der Nacht. Ob es Römer oder Parther waren? Marcus vermochte es nicht zu trennen.


    Unter der Berührung des primus pilus zuckte der junge Parther zusammen. Doch das Stöhnen und der flache Atem zeugte davon, daß es schlecht um dem Mann stand. Womöglich würde er den Morgen nicht durchhalten. Vielleicht doch.


    Marcus sah zu dem Körper des Parther, wußte nicht recht, warum dieser gefangen genommen war. Als er Jenseits von Gut und Böse war, hatte er freilich nichts davon bemerkt.


    „Verschwinden wir, ehe noch mehr von denen kommen, centurio, hm?“


    Und auch jene Nacht hatte ein Ende, ebenso der Vorstoß dieser drei Soldaten um einen einzigen centurio zu retten. Die Hufen klapperten, die Schritte hallten im Tal wieder. Das Krächzen der Geier verfolgte Marcus bis weit aus dem Tal hinaus. Boten von Tod und Verderben, Zeugen eines Krieges.


    --------- Im Lager zurück gekommen -------------


    Mühsam glitt Marcus von dem Rücken des Pferdes. Seine Augen suchten das Lager ab. Ordnung war wieder eingekehrt. Die Wachen standen auf dem vallum und um die Brandreste wurde sich bereits gekümmert. Rauchsäulen stiegen in den Himmel, doch es waren die von den Lagerfeuern der Soldaten, die sich bereits puls kochten. Der Schmerz in Marcus Schulter war nicht besser geworden- im Gegenteil. Mit einer hochgezogener Augenbraue musterte er den Jüngsten aus seiner Truppe. Recht käsig sah er um die Nase aus und ziemlich verängstig. Warum, das fragte sich Marcus nicht. Das waren wohl noch die Auswirkungen des Scharmützels gewesen. Marcus wandte sich an Avitus und nickte ihm zu -halb gegen das Pferd gelehnt, um nicht wieder aus den Latschen zu kippen.


    "Danke, centurio. Ich stehe in Deiner Schuld."


    Und so meinte es Marcus auch. Und ein Flavier würde so etwas auch nicht vergeßen. Derweil besah sich Marcus auch Sparsus. Herrje, der war auch verletzt? Na, da half nix.


    "Milites, kommt, ab ins Lazarett. Die medici werden es nicht unbedingt besser machen, aber eure Verletzungen sehen zu übel aus."


    Zudem wollte Marcus nicht zugeben, daß er womöglich unterwegs noch mal Hilfe gebrauchen könnte. Langsam - und mit der Gefahr jederzeit wieder umzukippen - schlich sich Marcus in Richtung des Lazaretts.

  • Nachdem er dem Centurio in den Sattel geholfen hatte nahm Sparsus wieder die Zügel der beiden Pferde und folgte dem PP zurück ins Lager, wobei er unterwegs jedoch wieder seine Schuhe holte. Ob er wohl irgendwo her ein paar Ersatzsocken bekommen könnte? Diese waren ganz schön zerschlissen. Aber viel Hoffnung hatte er nicht, denn immerhin waren sie in Feindesland und er glaubte nicht so recht, das irgendwer noch ein paar Socken für ihn hatte.
    _____


    Im Lager angekommen verabschiedete scih Sparsus noch vom PP und von Serapio mit einem Vale und ging dann hinter seinem Centurio her, wobei er darauf achtete das dieser nciht umkippte. Sowas machte ja immerhin kein gutes Bild. Obwohl der Centurio auch so im Moment nicht sehr gut aussah. Im lazaret wurde Sparsus Hand mit wenig Wasser notdürftigst gesäubert und verbunden. Der Medicus sagte Sparsus das das schon wieder zuwachsen würde. Immerhin war es j en klatter Durchschuss. Sparsus sollte nur darauf achten die linke Hand nciht zu stark zu beanspruchen. Was wohl hieß das er kein Schild mehr tragen durfte. Wie gut das das nur ein Ratschlag und kein Befehl war, denn in der Schlacht war bekantlich schlecht kämpfen ohne Schild.

  • Priscus war irgendwo im Lager unterwegs gewesen auf der Suche nach Informationen über seinen Centurio, so dass er von dessen Rückkehr zunächst nichts mitbekam. Dann aber erwischte er den ersten Soldaten, der ihm davon berichten konnte und ihn zum Lazarett schickte. Priscus sprintete los und kam wenig später dort an. Langsam war es heller geworden und sein suchender Blick wurde bald fündig.


    "Centurio, willkommen zurück." Mehr sagte er erst einmal nicht, während er grüßte. Der Centurio sah nicht taufrisch aus und seine verspätete Rückkehr war daher wohl unfreiwillig gewesen.

  • Avitus blickte dem Parther ins Gesicht. Er lebte noch. Er ließ los und der Kopf des Mannes sank wieder. So wie es ausah, würde er nicht lange durchhalten. Avitus kümmerte das nicht. Wenn schon nicht die Wunde an der Schläfe, dann spätestens der Verhör würde ihm den Rest geben. Wenn Aristides es nicht vorhe tat, denn so wie er den Parther ansah, beschlich Avitus das Gefühl, dass sie miteinander gewissermaßen "bekannt" waren. Wie dem auch sei, er nickte stumm, als der Vorschlag kam, in die Castra zurückzukehren. Er ging voran, in die Richtung, in der nach wie vor die vier Milites warteten, die er neben Sparsus mitkommen hatte lassen.


    ~~~

    Avitus nickte zurück.
    "Ich tat meine Pflicht, centurio"
    sagte Avitus, etwas müde, legte seine Hand auf den verspannten Nacken und neigte den Kopf einige Male langsam hin und her. Es knackte leise. Er tat stets das, was er von seinen Milites erwartete. Nicht mehr und nicht weniger.
    "Miles..."
    er deutete auf einen der Männer, die sie heute Nacht begleitete hatten.
    "Übergib den Gefangenen den Folterknechten und sieh zu, dass die Reiterei die beiden Pferde erhält"
    sagte er. Das war, wenn man die Verluste der Reiter bedachte, zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber besser als gar nichts.
    Mit einem
    "Sane, centurio" ~ Gewiss, Centurio
    nahm der Mann die Zügel und führte den Befehl aus.
    "Und iss mal was, du siehst scheisse aus"
    Warf der Artorier noch hinterher. Auch Avitus machte sich langsam auf den Weg zu seiner Einheit zurück. Er hatte die Nacht nicht geschlafen, war hungrig und hatte seit Stunden nichts mehr getrunken. Er sah nicht besser aus...

  • Noch immer völlig eingeschüchtert blickte ich dem Primus Pilus unsicher hinterher als er davonzog. War meine Strafe jetzt aufgehoben oder aufgeschoben... Blöde Unsicherheit. Mit dem Helm meines Centurios unter dem Arm folgte ich ihm und Sparsus ins Lazarett. Die Lorica, die ich auf dem Rückweg wieder eingesammelt hatte, hing lose über meiner Schulter.
    Völlig am Ende ließ ich mich da irgendwo hinplumpsen, und wartete inmitten anderer Verwundeter, stumm vor mich hinstarrend bis ich dran kam. Das war also Krieg. Ich wollte nach Hause.
    Ein Schrei drang an mein Ohr, erfüllt von entsetzlicher Pein, kaum mehr menschlich zu nennen.
    "Was ist das?", fragte ich erschrocken einen Capsarius, der gerade mit einem Tablett voll blutiger Instrumente vorbeikam. Quälten sie hier so die Verwundeten?
    "Das Verhör." meinte er trocken und ging an mir vorüber.
    Ich dachte an den Gefangenen, den wir mitgebracht hatten, und an den Blick des verwundeten Parthers unten an der Böschung. Es stimmte nicht, was mein Centurio mir gesagt hatte. Diese Leute auf der anderen Seite waren auch Menschen, vielleicht dachten sie anders, oder fühlten anders, waren womöglich wirklich grausam von Natur aus - aber sie hatten Schmerzen und litten genauso wie wir, das hatte ich gesehen. Und wahrscheinlich hatten die normalen parthischen Soldaten hier genauso wenig mit den Übergriffen auf irgendwelche obskuren Klientelkönigreiche zu tun wie ich... Aber ich wusste auch, dass das alles keinen Unterschied machte! Ich hatte ja keine Wahl, schließlich war ich jetzt Soldat...
    Ich muss mich abhärten, dachte ich verzweifelt, sonst steh ich das hier nicht durch!
    Irgendwann kam auch zu mir ein Medicus, reinigte den Schlenz an meinem Arm, und nähte ihn fein säuberlich zusammen, mit neun Stichen, die scheußlich weh taten. Leider machte er keine Anstalten mich als schwerverwundet und dienstuntauglich zurück in die Heimat zu schicken, und als ich ihn leise nach Opium fragte sah er mich nur mißbilligend an, und meinte so ein Kratzer sei kein Anlass dafür.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!