In den Gärten

  • "Ja, natürlich ist es zweiteres... was soll ich auch sonst sagen? Ist ja nicht so, als wäre sie hässlich. Aber ein Mann holt sich keine Frau ins Haus, von der er den Eindruck haben muss, sie sei nicht ganz dicht.", fluchte Lando vor sich hin, "Wenn sie keine Sekunde still sitzen kann, redet als gäbe es das Wort Stille nicht... ich will Marga garnicht fragen, ob Sontje überhaupt schon sowas wie Hausarbeit beherrscht. Nein, das will ich nicht."


    Er stützte das Kinn auf seine Hände, während er verdrieslich in den Garten blickte, der nach und nach seine Blätter verlor. Was sollte er noch großartig zu dem Thema sagen? Es war allzu offensichtlich, und groß rumlametieren brachte es auch nicht weiter. Es war nur allzu klar: man konnte Sontje nur weiterverheiraten, wenn sie endlich lernte, wie man sich benahm.


    "Da sprichst du wahres... ich denke, wir landen in Valhalla, nicht, weil wir mit dem Schwert in der Hand gestorben sind, sondern weil wir es geschafft haben, unsere Frauen zu bändigen. Das erscheint mir noch einen Tacken schwerer, wenn du verstehst, was ich meine."

  • Lando haderte immer noch mit sich und Sontjes Verhalten. Wer Lando kannte, wusste das ihn das noch länger beschäftigen würde. >Weil du gerade von einem Mann in Bezug auf Sontje sprichst. Ich gehe demnach davon aus, das sie noch keine Auserwählten gefunden hat?!<
    Und auch außerhalb der Männerwelt schien Sontje Lando Sorgen zu bereiten. Aber vielleicht reagierte Lando auch etwas über, jetzt wo er einmal in Rage war.


    Durch meine lange Anwesenheit in Germanien und dem damit aufkommenden Interesse für die Lebensart und die gute Bindung zu den Ducciern, konnte ich die nächste Aussage von Lando recht gut einordnen und wusste, was er mit Valhalla gemeint hatte.
    Maecenas schmunzelte bei Landos Aussage und nickte zustimmend. >Da hast du nicht ganz unrecht. Diese Aufgabe erfordert von jedem bald noch mehr Energie als in einem Kampf.<
    Vielleicht war dies auch als Kampf anzusehen.

  • In der Küche traf Phelan nur auf Sveija, welche ihm sagte, dass Marga im Garten Kräuter sammeln war. Na toll, Marga mochte zwar das beste Essen weit und breit kochen, doch heute hatte er eigentlich Lust auf was festes, ein schönes Stück Fleisch .. aber es sollte wohl Suppe geben ..
    Schwermütig durch den Garten strackstend auf der Suche nach dem Drachen des Hauses überlegte er sich schon einmal, was er Marga sagen sollte .. er hatte nicht so große Angst sie hier draußen zu fragen, denn im Garten lagen für gewöhnlich keine Pfannen oder sonstige Küchenutensilien herum, mit denen sie ihm auf die Mütze hauen konnte. Doch irgendwie half der Gedanke nicht ihm seine Angst zu nehmen.
    Irgendwann hörte er es rascheln und sein Blick wandte sich erschrocken nach links, wo ihm das üppige Gesäß der Köchin anlächelte.
    Jetzt oder nie, Arschbacken zusammenkneifen! "Marga ich muss etwas mit dir besprechen." sagte er selbstbewusst aber dennoch höflich, jetzt in irgendeiner Weise zu winseln oder unsicher zu wirken wäre der sofortige Tod gewesen.

  • Marga:
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    Eigentlich suchte Marga keine Kräuter. Welcher Irre suchte schon im tiefsten Winter nach längst in ihr Wurzelwerk zurückgezogenen Kräutern? Achja, Sveija würde Kräuter im Winter suchen. Das dumme Ding hatte seit der Sache mit den Römerburschen wohl immernoch einen Knacks weg. Marga hätte ihr genauso gut sagen können, dass sie im Garten phönizische Kartoffeln aus China sucht, das hätte wahrscheinlich genauso gut funktioniert.
    Was Marga wirklich im Garten suchte, war Ruhe. Und Süßholzwurzeln. Aber vornehmlich erst einmal Ruhe. Nicht nur, dass Landos kleines Balg ihrem Vater in Sachen Aufdringlichkeit in nichts nachstand, nein, es war genauso LAUT wie sein Vater. Dass das dumme Ding Sveija bei gewissen Dingen, gerade in der Küche, keine Hilfe war, linderte das Stressvolumen für die alte Frau nicht, und so zog sie sich dann und wann zurück, um alleine zu sein.


    Oder auch nicht. Es war Phelan, der sie im Schnee kriechend auffand, und es war Phelan, der ihr schon mit dem ersten Satz gehörig auf den Hahn ging. Aber verständnisvoll, wie Marga nunmal nicht war, erhob sie sich mühsam und ächzend auf die Beine, klopfte sich den Schnee vom dicken Rock und sah den jungen Goden fragend an: "Und, junger Mann, was wäre das?"

  • Wie .. jetzt .. und seine Kinnlade plumpste herunter, sodass bestimmt 10 Galeonen auf einmal hätten in seinen Mund hinein schiffen können.
    Nach kurzer Zeit wackelte er mit dem Kopf und fuhr seine Kinnlade wieder mit einem Schnacken ein. Genug der Duselei ..


    "Ich brauche deine Hilfe, ich weiß du hast viel zu tun .." oh nein .. das hätte er nicht jetzt schon sagen sollen .. das zeigte Schwäche, im Nachhinein wäre es besser gewesen, egal weiter im Text "ich möchte das du meiner Zwillingsschwester die Bodenständigkeit und Aufgaben einer jungen heiratsfähigen Frau klarmachst und zeigst." jetzt war es raus, rennen oder bleiben, ausweichen oder direkt auf den Kopf bekommen, keine Schmerzen oder tierische Schmerzen.


    Jetzt war eh alles verloren .. was diese Frau für eine Macht ausstrahlte und dabei war sie nur eine langjährige Bedienstete!! "Sie steht nicht bei Null, aber sie steht sich selber im Wege, kriegst du das hin?"
    was für eine Frage.. sie musste!

  • Marga:
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    "Aaaaahja.", murmelte die alte Frau, die zur Ablenkung noch ein wenig des Schnees von ihrem Rock klopfte, während sie über das nachdachte, was der Junge ihr gerade gesagt hatte. Sie sollte Sontje erziehen? Ohne Frage, ein Bedarf war da. In ihrem Alter hatte Marga schon drei Kinder zur Welt gebracht, von denen eins sogar überlebt hatte und ein stattlicher junger Mann geworden war, aber das hier war ein vollkommen anderer Fall.


    "Wie stellst du dir das vor, Phelan?", muckte die Alte plötzlich auf, und fixierte den jungen Goden mit ihrem Blick, "Es ist nicht so, als würde ich ihr beibringen müssen, wie man kocht, Schafe schert, Kleidung spinnt, Wunden pflegt und die Tiere hegt. Das könnte ich ja noch... aber ihr steht hier vor Aufgaben, die sich meiner Kenntnis entziehen, und ich werde mich auf meine alten Tage nicht noch mit diesen komischen Sitten der Römer auseinandersetzen."
    Alleine bei der Vorstellung graute es ihr. Was sollte sie ihr denn beibringen können, das man im römischen Reich als gute Frau brauchte? Das überstieg klar ihre Möglichkeiten..


    "Nein, ich kann dir nicht helfen. Die Erziehung einer jungen Frau, die glaubt sich immernoch wie ein Kind aufführen zu können ist nicht meine Aufgabe, als hätte ich nicht schon genug zu tun!"

  • So war Lando also Vater. Auch wenn ihn die Leitung der Familiengeschicke, des hiesigen Cursus Publicus und die Arbeit als Wirtschaftsmagnaten stark einspannte, so versuchte er doch so viel von seiner freien Zeit wie möglich mit seiner Frau und seiner Tochter zu verbringen. Dass das Kind nicht am Fieber gestorben war beruhigte ihn immens.. auch Elfleda hatte sich wieder erholt und schien mit jedem Tag ein wenig glücklicher über ihre neue Rolle als Mutter zu sein.
    Und Lando gab sich die größte Mühe irgendwas mit dem Kind anfangen zu wollen außer Grimassen schneiden und dummes Zeug mit ihr zu reden. Sie war nun mittlerweile mehr als ein halbes Jahr alt, und kam so mittlerweile ein alter wo sie sich auf eigene Faust fortbewegen wollte. Was dafür sorgte dass zwischendurch eine sichtlich gestresste Lanthilda die ganze Casa nach der kleinen absuchen durfte, nur um sie unter einer Kommode hervorzerren zu dürfen. Oder aus der Küche. Denn ganz im Gegensatz zu ihrem Vater pflegte Marga zu Naha eine Beziehung die mit herzlich noch untertrieben war.
    Sowieso: dass Marga mit irgendjemanden eine Beziehung haben konnte, die man als herzlich bezeichnen konnte grenzte schon an soziologischem Wahnsinn. Genauso hätte man behaupten können der Mond hätte einen Kern aus Käse. Oder Lando einen Hang zu übergreifender Emotionalität.
    Albin hatte aus einer Kiste einen Käfig gezimmert der nun einen Teil der Anrichte in der Küche einnahm damit Naha Marga beim arbeiten zuschauen konnte und dabei nicht herunterfiel. Außerdem gab es Marga die Möglichkeit sich mit dem Kind zu beschäftigen während sie ihre Aufgaben wahrnahm. So war Naha dann zwar auch dem Zugriff ihres Vaters entzogen (der trotz Vatergefühle nicht wahnsinnig genug war sich Marga auszuliefern und seine Tochter zurück zu fordern, er schickte deshalb meist immer Elfleda vor) aber zumindest beschäftigt.


    An diesem Tag stand Lando mit seiner dick eingewickelten Tochter im immernoch dick zugeschneiten Garten und blickte nachdenklich auf den zugefrorenen Teich.


    "Also... du weißt schon, dass ich dich liebe, oder?", er blickte das Kind an, das er auf seinen Armen hielt, die ihn indifferent mit ihren Augen anblickte die sie definitiv von ihrer Mutter hatte, "Dann wirst du auch verstehen was ich jetzt gleich mit dir machen muss. Also... es ist ja nicht so, als würde ich es wirklich wollen. Aber es MUSS sein. Weil... das macht dich härter, verstehst du? Und als meine Tochter musst du hart sein.. also, stark. Wie deine Tante Eila. Oder deine Oma. Wenn du nicht hart bist, bringt es dich um, dieses Leben... und ich will nicht, dass es dich umbringt. Das verstehst du doch, oder?"


    Ein weiterer Blick auf den Teich. Er selbst konnte sich nicht daran erinner, aber er war sich hundertprozentig sicher, dass man dies damals mit ihm gemacht hatte. Er erinnerte sich daran, als seine Mutter, so rabiat wie sie gewesen war, Eila in einen Bottich mit eiskaltem Wasser getunkt hatte. Das Geschrei hatte ihn auf Wochen nicht losgelassen. Und was war aus Eila geworden? Eine starke junge Frau. Zwar irgendwie verrückt, aber das schien in der Familie zu liegen.


    "Und genau das ist der Grund, warum ich das jetzt auch mit dir machen muss.", schlussfolgerte Lando, der das Kind auf einem Stein absetzte und zur mitgebrachten Axt griff. Das Knallen des Metalls auf das dicke Eis war sicherlich im ganzen Anwesen zu hören, das so groß schließlich nicht war, doch Lando ließ sich nicht beirren und hackte weiter auf das Eis ein. Naha quittierte dies mit einem glucksenden Lachen, warum auch immer fand sie das witzig. Lando fand es überhaupt nicht witzig. Dick eingepackt kam er bald ins Schwitzen, und es dauerte eine Weile bis er ein Loch gehackt hatte, das groß genug war.


    Er nahm die Kleine wieder in den Arm, er wusste dass es jetzt schnell gehen musste wenn er verhindern wollte, dass sie das Fieber bekam. Kalt ja. Aber nicht lange. So schälte er das kleine Wicht aus den Wickeln und hielt das nackte Mädchen in den Armen, dass ihn immernoch indifferent anglotzte.


    "Den Göttern mein Kind. Macht es stark, so wie ihr mich gestärkt habt. Frigg, dies ist dein, empfehle sie dem deinen.", war alles was er sagte, bevor er das Kind mit einer abrupten Bewegung in das eiseskalte Wasser tunkte. Zwei Sekunden lang war es still, als er sie wieder herauszog, so paralysiert war Naha durch die Kälte, doch dann brach das markerschütternste Gebrüll aus, das Lando jemals in seinem Leben gehört hatte. Jetzt war es Lando, der das Kind mit angstgeweiteten Augen anblickte, und er entsann sich daran WARUM ihn damals Eilas Gebrüll so fertig gemacht hatte. Er hatte sie umgebracht. Zumindest hörte es sich so an. Rasch packte er sie wieder in ihre Wickel, was dem Gebrüll keinen Einhalt gebot. Eher im Gegenteil: wieder auftauend brüllte das Kind noch viel lauter, obwohl Lando das nicht für möglich gehalten hatte.


    "Shshshshshhh... ist ja gut....", versuchte Lando verzweifelt diesen akustischen Riesen in seinen Armen zu beruhigen, doch ohne Erfolg: Naha brüllte weiter, unbarmherzig, gnadenlos, ohne Atem zu holen. Leichtes Wippen brachte nichts, Grimassenschneiden auch nicht, die schlechten Witze die Elfleda immer zum lachen brachten auch nicht. Er war in einer durch und durch desolaten Lage, was sollte er bloß tun? Reingehen konnte er nicht, Naha würde das gesamte Haus zusammenbrüllen, mal davon abgesehen dass Elfleda mit Sicherheit wissen wollte, warum sie so schrie. Was also tun?


    Er hatte nicht die geringste Ahnung...

  • Man konnte sagen, dass Witjon sich mit Naha und dem daraus resultierenden Stress in letzter Zeit wirklich arrangiert hatte. Ja, das konnte man besten Gewissens behaupten. Er hatte ihr ständiges Geplärre ertragen. Er verstand es, Lando aus dem Weg zu gehen, wenn dieser wieder richtig schlechte Laune hatte. Er kam sogar mit Elfleda zurecht, wenn diese mal wieder mit abgrundtiefen Augenringen und einer Miene wie dreißig Tage Regenwetter am Frühstückstisch saß. Selbst mit übereifrigen Bäuerchen, vollgemachten und bis in die Turmzimmer stinkenden Windeln, ja sogar mit Sabber auf seiner Schulter kam er klar, wenn er die Kleine mal halten durfte. Überdies hatte er oft genug Gelegenheit, den Wonneproppen im Grimassenwettstreit mit seinen Vettern zum bezauberndsten glucksenden Lachen zu bewegen, das er wohl je gehört hatte. Unterm Strich konnte man sagen: Witjon liebte dieses kleine Balg, als wäre es sein eigenes.
    Und da war auch schon das Problem. Es war nicht sein eigenes! Oft genug erwischte er sich über seinen Kinderwunsch sinnierend. Wenn ihn jemand so auffand - auf dem Zaun der Hros sitzend, auf dem Klo, am Gartenteich, oder gar früh morgends in der Küche vor der Arbeit - fand er schnell fadenscheinige Ausflüchte, wenn er auf seinen traurigen Gesichtsausdruck oder sein gedankenverlorenes Dahinstarren angesprochen wurde. Ein Funken Hoffnung bestand jedoch. Callistas Regel war überfällig. Vielleicht hatte Frigg sein Flehen endlich erhört und schenkte ihm bald ein Kind. Oder aber es war nur wieder eine Folge des ständigen Kränkelns seiner Gattin. Seine Liebste war wirklich zu bedauern. Seit der Herbst in Winter übergegangen war, hatte sie praktisch dauerhaft im Bett gelegen, mit den verschiedensten Krankheiten gekämpft. Die zierliche Römerin war dem germanischen Klima völlig hilflos ausgeliefert, da hatten auch die Pelzmäntel, gefütterte Stiefel und die etlichen Kohlebecken im Schlafzimmer nicht geholfen. Ein Glück, dass Elfleda eine so begabte Heilerin war, denn ohne sie wäre es um Callista vermutlich schon längst geschehen gewesen. Witjon jedenfalls erfüllte seine Situation oft genug mit Verzweiflung. Er wusste langsam nicht mehr ein und aus.


    Und so saß er an diesem Tag im Arbeitszimmer der Casa, brütete über einem Lieferschein für seinen Werkzeugschmied, wobei seine Gedanken jedoch ganz woanders waren. Er dämmerte in diesem Zustand vor sich hin, als plötzlich ein lautes Krachen durch die Gänge der Casa hallte. Ein ziemlich eisiges Krachen, wie Witjon fand. Er runzelte die Stirn, ließ den Lieferschein Lieferschein sein, und begab sich ins Kaminzimmer, von wo aus er hoffentlich die Quelle des Lärms ersehen konnte. Denn das Krachen kam eindeutig aus dem Garten. Ein ungutes Gefühl beschlich den Duccius, als er in den Garten hinaustrat und am Teich eine Person stehen sah, die wie wild das Eis zerschlug. "Was bei allen guten Geistern..." Es war eindeutig zu erkennen, dass Loki dort irgendetwas im Schilde führte, doch als Witjon erkannte wen sein Vetter noch dabei hatte, war es bereits zu spät. "Frigg hilf, er will sie umbringen!" Er schlug sich die Hand vor den Mund und hielt den Atem an, als er mit ansehen musste wie Loki in seiner natürlichen wahnwitzigen Art das Unheil heraufbeschwor. Der Irre tauchte seine Tochter ins Eiswasser und schien die Folgen nicht bedacht zu haben, denn Sekundenbruchteile später hatte er das lokische Wesen in ihr geweckt.


    Hatte Witjon sich über Nahas ständiges Geplärre beschwert? Wenn ja, so nahm er definitiv alles Genörgel zurück, denn was seine Ohren jetzt ertragen mussten war tausendfach schlimmer! "LOKI!!!" brüllte er ungläubig und ärgerlich zugleich und eilte auf den hilfslosen Trottel zu, der völlig wirkungslose Beruhigungsversuche unternahm. "Mach sie still, sofort! Loki, herrje!" Nicht, dass Witjon Ahnung hatte. Ganz im Gegenteil. Aber er war zumindest nicht so grobschlächtig und unsensibel wie sein Vetter, der sich mal wieder wie der größte Trampel Midgards aufführte. "Mach, dass sie aufhört!" ächzte Witjon, verzweifelt die Hände ringend. Bei dem Geschrei konnte man ja kaum einen klaren Gedanken fassen. "Shshshshshshsh," machte er jetzt auch. "Wenn Elfleda das mitkriegt..." Angstgeweiteten Auges starrte er zuerst Naha, dann Loki, dann wieder Naha an.

  • Plötzlich stand Witjon neben ihm, und herrschte ihn an das Kind abzustellen. Die Aufforderung kam Lando irgendwie absurd vor, wie bei Loki... pardon... bei Hel sollte er das Kind denn ruhig kriegen?


    "Du bist witzig.", maulte Lando zurück, "Wie soll ich das Kind denn ruhig kriegen?"
    Er versuchte es damit die Kleine ein wenig zu wippen, aber ohne Erfolg: sie brüllte weiter wie eh und je. Lando machte sich mittlerweile ernsthafte Sorgen, wie sollte so ein kleines Kind dieses Gebrüll denn nur aushalten? Wahrscheinlich explodierte sie irgendwann einfach, und Lando hatte nicht die geringste Ahnung wie er seiner Frau beschreiben sollte, dass ihr mühsam geborenes Kind sich seinetwegen in konzentrischen Flugbahnen in alle Himmelrichtungen gleichzeitig im Garten verteilt hatte.


    Unwillkürlich manifestierte sich in Lando folgendes Wunschdenken:




    Leider blieb dieses Wunschdenken eben Wunschdenken, und eine halbe Sekunde später brüllte Naha mit unvermittelter Kraft weiter. Ohne zu explodieren.
    Lando besann sich dessen, was bisher immer gewirkt hatte, und sah Witjon auffordernd an, bevor er begann wilde Grimassen zu schneiden:


    "BBBBBBBBBBBBBBBBBBLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLLL!!!!!!!!" , als Witjon nicht reagierte warf Lando diesem einen eindringlichen Blick zu, und begann von vorne, er verzog das Gesicht zu einer grauenvoll lächerlichen Maske, und machte die absurdesten Geräusche dazu, in der schrillen Hoffnung dies könnte seine Tochter beruhigen.


    "BR RBR RBRBRBRBRNR RNRNRNRN!!!!!!!! GNAAAAAAAAAAAAAAAH!!!!!!!!!!!! WOWOWOWOWOWOWOW!!!!!!!!!!!!!!! WULULUUUWUWUWLULULULU!!!!!!!!!! ULU ULU ULU ULU ULU!!!! PRUTT PRUTT PRUTT!!! ", Landos Schmerzgrenze war hoch, aber nicht so hoch, als dass er sich dabei nicht unglaublich dämlich vorkam.

  • "Ja was denn? Du bist hier doch der Vater!" frotzelte Witjon. Loki hatte wirklich keine Ahnung wie mit dem Kind umzugehen war. Irgendwie witzig. Und gleichzeitig erschreckend, wenn er daran dachte, dass er womöglich irgendwann einmal genauso dumm dastehen würde. Jegliche Beruhigungsversuche waren erfolglos. Hätte Witjon in diesem Moment die Gedanken seines Vetters verfolgen können, er wäre vermutlich vor Lachen expl... naja, er hätte sich zumindest schlapp gelacht.


    Just ereilte Lando ein Geistesblitz, den er sogleich umzusetzen gedachte. Ungläubig starrte Witjon seinen Vetter an, als dieser anfing wie ein Hirnrissiger herumzualbern. Erst bei der zweiten Salve Blödsinn realisierte er den Sinn des Ganzen und stieg breit grinsend mit ein.
    "BLAALALALALALALA!!!!!!! NAHA HUHU HAHA DADADADADADA!!!!!!!" Die obligatorischen Grimassen blieben natürlich auch von seiner Seite nicht aus. Die Mundwinkel nach außen ziehend bleckte er die Zähne und streckte die Zunge raus, die er wild schlackern ließ.
    "RÄBLRÄBLRÄBLRÄBL BLÖDLADADAGUGUGUGURABARBARABARBARABARBA!!!!!!!! BLUBLUBLUBLUBLAAA!!!!!!!! HUGUHUGUHUGUHUGUHUGUGUU!!!!!!!!"
    Hoffentlich sah sie hier niemand! Die beiden Duccii mussten wahrlich ein Bild für die Götter abgeben wie sie hier wild blubbernd und brabbelnd das Kind zu beruhigen versuchten. Wahrlich, eine göttliche Komödie.

  • Während die beiden Trolle versuchten das Kind ruhig zu stellen, war Phelan gerade in den Garten gekommen, konnte den Dreiertrupp aber nicht sehen, denn auch wenn es noch Winter war und somit keiner Blätter an den Sträuchern und Bäumen wuchsen, versperrten sie die Sicht. Er hörte nur diese furchtbaren Laute und eilte so schnell es ging in diese Richtung. Witjon und Lando standen mit dem Rücken zu ihm und er konnte nicht erkennen was dort vor sich ging, er vermutete einfach mal das schlimmste:


    "TRETET BEI SEITE!! WIR MÜSSEN DIE DÄMONEN MIT FREYAS KRAFT VERJAGEN!" er drängte sich an den beiden vorbei und fuchtelte mit den Armen herum (das was Goden des öfteren mal tuen) "IHR FINSTEREN KREATUREN SUCHT DIE RÖMER HEIM ABER NICHT UNS!" irgendwie kam er sich dann doch ziemlich deppert vor, als er die beiden Verwandten mit Landos Baby sah.

  • "BÖHBÖHBÖHBÖHBÖHBÖH!!!!!", gab Lando weiterhin sein Bestes seinen stimmgewaltigen Sprössling zum Schweigen zu bringen, doch Naha sah garnicht ein sich jetzt zu beruhigen. Auch die kompetente und tatkräftige Unterstützung durch Witjon konnte nichts an der Situation ändern. Naha brüllte weiter. Ohne Gnade.
    Lando versuchte es mit einem geträllerten "DÄDÄDÄDÄDÄDÄDÄDÄDÄDÄ!", mit einem gegrollten "UHTUHTUTHUTHUTHTUTHTUTHHHUTHUUUTHU!!!!!" , nichts half.


    "Das hat sie von ihrer MuttÄÄÄÄÄRRRRR!!!!!!!!", wollte Lando gerade resignieren, als Phelan von hinten an sie herangesprungen kam und Lando den Schreck des Tages einjagte. Achwas, Schreck, Phelan SCHOCKTE Lando regelrecht durch sein plötzliches auftauchen. So riss Lando auch erschreckt die Arme hoch, in denen dummerweise noch sein Kind steckte. Da der Kerl eben nicht unbedingt schwach war, flog der Säugling dann auch in hohem Bogen durch die Luft. Lando, die Flugbahn seines Sprösslings erst mit angstgeweiteten Augen verfolgend brach schließlich in helle Panik aus und rannte wie ein aufgeschrecktes Huhn unter dem fliegenden Kleinkind herum, die Arme ausgebreitet, bereit es zu fangen. Dummerweise hatte Witjon in etwa den gleichen Gedanken, was dazu führte dass gleich ZWEI bärtige Kerle wie aufgeschreckte Hennen unter einem fliegenden Kind umherhetzt, mit dem letztendlichen Ergebnis dass beide zusammenprallten. Lando taumelte Rückwärts, landete mit einem Fuß in dem von ihm freigehackten Loch und kippte gleichgewichtsbedingt um. Natürlich nicht, ohne sich vorher an Witjon festzukrallen, den er damit mit ins Verderben zog. Lando alleine war ja schon nicht unbedingt leicht, aber zusammen mit Witjon durchbrach er das Eis binnen einer Sekunde und verschwand in einer Mischung aus spritzendem Wasser und umherfliegendem Eis.

  • ...ÄÄÄÄÄRRRRR!!!!!!!! dröhnte es noch in Witjons Ohren, als ein wuscheliger blonder Godenschopf zwischen die Brabbler fuhr wie der Hammer des Donar zwischen...na wo der auch halt so zwischen fuhr. Jedenfalls wollte Witjons Herz in diesem Moment augenblicklich stehen bleiben, es zerriss förmlich in seiner Brust vor Schrecken! Mit rudernden Armen und panisch aufgerissenen Augen machte der Duccius einen Satz in unbestimmte Richtung. Während er so unkontrolliert wegstolperte, richtete er den entsetzten Blick auf Naha...die gleichzeitig das Fliegen erlernte.
    Abrupt endete die Zeitlupe; Witjon fing sich wieder und schaltete blitzschnell. Er eiferte Lando nach in seinem gauklerhaften Streben, das Töchterchen aufzufangen. "UUAAAAAHOOOOHA!" krakeelte er ulkigerweise, wirbelte hektisch in der Luft herum und machte einen ziemlich dümmlichen Gesichtsausdruck. Natürlich hatte Witjon mit seinem Rettungsversuch kein Glück. Nein, er hatte er unglaubliches UNglück, denn der wahsinnige Vetter mischte ja auch noch mit. Ergebnis: Ein Kneuel aus Witjon und Loki. Tendenz abwärts. Mist, konnte Witjon nur noch denken, bevor der zweite Schock des Tages ihn erwischte: Eiskaltes Wasser.
    "GRRRAAAAAHGARGLGARGH!!! PRUST BLUBBERBLABB!" Unter Husten und Prusten tauchte der unfreiwillig Untergegangene wieder auf, ruderte zum dritten Mal innerhalb von einer Minute wie wild mit den Armen und begann augenblicklich am ganzen Leib zu zittern wie Espenlaub. "KAAAALT!!!!!" keuchte er, noch halb atemlos. Denn vor Kälteschock hatte sich seine Lunge förmlich zusammengezogen. Zudem wollten seine Gliedmaßen zu Eisklumpen erstarren und sofort ihren Geist aufgeben. Weiter strampelnd spritzte Witjon mit Eiswasser und -klumpen um sich, völlig vergessend, dass ja noch eine Rettungsaktion lief. War diese erfolgreich, oder versagte der Gode auf ganzer Linie, wie seine Vettern es bereits vorgemacht hatten?

  • Ragin hatte sich beeilt pünktlich zu kommen, denn Loki hatte erwähnt dass er gedachte seine Tochter Naha zu taufen und abzuhärten. Das hatte Ragin nicht verpassen wollen, auch wenn er dem kleinen, schreienden etwas immer ein wenig skeptisch gegenüber stand. Nun war er nicht mehr der jüngste in der Casa und außerdem wusste er nicht was er mit dem kleinen Windelalfen anfangen sollte. Trotzdem war die kleine eine Duccia und dazu noch das Kind von zwei von ihm sehr geschätzen Familienmitgliedern,also musste er es einfach mögen. Ob er wollte oder nicht.


    Als humpelte er mit seiner Krücke in den Garten, sich bewusst dass er wohl schon alles verpasst hatte. Humpelnd wurden die Wege einfach viel länger, zumindest gefühlt. Gerde wollte er seine Vettern begrüßen, die alle am Teich standen, als einige Dinge gleichzeitig passierten: Phelan erschreckte Loki und Witjon, die darauf hin in den Teich einbrachen und die jüngste Duccierin in die Luft geschleudert wurde und zwar genau auf Ragin zu.


    Schnell machte er einen Schritt nach vorne um die kleine Nha zu packen, musste dafür aber seine Krücke aufgeben. So konnte er das flugfahige Baby zwar realtiv sanft fangen, musste den restlichen Sturz aber mit seinem Steißbein abfangen. Schmerzen schossen aus seinem Hintern seinen Rücken hinauf und trieben ihm die Tränen in die Augen.


    Doch es hatte sich gelohnt: Die kleine schien wohlbehalten und gluckste fröhlich. Gerade wurde es Ragin warm ums Herz, als die kleine auf einmal komisch schaute und ihm mit einem BÖÖÖLG auf seinen neuen Mantel kotzte...

  • “Was treiben die da unten schon wieder?!“
    Von Witjons und Callistas Kammer aus hatte Elfleda keinen Blick auf den Garten, wo gerade ein herzzerreißendes Plärren angehoben hatte. Die Mattiakerin war sich nicht sicher, ob sie ihr Kind jemals so wütend und schmerzlich hatte schreien hören. Oder halt, eigentlich war sie sich sicher, dass sie noch nie derart laut und durchdringend geschrien hatte.
    Und der mütterliche Teil in ihr konnte jetzt nicht ruhig hier bei Callista bleiben und sie weiter verarzten. Die Römerin war eigentlich dauerkrank, seit der Winter eingesetzt hatte, und es schien nicht wirklich besser zu werden. Noch dazu redete Callista mehr und mehr von ihrem Kinderwunsch und ihrer Frustration darüber, dass die verschiedenen Methoden, die Elfleda an ihr ausprobierte, nicht fruchteten. Und Elfleda hatte wirklich vieles versucht. Über Kräuter und Tinkturen bis hin dazu, dass sie eine junge Mutterkuh geschlachtet hatten und Callista die Gebärmutter zu essen gegeben hatten, hatte sie wirklich alles versucht, was ihr eingefallen war. Und im Moment sah es auch wirklich danach aus, als würde es funktionieren. Wenn Callista nicht eine sehr überzeugende Scheinschwangerschaft durchlebte, würde ihr Kinderwunsch vermutlich in Erfüllung gehen.


    Aber all das war bei dem Weinen ihres Kindes nebensächlich. Elfleda lehnte sich weit aus dem Fenster, um zu schauen, woher das weinen kam, aber sie konnte ihr Kind nirgends sehen. Und bei dieser Art von Heulen konnte sie nicht einfach hier bleiben und warten, bis Naha sich wieder beruhigte. Sie kannte die Schreie ihrer Tochter schon sehr genau. Das war kein Schrei wegen Hunger oder wegen schlechter Laune, auch keiner wegen müde und auch kein Reaktionstest. Nein, irgendwas hatte ihr weh getan, und deshalb beruhigte sie sich auch nicht. Mit einem etwas unwirschen “Ich schau mal eben nach“ verabschiedete sich Elfleda also von Callista und rauschte durchs Haus und runter in den Garten.
    Es war nicht sehr schwer, auszumachen, wo sich ihre Tochter befand. Die Schreie waren ja nicht zu überhören und lenkten Elfleda zielsicher in Richtung Teich. Und gerade sah sie noch Ragin etwas weiter vorne vor sich herhumpeln und wollte ihn schon anfahren, warum er sich nicht ausruhte und wieviel Mühe es sie gekostet hatte, sämtliche seiner geprellten und gebrochenen Knochen wieder einzurenken, da blieb ihr auch schon jedes Wort im Hals stecken. Ihr Kind flog durch die Luft! Im hohen Bogen segelte es hoch über das Gewirr an Männern, das gerade platschend im Gartenteich landete, und schrie.
    “AAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHH!“ kam ein gellender Schrei von Elfleda, die auch schon losspurtete, aber wusste, sie würde zu spät kommen. Alles war vergessen, bis auf die Angst, dass ihr Kind fallen könnte. So hechtete sie zu Ragin, kaum, dass der auf seinen Vierbuchstaben gelandet und Naha gefangen hatte und riss ihm förmlich das Kind aus den Armen.
    “Mein Baby, mein armes Kind... oh Götter, ich danke euch... keine Angst...“ redete sie beruhigend und mit rasendem Herzen, während sie das Kind nur hielt, wiegte und streichelte, und dabei selber nicht wusste, ob das nun Naha oder sie selber beruhigen sollte. Dem Töchterchen aber schien es wieder besser zu gehen, denn die hatte mit einem Mal aufgehört zu schreien und machte sich stattdessen einen Spaß daraus, der Mutter am Zopf herumzuziehen.


    Und dann sah sie ihn! Im Wasser ruderte er um sich, um aus dem Eis wieder an die Luft zu kommen, und mit einem Mal war Schicht im Schacht. Elfleda streckte das glucksende Kind wieder Ragin hin mit einem Blick, der noch böses Donnerwetter versprach und stapfte dann auch schon los. Phelan ließ sie dabei einen Blick angedeihen, der nicht nur von Enttäuschung troff, sondern gerade zu „Auch du, Brutus?“ zu verkünden schien.
    Und dann stand sie am Rand des Teichs und ihre Zähne mahlten vor Zorn aufeinander, so dass man es beinahe hören konnte. “DU!“, zischte sie zwischen zusammengebissenen Beißern hervor. Ihre Fäuste bebten und sie war vollkommen weiß, lediglich die braunen Augen blitzten vor Zorn. Normalerweise hatte Elfleda keine Probleme damit, passende Bezeichnungen zu finden, aber in diesem einen Moment war sie vor Wut sprachlos.
    Naja, zumindest einen Moment. “Lando Landulfssohn! Was hast du dir nur dabei gedacht? Wolltest du sie umbringen? Und nachdem es mit dem Wasser nicht geklappt hat, schmeißt der Herr das Kind mal eben durch die Luft?“
    Witjon machte eine Bewegung, und Elfledas Blick traf ihn. “Und du machst da auch noch mit? Dass der da so verrückt ist, wusste ich, aber du, Witjon?“
    Oh, Lando sollte nur raus aus dem Teich kommen, damit sie ihm eine reinhauen konnte. Wie konnte er das nur tun?

  • Die Dämonen hatten schon Lokis und Witjons Seelen ergriffen! Phelan machte weiter mit seinen rituellen Bewegungen und spirituellen Wortfertzen und versuchte die Dämonen aus dem Garten der Duccier zu vertreiben.
    Plötzlich flog Naha durch die Luft wie von Geisterhand (der junge Gode interpretierte natürlich alles mit den Kräften der Dämonen) und sein Atem stockte, bis sein junger humpeliger Vetter das Baby auffing und auf seinem Steißbein landete. "Bei Freya!" rief er und segnete seinen Vetter, der wie von der hohen Göttin geschickt war. Dann drehte er sich zu seinen durchnässten Vettern Loki und Witjon und faselte weiter seine Austreibungsformlen.. allerdings ging das nicht lange, weil die aufbrausende Mutter des Kindes in den Garten kam und zuerst voller Panik, dann aber voller Wut und Zorn ihren Gatten anfauchte. Belehrend blickend und nickend stand der junge Gode schräg hinter Elfleda "Schämt euch, alle beide!" es war sehr klug sich auf die Seite der Mutter zu stellen in diesem Moment, Elfleda sollte man wutentbrannt nicht unterschätzen.

  • Ragin nahm eingeschüchtert wieder das Kind entgegen, allerdings mit einem Blick als man ihm von der Füße gekackt. Wieso schaute Elfleda ihn so böse an? Er konnte doch nichts dafür dass hier die Kleinkider so tief flogen dass man Angst haben musste! Er war nur derjenige gewesen der das beendet hatte. Undank war der Welt Lohn! Aber als ihn dann die kleine Naha anlächelte, fast sah es aus als würde sie sich freuen dass ihr Vater gerade der Kopf gewaschen bekam, war Ragins Ärger schon wieder fast vergesen.


    Leider tat sein Hintern nicht das Gleiche, denn der tat noch weh. Aber ragin musste jetzt lächeln. Auch, oder gerade wegen, Phelans Worten. 'Bei Freya!' hatte er gesagt-na den Beistand der Liebesgöttin konnten er und Ragin gut gebrauchen...

  • Rodrik war gerade beim Futtern, als er das Gebrüll im Garten hörte. Seit die kleine Naha hier war kochte Marga viel öfter Grießbrei, was ihm besonders gefiel und ihn für das nervende Elterngehabe von Lando und Elfleda entschädigte. Marga schüttelte zwar immer den Kopf, wenn Rodrik ihr seine Schüssel hinhielt, aber wenn sie ihn dann eine Kelle gab, bereitete er mit viel Vergnügen sein 'Musmasch' vor - Grießbrei, welches er gerne als Milchmus bezeichnete mit ordentlich Apfelmus und einem Löffelchen Honig. Seeeeeehr lecker! Da störte es ihn auch nicht weiter, wenn Albin hinter ihm grummelte, dass der 'Kleine' so nie irgendetwas auf die Rippen bekommen würde, kein Wunder bei dem, was Rodrik so äße.


    Mit dieser Schüssel Musmasch in der einen und einem Löffel in der anderen Hand spazierte und lugte er so in den Garten hinein und kam gerade rechtzeitig, die fliegende Naha zu beobachten und zu sehen, wie sie von Ragin aufgefangen wurde. Und den Wutausbruch von Elfleda. Selbstverständlich. Und Rodrik konnte nicht anders, als in seine Schüssel zu grinsen und einen weiteren Löffel Musmasch zu futtern. Da stockte er.


    Seit einigen Monaten war Rodrik Lehrjunge im Goldschmiedebetrieb Witjons. Dank seiner Vorbildung bei Baldram, dem Schmied in seinem Heimatdorf, machte er enorme Fortschritte was die handwerklichen Fähigkeiten anbelangte. Er hätte zum Beispiel nicht gedacht, dass er eine sehr ruhige Hand haben konnte, wenn er sich konzentrierte - was besonders bei der Technik des Granulierens sehr von Vorteil war. Gut möglich, dass Brix, der Meister in Witjons Goldschmiede, mit Rodrik zufrieden war, dann zeigte er es nicht. Statt dessen gab er ihm immer mehr und schwierigere Aufgaben. Diesmal solle er eine Zeichnung anfertigen, nicht irgendeine, denn die Zeichnung soll später Basis werden für sein Gesellenstück - jenes Stück, das er anfertigen solle, wenn er ausgelernt hatte. Rodrik hatte damals geschnauft und im ersten Moment nicht gewusst, was das eigentlich solle und dann war ihm kein Motiv eingefallen. Blumen? Bäh. Irgendwelche Ornamente? Langweilig. Die Stadt? Zuviele Details. Irgendjemand aus seiner Sippe? Er konnte sich kaum vorstellen, dass irgendwer ihm Modell stand. Also war er ständig am Überlegen und dachte nach und überlegte und sinnierte und überlegte, was er denn so zeichnen sollte.


    Bis jetzt, denn gerade in diesem Moment hatte er die zündende Idee. "HA! DAS IST ES!" rief er laut und mit einem erfreuten Gesichtsausdruck aus, ganz vergessen wo er war und dass ihn die anderen natürlich hören konnten. Und er kümmerte sich auch nicht weiter darum, denn schon im nächsten Augenblick drehte er auf dem Absatz um und lief ins Haus. "Marga? Ich brauche Schreibzeug! Wo haben wir das Schreibzeug?" rief er. "Arbeitszimmer!" beantwortete er die Frage gleich selbst und stürmte dorthin. Die angesprochene Marga sah ihm überrascht nach, zuckte dann mit den Schultern und murmelte dann nur mehr "Das muss er von seiner Mutter haben." während sie sich ihrer Arbeit widmete.

  • Das Eis machte nicht einmal Anstalten sich dem Gewicht von Witjon und Lando entgegen zu stemmen, nein, es brach stumpf mit einem kurzen Knirschen und verdeckte die Stelle in der die beiden Germanen im Wasser verschwunden waren eine Sekunde später wieder.


    Einen Moment lang spürte Lando garnichts, dann jedoch drückten ihm seine Nerven die Kälte so tief in den Leib, dass er sich zusammenkrümmte und ihm die Luft aus den Lungen wich. Einen Moment später hatte ihn sein Instinkt an die Wasseroberfläche befördert, und mit einem lauten Prusten schnappte er nach frischer Luft.
    Noch einen Moment später wünschte er sich wieder unter die Wasseroberfläche, wo er nur das Knirschen des Eises, das Rauschen des Wassers in seinen Ohren und das abgestumpfe Treiben über der Wasseroberfläche vernommen hatte. Nun aber sah er sich seiner Furie von Frau gegenüber, und glotzte diese eine Weile lang sprachlos an, bevor er den letzten Schwall von Wasser aus seiner Lunge würgte und in einem weiten Bogen in den Teich spuckte, in dem er noch stand.


    "Hallo Schatz.", war das erste, Flucht nach vorne, nett sein, den dumpfen Trottel spielen dem man sowieso nicht böse sein konnte. Dann ging eine Tirade an Beschimpfungen über ihn nieder, die er seit der Geburt von Naha nichtmehr gehört hatte, und er hatte das Gefühl ein ganzes Stück kleiner zu werden.
    Achja... Naja... wo war das Balg überhaupt? Er schielte an seiner Frau vorbei um herauszufinden ob das Ding jetzt irgendwo kaputt am Boden lag, oder den Aufprall doch überlebt hatte, und als er es in den Armen Ragins entdeckte machte sich doch Erleichterung in ihm breit.


    "Ich weiß garnicht, was du hast! Naha lebt doch noch... da, guck... sie lächelt sogar wieder!", sprach Lando mit dem Ton der Überzeugung, als hätte er allein es fertig gebracht das Kind zum lächeln gebracht. Doch Elfleda ließ sich nicht beruhigen, und ging stattdessen auch auf Witjon los, der mittlerweile auch neben ihm wieder aufgetaucht war, ebenso bis auf die Knochen pittschnass und etwas betreten zwischen den Schollen stehend. Dann sah Lando Phelan, und ihm war klar wie er aus dieser Nummer wieder herauskommen konnte: "DER WAR'S!! Witjon und ich waren vollkommen unbekümmert, als Phelan ankam und uns erschreckt hat! Sieh ihn dir an, er ist vollkommen von Sinnen, total Gaga!! Der hat mir einen Mordsschrecken eingejagt... und da ist das nunmal passiert."
    Er warf seiner Frau noch einen Blick zu, der dem eines Hundewelpen ziemlich nahe kam, wechselte dann aber zur Blickkategorie 'Trotziges weil zu unrecht verurteiltes Kind': "Jawoll. Alles Phelans Schuld!"

  • Endlich beruhigte sich Witjon etwas und vermochte aufzustehen, so dass er neben Lando stand - ziemlich bedröppelt und zähneklappernd. Doch sein jämmerlicher Anblick bewegte jenes heranrauschendes Ungetüm von Ehefrau nicht, in Witjons Fall Milde walten zu lassen. Dabei traf ihn doch gar keine Schuld!
    Uh, Elfleda war wirklich sauer. Sie machte Lando soo klein mit Helm. Und das hatte er bisher praktisch nie erlebt. Zumindest nicht so. Witjon folgte Landos Blick und fand Naha gesund und munter in Ragins Armen vor. Er hätte darüber erleichtert gelächelt, wäre ihm nicht so sch**ße kalt gewesen. Und Elfleda schimpfte ja immer noch wie ein Rohrspatz. Lando schlug sich nun tapfer und ging sofort zum Angriff über. Witjon nickte nur und zeigte bibbernd in Richtung des Blags, als Lando es für lebendig erklärte. "Jaja, schau halt..." warf er ein, Landos Rede nicht unterbrechend. Doch Witjon wurde plötzlich selbst Opfer der Vorwürfe und schaute Elfleda mit großen Augen arg verdattert an. "Aber..." machte er nur, sich seiner Schuld in keinster Weise bewusst. Und dann fand Lando endlich einen - hoffentlich gelungenen - Ausweg: Er prangerte Phelan an. "Richtig. Jaja, Phelan ist total durchgedreht hier draußen! Ich wollte nur helfen, das Kind beruhigen undso, aber dann kam er angesprungen!" Witjon plapperte seinem Vetter zwar mehr oder weniger nach, aber er erhoffte sich dadurch ein Übergewicht ihrer Argumente gegen Phelan zu schaffen, das Elfleda hoffentlich überzeugte. Eifrig nickend pflichtete er Lando bei, mittlerweile unschön schlotternd. Er holte sich noch eine schlimme Erkältung, wenn er hier länger stehen blieb. Sein Blick ähnelte derweil nicht im geringsten dem seines Nebenmannes. Vielmehr schaute er wie ein treudoofer Köter, der nicht verstand wofür er angekeift wurde.

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