Steuerfreie Konten

  • "Wenn nicht, hätte ich dir dein Bild von Gut und Böse, Arm und Reich, sicherlich abgekauft, Senator Avarus. Es gibt keine armen Senatoren, genau so wenig wie es keine reichen Peregrini und Liberti gibt und gab.
    Es ist jedoch verwunderlich, dass gerade die hier sprechen, die am meisten unter der Steuerschuld leiden, möchte man meinen. Genügt dir dein Landbesitz etwas nicht, Senator Avarus?"


    Naja, er hieß ja schließlich nicht umsonst Avarus. Diese Frage war rhetorischer Art.

  • "Hm was ist mit dir, Flavius? Bezahlst du von deinen gesparten Steuern die notdürftigsten Sachen jener Bewohner des Stadtviertels, in dem sich auch dein kleines, bescheidenes Anwesen befindet? Ich glaube kaum, es ist fast etwas vermessen sich hier als Mann der kleinen Leute aufzuspielen, um im Gegenzug selbst das süße Schwelgen der feinen Gesellschaft unter der Bemessungsgrenze Steuerfreiheit zu leben.


    Wenn du außerdem schon einmal deinen Fuß weiter in jene Bezirke Roms gesetzt hättest, in denen der Haustypus Insula deutlich umfangreicher verbreitet ist, als das Domus oder gar die Villa, dann wären dir vielleicht die Männer aufgefallen, die die Signen des Senats auf ihren Togen tragen. Vielleicht ist es noch nicht bis in dein goldenes Stübchen gedrungen, aber nicht wenige Senatoren leben von der Gunst ihrer Patrone. Nicht wenige von ihnen tragen mit ihrer Stimme dazu bei, sich den Sitz im Senat zu erarbeiten und werden dann durch ihre Gönner hier gehalten. Das ist dir natürlich fremd. Auch meine Klienten sind so im Senat vertreten. Du magst das als unehrenhaft sehen, du magst dich dagegen aufbäumen, jetzt wo ich dir in deinen kleinen goldenen Käfig einen Keks geschoben habe, aber du wirst daran nichts ändern und es ist gut so, denn deine Objektivität leidet sehr darunter, das du den Straßengeruch nie einatmen mußtest. Dir wurde doch alles in das Kinderbettchen gelegt, frag mal herum. Richtig keiner wird dir darauf eine Antwort geben, aber viele wissen, das dies seit Generationen so ist und wenn du das nächste Mal den Hahn im Korb spielst, denke vorher darüber nach, ob deine Worte nicht zutiefst beleidigend sind.


    Da konnte er wirklich nur mit dem Kopf schütteln und sah sich um. Was ging es hier um seine Vermögenswerte. Hatte Avarus nicht von den Senatoren gesprochen, die in den hintersten Reihen standen. Dort wo ihnen kaum die Stimme gewährt wurde, wo sie stumm ihren Patronen folgten und wo die kleine heile Welt des Senats noch rau und unbequem war?




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  • "Ich will nicht immer mehr, Lucius Octavius, danach bin ich zufrieden! Die besagte Lex, weisst du wie Sie überhaupt zur Stande kam, ich kenne die Hintergründe und Sie kam ganz sicher nicht aus den Kreise des Pöbels, sonderen eher von einigen verdienten plebeischen Adligen, welche sich übergangen fühlten, weil Sie mehr in einem Jahr leisteten, als einige Patrizier in ihrem gesamten Leben ..."


    Den weiteren Einwurf von Detrius, wollte er nicht komentieren, da er auch mit diesem Leben könnte. Avarus nickte er dankend zu, für dessen Unterstützung, auch wenn Avarus mehr geben wollte, als er eigentlich vor hatte.


    Er wandte sich an Furianus.


    "Lucius Flavius, ich fordere dich hiermit auf, deine Steuerfreiheit als Patrizier freiwillig aufzugeben, ansonsten ist alles was du sagtest scheinheillig und verlogen! Da du selber ja auch die nötigen Mittel aufbringen kannst und ein Vorbild für den Pöbel sein willst! Dann solltest du auch Konsequent sein. Denn immerhin verdienst du als Statthalter von Spanien mehr als ein Legatus Augustie Pro pratore und ein Curator Aquarum zusammen, also hast du doch die Steuerfreiheit auch nicht nötig? "


    "Reiche Händler gehen nicht einfach in den Cursus Honorum, hier wird nicht jeder dahergelaufe Ritter in ein Amt gewählt, dass wäre ja noch schlimmer! Ausserdem die reichen Händler, falls sie Senatoren werden wollten, müssten Ihre Betriebe aufgeben und ich bezweifle, dass Sie es tun werden. Der Pöbel wird vielleicht am Anfang etwas unruhig sein, aber gebt Ihnen Brot und Spiele und sie werden sich wieder beruhigen."


    Er lehnte sich zurück.


    "Ich könnte ohne weiteres mit diesen Voruteilen leben, wie gesagt, Brot und Spiele und der Pöbel ist wieder ruhig, grollen und vorurteile gegen die Senatoren hat er jetzt bereits. Schlimmer kann es nicht werden."

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  • Furianus konnte es einfach nicht glauben, da schien man ja gegen Wellen besser ankämpfen zu können als gegen solche Männer, die scheinbar nicht zuhören konnten oder wollten. Verwundert stand er auf.


    "Entschuldigt, aber hört ihr mir eigentlich zu?"


    Er blickte beide Senatoren an.


    "Ich habe sogar UNTERSTRICHEN, dass ich als Patrizier eine gewisse Distanz zum Volke Roms habe, niemals für das Volk spreche, sondern euch nur eins und eins zusammen zähle, wenn ihr dazu nicht im Stande seid.
    Ich kenne das Volk, ich repräsentiere es nicht, das habe ich nirgends behauptet, ich habe es sogar hervor gehoben, nun schon zum dritten Male. Wenn ihr zuhören würdet, wüsstet ihr darum."


    Irgendwie schien auch sein größter Widersacher nicht recht im Bilde über Furianus zu sein. Zumindest hatte er ihm das zugetraut, dass Avarus sich wenigstens über seine Erzfeinde besser informiert.


    "Auch wenn ich mich hier niemals als Mann der Leute aufgespielt habe, nun denn, du willst es wissen. Eine Kurzfassung gebe ich dir, um zu erklären, warum ich auf all deine Fragen mit einem überzeugten JA antworte. Ja, ich weiß wie es ist in einem bescheidenen Haus zu leben, ich war schon mehr als nur einmal in der Subura, gar noch schlimmer und wenn du wüsstest, dass ich im fernen Britannien unter, wie du es nun nennen magst, patrizierunwürdigen Bedingungen aufwuchs, so kann ich auch das nur bejahen. Ein lautes JA, Avarus, ich weiß wie es ist am Existenzminimum zu leben. Doch weißt du es?
    Du maßt es dir an ein Mann des Volkes zu sein, du gehst natürlich jeden Tag durch die Armenviertel, ganz mutig, alleine und zu Fuß. Tust du das? Besitzt ein Mann des Volkes, der du doch sein willst, überhaupt Landgüter? Oh ja, du, als Vertreter des Volkes, besitzt ja die meisten.
    Ich bin kein Mann des Volkes, genau so wenig wie du einer bist. Vermeidliche Vertreter des Volkes, wie du, wohnen nicht in der Nähe von Armenvierteln, sie wohnen in den reichen Gebieten, halten sich eine große Villa auf einem der sieben Hügel Roms oder gar außerhalb. Und stell dir vor, einige Volksvertreter wie du es bist sind sogar reicher als Patrizier. Stell dir das vor, neben all dem Reichtum schaffen sie es durch die Armenviertel zu gehen und wie die Barmherzigsten dem Volk zuzuhören. Oh ja, das ist die Realität."


    Lachte Furianus und schüttelte den Kopf.
    Langsam wurde es hier jedoch lächerlich, als Avarus nun die armen Senatoren erwähnte, die ganz und gar abhängig von ihren bösen Patronen waren. -.^


    "Nun mögen sich alle Männer erheben, die am Existenzminimum leben und daher eine Steuerfreiheit für alle Senatoren begrüßen würden, die ihnen den Sitz im Senat rettet. Bist du der erste, Avarus, der aufsteht? Oder du, Matinius Agrippa? Sprecht ihr gar für diese Marionetten, die hier nur sitzen, weil sie abhängig von ihren Patronen sind, ja sogar hier festgehalten werden, wie du schilderst, Avarus? Völlig absurd. Nichts weiter, Avarus, wieder Realitätsfern, du malst uns ein weiteres Mal den Hades an die Wand. In welcher Welt lebst du, geht bei dir morgen Rom unter?"


    Er schüttelte den Kopf. Natürlich gab es hier Klienten und Patronen, auch innerhalb des Senates, doch was der Germanicer hier schilderte, war eine zutiefst verzerrte Darstellung der Realität.


    "Gut, es gibt Männer, die vielleicht Jahr um Jahr hier im Senat sitzen und aufs Neue zusehen müssen, dass sie ihren Census zusammen kriegen. Doch was du verlangst ist ja quasi ein Schutz solcher. Was bringt es, cui bono, Avarus, wem nützt es? Wenn diese Senatoren Tag und Nacht damit beschäftigt sind ihren Census zusammen zu halten, beeinflusst dies nicht ihre Arbeit im Senat? Warum sitzen diese Männer hier, wenn sie ihr Geld mit äußerster Mühe zusammen halten können? Hoffen sie auf ein Amt durch ihren Senatssitz, ein Amt, welches ihnen das Vermögen refinanziert, welches sie in den Senat stecken mussten? Für so ein Amt brauchen sie erst einmal die nötigen Ämter im Cursus Honorum und diese sind unentgeltlich, das heißt sie brauchen noch mehr Geld als den Census, eine Falle, wenn sie es nicht aufbringen können. Hat ein Mann, der sich vor jeder Steuer fürchtet, überhaupt die nötige Zeit für den Senat? Ich denke nicht."


    Diese Anspielungen von Senator Avarus waren ihm auch langsam zuwider. Irgendwie vernarrte sich der Germanicus in Vogelkäfige. Ob er sich wohl einen kleinen Vogel wünschte? :P
    Aber sein Blick richtete sich auf den ehemaligen Proconsul von Hispania.


    "Auch du hast mir nicht zugehört, Senator Agrippa. Ich habe weder behauptet eine Vorbildfunktion inne zu haben, besonders als Patrizier wäre das lächerlich, denn diesen Status kann man nur durch Geburt erlangen, noch habe ich gelogen. Ich habe meine Ansicht dargelegt, wie es kommen würde und wird, wenn der Senat das beschließt, was du forderst. Die Distanz zum Volke wird wachsen, ich ermahne euch dies nicht zu vergessen.
    Und warum soll ich das Geschenk unseres gütigen Kaisers an meinen Stand verwerfen? Warum gibst du, Matinius, nicht all deine Grundstücke dem Volk, wenn du dich als Teil des Volkes siehst und auch als dieser sprichst?


    Nun gut, ich sehe ein, mein Beispiel mit den reichen Händlern war nicht besonders weise gewählt, aber es gibt Möglichkeiten, Senator Matinius, für solche Händler auch als Senatoren Handel zu betreiben. Wer verbietet ihnen denn den Kauf von Landgütern? Sie verlagern dadurch ihre Geschäftstätigkeit nur auf die Landwirtschaft. Aber dies sollte nicht Gesprächsthema sein, ich wollte damit nur aufweisen, welch einen Eindruck solch eine Zubilligung auf das Volk machen könnte.
    Brot und Spiele, sagst du? Der Pöbel wird nicht unruhig sein, ich traue ihm gar zu dein und mein Haus zu erstürmen, wie es damals fast geschehen war, als die Steuerfreiheit meinem Stand zugebilligt wurde. Mit Broten kannst du dich nicht wehren.
    Schlimmer kann es nicht werden? Ist es denn so schlimm, bist du mit deinem Sitz im Senat unzufrieden, Agrippa? Zürnt das Volk gegen dich? Du solltest das näher erläutern, wie schlimm es um uns steht, denn ich sehe es anders."


    Er musste dringend mit den Consuln sprechen, um hier vielleicht einen Sklaven zu postieren, der stets eine Karaffe mit frischen Wasser bei sich trug, um die Kehle zu befeuchten. Seine war ganz trocken. Er setzte sich. Alleinkämpfe waren anstrengend.

  • Cool geschielt, immerhin saßen Agrippa und Avarus nicht nebeneinander. :D


    "Wiedereinmal versuchst du uns deine Meinung, deine Rechnung aufzudrängen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie du es bei einem anderen Senatsthema bereits getan hast. Du magst dir diese Meinung bliden, aber kannst du anmaßend dich zeigen als noch junges Mitglied des Senats darüber zu richten, wie das Volk, das im Grunde weit ab von deinen Straßen lebt, arbeitet und Steuern entrichtet darüber denken würde? Ich kann mich nicht erinnern, das es im Zuge der Steuerbefreiung für Patrizier arge Proteste öffentlich und unbeherrscht gegeben hatte. Wenn dir heute Argwohn entgegen gebracht wird, dann liegt das vielleicht mehr an deinem Persönchen selbst..."


    Er mußte kurz grinsen. Sehr unwahrscheinlich war es nunmal nicht.


    "Es verwundert mich, das du die Arbeit, die Mühe, die Reden und die Diskussionen im Senat so abfällig bewertest. Ich bin hier weil ich etwas für das Reich bewirken kann, wenn ich mich mit den Gesetzen jenes beschäftige. Du bist wohl hier, weil du dir dadurch einen Posten erhoffst, der dein Geldsäckchen füllt. Ich muß mich sehr wundern deine Worte sind die eines Eques und nicht die eines Senators. Du sprichst vom Geld als eines der wichtigsten Dinge in deinem Leben."


    Man hat es oder eben nicht und selbst wenn man es hat, dann spricht man nicht in dieser Art darüber, denn es zeigt das Maß an Einbildung und Selbstherrlichkeit so offen wie nur selten sonst.


    "Mit deinen ungeprüften Worten meinst du zwei Senatoren zu beleidigen, aber sollte sich der kleine Funken Geist in dir nocheinmal regen, denke darüber nach und du stellst fest, das dein gerade Gesagtes dem gesamten Senat gegen den Kopf stößt. Faktisch lehnst du es ab selbst auf etwas zu verzichten. Im Gegenzug maßt du dir die einzigste Wahrheit zu kennen. Doch gerade sie sind Männer des Volkes, denn sie kommen aus dem Volk. Meinst du nicht, das geborene Plebejer durchaus dazu in der Lage sind ihre Familien, ihre Freunde und Bekannte, ihre Nachbarn besser einzuschätzen, als du... Patriziersöhnchen?"



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  • "Die Steuerfreiheit für Patrizier ist heutzutage ein Verlust für den Staat, früher als unser gütige Kaiser den Patriziern dieses Privileg gewährte, gab es nicht so viele Mitglieder des Ordo Patricius. Heute ist das aber anders, denkt also bitte daran was wir denn alles mit den Steuergeldern der Adeligen machen könnten. Wir könnten neue Siedlungen errichten, alte Siedlungen zu ihrer alten Pracht verhelfen, Bauprojekte finanzieren, mehr alimenta für junge italische Paare auszahlen, die Wirtschaft in gewisse Regionen vorantreiben usw..."


    Detritus sprach weiter.


    "Früher vergab man die Steuerfreiheit an Bevölkerungen, die stets der Mittelpunkt von Unruhen waren, denken wir dabei nur an die Juden. Unser Kaiser änderte das und gewährte dieses Privileg den Patriziern, weil er doch selbst einer war und damals schlecht beraten wurde. Seine Mitarbeiter dachten wohl der ordo patricius wär die Voraussetzung für die Erteilung dieses Privilegs, dies ist aber nicht so. Er bezahlt keine Steuern, weil er der Imperator ist und noch dazu der Nobilitas angehört. Es sollten also nur die Angehörigen der Nobilitas und die kaiserliche Familie keine Steuern zahlen.


    Patrizier erlangen deshalb meiner Meinung nach eine Position, die ihnen nicht zusteht. Ein ehemaliger Consular muss die gesamten Ämter des Cursus Honorum absolvieren und erhält keine Steuerfreiheit, während ein Patrizier dieses Privileg von Geburt auf erhält. Ich finde das ungerecht und juristisch nicht vertretbar. Man kann einfach nicht die Patrizier mit ehemalige Consulare und dem Kaiser gleichsetzen. Sie haben ihre Bereiche, sie haben ihre Vergünstigungen und die müssen meiner Meinung nach genügen."


    Als er fertig war, ging er zum proconsul Hispaniae und reichte ihm eine Kopie des Codex Universalis und schmunzelte, denn er war gespannt, ob der Patrizier die eben erwähnten 1.000.000 Sesterzen finden würde, vielleicht hatte dieser ja mehr Glück als der Octavius.

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  • Furianus stand auf und zeigte mit der Hand auf das einzig Schwarze in diesen Hallen.


    "O nein, Senator Avarus, ich zwinge dir keine Meinung auf, ich versuche hier nur Vernunft sprechen zu lassen und nicht als Mann, dessen Geist durch den Wein vernebelt zu sein schien und scheint, nicht als Mann, dessen Gier nach noch mehr Besitz- und Reichtümern sein einziges Handeln bestimmt.
    Und unterstehe dich ein weiteres Mal, von ach so vielen, mich auf mein Alter zu reduzieren! Muss ich es dir denn noch hunderte von Malen erklären, dass ich hier als Senator spreche und nicht stumm sitzen werde und diesen...Ideen hier nicht Einhalt gebiete nur weil ich jünger bin als du? Muss ich dich daran erinnern, dass ich hier unter den gewesenen Praetoren sitze, wie du?
    Natürlich kann ich dir nicht vorhersagen, wie das Volk reagieren wird, ich bin nicht Sybille, Senator Avarus, doch du ebenfalls nicht. Und was gibt dir das Recht für das Volk zu sprechen, du hast dich doch schon lange von jenem distanziert, ich glaube mich sogar zu erinnern, dass das Volk einst deinen Kopf gefordert hat. Und du sprichst für das Volk oder nimmst dir das Recht?
    Unter diesen Umständen kann ich für das Volk sprechen und dir meine Ansicht und meine Erfahrungen, die du selbst, als man dich verfolgte, nachvollziehen kannst, dazulegen und eindringlichst davor zu warnen."


    Nun kam wieder die alte Geschichte zum Vorschein. Der, der nach Geld lechzte, sogar seine Art im Namen trug...Avarus (lat. habsüchtig, gierig, geizig), jener nahm sich nun das Recht den guten Senator zu spielen, den, der das Volk und den Staat liebt, nur deswegen hier sitzt.


    "Wenn du nur ein wenig um die Geschichte Roms bemüht wärest, Senator Avarus, wüsstest du, dass mein Goldsäckchen, wie du es nennst, nicht gefüllt werden muss. Ich sitze hier nicht wegen des Geldes, wie manch anderer, zu denen ich auch dich zähle, das sage ich frei und offen, sondern wegen der Würde, der Ehre und meiner Verpflichtung hier zu sitzen und Rom zu dienen, so, wie es schon meinen Ahnen taten, so, wie mein Stand es seit der Gründung Roms tat und noch weitere Äolen tun wird.
    Und ich spreche wie ein Eques? Eques wollen nur Geld?
    Senator Avarus, du warst doch Eques, oder irre ich mich da?"


    Natürlich fühlte sich Avarus angegriffen, das lag in seiner Natur, doch auch hierrauf wollte Furianus ein paar Worte verschwenden.


    "Ist die Wahrheit eine Beleidigung für dich, Avarus? Dann verträgst du sie nicht, darum bist du nicht zu beneiden.
    Und warum maßt du dir nun an für den gesamten Senat zu sprechen? Sind alle anderen etwa deine Klienten oder spricht ein Avarus neuerdings alleine für den Senat? Ich, Avarus, bin auch der Senat, wie du und mir stößt nur diese Debatte gegen den Kopf.
    Und ich maße mir an nur eine Wahrheit zu kennen? Gibt es denn mehr als eine Wahrheit? Ich nahm bisher an, dass sich zwei Wahrheiten widersprechen müssen, erkläre mir doch bitte, dass ich falsch liege.


    Ich bezweifle nicht, dass Plebejer ihre Standesgenossen besser einschätzen können, doch du bist keiner mehr, du bist ein Senator, der vergebens darum bemüht war in die Reihen der Nobilitas hinauf zu steigen, sich von den Plebejern zu distanzieren.
    Und wenn ein Mann, der seine Wahlergebnisse nicht einzuschätzen weiß und immer wieder entweder nicht oder nur knapp gewählt wird, behauptet er könne ein ganzes Volk einschätzen, dann zweifle ich dies zu Recht an, Senator Avarus. Das ist gesunder Menschenverstand, deine Polemik kannst du dir sparen."


    Und nun kam auch noch der Dritte ins Spiel, worauf hin sich Furianus dem Octavier zuwandte.


    "Die Steuerfreiheit ist ein Verlust für den Staat? Vergisst du da nicht den Gewinn, Senator Octavius? Du als ehemaliger Händler, obwohl ich mich korrigieren muss, noch heutiger Händler, solltest dich doch besser damit auskennen als meine Wenigkeit?
    Und wenn die Steuerfreiheit meines Standes doch solch ein herber Verlust für den Staat ost, durch den Siedlungen zur Pracht verholfen werden kann, Bauprojekte finanziert werden könnten, mehr Alimenta für junge italische Paare ausgezahlt werden könnten und ja, die Wirtschaft sogar belebt werden kann, was glaubst du, wie groß ein Verlust der Steuerfreiheit aller Senatoren den Staat treffen würde?! Darunter fallen Legaten, Statthalter, Procuratoren, eine Menge, würde ich als Laie mal behaupten. Mit diesen Geldern kann man wohl noch einiges mehr als mit den der Patrizier "verschönern", meinst du nicht? Und gefordert wird diese Steuerfreiheit dennoch, hier und jetzt."


    Die weiteren Ausführungen des Octaviers, dem er doch mehr zugetraut hatte als so etwas, nahm er mit einem Nicken hin und breitete die Arme zur Seite aus.


    "Die Patrizier ERLANGEN eine Position, die ihnen nicht zusteht. Der Satz ist gut, Octavius."


    Furianus schüttelte lächelnd den Kopf.


    "Das klingt ja geradezu danach, als hätten alle Patrizier diese Steuerfreiheit durch böse Machtkämpfe an sich gerissen. Als wäre dies ein politischer Erfolg.
    Denkst du nicht, dass die Mühen um Volk und Vaterland seit der Gründung Roms nicht einen entsprechenden Gegenwert besitzen? Wo stündest du, ohne diese bösen Patrizier, meine Ahnen, die sich ihre Position nur erschlichen haben? Stündest du hier, in der Mitte des größten Imperiums der Geschichte, welches sich mit dem Reich Alexanders mit Leichtigkeit messen kann, es sogar überragt? Oder stündest du in einem Dorf mit sieben Hügeln? Denke darüber nach.
    Ein weiterer Satz, man kann Patrizier nicht mit Consularen und Kaisern gleichsetzen. Wirklich toll, Octavius, das verdient Applaus.
    Was glaubst du, heißt es, Patrizier zu sein? Dieser Stand ist eine außerordentliche Anerkennung der Leistungen einer Familie oder eines Mannes dieser Familie. Was sind diese Leistungen? Hat er ein Brot gebacken, hat er eine neue Methode gefunden Fleisch haltbarer zu machen? Nein! Diese Anerkennung wurde nur den Männern zuteil, die sich in besonderem Maße um Staat und Vaterland verdient gemacht haben und diese Männer, Octavius, waren Consulare, waren Censoren, glorreiche Feldherren und letztendlich waren dies auch allesamt Kaiser Roms!
    Allesamt Männer, die das römische Reich zu dem gemacht haben, was es ist!
    Und es ist der Verdienst dieser Männer, Octavius Detritus, dass du hier stehst, das du nicht in einem Dorf haust, ja, es ist ihr Verdienst, dass du überhaupt im Senat stehen darfst, denn dieser war nicht immer Plebejern zugänglich, wie du wissen solltest!
    Also frage dich, wo stündest du, wenn es diese Männer nicht gegeben hätte. Wo stünde Matinius Agrippa? Wäre er ein Bauer in Hispania, einer carthagischen Provinz? Wo stünde Germanicus Avarus? Stünde er hier oderr auf der anderen, der barbarischen Seite des Limes, gegen deren Unkultiviertheit wir uns noch heute wehren?"


    Als der Octavier noch mit dem Codex Universalis auf ihn zukam, musste er lächeln und winkte schnell ab.


    "O nein, Octavius Detritus, behalte den Codex Universalis und lies lieber darüber nach, was ein Decretum des Kaisers bedeutet und ob du hier nicht die falschen Worte gegen dies Dekret des Kaisers wählst, welches nicht einmal der Senat im Stande ist zu revidieren oder gar abzuschaffen. Das forderst du doch, lies nach."


    Er ließ die Hände sinken und machte eine kurze Redepause, um darauf hin durch die Reihen der Anwesenden zu schauen.


    "Ich frage euch, Patres Conscripti, warum gerade diese Männer hier stehen und Steuerfreiheit fordern.
    Schauen wir uns diese Personen doch genauer an.
    Fangen wir mit dem ersten Redner an. Senator Matinius Agrippa, ein ehrwürdiger Mann, ein großer Politiker, ein reicher Großgrundbesitzer.
    Der zweite Mann, Senator Germanicus Avarus, ein sich vergebens immer wieder um das Consulat bemühter Mann, ein Mann, welcher wohl zu Recht den Namen Avarus führt, heißt dies nicht habgierig und geizig? Germanicus Avarus, der wohl Reichste hier im Senat.
    Die dritte Person, Octavius Detritus, ein strebsamer Mann, sehr tüchtig, doch war er nicht als Eques ein eifriger Händler? Er ist es immer noch, schließlich gehört jener noch immer dieser berühmten Händlervereinigung an.
    Allesamt Männer, die von dieser Steuerfreiheit direkt und immens profitieren können, Männer mit scheinheiligen Argumenten, gar lächerlich, sie wollten die armen Senatoren schützen, die hier am Existenzminimum sitzen! Ich erhebe meine Stimme dagegen, ich stehe hier alleine und werde es auch tun, weil ich Senator bin."


    Er fragte sich nur, warum er alleine stand. Hatten die ehrbaren Senatoren gar Knieprobleme und wollten sich nicht erheben, hatten sie Probleme mit ihren Sprechorganen? Er hoffte es nicht.

  • Sein Blick folgte dem Finger des Furianus. Worauf zeigte er da nur? Der Mann hatte Wahnvorstellungen, wahrlich daran blieb kein Zweifel.


    "Wahrheit, ja da gibt es durchaus Unterschiede. Wir haben da die falsche Wahrheit, die formulierte Wahrheit, die rhetorisch ausgedrückte Wahrheit, die gehörte Wahrheit und die durch Gerüchte weitergetragene Wahrheit. All diese Wahrheiten verlangen ein 'un' davor, denn es fehlt ihnen an Bestätigung. Wer könnte dies tun? Eine breite Masse, wie der Senat? Eine Ansammlung von Menschen auf dem Forum? Ein ganzes Reich, das diese Meinung vertritt? Nun wer kann sich anmaßen die Wahrheit für sich selbst zu besitzen? Wer spricht in Wahrheitstönen ohne andere Worte wahr genommen zu haben, wer maßt sich an Wahrheit zu sprechen, wenn sie nicht bewiesen ist?


    Also ich denke, das deine unendlich langen Ausführungen dir nur zu einem Ziel gereichen, den kleinen unsäglichen Kampf gegen einen Mann hier im Senat zu führen. Dabei ist es dir egal, um was hier diskutiert wird, dir ist egal, ob du die Normen einhältst oder Senatoren beschimpfst. Dein Blick gilt nur dem einen Ziel. Es ist nur traurig zu sehen, wie der Hass einen Menschen die Selbstbeherschung verlieren läßt.


    Zum Thema hast du wenig bis garnichts beigetragen. Einstigst den Verteidigungswillen der eigenen Bevorteilungen kann man erkennen, ansonsten kommt da das Wort Wahrheit mit seinem Kürzelchen zum Tragen . Du hofft wahrscheinlich darauf, das ich deinen gebärdenden Worten, deinen Drohungen und Verunglimpfungen etwas entgegen setzen werde, aber wohl so einige Senatoren werden deine geistige Verlorenheit ebenso erkannt haben wie ich. Es wäre nur tragisch, deine Krankheit, deinen Wahn noch zu verschlimmern..."


    ...und da konnte der Schwall der nicht enden wollenden Worte des Flavius noch länger sein, dieser Mann war einfach nur zu bemitleiden. Die wachsende Distanz in dessen Umfeld wollte Avarus nicht weiter erwähnen, zu tief hätte es jene Seele wohl verletzt und schließlich würde der dringend benötigte Medikus schon so alle Register seiner Kunst ziehen müssen, um an dieser Seele noch etwas zu retten...




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  • Detritus musste da Avarus nur zustimmen, denn man hatte wirklich den Eindruck, dass der Flavius einen Kampf mit dem Germanicus führte. Ein Kampf, der wohl eher die Diskussion behinderte, anstatt sie voranzutreiben.


    "Flavius wasch dir doch mal deine Ohren, denn ich habe niemals behauptet der Senat müsste ein kaiserliches Dekret außer Kraft setzen, denn ich weiß welche Funktion der Senat gegenüber dem Kaiser hat, und zwar eine beratende Funktion. Was ich also erstmal möchte ist mit euch werte Senatores darüber diskutieren, um dann später dem Kaiser unsere Gedanken vorzutragen."


    "Nun da der Flavius anscheinend nicht bereit ist sich darüber Gedanken zu machen, attackiert dieser einige von uns und behauptet sie würden von einer Behebung und Neuverteilung der Steuerfreiheit profitieren. Ich behaupte, nein ich weiß, dass ich einen gesunden Menschenverstand besitze, deshalb kann ich nur für mich sprechen. Ich profitiere in keinster Weise von einer möglichen Steuerfreiheit, denn ich bin weder Patrizier, noch bin ich ein Angehöriger der Nobilitas. Es mag ja sein, dass ich Betriebe führe, doch darum kümmern sich meine vilici, ich weiß also nicht wem sie diese Produkte verkaufen, denn was mir am Ende des Monats präsentiert wird sind die Ein- und Ausgaben. Ich finde also die Art des Flavius äußerst kindisch, denn wenn man solche Dinge behauptet, sollte man sie natürlich auch beweisen können und wenn dem nicht so ist, sollte man lieber schweigen."


    "Ich entschuldige mich für dieses Intermezzo über mich. Was ich anstrebe ist eigentlich nur eine neue Verteilung der Privilegien und zwar eine gerechte. Die Equites haben ihre, z.B. können sie allerhand Betriebe führen und haben bestimmte Ämter zur Verfügung, den Patriziern sind Positionen im Cultus Deorum gesichert, außerdem dürfen sie gleichzeitig im Cursus Honorum und ein solches Amt ausüben und haben die Steuerfreiheit, ehemalige Consulare, die lange und treu dem Imperium dienten, haben meiner Meinung nach weniger Privilegien als die sonstigen Stände und das finde ich einfach nicht gerecht. Das wieso habe ich schon erläutert. Der Proconsul behauptet seine Ahnen hätte das Imperium zu dem gemacht was es heute ist, ich behaupte all unsere Ahnen haben dazu beigetragen und nicht nur die des Flavius, des Tiberius oder des Aurelius, deshalb bitte ich den Flavius auch seinen Ton zu mäßigen, denn vielleicht hat er´s ja vergessen, aber uns Römern sind die Ahnen sehr wichtig."

  • "Und schon wieder, Avarus, reduzierst du mich. Nun auf einen gar von Hass Besessenen. Hättest du differenziertere Gedanken und keinen Tunnelblick, hättest du womöglich erkannt, dass ich nicht gegen dich spreche, sondern gegen diese Idee, die du, das liegt wohl in deiner Natur, natürlich emsig vertrittst.
    Du hast vermutlich auch gemerkt, dass ich mein Wort nicht nur an dich richte, sondern auch an andere Senatoren. Es ist kein persönlicher Feldzug gegen dich, Avarus, ich weiß sehr wohl zwischen politischen und privaten Feinden zu differenzieren.
    Ich spreche hier als Senator, dass du gar zu oft eine gegenteilige Meinung hast, ist selbstverständlich, gar natürlich, denn was wäre der Senat für ein Gremium, wenn wir alle die gleichen Gedanken, Ansichten und Meinungen vertreten würden? Nein, der Senat wäre dann gar nutzlos, ich begrüße diese Vielfalt, doch ich stehe hinter meiner Meinung. Wie auch du, wofür du Achtung verdienst, auch wenn du gar zu oft zu weit ausholst, Avarus, und dich von dem Kern der Sache entfernst."


    Auf die anderen Vorwürfe wollte er dann doch auch eingehen, waren diese doch gar zu lächerlich, aber was sollte es schon, ein paar Worte mehr oder weniger machten in dieser Debatte nun auch keinen Unterschied mehr aus.


    "Überlasse es anderen zu entscheiden, inwiefern ich zum Thema wie viel beigetragen habe oder nicht, denn das gleiche könnte ich auch dir vorwerfen. Für mich gibt es nur eine Wahrheit, Avarus, diese ist aber nicht deine. Magst du eine andere Ansicht haben, ich respektiere sie, zürne mir jedoch nicht, wenn ich sie als falsch bezeichne, was meiner Meinung nach eine zweite Wahrheit wäre. Ja, die Wahrheit deiner Unwahrheit.
    Krank nennst du mich? Ich gebe dies gerne zurück, besonders bei deinem Auftritt vor ein paar Jahren, du erinnerst dich sicherlich daran, als der Pöbel deinen Kopf forderte, ab da an habe ich wahrlich an deiner Gesundheit gezweifelt, nicht nur ich.
    Setze mir ruhig etwas entgegen, du besitzt ja einen wachen Geist, Avarus, sofern du natürlich kannst."


    Scheinbar gab Avarus auf, auch wenn dies Furianus nicht gerade ein Lächeln entlocken konnte, war er wenigstens doch erleichtert nunmehr gegen zwei statt drei Mauern sprechen zu müssen.
    Sogleich wandte er sich an den Octavier.


    "Du hast die Entscheidung des Kaisers als falsch deklariert, Octavius, und deinen Worten nach zu urteilen hast du eine Revision angestrebt. Natürlich kann der Senat dem Kaiser gegenüber beratend diesbezüglich entgegen treten, aber ist das wirklich die Grundlage der Diskussion?
    Hatte Matinius Agrippa nicht die Steuerfreiheit für Angehörige des Senates angesprochen und nicht, wie man den Kaiser am besten überzeugt die Steuerfreiheit der Patrizier wieder zu revidieren? Wir verfehlen das Thema, Octavius."


    Die weiteren Worte des Octaviers waren doch erheiternd.


    "Du profitierst in keinster Weise davon? Nun ja, Germanicus Avarus fordert hier eine Steuerbefreiung für alle Senatoren, da bist du wohl auch inbegriffen. Oder zählst du dich nicht dazu?
    Natürlich führst du keine Betriebe, Octavius, doch du besitzt sie, du hast deinen Anteil an ihnen, gar den ganzen. Und du willst nun behaupten du profitierst nicht davon? Du erhälst, nach Abzug der Kosten, deinen Gewinn und dieser wird versteuert. Natürlich würde dein Gewinn größer ausfallen, wenn du die Steuerfreiheit besitzen würdest. Nun also, Senator Octavius, cui bono? Dir doch wohl auch.


    Und sofern du nocht nicht ganz genau in den Belangen des Cultus Deorum unterrichtet bist, ist der Cultus Deorum nicht nur Patriziern zugänglich. Dass die Funktionäre Patrizier sind, daran gibt es keinen Zweifel, doch was gibt dir die Sicherheit zu sagen alle Mitglieder wären Patrizier? Das ist nicht so und auch die höheren Funktionäre sind und waren nicht immer Patrizier. Oder ist die Zugangsberechtigung für ein Amt als Augur etwas der Ordo Patricius? Warum ist dann ein Annaeus Augur? Oder die anderen Kollegien, sind sie alle nur für Patrizier zugänglich? Mitnichten! Plebejer können diese Chance auch ergreifen, doch was würde es ihnen nützen? Sie verdienen anderswo mehr Geld als im Cultus Deorum, einige Ämter sind gar unentgeltlich. Du siehst, als Patrizier hat man auch Verpflichtungen. Du siehst die Vorteile, jedoch nicht die Nachteile. Eine doch eigensinnige Betrachtung, Octavius.
    Und die armen Senatoren kommen zu kurz? Bist nicht du, Octavius Detritus, durch deinen Senatorenrang nicht gut betucht? Hast du als Eques etwa mehr verdient als nun? Es gibt natürlich Ausnahmen wie den Praefectus Praetorio, dieses Amt ist gut bezahlt, sehr gut sogar, genau so wie der Statthalter in Ägypten. Doch was ist mit den anderen Ämtern? Schau dir mich an, ich verdiene mehr als genug. Bin ich arm? Auch wenn ich ein schlechtes Beispiel bin, nimm dir Matinius Agrippa, er war mein Vorgänger. Ist er arm? Hat er als Senator so wenige Vorteile?
    Er, und das kannst du nicht leugnen, hat sein Vermögen WEIL er Senator ist, wie du, wie wir alle. Er hat das Privileg, und das vergisst du, Octavius, seines Vermögens, welches er niemals hätte aufbringen können, wenn er nicht Senator und daher prädestiniert für zahlreiche der höchsten Ämter gewesen wäre. Wie wir alle, darum sitzen wir hier."


    Über Ahnen sprach man nicht, aber das, was der Octavier für sich heraus nahm, war wohl der unvermeidliche Einfluss, den diese Plebejer nun hatten. Kaum reicht man ihnen den Finger, nehmen sie sich die ganze Hand. Kaum hat man sie an den Senatssitzungen beteiligt, da nahmen sie sich schon heraus das ganze Reich mit aufgebaut zu haben. Bald würden sie noch behaupten ihre Familienstammbäume reichten noch länger zurück und sie seien die richtigen Patrizier. Furianus schüttelte den Kopf.


    "Frage nicht, ob deine Ahnen Rom aufgebaut haben, frage wie und in welchem Maße. Die einen standen unten im Felde und haben dafür gesorgt, dass die Legionen Roms genug Getreide haben, die anderen Standen im Senat oder als Feldherr rasenden Barbaren gegenüber. Beide haben ihren Teil dazu beigetragen, doch vergleiche einen Bauer nicht mit einem Scipio, nicht mit einem Kaiser, das ist eine ganz andere Dimension, Octavius."


    edit: auf Detritus´Aussage nochmal Stellung genommen.

  • Es war völlig unnötig darauf eine weitere Antwort zu geben. Wie reduziert dieser Flavier auftrat, war ohne große Mühe zu erkennen. Das seine Worte nun die Floskeln eines beleidigten Mannes enthielten, weil sein Plan nicht derart gelaufen war, wie er es sich vorstellte ebenfalls und so ließ sich Senator Avarus von einem Nachbarn ablenken und diskutierte mit ihm weit interessantere Dinge, um am Ende des Vortrags, der erneut wieder mit tausend nichtssagenden Worten gefüllt war, doch nochmal zu seufzen.


    Er neigte sich etwas vor das es auch mehr Senatoren um ihn herum hören konnten, doch weiter auch nicht.


    "Ohoh, seine Urväter und Ahnen werden sich im Grabe umdrehen. Sie hätten ihn besser lehren sollen. Sie die zu aller erst Bauern waren und dann das große, bescheidene Rom geschaffen haben. Um danach wieder dem einfachen und gerechten Status eines Bauern anzugehören... Irgend jemand aus seinem Regierungsblock muß ihn doch mal zum Schweigen bringen. Der schadet sich momentan doch nicht mehr nur selbst."







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  • "Dein Problem Flavius ist du gehst von Avarus' Meinung aus, die aber nicht meine dazu ist, ergo schlage ich mal vor, dass du dich mit meiner Meinung befasst und diese auch kritisierst, und zwar wie es sich gehört. Der Octavius ignorierte also das gesamte Gerede des Furianus bis du diesem Zeitpunkt und hoffte nun die Ansichten der anderen Senatoren zu hören, denn die des Flavius konnte er echt nicht mehr ertragen.

  • "Wenn dem so ist, dann kritisiere ich an deiner Selektion folgendes. Sie ist und bleibt eine Selektion, die du inmitten des Senates forderst.
    Eine Aufspaltung in Consulare und eben einfache Senatoren, wenn es diesen Begriff überhaupt gibt. Natürlich hat sich ein Consular darum verdient gemacht in besonderer Weise gewürdigt und geachtet zu werden, dies bestreite ich nicht, doch hat ein Consular ebenso die Vorzüge einer Statthalterschaft genießen dürfen, genießt eben heute die Vorzüge der Achtung und der Würdigung im Senat.
    Wir sind sowieso auf verschiedene Bänke aufgeteilt, Senator Octavius, du sitzt hier, ich sitze bei den gewesenen Praetoren, andere sitzen bei den gewesenen Aedilen, wiederum andere, die Wenigstens, unter den Consularen.
    Wir sollten eine Aufspaltung des Senates nicht fördern, denn wir agieren als ein Organ und nicht in Gruppen."


    Hoffentlich artete dies nicht noch aus und man teilte einem Consular mehr Stimmen im Senat zu als einem gewesenen Quaestor.
    Der Octavier schien ihm doch sehr souverän, geradezu zu überzeugt von sich selbst zu sein, so dass er diesen für einige Sekunden lang betrachtete und sich fragte, woher das rühren mochte.

  • Durus hatte die ganze Zeit abgewartet und zugehört, auch als Furianus das Wort ergriffen und sich ein langes Wortgefecht mit den drei Verfechtern der Steuererleichterung geleistet hatte. Selbstverständlich jene, die besonders stark am Hungertuch nagten. Zusätzlich schien alles immer weiter abzudriften und zu einem persönlichen Schlagabtausch zu werden.


    Er erhob sich und hob zugleich beschwichtigend die Hände.


    "Patres conscripti!


    Ich muss euch schon sehr bitten! Wir driften zunehmend ab und verlieren den roten Faden.


    Senator Matinius hat eine Steuerbefreiung für Consulare und Praetorier beantragt, nicht eine für den gesamten Senat oder eine Abschaffung der Steuerfreiheit der Patrizier. Das ist nicht unser Schlachtfeld, sondern das des Imperator Caesar Augustus, der sie bewilligt hat. Ich denke auch nicht, dass wir dem Imperator deswegen geistige Umnachtung unterstellen sollten oder sonstiges.


    Insbesondere möchte ich euch aber daran erinnern, dass Consulare und Praetorier mitnichten die Notwendigkeit haben, eine Steuerbefreiung zu erhalten. Sie haben Zugang zu zahlreichen Ämtern, die inzwischen vom Staate hervorragend entlohnt werden.
    Aber abgesehen davon möchte ich euch daran erinnern, dass niemand hier sein sollte, um seinen Reichtum zu mehren, sondern einzig und allein aus der Verantwortung heraus, die unsere Ahnen an uns stellen, nämlich die Res Publica zu verwalten. Jeder, der sich diese Tätigkeit nicht leisten kann, hat hier nichts verloren. Dies ist kein Sammelsurium für verarmte Adlige oder geldgierige Homines Novi, die glauben, bloß aufgrund eines Sitzes in diesen Hallen einen Landsitz oder eine Rinderherde - oder noch schlimmer: ein Handelsschiff, ob über Mittelsmänner oder nicht - mehr zu erhalten, sollte sich schämen und freiwillig seinen Sitz zurückgeben und einem anderen, den Mores Maiorum mehr verpflichteten Mann abgeben.


    Daher muss ich resümieren, dass ich keinen vernünftigen Grund sehe, Prätoriern und Consularen eine Steuerfreiheit zu gewähren."


    Vielleicht würde es ihm so gelingen, die ganze Sache wieder etwas mehr zu versachlichen. Oder notfalls konnte es sich immer noch mit seinen beiden Lieblings-Gegnern streiten und sie in die Schranken weisen.

  • Patrizier vermischten anscheinend sehr gerne verschiedene Positionen, um ihre Positionen zu erläutern, noch dazu schrieben sie den anderen vor wie man was tat, ob richtig oder nicht das war denen doch egal.


    "Man darf also laut Tiberius keinen Antrag verbessern oder einen neuen vorstellen, bevor man nicht den alten abgelehnt hat, na toll, dann sind wir ja noch bis tief in die Nacht hier..."


    Eine wirklich tolle Art eine Diskussion zu führen.


    "Wenn das so ist dann bin ich auch gegen den Antrag des Matinius." :dagegen:

  • "Jeder hat seinen Standpunkt und ich habe nicht vor von dem meinigen abzuweichen."


    Er blickte zum Consul und dann zu seinem Nachfolger als Statthalter von Spanien.


    "Die Steuerfreiheit trifft den Staat sicher nicht, im Notfall erhöhen wird eben die Steueren für Peregrini und den Tribut von Vasalllkönigen. Ich sehe keinen Grund, weshalb wird auf Ausländer rücksichtnehmen sollten, wir sind Rom, die Herren der Welt und ich denke auch nicht, dass die Distanz zum Volk wachsen wird, gibt dem Volk Brot und Spiele und es ist zufrieden. Gibt dem Volk noch Wein und Fleisch dazu und es ist ruhig und friedlich. Deshalb mache ich mit auch keine Sorgen um mein Haus."


    Er machte eine Pause.


    "Ich bin nicht mit meinem Sitz im Senat unzufrieden, hab ich nie gesagt, aber Agrippa sollte erhalten, was Agrippa zusteht, wie Furianus erhalten hat was ihm zugestanden hat."


    Er blickte zu Durus.


    "Patrizier haben auch Steuerfreiheit, haben die es nötig? Komm mir jetzt nicht mit Ahnen die bis zur Grüdung Roms zurückreichen, welche es gerechtfertigt, davon gibt es heute nicht mehr allzu viele unter uns.
    Meine Ahnen habe in Rom bereits unter Scipio Aemilianus als Magistrate gedient, sind wir deshalb geringer als die Patrizier? Nicht alleine die Patrizier sind das Rückrad Roms, es ist die Nobilität und dazu gehören die adligen Plebejer!"

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  • "Es kommt auf die Sichtweise an."


    Sprach er zu Senator Matinius und stand darauf hin auf, um das Wort an den Consular zu richten. Er war noch immer recht verwundert über dessen Wortneuschöpfung. Adlige Plebejer? Was sollte das denn? Bald würde es noch adlige Eques, Decurionen oder sonstwas geben. Jede Gruppe nahm sich etwas heraus, so weit war es schon gekommen.


    "Haben Consulare, hast du die Steuerfreiheit nötig? Du verhungerst nicht, Senator Agrippa.
    Ich wiederhole, es kommt auf die Sichtweise an. Nicht nur du sagst, die Patrizier haben eine Stellung, der sie nicht gerecht werden, wir wären nicht Rom, nicht der Motor Roms. Unsere Ahnen, unsere Verdienste, sind auf einmal nichts mehr wert.
    Du sagst Consulare seien der Motor Roms? Nehmen wir an, du bekommst deine Forderung. Werden dann nicht, wenn du schon grau und alt bist, dennoch den Senatssitzungen folgst, die jungen Senatoren das Gegenteil behaupten? Werden sie nicht sagen, du würdest deiner Position nicht gerecht werden. Sie würden, so wie du und Octavius es gerade tun, deine Verdienste, außer Acht lassen und behaupten sie wären der Motor, nicht du, deine Position und deine Ansprüche ungerechtfertigt. Und dann stehst du hier, Agrippa, und wählst meine Worte.
    Sie werden behaupten, Agrippa, die Nobilität stünde im Zenit der Macht und statt dieser Männer müssten sie, die junge und tatkräftige Generation, geschützt und privilegiert werden."


    Furianus setzte sich.


    "Und dann wirst du, Senator, vielleicht meinen Worten zustimmen können, dass Patrizier nicht ohne Grund Patrizier sind und keine adligen Plebejer, wie du es hier gerade nennst."

  • Nachdem Furianus seinen Teil hinzugegeben hatte, fügte Durus noch an.


    "Abgesehen davon sollte man nicht unbedingt die Steuerlast auf die Peregrini und Tribute abwälzen. Probleme in den Provinzen oder an den Grenzen können wir uns zur Zeit beileibe nicht leisten."


    Natürlich spielte er auf den Parthia-Feldzug an, der bekanntermaßen große Teile des Heeres band - inklusive den Kaiser als wichtigsten Diplomaten!

  • "Oh wahrscheinlich möchten die alten Gentes zu Rom ihren Beitrag leisten, um dieser Finanzierung ein sicheres Standbein zu geben." Aus der Ecke des Avarus war Gelächter zu vernehmen, das auf den Fingerzeig des Consuls verstummte. "Nun denn, irgendwer muß die Zeche bezahlen, wer ist da besser geeignet als die Peregrini?" Natürlich gab es da keine ernsthafte Alternative. Nichtmal Avarus konnte diiese soziale Ader der Patrizier verstehen, wahrscheinlich wollten die Busenfreunde Flaffi und Tibsi nur ihren verlorenen Boden zurück gewinnen. Noch immer fragte er sich, was ihre Gegenwehr so bedeutsam machte. Angst davor den gewonnen Vorsprung gegenüber dem 'einfachen' Plebejergentes sofort einzubüßen? Wahrscheinlich! Ihre Macht war nurnoch ein Häufchen Asche und die Steuerersparnis die kleine Flamme welche sich an den letzten Holzresten festhielt und klimmte.










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  • Meridius hatte lange zu gehört, dann erhob er sich.


    "Ehrenwerte Senatoren! Wir alle hier sind bei weitem vermögender als weite Teile der römischen Gesellschaft! Dies kann ich mit guten Gewissen behaupten. Manche von uns haben sich den Reichtum durch harte Arbeit erworben, andere haben diesen Reichtum geerbt, wiederrum andere haben ihn durch den Kaiser geschenkt bekommen. Allen gemeinsam ist jedoch, dass der KAISER den Senat beruft und Senatoren ernennt oder entlässt. Kann sich also einer rühmen er säße aus eigenem Verdienst in diesen Hallen? Kann sich einer rühmen er hätte dies alleine seiner eigenen Leistung zu verdanken?"


    Er hielt inne.


    "Rom zu dienen ist eine Ehre und ein Privileg. So ich heute dieser Aufgabe würdig bin, kann ich mich als Senator zu Recht als einer der Honoratoren dieser ehrwürdigen Stadt sehen. In einer Reihe mit Tausenden großer Männer, welcher dieser Stadt dienten, welche für diese Stadt alles gaben, ihren Besitz, ihr Vermögen, ihren Schweiß, ihre Zeit und ihr Leben. Sie alle verdienten sich Ruhm und Ehre. Sie alle GABEN und standen bei Leibe nicht Schlange um zu NEHMEN.


    Wenn ich die heutige Debatte jedoch höre, frage ich mich mit Verlaub: Sind die Senatoren Roms verarmt? Sind die Geschenke und Gunstbezeugungen des Kaisers nicht mehr ausreichend? Sind die Steuern so hoch, dass wir um das nackte Überleben kämpfen müssen? Geben wir alle so viel von unserem Vermögen für Bauten, Spiele und Brotspenden aus, dass wir uns die Steuern erlassen müssen? Nein, Nein und nochmals Nein ist die Antwort.


    Ich selbst übe zur Zeit kein anderes Amt aus, als das eines Senators und dieses unbezahlt. Ich beziehe weder vom Staat Gelder, noch habe ich einen Posten inne, an welchem ich mich bereichern könnte.


    Was nutzt Reichtum? Bringt er Unsterblichkeit? Bringt er Ruhm und Ehre? Wird man eines Tages sagen Senator Agrippa haben sich Ruhm und Ehre durch das Anhäufen von Ländern und Geld erworben? Oder wird man sagen Senator Avarus sei der reichste Mann seiner Zeit gewesen? Und wenn schon ...


    ROM! Die ewige Stadt besteht aus mehr als Reichtum. Rom besteht aus Größe. Jahrhundertelang definierten sich unsere Honoratoren dadurch, dass sie Rom DIENTEN. Dass sie Rom gaben.


    Wir alle sind Patrone. Patrone von Klienten, aber auch unserer Heimatstädte. Der eine oder andere von uns weiß, wovon ich rede. Wir alle wissen, was es bedeutet zu den Honoratoren einer Stadt zu gehören. Was es bedeutet, der Heimat und der Gesamtheit des Staates und der polis zu helfen. Hat einer unserer Ahnen je gefragt, wie er noch mehr Geld einsparen kann? Wie er lukrativer wirtschaften kann? NEIN! Haben unsere Ahnen gefragt, wie sie Rom besser DIENEN können? JA. Sie ALLE haben Rom gedient. Sie alle haben ihre Pflicht erfüllt.


    Ich sprecht davon die Steuern zu erlassen?
    Und wollt im selben Atemzug Rom dienen?


    Schande über uns, wenn wir Rom mit Spielen und Bauten dienten, uns Ehre zu erringen suchten und zeitgleich - die für uns mickrigen - Steuern zu erlassen suchten, welche doch nicht einmal einen Bruchteil dessen ausmachen, was wir alle Rom zu geben verpflichtet sind.


    Wir sind Römer! Ruhm und Ehre sind unser Antrieb.
    Nicht orientalische Gewinnsucht und Habgier!"

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