atrium | Die Saturnalienfeier der Flavier


  • "Io Saturnalia!" Diesen Satz konnte man an einem bestimmten Tag im römischen Kalenderjahr sehr oft hören - am ersten Tag des Saturnalienfestes sagte man ihn noch sehr oft und mit Begeisterung, danach nutzte sich jener Gruß ein wenig ab, bis er gen Ende der Feierlichkeiten in ein Genuschel mündete, das zwischen Betrunkenheit und der Notwendigkeit, wieder nüchtern zu werden (und damit einher gehender Übelkeit und anderen Unpässlichkeiten) schwankte. Doch der erste Tag der Saturnalienfeier war zumeist jener, den alle mit dem größten Vergnügen begingen, war man doch nahe dem neuen Jahr, hatte alle wichtigen Geschäfte abgeschlossen, und konnte sich auf eine Zeit der heiteren Unbeschwertheit freuen, in der alle Standesgrenzen überwunden wurden. Aus Herren wurden Menschen zum Anfassen, aus Sklaven jene, die getrost einige Tage lang auf der faulen Haut liegen konnten, ohne sich anstrengen zu müssen und ohne Strafe zu erwarten - eine Gesellschaft, die so sehr von ständischen Unterschieden und dem Beharren auf jenen geprägt war wie die römische, brauchte wohl bisweilen einige Tage, an denen man auch einmal abseits dieser ganzen Unterschiede agieren konnte und durfte. Zumindest waren dies die Gedanken Stratons, dem vilicus aus dem Haushalt des Flavius Aquilius, der gemeinsam mit seinem Amtskollegen Sciurus aus dem Haushalt des Flavius Gracchus das diesjährige Saturnalienfest vorbereitet hatte.


    Genauer gesagt, hatten sich die beiden vilici die Arbeít dergestalt geteilt, dass Straton die strategische Planung übernommen hatte und Sciurus hilfreich zur Seite stand - immerhin war der Grieche noch nicht allzu lange in Rom und kannte die besten Händleradressen für die vorbereiteten Leckereien noch nicht, wusste auch nicht, wo man die passenden Arbeitskräfte anheuern konnte, aber durch Sciurus' Hilfe war dieser Plan recht schnell in die Tat umgesetzt worden.
    So war die gesamte villa ansprechend geschmückt worden - die Zweige immergrüner Bäume hatte man in Vasen angeordnet und mit Leckereien behangen, wobei dem atrium und allen anderen der Repräsentation und der Familie dienenden Gemeinschaftsräumen ein besonderes Gewicht beigemessen worden war: Dunkelrote Bänder mit immergrünen Zweigen darin schmückten hier die Wände, verziert waren diese noch mit zusätzlichen Schleifen und daran herabhängendem Naschwerk in kleinen Beutelchen, sodass man nicht sofort wissen konnte, was sich darin befand, wenn man sich eines davon pflückte. Dies alles war für die Familie, die Sklaven und die erwarteten Gäste gleichermaßen bestimmt, und während sich im atrium zwei zusätzliche Tische befanden, auf denen Getränke in Krügen auf durstige Trinker warteten, waren das triclinium und das peristylium für eine größere Menge an Gästen vorbereitet.


    Die Freien, die Sciurus und Straton als Bediente für die Vorbereitung und Servierung des Essens angeheuert hatten, trugen einfache weiße Tuniken, um sie überhaupt von den Gästen unterscheiden zu können - und ihr Preis war entsprechend auch exorbitant gewesen. Der Grieche selbst vermutete, dass durch die Arbeit während der Saturnalia so manche ärmere Familie Roms sich über den Winter brachte, und so hatten sie wohlweislich diejenigen ausgewählt, die noch einigermaßen kräftig wirkten und nicht zu gierig, schließlich legte man Wert darauf, zum einen die Abläufe gut erledigt zu wissen, zum anderen wollte man am Ende der Saturnalien nicht ohne Möbel dastehen. Selbst das Ferkel für das Hausopfer war angeschafft worden und hatte einer kritischen Musterung zweier Männer standhalten müssen, die es gewöhnt waren, Details zu beachten - und schließlich hatte sich Sciurus in seinen wohlverdienten Festtagsfeierabend verabschieden können, die Verantwortung lag nun bei Straton, dass alles funktionierte. Gern hatte er nicht auf seine freien Stunden während des Saturnalienfestes verzichtet, aber er wusste, dass das Geschenk seines Herrn dafür umso größer ausfallen würde, und einen Tag der Anstrengung konnte man dafür durchaus opfern, an den anderen Tagen würde es deutlich weniger zu tun geben, um für die Familie den Alltag aufrecht zu erhalten.


    Zudem - ein Teil von Straton gefiel sich in der Vorbereitung und Planung, wenn er sich sicher sein konnte, dass auch alles so geschah, wie es geplant worden war. Letztendlich mochte er es, wenn ein Plan funktionierte, und er den restlichen Abend in vergnüglicher Betrachtung sehr vieler sehr unterschiedlicher Menschen verbringen konnte. Auch auf die Gäste war er gespannt, und schritt noch ein paar Mal durch die Räume, um zu kontrollieren, ob auch wirklich alles so angerichtet war, wie er es bestimmt hatte. Die Gäste und die Familie konnten kommen!

  • Fatigant waren jene Tage für das Mädchen, dass das Atrium betrat, unerträglich öde, denn ihr Herr war nicht in Rom und Dido hier, dabei war sie die Zeit zuvor keinen einzigen Tag von ihrem Herrn getrennt gewesen. Die anfänglichen Vorbehalte gegenüber ihrem Herrn waren damals schnell verschwunden, Kampfhund, Spiele und die Bevorzugung als Leibsklavin und Spielgefährtin hatten Dido schnell zur treuen und loyalen Dienerin von Serenus gemacht. Als sie all den Schmuck im Atrium sah, verzog das Mädchen angwidert das Gesicht. „Wie letztes Jahr...“, murmelte sie. Es entsann sie an das Fest, wo sie ihrem Herrn geschenkt wurde. Zum Glück musste sie keine trottelige Schleife im Haar tragen, damit sie auch als Geschenk wirkte. Prüfend musternd stolzierte das Mädchen, das keine zehn Jahre alt war, an dem Wandschmuck vorbei, ihre Hände hinter der grünen Tunika gefaltet, die ihr am Morgen von einer Sklavin hin gelegt worden war, wohl auf Geheiß jenes Mannes der Sklavenschaft, den Dido am Meisten verachtete. Die goldblonden Haare sorgfältig geflochten, wenn sich bereits auch schon die ein oder andere Strähne aus der Frisur löste. Sie war eben ein kleiner Wildfang. Die Beutel ließen die junge Dido verharren, sie reckte sich und streckte sich, strich mit ihren Fingern über den Stoff entlang, um zu Tasten, was dahinter war. Es war immer von Vorteil, wenn man sich schon im Vornherein ein Bild davon verschaffte, um das beste Geschenk zu erhalten. Dido spähte nach links und nach rechts, wähnte die Luft rein und sah sich nach einem geeigneten Gegenstand um. Sie zog einen flachen Tisch heran, räumte die Vase herunter und kletterte gewandt auf den Tisch. Damit war sie nun auch bedeutend größer, um in Höhe der Saturnalienbeutel zu stehen. Noch einmal gespäht, ob kein Sklave in der Nähe war, geschweige denn eine Herrschaft, mit einem tückischen Glitzern in ihren grünblauen Augen, dann griff sie zu einem der Beutel, öffnete den Verschluss und spähte hinein.


    „Ihhh...“, murmelte sie. „Was für ein blödes Geschenk!“ Sie knüpfte den Beutel zu. Und öffnete bereits den Nächsten. „Hm...lecker...“ Selbst wenn Süßes die junge Dido stets lockte, so hoffte sie auf den großen Gewinn. Einen Aureus gar. Manche in der Sklavenschaft behaupteten, in einem der Beutel wäre tatsächlich ein Solchiger versteckt. Schnell griff Dido in den Beutel, zog etwas vom Naschwerk heraus und stopfte ihn sich in den Mund. Krümel fielen auf ihre Tunika, etwas Honig blieb an ihrem Kinn hängen. Dido merkte es nicht, denn sie knüpfte hastig den Beutel wieder zu. Um gleich in den Nächsten zu spähen, auf der Suche nach einer Goldmünze oder etwas anderes Schönes. Gierig leuchteten ihre Augen. Darum bemerkte sie auch nicht die Schritte hinter sich....

  • Einerseits mochte Sciurus die Saturnalia nicht, da sie ihn seiner Existenzgrundlage beraubten, ihm seinen Sinn nahmen, andererseits war es die einzige Zeit im Jahr, während derer er völlig unbekümmert für einige Tage seinen eigenen Geschäften nachgehen konnte. Das Festmahl im Kreis der Familie jedoch war eine Angelegenheit, auf welche er gut und gerne hätte verzichten können, denn es gereichte allenfalls dazu, seinem Herrn zusehen zu dürfen, wie jener sich über die Maßen betrank, und sich eine Rüge einzuhandeln, falls er versuchen sollte, ihn davon abzuhalten, was sonstig seine Aufgabe war. Dass in diesem Jahr zudem nicht nur Flavier und ihr Hausstand am Mahl teilnehmen würden, sondern auch Claudier und Aurelier, mochte Sciurus' Laune nicht eben verbessern.
    Zumindest jedoch hatte Straton, der vilicus des Herrn Aquilius, ihm bei der Organisation des Saturnalienmahls hilfreich zur Seite gestanden und obgleich Sciurus auch diesen Sklaven nicht mochte - was kaum verwunderlich war, da Sciurus absolut niemanden auf der Welt mochte, so dass es bisweilen fraglich schien, ob er überhaupt zu solch einem Gefühl fähig war -, so hatte er ihn doch schätzen gelernt. Straton war ein Silberstreif am Horizont des verderbten Haushaltes des Aquilius, welcher es sich sonstig zur Lebensaufgabe gemacht zu haben schien, sämtliches minderwertiges Material vom Sklavenmarkt aufzukaufen und unter seiner Hand zu beherbergen. Seitdem jenes mediokeres Material sich in der Villa eingenistet hatte, hielt sich Sciurus aus den Angelegenheiten der anderen Haushalte heraus, trug nur noch Sorge für jene, welche den Haushalt seines Herrn oder übergreifend die gesamte Flavia betrafen, denn allein der Gedanke, sich mit dem armseligen Pack beschäftigen zu müssen, degoutierte ihn bereits.


    Da Sciurus einer der besser gestellten Sklaven des Hauses war, besaß er eine eigene Tunika, welche er an diesem Tage angelegt hatte. Als er das Atrium betrat, um zu prüfen, ob alles zu seiner Zufriedenheit vorbereitet war, streckte sich die kleine Dido gerade in die Höhe - auf einem Tisch balancierend - und stopfte sich den Inhalt eines Saturnalienbeutels in den Mund. Die Spuren auf der Tischplatte kündeten davon, dass dies nicht das erste Naschwerk war, welches diesen Weg genommen hatte. Lautlos trat Sciurus hinter sie, griff kaum einen digitus weit an ihrem Kopf vorbei und zog einen samtenen, rotfarbenen Beutel von einem der Zweige.
    "Bona Saturnalia." Er hielt den Beutel mit regungslosem Gesichtsausdruck Dido vor die Nase. Er wusste genau um den Inhalt des Geschenkes, denn er hatte den Beutel selbst dort angebracht, nachdem alle anderen Beutel dekoriert waren. Keine Münze war darin versteckt, denn für ein gepresstes Bildnis auf einem Stück Metall waren die Ausrichter der diesjährigen Saturnalien zu feinsinnig. Der Beutel barg eine kleine Statuette des Saturnus, aus purem Silber, und eingeschmolzen oder direkt versetzt mochte sie mehr wert sein als ein einzelner Aureus.
    "Verwahr es bei dir und zeig erst später am Abend, was Saturnus dir beschert hat. Und nun hör auf die Beutel zu plündern, gleich und gleich mag im Mund der Römer gleich klingen, doch gleich ist nie gleich und die Blöße, ihren Gästen leere Saturnalienbeutel aufzutischen, wird dich ungleich ungleicher als gleich machen, wenn die Tage der Gleichheit wieder vorbei sind."

  • "Toller Schuppen", wollte ich gerade zu Tilla sagen, mit der ich mich auf dem Weg hierher unterhalten hatte, doch als ich bemerkt hatte, daß wir hier längst nicht alleine waren, hielt ich mich dann doch mit meiner Meinungsäußerung zurück. Eines mußte man denen hier lassen, ihr Atrium hatten sie wirklich nett geschmückt. Eigentlich achtete ich normalerweise nicht so auf diesen Firlefanz. Lauter nette kleine Säckchen hingen überall herum. "He, guck mal Tilla, wie lustig. Die Säcken sollten wir uns später mal genauer ansehen!"Mit einem gerissenen verschwörerischen Blick führte ich meinen Blick von Tilla auf die Dekoration. Was da wohl so alles drin war? Das bedurfte einer genauen Inspektion. Später!


    Tilla hatte von einigen anderne Sklaven gesprochen, die hier lebten und die sie kannte. Außerdem "quatschte" sie mich schon seit Tagen wegen eines gewissen Luca Cnaeus voll, der hier auch wohnen sollte. Na toll, das würde sicher lustig werden. Von all denen die hier waren, kannte ich eigentlich nur die anwesenden Aurelier. Aber ich hoffte, das würde sich bald ändern. Nette Leute zu treffen, konnte schließlich nie schaden.
    Ich griff mir mal gleich zwei Becher mit verdünnten Wein ab und reichte Tilla einen davon. Schließlich hatten wir ja noch einiges vor uns.

  • Einer kleinen Prozession gleich hatten sich all jene des aurelischen Hausstandes, die Zeit und Muße gefunden und sich wohl genug befunden hatten, auf den kurzen Weg bis zum flavischen Anwesen gemacht. Bereits der Weg, den man der Einfachheit halber ebenso wie der Gemeinsamkeit wegen zu Fuß zurückgelegt hatte, waren Neckereien und Witze ausgetauscht worden. Geplant war, dass die heitere kleine Festgesellschaft - die Familie mit den engsten Sklaven - sich bei den Flaviern mit eben jenen und den Claudiern vereinte.


    Die porta war dieses Mal nicht von dem grimmigen Miesepeter besetzt, der sonst die Tür hütete und Bettler wie Unentschlossene davon fernhielt. Ich nannte den Namen meiner Familie, und sogleich wurden wir weitergeleitet. Die genauen Blicke des behelfsmäßigen ianitor bemerkte ich nicht einmal. "Dass du mir keine Schande machst", raunte ich Ursus zu, grinste dabei aber und schenkte ihm sogar ein scheinbar ausgelassenes Zwinkern. Kurz darauf nahm man und Mäntel und Umhänge ab, und unsere Mitbringsel wurden etwas abseits seicher verwahrt.


    Das atrium war prächtig dekoriert, wohin man sah, erblickte man Grün und viele kleine Säcklein. Einige Sklaven waren bereits anwesend, ich erkannte auch Aquilius' Sklaven, welcher rund zweitausend Jahre später gewiss mit Haarwachs und Bügelfalte ausgestattet gewesen wäre. Unsere Festgesellschaft strömte nun also in den Raum hinein, brandete seitlich am impluvium vorbei und kam dann zu einem Halt. "Bona Saturnalia!" grüßte ich einfach munter in die Runde aus bekannten und unbekannten Gesichtern.

  • Heute hatten sie allesamt frei. Keine Aufträge. Keine Aufgaben.


    Neben Caelyn gehend betrat sie die Villa und hoffte zugleich nicht allzu prompt auf den netten jungen Mann zu treffen, den sie aus diesem Hause kannte. Grüne Zweige mit dunkelroten Bändern und Dekoration wohin man sah, dann allein diese gefüllten Säckchen. Tillas Finger kribbelten vor Anspannung. Aufgeregt strich sie die Strähnen ihrer offen tragenden Haare au dem Gesicht und nickte Caelyn zu. Ja, ich habs gesehen. Sieht gut aus. Sie nahm den angebotenen Trinkbecher entgegen und schnupperte. Mhm.. nun durfte sie auch mal selbst Wein trinken. Über die Schulter linste sie zu den anderen Mitgliedern des aurelianischen Haushaltes. Wie der Zufall es so wollte, trug sie von keinem einzigen der anderen genau dieselbe Tunikafarbe. Moosgrün war ihre Tunika, mit ledernen Saumrändern gespickt. Am ebenfalls ledernen Gürtel hingen ihre Tafel samt stilus-Säckchen und ein Beutel mit diversem Kleinkram. Tilla liess den Blick schweifen, blieb an einem Mädchen hängen, welches soeben auf einem Tisch stand und einen roten Beutel gereicht bekam. So einfach war das? Tillas Jagdsinn erwachte. Komm... wir holen uns auch eines. stupste sie Caelyn an, strebte auch schon mit dem Weinbecher in der Hand los.

  • Zusammen mit den anderen Angehörigen des Haushalts war Ursus zur Villa Flavia gegangen, um mit den Flaviern und den Claudiern zusammen zu feiern. Weit war der Weg ja nicht, doch der kühle Wind machte Mäntel oder Umhänge doch erforderlich. Doch Ursus begrüßte die Kühle. Später, wenn der Alkohol seine Wirkung getan hatte, würde eben diese Kühle den Heimweg deutlich erleichtern.


    Am heutigen Tage konnte nicht mal die Anwesenheit des Onkels seine gute Laune trüben. Und auch die provozierende Bemerkung erwiderte er mit einem breiten Grinsen und seine Augen blitzten dabei übermütig. "Tz, wofür hast Du mich denn sonst mitgenommen?" Nein, am heutigen Tag konnte Corvinus ihn mit so etwas nicht auf die Palme bringen. Doch bevor der sich etwas einfallen lassen konnte, was ihm vielleicht doch die Petersilie verhagelt hätte, ging Ursus etwas auf Abstand, legte seinen Mantel ab und begab sich lieber in das geschmückte atrium.


    "Io Saturnalia", wünschte Ursus den bekannten und unbekannten Menschen, die hier bereits versammelt waren, und lächelte fröhlich. Sein Blick suchte vor allem die Gastgeber, die sich ja sicher auch hier irgendwo herumtrieben.

  • Zitat

    Original von Tilla Romania
    Tilla liess den Blick schweifen, blieb an einem Mädchen hängen, welches soeben auf einem Tisch stand und einen roten Beutel gereicht bekam. So einfach war das? Tillas Jagdsinn erwachte. Komm... wir holen uns auch eines. stupste sie Caelyn an, strebte auch schon mit dem Weinbecher in der Hand los.


    Meine Augen blitzten, meine Finger juckten, eine Stimme in mir sagte zu mir "will auch haben!". Das ließ ich mir nicht zweimal sagen! Ich nickte Tilla zu. "Ja, dann nichts wie los! Ich will auch so eins haben, oder vielleicht auch zwei oder...drei."Die Kleine hatte zwar etwas enttäuschend dreingeschaut, nachdem sie das Säckchen geöffnet hatte. Doch das sollte mich nicht stören. Zusammen mit Tilla pirschten wir uns auch zu besagtem Tisch und grinsten freundlich, auf das man uns auch so ein Säcken reichen würde.

  • Eigentlich wollte ich diesem Fest fernbleiben. Ich hatte alles andere, als einen Grund zum feiern! Doch ich wollte durch meine Abwesenheit niemand vor den Kopf stoßen.
    So kleidete ich mich an diesem Tag mit einer besseren Tunika, die in nachtblau gehalten war. Am Saum hatte ich eine schmückende Bordüre angebracht. Mein Haar trug ich wie gwohnt, hochgesteckt. Ich sah so aus wie immer. Nur das Gesicht, das mir im Spiegel entgegenschaute, würde wohl niemandem gefallen.
    Mein Teint war blaß, meine Wangen eingefallen. Die letzten Tage hatte ich kaum gegessen. Ich brauchte nichts, ich wollte nichts.


    Wie ein Dieb, schlich ich mich durch die Villa, bis ich schließlich das Atrium erreicht hatte. Es waren schon einige der geladenen Gäste anwesend. Einige kannte ich noch von den beiden letzten Festen in der Villa Aurelia. Doch ich wollte unbemerkt bleiben und regte mich nicht, machte keine Anstalten, jemanden zu begrüßen. Ich wollte unsichtbar bleiben, nur kurz vorbei schauen, um dann auch ganz schnell wieder zu verschwinden. Bridhe, der Geist.
    Doch meine größte Sorge war, wie ich reagieren sollte, wenn ich Severus zufällig sehen würde. Eigentlich war ich darauf bedacht, ihm nicht über den Weg zu laufen. Doch hier, bei der Masse der Mesnschen konnte man leicht die Übersicht verlieren.

  • Die hin udn her wandelnden Menschen, die noch anwesend waren, versperrten ihr den Blick auf die Säckchen. Noch einmal über die Schultern hinweg sehend, sah sie, dass Caelyn ihr folgte. Tilla zwinkerte ihr zu und wandte sich wieder dem Ziel. Nanu.. wo kam die denn jetzt her, diese nachtblaue Tunika? Die war doch eben noch nicht da gewesen! Wer war denn das? Die Mutter Neros aus Hause Claudia? War sie auch hier? Gar mit Nero anwesend?


    Tilla blieb abrupt stehen, liess den Blick höher wandern und musterte das blasse Gesicht. Aber? DAS war doch nicht Bridhe? DIE Bridhe die sie schon getroffen hatte. Sie stellte den Weinbecher, der nun nur noch lästig war, einfach auf dem Boden ab und strebte auf Bridhe zu. Du meine Güte, sie hatte sich aber ganz schön verändert! Hej... begrüßte sie diese und umarmte sie sogar ganz spontan. Vergessen für den Moment waren diese anziehenden Säckchen. Jetzt wollte sie die junge Frau begrüßen. Tilla lächelte Bridhe verschmitzt an, wurde aus irgendeinem Gefühl und angesichts deren blassem Gesicht wieder ernst. Wir sind gerade zur Türe reingekommen. Schön, dich zu sehen. Wie geht es dir? 'sprudelte' Tilla nach der Löslösung von Bridhe los.B-R-I-D-H-E - C-A-E-L-Y-N Tilla stellte die beiden jungen Frauen einander vor, sah von der einen zur anderen auf.

  • Zitat

    Original von Sciurus
    ...


    Honigsüß zerrann das nächste Gebäck auf Didos Zunge, die für kulinarische Genüsse immer zu haben war, aber mehr die Quantität als die Qualität schätzte, selbst nach all die Zeit, wo sie keinen Hunger leiden und nicht mehr nur den mageren Brei der einfachen Sklaven und Kinder ertragen musste. Denn seitdem Dido mit Serenus aß, gab es nur feine Sachen, außer diesen elenden Gerstenbrei, den ab und an auch Serenus zu sich nehmen musste. Genüsslich kaute Dido auf einer honiggetränkten Nuss herum und wollte weiter ihren Elsterraubzug durch die Beutel angehen als eine Hand sie davon abhielt, die nahe ihrem Kopf einen der Beutel von den grünen Zweigen pflügte. Dido, meist nicht um eine dreiste bis manchmal glaubhafte Ausrede arm, wandte sich um und wollte schon ein Sprüchlein bringen, der jedoch im Keime erstickt wurde als sie gewahr wurde, wer denn hinter ihr stand. Der große Sciurus persönlich und er richtete das Wort an sie. Sie, die kleine Dido. Jegliche Worte wie: 'Ich wollte nur nach dem Rechten sehen.', 'Die Beutel hingen schief!' bis hin zu 'Ich dachte, ich hätte da oben eine Ratte gesehen!' schwanden im Abgrund, wurden überdeckt von der Ehrfurcht und dem Respekt, den Dido gegenüber jenem Sklaven verspürte. Große Bewunderung glitzerten in Didos Augen und sie wußte, dass jegliche Ausreden hier völlig fehl am Platz waren, denn Sciurus war...nun, er war nun mal Sciurus und den konnte man nicht so einfach austricksen oder an der Nase herum führen. Darum versuchte Dido so etwas dummes, wie sie befunden hätte, gar nicht erst. Andächtig lauschte Dido den Worten von Sciurus, als ob ein Prophet sich herab gelassen hatte, ihr einer seiner großen Weisheiten und Erleuchtungen mitzuteilen. Dido verstand jedoch kaum ein Wort davon, versuchte jedoch jedes genau sich einzuprägen. Gleich und gleich...ungleicher als gleich, wenn die Tage der Gleichheit vorbei waren. Das musste etwas eminent wichtiges sein. Dido nickte konzentriert, hielt den Mund fest geschlossen, denn sie wollte keinen dämlichen Eindruck hinterlassen, nun, wo Sciurus sie einmal wahr genommen hatte, mit Wort und Tat.


    „Bona Saturnalia.“, erwiderte sie den Gruß und suchte darin einen gefügig- gehorsamen Unterton zu vermengen, aber es war mehr ein ehrfürchtiges Hauchen als ob der Hausherr persönlich vor ihr stehen würde. Aber in gewisser Weise tat er das auch, war doch Sciurus der Herr der Sklaven hier in der Villa, wie Dido fand. Und Dido würde jeden Befehl von ihm prompt und ohne Murren ausführen, den sie wollte von dem Sklaven alles lernen, alles von ihm aufsaugen und ihm nacheifern, damit sie eines Tages auch so gefürchtet wurde wie jener Germane, der ungermanischer nicht mehr sein konnte. Sprachlosigkeit hielt Dido umfangen als sie den Beutel entgegen nahm und eilends dem Befehl von Sciurus nach kam. Sie ging in die Hocke, stützte sich auf dem Tisch ab und rutschte hinab. Den Beutel hielt sie wie einen kostbaren Schatz an sich gepresst, musste ihn dann jedoch schnell an ihren Gürtel klemmen, um mit beiden Händen wieder die große Vase auf den Tisch zu stellen. „Danke.“ Didos grüne Augen, mit dem Stich ins Blaue, sahen zu Sciurus hinauf. Sie wollte noch etwas sagen, was nicht allzu dumm klang, aber so eloquente Worte wollten ihr nicht einfallen. Womöglich war doch ein Sinn darin zu finden, mit ihrem Herrn mitzulernen, wenn er den Hauslehrer bei sich hatte. „Als Sklave darf man nie seinen Platz vergessen. Auch heute nicht.“ Dido suchte schnell noch nach einigen passenden Worten. „Es tut mir Leid.“ Solche Worte entschlüpften Dido nicht grundlos, sie entschuldigte sich niemals, wenn sie es nicht als taktisch kluge Waffe benutzen konnte oder wenn sie es wirklich, wirklich so meinte.


    Aus den Augenwinkeln bemerkte Dido, dass ein anderer sehr bekannter Sklave des Haushaltes eintrat, Hannibal. In einer dunkelgrünen Tunika gekleidet, schlicht und mit einem abwesenden Blick, übermüdet und mit glanzlosen Augen, all diese Details nahm Dido wahr, denn sie hasste Hannibal genauso wie sie Sciurus verehrte. Sie bemerkte den Blick, den Hannibal ihr zuwarf und dann auch Sciurus neben ihr bemerkte. Mit Genugtuung registrierte Dido, dass Hannibal etwas betroffen wirkte. Triumphal wandte sie sich Sciurus weiterhin zu, fühlte einen Genuss darin, dass sie damit den anderen Sklaven treffen konnte. „Sciurus?“, fragte Dido. Suchte danach, sich etwas größer zu machen. „Mein Herr wird für einige Zeit fort sein und ich weiß noch nicht, wann ich nachkommen soll. Und da habe ich mich gefragt...nun...“ Dido zögerte, denn ihr Mut schwand mit jedem Wort, aber sie wollte auf keinen Fall, dass Sciurus sich desinteressiert von ihr abwandte. „...ob ich vielleicht für Dich etwas tun kann...ich meine arbeiten oder so...Aufträge erledigen, was auch immer...“ Enthusiastisch leuchteten ihre Augen, während es in ihr erbebte, in der Erwartung eine Absage zu bekommen oder gar tatsächlich Sciurus kleiner Handlanger werden zu dürfen. Die anderen Gäste bemerkte Dido auch, denn das Atrium füllte sich zusehends.

  • Zitat

    Originale von Caelyn, Tilla, Bridhe, Corvinus und Ursus


    Beschwingte Leichtigkeit, euphorische Freude, harmonischer Weltfrieden, das goldene Zeitalter - die Saturnalia hätten wahrhaftig erhebend können sein, wäre nicht jener marginale Makel, dass der Mann von Welt sich an diesem Tage um alles selbst musste bemühen. Dies begann bereits früh am Morgen mit der Schwierigkeit bei der alltäglichen Reinigung Regionen des Leibes zu erreichen, zu deren Erreichung die Natur den Menschen nicht hatte mit dem rechten Werkzeug ausgestattet, so dass er sich umständlich biegen und beugen musste, zudem Regionen, welche dem Menschen nicht gegeben waren an sich selbst zu blicken, so dass schlussendlich immer ein leiser Zweifel blieb, ob sie tatsächlich von jedem Schmutz befreit waren. Wohl hatte sich aus diesem Grunde die Kleidung etabliert, doch mit der Umhüllung des Körpers nahmen die Unzulänglichkeiten des Lebens nur ihren Fortgang. Natürlich konnte Gracchus seine Schuhe selbst schnüren, doch tatsächlich hatten die ledernen Bänder trotz jeglicher Sorgfalt gar immer den Hang dazu, sich wie von Geisterhand zu entwirren und im Laufe des Tages schlaff zur Erde hinab zu hängen, was ihm überaus unangenehm war. Bevor er sich dem Festgeschehen darum hingab, prüfte er noch einmal kritisch seine Erscheinung, soweit dies möglich war, auch und insbesondere die Schnürung der Schuhe, und überprüfte den Sitz des filzenen pilleus auf seinem Kopf. Im Grunde waren die Saturnalia ein insipides Fest, er stellte dies jedes Jahr erneut fest, eine Farce zudem. Es fehlte nurmehr, dass der Gastgeber sich einen falschen Bart in sein Gesicht klebte, um seine Geschenke zu verteilen - zumindest das permanente Lächeln wäre dahinter nicht vonnöten. Im Atrium hatten sich bereits Gäste aus fremdem Hause eingefunden als Gracchus jenes betrat, ein kleines linnenes Säckchen in seinen Händen, und auf die ersten Personen zustrebte. Sklavinnen zweifellos, denn mochten jene auch noch so prächtige Gewänder tragen und ihr Gesicht hinter Schminke und Schmuck verstecken, Haar und Haut einer Patrizierin waren ein Gut lebenslanger Pflege. Dennoch, es war ihr Fest, weshalb Gracchus Caelyn, Tilla und Bridhe eine formvollendete Verbeugung angedeihen ließ und nicht annahm, ein Gespräch zu unterbrechen, da kein Wort augenblicklich gesprochen wurde.
    "Bona Saturnalia, holde Damen! Wäre dies nicht das Fest des Saturnus, sondern jenes der Venus, wir hätten bereits die Schönheit zu verehren gefunden. Indes, gestattet mir die Ehre, euch diese Geschenke im Geiste der Saturnalia überreichen und euch in diesem Hause begrüßen zu dürfen."
    Er zauberte drei tönerne sigillaria, kleine Figuren, aus seinem Beutel, welche ein Pferd, einen Bären und eine Katze darstellten und reichte je eines davon Caely, Tilla und Bridhe.
    "So ihr einen Wunsch habt, heute Abend, so lasst es mich nur wissen, es wird mir eine auszunehmende Freude sein, ihm zu entsprechen. Und nun, fühlt euch ganz wie zuhause"
    , er hielt inne und hob beschwichtigend die Hand.
    "Mitnichten, fühlt euch als königliche Gäste in diesem Palast, und verzeiht meine Eile, doch ich bin ohnehin nur ein unbedeutendes Blatt im Wind dieser Tage."
    Mit einer weiteren Verbeugung zog Gracchus weiter zu den nächsten Gästen, zwei Herren, welche ihm durchaus bekannt waren, beide aufgrund ihrer Amtszeiten im Cursus Honorum, und ob dieser Tatsache es ihm weit schwerer fiel, dem unbeschwerten Geiste der Saturnalia zu entsprechen. Auch hier deutete er eine leichte Verbeugung an, sich im Geiste gemahnend, die beiden nicht mit dem nomen gentile anzusprechen. Alles in ihm widerstrebte und sträubte sich gegen diese für seinen Geschmack viel zu persönliche Anrede, doch Brauch war Brauch und Tradition Tradition, es gab nichts daran zu rütteln.
    "Bona Saturnalia, Corvinus! Bona Saturnalia, Ursus! Gestattet auch ihr mir die Ehre, euch im Geiste der Saturnalia in der flavischen Familie willkommen zu heißen und diese kleinen Aufmerksamkeiten euch angedeihen zu lassen."
    Erneut griff Gracchus in den Beutel, welchen er in einer Hand hielt, und holte daraus nacheinander zwei Tonfiguren hervor, ein Vogel war es für Ursus, eine Maus für Corvinus. Ein Wink folgte zu einem der Freien, welche an diesem Tage die Herren und Sklaven bedienten, und welcher sogleich mit einem Tablett mit Bechern verdünnten Weines heran trat.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Upps! Beinahe wären wir zusammengestoßen! Heh, so viel hatten wir doch gar nicht getrunken! :D
    Tilla blieb plötzlich stehen und beobachtete eine Frau, die gerade aufgetaucht war. Sie war fein gekleidet. Ob das auch ´ne sklavin war? Die sah irgendwie komsch aus. So blaß. War die etwa krank?
    Was war denn jetzt los? Tilla sprang sie regelrecht an und umarmte sie sogar. Kannte sie die etwa?
    Naja, sie hatte ja erzählt, sie würde einige von denen kennen. Dann begann sie, auf sie einzugebärden :D.
    Aha! Bridhe hieß sie. Bridhe,...Cadhla... Mußte wohl auch eine aus Britannien sein!
    Ich grinste erst mal freundlich. Doch diese Bridhe sah nicht so danach aus, als ob sie gleich in Begeisterung ausbrechen würde.
    "Salve, ich bin Caelyn! Ich bin zusammen mit Tilla hier. Ihr kennt euch wohl schon." redete ich auf sie ein und unterstrich dies mit einem breiten Grinsen.

  • So stand ich da in meiner Trübsal und konnt mich an nichts erfreuen. Plötzlich fingen meine Augen ein überschwengliches lächelndes Gesicht ein. Tilla, gefolgt von einer mit unbekannten blonden Frau, kam auf mich zu gelaufen und umarmte mich herzlich. Ich wußte erst nicht, wie mir geschah und sie packte all ihre Freude in ihre Gebärden. Dabei stellte sie mir auch ihre Begleiterin vor, Caelyn. Gleich darauf begann auch Caelyn zu sprechen.


    Salve Caelyn! Ja, Tilla und ich sind uns schon einige male begegnet.sagte ich kurz und versuchte zu lächeln.


    In diesem Augenblick kam uns der Hausherr entgegen und begrüßte uns auf ungewohnt freundliche Art und Weise. Dann beehrte er uns auch mit einem kleinen Geschenk. Ich bedankte mich freundlich und nahm es entgegen. Gleich darauf entschwand er auch schon wieder und wendete sich den anderen Gästen zu.
    Dieses Fest war so eigenartig. Gestern noch wäre all dies nicht möglich gewesen. Das war so unbegreiflich für mich und sicher würde ich dies auch nie ganz verstehen.


    Ist Cadhla auch hier? fragte ich Tilla, um ein Gespräch aufzubauen.

  • Dieser Tage konnte ich mich weder auf die Saturnalien freuen noch an ihnen erfreuen, zu viele Dinge gingen mir im Kopf herum, zu viele Sorgen, die sich nicht hatten durch die friedliche Feststimmung beseitigen lassen - und so hatte ich mich eher minder begeistert angekleidet, eine weinrote tunica ohne jegliche Verzierungen für das Fest der Familie angelegt und auf den üblichen patrizischen Elfenbeinhalbmond am Fußgelenk verzichtet. Ich vermisste dieses Zeichen meines Standes nicht, und im Grunde würde ich es wohl auch oft genug zuhause liegen lassen, würde mich nicht Straton zumeist daran erinnern, bevor ich zur salutatio schritt. Aber die Saturnalia waren frei von Veranstaltungen dieser Art und ich hatte die Gelegenheit genutzt, das öffentliche Opfer zu schwänzen und lange auszuschlafen, ein Luxus, den ich mir seit langer Zeit nicht mehr gegönnt hatte. Dennoch, geschlafen hatte ich nicht besonders gut, entsprechend wenig sonnig war auch meine Laune am ersten Saturnalien-Festtag dieses Jahres. Seufzend holte ich aus einer Truhe die verpackten Geschenke hervor, die ich später noch überreichen würde, und machte mich auf den Weg ins atrium, das ich schon erstaunlich gut gefüllt vorfand.


    Lauter hübsche Frauen, die ich nicht kannte, die aber fremdartig genug aussahen, um klarzumachen, was sie an den anderen Tagen dieses Jahres waren - Bridhe schien die ein oder andere zu kennen, also ließ ich sie sich begrüßen und hielt auf Gracchus zu.
    "Io Saturnalia, Vetter!" entbot ich ihm meinen Festtagsgruß und musste doch lächeln, er wirkte fröhlicher als sonst und irgendwie ein bisschen überdreht - Gracchus hatte ich zuletzt in Achaia bei diesem Fest erlebt und hier wirkte er ausgesprochen fremd auf mich. "Bona Saturnalia, Corvinus et Ursus," wünschte ich gleich noch zu den beiden anderen Männern, die sich bisher eingefunden hatten, und überlegte, den Abend gleich mit einem Becher starken Weins zu beginnen, um ihn schadlos zu überstehen.

  • Die Saturnalien. Bei seinen früheren Besitzern hatte man sich an diesen Festtagen meist damit begnügt, ein kurzes Opfer darzubringen und die Sklaven der Familie mit etwas Geld ausgestattet in die nächste taverna zu schicken. Aber es bestand wohl doch ein Unterschied, ob man dem Hausstand eines Kaufmannes oder dem der villa flavia angehörte. Hier schien das eine große Sache zu sein.


    Micipsa überflog schnell das Geschehen mit den Augen. Von den anwesenden Personen kannte er eigentlich nur seinen dominus und die anderen Mitglieder von Aquilius' Dienerschaft: Straton und Bridhe natürlich.
    Da aber das stumme Sklavenmädchen vom Markt auch anwesend war, musste es sich bei den Gästen wohl mehrheitlich um Leute aus dem Hause der Aurelier handeln.


    Nun, gegen den ein oder anderen Becher Wein war nichts einzuwenden.
    Er nahm also einen großen Schluck und verschluckte sich fast vor Überraschung.
    Die Hausherren konnten es sich offensichtlich leisten, selbst für so einen Anlass einen recht ordentlichen Wein aufzutischen. Ihm konnte es recht sein. Je besser der Wein, desto geringer die Kopfschmerzen, die ihn am nächsten Morgen sicherlich heimsuchen würden.

  • Eher widerwillig war Prisca der Einladung zur Feier der Saturnalien gefolgt. Nicht weil sie die Flavier nicht mochte - nein ganz im Gegenteil - sondern weil sie dieser Feierlichkeit an sich nichts abgewinnen konnte. Geheuchelte Verbundenheit mehr nicht, dabei gönnte Prisca es den Sklaven sogar, sich wenigstens einen Tag lang als Freie fühlen zu dürfen. Am wenigsten vermisste sie dabei die eigene Bequemlichkeit. Anziehen und frisieren konnte sie sich schliesslich auch alleine ... wer bin ich denn? ein patrizisches Püppchen vielleicht, dass sich alleine nicht zu helfen weiss? ... Nein, immer mehr lehnte sie sich gegen diese Zwänge und Erwartungen auf, die an sie gestellt wurden. Leben und geniessen wollte Prisca, was sonst sollte das Leben schließlich noch für sie bereit halten? ...


    ... Nichts! ... Um mit ihrer schlechten Laune den Anderen nicht die Lust am feiern zu verderben, hielt sich Prisca bewusst zurück. Sie trug eine einfache blaue Tunika, hatte absichtlich keinerlei Schmuck und Schminke angelegt und das Haar hatte sie sich selbst zu einem einfachen Zopf geflochten. ... Was schert mich heute mein Äußeres ... Ihrer Familie zu Liebe war sie mit gekommen und sobald als möglich, würde sie sich wieder zurück ziehen. Kopfschmerzen wären wohl die beste Ausrede und um sie zu möglichst rasch zu bekommen, gönnte sich Prisca gleich nach der Ankunft einen Becher mit unverdünntem Wein. Zwar musste sie sich an den ungewohnten Geschmack erst gewöhnen, aber tapfer trank sie den Becher in einem Zuge leer. ... schon sah die Welt ein wenig rosiger aus ...

  • Daß der Kindliche Kaiser die Feierlichkeiten der Flavier mit seinem kurzen Besuch ehrt, sollte eine Überraschung sein. Bevor er, als Nachfolger des Platonischen Priesterkönigs, sich in die staatstragende Position des Iota im Wort "epiousios" - oder eben "epousios", wie es die Vertreter der Depravierten Diogenetentums irrigerweise lehren, mit den Sodales Philosophici vertieft, will Der Heilige der Kommenden Tage die Gelegenheit der Saturnalien nutzen, mit den einfachen Menschen Seines Reiches in Kontakt zu kommen, fernab vom starren Zeremoniell des Großen Hofes.


    12 Herolde, in das Weiß der Unschuld und das Rot des Lebens gekleidet, schreiten dem Zug voran, ihnen beigegeben 12 Liktoren, danach 36 Knaben aus der Kaiserlichen Familie, gekleidet in golddurchwirkte Tuniken mit goldenen Bändern um die Stirn, 36 junge Tänzerinnen, nur geschmückt mit einem handbreiten Streifen aus grober Schurwolle mit Silberfäden. Sechs gallische Trompeter und sechs nubische Schlagwerker folgen - und leiten ein zu den vierundzwanzig Paladinen der Secreta und dem Vorsteher des Kaiserlichen Haushalts. Die Sieben von Theben, die persönliche Leibwache des Kindlichen Kaisers beschützt die vier Ehefrauen des Glanzvollen & Erhabenen, in deren Mitte Dieser Selbst schreitet, schwebt.


    Alles in allem also ein kleines und intimes Gefolge, die Parva Processio mit zwölf mal zwölf Mitgliedern.
    Huldvoll lächelte Der, in Dessen Reich die Sonne niemals untergeht und winkt leicht mit der milchweißen Hand.


    'Wenn ich doch nicht immer ...' das Bad mit den Ölen und die Waschung mit der Eselsmilch war entspannend und erfrischend gewesen, mein Festtagsstaat lag gebügelt und fleckenrein bereit, was konnte schiefgehen? Wo habe ich Zeit verschleuder? Ach, immer das gleiche, dieser Haushalt braucht jemanden, der die Zeit ausruft, in festen Abständen vielleicht "Kuckuck" ruft oder irgendwas anderes.


    Jedenfalls komme ich nun langsam und bedächtig aus den privaten Fluren des Hauses ins Atrium. Es duftet und glänzt, eine kleine Insel der Seligen. Vor Aufregung und Vorfreue konnte ich heute Nacht nur wenig schlafen, ich bin aufgedreht und schon wenige Blicke verraten, daß ich mich viel zu wenig gefreut hatte, angesichts dessen, was sich mir bietet. Viele Leute sind schon da, die wenigsten kenne ich. Ob ich Personal und Patrizier unterscheiden kann? Wahrscheinich bilden sie Grüppchen, wenn ich einen kenne, dann gehört der Rest zu ihm. Ob Helena auch kommt? Wollene Leibchen verschenkt hat? - Wo habe ich meine Geschenke? Ich taste an meinen Beutel unter der Toga, ein unverzichtbarer Gegenstand, will ich nicht die Taschen meiner Tunika mit angebissenen Würsten, Bindfäden, den Federn eines toten Sperlings, ein paar Notizpapyri, einem alten Federkiel, einem neuen Stilus und einer verschrumpelten kleinen Orange völlig ausbeulen.

  • Fiona war mit einigen andern claudischen Sklaven im Atrium angekommen, das bereits von Gästen und Bewohnern der flavischen Villa bevölkert war.
    Sie erblickte Ursus, mit dem sie am Samhainfest eine angeregte Diskussion geführt hatte. Doch sie erblickte auch die kleine Tilla, die in Begleitung mit einer unbekannten Frau war. Vielleicht handelte es sich dabei um eine neue Sklavin der Aurelier. Da war auch noch Bridhe, die heute gar nicht so gut aussah. Sie war sehr blass und schaute auch sehr unglücklich aus. Sie fragte sich, was mit ihr geschehen war, damit sie sich an den Saturnalien nicht freuen konnte.


    Schließlich wandte sie sich lächelnd zu ihrer Freundin Minna. "Schau nur, Minna, es sind schon einige bekannte Gesichter anwesend, komm laß uns ins Getümmel stürzen. Doch zuerst sollten wir uns um etwas zum Trinken besorgen."
    Kaum hatte sie das gesagt, griff sie auch schon zu zwei Bechern, gefüllt mit Wein und gab der Freundin einen davon.

  • Zitat

    Originale von Manius Flavius Gracchus, Bridhe


    Oh, die Blasse sprach mit mir und sie lächelte sogar, ein wenig! Doch kaum wollte sich ein Gespräch entwickeln, da wurden wir alle auf wundersame Weise beschehrt! Ein Mann, der uns nicht nur wohlmeinende Worte schenkte, sondern uns auch noch drei tönerne Figürchen überließ, näherte sich uns. Eigentlich wollte ich schon vorlaut "den Bären nehm ich" rufen. Aber ich konnte mich gerade noch so beherrschen. Stattdessen lächelte ich brav und antwortete "Dankeschön!"Doch den Bären hatte ich mir trotzdem gleich abgegriffen. Klar, paßte ja auch zu mir :D!
    So schnell, wie der gute gekommen war, war er auch wieder weg, was uns allerdings nicht stören sollte. Ich grinste nur und flüsterte zu Tilla und Bridhe: "Wer war das denn? Kennte den jemand von euch?"
    Ich hatte so das Gefühl, hier würde keine Stimmung aufkommen, wenn nicht endlich einer anfangen würde, etwas zu erzählen. Das war ja echt schlimmer, als auf´ner Beerdigung! Also kramte ich in meiner Smalltalk-Tasche nach und wurde auch fündig.
    "Ja also Bridhe, ist das eigentlich ein britannischer Name, so wie Cadhla?" fragte ich interessiert, um das Mädel etwas aufzumischen. So wie die dreinschaute, mußte ja die Milch sauer werden.

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