Aus dem Leben einer alten Frau

  • `Warte kurz,`hatte Titus zwar gesagt, doch hatte er nicht wissen können, das dies ein Tag wie kaum ein Zweiter für die Prima war. Kaum hatte er das Zelt Zelt des Tribuns betreten, hatte er sich mitten in einer kleinen Stabsbesprechung wieder gefunden, etwas das einer Krisensitzung gleichkam und wenige Augenblicke später war Titus schon im Gefolge seines Tribuns unterwegs zum Imperator. Mania hatte er immer noch nicht erwähnen können...


    Von all dem konnte Mania nichts ahnen, sie sass eine ganze Weile einfach still da, immer noch drehte sich alles in ihrem Kopf. konnte es wirklich wahr sein ? Ihr kleiner Quintus lebte,... und wenn er lebte, dann bestand die Chance, das auch ihr Cato lebte. Dieser Riese hatte zumindest seinen Namen gekannt. Hatte sie all diese Jahre im falschen Glauben gelebt ? Sollte sie sich freuen oder die verlorenen Jahre beklagen ? Zumindest, wenn das stimmte, was sich abzeichnete.


    Irgendwann stand Mania auf, ging langsam zu dem Tisch, blickte über die Dinge, die ganz offensichtlich Zutaten für das nächste Mahl waren. Wenn es ihr Quintus war, dann hatte er zumindest etwas gelernt von der Art, wie sie ihre Küche geführt hatte. Aber hier in diesem Zelt hielt sie auch nichts, sie trat hinaus, blickte sich um und betrat dann das Zelt, das Eindeutig dem "Haussherren" dieser Unterkunft gehört.


    Niemand hielt sie auf, niemand sprach sie an, als sie einfach da stand und das Innere des Zeltes betrachtet. Fast glaubte sie, wieder in der Vergangenheit zu sein, so sehr glich der Stil der Einrichtung dem des alten Legatus. Schlicht und funktional, und dennoch alles von höchster Qualität, ein Tisch voll mit Schriftrollen und Wachstafeln, die Büste des Imperators, eine schlichte Pritsche, einige Kisten und ein kleiner Tisch mit einigen Erfrischungen darauf.


    Mania ging langsam, fast andächtig auf den grossen Tisch zu....


  • "...........Patán! Gillipolas! Tonto!"
    Die Schimpfwörter gingen mir irgendwann aus, in dem wilden iberischen Wortschwall den ich diesem Schweinehund hinterher schickte. Ich bemerkte, dass ich mich zu wiederholen begann und verstummte. Da sass ich, im Strassenstaub von Edessa, hielt mir das Kinn und hätte heulen können vor Wut. Ich hasse solche Leute, solche primitiven Grobiane die zum Spass Schwächere vermöbeln, und sich dabei noch ganz toll vorkommen. Ganz besonders wenn ich dieser Schwächere bin, versteht sich. Das ist doch das Letzte, wirklich.
    Langsam rappelte ich mich auf. Ich schmeckte Blut im Mund und betastete mit der Zunge meine Zähne, ob sie alle noch da waren wo sie hingehörten. Das fieseste an der Geschichte war doch: ich konnte mich nicht wehren. Wer würde mir schon gegen den Protegé des Tribuns beistehen? Und sich zu beschweren, über sowas, so ganz offiziell, das sah bloss weichlich aus (und würde doch eh nichts bringen.)


    Trübsinnig klopfte ich mir den Staub ab. Da kam der Kerl auf einmal zurück! Wahrscheinlich weil ich ihn so beschimpft hatte, wahrscheinlich wollte er mir jetzt den Rest geben, dachte ich und schluckte heftig. Doch statt dessen druckste er herum und brachte irgendwas hervor, in dem man mit viel Mühe so eine Art mehr als halbherzig Entschuldigung ausmachen konnte. Bitte was? Ich starrte ihn komplett entgeistert an und verspürte einen humorlosen Drang zu Lachen, angesichts dieser absurden Vorstellung.
    Das war natürlich Manias Werk, ging mir auf. Gut dass sie wieder auf den Beinen war. Ich war schwer beeindruckt wie sie diesen primitiven Fleischberg gezähmt hatte, und es war wirklich nett von ihr. Aber trotzdem, ich hätte den Kerl jetzt am liebsten kopfüber in einer Latrinengrube stecken sehen!


    Mit dem Rest meiner Würde erwiderte ich höflich Manias Nicken zum Abschied, dann wandte ich mich ab, sammelte meinen Schild auf und trollte mich, zurück zu den anderen. Erzählen würde ich aber nichts von diesem Zwischenfall, beschloss ich, denn ich hatte schon den Schaden, da wollte ich nicht auch noch den Spott. Geknickt schlurfte ich über den Markt, hielt Ausschau nach den Zutaten, die ich fürs Backen brauchte, und vor allem nahm mir eines ganz fest vor: nie wieder versuchen Schicksalsbote zu spielen, mich nie wieder in die Angelegenheiten anderer Leute einzumischen. Das gab doch nur Ärger!

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  • Eine ganze Weile später war Tiberius Vitamalacuis in das Zelt getreten, mit schnellen, sehr schnellen Schritten. Er war so eben vom Imperator zum Legaten der Prima ernannt worden, und er hatte vor seiner Offiziellen Ernennung noch einiges zu tun gehabt. Als er die alte Frau erblickt hatte, wollte er zu erst los poltern, wer sie denn sei, doch kaum ein Wort hatte er gesagt, dann war er auch schon verstummt.


    Nur einen Namen hatte er stammeln können, sein Helm, den er in der Hand gehalten hatte, war zu Boden gefallen und dann war etwas passiert, das kaum jemand, der ihn kannte für möglich halten könnte und ausser denbeiden Menschen im Zelt würde auch niemand erfahren würde. Mit ganz wenigen Schritten war er bei Mania gewesen, hatte seine alte Amme einfach in die Arme geschlossen und überschwenglich in die Luft gehoben. Und auch die Tränen in den Augen des Legaten hatte niemand ausser seiner alten Amme gesehen,


    Viel Zeit hatte er er nicht gehabt, denn seine Pflicht war wie immer vor gegangen, doch in den nächsten Tagen und Wochen sprachen er und seine Amme lange und viel miteinander, über das, was in den letzten Jahren passiert war...

  • Plötzlich war sie wieder in einem Leben gewesen, das sie schon lange hinter sich gelassen hatte. Wie sie schon als junge Frau in dem Haushalt eines Legatus gearbeitet hatte, tat sie es nun wieder, auch wenn sie nun weniger arbeitete sondern einfach nur da sass.


    Ihr kleines Hauis in Edessa war schnell ausgeräumt gewesen und auch die beiden jungen Frauen, waren ihr gefolgt. Doch am Abend, wenn die Legion zur Ruhe kam, hatte sie mit ihrem kleinen Quintus gesprochen, ihn ausgefragt über ihren leiblichen Sohn Cato.

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