Albanus Mons - Praediolum Decimus Meridius

  • Auch Venusia war deutlich um Fassung bemüht. Sie sah zwischen den beiden hin und her und drückte die Hand ihres Mannes etwas fester.
    "Primus, nein. Das wird ganz sicher. Du brauchst nur Pflege und Zeit um wieder gesund zu werden."
    Ebenfalls begann der Glaube daran auch bei Venusia zu schwinden. Aber es durfte nicht wahr sein, er durfte noch nicht gehen. Wie konnte er sie drei allein lassen?

  • Ich versuchte zu Lächeln, gute Mine zum Bösen Spiel zu machen, doch man sah es Magnus an..... er hatte nicht mehr lange....


    "Dennoch möchte ich meine letzten Angelegenheiten regeln..... Du bist abgesichert, Venusia, und die Kinder auch..... mein Vermögen sollt ihr bekommen und die Brauerei soll ebenfalls in deinen Besitz übergehen, Venusia....."


    Es strengte Magnus sichtlich an, doch es musste gesagt werden und dass sein Bruder anwesend war erleichterte die Sache, da ein Zeuge bei solchen Dingen immer gut war


    "..... die restlichen Betriebe gehen an die Gens, Mattiacus soll sie nach seinen Gutdünken verteilen.
    Meine Ländereien werde ich meinem Patron, Vinicius Lucianus, zur Verwaltung überlassen, er wird im Gegenzug dich, Venusia und die Kinder unterstützen wann auch immer ihr etwas braucht!"


    All die Worte waren leise, aber klar und deutlich, Magnus sah die beiden an


    "Bestätigt mir hier und jetzt, dass ihr meinen letzten Willen anerkennt und ihn auch durchsetzen werdet!"

  • Hilflos sah sie erneut zwischen den beiden Brüdern hin und her, versuchte sich das Lächeln ihres Mannes einzuprägen. Was sie hier hören musste, wollte sie eigentlich gar nicht hören. Doch die Gewissheit, dass es nicht mehr viele andere geben würde, machte sich unnachgiebig breit und so hörte sie, nickte ein wenig als Primus ihr erklärte, dass sie die Brauerei erhielt, dass sie sein ganzes Vermögen bekam und dass sein Patron für sie da war. Wenn Secundus in die Fußstapfen seines Vaters treten wollte, wäre diese Unterstützung auch wichtig und wer wusste was alles passieren würde.
    Venusia nickte bestätigend, dass sie Primus Worte verstanden hatte und sich dafür einsetzen würde, dass sie auch in die Tat umgesetzt wurden.
    "Ich habs gehört und ich werde...dafür kämpfen,..."
    weiter konnte sie nicht sprechen. Die Stimme verließ sie und Tränen traten in ihre Augen. Sie konnte nicht mehr stark sein. Das war sie zu lange gewesen. Im Moment hatte sie sämtliche Kraft mit einem Schlag verlassen.

  • "So soll es sein." sagte Mattiacus. Zwar war er in diesem Moment ziemlich getroffen, da er ja quasi am Totenbett seines Bruders war, dennoch arbeitete der juristische Verstand weiter in ihm. Er holte daher nach einer kurzen Weile einen kleinen Schreibblock aus Wachs aus seiner Tasche und verfasste die Verfügung, die Magnus getroffen hatte.


    "Ich werde es aufschreiben Bruder, damit du es siegeln kannst." und so begann er zu schreiben.



    Testamentum


    Ich, Magnus Decimus Primus, vermache mein Vermögen meiner Frau Duccia Venusia und meinen Kindern. Die Brauerei soll Duccia Venusia gehören.


    Meine Ländereien soll mein Patronus Vinicus Lucianus verwalten. Dafür soll er meine Frau und meine Kinder unterstützen wann immer sie etwas brauchen.


    Die restlichen Betrieben sollen in das Eigentum der Gens Decima übergehen. Über die Verteilung soll mein Bruder Marcus Decimus Mattiacus nach Gutdünken verteilen.


    Magnus Decimus Primus.



    "Ich habe hier alles aufgeschrieben, was du gesagt hast. Du kannst es noch siegeln und unterschrieben, dann ist es vor dem Gesetz bestätigt." sagte Mattiacus und hielt ihm das Geschriebene hin. Eine dicke Träne kullerte über seine Wange.

  • Ich nahm das Schreiben und, nachdem Mattiacus schon alles vorbereitet hatte, siegelte ich es und unterschrieb


    Testamentum


    Ich, Magnus Decimus Primus, vermache mein Vermögen meiner Frau Duccia Venusia und meinen Kindern. Die Brauerei soll Duccia Venusia gehören.


    Meine Ländereien soll mein Patronus Vinicus Lucianus verwalten. Dafür soll er meine Frau und meine Kinder unterstützen wann immer sie etwas brauchen.


    Die restlichen Betrieben sollen in das Eigentum der Gens Decima übergehen. Über die Verteilung soll mein Bruder Marcus Decimus Mattiacus nach Gutdünken verteilen.


    Primus Decimus Magnus




    Somit war zumindest meine Verlassenschaft geregelt und meine Familie war sicher.


    "Danke Mattiacus"


    Geschwächt klang die Stimme und müde sah ich aus.... es war alles sehrt anstrengend. Doch ich wandte mich wieder an Venusia


    "Venusia, meine Liebe..... es war sehr schön und die Götter haben es gut mit uns gemeint.... zu gerne hätte ich dir und den Kindern meine Heimat gezeigt...... vielleicht kann das mein Bruder übernehmen..... ich möchte dass die Kinder wissen, wo ein Teil ihrer Wurzeln liegen...."

  • Natürlich versprach Venusia Hispania mit den Kindern aufzusuchen und ihnen die Heimat ihres Vaters zu zeigen und sie selbst war sehr neugierig darauf sie einmal zu sehen. Sie hatten es leider nicht geschafft vorher. Als Primus von den schönen Zeiten sprach, versuchte sie etwas zu Lächeln. Ja, die hatten sie gehabt. Es waren einige Jahre gewesen, aber dennoch viel zu kurz. In seinen letzten Tagen wich Venusia nur ganz selten von Magnus Seite. Sie blieb am Bett, begleitete ihren Mann bei seinen letzten Tagen und Stunden.


    Erst als sein Tod wirklich festgestellt wurde, ließ sie sich in ihre Kammer bringen um dort weiter zu trauern. Sie wusste, dass noch einiges zu tun war, aber nicht an diesem Tag nicht sofort. Das hatte Zeit...

  • Mattiacus war dabei gewesen, als Magnus seinen letzten Atemhauch tat. Er war innerlich erschüttert. Noch nie war dabei gewesen, als jemand starb. Und jetzt auch noch ausgerechnet sein Bruder. Nach außen hin wirkte er ruhig. Aber in seinem Inneren war nur Leere und Trauer.


    Magnus hatte ihm zahlreiche Aufgaben aufgegeben, die noch alles erledigt werden mussten. Die ganze Abwicklung der Erbschaft, die Sorge um seine Kinder und und und.... doch zunächst wollte er um seinen Bruder trauern.

  • Friedvoll und von den Seinen begleitet, hatte dieser Sterbliche die Welt der Lebenden verlassen.
    Tot und kalt war nun das, was von ihm im Diesseits geblieben war, doch alsbald auch vergehen und zu Staub zerfallen sollte.
    Nicht so aber der Teil, die Seele, unsterblich, die bleiben würde, in anderen Sphären, im Jenseits, dem Elysium, von dem die, die noch hier blieben, nur wage und unzureichend ahnen konnten.
    Von dort kam das Überwesen herauf. Es schaute auf den Toten, durchdrang mit seinem Blick das faulende Fleisch, die reglosen Knochen und alles was an diesem Mann vergänglich war. Es fand das Ewige in seinem Herzen, sah das es gut war, und geleitete und führte es weg von denen die lebten, zu jenen, die tot waren.

  • Gern hätte Venusia wesentlich länger in Ruhe getrauert, aber das konnte sie nicht. Irgendwer musste sich um alles kümmern, dafür sorgen, dass Primus seinen Weg ins Reich der Toten fand. Am nächsten Tag wies sie die Sklaven an den Decimus zu waschen, zu salben, in seine besten Gewänder zu kleiden. Dann wurde er wie es sich bei den Römern gehörte im Hause aufgebahrt und die Sklaven legten die Münze dazu. Venusia hätte sich bei den germanischen Ritualen bestens Bescheid gewusst, aber hier war sie auf Hilfe angewiesen.


    Nachdem das vollbracht war, zog sie sich in ihr Zimmer zurück und begann einen brief an Primus Familie in Roma zu schreiben. Sie sollten die Kinder herschicken und am besten gleich selbst mitkommen. Danach sollte sie und etwas später Mattiacus den üblichen Zeremonien entsprechend bedacht werden. Dann würde Venusia sich auch schwarz kleiden, wie es sich gehörte. Doch das alles später erst. Jetzt galt es den Brief zu verfassen und die familie zu informieren sowie seinen Patron. Nachdem das Schreiben an die Decimer fertig war, wurde das nächste Schreiben verfasst. Offizieller natürlich. Nachdem der Brief an den Patron fertig war, ergab sich Venusia ihrer nächsten Pflichten. Das Reinigungsritual.

  • Die Reise von Rom war nicht beschwerlich gewesen – jetzt, im Frühling, war die beste Zeit zu reisen –, und hatte auch nicht sonderlich lang gedauert, waren die Albaner Berge doch nur wenig weiter entfernt von Rom als Ostia. Dennoch fühlte Seiana sich erschöpft, als sie endlich auf Meridius' Landgut ankamen. Sie waren in einer Kutsche gereist, mit berittener Begleitung, die sich außerhalb Roms zu ihnen gesellt hatte, und sie hatte sich Arbeit mitgenommen, aber es war schwer, sich vernünftig zu konzentrieren, wenn man längere Zeit mit zwei Kindern unterwegs war. Und wo sie gerade bei Kindern war: Seiana bekam das dumpfe Gefühl, dass sie mit ihnen nicht wirklich umgehen konnte. Bisher hatte sie diese Erkenntnis recht einfach dadurch vermeiden können, dass sie nie wirklich mit den Kindern ihres Onkels über einen längeren Zeitraum in engere Berührung gekommen war, und schon gar nicht allein, nur begleitet von deren Amme. Jetzt allerdings konnte sie nicht anders als sich einzugestehen, dass sie mit Kindern nichts anfangen konnte. Wie für so vieles schien sie auch dafür kein Talent zu haben.


    Aber Erschöpfung schien derzeit ein Dauerzustand werden zu wollen bei ihr, also ignorierte sie das, so gut sie konnte. Froh, das Gerüttel endlich hinter sich zu haben, froh auch, dass sie aus der Gegenwart der Kinder flüchten konnte, die noch keine Ahnung hatten, dass ihr Vater gestorben war – gemeinsam mit der Amme hatte Seiana beschlossen, dass das etwas war, dass ihnen am besten die Mutter selbst mitteilte –, stieg Seiana aus der Kutsche aus und wurde vom Ianitor in die weitläufige Villa gelassen, der, ebenso wie die anwesenden Herrschaften, von einem zu Pferd vorauseilenden Boten bereits über die Ankunft informiert worden war.


    Sim-Off:

    Wie alt sind eigentlich die Kinder? :D

  • Sim-Off:

    Öhm...so 5 bis 6 Jahre inzwischen.


    Wie es sich gehörte, hatte Venusia sich nach den Ritualen in Schwarz kleiden lassen. Hier nach hatte sie nichts mehr zu tun. Doch sie konnte nicht untätig sein. Noch nie und erst recht jetzt nicht. So scheuchte sie den Verwalter und dieser dann die Sklaven durch das Haus, ließ Blumenarrangements aufstellen, den Garten vom Unkrauf und verwelkten Blumen befreien und neue Blumen und Büsche anpflanzen. Ebenso mussten einige Einrichtungsgegenstände den Platz wechseln. Sie brauchte etwas zu tun. Nachdem das alles erledigt war, zog es sie wieder zu ihrem Mann. Viel Zeit verbrachte sie hier nun bis ihre Kinder und die Verwandte aus Roma eintrafen.


    Natürlich eilte sie sofort nach draußen um Sevilla und Lucius zu begrüßen, in ihre Arme zu schließen. Sie hatte wieder einen Grund stark zu sein und das würde sie auch sein, das musste sie und das half ihr. Nachdem die beiden Kinder begrüßt worden waren, wandte sie sich Seiana zu.
    "Seiana, vielen Dank, dass du so schnell kommen konntest."
    Dann umarmte sie auch ihre Verwandte...

  • Es waren einige sehr unflätige und sehr öffentlichkeitswirksame Flüche gewesen, die Vala über die Lippen gekommen waren, als er in Rom vom Tod des Mannes seiner Tante erfahren hatte. Während Sirius und er auf dem Weg von einer Salutatio zur nächsten waren, ärgerte sich letzterer über die absolute Unzeit, zu der diese Nachricht gekommen war. Nicht, dass er jemals großes politisches Kapital aus dem Eques Decimus Magnus geschlagen hatte. Dazu war Misenum einfach zu weit weg und der Mann unerklärter Politikabstinentler gewesen. Aber die Nähe zu seiner Tante zwang ihn förmlich, zumindest peripher mit Anwesenheit zu glänzen, was ihm in der heißen Phase des Wahlkampfs gleich drei wichtige Tage stahl.
    Deswegen bestand Valas erste Frage auch nach dem genauen Datum der Bestattung, die Vala so knapp wie möglich abpassen würde, um nicht mehr Zeit in Misenum zu vergeuden als absolut notwendig.


    Als er schließlich den Landsitz erreichte, auf dem Decimus Magnus seinen letzten Atemzug getan hatte, stank er fürchterlich nach Schweiss, Pferd und Reisestaub, und sein Pferd zeigte deutlich, dass man früh aufgebrochen war, um die Albaner Berge mit so wenig Reisegepäck wie möglich zu erreichen.


    "Meine Tante! Wo ist Dagmar? Venusia? Bringt mich zu meiner Tante!", rief er den erstbesten Menschen zu, denen er auf dem Landgut begegnete, und drückte ihnen sein klatschnasses Pferd in die Hände, dem er nur wenig Erholung auf dem Tagesritt hierher gegönnt hatte. Optisch entsprach Vala, trotz der vorher schon angezogenen schwarzen Tunika, im Moment eher einem vollkommen heruntergekommenen Reisenden als einem Anwärter auf einen Senatssitz, da ihm die Strapazen der vergangenen Wochen immernoch deutlich anzusehen waren.
    "Und bei Loki! Bringt mir etwas zu trinken!"

  • Ein paar Sklaven arbeiteten im Eingangsbereich des Anwesens als dieser etwas derangiert aussehende Reiter auf das Haus zuhielt. Etwas überrascht bliickte der Sklave drein, dem das Pferd überreicht worden war, ein anderer ließ den Rechen Rechen sein und lief in das Haus wo er sehr schnell die gewünschte Dame fand. Er konnte der Duccia nur berichten, dass ein Neffe sie zu sehen wünschte und zog sie fast förmlich vom Verstorbenen weg und hinaus. Ein dritter Sklave war dem zweiten gefolgt um dort einen Krug mit Wasser zu nehmen und einen Becher und sehr schnell wieder zum Ankömmling zu laufen. Diesem reichte er dann den gefüllten Becher.


    Venusia selbst kam gemäßigten Schrittes auf ihren Neffen zu nach dem sie erkannt hatte, welcher es war. Nach einigen schritten, trat sie neben den Sklaven, wartete bis er getrunken hatte und umarmte ihn zur Begrüßung.
    "Es freut mich, dass du hergekommen bist. Komme doch erst einmal herein. Ich werde anweisen dir ein Bad zukommen zu lassen."
    Ihr fiel auf, dass er nicht gut aussah und bei der Legion scheinbar einige Federn gelassen hatte. Das wollte sie allerdings nicht hier, nicht jetzt klären. Das sollte warten bis ihr Verwandter auch wirklich angekommen war. Zumindestens sein Geruch verriet ihr, dass ein Bad dringend nötig war. Sie selbst sah auch nicht sehr gut aus. Dunkle Augenränder zeugten vom wenigen Schlaf, den sie in letzter Zeit genoss und der mangelnde Appetit hatte sie noch etwas dünner werden lassen als sie es ohnehin schon war...

  • Mit jedem Schritt, den Vala auf das ihm gezeigte Eingangsportal zuging, kam ihm auch eine Karaffe mit Wasser näher, bis er das dringend verlangte Nass auch sturzartig in sich hineinschütten konnte. Seine Tante selbst machte sich die Mühe ihn noch vor dem Gebäude zu empfangen und ihn, in römischen Gefielden, ziemlich unorthodox in die Arme zu schließen. Er selbst hatte kaum ein Problem damit, fielen gewisse römische Verhaltensweisen im Beisein von Familienangehörigen von ihm ab wie eine Schlange nicht mehr gebrauchte Haut abstreifte.


    "Bitte entschuldige meinen Aufzug...", fiel Vala sofort in den Dialekt ihrer Heimat ohne auf die Anwesenheit etwaiger Römer Rücksicht zu nehmen, "..ich bin in einem Stück durchgeritten um noch rechtzeitig hier sein zu können. Dein Verlust schmerzt mich, und ich bin dir in tiefer Trauer verbunden, Tante. Möge Helheim ihm eine friedliche Wartstatt sein bis ihr wieder vereint seid."
    Wie immer bei förmlichen, kleinen Familienritualen beendete Vala dies mit einem Kuss auf die Stirn seiner sichtlich mitgenommenen Tante, und ließ sich dann von ihr in das Anwesen führen, das er betrachtete ohne es genauer wahrzunehmen. Nicht, dass ihm der Kopf von diesem Verlust schwirrte. Seine Gedanken drifteten immer wieder nach Rom, und alleine der Respekt seiner Tante gegenüber zwang ihn dazu sich immer wieder ins Hier-und-Jetzt zu befördern.
    "Ich habe gehört, er ist einem Fieber erlegen? Ein unwürdiges Ende für einen Soldaten, aber ein würdiges für jemanden der es verstand so lange im Dienste Theiwaz' zu überleben."
    Vala sah eine Sklavin nach dem Wink mit dem Zaunpfahl verschwinden um Valas Bad herzurichten, und nach nichts sehnte sich Vala in diesem Moment mehr. Wirklich auskuriert hatte er sich nach seiner Rückkehr aus Mantua nicht, und ihm war deshalb jede Gelegenheit recht sich in heißes Wasser einzulegen und sich einfach nur entspannen zu können.

  • Zitat

    Original von Duccia Venusia
    Wie es sich gehörte, hatte Venusia sich nach den Ritualen in Schwarz kleiden lassen. Hier nach hatte sie nichts mehr zu tun. Doch sie konnte nicht untätig sein. Noch nie und erst recht jetzt nicht. So scheuchte sie den Verwalter und dieser dann die Sklaven durch das Haus, ließ Blumenarrangements aufstellen, den Garten vom Unkrauf und verwelkten Blumen befreien und neue Blumen und Büsche anpflanzen. Ebenso mussten einige Einrichtungsgegenstände den Platz wechseln. Sie brauchte etwas zu tun. Nachdem das alles erledigt war, zog es sie wieder zu ihrem Mann. Viel Zeit verbrachte sie hier nun bis ihre Kinder und die Verwandte aus Roma eintrafen.


    Natürlich eilte sie sofort nach draußen um Sevilla und Lucius zu begrüßen, in ihre Arme zu schließen. Sie hatte wieder einen Grund stark zu sein und das würde sie auch sein, das musste sie und das half ihr. Nachdem die beiden Kinder begrüßt worden waren, wandte sie sich Seiana zu.
    "Seiana, vielen Dank, dass du so schnell kommen konntest."
    Dann umarmte sie auch ihre Verwandte...


    Seiana wartete geduldig, bis die Duccia ihre Kinder begrüßt hatte, bevor sie auch ihr entgegen kam. „Das ist doch selbstverständlich“, antwortete sie – nur um dann etwas hilflos da zu stehen für einen Moment, als Venusia sie umarmte. Zögerlich erwiderte sie die Umarmung dann, immer noch ein wenig überrascht und in erster Linie... ja, hilflos. Und ein klein wenig unangenehm berührt, weil sie es bis auf wenige Situationen bevorzugte, Distanz zu anderen Menschen zu halten. Allerdings hatte sie sich gut genug im Griff, um sich davon nichts anmerken zu lassen.
    Als sie die Umarmung beendeten, fühlte Seiana sich auch schon wieder sicherer. „Dein Verlust tut mir unendlich leid, Venusia.“ Einen Moment lang lag Seianas Hand noch auf der Schulter der anderen und drückte sie leicht, bevor sie auch den letzten körperlichen Kontakt unterbrach. Ihr Blick wanderte zu den Kindern hinüber, und als sie wieder zu deren Mutter sah, senkte sie ihre Stimme, so weit, dass die beiden sie nicht würden verstehen können. „Die Kinder wissen noch nichts davon. Ich dachte mir, dass es das Beste ist, wenn die Mutter es ihnen sagt.“ Und nicht etwa eine Amme – oder gar eine Frau, die zwar ihre Cousine war, die die Kinder aber nicht wirklich kannten.

  • Einige Tage waren nun schon vergangen, seit Seiana mit den Kindern ihres Onkels auf dem decimischen Landgut angekommen war. Und sie war sich nicht so sicher, ob es ihr gut tat. Nun, da war der überaus unerfreuliche Anlass für diesen Besuch, der ganz sicher kein Grund zur Freude war. Aber davon einmal abgesehen... es gab die Momente, in denen sie zumindest das Gefühl hatte, dass es ihr gut tat, Rom für ein paar Tage den Rücken gekehrt zu haben. Wenn sie in dem weitläufigen Garten war und die frische Luft roch, den Wind und die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut spürte und für wenige, kostbare Augenblicke tatsächlich schaffte, an gar nichts zu denken. Solche Augenblicke waren in Rom bislang weit rarer gesät gewesen als hier.
    Andererseits gab es hier weit weniger Möglichkeiten, die sie zum Ablenken nutzen konnte, und das hieß, dass es die meiste Zeit ein weitaus größerer Aufwand für sie war, sich irgendwie vom Grübeln abzuhalten. Sie unterstützte Venusia, wo sie konnte, aber das Problem war, dass die Duccia selbst die Ablenkung zu brauchen schien – was Seiana nur allzu gut verstehen konnte. Und sie wollte der frischen Witwe ganz sicher nichts wegnehmen, was dieser half, zumal Venusia gegenüber ihren Kindern stark sein musste. Seiana versuchte also, sich so gut als möglich den Aufgaben zu widmen, die sie von Rom mitgebracht hatte, aber ihr fehlte das übliche Tagesgeschäft, das sie in Rom auf Trab hielt, ohne dass sie sich groß die Mühe machen musste, erst nach Beschäftigung zu suchen.


    Als sie zum gefühlten hundertsten Mal die Berichte und Zahlen ihrer Betriebe, der Landgüter, der Acta und der Schola durchgegangen war, hatte sie jemanden nach Rom geschickt, um ihr die Nachrichten zu bringen, die mittlerweile die Casa Decima für sie erreicht haben mochten, und dieser war heute wieder eingetroffen. So saß sie nun im Tablinum, das sie für die Dauer ihres Aufenthalts hier als ihr Officium nutzte, einige Nachrichten bereits geöffnet und gelesen, einige andere noch unberührt vor sich. Der Verwalter eines der Güter hatte ihr einen ausführlichen Bericht geschickt, der wenigstens einigermaßen Lesestoff bieten würde, und mit etwas Glück genug an Arbeit für sie, dass sie die restlichen Tage hier beschäftigt war.
    Für den Moment allerdings legte sie den Bericht beiseite und widmete sich zunächst den übrigen Nachrichten, als sie jemanden den Raum betreten hörte. Sie sah hoch, um zu sehen, wer da kam – Mattiacus war nach wie vor hier, ebenso wie Venusia, und ein Sklave hatte ihr berichtet, dass vorhin ein weiterer Besuch angekommen war. Allerdings war sie dann doch überrascht, als sie nun sah, wer dieser Besucher war. „Duccius.“ Für einen Moment mochte die Überraschung zu sehen gewesen sein, auf ihrem Gesicht, in ihren Augen, dem leichten Anheben ihrer Brauen, aber dann hatte sie sich wieder im Griff.

  • Sie antwortete automatisch im germanischen Dialekt. So bald sich jemand so mit ihr unterhielt, begann sie sofort ohne nachzudenken in ihrer Muttersprache zu sprechen.
    "Natürlich entschuldige ich das. Es ist ein Stück des Wegs bis hierher und scheinst sehr in Eile gewesen. Da ist es nur selbstverständlich. Danke für deine Anteilnahme. Ich bin mir sicher, dass es ihm dort gut ergehen wird. Er war immer ein sehr ehrenhafter Mann. Ich habe keinen Zweifel, dass wir uns dort wieder treffen werden."
    Ihre Schritte lenkten sie zielstrebig auf die Eingangstür zu und als diese passiert war ins Atrium.
    "Deine Informationen sind richtig. Es war eine sehr langwierige und schwere Krankheit, die ihn bereits im Castellum der Classis quälte und das Leben sehr langsam aus ihm zog. Er hat einen langen Leidensweg hinter sich und ich habe erst sehr spät davon gehört. Ich war in Roma und er in Misenum und ich habe nichts mitbekommen."
    Sie verzog etwas trauriger das Gesicht ehe es wieder mehr eine von Trauer schwach gezeichnete Fassade wurde.
    "Er hat viele Kämpfe überstanden und am Ende war es eine Krankheit, die ihn dahin raffte. Das Schicksal ist manchmal schwer zu verstehen."
    Kurz sah sie sich um und entschied ihm selbst ein Zimmer zuzuweisen. Das beschäftigte sie dann wieder einen Moment.
    "Dich scheint es aber auch etwas erwischt zu haben. Wenn du nichts dagegen hast, erzähle mir von deiner Zeit bei der Legion wenn du dich erfrischen konntest und die Anstregungen der Reise hinter dir lassen konntest. Wäre das in deinem Interesse?"
    Auch weiterhin konnte nur jemand dieser Unterhaltung folgen wenn er des Germanischen mächtig war. Es tat ihr gut. Dann waren sie an dem Raum angekommen in dem er die nächste Zeit Quartier beziehen durfte. Venusia öffnete die Tür und ließ ihren Besucher ein. Es war zweckmäßig, aber nicht wirklich üppig eingerichtet. Es hatte ein Bett, einen kleinen Tisch und zwei Stühle sowie ein kleines Regal und eine Truhe.
    "Das wäre dein Zimmer."

  • ... der Trauer erwacht, die in seit Tagen nach dem Tod seines Bruders umfangen hatte kehrte auch Mattiacus wieder zu den Lebenden zurück.
    Er war lange immer wieder im Garten des Anwesens gewandelt und hatte über alles mögliche nachgedacht, besonders aber über die Familie und die Gens Decima.
    Zuviele waren nicht mehr da, zuviele nicht mehr erreichbar, zu viele hatten nichts mehr von sich hören lassen. Manchmal schien es ihm, als ob er der letzte einer Reihe von Decimern war. Dieser Gedanke ließ ihn erschaudern und gleichzeitig erstarren.


    So war es nur gut, als er von einem Diener erfurh, dass noch andere Trauerende aus der Familie. Seiana war angereist und ein junger Mann der Gens Duccia, den Mattiacus aber nicht kannte.


    Den Sitten entsprechend war er in schwarz gekleidet, den Bart hatte er schon seit Tagen nicht gestuzt. Man könnte fast meinen dass er einer der Barbaren des Nordens ähnlicher war, als einem Römer.


    In diesem Aufzug begab er sich nun zu dem Aufenthaltsort Seianas, um sie angemessen zu begrüßen.


    "Salve Seiana, schön dass du hier bist, auch wenn es kein fröhlicher Anlass ist."

  • "Natürlich wäre es das.", schmunzelte Vala müde, "Ich kann wohl kaum hoffen dich mit meinem Erscheinen mehr als gebührlich in Beschlag zu nehmen. Ich werde dich aufsuchen sobald ich wieder in einem vorzeigbareren Zustand bin."


    Mit diesen Worten verabschiedete Vala sich vorerst bei seiner Tante und ließ sich von einer Sklavin in eins der Balnea des oppulenten Landsitzes führen. Der Komfort, der ihn dort erwartete führte ihm, wieder einmal, das Alter der Gens vor Augen, in die seine Tante eingeheiratet hatte. Was für ein krasser Kontrast zu der Welt, aus der Vala kam. Und er hatte die Zustände, in denen die Duccii in Mogontiacum lebten für luxuriös gehalten. Im Vergleich zu den Mosaiken und kunstvollen Wandmalereien im warmen (!!) Balneum war der Standard in Mogontiacum der von italischen Bauern. Beschämend, aber auch irgendwo ermutigend, weil man ein Ziel vor Augen hatte, was man auch in Mogontiacum erreichen konnte. Erreichen MUSSTE, wenn er etwas gelten wollte. Wenn er seiner Gens zum weiteren Aufstieg verhelfen wollte.
    Dies waren die Gedanken die ihn umtrieben während er im warmen Wasser lag, und nur selten glitt sein Denken zum toten Decimer ab, der einige Räume weiter noch aufgebahrt war, bereit ins Reich Plutos einzugehen.
    Echten Kummer fühlte Vala nicht, dazu hatte er den Mann zu wenig gekannt. Und wenn, hätte der Verlust ihn kaum härter getroffen. Schon der Tod Landos hatte ihn nicht wirklich hart getroffen, und er musste zugeben, beim Lesen der Nachricht vor allem an das Machtvakuum gedacht zu haben, dass der tote Große hinterlassen hatte.
    Nur widerwillig gab Vala sein Stelldichein mit dem Balneum auf, aber der gute Benimm hatte seine Gültigkeit auch in der Familie, und er wollte seine Tante nicht weiter warten lassen. Auch wenn ihm durchaus nach einer längeren Zeit gewesen wäre, denn kaum hatte er sich in das kleine Becken begeben, hatte er das Gefühl die ganze Zeit vorher kurz vor'm Gefrierpunkt durch die Gegend gewandelt zu sein.


    "Ah... hier steckst du..", machte Vala sich selbst bemerksam, als er nach kurzer Suche seine Tante in einer der vielen Räumlichkeiten gefunden hatte, "...nun lass uns über dich reden. Wie geht es dir?"

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