"Nuptiae Lucilla et Avarus - Was lange währt ..."

  • Ein winziges Bisschen wunderte sich Avarus derweil, das ständig irgend jemand etwas an der alten Tradition der Gens Germanica auszusetzen hatte ein Jahr Verlobungsdauer vor die Hochzeit einzuschieben. So sehr setzten doch alle in Rom auf alte Traditionen und begannen weh zu klagen, wenn etwas Neues Gestandenes abzulösen begann. Doch weiter kam er nicht mit den Gedanken, da wurde er auch schon von Adria abgeschleckt. :D "Ich danke dir natürlich auch..." waren seine Worte "... und freue mich auf einen wunderbar unterhaltsamen Abend mit dir..." als Lucilla schon artig die Bedankung übernommen hatte. Auch Hungaricus kam zu Wort und fügte das Göttersymolisum hinzu. "Danke das hoffen wir doch auch..." Das ein Mann wie er nicht auf die Zeichen setzen konnte, wie sie so im laienhaften Umgang eines Vorstadtpriesters geschahen, war wohl jedem hier eh klar. Trotzdem behielt der Bräutigam natürlich für sich, das es mit Sicherheit gute Vorzeichen waren. Manchmal war dieser ganze Hofstaat von Priestern und dergleichen einfach nur ein korrupter Haufen, die vor ihren Herren, den Göttern, nach Gold und Münzen lechzten. So war das früher schon in Rom heute erst recht und so würde es immer bleiben. Man(n) oder Bräutigam mußte da einfach mitschwimmen, wenn er nicht in der Hochzeitsnacht allein im Regen stehen wollte. 8)


    Als dann noch eine Dame zu ihnen trat, blickte der Senator recht verwundert drein. Es war Aurelia Deandra, die sich jetzt eine Claudia nannte und ehrlich gedacht, erinnerte sich der Bräutigam noch gut daran, wie hart sie mit diesem ins Gericht gegangen war, um ihre alten Wurzeln zu verteidigen und einen, jenen Namen M. Germanicus Avarus vor aller Welt schlecht zu reden. Irgendwann war es dann sehr still, wenn nicht mucks-mäuschen-still um jene Person geworden. Man sprach davon sie sei nach Misenum gesiedelt... mehr auch nicht. Heute stand sie zwar als Begleitung einer Schwester, demnach einer Claudia auf der Hochzeit von Senator Avarus, doch verwundert, das sie erschien war er doch. Die Welt war wohl klein, sehr klein und irgendwie bekam der Senator das Gefühl nicht los es war ein Akt der Verzweiflung wiedereinmal ins Rampenlicht zu kommen, nach so vielen Monaten der Abgeschiedenheit in Misenum. Wozu diese Patrizier wiedermal eine Plebejergens 'missbrauchten'. So ganz waren sie eben doch nicht überlebensfähig ohne den einen oder anderen Plebejer.


    Trotz all dieser Gedanken bedankte Germanicus Avarus auch bei ihr. Merkte jedoch nichteinmal sie mit dem alten Namen anzusprechen: "Danke Aurelia Deandra..." Zuviele Augen und Ohrenpaare waren an diesem Abend auf sie gerichtet, um eine andere Reaktion zu zeigen. Die Bücher überließ er Lucilla und schluckte seine Gedanken hinunter. Zuviele Freunde folgten auf dem Fuß und richteten Grüße an das Brautpaar.

  • Ja, in drei Tagen soll mir recht sein.


    Crassus nickte bestätigend und nahm sich fest vor, diesen Termin nicht zu vergessen. Das war, trotz der Einfachheit dieser Zeitangabe, für Crassus nicht selbstverständlich. In der Tat war es sogar so, dass Crassus sich selbst die einfachsten Sachen nicht mehr merken konnte und ohne seinen Sekretär, der dummerweise heute nicht dabei war, keinen einzigen Termin mehr wüsste, ganz gleich ob er ihn selbst angesetzt hatte oder eingeladen wurde.


    Solangsam füllt es sich hier ja richtig. Na gut, es ist ja auch wohl mit die größte Hochzeit für dieses Jahr. Wobei sie auch die größte Hochzeit des letzten Jahres hätte sein können, wenn man sich überlegt wie lange sie schon verlobt sind beziehungsweise wie lange schon feststand, dass sie heiraten werden....


    Brach er dann ein neues Thema an, was dieser Umgebung wohl auch etwas gerechter wurde.

  • Caia hörte ihm aufmerksam zu und nahm seine kurzen Geschichten mit Begeisterung auf.
    "Aber wenn etwas zur Routine wird, lässt dann nicht auch die Aufmerksamkeit nach?" fragte sie nach, wobei sie einen leicht philosophierenden Unterton in ihrer Stimme hatte. Sie wollte keines falls als Respektlos erscheinen, aber im Grunde hatte sie wohl überlegt, bevor sie gefragt hatte.


    Die Geschichte mit dem Tavernenbesitzer und dem gestohlenen Wein gehörte schon fast zu den alltäglichen Dingen von Rom, Rom war riesig und mit unter sogar sehr gefährlich, überall lauerten Gefahren, und doch liebte Caia diese große Stadt aus tiefstem Herzen, schließlich hatte so jeder seine Fehler und auch Rom war nicht vollkommen und was wäre Rom ohne Aufruhr oder Aufregung... eine langweilige Stadt, wobei der Gedanke an zahlreiche Verbrecher, wenig erheiternd war und sie in ihrer Abenteuerlust dämpfte. Aber solche Dinge hatten sie eigentlich nie bei ihren Streifzügen durch die Straßen aufgehalten, wobei sie aber doch immer recht aufmerksam blieb.

  • Verstohlen schob sich Valeria in den Raum hinein, um so zu tun, als sei sie schon von Anfang an da gewesen. Gekleidet in eine schlichte sandfarbene Tunika mit bordeauxfarbener Blütenstickerei, die Haare schick zusammengesteckt, bahnte sich ihr schlanker Körper einen Weg durch ie Menschen hindurch. Kaum etwas hatte man in letzter Zeit von ihr gehört oder gesehen, was daran lag, dass sie ihren guten alten Freund Apollonius von Samothrake auf Capri besucht hatte. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, als sie an den zerstreuten Griechen dachte. Das halbe Dorf behandelte er inzwischen, an Erholung war nicht zu denken. Aber, so dachte sie sich, er hatte dennoch frisch und agil ausgesehen. Und das Haus an der Steilküste war ein Traum. Mit einem Seufzen schob Valeria die Gedanken beiseite und sich selbst vor Lucilla und ihren Bald-Ehemann. Unverblümte umarmte sie ihre Lieblingstante.


    "Aaaalles, alles Liebe zur Hochzeit, Lucilla!" nuschelte Valeria in Lucillas Haare und ließ sie dann los, um sie anzugrinsen. Und weil es sich so gehörte, umarmte sie auch den baldigen Ehemann, aber den viel kürzer und nicht so luftabdrückmäßig wie Lucilla.
    "Dir auch alles Liebe - und viel Glück! Immerhin heiratest du Lucilla, Avarus!" Grinsend sah sie zu Lucilla. Ob sie die Anspielung verstand?

  • Ins Gesrpäch mit Medeia vertieft konnte Mattiacus aus einem Augenwickel erkenne, wie Decima Valeria den Raum betrat. Eine Ewigkeit hatte er sie nicht mehr gesehen. Als sie einmal zu ihm herüberschaute grüßte er sie mit einem Lächeln.

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    "Ich freue mich über dein Angebot. Auch andere sollen an meinen Erfahrungen teilhaben." Er nippte kurz an seinem Becher um seine Gedanken zu sammeln. "Ich habe bereits in Germanien Aufzeichnungen über meine Reise gemacht, kleine Randbemerkungen und Notizen auf dem Wege. Diese muss ich noch einmal sammeln und auswerten. Dann könnte ich einen großen, ja man könnte sagen, Bericht für die Acta schreiben. Wenn ihr sowas überhaupt wollt."


    Erfreut, dass die Anfrage, doch auf positive Resonanz stieß, lächelte Medeia. "Ich bin mir sicher, dass viele sehr an einem derartigen Bericht interssiert sind. Was erfährt man denn schon von den Germanen, außer dass sie unsere Feinde sind? Ich meine, hier in Rom."Und die germanischen Sklaven waren gewiss nicht repräsentativ genug für ein solches Volk. Medeia hatte mal vage gehört, dass es im Grunde viele Völker waren, aber sie warf sie gerne und ohne Skrupel alle in einen Topf. Ob die Barbaren an jenen oder einen anderen Gott glaubten, war ihr dabei sogar recht gleichgültig. "Und natürlich sind wir an einem solchen Bericht interessiert. Natürlich müssen wir ein Mindestmaß an Qualität aufweisen. Was das angeht, bin ich bei Dir mir jedoch sicher. Dann nehmen wir einen solchen Artikel mit großer Freude in die Ausgabe." Komisch, befand Medeia, dass noch nie Lucilla ihren Verwandten deswegen angesprochen hatte. Aber im Grunde kannte sie es selber nur zu gut, die Verwandten sah man oftmals seltener als alle möglichen Fremden, denen man auf zig Festen begegnete oder einfach nur in der Stadt. Auch Medeia bemerkte Valeria, die herein kam. Freundlich nickte Medeia Valeria zu, die sie, wenn Medeia sich recht entsann, über Adria kennen gelernt hatte. Was auch schon lange her war. Sie bemerkte Mattiacus Blick und lächelte freundlich. "Du möchtest sicherlich Deine Verwandte begrüßen?"

  • Das Atrium war gut gefüllt, die Schlange zum Brautpaar war verschwunden. So fast jeder hatte sich ihnen genähert und Wünsche verteilt. Avarus war an diesem Nachmittag nicht dazu aufgelegt Hektik zu verbreiten. Einfach ausgedrückt wäre es einem: 'Haben sie ein reichliches Jahr Verlobungszeit ausgekostet, ist es nicht nötig an ihrem großen Tag auf Schnell-Schnell zu machen.' nahe gekommen. So ließ er in Ruhe und Gelassenheit (das auch er ein wenig erregt war, versuchte der Mann natürlich zu überspielen) die Gäste zu Stuhle kommen und das eine oder andere Gespräch entflammen.


    Doch selbst dieser Tag währt nicht ewig und so begab er sich zu einer kleinen Treppe, die in einen Teil der Casa führte, welcher am heutigen Tage ungenutzt blieb. Nur zwei Stufen trat er hinauf. Weit genug, um die Kleinsten im Raum zu überschauen und den größten Gästen auf Kopfhöhe zu kommen. Er selbst war nicht übermäßig kleinwüchsig, aber eben auch nicht rießig. Seine Regung begann einige Gespräche zu stoppen, man war wohl gespannt, ob es nun endlich los ging... :P


    "Liebe Familie, Freunde, Bekannte und Gäste ich..." Ein Blick zu Lucilla. "... wir bedanken uns für euer Kommen und hoffen, das wir euch heute Abend satt und vorallem zufrieden kriegen. Wie ihr erfahren habt, wollen Lucilla und ich heute den Bund der Ehe eingehen. Das geht nunmal am Besten mit einer Opferung und der so entstehenden Götterbekundung. Wenn es euch recht ist, wollen wir nun beginnen." 8) So ließ er es leger anklingen und zeigte, das heute eine private Feierlichkeit dem besonderen Wort vorgezogen wurde. ;)

  • Zitat

    Original von Artoria Medeia
    Sie bemerkte Mattiacus Blick und lächelte freundlich. "Du möchtest sicherlich Deine Verwandte begrüßen?"


    "Ja sehr gerne, aber im Moment gilt ihre Aufmerksamkeit den Brautleuten. Ich werde später auf sie zukommen." sagte Mattiacus zu Medeia.


    "Du kennst Valeria ebenfalls?"

  • Auch Subrius mochte Rom, die Stadt, die ihm inzwischen zur Heimat geworden war. Er wurde auch nicht angegriffen, da er als Soldat zu erkennen war und immer eine Waffe mit sich führte. Auf Caias Frage antwortete er:


    "Ja, natürlich lässt die Aufmerksamkeit bei Routine nach. Es ist eine menschliche Eigenschaft, das Besondere zum Gewöhnlichen zu machen. Wir könnten gar nicht alle Verbrecher erwischen, denn das Verbrechen ist wie die Hydra: Schlägt man ihm einen Kopf ab, wachsen zwei neue Köpfe nach."


    Auch er war langsam ins Philosophieren gekommen, unterbrach sich aber, als mitgeteilt wurde, dass das Opfer beginnt. Was wohl nun kommen würde?

  • Medeia betrachtete kurz die junge Decima und nickte. „Ja, in der Tat. Ich bin ihr vor einigen Jahren ein paar Mal in Rom begegnet. Kurz nachdem sie aus Germania hier eintraf und ihren Götterdienst in Rom begonnen hatte.“ Zumindest kam es Medeia vor, als ob es Jahre her war. War das nicht vor ihrer Zeit in der Politik gewesen? In der Zeit als sie mit dem Kaiser nach Germania gereist war? Ihre letzte Reise mit dem Imperator. Ein wenig Wehmütig dachte Medeia an die Zeit zurück, hätte sie doch nur einfach den Posten beibehalten. Lausig bezahlt war er, aber doch weit aus befriedigender als alles andere, was sie danach getan hatte. Medeia spülte diese Melancholie schnell mit einem Schluck süßen Weines herunter. „Ist sie deine Cousine? Oder Nichte?“ In jenem Augenblick unterbrach Avarus jedoch Medeias Überlegungen, die sie laut an Mattiacus gerichtet hatte. Medeia sah zu ihm nach vorne, ein Schmunzeln trat auf ihre Lippen. So sollte wohl das Opfer beginnen, was Medeia wirklich nicht unrecht war, denn das Stehen fiel ihr schon wieder etwas schwer, sie fühlte sich stark ermattet und noch immer nicht von der schrecklichen Seereise (die sie eigentlich nie, nie wieder machen wollte) erholt.

  • Nachdem Adria dem Paar auch ihr kleines Geschenk übergeben hatte, überließ sie den anderen Gästen den Platz zu den beiden und machte sich, ohne weitere Rücksicht darauf zu nehmen wohin sich Hungaricus begab, zwischen die Leute.
    Sie sah Medeia und Valeria, die aber gerade im Gespräch waren, grüßte im Vorbeigehen und wollte später unbedingt mit ihnen sprechen. Da war natürlich auch Meridius, auch im Gespräch mit jemanden und auch den wollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.
    Und dann stand plötzlich Agrippa vor ihr. Ihre letzte Begegnung war schon lange her und er sah auch deutlich älter aus als damals, aber noch immer war er gleich zu erkennen.
    "Salve, Agrippa!", begrüßte sie ihn und gab ihm auch gleich eine herzliche Umarmung der alten Zeiten wegen.

  • Nachdem sie dem Brautpaar die Geschenke übergeben hatte, verzog sich Minna unauffällig in den Hintergrund. Sie entfernte sich jedoch nicht zu weit von Deandra. Sie wollte ihre Herrin in diesem Getümmel unter keinen Umständen aus den Augen verlieren. Wie schnell das passieren konnte, das hatte sie bereits während des aurelischen Festes bemerkt. So stand sie in Gedanken versunken am Rand des Geschehens und beobachtete fasziniert das Brautpaar. Die Braut sah wunderschön aus. Mit ihrem prachtvollen Gewand und dem funkelnden Schmuck sie strahlte eine ungeheure Eleganz und Würde aus, die Minna sehr beeindruckte.


    Plötzlich hörte sie nicht unweit von ihrem Standpunkt aus, wie jemand über Germanen sprach. Verwundert zog sie eine Braue hoch und blickte in die Richtung, aus der die Stimme kam. Dort. Ihr fiel eine rothaarige Römerin (Artoria Medeia) ins Auge. Hatte sie gerade richtig gehört? ...außer das sie unsere Feinde sind. Wie abwertend sie dabei das Wort Feinde betonte. Minna war entsetzt. Diese abfälligen Worte versetzten ihr einen schmerzenden Stich in ihrem Herzen. Ts, sicherlich war das so eine römische Schnepfe, die alle germanischen Völker ausschließlich aus Barbaren bestanden, die nichts als Krieg führen konnten. Zu gerne wäre sie in diesem Moment auf sie zugegangen um ihr die Meinung zu sagen, doch das konnte sie nicht wagen. Sie war schließlich nur eine Sklavin. Es würde genauso enden wie der Vorfall mit dem germanischen Sklaven auf dem Weinfest. So verharrte sie an ihrer Stelle, auch wenn es ihr schwer fiel. Dennoch konnte sie es nicht nehmen lassen dieser Frau einen bitterbösen Blick zu zuwerfen.


    Schnell wandte sie sich wieder um, sie wollte sich durch so etwas nicht die Laune verderben lassen. Außerdem es schien so, als würde jetzt die Zeremonie mit einer Opferung beginnen. Das wollte Minna auf keinen Fall verpassen.

  • Das Opfer sollte beginnen und Meridius unterbrach daher das Gespräch mit Crassus. Im Laufe des Tages würde es noch mehr Gelegenheiten geben um sich auszutauschen. Mit einem schnellen Schluck leerte er den Becher, reichte ihn dann einem Sklaven und begab sich nun wieder etwas mehr in Richtung des Geschehens. Den Priester hatte er zwar noch nicht ausgemacht, aber irgendwo hier musste er ja herumlungern. Lucilla hatte darauf bestanden mit ihrem Gatten die Hochzeit alleine zu planen. Er hatte also diesbezüglich nicht mitgewirkt und folglich auch keinen Plan, was heute wann wo wie in der Casa Decima stattfinden würde. Er war gespannt. Aus den Augenwinkeln bekam er mit, dass Adria gerade mit Agrippa sprach. Der Matinier hatte es also auch bis hierher geschafft. Mit ihm musste er nachher noch unbedingt ein paar Sätze wechseln. Nicht umsonst galten die Matinier in Tarraco zu den treibenden Kräften. Und Tarraco war seine eigene Heimat.

  • Opferung, das ist sein Stichwort. Mit hoch erhobenem Haupt und empor gereckter Nase tritt der Sacerdos Sanquinius Sacrativir hinter den eigens im Atrium errichteten Altar und tunkt seine Hände in die Schüssel mit kaltem Wasser, um sie zu reinigen und bedeckt sein Haupt mit einem Zipfel seiner Toga. Dann nimmt er einen Pinsel aus Ochsenhaar, tunkt den ebenfalls ins Wasser und bespritzt damit zuerst das Brautpaar und dann auch die Gäste, um sie symbolisch zu reinigen.


    Vor dem Opfer steht die Leberschau an. Aus der Küche bringt eine Sklavin mit ausladendem Hüftschwung eine silberne Schüssel, auf der die Leber eines am Morgen geschlachteten Schafs bereit liegt. Natürlich sieht sie von Außen unversehrt aus, denn wenn sie das nicht getan hätte, dann wäre eben ein anderes Schaf geschlachtet worden, so lange, bis eine makellose Leber zu Tage getreten wäre. Aber das ist gar nicht nötig gewesen. Sanquinius Sacrativir beugt sich über die Schale, dreht und wendet, beschaut und betastet die Leber und murmelt dabei unverständliches Zeug, bis er schließlich aufschaut und seine Hände in der Schüssel reinigt.
    "Die Häuser sind rein, des Organ makellos von Kopf bis Gegenwart, kein Einspruch wird gegen eure Verbindung erhoben."


    Nach dem Einholen der allgemeinen Zustimmung folgt nun das Opfer mit den konkreten Bitten. Nachdem der Sacerdos sich die Hände an einem hellen Tuch gereinigt hat, nimmt er von einer Sklavin die Schale mit Kohlen entgegen und platziert sie auf dem foculus vor den kleinen Statuen der Götter Iuno, Tellus, Ceres, Pilumnus und Picumnus. Sacrativir streut Weihrauch über die Kohlen und nachdem der helle Rauch sich im Raum verteilt hat, nimmt er den ersten Opferkuchen, um ihn Iuno zu offerieren.


    "Mutter Iuno, ich bitte Dich, durch diesen Dir vorzusetzenden Kuchen, mit guten Bitten, dass Du wohlgesonnen, gnädig seist diesem Paar, ihren Kindern, ihrem Haus und ihrer Sklavenschaft, dass Du dieses Paar segnest und ihnen und ihren Kindern, ihrem Haus und ihrer Sklavenschaft Deinen Schutz gewährst."
    Er legt den Kuchen auf dem foculus ab und nimmt den zweiten Opferkuchen auf.


    "Mutter Tellus, ich bitte Dich, durch diesen Dir vorzusetzenden Opferkuchen, mit guten Bitten, dass Du wohlgesonnen, gnädig seist diesem Paar, ihren Kindern, ihrem Haus und ihrer Sklavenschaft, dass Du ihnen und ihren Kindern, ihrem Haus und ihrer Sklavenschaft Deine nährende Kraft und Fruchtbarkeit gewährst."
    Auch dieser Kuchen findet seinen Platz auf dem foculus, ein weiterer folgt.


    "Mutter Ceres, ich bitte Dich, durch diesen Dir vorzusetzenden Opferkuchen, mit guten Bitten, dass Du wohlgesonnen, gnädig seist diesem Paar, ihren Kindern, ihrem Haus und ihrer Sklavenschaft, dass Du ihnen und ihren Kindern, ihrem Haus und ihrer Sklavenschaft Deine reifende Kraft und Wachstum gewährst."
    Nachdem der Ceres ihr Opferkuchen offeriert wurde, nimmt der Sacerdos zwei kleinere Kuchen in die Hand.


    "Pilumnus und Picumnus, ich bitte Euch, durch diese Euch vorzusetzenden Opferkuchen, mit guten Bitten, dass Ihr wohlgesonnen, gnädig seid diesem Paar, ihren Kindern, ihrem Haus und ihrer Sklavenschaft, dass Ihr ihnen und ihren Kindern, ihrem Haus und ihrer Sklavenschaft Eure nährende und schützende Kraft gewährt."
    Sanquinius Sacrativir bringt die beiden Kuchen dar und wendet sich dann nach rechts zum Opferaltar.


    Ein Sklave führt ein mit etwas Kalk nachgeweißtes Schwein heran. Um das Kopf des Tieres sind locker rote und weiße Binden gelegt, über den Rücken liegt ein breites Wollband.
    "Mutter Iuno, ich bitte Dich, durch dieses Tier, mit guten Bitten, dass Du wohlgesonnen, gnädig seist diesem Paar, ihren Kindern, ihrem Haus und ihrer Sklavenschaft, dass Du dieses Paar segnest und ihnen und ihren Kindern, ihrem Haus und ihrer Sklavenschaft Deinen Schutz gewährst."
    Nachdem noch einmal die rituelle Bitte an Iuno gesprochen ist, wird das Schwein von seinem Schmuck befreit und mit der mola salsa und etwas Wein der Göttin geweiht. Sacrativir zückt das Opfermesser, streicht mit der stumpfen Seite über den Rücken des Schweines. Anschließend gibt er es an einen jungen Mann weiter, den ihn begleitenden Popa, der nach der entsprechenden Aufforderung das Messer in einer raschen Bewegung in die Kehle des Tieres sticht. Eilig springt die bereitstehende Sklavin mit der Schüssel herbei muss, um das Blut aufzufangen. Bald ist die Opferschale gefüllt, das restliche Blut fließt reichlich über den Boden der Casa.


    Als das Tier ausgeblutet ist, kniet sich der Popa daneben und zieht das Messer über den Bauch des Schweines. Sorgsam schneidet er die Eingeweide aus dem Tier und gibt sie in die patera, welche die Sklavin ihm anreicht und danach vor den Sacerdos Sanquinius Sacrativir auf den Altar stellt. Dieser beschaut sie sich sorgfältig, um zu Prüfen, ob Iuno dem Paar ihren Segen gibt.



  • Paulina hatte gerade einen Augenblick, bevor das Opfer begann, noch den Raum betreten. Doch da sie erkannte, dass dies nun geschehen sollte, stellte sie sich erstmal ein wenig an den Rand des Geschehens und beobachtete das Ganze. Die Brautleute und etwaige andere Gäste begrüßen würde sie dann später.
    Vorerst beobachtete sie das Treiben. Unweigerlich wurde Paulina an ihre eigene Hochzeit erinnert, die noch garnicht allzu lange zurücklag und daran, dass ihr Mann gerade den Limes entlangritt, während sie hier in Roma auf einer Hochzeit war. Sie hielt ihre Hände vor ihren Bauch, der noch keine verräterische Rundung angenommen hatte und in dem nun ein kleines Wesen heran zu wachsen schien. Mit einem Lächeln schaute sie dann wieder zu den verschiedenen Opfern und freute sich, dass die Götter bis dahin dieser Verbindung wohlgesonnen zu sein schienen.

  • Nickend stimmte sie ihm zu. Verbrechen waren die Schattenseiten einer solchen großen Stadt und in gewisser weise zeugte es davon, wie verletzlich doch der Mensch an sich war, wie angreifbar und das es eine dunkle Seite in jedem gab, die Frage war nur, wie sehr war man bereit, sich dieser Schatten hinzugeben.


    Ihr anregendes Gespräch wurde jäh unterbrochen, als das Opfer angekündigt wurde. Eine erhabene Stille legte sich über die Gäste und voller Spannung wurde nun die Zeremonie erwartet, welche doch so wichtig war für eine Ehe. Ein leises Lächeln legte sich auf ihre Züge, die Opfer waren teil einer alten Tradition und auch wenn Veränderungen etwas Gutes waren, so waren doch die Traditionen, woran man festhielt und sie an ihre Wurzeln erinnerte. Schließlich verdankten sie den Göttern ihr Leben udn in gewisser weise schuldeten sie, die Menschen, ihnen etwas.
    Leise seufzte sie, ein wenig traurig wurde sie bei dem Gedanken, das viele Traditionen udn Bräuche mit der Zeit verloren gingen, das Dinge in Vergessenheit gerieten und sich manche Menschen nicht mehr an ihre Versprechen und Gelübde die sie abgelegt hatten, nciht mehr erinnerte.
    In diesem Moment wünschte sie dem Brautpaar, das dies bei ihnen niemals geschehen möge, denn war dies doch gewaltiger Verlust und führte nur zu Leid und Kummer.


    Aufmerksam verfolgte sie das Opfer, lauschte den rituellen Worten und Gesten udn überlegte, ob sie nicht auch in den Dienst der Götter treten solle, schließlich war der Dienst den Göttern gegenüber eine wichtiges Fundament auf denen sich ihr Staat stützte. Nichts wurde ohne die Zustimmung der Götter getan.


    Mitten in ihren Grübeleien darüber, welchen Weg sie einschlagen sollte, begutachtete der Sacerdos die Eingeweide. Spannung lag in der Luft udn jeder, oder zumindest Caia, drückte die Daumen, das die Götter dieser Ehe gewillt waren.

  • Laut schnatternd standen ihre Freundinnen Tellus und Ceres um Iuno herum, Ceres hielt ihre neueste Kreation unter ihre Nasen, so ein schreckliches Ding mit viel gequetschtem Getreide und getrockneten Trauben, zusammengehalten von Honig, sie nannte es Müsliriegel. Furchtbar.


    "Ist das wieder eine Liebeshochzeit?"
    "Ich glaube, das nächste Mal probiere ich es mit Früchten. Getrockneter Apfel macht sich sicher gut darin."
    "Jetzt hör doch mal auf mit diesem Riegel, Ceres. Der macht doch nur dick."
    "Macht er nicht!"grummelte Ceres.
    "Ich weiß es nicht, ob es eine Liebeshochzeit ist." beantwortete Iuno die Frage von Tellus.

    "Wahrscheinlich eh nicht. Die in der Hohen Gesellschaft haben doch nie Liebeshochzeiten."
    "Daff ftimmt." antwortete Ceres mit vollen Backen.
    "Dann stört es sicher nicht, wenn es keine gute Ehe sein wird."
    "Wie bitte?"
    "Du weisst ja ganz genau, dass Divorcius ohnehin schon schlecht drauf ist. Du solltest ihn nicht noch mehr verärgern."
    "Als ob es mich kümmern würde, wenn der Gott der Scheidung einen schlechten Tag hat."
    "Follteft du aber."Ceres hatte wieder einen Riegel reingeschoben.
    "Richtig. Und du bist mit deiner Quote weit hinten. Wenn du nicht dazusiehst, wirst du in diesem Jahr nicht die erforderliche Anzahl erfüllen. Und dann ..."
    "Ich weiss, ich weiss..."
    "Ähm dürfen wir auch etwas sagen?"
    "Nein."
    antworteten alle drei gleichzeitig zu Pilumnus, der zusammen mit Picumnus nur als Randfiguren der göttlichen Szenerie wirkte.


    Iuno seufzte, es musste anscheinend sein. Und obwohl es ihr widerstrebte, ließ sie einen schwarzen Knoten in die Eingeweide platzieren, an der Leber.

  • Der Sacerdos Sanquinius Sacrativir dreht und wendet die Milz, zieht das Fleisch mit den Fingern hier und da ein bisschen auseinander, schaut sich dann die Nieren an und natürlich das Herz. Er nickt bestätigend und murmelt vor sich hin. Alles bestens, mit so einer Pumpe wäre das Schwein sicher noch hundert Jahre alt geworden, wenn man es gelassen hätte. Hat man aber nicht und hätte man auch ohne Opfer nicht, richtig gut schmeckt ein Schwein schließlich nur in jungen Jahren. Mehr pro forma schaut Sacrativir sich auch noch die Leber an. Irgendwas passt doch da nicht. Der merkwürdige schwarze Knubbel gehört da sicher nicht hin. Oder doch? Ach, letztlich ist es eh egal, seinen Obulus hat er schon bekommen, verpflegt werden würde er heute Abend auch und das was der Senator und seine Holde ihm versprochen haben, was er mitnehmen könnte, das würde ausreichen um seinen Haushalt drei Wochen lang zu versorgen. Deswegen dreht der Sacerdos die Leber so, dass der schwarze Knubbel nach unten zeigt und wendet sich schließlich mit strahlendem Lächeln zum Brautpaar und den Gästen.


    "Die ehrbare Göttin Iuno ist erfreut über eure Verbindung und schenkt euch Ihren Segen für eine lange, glückliche Ehe."


    Das Opfer ist damit beendet, die Überreste des Schweins werden in die Küche abtransportiert, um sie zu Gaben für die weniger prädestinierten Gäste und Bittsteller vor der Tür zu verarbeiten.


  • Noch nie in ihrem Leben war Lucilla so aufgeregt. Zumindest glaubt sie das. Zum Glück bleibt auch der bange Gesichtsausdruck unter dem Schleier ein bisschen verborgen. So ein Schleier ist überhaupt sehr praktisch, stell Lucilla nicht zum ersten Mal an diesem Tag fest.


    Das Opfer kommt ihr unendlich lange vor. Bis der Priester endlich den Kuchen auf dem Opfertisch hat, hätte Lucilla ihn schon längst drei mal frisch gebacken und aufgegessen. Bis er dann endlich noch das Schwein opfert, hätte Lucilla schon fünf Schweine aufgeschlitzt, ausgeweidet und zu Pastete verarbeitet. Dann schaut er sich auch noch die Organe an mit einer Ruhe, dass Lucilla fast ausrastet und ihm die eigenen Eingeweide im Leib umdrehen möchte. Aber als er dann endlich die erhofften Worte ausspricht, dass alle Götter zufrieden sind und Iuno ganz besonders der Hochzeit ihren Segen gibt, da ist Lucilla so erfreut, dass sie gar nicht mehr weiß, was im Anschluss überhaupt noch zu tun ist.


    Zu ihrem Glück weiß es Jocasta, ihre Freundin, die an diesem Tag die Rolle der pronuba übernimmt, sehr gut. Schließlich hat Jocasta als verheiratete Frau das alles auch schon einmal hinter sich gebracht. Sie tritt also an das Brautpaar heran, grinst beinahe ein bisschen schadenfroh, und greift dann, höchst zeremoniell und betont langsam, jeweils die rechte Hand von Braut und Bräutigam, um sie ineinander zu legen.


    Warm ist Avarus Hand, im Gegensatz zu der wegen der Aufregung eiskalten Lucillas. Die Berührung reißt Lucilla wieder aus ihrer unsicheren Starre und sie lächelt Avarus - ihren Ehemann - unter dem Schleier hervor an. Wie oft hat sie den consensus, die wechselseitige Erklärung der Einigkeit, vor dem Spiegel geübt. Kein Räuspern braucht es mehr, keine Tonfindung, kein heimliches oder inneres Zeichen. Mit sicherer Stimme, mit einem Strahlen in den Augen begibt sich Lucilla in den Stand der Ehe.
    "Wo und wann Du Gaius bist, dort und dann bin ich Gaia!"

  • Andächtig war die Miene von Medeia, denn nun begann die wichtigste Zeremonie des Tages, die Opferschau, mit dem die Verbindung hergestellt wurde, der Segen der Götter erfragt und das Brautpaar glücklich aneinander gebunden (geschmiedet, gekettet?) wurde. Medeia wandte sich auch dem zu und lauschte ergriffen. Sollte sie gar nach einem Taschentuch suchen? Sie brauchte es tatsächlich recht schnell, trafen sie doch einige Tropfen der rituellen Reinigung. Medeia tupfte sich einen solchen von der Wange und sah gebannt nach vorne. Erfreut lächelte Medeia, als die Schafsleber als rein deklariert wurde.


    Versonnen folgte Medeia den Gebeten des Priesters und schweifte mit den Gedanken ab (das passierte Medeia in letzter Zeit öfters). Es erinnerte sie nämlich an ihre eigene Hochzeit ( so lange war sie auch noch nicht her) und sentimentale Gefühle stiegen in Medeia auf (schließlich war sie nun Hausfrau und sie durfte sich solcher Art nun leisten). Das Taschentuch war griffbereit in ihrer Hand und die Gefühlswallung durfte kommen. Gleichzeitig war auch noch ein bitterer Beigeschmack in ihrem Mund. Da heiratete sie schon, ließ sich auf das Dasein eines Eheweibchens ein (sie würde zornig rot werden, wenn jemand sie so nennen würde), aber viel Vorteile hatte sie nicht davon. Aber wie sagte ihre Mutter einst treffend: Kind, wenn Du schon heiratest, dann keinen Soldaten. Und wen hatte sie geheiratet? Einen Soldaten, der an die Front gerufen wurde.


    Medeia seufzte ergriffen, die Göttin hatte ihren Segen gegeben. Und als dann auch noch Lucilla mit den traditionellen Gaius und Gaia Spruch anfing, na, da kamen dann tatsächlich die feuchten Sentimentalitäten in Medeia auf (so ganz untypisch für sie, aber wir wissen ja nun: Eheweibchen. Was nur noch zu ihrem Eheglück fehlte, war des Eheweibchen größtes Vergnügen: ein paar plärrende Bälger). Medeia tupfte sich einige Tränen aus den Augenwinkeln und hoffte, dass das niemand gesehen hatte. Hoffentlich nicht Epicharis. Das wäre ja das Tratschgespräch Nummer Eins in der Acta. Schnell noch an die Nase getupft, dann sah Medeia zu Avarus und wartete darauf, dass er ebenso die Worte sprach. (Bei so einer wie Lucilla würde wohl kein Mann kalte Füße bekommen. Sie würde bestimmt nicht den Abstieg mitmachen, den Medeia zur Zeit erlebte.)

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