Eine ungeheure Verantwortung

  • Der Gang in die Curia Iulia war für ihn etwas selbstverständliches geworden. Jeden Tag schob er seine Füße zu morgentlicher Stunde voran, um die Halle zu erreichen, wo die Machtgefüge Italiens und einem Teil der Provinzen erörtert wurden.


    "Senatores ich stehe heute vor euch, um etwas ungeheuerliches anzusprechen. Vor vielen Monaten haben wir uns zu einer Lösung beim Bau des Ulpianum durchgerungen. Mit den Wochen begann sich auch etwas zu regen, um jenen prestigeträchtigen Bau in eine Baustelle zu verwandeln. Doch mit jeden Tag wir diese gefährlicher.


    Gestern erst wurde ein Mann von einem Steinsbrocken erschlagen, weil das Seil für dessen Aufzug zu gering bemessen war. Ein Mann unter vielen Opfern bisher. Das ist Normal werdet ihr denken, aber es sind vermeidbare Opfer. Wenn ich zu bedenken geben darf, das es Richtlinien, das es Kostenfaktoren gibt, die nur dafür gelten, was auf einem solchen Bau geschehen darf und sollte und was nicht, dann hoffe man auch, das diese Normen eingehalten werden. Als Magister der Architektur weiß ich wohl, wovon ich spreche und es ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, der zu brodeln beginnt. Sehen wir uns die Transportunfälle an, die während der Zeit geschehen sind, die der Marmor von den Umschlagplätzen am Tiber zum Bauplatz zurück legte, dann frage ich mich wo bleibt die Professionalität derer, die genau diese Aufgaben überwachen und ich frage mich erweitert dazu, ob es nicht sinnvoll wäre diese Tätigkeiten nurnoch jenen ausführbar zu machen, denen die passende Ausbildung zuteil wurde."




    PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    MAGISTER ARCHITECTURAE - SCHOLA ATHENIENSIS
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

  • Durus hatte sich ebenfalls wie gewohnt auf den Weg zum Forum gemacht. Allerdings hatten sich in seinem Falle eher die Sklaven auf die Beine gemacht, da er in einer Sänfte zu reisen pflegte. Nun saß er an seinem Platz bei den ehemaligen Aedilen und - wunderte sich. Zugegebenermaßen hatte er sich nicht sonderlich stark für das Ulpianum interessiert, aber ihm war nichts bekannt über übermäßig viele Tote und Planungsfehler...


    Daher erhob er sich


    "Verzeih, Senator Germanicus,


    aber mir ist nichts dergleichen bekannt. Vielmehr wundere ich mich, ob der kürzlich verschiedene Senator Prudentius nicht einen Architekten herangezogen hat. Oder was genau meinst Du damit, wenn du von unqualifiziertem Personal sprichst?


    Willst du uns etwas damit nahelegen, einen Magister Architecturae zum Bauleiter zu machen?"


    fragte er ohne Umschweife und es musste jedem klar sein, wen er damit meinte.

  • "Senator Durus..." wandte er sich dem Redner zu. "Es ist erschreckend, wie wenig du dich um die Sicherheit des römischen Volkes sorgst... ist es möglich, das dir in jeder Diskussion die nötige Objektivität fehlt, weil es von mir angefragt wurde? Es mag dir vielleicht ein Dorn im Auge sein, aber der Senat existiert als Stimme des Reiches nur, wenn jene auch erhoben wird."


    Dieser Mann war so tapsig wie ein Elefant in der Stadt und sollte sich eher seinen bisherigen Anwesendheiten im Senat widmen. Viel kam aus seinem Munde nicht und wenn dann nur Genörgel.


    "Mit nichten ist dies ein Versuch die Geschehnisse auf dem Baufeld zu meinem Vorteil zu wandeln. Dennoch nutze ich sie aus -auch dies mag im Hinblick auf die Toten stillos sein, aber nötig- , um auf die vielen Laien hinzuweisen, die Roms Standfesten erschaffen, renovieren und erhalten.


    Wenn wir uns dazu durchringen würden Absolventen der Schola Atheniensis Phoebi Apollonis Divini nurnoch als Baumeister dieses Staates zuzulassen, dann würde ich im Hinblick auf die Professionalität dieser Einrichtung darauf schließen, das in Zukunft mehr Leben beim Bau und auch danach verschont werden wird.


    Nötig dazu würden allerdings auch Kontrollen der Aedile sein. Mitunter sind es auch Einsparungen an Materialien, die die Gebäude so gefährlich machen."




    PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    MAGISTER ARCHITECTURAE - SCHOLA ATHENIENSIS
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

  • Diesmal war es Germanicus Avarus, welcher ein Thema einbrachte und Meridius wollte erst gehen, als er sich dann doch entschied, zu bleiben und abzuwarten um was es gehen würde. Wie er vermutet hatte, konnte es delikat werden. Nicht deshalb, weil die Tragweite der Diskussion über Wohl und Wehe der Nation entscheiden konnte, sondern weil es - ob zurecht oder nicht - mit privaten Angelegenheiten verquickt werden konnte. Der offizielle, oder aber vorgeschobene Grunde war die Sicherheit des römischen Volkes, wie Senator Germanicus betonte.


    Meridius musste schmunzeln, wenn vom Bau des Ulpianums eine Gefahr ausgehen sollte. War überhaupt ein römischer Bürger auf der Baustelle beschäftigt? Waren es nicht in der Gänze Sklaven und Peregrini? Kümmerte sich überhaupt jemand um die tausenden Baustellen im gesamten Imperium? Oder um die Schicksale der Sklaven in den Minen und Bergwerken, den Salinen? Täglich starben Arbeiter in den Docks von Ostia oder Alexandria.


    Auf der anderen Seite erhob er jedoch schwere Anschuldigen, wenn er unterstellte, die Unfälle würden darauf zurückzuführen sein, dass die Aedile ihrer Arbeit nicht pflichtbewusst nachgingen oder die entsprechenden Bauleiter würden gegen Standards verstossen. Es gab tausende Architekten im Imperium, selbst die Legionen bauten, als ehemaliger Praefectus Castrorum und Legatus Legionis wusste er, dass es überall im Imperium grandiose Bauleiter gab, welche nicht durch die Academie gegangen waren.


    Er erhob sich.


    "Senator Germanicus. Die Sicherheit Roms ist sicher nicht durch ein paar Unfälle auf diversen Baustellen, zu denen es täglich kommt, gefährdet. Ich denke daher nicht, dass es Aufgabe des Senats wäre, sich um diese Angelegenheiten zu kümmern, kann der Senat dem Schicksal doch nicht entgegenwirken, oder verhindern, dass es zu Unfällen kommt.


    Zweifelsohne verhält es sich anders, wenn sich herausstellen sollte, dass auf der Baustelle des Ulpianum die Sicherungsvorkehrungen nicht eingehalten werden, die Bauleitung ihren Pflichten nicht nachkommt und um des Profits Willen gepfuscht wird.


    Sollen wir das Deinen Worten entnehmen? Willst Du uns mitteilen, dass Du den zuständigen Ämtern und den Aedilen die Arbeit nicht zutraust? Hälst Du sie für unfähig?"

  • Macer fand die Diskussion halbwegs interessant, immerhin mal etwas neues, auch wenn es wohl letzlich wieder auf irgendein Gesetz hinauslaufen würde.


    "Wer ist denn überhaupt dort Bauleiter?", fragte er in die Runde seiner Nebensitzer. "Und wer auch immer mir das beantwortet möge dann auch noch sagen, ob dieser Mann tatsächlich keine geeignete Ausbildung hat."

  • "Faktisch rede ich nicht von der Baustelle im Allgemeinen. Ich war mir auch sicher das erwähnt zu haben, aber gut. Meine Worte, meine Befürchtung, meine Sorge richtet sich auf die mangelhaft ausgeführten Zuarbeiten und das Umfeld. Wenn man ein Gerüst nicht mit Stoffbahnen schützt und den Bereich darunter nur auf ein Minimum einschränkt, ist das in meinen Augen grob fahrlässig. Was wenn wie geschehen sich ein Stein löst. Rom ist eine Stadt mit vielen Einwohnern. Jeden Tag passieren zig Tausende diesen Bereich der Baustelle.


    Nimmt man sich die Meldungen zu den Transportrouten zur Hand, findet man ebenfalls Geschehnisse, die vermeidbar sind. Was wäre wenn man das Material zum Beispiel nur Nachts anliefert? Eine gute Planung läßt auch diese Möglichkeit zu und die Ausführung muß nicht ins Stocken geraten. Aber was sehen wir? Wir haben Gespanne, die mit einer Ausnahmegenehmigung, welche für dieses Objekt nunmal durchaus zu bekommen ist, die Straßen unsicher machen. Warum? Weil Kosten gespart werden müssen, weil Römer ersetzbar sind? Ich glaube nicht, das es im öffentlichen Interesse von Rom liegt Zahlen wie beim Bau des ägyptischen Kanals anzustreben. Für dich Meridus mögen das nur Sklaven und Ausländer sein. Für mich sind das wertvolle Ressorcen, um Rom weiterhin bei einem stehtigen Wachstum zuzusehen."


    Senator Macers Frage vermag er hingegen nicht zu beantworten. Noch nie sah er überhaupt einen dieser gelehrigen Baumeister auf dem Baufeld. Wohl aber auch aus dem Grunde heraus zu sehr sein eigenes Leben zu lieben und immerzu -so es nur möglich ist- einen weiten Bogen darum zu schlagen.




    PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    MAGISTER ARCHITECTURAE - SCHOLA ATHENIENSIS
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

  • "Du glaubst, dass es sicherer ist, in der nächtlichen Dunkelheit mit schweren Baumaterialien zu hantieren? Wenn die Arbeiter bei wolkenverhangenem Himmel kaum zehn Fuß weit blicken können? Wenn sie eine Hand schon mit einer Fackel blockiert haben? Wenn eine unachtsam gehaltene Fackel schnell ein Seil oder einen Gerüstbalken in Brand stecken kann?"


    Macer glaubte es nicht.

  • Durus wurde die Sitzung langsam zu blöd. Avarus erzählte hier Dinge, von denen er sonst noch nie gehört hatte, die offensichtlich noch nicht einmal eine Randnotiz in den Acta wert waren. Also...


    "Verehrte Senatoren, ich möchte beantragen, diese Sitzung zu unterbrechen und den zuständigen Architekten vorzuladen.


    Ohne die Wahrheit Deiner Worte in Frage stellen zu wollen, Senator Germanicus."


    Er sah zu dem Redenschwinger hinüber.


    "Aber ich denke, wenn sie der Wahrheit entsprechen, kann es auch nur sinnvoll sein, wenn der entsprechende Bauleiter Rede und Antwort steht. Da Senator Prudentius ja traurigerweise nicht mehr unter uns weilt, wäre er wohl der nächste Ansprechpartner."


    Natürlich hatte Durus nicht allzu genau diese Baustelle beobachtet - aber einfach glauben wollte er Avarus nicht.

  • "Nein Senator Purgitius Macer das waren und sind nicht meine Worte. Baustellen werden immer ein besonderes Risiko behalten. Und bei den Göttern ich habe selbst große Bauwerke errichten lassen. Vielmehr sagte ich Materialien in der Nacht zu transportieren. So wie es die Händler tun. Beladen kann man die Karren getrost am Tage. Fahren sollten sie dann, wenn die Bürger dieser Stadt zumeist daheim verweilen, in der Nacht. Das Risiko eines Unfalls genau am Herd des Geschehens zu verringern würde eine einfache Erhöhung des Abstandes bedeuten, der zur Zeit zu den Wegen der Bürger unterhalb der Gerüste zu gering bemessen ist. Ich weiß auch, das Rom ein Verkehrsproblem hat und jede Einengung zu mehr Frust unter den Bürgern führt. Weil es aber ihre Sicherheit betrifft, werden sie auch einsichtig sein, dem bin ich mir gewiss."


    Der Blick zu Durus gewandt.


    "Ein vortrefflicher Einfall. Leider wie gesagt, kenne ich den Mann nicht. Er wird meine Einwände sicher widerlegen können."


    Irgendeine flache Ausrede gab es immer, um preislich billigere Varianten des Bauablaufes zu rechtfertigen.




    PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    MAGISTER ARCHITECTURAE - SCHOLA ATHENIENSIS
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

  • Macer kratzte sich am Kopf, wie er es häufiger tat, wenn ihm ein Sachverhalt nicht ganz klar war. "Entschuldige meine Begriffsstutzigkeit, Senator Avarus, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe. Du möchtest also erreichen, dass Fahrzeuge mit Baumaterial wie alle anderen Wägen nur Nachts zur Baustelle fahren dürfen, damit tagsüber keinem Bürger eine unsorgfältig verladene Säule auf den Fuß fällt. Die Wägen sollen dann den Rest der Nacht vor der Baustelle stehen bleiben und bei Tagesanbruch entladen werden, weil das wiederum im Dunkeln zu gefährlich wäre. Dann wiederum stehen die Wägen den Rest des Tages an der Baustelle herum, weil sie ja tagsüber nicht fahren dürfen, so dass sie erst wieder nach Einbruch der Dunkelheit zurück fahren können." Mit einigen Gesten mit der Hand malte Macer das Hin und Her der Wägen recht plastisch aus.


    "Und das alles, weil neulich ein Stein vom Gerüst gefallen ist, der nicht im mindesten etwas mit der Anlieferung zu tun hatte? Das erscheint mir doch recht umständlich. Obwohl ich natürlich auch nur jedem Bürger raten kann, dass eine Baustelle kein Wunschbrunnen ist, um den man sich so dicht wie möglich drängen müsste und ein wenig Abstand schon angemessen ist. Allein wegen des ganzen Staubes, der sich von dort auf der Kleidung niederschlägt."

  • "So ziemlich ähnlich habe ich das gemeint: nur mit dem Unterschied, das die Arbeiter am Tag den leeren Wagen schon zurückfahren können. Gewisse Aufbauten verhindern zudem das zum Beispiel normale Ziegelgefährte derarte Risikoeinstufungen nicht haben. Es würde sich also vorallem um sperrige Transporte, wie die Marmorsäulen, Blöcke und Holzbalken zum Beispiel handeln. Eine gute Bauplanung schafft es dies zeitlich auszugleichen."


    Er mußte lächeln.


    "Deine Worte in allen Ehren Senator, wir wissen das und unsere Diener machen den Platz auch dort, wo die Masse sich dicht drängelt. Dem Bürger, dem einfachen Bewohner dieser Stadt ist es nur wichtig pünktlich auf Arbeit zu kommen. Er wird jeden Weg nehmen, um sein Einkommen nicht zu verlieren. Grenzt man - durch einen Zaun- ihn ein, muß er sich die sicherere Passage suchen."





    PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    MAGISTER ARCHITECTURAE - SCHOLA ATHENIENSIS
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

  • Der Sinn der Sache entzog sich ihm und Meridius versuchte sich erst gar nicht vorzustellen, wie man den Händlern und Bürgern Roms erklärte, warum leere Wagen eine Sondergenehmigung bekamen um tagsüber durch Roms Straßen zu fahren, während alle anderen ihre Transporte Nachts zu erledigen hatten. Vor allem, welche Diskussion würde wohl losgetreten werden, wenn dann ein leerer Wagen am hellichten Tage womöglich einen Passanten anfuhr? Er sah schon den nächsten Senator den nächsten Antrag einreichen, welcher besagte, dass usw.


    Avarus schien selbst auf einer Baustelle einen Steinblock abbekommen, oder zu lange in der Sonne gesessen zu haben, er jedenfalls wollte sich die Debatte nicht weiter antun. Da hatte er wirklich besseres zu tun. Meridius erhob sich folglich, nickte seinem Nebensitzer zu, und verließ dann den Saal.

  • "Letztlich bringen uns diese Kleinigkeiten aber vom eigentlichen Ansinnen meinerseits weg. Wenn wir das Imperium und die Städte des Reiches ein wenig sicherer machen können, wenn wir wissen, das Verordnungen und Gesetze mehr denn jetzt eingehalten werden, warum geben wir uns nicht den Ruck durch eine Bildungsoffensive jene Baumeister und Architekten zu schulen, die jetzt und heute noch nicht den Anforderungen entsprechen würden durch die Schola Atheniensis Phoebi Apollonis Divini ein Zertifikat zu erhalten?"













    PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    MAGISTER ARCHITECTURAE - SCHOLA ATHENIENSIS
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

  • Für Macer war diese Debatte immernoch eindeutig zu arm an Fakten. Das Verhalten von Meridius sah außerdem nicht danach aus, als hätte er den Saal verlassen, um persönlich den angesprochenen Baumeister herzuschaffen. Da wollte Macer jetzt wenigstens bezüglich der Zertifikate mehr Substanz haben. "Als Magister Architecturae wirst du uns sicher Auskunft geben können, wie viele derartige angesprochene Zertifikate denn derzeit üblicherweise im Monat ausgestellt werden", wandte er sich daher wieder an Senator Avarus. "Ich habe zwar selber zwei Kurse der Schola besucht, mir ist aber absolut nicht klar, ob ich damit eher zur Seltenheit oder zum Durchschnitt gehöre. Und ob ich damit jetzt gemäß deiner Vorstellungen befähigt wäre, eine Baustelle zu leiten."

  • "Nun ersteinmal würde ich dieses Zertifikat nicht auf einen Kurs aus meiner Feder beschränken. Ins Detail sind wir noch nicht gegangen. Durchaus stelle ich mir aber eine Staffelung vor. Ein Baumeister, der durchweg Insulae erstellt, wird sich nicht mit den Schäften Ionischer Säulen beschäftigen müssen. Was deine zweite Frage belangt, hast du zwei Kurse abgelegt, die um Wasserbauwerke und Wohnarchitektur gingen. So würde es Sinn machen auch in diesen Bereichen ein Zertifikat auszustellen. Natürlich muß jetzt die Frage kommen: Was ist mit den anderen vielseitigen Bereichen? Ja für diesen Fall würde ich vorschlagen eine Ganze Ansammlung von Vorlesungen zu entwickeln. Was wir für die jetzig aktiven Baumeister und Architekten tun sollten, wäre ihr Wissen zu überprüfen und die Guten und Schlechten daraufhin auszusortieren. Jene, die durchfallen sollen aber nicht ihre Arbeit verlieren, sondern mit Nachbildungsmaßnahmen für ihre aktuellen Projekte fit gemacht werden."


    Sicher war viel Anstrengung von Nöten. In jeder Provinz gab es tausende an Männern, die dem Baugeschäft verpflichtet waren. Doch die Schule war auch dort überall gut aufgestellt und konnte in überschlagenen Maße alle Anwärter in einem bis zwei Monaten geprüft haben. Bis dahin liefen eben alle Arbeiten weiter wie bisher.


    "Wir stellen um die zwanzig Zertifikate pro Monat aus, was die Lehrgänge Architektur I betrifft. Nur ein paar wenige schreiben sich danach noch in den Folgelehrgang ein. Aber jene bestehen ihn meist auch. Man kann also davon ausgehen, das nur etwa 5% aller bauleitenden Architekten über die Schola ihr Wissen aneignet und demnach auch diesen Ansprüchen entspricht. Natürlich möchte ich private Einrichtungen hier nicht schlecht reden. Weise allerdings darauf hin, das eben jene Architekten somit auch kein Problem haben sollten sich prüfen zu lassen..."




    PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    MAGISTER ARCHITECTURAE - SCHOLA ATHENIENSIS
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

  • Durus hörte sich all das an und - wunderte sich. Was war das denn schon wieder für ein Bürokratismus? Wieso brachte immer der gleiche seltsame Vorschläge.


    "Verzeih, Senator Germanicus, aber an dieser Stelle muss ich mich doch einschalten.


    Du hast selbst die privaten Bildungsmöglichkeiten angesprochen. Und genau das sollte man nicht durch verpflichtende Kurse für Architekten abschaffen. Abgesehen davon, dass es wohl tausende von Architekten im Reich gibt und trotz des schönen Netzes der Schola Atheniensis einige meilenweit dafür reisen müssten.


    Ich denke, man sollte die Beurteilung eines Architekten ruhig dem einzelnen Bauherrn überlassen. Er stellt ihn schließlich ein und trägt auch das Risiko, wenn am Bau gepfuscht wird. Natürlich kann man diese Kurse freiwillig anbieten, sodass der Bauherr bei einem geprüften Architekten gewisse Sicherheit hat - aber als Verpflichtung?


    Und für jemanden, der beispielsweise im wilden Germanien seine Hütte baut, ist eine umfassende architektonische Bildung geradezu nutzlos. Natürlich, das ist eine Sache - aber wo will man die Grenze ziehen? Und noch viel wichtiger: Wer soll die Kontrolle der Regeleinhaltung bezahlen?"

  • Macer hatte mit keinem Wort erwähnt, dass er sich nur auf Kurse von Senator Avarus beziehen wollte, so dass er dessen Einleitung einer Antwort nicht ganz verstand. Bevor er dann wieder zu einer eigenen Antwort ansetzen konnte, beteiligte sich wieder Senator Durus mit einem Redebeitrag. Da viele seiner Einwände auch Macers Einwände gewesen wären, schwieg er erst einmal und hob sich die übrigen Rückfragen für später auf.

  • "Es mag nicht wichtig sein, das ein Maß an Sicherheit auf unseren Baustellen herrscht. Gut...."


    Avarus konnte dem nicht zustimmem Ressorcen sollten gewahrt bleiben.


    "Es ist aber wichtig, das wir Römer uns frei fühlen dürfen, sicher noch dazu und genau das können wir nur, wenn Pfusch am Bau -wie du es so schön ausdrückst- eben nicht Sache der Bauherren ist. Ist das Kind ersteinmal in den Brunnen gefallen, ist es zu spät. Ich kann auch nicht glauben, das es als Problem gesehen wird, jene tausenden von Baumeistern und Architekten zu prüfen. Selbst wenn meine Worte recht optimistisch wären, wenn ich mich dahin gehend verschätzt hätte, würde doch die Aussicht auf mehr Sicherheit uns schon dazu bringen diesen Schritt zu tun und jene Mamutleistung anzugehen. Dauert sie Jahre, dann ist das eben so, aber wir tun etwas dafür, das die Städte sicherer werden."


    Blickt in eine Reihe Gesichter, die abwesend scheinen, Andere sind uneins mit ihm, Weitere geschlossen.


    "Früher soll es Zeiten gegeben haben, da war es eine Ehre sich mit wissenschaftlichen Titeln zu schmücken. Ein Architekt, der etwas auf sich und seine Arbeit hält, wird mit Freuden nach Rom reisen, um an der Schola Atheniensis oder einem ihrer Ableger seine Künste zu beweisen. Alle in diesen Einrichtungen auszubilden, sehe ich nicht als notwendig an. Und ist es eine Lehmhütte, die zu erstellen sich jemand als Leistungsaufgabe gesetzt hat, dann soll er meinetwegen ohne ein Diplom seinen Weg gehen. Doch war es meine Besorgnis auch hauptsächlich, die Bauwerke in Rom und ähnlichem Klientel betrifft."


    Da fiel ihm noch die letzte Nachfrage ein.


    "Da du auch noch das liebe Geld ansprichst, so würde ich keine Bedenken zeigen, denn jener Mann, der Großes leisten will und einmal in seinem Leben ein Meisterwerk kriiert, wird sich nicht von ein paar hundert Sesterzen für Reise, Unterkunft und Kursgebühren abschrecken lassen."




    PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    MAGISTER ARCHITECTURAE - SCHOLA ATHENIENSIS
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

  • "Du willst also eine Prüfungspflicht für Architekten, die innerhalb der Stadt Rom Bauwerke errichten wollen, durchsetzen? Oder jemanden, der Staatsaufträge annimmt?"


    fragte er noch einmal nach. Das würde die Sache ja schon deutlich eingrenzen.


    "Übrigens glaube ich eher, dass ein Architekt von gutem Ruf eine derartige Kostenflut für ein solches Diplom eher als nutzlos empfinden wird - er weiß, dass er gut ist und seine Auftraggeber wissen es auch - wozu also Geld ausgeben?


    Wobei ich immer noch der Meinung bin, dass es einen enormen Kostenaufwand bedeuten würde. Schließlich müssten ständig alle Baustellen überprüft werden und um diese Kosten zu decken, müssten die Gebühren schon von enormer Höhe sein."

  • "In meinem ersten Gedanken hoffte ich darauf ein System einführen zu können, das alle Architekten des Reiches vereint und vorallem bildet. Ein Zertifikat jetzt zu erstellen ist ein zweiter Weg. Dieses dann weiter zu begrenzen mag in vieler Augen sinnvoll sein. Wo aber zieht man dann die Grenze, wieviel weniger sind Römer in anderen Städten und Regionen außerhalb Roms wert? Wieviel ist uns das Leben heilig? Nun ich plädiere dafür die Architektenzunft schrittweise gänzlich mit einem Diplom zu bedenken und so die Sicherheit zu höheren Zielen zu führen. Nicht nur die Großbauten in Rom sollten sicherer werden, auch Arbeiter könnten länger erfolgreich und ohne zu Tode zu kommen ihren Dienst verrichten. Die Einsparungen in dieser Hinsicht sind schon imens."


    Betrachtete man einmal die Kosten, die immer neue Kräfte verursachten, bis sie den Status erreicht hatten gute Arbeit abzuliefern. Wurde diese dann durch einen Unfall tragisch beendet, mußte sich der Bauleiter wieder nach neuen unerfahrenen Sklaven umsehen, sie kaufen, sie lehren, sie fit für eine spezialisierte Arbeit machen.


    "Wenn es den Senatoren vorerst zu unrealisierbar scheint, die ganze Zunft zu lehren oder zu prüfen, dann kann ich auch mit einem Kompromis leben, der die staatlichen Baumaßnahmen und die der Cursus Honorum Beschreiter betrifft. Letztlich aber sollte es in unserem Interesse liegen die Schaar derer mit jedem Jahr auszuweiten."


    Auch auf die Kosten mußte er wohl nocheimal eingehen. Kontrollen obliegen den Einheiten, Avarus hatte gehofft, Durus wüßte dies.


    "Nicht die Gelder für Kontrollen sollten wir planen, denn diese müssen geführt werden von jenen, die auch heute schon Sorge darum tragen. Aedile in Rom, militärische Einheiten in der Provinz. Vielmehr ist es nur das Zertifikat neben einer zusätzlichen Anweisung an die Weisungsbefugten das Kosten verursachen wird. Jene auf die Absolventen zu verteilen, sehe ich als römisch und richtig an. Dazu kann es durchaus sein, das eine solche 'Belobigung' der Schola Atheniensis Kultstatus erreicht und kein Bauherr oder Architekt ohne auskommen will. Die Einrichtung hat schon viel Positives für die Römer geleistet. Das sollte man nicht vergessen und ich bin mir fast sicher, das es auch mit diesem Projekt hauptsächlich Freude geben wird, denn Frust."




    PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    MAGISTER ARCHITECTURAE - SCHOLA ATHENIENSIS
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!