Die septemviri kamen nach und nach an, sollte doch am heutigen Tage ihr trauter Kreis ein neues Mitglied erhalten. Da war Fulvius Frugi, der Pessimist und Nörgler in den Reihen der Siebenmänner. "Salve, Flavius", grüßte er ein wenig schlecht gelaunt, doch das war bei ihm an der Tagesordnung. Er war Klient der Octavier, und als solcher stand er den Patriziern eher skeptisch bis negativ gegenüber. Vitellius Rufio war ebenfalls schon zugegen. "Na, Flavius, dein großer Tag heute, mh?" grüßte er ganz freundlich. Man konnte ihn fast als das Gegenteil des Fulviers bezeichnen. Als ich eintraf, befand sich mein Freund Quintus Aemilius Atimetus gerade im Gespräch mit einem Kollegen. "Bisher macht er sich doch ganz gut. Ah, salve Marcus!" "Salvete", grüßte ich ihn und die Umstehenden zurück. Aemilius' Gesprächspartner war Opimius Naso gewesen, der einen ganz zufriedenen Eindruck machte. "Salve, Aurelius! Schön, dich mal wieder zu sehen. Ist das ein Verwandter von dir? Oh, hallo Flavius, na, schon aufgeregt?" Naso grinste Piso kurz an, und ich wandte mich zu ihm um. "Sei gegrüßt, Flavius", sagte auch ich und lächelte kurz unverbindlich. "Der augur? Ja, das ist mein Vetter Manius Orestes. Merke dir seinen Namen gut, er wird bei den kommenden Wahlen kandidieren", erwiderte ich auf Nasos Frage hin. Naso wandte sich zu Orest. "Na wenn das so ist, wünsche och viel Erfolg." Inzwischen war auch Axius Serenus eingetroffen und grüßte seine Kameraden. "Salve Vitellius...magister, Aemilius... Na wenn das mal nicht Aurelius Corvinus ist." "Eben jener. Salve, Axius", erwiderte ich schief grinsend. "So, und das ist also Flavius Piso? Interessant. Mal sehen, was er so bewegen wird." "Ganz recht, Axius, ganz recht. Äh... Wenn wir soweit sind, könnten wir eigentlich beginnen, nicht wahr? augur Aurelius?" sagte Marcus Opimius Naso und wandte sich fragenden Blickes an Orestes.
Inaugurationes der Priester
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Der Pontifex Flavius Gracchus glaubte sich ein wenig zu spät, doch an diesem Tage machte ihm dies kaum nur etwas aus, schlussendlich kam er seit geraumer Zeit beinahe ständig überall hin zu spät - manches mal vermutete er, die Welt hatte einfach keine Geduld mehr und begann daher mit allem stets zu früh -, andererseits war er bei dieser Gelegenheit ohnehin nur Zuschauer. Lange hatte er mit sich gehadert, überhaupt zu erscheinen, gehörte die Beiwohnung von Inaugurationes Mitgliedern anderer Collegien denn des Collegium Pontificium doch nicht zu den Pflichten eines Pontifex, doch Flavius Piso war nuneinmal sein Vetter, und familiäre Pflichten wogen Gracchus schon lange schwerer denn amtliche oder imperiale. Der Medicus Cosmas hatte ihn zuvor noch zur Ader gelassen, ob dessen Gracchus sich entgegen seiner Hoffnung wieder einmal nicht sonderlich kräftig fühlte und ein wenig blass um die Nase schien - dennoch hielt er weiterhin an der Überzeugung fest, irgendwann müsse dieses Prozedere zum gewünschten Erfolge führen, denn solange nicht sein Leib ihm wieder völlig unter Kontrolle war, solange bisweilen sein Geist neben ihm stand, solange floss in ihm das Blut im Übermaß und konnte nur dadurch zu Harmonie finden, indem es ausgeleitet wurde - zumindest soweit er die Theorien der Medici konnte nachvollziehen, obgleich sie ihm beizeiten nicht mehr gar so schlüssig schienen wie noch in Achaia.
"Salvete"
, grüßte er die Umherstehenden lapidar - unter welchen er Pontifex Aurelius erkannte, zudem den Magister der Euplonen Opimius Naso, sowie den Septemvir Fulvius Frugi, welcher wohl jedem Pontifex in Rom war bekannt, die meisten übrigen dagegen konnte er nur vage dem Collegium der Septemviri zuordnen. Seinem Vetter Piso indes gewährte er ein zuversichtliches Lächeln, gepaart mit einem Nicken - war doch die Inauguration nurmehr Formsache, so sich das Collegium für Piso hatte entschieden und nicht gerade ein toter Vogel dem Augur würde vom Himmel herab vor die Füße fallen - was wohl ein echtes göttliches Zeichen würde sein. Hatte sich dagegen das Collegium gegen Piso entschieden und trug nun durch schlechte Omen dafür Sorge, ihn nicht aus profanen Gründen ablehnen zu müssen, so war es gut, präsent zu sein - doch zweifelte Gracchus daran, dass die Epulonen es würden wagen, sich gegen die Empfehlung dreier Pontifices auszusprechen. -
Nach und nach kamen die Septemviri, auch der Flavier, der zu inaugurieren war, weste an, Orestes sah auch seinen Vetter Corvinus, der als ehemaliger Septemvir und jetziger Ponzifex dem Schauspiel - ähm dem Ritual - beiwohnen wollte. Auch Gracchus von den Flaviern ein weiterer Pontifex weilte unter den Zuschauern. Nachdem er alle kurz begrüßt hatte und ihm auch das Zeichen des Magisters der Septemviri zum Beginnen nicht entgangen war, wandte er sich an Flavius Piso und sagte leise zu ihm: "Ja ich bin der Augur, Manius Aurelius Orestes, übrigens mein Name. Ich nehme an Du kennst den Ritus?" Er fragte dies nur, weil das Wort "Inaugurateur" ihm zwar verständlich aber durchaus nicht geläufig war; und er fragte es so, dass klar wurde, dass diese Frage rhetorisch war.
Nach einem kurzen Moment, in dem er sich besann, trat er noch einmal an den Flavier heran, diesmal von der linken Seite. Einer seiner Calatores, derselbe der ihm später sagen würde, dass er gestern einen Blitz gesehen habe, trat an den Auguren heran und zog ihm den Zipfel der Toga über den Kopf. Orestes selbst nahm den lituus, auf den er sich bisher aufgestützt hatte in die linke Hand, während sich die rechte auf den Kopf des Flaviers senkte. In fast ein wenig salbungsvoller Stimmlage - aber nicht zu sehr - sprach er vernehmlich:
"Iuppiter Pater, si est Fas hunc Aulum Flavium Aetii Filium Pisonem, cuius ego Caput teneo, Septemvirum esse, uti tu Signa nobis certa ad clarissis inter eos Fines, quos feci."*
Bei den Worten "inter eos fines" erhob er den lituus und teilte den Himmel in vier Bereiche ein. Als er den Stab wieder herunternahm, warteten sie einen Moment - genauer gesagt bis der Calator schweigend bis fünfzehn gezählt hatte - bis sich eben dieser Diener dem Auguren an die Seite stellte und ihm zuflüsterte, dass er einen Blitz gesehen habe, gestern, und dass dieser auf linken Seite erschienen sein. Orestes nickte bedeutungsschwanger. Nun würden sie einen Moment warten, dass nichts geschah. Denn der größte und beste, müsste ja nur einen Blitz senden, um zu widersprechen. Wenn er dies nicht tat, würde man fortfahren.
Sim-Off: "Vater Iuppiter, wenn es der göttliche Wille ist, dass dieser Aulus Flavius, Sohn des Aetius, Piso, dessen Kopf ich halte, Septemvir ist, gib uns sichere und klare Zeichen innerhalb der Grenzen, die ich gemacht habe."
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Der erste, der Piso begrüßte, schien ein echter Grantler zu sein. Piso zog ganz leicht seine Augenbraue hoch. Na, mit dem würde er noch seine Freude haben. Viel angenehmer war da die Vorstellung eines anderen. „Ja, so könnte man es sagen.“, meinte Piso mit einem leicht nervösen Lächeln. Sein großer Tag... zumindest für diese Woche. Er war schon glücklich, dass er karrieremäßig wieder so anzog, nachdem er so lange in der Kanzlei herumgammeln musste. Zwar würde er den guten Archias nicht mehr im Amt sehen, aber auch wurscht. Vielleicht war es sogar gut. Konnte es für gutes Blut sorgen, wenn ein Freund beruflich direkt über einen stand – auf einen Posten, den der andere schon immer wollen hatte, aber nicht erlangen konnte? Nun waren Piso und Archias wieder in verschiedenen Sparten untergebracht, die man so nicht vergleichen konnte. Was gut war.
Naso sprach ihn ebenfalls an. „Um ganz ehrlich zu sein“, entgegnete Piso ebenso freundlich, wie ihn der Magister ansprach, „ein wenig.“ Iuppiter konnte noch immer sein Veto einlegen. Auch wenn das ganz gemein wäre, hatte Piso doch noch nicht vor langer Zeit dem Iuppiter ein hübsches nettes Lämmchen als Opfer dargebracht.
„Salve, Pontifex.“, grüßte Piso dem Aurelier zurück. „Ich möchte dir noch einmal danken, ohne dich stünde ich nicht hier.“ Hatte er schon wieder jemanden, dem er einen Gefallen schuldete. Na ja, das war ja nicht ungewöhnlich, des Corvinus Neffe Ursus hatte ihm ja schon erzählt, dass er noch sein Säckchen an noch nicht zurückbezahlten Gefallen tragen müsste.
„Salve, Gracchus!“, erschallte es auch demjenigen. Piso war ziemlich froh, dass Gracchus ihm ein Lächeln schenkte (nur selten hatte Piso jemals Gracchus lächeln gesehen) und grinste frohen Mutes zurück. „Schön, dass du hier bist.“ Bleich sah er irgendwie aus. Piso fragte sich wirklich, was diese Kurpfuscher von Ärzten mit ihm anstellten. Bald würde er wohl einen Cursus Medicinae an der Schola absolvieren, zumindest hatte er dies sich vorgenommen, und dann würde er hoffentlich ein wenig mitreden können, was dies anging.
Nachdem er sich an den Auguren gewandt hatte, stellte sich jener ihm vor, in nicht allzu lautem Tonfall. „Freut mich sehr, Aurelius Orestes.“, kam es wispernd von Piso zurück. „Und, ja, ich weiß natürlich, wie diese Zeremonie verläuft.“ Er hatte sich am Abend zuvor noch einmal alles, was er darüber hatte, durchgelesen. Nur das verflixte Kapitel mit den Anreden hatte er auslassen.
Als das Spektakel dann begann, senkte Piso leicht seinen Kopf, als Orestes seine Hand auf denselbigen legte und sich daran machte, die Gebetsformel zu rezitieren. Er hörte ein Flüstern links, konnte nicht genau vernehmen, was gesagt wurde, aber wusste es dennoch. Die Geschichte mit dem Blitz auf der linken Seite.
Jetzt wurde es spannend. Piso traute sich nicht recht, sich umzublicken – würde vielleicht doch noch ein Blitz fallen, oder ein sonstiges schlechtes Omen geschehen, das seinem neuen Posten einen Strich durch die Rechnung machen würde? -
Vitellius lachte nur und klopfte Piso auf die Schulter. Naso grinste breit. "Mach dir mal keine Sorgen", versicherte er ganz zuversichtlich und zwinkerte Piso zu. Dann zog er sich zu den anderen zurück, die inzwischen verstummt waren und den Auguren gespannt betrachteten.
Ich selbst hatte Gracchus gegrüßt und mich dann zu ihm gesellt, mein Platz war nicht mehr unter den septemviri. Gracchus wirkte ein wenig kränklich. Was es auch war, hoffentlich steckte ich mich nicht an. Das konnte ich vor einem potentiellen Ädilat einfach nicht gebrauchen. "Das möchte ich zwar bezweifeln, aber ich habe dir diesen Gefallen dennoch gern getan", erwiderte ich gut gelaunt auf Pisos Worte hin und folgte ihm dann mit dem Blick, als er auf Orestes zu ging. Dann begann sie auch schon, die Inauguration. Vielleicht ergab sich im Anschluss daran die Gelegenheit, ein wenig zu plaudern.
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Als eine graume Weil vergangen war, ohne dass etwas geschehen war, betrachtete ich Orest genauer. Für mich war die Sache zwar nun eindeutig, aber ich war eben kein augur. Er war derjenige, der nun den Willen der Götter verlautbaren musste.
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Auch diesem Orestes schien es so als habe man nun lange genug, oder vielleicht sogar ein wenig zu lange gewartet. Als nahm er seine Hand vom Kopf des Flaviers und ließ die andere sinken. Nachdem er einen Schritt vorging sagte er vernehmlich:
"Die Vorzeichen lassen keinen Zweifel offen, dass dieser Aulus Flavius Piso zur Schar der Siebenmänner gerechnet werden soll.", dann wandte er sich dem Flavier zu: "Meine Glückwünsche Septemvir Flavius Piso!"
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Trotz der Aufmunterung, die ihm der Vitellier und Naso angedeihen ließen, trotz der zuversichtlichen Worte von Corvinus, Piso atmete schwer, als er die Last von Orestes‘ Hand auf seinem Kopf spürte.
Und es passierte... es passierte.... ES PASSIERTE...
...nichts.
Rein gar nichts.
Kein Schwall von toten Vögeln kam vom Himmel hinuntergepurzelt. Iuppiter shcickte nicht erbost Blitze, um den Flavier von seinem Amt abzuhalten. Nichts passierte. Nach einer Weile begann es langweilig zu werden.
Und schließlich begann Orestes wieder zu sprechen. Doch Piso wagte es erst zu lächeln, als ihm Orestes mit einem Namen ansprach, mit dem er wohl oft noch angesprochen zu werden verlangen würde. Septemvir Flavius Piso. Hach, das musste von der Zunge rollen – der Flavier würde es sicherlich noch einige Male in der Abgeschlossenheit seines Zimmers ausprobieren.
„D... danke.“, hörte er sich sagen, als er sich stehend umdrehte und in die Mienen der Gesichter schaute. Er widerstand der Versuchung, sich den Schweiß von seiner Stirn zu wischen, und lächelte nur ehrlich erleichtert und glücklich in die Runde der versammelten Priester, zu denen er jetzt auch gehörte. -
Herzlichen Glückwunsch! Diesen Spruch hörte Piso nun von allerlei Seiten, vornehmlich natürlich von seinen neuen Kollegen und der Familie. Irgendwo mittendrin hatte auch ich die Gelegenheit ergriffen und ihm gratuliert, nur um kurz darauf von einem flavischen Klienten verdrängt zu werden, der ebenfalls seine Glückwünsche anbringen wollte. So trat ich zurück und unterhielt mich eine Weile mit meinem Freund Aemilius, bis dieser kund tat, sich auf den Weg machen zu wollen. Ich schloss mich ihm, nach einem letzten Blick hin zu dem Pulk um Flavius Piso, der jenem vermutlich für eine ganze Weile nicht zu entkommen vermochte, an und verließ gemeinsam mit Aemilius Ort und Stelle der Inauguration.
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Letztlich war das Ergebnis der Himmelsschau nicht übermäßig überraschend, so dass aus Aulus Flavius Piso ein Septemvir wurde. Geduldig wartete auch Gracchus, bis dass die neuen Kollegen seinen Vetter mit ihren Glückwünschen und Willkommensheißungen hatten überhäuft, ehedem er selbst kurz an ihn heran trat.
"Meinen Glückwunsch, Piso! So hast du denn bereits die erste Hürde zur Errei'hung deiner Ziele überwunden."
Er bezog dies auf den Wunsch seines Vetters, die Karriere dessen Vaters zu überflügeln, gleichwohl hegte Gracchus kaum Zweifel daran, dass Piso stante pede seinen Weg würde weiter gehen. -
Natürlich war er schnellst mögliche nach der Benachrichtigung in bester Kleidung aufgebrochen. Es war das Ziel seiner Langjährigen Bestrebungen in dieses Collegium aufgenommen zu werden. In einer seiner besten Togen betrat er das Auguraculum auf dem südlichen Capitolshügel. Vor der grasgedeckten Hütte standen schon zwei Auguren die auf ihn zu warten schien. Gefast trat er zu den Männer die klar an ihrem lituus ihrem Krummstab klar zu erkennen. Grüßend hob er den Arm.
„Salve. Ich bin Lucius Centho von den Iuliern und bin gekommen, um als Kandidat zu erfahren ob die Götter meiner Aufnahme in das Ehrenwerte Collegium Augures Publici Populi Romani Quiritium zustimmen.“
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| Verginius Esquilinus
Die Inauguratio von Auguren übernahm der Magister Augurum stets persönlich, daher war es selbstverständlich, dass Verginius Esquilinus und einige weitere Auguren heute auf dem Auguraculum erschienen und Iulius Centho erwarteten.
Mit einem kurzen Nicken begrüßte er den Kandidaten, dann blickte er zu seinem Collega. Man konnte im Prinzip sofort mit der Zeremonie beginnen!
"Beginnen wir sogleich."
Esquilinus ließ sich den Zipfel seiner Toga über den Hinterkopf ziehen und stellte sich links neben den Iulier. Sein Calator reichte ihm den Lituus, den er in die linke Hand nahm. Mit der Rechten hingegen berührte er Centhos Kopf und sprach er mit klarer Stimme die alte Formel:
"Iuppiter Pater, si est Fas hunc Lucium Iulium Tiberii Filium Centhonem, cuius ego Caput teneo, Augurem esse, uti tu Signa nobis certa ad clarissis inter eos Fines, quos feci."
Unterdessen begann er, mit dem Lituus den Himmel in vier Teile zu teilen. Trotz einiger Schönwetterwolken und dem geflossenen Schmiergeld war es wohl eher unwahrscheinlich, dass es aus heiterem Himmel blitzte (und obwohl Esquilinus die Götter ehrte, traute er Iuppiter solch ein Zeichen eigentlich nicht zu). Dennoch wartete er einen Augenblick, um dem Ritual etwas mehr Wirkung zu verleihen.
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Es ging dann recht zügig aber er hatte nichts dagegen. Die Menge der Auguren die die Hütte verließen nahm nun zu und auch der Magister war da. Er selbst würde den Ritus vollziehen denn er meinte sie würden sogleich beginnen. Sein Haupt wurde von einem anderen Auguren mit einem Stückt der Toga bedeckt. Und er stellte sich links neben ihn und legte die rechte Hand auf seinen Kopf und teile sich mit seinem Lituus denn Himmel in einen Bereich den Templum ein und sprach die überlieferte uralte Formel. Nun war der oberste Gott angerufen und die Zeichenkonnten gedeutet werden. Er selbst hatte hier nicht viel zu sagen er war der der geprüft wurden.
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| Verginius Esquilinus
Einige Augenblicke betrachtete Esquilinus den Himmel. Erwartungsgemäß meldete Iuppiter sich gar nicht zu Wort, sodass der Calator an der Reihe war, der von einem Blitz irgendwo links des Verginiers gesehen worden war. Damit war dem Ritual Genüge getan:
"Keinen Zweifel der Götter kann ich an der Entscheidung, diesen Kandidaten auszuwählen, erkennen. Die Götter halten ihre schützende Hand über diesen Mann."
Er ließ Centho los und drehte sich zu ihm.
"Damit erkläre ich den Quiriten Lucius Iulius Centho, Sohn des Tiberius Iulius Maxentius, zum Auguren der Urbs Roma berufen."
Zwar konnte er sich nicht zu einem Lächeln durchringen, doch immerhin erhielt der neue Collega einen wohlwollenden Blick. Auch der andere Augur, der zu diesem Treffen erschienen war, gratulierte Centho und wünschte ihm alles Gute.
"Iulius, wir sehen uns bei der Contio. Und nun feire schön!"
Damit drehte sich der ehrwürdige Magister der Auguren weg und verließ das Auguraculum, da er noch einen wichtigen Termin hatte.
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Lucius hatte zwar damit gerechnet das es nach seine Wünschen geschehen würde. Aber er war trotzdem der würde und der Bedeutung des Rituals entsprechend nervös aber er versuchte sich das nicht anmerken zu lassen. Als dann der Magister seine Hand von seinem Haupt nahm und verkündet das die Götter keinen Einwand hätten. Verspürte er dementsprechend Erleichterung. Der Magister sah ihn würdevoll an und auch die anderen nickten zum Teil.
Zwar schickte sich der Magister an zügig das Auguraculum zu verlassen aber der Mann hatte das Nötige getan und hatte sicher noch andere Dinge die seiner bedurften. Einer seiner neuen Collega winkte ihn zu sich und deute in Richtung der mit Grass gedeckten Hütte. Zwei Viatores kam heraus die man ihm zu geteilt hatte der erste trug auf seinen Händen eine Trabea das rituelle Gewand aus alten Zeiten das bei manchen Ritualen getragen wurde. Auf dem Stoff lag der Lituus der Stab der ihn als Augur ausweisen würde. Der Andere trug eine Toga praetexta die er vom heutigen Tage tragen durfte auch ohne Senator zu sein. Er hofft natürlich das die Senatorenschuhe und der Ring nicht mehr all zu lang warten lassen würden. Im Gegenzug war es ihm ab dem Heutigen Tage verboten Tote zu berührten alle Lampen die einen Deckel besaßen. Hatte er schon nach seinem Gespräch mit dem Magister als sich abzeichnete das er aufgenommen werden würde aus dem Haus entfernen lassen. Jetzt fehlte nur noch die Cena aditialis die er zu organisieren hatte da würde er dann alle kennen lernen.
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Er kannte den ort. Er kannte den Geruch des Ortes. Er kannte das Gefühl des Ortes, den Klang des ortes, und irgendwie kam ihm sogar die Temperatur bekannt vor.
Er war schon einmal hier gewesen.
Er erinnerte sich, wie er damals noch ein Kanzleibeamter war, zitternd auf den großen Sprung wartend. Den großen Sprung nach oben. Der ihm jetzt, in den Dimensionen, in der er nun zu denken pflegte, wie das Hüpfen eines nicht allzu großen Frosches im Laub erschien.
Jetzt hatte er alles, was er wollen hatte im Leben. Er war Senator, hatte eine herzallerliebste Frau, und war nun buchstäblich ein paar Schritte entfernt von seiner Ernennung zum Pontifex. Pontifex, wie das klang. Der Brückenbauer. Ja, Brücken würde er bauen, zwischen den unsterblichen Göttern und den kleinen Menschen da unten auf der Erde. Lange und breite Brücken. Sie würden staunen, alle miteinander, staunen und vor Ehrfurcht im Boden versinken!
Doch die Zeit, in welcher sich seine megalomanischen Vorstellungen verwirklichen würden, die war noch nicht angebrochen. Bislang war nur etwas passiert. Und zwar, dass er hier eingetrudelt war. Und zwar vor allen anderen. In anderen Worten, er war ein wenig zu früh da. Die Versuchung war groß, zurück zur Sänfte zu jappeln und dort eine Jause zu jausnen. Doch er ließ es sein. Ein Pontifex snackte nicht.
Er trat also dezent zurück von der Stelle, wo er eben noch gestanden hatte, schloss die Augen, lächelte entrückt und legte seinen Kopf in den Nacken, die Sonne auf sein Gesicht scheinen lassend. So hielt er ein paar Sekunden inne. Endlich aber verließ er diese Haltung wieder, um sich wieder normal hinzustellen und auf die anderen zu warten, die Pontifices, die Auguren und die sonstigen priesterlichen Gestalten, die hier antanzen müssten. Bald einmal. -
Inaugurationes haftete stets eine recht erbauliche Atmosphäre an, wenn auch sie im Laufe der Zeit ob ihrer gesteigerten Anzahl einem jeden Kultmanne wohl mehr und mehr gewöhnlich und darob wenig spektakulär erschienen. An diesem Tage indes kroch ein leichtes Kribbeln der Nervosität über Gracchus' Haut als seine Sänfte sich empor zum Capitolium schob, denn kein geringerer als sein Vetter Aulus Piso würde in die Reihe des wichtigsten Collegium Roms aufgenommen werden, was zweifelsohne auch auf seine eigene Position einen nicht unerheblichen Nebeneffekt würde bedeuten - nicht nur, da Pisos Cooptation vorrangig sein Vorschlag war gewesen, sondern auch da sie somit zwei Stimmen in einem recht kleinen Gremium besaßen - sofern die beiden Flavier untereinander sich einig waren. Als Gracchus die arx erreichte, war sein Vetter bereits anwesend.
"Salve, ..."
Der Cognomen seines Vetters lag ihm bereits auf der Zunge, ehedem er ihn hinabschluckte, waren sie doch seit einiger Zeit bereits zu ihren Praenomen übergegangen, und während Gracchus es schwer fiel bei außerfamiliären Beziehungen auch nur ein Cognomen zu nutzen, so war ihm doch die Distanz zu seinem Vetter nurmehr eine überaus geringe.
"... Aulus! Heute beginnt also dein Leben als ehrbares Mitglied dieses Staates - denn während in den Senat bisweilen gar Männer aufgenommen werden, deren Beste'hungssumme nur groß genug ist, so suchen wir doch tunlichst das Collegium Pontificium von eben diesen zu separieren und nur wahrhaftig ehrbare Männer aufzunehmen."
Selbstredend mochten gewisse Zahlungen auch in dieses Collegium ihren Weg ebnen, doch mochte Gracchus lieber an dem gegenteiligen Gedanken festhalten, wiewohl er solcherlei auf das vehementeste würde zu vereiteln suchen, so er überhaupt davon würde Kenntnis erhalten. -
Auch der alte Tiberier erschien selbstredend, um den neuen Collega zu inaugurieren. Als Haupt des Collegiums (dass Valerianus überhaupt jemals seine Aufgabe wahrnehmen würde, hatte er inzwischen zu hoffen aufgegeben - der nächste Kaiser würde es hoffentlich besser machen) oblag es heute sogar ihm selbst, die Inauguratio zu vollziehen. Da er diese Angelegenheit bereits seit seiner Zeit im Collegium der Augures nicht mehr übernommen hatte, hatte er sich heute morgen sogar etwas ausführlicher vorbereitet.
Als er schließlich aus seiner Sänfte stieg, stellte er fest, dass die meisten Pontifices, wie auch der Candidatus bereits anwesend waren.
"Salvete, Flavii! Ich hoffe, du bist bereit, dieses Amt zu übernehmen!"
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Es dauerte keinesfalls lange, da erschien Gracchus an der Szenerie. Piso hielt ein erfreutes Lächeln für seinen Vetter bereit, als dieser seiner Sänfte entstieg und ihn warm begrüßte. Mit seinem Praenomen, wie es Piso auffiel. Gracchus hatte nicht vergessen, worauf sich die beiden an jenem Abend in der Villa Flavia geeinigt hatten.
Tja, was sollte er auf Gracchus‘ Worte, die er wirklich sehr nett fand, erwidern, ohne zu bescheiden oder zu großspurig daherzukommen? Hmm, vielleicht nichts? Er lächelte also nur weiter und nickte. “Ich freue mich sehr über deine Worte. Die Jahre werden zeigen, ob ich deine Erwartungen erfüllen kann.“ Ach, sicher würde dies eintreten, sagte er sich. Sicherlich. Er war ja nicht irgendjemand. Er war ein Flavier. Und einen versagenden Flavier, das musste man ihm erst noch zeigen!
Genau in diesem Moment kam auch Durus. Piso wandte sich um und bedachte auch den alten Tiberius, dessen überdimensionale Ohren ihn schon immer fasziniert hatten, mit einem Lächeln. “Tiberius, salve! Ich denke, ich bin bereit. “ Er dachte daran, wie er das letzte Mal in ein Priestercollegium berufen worden war, damals war er Septemvir geworden. Der Augur Aurelius Orestes, ein Verwandter seiner Frau, hatte ihn inauguriert. Nun war es an Tiberius Durus, dies zu tun.
“Wann fangen wir an?“ Soweit er sah, hatten sich ja alle Pontifices schon versammelt und das Spektakel konnte anfangen. Endlich war es soweit. Hurra... -
Dass sein Vetter die in ihn gesetzten Erwartungen würde erfüllen können, daran zweifelte auch Gracchus nicht auch nur einen winzigen Augenblick lang. Den eintreffenden Pontifex pro magistro Tiberius grüßte er mit einem knappen
"Salve, Tiberius!"
und schenkte Piso, welcher regelrecht begierig schien, sein neues Amt anzutreten, nocheinmal ein aufmunterndes Lächeln, ehedem eher zu den anderen Pontifices hin trat, seiner Aufgabe, der Bezeugung der Tat, nachzukommen.
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