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"Io Saturnalia!" Diesen Satz konnte man an einem bestimmten Tag im römischen Kalenderjahr sehr oft hören - am ersten Tag des Saturnalienfestes sagte man ihn noch sehr oft und mit Begeisterung, danach nutzte sich jener Gruß ein wenig ab, bis er gen Ende der Feierlichkeiten in ein Genuschel mündete, das zwischen Betrunkenheit und der Notwendigkeit, wieder nüchtern zu werden (und damit einher gehender Übelkeit und anderen Unpässlichkeiten) schwankte. Doch der erste Tag der Saturnalienfeier war zumeist jener, den alle mit dem größten Vergnügen begingen, war man doch nahe dem neuen Jahr, hatte alle wichtigen Geschäfte abgeschlossen, und konnte sich auf eine Zeit der heiteren Unbeschwertheit freuen, in der alle Standesgrenzen überwunden wurden. Aus Herren wurden Menschen zum Anfassen, aus Sklaven jene, die getrost einige Tage lang auf der faulen Haut liegen konnten, ohne sich anstrengen zu müssen und ohne Strafe zu erwarten - eine Gesellschaft, die so sehr von ständischen Unterschieden und dem Beharren auf jenen geprägt war wie die römische, brauchte wohl bisweilen einige Tage, an denen man auch einmal abseits dieser ganzen Unterschiede agieren konnte und durfte. Zumindest waren dies die Gedanken Stratons, dem vilicus aus dem Haushalt des Flavius Aquilius, der gemeinsam mit seinem Amtskollegen Sciurus aus dem Haushalt des Flavius Gracchus das diesjährige Saturnalienfest vorbereitet hatte.
Genauer gesagt, hatten sich die beiden vilici die Arbeít dergestalt geteilt, dass Straton die strategische Planung übernommen hatte und Sciurus hilfreich zur Seite stand - immerhin war der Grieche noch nicht allzu lange in Rom und kannte die besten Händleradressen für die vorbereiteten Leckereien noch nicht, wusste auch nicht, wo man die passenden Arbeitskräfte anheuern konnte, aber durch Sciurus' Hilfe war dieser Plan recht schnell in die Tat umgesetzt worden.
So war die gesamte villa ansprechend geschmückt worden - die Zweige immergrüner Bäume hatte man in Vasen angeordnet und mit Leckereien behangen, wobei dem atrium und allen anderen der Repräsentation und der Familie dienenden Gemeinschaftsräumen ein besonderes Gewicht beigemessen worden war: Dunkelrote Bänder mit immergrünen Zweigen darin schmückten hier die Wände, verziert waren diese noch mit zusätzlichen Schleifen und daran herabhängendem Naschwerk in kleinen Beutelchen, sodass man nicht sofort wissen konnte, was sich darin befand, wenn man sich eines davon pflückte. Dies alles war für die Familie, die Sklaven und die erwarteten Gäste gleichermaßen bestimmt, und während sich im atrium zwei zusätzliche Tische befanden, auf denen Getränke in Krügen auf durstige Trinker warteten, waren das triclinium und das peristylium für eine größere Menge an Gästen vorbereitet.
Die Freien, die Sciurus und Straton als Bediente für die Vorbereitung und Servierung des Essens angeheuert hatten, trugen einfache weiße Tuniken, um sie überhaupt von den Gästen unterscheiden zu können - und ihr Preis war entsprechend auch exorbitant gewesen. Der Grieche selbst vermutete, dass durch die Arbeit während der Saturnalia so manche ärmere Familie Roms sich über den Winter brachte, und so hatten sie wohlweislich diejenigen ausgewählt, die noch einigermaßen kräftig wirkten und nicht zu gierig, schließlich legte man Wert darauf, zum einen die Abläufe gut erledigt zu wissen, zum anderen wollte man am Ende der Saturnalien nicht ohne Möbel dastehen. Selbst das Ferkel für das Hausopfer war angeschafft worden und hatte einer kritischen Musterung zweier Männer standhalten müssen, die es gewöhnt waren, Details zu beachten - und schließlich hatte sich Sciurus in seinen wohlverdienten Festtagsfeierabend verabschieden können, die Verantwortung lag nun bei Straton, dass alles funktionierte. Gern hatte er nicht auf seine freien Stunden während des Saturnalienfestes verzichtet, aber er wusste, dass das Geschenk seines Herrn dafür umso größer ausfallen würde, und einen Tag der Anstrengung konnte man dafür durchaus opfern, an den anderen Tagen würde es deutlich weniger zu tun geben, um für die Familie den Alltag aufrecht zu erhalten.
Zudem - ein Teil von Straton gefiel sich in der Vorbereitung und Planung, wenn er sich sicher sein konnte, dass auch alles so geschah, wie es geplant worden war. Letztendlich mochte er es, wenn ein Plan funktionierte, und er den restlichen Abend in vergnüglicher Betrachtung sehr vieler sehr unterschiedlicher Menschen verbringen konnte. Auch auf die Gäste war er gespannt, und schritt noch ein paar Mal durch die Räume, um zu kontrollieren, ob auch wirklich alles so angerichtet war, wie er es bestimmt hatte. Die Gäste und die Familie konnten kommen!